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LUA-Bilanz Tiergesundheit & Tierseuchen 2022

Description: [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LUA-BILANZ TIERGESUNDHEIT & TIERSEUCHEN Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2022 © Dennis Donohue / Adobe Stock Tierseuchenüberwachung: Geflügelpest weiterhin das beherrschende Thema Für die Tierseuchenüberwachung war auch 2022 die Geflügelpest das beherrschende Thema. Die Seuche tritt mittlerweile ganzjährig in Deutsch- land auf und wurde im Herbst des vergangenen Jahres auch in sechs Beständen in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Darüber hinaus standen das Bovi- ne Herpesvirus Typ 1, die Blauzungenkrankheit, die Bovine Virusdiarrhoe, die Afrikanische Schweine- pest und die Aujeszkysche Krankheit im Fokus. Zur Überwachung des Gesundheitsstatus der Nutz- und Wildtierpopulation wurden im Landes- untersuchungsamt (LUA) im Rahmen der Tierseu- chendiagnostik im Jahr 2022 insgesamt 239.876 Proben untersucht. Da viele Proben auf verschie- dene Parameter und mit unterschiedlichen Me- thoden untersucht werden müssen, ist die Zahl der tatsächlichen Untersuchungen wesentlich hö- her. Von besonderem Interesse sind dabei die Nachweise der nach dem Tiergesundheitsrecht gelisteten Tierseuchen, die aufgrund ihrer gesund- heitlichen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Allgemeinheit staatlich bekämpft und/oder über- wacht werden. Nachdem sich in den beiden vergangenen Jah- ren keine Hinweise auf das Vorliegen einer Infek- tion mit dem Bovinen Herpesvirus Typ 1 (BHV-1) in Rheinland-Pfalz mehr fanden, wurden im Jahr 2022 bei einem aus Irland importierten Rind Anti- körper gegen das BHV-1-Feldvirus nachgewiesen. Das betroffene Tier wurde unverzüglich aus dem Bestand entfernt. Bei der Untersuchung der üb- rigen Tiere fanden sich keine Hinweise auf ein In- fektionsgeschehen, so dass die zur Verhinderung einer möglichen Ausbreitung der Seuche ausge- sprochene Sperre des Bestandes wieder aufgeho- ben werden konnte. Da bei den im Rahmen des laufenden Überwa- chungsprogramms durchgeführten Untersuchun- gen an 61.829 Blutproben aus 3.093 Beständen und 7.112 Tank- und Einzelmilchproben aus 1.079 Beständen keine weiteren Antikörper geben das 2 BHV-1-Feldvirus nachgewiesen wurden, hatte der Fall keinen Einfluss auf den seit 2017 bestehen- den Status der BHV-1-Freiheit in Rheinland-Pfalz. Der Fall zeigt aber eindringlich, dass die Betriebe sich weiterhin konsequent durch Biosicherheits- maßnahmen vor einer Wiedereinschleppung der BHV-1-Infektion schützen und insbesondere dar- auf achten müssen, Tiere ausschließlich aus seu- chenfreien Beständen einzustellen. Das seit dem Wiederauftreten der Blauzungen- krankheit (Blue Tongue Disease, BTD) im Jahr 2019 in ganz Rheinland-Pfalz eingerichtete Res- triktionsgebiet musste auch im Jahr 2022 wei- ter aufrechterhalten werden. Zur Überwachung der Seuche wurden 2022 insgesamt 22.500 Pro- ben von Rindern, Schafen und Ziegen aus 384 Be- ständen molekularbiologisch auf das Vorhan- densein von BTD-Virus untersucht. Die weitaus meisten Proben wurden im Zusammenhang mit sogenannten Handelsuntersuchungen bei Rindern entnommen, die erforderlich sind, wenn klinisch unauffällige Tiere aus dem BTD-Restriktionsgebiet verbracht werden sollen. Nachgewiesen wurde das BT-Virus bei diesen Untersuchungen nicht. Auch wenn die BTD im Jahr 2022 nicht aufgetre- ten ist, ist eine Impfung empfänglicher Tiere ge- gen die Seuche weiterhin zu empfehlen, da sie ei- nen Schutz