Description: [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LIFE SOONWALD Entwicklung von Feucht- und Nasswäldern im Soonwald 02 Natura 2000LIFE - Das europäische Netz der biologischen Vielfalt Über alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) erstreckt sich unter dem Namen Natura 2000 ein Netz ganz besonderer Schutzgebiete. Es umfasst Fauna-Flo- ra-Habitat (FFH)-Gebiete und Europäische Vogelschutz- gebiete (VSG). Mit diesem Netz soll das europäische Naturerbe in Form seiner Arten- und Landschaftsvielfalt auch für kommende Generationen erhalten werden. Es stellt den europäischen Biotopverbund dar und reprä- sentiert die typischen, die besonderen und die seltenen Lebensräume sowie die Tier- und Pflanzenarten Euro- pas. Die Auswahl der Gebiete erfolgte durch die Mit- gliedstaaten der Europäischen Union nach einheitlich vorgegebenen Kriterien. Mit Natura 2000 sollen diese besonders schützens- werten Arten und Lebensräume erhalten und gefördert werden. Dieses Schutzgebietsnetz ist das größte welt- weit – es umfasst etwa 20 % der europäischen Land- flächen zuzüglich mariner Schutzgebiete (Stand 2011). Natura 2000-Gebiete sind keine eingezäunten Inseln; eine naturverträgliche Nutzung ist möglich. Oft kommen traditionelle Bewirtschaftungs- weisen in diesen Gebieten zum Einsatz.LIFE ist ein europäisches Finanzierungsinstrument für die Umwelt. Es wurde 1992 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen und ist eines der Flagg- schiffe der EU-Umweltpolitik. Mit LIFE-Natur werden Projekte zur Wiederherstellung und Erhaltung bedrohter natürlicher Lebensräume und zum Schutz bedrohter Arten in der Europäischen Union kofinanziert. Schwer- punkt sind dabei die Lebensräume und Arten des EU- weiten Netzes Natura 2000. Im Zeitraum 2014 bis 2020 werden über LIFE europa- weit für die Finanzierung von Maßnahmen im Schwer- punktbereich „Natur & Biodiversität“ 1,155 Milliarden Euro bereitgestellt. Hutewald - Relikt traditioneller Waldnutzung Lebensraumvielfalt im Soonwald LIFE Soonwald Natur kennt keine Grenzen 01 Lebensraum und Geschichte Ein Teil des Soonwaldes ist als Fauna-Flora-Habitat- Gebiet (FFH) ausgewiesen und damit Teil des Natura 2000-Netzes. Feuchte und staunasse Böden, zahlrei- che Tümpel, größere und kleine Fließgewässer, Wiesen und strukturreiche Waldränder bieten im Soonwald viel- fältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Der Soonwald hat eine lange Nutzungsgeschichte vor- zuweisen und wurde tiefgreifend umgestaltet. Unter anderem durch Holzkohlegewinnung für die Eisenver- hüttung und Pottascheerzeugung entstanden in der Vergangenheit weitgehend waldfreie verödete Flächen. Seit dem 19. Jahrhundert erfolgte eine massive Wie- deraufforstung oftmals mit standortfremden Baumarten und unter Anlage eines systematischen Entwässe- rungssystems, was zur Zerstörung eines Großteils der noch vorhandenen ursprünglichen Feuchtwälder führte. Andere wertgebende Lebensräume des Soonwaldes – wie alte Hutewaldbereiche und größere Waldwiesen – sind aber erst durch die unterschiedlichen Nutzungen entstanden und sind heute durch eine fehlende Nut- zung bzw. Pflege in ihrem Fortbestehen gefährdet. Das von der EU geförderte LIFE-Natur Projekt „Ent- wicklung von Feucht- und Nasswäldern im Soonwald“ hat es ermöglicht, zahlreiche Naturschutzmaßnahmen