Description: Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Volker Blüml, Gerd Lange, Annette Most & Jürgen Müller Nutzungsmöglichkeiten von Feuchtgrünland mit Vorkommen vom Sumpf-Schachtelhalm 2/2014 Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 34. Jg. Nr. 2 69 - 92 Hannover 2014 Nutzungsmöglichkeiten von Feuchtgrünland mit Vorkommen vom Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre) von Volker Blüml, Gerd Lange, Annette Most & Jürgen Müller 73 73 746.1 Zurückdrängung im Grünland 6.1.1 Unterschneidung mit nachfolgender Mahd / Beweidung 6.1.2 Beweidung mit unterschiedlichen Weide- tieren und Besatzdichten 6.2 Vegetationskundliche Begleituntersuchungen zur Vereinbarkeit von Zurückdrängungsmaß- nahmen mit Naturschutzzielen 6.2.1 Unterschneidungsversuche 6.2.2 Beweidungsversuche im Ochsenmoor 6.3 Verwertung von Aufwüchsen mit Sumpf-Schachtelhalm 6.3.1 Verfahren der Futterkonservierung 6.3.2 Alternative energetische Verwertung 747 74 757.1 1Einleitung70 22.1 2.2Morphologie und Toxizität des Sumpf-Schachtelhalms Morphologie Aktuelle Erkenntnisse zur Toxizität71 71 72 3Untersuchungsgebiete72 4 4.1 Methodik Bestandserfassung des Sumpf-Schachtelhalms in den Untersuchungsgebieten 4.1.1 Dümmerniederung 4.1.2 Unterelbe 4.2 Vergleich unterschiedlicher Verfahren zur Futterkonservierung durch Silierung 4.3 Versuche zum Zurückdrängen des Sumpf- Schachtelhalms im Grünland 4.4 Vegetationskundliche Begleituntersuchungen 4.5 Energetische Verwertung von Grünland- aufwüchsen mit Sumpf-Schachtelhalm 73 Maßnahmen zur Zurückdrängung und Verwertung des Sumpf-Schachtelhalms 80 82 82 84 84 84 85 8Zusammenfassung88 9Summary89 10Danksagung89 11Literatur89 75 5 6 81 7.4 7.2 76 77 77 78 78 78 80 Diskussion, Bewertung und Handlungs- empfehlungen Verbreitung und Standortansprüche des Sumpf-Schachtelhalms Maßnahmen zur Zurückdrängung im Grünland Vereinbarkeit von Zurückdrängungsmaß- nahmen mit Naturschutzzielen Verwertungskonzepte 7.3 Verbreitung des Sumpf-Schachtelhalms in den Untersuchungsgebieten 5.1 Dümmerniederung 5.1.1 Ochsenmoor 5.1.2 Westliche Dümmerniederung 5.1.3 Boller Moor 5.2 Unterelbe 80 85 85 87 87 87 1 Einleitung Dem Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre) wird bereits seit dem 1. Jhd. n. Chr. eine Toxidität für Nutz- tiere zugesprochen, er ist somit als ausgesprochene Problempflanze in der Grünlandwirtschaft seit Jahrhun- derten bekannt (vgl. KÖHLER 1971, WEBER & VANSELOW 2011). Die Art ist heute in Niedersachsen und Bremen fast landesweit verbreitet (GARVE 2007). Vor allem in den küstennahen Flussmarschen und Niedermoorgebie- ten Norddeutschlands wurden in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit umfangreiche Bekämpfungsmaß nahmen entwickelt und umgesetzt (v. KRIES 1962, KÖHLER 1971). In Verbindung mit großräumig durchgeführten, tief- greifenden Meliorationsmaßnahmen und einer Inten sivierung der Grünlandnutzung trat das Problem in den 1960er und 70er Jahren in den Hintergrund. Allerdings griff KAMPHUES (1990) die Problematik bei der Ver fütterung erneut auf. In den Jahren nach 2000 wurden verstärkt hohe Wuchsdichten des Sumpf-Schachtelhalms 70 in Marschgrünländern und binnenländischem Nieder- moorgrünland in niedersächsischen Schutzgebieten festgestellt (eig. Beob.). Vor Ort wurden in den Jahren ab 2006 mehrere, teils tödliche Krankheitsbilder bei Rindern mit dem Vorkommen der Art im Grundfutter in Zusammenhang gebracht. Vor diesem Hintergrund wurde nach Voruntersu chungen 2008 das Forschungsprojekt „Sicherung