Description: Jährlich werden laut des Statistischen Bundesamts ca. 600 Millionen Tonnen mineralische Baurohstoffe (Stand 2024) in Deutschland produziert und anschließend im Bausektor eingesetzt. Hierbei kommen überwiegend Primärrohstoffe zum Einsatz. Im Hinblick auf die Endlichkeit natürlicher Ressourcen ist die Verwertung und das Recycling von mineralischen Bauabfällen daher von besonderer Relevanz. Mineralische Baustoffe kommen z. B. für den Bau von Gebäuden, Straßen, Staudämmen oder Brücken zum Einsatz. Mineralische Baustoffe lassen sich u. a. folgenden fünf Kategorien * Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). zuordnen: Bauschutt, Boden und Steine, Bauabfälle auf Gipsbasis sowie Baustellenabfälle. Im Jahr 2020 betrug das Abfallaufkommen mineralischer Bauabfälle in Deutschland 220,6 Millionen Tonnen. * Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Mantelverordnung (online) (abgerufen am: 11.10.24). Setzt man diesen Wert in Relation zum Rohstoffbedarf von ca. 600 Millionen Tonnen, stellt die Baubranche somit den ressourcenintensivsten Industriesektor mit dem gleichzeitig größten Abfallaufkommen dar. Die Menge der anfallenden mineralischen Bauabfälle ist in den letzten Jahren nur geringfügig gestiegen (s. Tabelle). Angesichts der momentanen Datenlage ist hinsichtlich des zukünftigen Aufkommens mineralischer Bauabfälle vorerst mit geringen Schwankungen zu rechnen. Mengenentwicklung mineralischer Bauabfälle (in Mio. t): * Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). © Eigene Darstellung auf Basis von Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). Der Bausektor ist für 38 Prozent der weltweit erzeugten energiebedingten CO 2 -Emissionen verantwortlich. * United Nations Environment Programme (2020): 2020 Global Status Report for Buildings and Construction – Towards a Zero-emission, Efficient and Resilient Buildings and Construction Sector, Nairobi (abgerufen am: 11.10.24). Mineralische Baurohstoffe zählen zu den abiotischen Rohstoffen. Sie werden vorwiegend in natürlichen Lagerstätten abgebaut und wachsen nicht nach. Das Recycling mineralischer Bauabfälle trägt demnach einen maßgeblichen Beitrag zur Ressourcenschonung aber auch zur Reduzierung negativer ökologischer Folgen bei, die insbesondere aus dem Rohstoffabbau resultieren. Das Recycling beschreibt nach § 3 Absatz 25 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) * Bundesminister der Justiz: Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (abgerufen am: 11.10.2024). alle stofflichen Verwertungsverfahren, die Abfälle für den ursprünglichen oder einen anderen Zweck aufbereiten. Die energetische Verwertung, aber auch die stoffliche Aufbereitung in Form von Verfüllmaterial sind hiervon ausgeschlossen. Der Einsatz von Recyclingbaustoffen (RC-Baustoffe) in Bauvorhaben zur Schonung von Primärrohstoffen stellt im Sinne des Kreislaufwirtschaftgesetzes demnach eine adäquate stoffliche Aufbereitung für mineralische Bauabfälle dar. Die Verwertung von Abfällen umfasst per Definition neben dem Recycling auch diejenigen Verfahren, welche Abfälle ohne Aufbereitung „innerhalb der Anlage oder in der weiteren Wirtschaft einem sinnvollen Zweck” zuführen (KrWG * Bundesminister der Justiz: Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (abgerufen am: 11.10.2024). , § 3 Absatz 23). Verwertung mineralischer Bauabfälle 2020: * Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). © Eigene Darstellung auf Basis von Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). Mit einer umweltverträglichen Verwertungsquote mineralischer Bauabfälle von 89,5 Prozent im Jahr 2020 und einer durchschnittlichen Verwertungsquote von 88,7 Prozent über den Zeitraum der letzten 25 Jahre ist die Bauabfallverwertung bereits weit vorangeschritten. * Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). Jedoch besteht weiterhin die Notwendigkeit, Bauabfälle möglichst verlustfrei im Kreislauf zu führen und somit eine Verwertung auf höchstem Niveau sicherzustellen. Die Anforderungen an die Herstellung und den Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe sind erstmals bundeseinheitlich im Kernstück der Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz, der Ersatzbaustoffverordnung (EBV), geregelt. * Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Mantelverordnung (online) (abgerufen am: 11.10.24). Für die Verwertung von mineralischen Bauabfällen bedarf es sowohl umfassender Kenntnisse in Bezug auf Zusammensetzung der Abfallkomponenten als auch zur Herkunft des Abfalls, d. h. dem ursprünglichen Produktionsprozess. Vor der stofflichen Verwertung erfolgt zunächst die Sortierung der mineralischen Bauabfälle gemäß der in der Abfallverzeichnisverordnung genannten