Description: [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LUA-BILANZ TIERGESUNDHEIT & TIERSEUCHEN Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2021 © Nicman / Pixabay Tierseuchenüberwachung - Bilanz 2021 Geflügelpest hält Behörden in Atem Die Tierseuchenüberwachung in Rheinland-Pfalz war 2021 geprägt vom Auftreten der Geflügelpest zu Beginn und gegen Ende des Jahres. Dabei trat die Seuche sowohl bei Wildvögeln als auch in ei- nem Hausgeflügelbestand und in einer zooähnli- chen Einrichtung auf. Das zeigt sehr anschaulich, dass eine einzelne Tierseuche massive Auswirkun- gen auf eine gesamte Tierpopulation haben kann. Andere Seuchen wie etwa Salmonellosen oder die Tularämie sind ebenfalls von großer Bedeu- tung, weil sie ein erhebliches zoonotisches Poten- zial besitzen. Das heißt, sie können wechselsei- tig zwischen Tier und Mensch übertragen werden. Darüber hinaus können Erkrankungen, die bei Wildtieren auftreten, auch erhebliche Auswir- kungen auf Nutz- und Heimtiere haben. Eine der wichtigsten Aufgaben des Landesuntersuchungs- amtes (LUA) ist es deshalb, auftretende Seuchen, Zoonosen und andere Erkrankungen möglichst früh nachzuweisen, deren Bekämpfung effektiv zu gestalten und kreisübergreifend zu koordinieren. Das LUA ist in Rheinland-Pfalz die zentrale Ein- richtung für die Diagnostik der nach dem Tierge- sundheitsrecht gelisteten Tierseuchen sowie von Zoonosen und sonstigen Erkrankungen. Die (dif- ferenzial-)diagnostischen Untersuchungen an Pro- ben erkrankter oder verendeter Tiere zur Fest- stellung oder zum Ausschluss des Vorliegens von Seuchen werden ergänzt durch Untersuchungen im Rahmen von Sanierungs- und staatlichen Mo- nitoring-Programmen. Darüber hinaus wird durch sogenannte Handelsuntersuchungen gewährleis- tet, dass nur gesunde Tiere in andere Betriebe ver- bracht werden. Dieses System ermöglicht es, den Gesundheitsstatus der Nutz- und Wildtierpopula- tion ständig zu überwachen und den Gesundheits- schutz für Mensch und Tier zu gewährleisten. Im Jahr 2021 wurden im Rahmen der Tierseuchen- diagnostik insgesamt 246.741 Proben untersucht. Da viele Proben auf verschiedenen Parameter und mit unterschiedlichen Methoden untersucht wer- 2 den müssen, ist die Zahl der tatsächlich durchge- führten Untersuchungen wesentlich höher. Von besonderem Interesse sind dabei die Nachweise von Tierseuchen, die aufgrund ihrer wirtschaftli- chen und gesundheitlichen Bedeutung für die All- gemeinheit meist staatlich bekämpft werden und Tierkrankheiten, deren Vorkommen statistisch er- fasst wird, um einen Überblick über deren Häufig- keit und Verbreitung zu erhalten. Als Ergänzung verfügt das LUA über spezialisier- te Tiergesundheitsdienste für Rinder, Schwei- ne und kleine Wiederkäuer, die die Landwirte vor Ort zu hygienischen und artgerechten Haltungs- bedingungen beraten. Darüber hinaus ist im LUA die Fachaufsicht in den Bereichen Tierseuchenbe- kämpfung, Tierschutz und tierische Nebenproduk- te als Schnittstelle zwischen dem Ministerium und den Kommunen angesiedelt. Sie sorgt unter ande- rem dafür, dass die geltenden Rechtsnormen vom rheinland-pfälzischen Veterinärwesen einheitlich ausgelegt und vor Ort umgesetzt werden. Besondere Bedeutung kommt den sogenann- ten Zoonosen, den wechselseitig zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionen, zu. Hier- zu zählen zum Beispiel die Salmonellen, bakteri- elle Infektionserreger, die meist im Rahmen von differenzialdiagnostischen Untersuchungen zur Feststellung der Erkrankungs- oder Todesursache festgestellt werden. Die Erreger wurden im Jahr 2021 bei einer