vor der Erkrankung bietet und den Transport von Tieren aus dem Restriktionsgebiet ohne weitere Auflagen ermöglicht. Derzeit sind mehrere in Deutschland zugelassene Impfstof- fe gegen das BTD-Virus vom Serotyp 8 für Rinder und Schafe verfügbar; für Ziegen kann der Impf- stoff vom Tierarzt umgewidmet werden. Die Imp- fung gegen Blauzungenkrankheit wird vom Land Rheinland-Pfalz finanziell unterstützt. Erfreulich ist, dass ganz Rheinland-Pfalz und Deutschland seit dem 5. Juni 2023 wieder offiziell frei von der Blauzungenkrankheit sind und damit keine Maß- nahmen beim Verbringen mehr erforderlich sind. Ziel der staatlichen Bekämpfung der Bovinen Vi- rusdiarrhoe (BVD) ist es, erregerfreie Bestände zu schaffen, indem dauerhaft (persistent) infizier- te Kälber, die den Erreger ausscheiden ohne selbst Überträger: Die Afrikanische Schweinepest ist bei rheinland-pfälzischen Wildschweinen nicht aufgetreten. Aller- dings können sie den Erreger der Aujeszkyschen Krankheit in sich tragen. © Mikewildadventure / Pixabay zu erkranken, möglichst rasch aus den Beständen entfernt und vom Handel ausgeschlossen wer- den. Daher werden den Kälbern bei der innerhalb der ersten sieben Lebenstage erforderlichen Kenn- zeichnung mit Ohrmarken Hautstanzproben ent- nommen und auf das BVD-Virus untersucht. 2022 hat das LUA insgesamt 121.434 dieser Ohrstanzen von Kälbern aus 3.476 Betrieben auf BVD-Virus untersucht - mit negativem Ergebnis. Die Untersuchungen dienen dazu, den Status als BVD seuchenfrei in der Rinderpopulation auf- rechtzuerhalten, der für Rheinland-Pfalz am 17.02.2022 von der EU anerkannt wurde. Dieser Status ermöglicht es, sogenannte Zusatzgarantien beim Verbringen von Rindern in die Betriebe zu verlangen. Dadurch können diese besser vor Neu- infektionen geschützt werden. Um den Status aufrechtzuerhalten wurde durch eine tierseuchenrechtliche Verfügung des LUA zu- dem die Impfung gegen das BVD-Virus im gesam- ten Landesgebiet verboten und bestimmt, dass nur noch Rinder eingestallt werden dürfen, die nicht gegen eine BVD-Infektion geimpft sind. Zu- dem muss streng darauf geachtet werden, dass Biosicherheitsmaßnahmen eingehalten und aus- schließlich Tiere aus seuchenfreien Beständen ein- gestallt werden. Auch wenn die Afrikanische Schweinepest (ASP) bisher in Rheinland-Pfalz noch nicht aufgetre- ten ist, wurde das intensive Monitoring zur Über- wachung der Wild- und Hausschweinepopulation im Jahr 2022 fortgesetzt. Die Jäger sind aufgefor- dert, alle sogenannten Indikatortiere, also ver- endete und bei Unfällen getötete Wildschweine sowie Tiere mit pathologisch-anatomischen Ver- änderungen und klinisch auffällige Tiere zur Un- tersuchung einzusenden. Die vom Land bereitge- stellte Prämie für die Einsendung von Proben von Fallwild und Unfallwild in Höhe von 70 Euro wur- de auch 2022 gewährt. Im LUA wurden im vergangenen Jahr 537 Wild- schweine mit negativem Ergebnis molekularbiolo- gisch auf den Erreger der ASP untersucht. Zudem hat das LUA im Rahmen des differenzialdiagnosti- schen Ausschlusses der ASP insgesamt 55 veren- dete Hausschweine aus 24 Beständen virologisch untersucht – ebenfalls mit negativem Ergebnis. Rheinland-Pfalz gilt offiziell als frei von Aujeszky- scher Krankheit (AK). Dennoch muss jährlich eine repräsentative Stichprobe von Hausschweinen auf die Seuchen untersucht werden. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 449 Blutproben von Tieren aus 50 Beständen mit negativem Ergebnis serologisch auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen das 3 denen 40 Tiere getötet – insgesamt 36 Hühner, 2 Enten und 2 Gänse. Die Recherchen der betroffe- nen Kreisverwaltungen hatten ergeben, dass die Bestände infizierte Tiere aus einem Geflügelbe- stand im nordrhein-westfälischen Oberbergischen Kreis zugekauft hatten. Der Geflügelhändler hatte seine Tiere auf dem Hof und auf Märkten verkauft. In seinem Bestand war die Geflügelpest Ende Ok- tober 2022 nachgewiesen worden. Überschatten seit einigen Jahren das Tierseuchengeschehen: Die Viren der Geflügelpest kursieren inzwischen das ganze Jahr über. In Rheinland-Pfalz waren 2022 auch Geflügelhaltungen betroffen. © monticellllo / AdobeStock Virus der AK untersucht. Auch die differenzialdiag- nostischen Untersuchungen an acht Hausschwei- nen aus sechs Beständen, die zur Feststellung der Todesursache eingesandt wurden, ergaben keine Hinweise auf das Vorliegen der AK. Sowohl für die ASP als auch für die AK gilt, dass sich die Betriebe weiterhin konsequent durch die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen vor ei- ner Einschleppung der jeweiligen Erreger schüt- zen müssen. Hierzu gehören unter anderem, dass keine fremden Personen den Stall betreten, vor einem Betreten der Ställe die Kleidung gewech- selt wird, keine Speiseabfälle verfüttert werden und Haustiere nicht in den Stall gelangen. Vor al- lem bei Auslauf- und Freilandhaltungen muss si- chergestellt sein, dass kein direkter oder indirek- ter Kontakt zu Wildschweinen möglich ist. Dazu gehört auch, dass Futter und Einstreu vor Wild- schweinen geschützt gelagert wird. Seit Jahren treten in Rheinland-Pfalz sporadisch Infektionen mit dem bei Wildschweinen vorkom- menden Erregertyp der AK bei jagdlich geführ- ten Hunden auf. Die betroffenen Tiere zeigen we- nige Tage nach dem Kontakt mit einem infizierten Wildschwein zentralnervöse, mit massivem Juck- reiz einhergehende Erscheinungen und verenden kurze Zeit später. Dieses Schicksal ereilte im Ja- 4 nuar 2022 auch einen Deutschen Jagdterrier, der sich im Verlauf einer Jagd im Kreis Birkenfeld in- fiziert hatte. Zwar ist der Kontakt zwischen Wild- schweinen und Hunden bei der Jagd nicht immer zu verhindern, Jäger sollten ihre Tiere jedoch von erlegten Schwarzwild so weit wie möglich fernhal- ten und insbesondere keine entnommenen Inne- reien der erlegten Tiere roh verfüttern. Auch Rheinland-Pfalz von Geflügelpest-Epidemie betroffen Deutschland und Europa erleben zurzeit die stärkste Geflügelpest-Epidemie überhaupt. Im Jahr 2022 hat das Landesuntersuchungsamt das hochansteckende Aviäre Influenzavirus vom Sub- typ H5N1 (den Erreger der derzeitigen Geflügel- pest-Epidemie) in sechs rheinland-pfälzischen Geflügelhaltungen nachgewiesen – mit Konse- quenzen für Geflügel und Halter. Im November 2022 wies das LUA die Geflügel- pest bei insgesamt 49 Tieren (47 Hühner, 2 Enten) in drei kleineren Geflügelbeständen im Kreis Ahr- weiler, im Kreis Altenkirchen und im Westerwald- kreis nach. Um die weitere Verbreitung des hoch- ansteckenden Erregers zu verhindern, wurden in den drei betroffenen Beständen alle noch vorhan- Im Dezember 2022 wies das LUA die Geflügel- pest in einem weiteren Geflügelbestand im Wes- terwaldkreis und in zwei Beständen im Kreis Ger- mersheim bei insgesamt 26 Tieren (24 Enten 2 Gänse) nach. Während die noch verbliebenen 398 Tiere in den beiden Beständen im Kreis Germers- heim getötet werden mussten, konnte hiervon bei den 31 verbliebenen Tieren aus dem Bestand im Kreis Westerwald aufgrund einer Ausnahmereg- lung nach Durchführung einer Risikobewertung abgesehen werden. Es