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Band 2/2019: Der Klimawandel und seine Folgen für die Wasserwirtschaft im niedersächsischen Binnenland - Erkenntnisse aus dem Projekt KliBiW (im Bereich Niedrigwasser)

Description: Informationsdienst Gewässerkunde | Flussgebietsmanagement 2/2019 Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Der Klimawandel und seine Folgen für die Wasserwirtschaft im niedersächsischen Binnenland Erkenntnisse aus dem Projekt KliBiW (im Bereich Niedrigwasser) Das Trockenjahr 2018: ein Vorbote zukünftiger Verhältnisse im Zeichen des Klimawandels? Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist bereits Realität. Er bedeutet nicht nur eine Erhöhung der globalen Temperaturen, sondern auch eine Zunahme von Extremereignissen. Dadurch kann es einerseits zu intensiveren Niederschlägen kommen, andererseits steigt auch die Gefahr von langen Trockenphasen oder Dürren, wie wir sie zuletzt 2018 in weiten Teilen Deutschlands erlebt haben. Diesen Herausforderungen muss sich auch die Wasserwirtschaft in Niedersachsen stellen. Von Uwe Petry, Christine Schnorr und Markus Anhalt, NLWKN Betriebsstelle Hannover-Hildesheim Inhalt Das Trockenjahr 2018: ein Vorbote zukünftiger Verhältnisse im Zeichen des Klimawandels? S.2 Das Projekt KliBiWS.3 Erkenntnisse zur bisher beob- achteten Situation von Klima und Niedrigwasser in NiedersachsenS.4 Erkenntnisse zur zukünftigen Niedrigwassersituation in Nieder- sachsenS.8 Zusammenfassung und Schluss- folgerungenS.10 AusblickS.11 Neue VeröffentlichungenS.12 Das Sommerhalbjahr 2018 war sowohl in Deutschland wie auch in Niedersach- sen eines der wärmsten und zugleich trockensten seit Beginn der Wetter- aufzeichnungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Auslöser hierfür war laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) eine großräumige Wetterlage in Euro- pa, die kontinuierlich Hochdruckgebiete mit warmer, trockener Luft über Nord- deutschland generierte, und gleichzei- tig Tiefs mit kühlerer, feuchterer Luft blockierte. Infolgedessen kam es in Niedersachsen zu einer ausgeprägten Niedrigwasserphase mit weitreichen- den Folgen für die Wasserwirtschaft, die Schifffahrt und die Ökologie. Die Pegelstände an den niedersächsischen Flüssen fielen deutlich ab. In einigen Einzugsgebieten, wie denen der Hunte oder der Leine, erreichten sie sogar his- torische Tiefststände. Damit setzte sich eine Entwicklung der Mittel- und Nied- rigwasserverhältnisse fort, die bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Regionen Niedersachsens im Sommer zu beobachten ist. Auch der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Na- tionen (Intergovernmental Panel on Cli- mate Change, IPCC) bestätigt in seinem zuletzt erschienenen 5. Sachstands- bericht 1 , dass seit etwa 1950 weltweit Veränderungen vieler extremer Wetter- und Klimaereignisse beobachtet werden konnten. Dazu zählen z.B. die Zunahme von heißen Temperaturextremen oder die Häufung von Hitzewellen u.a. in Eu- ropa. Hauptursache dafür ist nach dem IPCC die Freisetzung von Treibhausga- sen durch den Menschen seit Mitte des 18. Jahrhunderts, welche bis heute kon- tinuierlich angestiegen ist. Erfolgt ein derart ungebremster Ausstoß von Treib- hausgasen auch in der Zukunft, kann dies zu tiefgreifenden und langfristigen Veränderungen im Klimasystem führen, die noch über Jahrhunderte bestehen bleiben, auch wenn die Treibhausgas- emissionen dann längst gestoppt wor- den wären. Dadurch werden bestehen- de Risiken für Menschen und Umwelt verstärkt und neue, bisher nicht beob- achtete Risiken werden entstehen. Nach 2003 und 2011 hat das Jahr 2018 einmal mehr verdeutlicht, vor welche Herausforderungen uns extreme Wetter- ereignisse im Hinblick auf Trockenheit und Niedrigwasser stellen können. Ein Voranschreiten des anthropogenen Kli- mawandels wird diese Phänomene ver- stärken. Daher ist eine frühzeitige An- passung entscheidend. Mit der Frage, wie die Entwicklung der Abflussverhält- nisse in der Zukunft weitergehen könnte, beschäftigt sich der NLWKN seit rund 10 Jahren im Forschungsprojekt KliBiW22 (Globaler Klimawandel – Wasserwirt- schaftliche Folgenabschätzung für das Binnenland). 1 IPCC (2014): Klimaänderung 2014. Synthesebericht. Beitrag der Arbeitsgruppen I, II und III zum Fünften Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaände- rungen (IPCC) [Hauptautoren, R.K. Pachauri und L.A. Meyer (Hrsg.)]