breiten Palette von Tierarten nach- gewiesen: Betroffen waren sowohl Nutztiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Pferde und Hausgeflü- gel als auch Heimtiere wie Katzen und Reptili- en. Darüber hinaus wurden Salmonellen auch bei Gatterwild sowie einem Zootier festgestellt. Als Hauptreservoir der Salmonellen gelten Tie- re. Diese erkranken zwar nur selten klinisch, kön- nen die Erreger aber über längere Zeit ausschei- den und damit unerkannt weiterverbreiten und die Umwelt kontaminieren. Ihre hohe Wider- standsfähigkeit gegen äußere Einflüsse ermög- licht den Bakterien dort ein langes Überleben. Landwirtschaftliche Nutztiere und die daraus er- zeugten Lebensmittel tierischen Ursprungs ste- Gehören im Landesuntersuchungsamt zur Routine: Untersuchung auf die Erreger der Geflügelpest. © LUA 3 hen an der Spitze der möglichen Infektionsursa- chen des Menschen. Dessen Infektion erfolgt in der Regel über die Aufnahme kontaminierter Nah- rungsmittel; aber auch Schmutz- und Schmier- infektionen an Haustieren stellen eine mögli- che Infektionsquelle dar. Die Infektion äußert sich beim Menschen meist als akute Darmentzündung mit plötzlich einsetzendem Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen sowie einer Störung des Allge- meinbefindens und leichtem Fieber. Die oft meh- rere Tage anhaltenden Symptome können insbe- sondere bei Kleinkindern oder älteren Personen zu einer ausgeprägten Dehydrierung (Austrock- nung durch Wasserverlust) führen. In einigen Fäl- len kann die Infektion in eine Blutvergiftung über- gehen, wobei sich die Bakterien in verschiedenen Organen ansiedeln können. Die Erkrankung tritt sowohl bei Menschen als auch bei Tieren in Form sporadischer Fälle sowie als Gruppenerkrankung oder in Form größerer Ausbrüche auf. Beim Um- gang mit Tieren sollten grundsätzlich Hygiene- maßnahmen eingehalten und ein allzu enger Kon- takt vermieden werden.tibiotikatherapie erfolgt meist nicht, da die Bakterienausscheidung hierdurch verlängert wer- den kann. Das gilt grundsätzlich auch für die Be- handlung der Salmonellosen beim Tier, wobei bei Rindern auch bestandspezifische Vakzinen einge- setzt werden können. Bei einem reinen Durchfallgeschehen beim Men- schen gleicht man in der Regel nur den Flüs- sigkeits- und Elektrolytverlustes aus; eine An-Neben Allgemeinsymptomen (Fieber, Unwohl- sein, Muskelschmerz) kann das klinische Bild sehr vielfältig sein. Es ist abhängig von der Eintritts- In die Kategorie der Zoonosen fällt auch die bak- teriell bedingte Tularämie (oder Hasenpest). Das LUA hat sie 2021 bei sechs Feldhasen im Land nachgewiesen. Ausgangspunkt für Infektionen des Menschen sind wildlebende Tiere wie Kanin- chen oder Hasen. Die Übertragung erfolgt vorwie- gend durch den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Organen, z. B. bei beim Abhäu- ten oder dem Verarbeiten von Wildfleisch. Ferner ist die Ansteckung durch den Verzehr von infizier- ten oder kontaminierten Lebensmitteln oder Was- ser möglich. Eine Infektion kann auch durch Inha- lation von erregerhaltigem Staub erfolgen, der mit Sekreten und Exkreten infizierter Tiere kontami- niert ist. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt. pforte, der Virulenz des Erregers und der Infekti- onsdosis. Bei Hasen und Kaninchen verläuft die Tularämie in der Regel mit dem Bild einer Blutver- giftung und führt innerhalb weniger Tage zum Tod. Kranke Wildtiere sind matt, teilnahmslos und ver- lieren die natürliche Scheu und Schnelligkeit. Tote Wildtiere sollten nicht berührt werden, und Jä- ger sollten beim Aufbrechen erlegter Tiere beson- dere Sorgfalt und Hygiene walten lassen. Der Ver- zehr von Wildfleisch ist unbedenklich, wenn es für mindestens zehn Minuten bei 60 Grad Celsius oder mehr durchgegart wird. Ein typisches Beispiel dafür, dass Erkrankungen bei Wildtieren auch Auswirkungen auf Heim- und Nutztiere haben können, ist die Aujeszkysche Krankheit (AK). Die durch ein Herpesvirus her- vorgerufene Seuche verursacht bei Wildschweinen in der Regel keine klinisch manifeste Erkrankung. Sie können den Erreger aber ausscheiden und auf andere Tiere übertragen – mit möglicherweise dramatischen Folgen. Im Jahr 2021 wurde das Virus der AK bei einem verendeten Hund aus dem Kreis Trier-Saarburg nachgewiesen. Das Tier war zuvor bei einer Jagd eingesetzt worden und hatte Kontakt zu einem Wildschwein. Hauptinfektionsquelle für Hunde ist die Verfütte- rung von rohem Schweinefleisch oder der direk- te Kontakt zu infizierten Wildschweinen. Dieser ist bei der Jagd zwar nicht immer zu vermeiden, doch sollten Jäger ihre Hunde von erlegtem Schwarz- wild fernhalten und keine entnommenen Innerei- en roh verfüttern. Für Menschen ist die Erkrankung ungefährlich. Für Hunde, einige andere fleischfressende Tiere und für Rinder verläuft eine Infektion mit dem Virus der Aujeszkyschen Krankheit aber immer tödlich. Das auffälligste Symptom bei infizierten Hunden ist der intensive Juckreiz am Kopf (Stirn, Lippen, Wangen, Augen und Ohren). Die Symptome tre- ten nach einer Inkubationszeit von zwei bis neun Tagen auf. Mit fortschreitender Erkrankung kön- nen Teilnahmslosigkeit, Fieber, Schluckbeschwer- 4 Die Aujeszkysche Krankheit wird bei der Jagd von Wild- schweinen auf Hunde übertragen. © Rizzo / Wikimedia den, Atemnot, Bewegungsstörungen und Läh- mungserscheinungen hinzukommen. Der Tod tritt gewöhnlich ein bis drei Tage nach Einsetzen der ersten klinischen Anzeichen ein. Eine Impfung bzw. Therapie gegen die Aujeszkysche Krankheit gibt es für Hunde nicht. Durch direkten Kontakt mit infizierten Wild- schweinen oder indirekt über kontaminierte Fut- termittel kann das AK-Virus auch auf Hausschwei- ne übertragen werden. Bei ihnen variieren die Krankheitssymptome in Abhängigkeit vom Al- ter der Tiere. Bei Jungtieren treten zentralnervö- se Erscheinungen auf und die Sterblichkeit ist sehr hoch. Bei älteren Tieren stehen Lungenentzündun- gen im Vordergrund, aber auch klinisch nicht in Erscheinung tretende Infektionen sind möglich. Dank intensiver Bemühungen unter Einbezie- hung von Impfprogrammen ist Deutschland seit 2003 offiziell frei von Aujeszkyscher Krankheit bei Hausschweinen. Um diesen Status zu überprüfen, muss jährlich eine repräsentative Stichprobe von Schweinen untersucht werden. Im Jahr 2021 wur- den insgesamt 998 Blutproben von Schweinen aus 81 rheinland-pfälzischen Beständen mit nega- tivem Ergebnis serologisch auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen das Virus der AK unter- sucht. Darüber hinaus wurden zwölf Tiere aus sie- ben Beständen, die zur Feststellung der Todesur- sache eingesandt wurden, differenzialdiagnostisch auf das Vorliegen einer AK-Virusinfektion unter- sucht. Auch diese Untersuchungen ergaben kei- ne Hinweise auf das Vorliegen der Aujeszkyschen Krankheit.sucht. Dabei wurde das BVD-Virus erstmals seit Beginn der staatlichen Bekämpfung nicht mehr nachgewiesen. Im Februar 2022 hat Rheinland- Pfalz den Status als offiziell frei von BVD erhalten. Würde der Erreger in einen Hauschweinebestand eingeschleppt, drohen nicht nur hohe Verluste und schwerwiegende Erkrankungen bei den Tie- ren, sondern auch massive gesamtwirtschaftliche Schäden durch