handelte sich um soge- nannte genetisch wertvolle Tiere seltener amt- lich registrierter Rassen. Die Tiere wurden zudem mehrfach mit negativem Ergebnis auf den Erreger der Geflügelpest nachuntersucht, bevor die amt- liche Sperre des Bestandes aufgehoben werden konnte. Auch im Jahr 2023 ist in Europa und in Deutsch- land ein Ende der Geflügelpest-Epidemie bisher nicht in Sicht; die Seuche hat sich auch in Rhein- land-Pfalz weiterverbreitet – sowohl bei Wildvö- geln als auch in Geflügelbeständen. ger sind aufgefordert, tot aufgefundene Greifvö- gel, Wassergeflügel, Reiher oder Möwenartige der Veterinärverwaltung zu melden. Tot oder krank aufgefundeneTiere sollten nicht berührt oder vom Fundort weggebracht werden. Die Geflügelhalter müssen sämtliche Geflügelhal- tungen beim zuständigen Veterinäramt anmelden und zum Schutz ihrer Tiere strikt auf die Einhal- tung der Biosicherheit in ihren Beständen achten: • Geflügelställe und -ausläufe nur mit separater Schutzkleidung betreten. • Futter, Einstreu und Geräte vor einem direk- ten oder indirekten Kontakt durch Wildvögel schützen. • erhöhte Tierverluste von mehr als zwei Prozent innerhalb von 24 Stunden bei der Veterinärver- waltung anzeigen. Gut gerüstet: LUA schult regelmäßig die Amtstierärzte der Kommunen Um für den Ernstfall im Stall gut gerüstet zu sein, hat das LUA 2022 bei zwei Schafhaltern in den Landkreisen Kaiserslautern und Westerwald 25 rheinland-pfälzische Amtstierärztinnen und -tier- ärzte für ihre Einsätze bei Tierseuchenausbrüchen aufwändig geschult. Geübt wurde das korrekte Betreten und Verlassen eines seuchenverdächti- gen Betriebes und die Entnahme von Blutproben bei Schafen. Die für Geflügel sehr ansteckende Aviäre Influen- za der Subtypen H5 und H7, auch Geflügelpest genannt, ist eine Tierseuche, die bei gehaltenen Vögeln und Wildvögeln nach teilweise schweren Krankheitsverläufen zu massenhaftem Verenden führen kann.Die Fortbildung bestand aus einem theoreti- schen und einem praktischen Teil. Unter anderem wurde über die aktuelle Situation bei der beina- he weltweit verbreiteten und für Schweine häu- fig tödlichen Afrikanischen Schweinepest referiert und über die ebenso hochansteckende Maul- und Klauenseuche, die schwere Krankheitsverläufe bei Wiederkäuern und Schweinen verursacht. Eine Übertragung des H5N1-Virus auf den Men- schen ist in Deutschland bislang nicht bekannt, ist aber theoretisch möglich und wurde in anderen Ländern bereits festgestellt. Bürgerinnen und Bür-Um die Verbreitung und den Austausch dieser Er- reger zwischen Tierbeständen zu verhindern, ist das A und O für Tierhalter und Tierärzte die richti- ge Schutzkleidung. Die dafür notwendige Ausrüs- Hintergrund 5 tung wurde den Teilnehmern vorgestellt, danach übten sie bei sehr heißem Maiwetter das Anlegen der verschiedenen Schichten von Anzügen, Stie- feln und Handschuhen. Bei einem Tierseuchenausbruch gehört zur Arbeit der Amtstierärztinnen und -tierärzte neben der Untersuchung von Tieren auch die Entnahme von Blutproben. Und weil nur die Übung den Meis- ter macht, wurde bei der Fortbildung des LUA das Handling von Schafen und die Technik der Entnah- me von Blutproben aufgefrischt. Für diesen prakti- schen Teil hatten zwei Landwirte im Kreis Kaisers- lautern und im Westerwaldkreis ihre Schafherden zur Verfügung gestellt. In den Betrieben wur- den an beiden Übungstagen bei über 300 Scha- fen Blutproben entnommen und anschließend im LUA auf ansteckende Seuchen untersucht. Die besondere Herausforderung: Bei hochsom- merlichen Temperaturen