Abfallschlüsselnummern. * Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. (2023): Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 – Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020, Berlin (abgerufen am: 10.10.24). Die einzelnen Abfallfraktionen werden anschließend mechanisch aufbereitet. Die mehrstufigen stationären bzw. mobilen Aufbereitungsanlagen (Aufbereitung vor Ort) variieren zwar je nach Art des Bauabfalls, sie verfügen jedoch grundsätzlich über folgende Aufbereitungsschritte: * Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe e.V. (2024): Wie entstehen Recycling-Baustoffe? (online) (abgerufen am: 14.10.2024). Nach der Zerkleinerung werden die Bauabfälle in der Recyclinganlage zunächst mittels Siebung in die Fraktionen Feinkorn, Mittelkorn und Überkorn getrennt. Das Feinkorn kann direkt als Verfüllmaterial im Straßenuntergrund oder zur Aufschüttung von Böschungen und Bahndämmen eingesetzt werden. Die verbliebenen Fraktionen (Über-, Mittelkorn) werden im Wechsel zerkleinert und einer Magnetscheidung (Abtrennung eisenhaltiger Komponenten) unterzogen. Dieser Vorgang wird bis zur Erreichung der Zielkorngröße wiederholt. Abschließend erfolgt eine Siebung mit anschließender Dichtetrennung der finalen Fraktionen (RC 1, RC 2, RC 3) mittels Windsichtung zur Abtrennung der Leichtfraktion (z. B. Papier, Holz, Kunststoff). * Martens, H. und Goldmann, D. (2016): Recyclingtechnik – Fachbuch für Lehre und Praxis. 2. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden, ISBN 78-3-658-02785-8. Der Einsatz hochwertiger RC-Baustoffe ist für eine nachhaltige Bauindustrie von maßgeblicher Bedeutung. Aufgrund der aufwendigen Aufbereitungsverfahren sind RC-Baustoffe im Verhältnis zu den vergleichsweise niedrigen Preisen und kostengünstigen Qualitätskontrollen für Primärrohstoffe (z. B. Steine, Kiese) bisher wenig verbreitet. Einen strategisch langfristigen Ansatz für das Stoffstrommanagement im Bauwesen bietet das sogenannte „Urban Mining”. Kenntnisse über die stoffliche Zusammensetzung des zu sichernden Objektes bilden hierbei die Grundlage für die Bilanzierung des Gesamtbestandes langlebiger Güter (z. B. Infrastrukturen, Gebäude, Deponieablagerungen). So besteht ein Ziel des Urban Minings darin, passende Verwertungswege für künftige Stoffströme zu entwickeln, bevor diese als Abfall anfallen. Städte werden demnach als wertvolles Materiallager betrachtet, welches es zu sichern gilt. Die integrale Bewirtschaftung urbaner Lagerstätten trägt ferner zur Sekundärrohstoffgewinnung bei, sodass nicht nur Ressourcen eingespart, sondern auch die Abhängigkeit von Primärrohstoffimporten reduziert wird. * Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2024): Urban Mining (online) (abgerufen am: 14.10.24).
Text { text_type: Editorial, }
Origin: /Bund/BMUV/VDI-Zentrum Ressourceneffizienz
Tags: Urban Mining ? Mineralischer Ersatzbaustoff ? Recycling ? Baustoff ? Kunststoff ? Wiesbaden ? Stoffliche Verwertung ? Berlin ? Nairobi ? Baurohstoff ? Abfallverwertung ? Bahndamm ? Staudamm ? Umweltauswirkung ? Bauschutt ? Baustellenabfall ? Mineralischer Rohstoff ? Recyclingbaustoff ? Marder ? Abiotischer Rohstoff ? Rohstoffgewinnung ? Bauabfall ? Kreislaufwirtschaftsgesetz ? Qualitätsmanagement ? Energetische Verwertung ? Stoffstrommanagement ? Gebäude ? Kies ? Lagerstätte ? Primärrohstoff ? Abfallverzeichnis-Verordnung ? Ersatzbaustoffverordnung ? Papier ? Recyclinganlage ? Abfallart ? Abfallaufkommen ? Aufbereitungsanlage ? Verwertungsquote ? Windsichtung ? Bauwirtschaft ? Produktionstechnik ? Natürliche Ressourcen ? Nukleare Sicherheit ? Abfalleinstufung ? UNEP ? Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ? Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz ? Abfallzusammensetzung ? Ressourcenbewirtschaftung ? Ressourcenschonung ? Bauen ? Stoffstrom ? Aufbereitungstechnik ? Verbraucherschutz ? Rohstoffbedarf ? Naturschutz ? Bauvorhaben ? Gestein ?
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Restado – Bauteilbörse für die Wiederwendung von Abbruchmaterialien
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https://www.fraunhofer-zukunftsstiftung.de/de/projekte/favre.html (Webseite)„ReConcrete-360°” – Kreislaufführung von Zementklinker
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https://www.ressource-deutschland.de/themen/kreislaufwirtschaft/innovative-recyclingtechnologien/pv-module/ (Webseite)SmartRecycling-Up – Vollautomatische Sortierung großstückiger (Bau-)Abfälle
https://www.smartrecycling-projekt.de/ (Webseite)ForCycle: Einsatz von Bau- und Keramikschutt als Sekundärrohstoffe für den Hochbau
https://www.stmuv.bayern.de/themen/ressourcenschutz/forcycle/doc/abschlussberichte/tp8.pdf (PDF)Accessed 1 times.