Handelsrestriktionen. Daher müs- sen die Landwirte unbedingt weiterhin auf die Ein- haltung der gängigen Biosicherheitsmaßnahmen achten. Hierzu gehören unter anderem, dass keine fremden Personen den Stall betreten, vor einem Betreten der Ställe die Kleidung gewechselt wird, keine Speiseabfälle verfüttert werden und Haus- tiere nicht in den Stall gelangen. Vor allem bei Auslauf- und Freilandhaltungen muss sicherge- stellt sein, dass kein direkter oder indirekter Kon- takt zu Wildschweinen möglich ist. Dazu gehört auch, dass Futter und Einstreu von Wildschwei- nen geschützt gelagert wird. Diese Maßnahmen schützen darüber hinaus auch vor anderen Er- krankungen, die von Wildtieren auf Hausschweine übertragen werden können, wie z.B. der Afrikani- schen Schweinepest oder der Brucellose.2021 war das zweite Jahr in Folge, in dem das Bo- vine Herpesvirus Typ 1 (BHV-1) in Rheinland- Pfalz nicht nachgewiesen wurde. Bei den im Rah- men der Überwachung der seit 2017 offiziell bestehenden BHV-1-Freiheit durchgeführten Un- tersuchungen an 66.547 Blutproben aus 3.166 Be- ständen und 6.922 Tank- und Einzelmilchproben aus 1.114 Beständen wurden keine Antikörper ge- ben das BHV-1-Feldvirus nachgewiesen. Erfolge bei der Bekämpfung und Vorsorge Die Bovine Virusdiarrhoe (BVD) ist eine der wirtschaftlich bedeutsamsten Infektionserkran- kungen beim Rind weltweit. Die Erkrankung geht mit Durchfall, grippeartigen Erscheinungen und Fruchtbarkeitsstörungen einher. Ziel der seit 2011 laufenden staatlichen Bekämpfung ist es, BVD- freie Bestände zu schaffen, indem dauerhaft (per- sistent) infizierte Tiere, die den Erreger lebenslang ausscheiden ohne selbst zu erkranken, möglichst rasch aus den Beständen entfernt und vom Han- del ausgeschlossen werden. Daher werden den Kälbern bei der innerhalb der ersten sieben Le- benstage erforderlichen Kennzeichnung mit Ohr- marken bereits Hautstanzproben entnommen und auf das BVD-Virus untersucht. 2021 hat das LUA insgesamt 124.006 dieser Ohr- stanzen von Kälbern aus 3.583 Betrieben unter- 5 Das Virus führt bei Rindern zu einer Erkrankung mit unterschiedlichen Verlaufsformen. Die Sym- ptome können von grippeartigen Erscheinungen (Fieber, Nasenausfluss) bis hin zu Milchrückgang und Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane rei- chen. Der Erreger ist für Rinder hochansteckend, für den Menschen aber ungefährlich. Die Betrie- be müssen sich aber weiterhin konsequent durch Biosicherheitsmaßnahmen vor einer Wiederein- schleppung sowohl der BVD als auch der BHV-1 schützen und insbesondere darauf achten, weite- re Tiere ausschließlich aus seuchenfreien Bestän- den zu kaufen. Das nach dem erstmaligen Auftreten der Afrika- nischen Schweinepest (ASP) in Deutschland im September 2020 auch in Rheinland-Pfalz noch- mals intensivierte Monitoring zur Überwachung der Wild- und Hausschweinepopulation wurde in 2021 fortgesetzt. Die Jäger sind aufgefordert, alle sogenannten Indikatortiere, also verendete und bei Unfällen getötete Wildschweine sowie Tie- re mit pathologisch-anatomischen Veränderun- gen und klinisch auffällige Tiere zur Untersuchung einzusenden. Die vom Land bereitgestellte Prämie für die Einsendung von Fallwild auf Unfallwild in Höhe von 70 Euro wurde auch 2021 gewährt. Im Jahr 2021 wurden im LUA insgesamt 804 Wildschweine molekularbiologisch auf den Erre- ger der ASP untersucht. Alle Proben waren nega- tiv; es gab keine Hinweise auf ein Seuchengesche-
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Language: Deutsch
Time ranges: 2022-01-01 - 2022-12-31
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