mussten die in Schutzan- zügen verpackten Teilnehmer und die drei Trainer des LUA unter freiem Himmel die teilweise über 150 Kilogramm schweren Schafe einfangen und festhalten, damit der Trainingspartner eine Blut- probe entnehmen konnte. Schöner Erfolg für das LUA: Am Ende waren die Amtstierärztinnen und -ärzte zwar schweißgebadet und erschöpft, ihr Fa- zit der Fortbildung war aber trotzdem sehr positiv. Weitere Schulungen Die Amtstierärzte der Kreisverwaltungen wurden zudem in der Anwendung von verschiedenen EDV- Programmen geschult. In Onlineschulungen wur- den den Tierärzten die Grundlagen im Umgang mit der HI-Tier - Datenbank (HIT) und dem Pro- gramm TierSeuchenNachrichten (TSN) vermittelt. Beide Programme finden täglich Anwendung in der Praxis und dienen der Rückverfolgbarkeit von Tieren bzw. der Meldung von Tierseuchen. Aber auch andere an den unteren Veterinärbe- hörden tätige Berufsgruppen wurden vom LUA geschult. Unter anderem wurden Lebensmittel- kontrolleure und amtliche Fachassistenten fort- gebildet. An der Fortbildung für amtliche Fachas- sistenten nahmen auch 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Baden-Württemberg teil. Kostenloses Beratungsangebot für Schaf- und Ziegenhaltungen Guter Rat für Halter von Schafen und Ziegen: Seit Juli 2017 gibt es in Rheinland-Pfalz das Beratungs- angebot „Gesundheitsdienst für Kleine Wieder- käuer“. Eine Tierärztin des LUA unterstützt Tier- halter unter anderem dabei, Erkrankungen wie die Pseudotuberkulose oder Parasitenbefall im Be- stand zu bekämpfen. Bei dem Beratungsangebot handelt es sich um ein rheinland-pfälzisches Entwicklungsprogramm na- mens „Umweltmaßnahmen, ländliche Entwick- lung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE). Es dient der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ent- wicklung des ländlichen Raumes“ (ELER). Die gute Nachricht: Für den Tierhalter entstehen keine Kos- ten, und die Teilnahme ist freiwillig. Im Jahr 2022 nahmen 61 Betriebe das Angebot in Anspruch. Insgesamt machte die zuständige Tierärztin des LUA 70 Betriebsbesuche. Handarbeit: Tierärztinnen und Tierärzte der rheinland- pfälzischen Veterinärverwaltung übten 2022 die Ent- nahme von Blutproben bei Schafen. © LUA 6 Einer der wichtigsten Schwerpunkte war und ist das Pseudotuberkulose-Sanierungsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland- Pfalz e. V. Das Bekämpfungsprogramm ist ein Meilenstein für eine gesunde Herde. Bei 59 der 70 Betriebsbesuche ging es um dieses Thema. Dabei werden jeweils die oberflächlichen Körperlymph- knoten abgetastet und auf Veränderungen oder Narben hin untersucht. Diese sind vor allem an Kopf, Hals, Schulter, Kniefalte und an der Euterba- sis fühlbar. Hintergrund: Die Pseudotuberkulose ist eine weit verbreitete, chronisch verlaufende, nicht heilba- re Infektionskrankheit, die weltweit überwiegend bei Schafen und Ziegen auftritt. Sie wird durch das Bakterium Corynebakterium pseudotuberculosis verursacht. Oft tritt die Krankheit erst bei erwach- senen Tieren mit Bildung von Abszessen an den typischen Stellen auf. Es gibt jedoch auch nicht abtastbare Abszesse an Lymphknoten der inneren Organe. Deswegen wird immer noch bei einer per Reglement definierten Anzahl Tiere vom Bestandstierarzt eine Blutprobe entnommen, die im LUA auf Antikörper gegen den Erreger untersucht wird. Diese Antikörper weisen darauf hin, dass das Tier mit dem Bakterium Kon- takt hatte oder auch innere Veränderungen an den Lymphknoten hat. Die Erkrankung führt un- ter anderem zu