. IPCC, Genf, Schweiz. Deutsche Übersetzung durch Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle, Bonn, 2016. 2 NLWKN (2019): Globaler Klimawandel – Wasserwirtschaftliche Folgenabschätzung für das Binnenland. Gesamtbericht des Projektes KliBiW zur Phase 5, Themenbereich Niedrig- wasser. NLWKN Schriftenreihe Oberirdische Gewässer, in Vorbereitung. 2 Das Projekt KliBiW Das Land Niedersachsen beauftragte 2008 die Regierungskommission Klima- schutz, umfassende Strategien für den Klimaschutz und die Klimaanpassung in Niedersachsen zu erarbeiten. Als Er- gebnis wurde der Landesregierung u.a. eine Empfehlung für eine niedersächsi- sche Anpassungsstrategie an die Fol- gen des Klimawandels3 übergeben. Für das sektorale Handlungsfeld der Wasserwirtschaft wird dort unter dem Punkt Niedrigwassermanagement als Handlungsziel u.a. aufgeführt, dass die Vorsorgemaßnahmen gegenüber Nied- rigwasserereignissen verbessert wer- den müssen, da diese bislang noch als unzureichend angesehen werden. Eine Verbesserung der Situation unter Be- rücksichtigung der möglichen Folgen des Klimawandels erschien dringend angeraten. Zu einem ähnlichen Ergeb- nis kam bereits 2007 auch die Bund/ Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) bei einer bundesweiten Be- trachtung 4 . Die LAWA wies auch 2010 darauf hin, dass Großwetterlagen, die extreme Trockenperioden und Hitzewel- len auslösen, in Südwestdeutschland bereits signifikant zugenommen ha- 5 ben2. Um dieses Defizit an notwendigen Erkenntnissen zu beseitigen, initiierte das Land Niedersachsen verschiedene Maßnahmen. Eine davon bildete das Forschungsprojekt KliBiW, bei dem der NLWKN zwischen 2008 und 2018 wäh- rend verschiedener Projektphasen in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft der Leibniz Universität Hannover sowie dem Leichtweiß Institut für Wasserbau, Abteilung Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz, der Technischen Universität Braunschweig die aktuellen und zukünftig möglichen Veränderun- gen der Abflussverhältnisse in Nieder- sachsen analysierte. Fachliche Unter- stützung gab es zudem von Seiten der Harzwasserwerke GmbH. Abbildung 1: Übersicht über die Einzugsgebiete und die untersuchten Referenzpegel der in KliBiW Phase 5 betrachteten Fließgewässer in Niedersachsen Wesentliche Zielsetzungen des Projek- tes im Bereich Niedrigwasser (Projekt- phasen 3 und 5) waren • die umfassende statistische und modelltechnische Analyse der Nied- rigwassersituation, • die Identifikation von Schwerpunk- ten der wasserwirtschaftlichen Folgen des Klimawandels, • die Zusammenstellung der Grund- lagen für die Entwicklung, Be- wertung und Begründung von notwendigen Handlungsoptionen Die Untersuchung der relevanten kli- matischen Verhältnisse erfolgte für die gesamte Landesfläche von Niedersach- sen. Die Analyse der hydrologischen Verhältnisse konzentrierte sich im We- sentlichen auf die insgesamt sieben Einzugsgebiete von Vechte, Hase, Hun- te, Großer Aue, Wümme, Ilmenau und Aller-Leine-Oker (vgl. Abbildung 1). Als Datengrundlagen für die Betrachtung der vergangenen Verhältnisse bis zur Gegenwart dienten zum einen Beobach- tungsdaten von insgesamt 165 Klima- stationen und 924 Niederschlagsstatio- nen des DWD, zum anderen gemessene Abflussdaten an insgesamt 336 Pegeln des NLWKN, der Harzwasserwerke so- wie der Wasser- und Schifffahrtsverwal- tung (WSV). Von diesen Pegeln wurden im weiteren Verlauf 93 als Referenz- pegel für die Analysen ausgewählt, da sie nur eine geringe anthropogene Be- einflussung aufwiesen und die Niedrig- wasserverhältnisse modelltechnisch gut abgebildet werden konnten. 3 Regierungskommission Klimaschutz (2012): Empfehlung für eine niedersächsische Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Hrsg.), Hannover. 4 Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (2007): Leitlinien für ein nachhaltiges Niedrigwassermanagement, Mainz. 5 Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (2010). Strategiepapier „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft“, Bestandsauf- nahme und Handlungsempfehlungen, Dresden. 3

Types:
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    text_type: Publication,
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Origin: /Land/Niedersachsen/NLWKN

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