wirt- schaftlicher Nutzung von Feuchtgrünlandstandorten unter Berücksichtigung der Sporenpflanze Sumpf-Schach telhalm“ durch die Landwirtschaftskammer Niedersach- sen, Fachbereich Grünland und Futterbau, initiiert und zusammen mit den Projektpartnern Tierärztliche Hoch- schule Hannover (Institut für Tierernährung), Nieder- sächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (Geschäftsbereich Naturschutz) und Universität Rostock (Arbeitsgruppe Grünland- und Futterbauwissenschaften) sowie mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in den Vegeta- Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 2/2014 tionsperioden 2009 bis 2011 umgesetzt (DBU Förder- kennzeichen: 26540 –33/2; s.a. LANGE et al. 2012). Im Projekt wurden die folgenden Fragen untersucht: Darstellung der aktuellen Ausbreitung des Sumpf- Schachtelhalms in ausgewählten Untersuchungsge- bieten sowie Analyse des Vorkommens im Hinblick auf die herrschenden Standort- und Bewirtschaf- tungsbedingungen Risiken die sich aus Verfütterung von mit Sumpf- Schachtelhalm belastetem Futter an Nutztiere ergeben Spezielle Verfahren der Futterkonservierung und deren Eignung für eine Begrenzung tiergesundheit- licher Risiken infolge vergifteten Futters Bewirtschaftungsmaßnahmen und deren Eignung für ein Zurückdrängen des Sumpf-Schachtelhalms Vereinbarkeit geeigneter Bewirtschaftungsmaßnah- men mit den Naturschutzzielen Alternative Konzepte der wirtschaftlichen Verwer- tung von Aufwüchsen mit Sumpf-Schachtelhalm außerhalb der traditionellen tierischen Verwertungs- richtung als Futter. 2 Morphologie und Toxizität des Sumpf-Schachtelhalms 2.1 Morphologie Der Sumpf-Schachtelhalm ist eine Sporenpflanzen mit ausdauerndem Rhizom und oberirdisch einjährigem Spross. Sporentragende und sterile Sprosse sind gleich- Abb. 1: Sumpf-Schachtelhalm Equisetum palustre (Zeichnung: Jan Kops, Flora Batava, Vol. 6, 1832) gestaltet. Sie erreichen eine Wuchshöhe von 10–50 cm, selten mehr. Der Stängel hat eine Dicke von 1–3 mm, dessen Zentralhöhle ist eng und nimmt ca. 1 / 6 des Stängeldurchmessers ein. Die Äste sind bogig aufsteigend und unverzweigt, deren unteren Glieder der Seitentriebe sind kürzer als die Scheide. Dies ist ein wichtiges Unter- scheidungsmerkmal der sterilen Sprosse zum Acker- Schachtelhalm (Equisetum arvense), bei dem die unteren Glieder der Seitentriebe länger als die zugehörige Scheide sind (HEGI 1984, OBERDORFER 2001). Der Aufbau des Sumpf-Schachtelhalm-Rhizoms lässt sich wie folgt beschreiben (s. Abb. 1): Von der Ebene des horizontal wachsenden Hauptstammes ausgehend durchziehen Vertikalrhizome in abnehmender Dicke aber zunehmender Verzweigung den Boden nach oben hin. Kurz unter der Bodenoberfläche enden die Rhizome teilweise tot, d. h. ohne die Ausbildung eines oberirdi- schen Triebes. Viele bilden dagegen einen grünen ober- irdischen Trieb aus oder halten einen weißlichen jungen Trieb unter der Oberfläche bereit (s. Abb. 2). Diese Triebe gehen aus den Nodien der Rhizome hauptsäch- lich in der Tiefe von 0 –10 cm hervor. Der Durchmesser der vertikalen Rhizome nimmt von 2 mm an der Oberfläche bis zu 7 mm auf Höhe des Hauptstammes zu, der über einem Meter tief im Boden liegt. Ebenso verändert sich die Farbe der Triebe von Abb. 2: Rhizomabschnitte vom Sumpf-Schachtelhalm (Foto: G. Lange) Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 2/2014 71
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Origin: /Land/Niedersachsen/NLWKN
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