Milchrückgang, Leistungsabfall, Abmagerung bis hin zum Tod und verursacht da- durch erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Oft zeigen die Tiere bis auf die äußerlichen Abszesse keine Symptome. Aber: Wenn Abszesse aufgehen, werden mit dem Abszessmaterial massenhaft an- steckende Erreger ausgeschieden, die die restliche Herde infizieren können. Pseudotuberkulose ist außerdem eine Zoonose. Das heißt: Das Bakteri- um ist für den Menschen ansteckend und es kann zu Infektionen mit Lymphknotenentzündungen kommen. Diese sind jedoch behandelbar. Ein weiteres Thema, das bei über 50 der 70 Be- triebsbesuche im Jahr 2022 angesprochen wurde, ist die Parasitenbekämpfung bei den kleinen Wie- derkäuern. Vermehrt auftretende Resistenzen ge- gen die Entwurmungsmittel machen es zuneh- Gut für Schafhalter und ihre Tiere: In Rheinland-Pfalz gibt es schon seit 2017 den „Gesundheitsdienst für Klei- ne Wiederkäuer“. © LUA mend schwieriger, eine Herde mit einem Mittel zu entwurmen, das noch vollständig wirkt. Dadurch entstehen prekäre Situationen, denn die Magen- Darm-Rundwürmer sind unvermeidbare Beglei- ter von Schafen und Ziegen und stellen ein wirt- schaftliches- sowie auch tierschutzrelevantes Problem in den Betrieben dar. Das Problem: Es gibt kein allgemeingültiges Para- sitenmanagement, das Erfolg verspricht, sondern es muss von Betrieb zu Betrieb erarbeitet werden. Tierärztliche Expertise ist also gefragt. Bei den Endoparasiten sind vor allem die Magen-Darm- Rundwürmer gefürchtet, insbesondere der rote gedrehte Magenwurm. Er saugt Blut und kann zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut führen. Be- sonders Jungtiere müssen gut beobachtet wer- den, da sie aufgrund noch unzureichender Immu- nität gegen die Parasiten anfälliger sind. Um einen Überblick der Parasiten-Belastung zu erhalten und diese gezielt zu behandeln, raten die Fachleu- te des LUA den Haltern von kleinen Wiederkäu- ern, regelmäßig Kotproben der Herde aufgeteilt in Gruppen (z. B. Jung- und Alttiere, Bockgruppe, Aufzuchttiere, etc.) zu nehmen und im Labor un- tersuchen zu lassen. 7 Gesunde Euter bei Milchkühen: Infektionen gezielt vermeiden Wichtig für leistungsfähige Herden: Der Rinderge- sundheitsdienst des LUA bietet Beratung zur Eu- tergesundheit und zur Milchhygiene an. Dieses Beratungsangebot wird vom Land Rheinland-Pfalz unterstützt, sodass die Betriebsbesuche mit Pro- bennahme und Beratung allen rheinland-pfälzi- schen Landwirten kostenlos zur Verfügung stehen. Untersucht werden Milchproben, Einstreuproben und Tupferproben des Melkequipments. Die Un- tersuchungskosten trägt der Landwirt. Auf Basis der erhobenen Daten und der Untersu- chungsergebnisse empfiehlt der Rindergesund- heitsident in Zusammenarbeit mit den landwirt- schaftlichen Beratern, den Technikern und dem Hoftierarzt betriebsindividuelle Maßnahmen. Sie helfen, die Eutergesundheit nachhaltig zu verbes- sern und damit die Produktivität und Leistungsfä- higkeit der Herde für die Zukunft zu sichern. Von großem Nutzen für die Beurteilung der Euter- gesundheit sind die bei der Milchleistungsprüfung erhobenen Daten und Kennzahlen des Landeskon- trollverbandes. Kennzahlen wie die Neuinfektions- rate in der Trockenstehzeit, während der Laktati- on oder von Erstkalbinnen geben frühzeitig erste Hinweise auf den Ursprung von Problemen im Be- trieb. Um die Eutergesundheit auf Herdenebene zu verbessern und zu erhalten, steht vor allem die Verhinderung von neuen Infektionen im Mittel- punkt. Die Therapie klinisch erkrankter Einzeltie- re ist unvermeidbar und richtet sich nach den vom Hoftierarzt erhobenen Befunden und - wo immer möglich - nach einem Resistenztest des Erregers. Die regelmäßige Untersuchung von steril entnom- menen Viertelgemelksproben erbringen sowohl auf Einzeltierebene als auch auf Bestandsebene wich- tige Daten, sodass Therapie und Prophylaxe früh- zeitig entsprechend angepasst werden können. Werden Erreger wie Streptococcus (Strep.) agalac- 8 2022 im LUA diagnostizierte gelistete Tierseuchen gemäß Tiergesundheitsrecht, die (ggf. darüber hinaus) der Verordnung über anzeigepflichtige Tierseuchen unterliegen, in Rheinland-Pfalz gelistete bzw. anzeigepflichtige Tierseuche (Tierart) Bovines Herpesvirus Typ 1-Infektion Geflügelpest1 (Hausgeflügel) Beratung vor Ort: Eine Tierärztin des Rindergesundheits- dienstes besucht einen Milchviehbetrieb. © LUA Koi Herpesvirus-Infektion (Karpfen) Untersuchungen Nachweise Matrix Blut Tierkörper ProbenBestände Proben Bestände 61.8293.0931 2068248 4903727 Die Strategie zur Verhinderung von neuen Infekti- onen richtet sich nach dem Verursacher. Euteras- soziierte Erreger werden vorranging beim Melken übertragen, wohingegen umweltassoziierte Erre- ger vorrangig zwischen den Melkzeiten ins Euter gelangen. Die Bestimmung des Erregerspektrums hilft zu entscheiden, welche Maßnahmen im Be- trieb etabliert werden müssen. Oft schleichen sich ungünstige Angewohnheiten in die Arbeitsroutine ein, die sich mittel- bis lang- fristig nachteilig auf die Eutergesundheit auswir- ken. Es gilt, diese Risikofaktoren im Betrieb aufzu- spüren und wenn möglich zu beseitigen. An dieser Stelle bedarf es häufig eines unvoreingenomme- nen Blicks von außen. Die Fachleute des Rinder- gesundheitsdienstes können ihn bei ihren Be- ratungen anbieten. Im Jahr 2022 gab es sechs Betriebsbesuche dieser Fachleute, und es wurden 111 im Rahmen dieser Besuche gezogene Milch- proben untersucht und beurteilt. Virale Hämorrhagische Septikämie (Salmoniden) 1 Bovines Herpesvirus Typ 1 gE-Antikörper (ELISA) 6hochpathogenes Influenza A-Virus Subtyp H5N1-Ge- nom (PCR) 3Koi Herpesvirus-Genom (PCR) 2Salmonella spezies (Bakterienkultur) 1Virale Hämorrhagische Septikämievirus-Genom (PCR) 4 Tierkörper746Tierkörper605011 Kot/Tupfer1206731 Tierkörper421 Salmonellose1 (Rind) tiae (Galt), Strep. canis oder ein gehäuftes Auftre- ten von Staph. aureus nachgewiesen, ist eine Be- standssanierung notwendig. Die Untersuchung von Viertelgemelksproben ist eines der wichtigs- ten Instrumente, um den Einsatz von Antibiotika im Milchviehbereich zu minimieren. 1 3 Kot/Tupfer Nachweis (Methode) hat als Zoonose Bedeutung für den Menschen 2022 im LUA diagnostizierte gelistete Tierseuchen gemäß Tiergesundheitsrecht, die nicht den Verordnungen über anzeigepflichtige Tierseuchen bzw. meldepflichtige Tierkrankheiten unterliegen, in Rheinland-Pfalz gelistete, nicht anzeigepflichtige Tierseuche bzw. meldepflichtige Tierkrankheit (Tierart) Porcines Reprokuktives und Respira- torisches Syndrom (Schwein) Untersuchungen Nachweise Matrix Tierkörper ProbenBestände 108 Proben Bestände 1 1 2 Blut 10 1 3 1 Nachweis (Methode) Porcines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom- virus-Genom (PCR) Aufgrund der Untersuchung verschiedener Matrizes sind Doppelnennungen von Proben und Beständen möglich. 9

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Origins: /Land/Rheinland-Pfalz/LUA

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Language: Deutsch

Time ranges: 2023-01-01 - 2023-12-31

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