zur Aufwertung und zum Erhalt dieses Gebietes durch- zuführen. Es widmete sich nicht nur den Feucht- und Nasswäldern, sondern setzte Naturschutz- bzw. Ent- wicklungsmaßnahmen für Wiesen, Waldränder und die Wildkatze um. LIFE-NATUR Projekt „Entwicklung von Feucht- und Nasswäldern im Soonwald“ LIFE08 NAT/D/000012 Dauer Projekt-Koordinator Partner Gesamtbudget EU-Förderung Kofinanzierer Gebietsgröße Maßnahmen 01. Jan. 2010 bis 31. Dez. 2014 Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz Landesforsten Rheinland-Pfalz mit Forstamt Soonwald, Walderlebniszentrum Soonwald und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) 1.751.852 € 875.926 € (50 %) Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz (Naturschutzabteilung) 5.732 ha Grabenverschlüsse zur Wiedervernässung Entfichtungen und Initialpflanzungen Pflege und Neuanlage von Stillgewässern Verbesserung von Fließgewässerstrukturen Entwicklung ausgewählter Waldwiesen und Waldinnenränder Förderung von Soonwald-Eiche und Wildkatze Ausstattung und Bildungsangebote im Walderlebniszentrum Soonwald Anlage von zwei Lehrpfaden verschiedene Publikationen Einsatz für Projektsteckbrief 03 04 … ursprüngliche Wälder Besonderes Augenmerk des LIFE-Projekts lag auf der Wiederherstellung der typischen Waldgesellschaften auf Feuchtstandorten und an Fließgewässern. Der Soonwald hat in der Vergangenheit eine tiefgreifende Veränderung des Wasserhaushaltes durch zurücklie- gende Entwässerungsmaßnahmen erfahren. Dadurch sind ursprüngliche, durch Vernässung geprägte Le- bensräume und Arten auf Reliktvorkommen zurückge- drängt worden. Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) lebt im Soonwald in alten, störungsarmen Laub- und Laubmischwäldern mit Lich- tungen, Fließ- und Stillgewässern sowie extensiv genutzten Feuchtwiesen. Auf der Grundlage eines im LIFE-Projekt erstellten Konzeptes sowie ergänzender Erfassungs- und Pla- nungsarbeiten erfolgten Maßnahmen zur Rückhaltung von Oberflächenwasser. Durch gezieltes Verschließen von Gräben bzw. die flächige Ableitung von Wasser in Waldbestände konnten ehemals feuchtegeprägte Flä- chen wiedervernässt werden. Dies ermöglicht die lang- fristige Etablierung standortgeeigneter und naturnaher Waldgesellschaften. Insbesondere die umfangreiche Entfernung von nicht standortheimischen Fichtenbeständen in quelligen Be- reichen und auf staunassen Böden trug zur Förderung von Bruch- und Bachauenwäldern bei. Ergänzend fan- den einzelne Initialpflanzungen mit standortgerechten Baumarten wie Moorbirke statt. Die Fichte führt in Reinbeständen durch Ausdunklung und Versauerung zur all- gemeinen Verschlechterung der Boden- und Bestandseigenschaften. Projektkulisse: FFH-Gebiet Soonwald Ursprünglicher Laubwald Entfichtung und Grabenstaue auf staunassen Böden … lebendige Bäche Zahlreiche quellige Bereiche, Bäche, aber auch Ent- wässerungsgräben durchziehen den Soonwald und bestimmen den Wasserhaushalt der Lebensräume. Von Natur aus fließen Bäche meist in Schlingen und Kurven (Mäandern), an den Ufern wachsen vorwiegend Laub- holzarten. Die Bäche des Soonwaldes sind jedoch an zahlreichen Abschnitten stark anthropogen überprägt und von Fichtenforsten gesäumt. Das LIFE-Projekt hat einigen Fließgewässern im Soonwald ein Stück Natur- nähe wiedergegeben: Grasfrosch (Rana temporaria) • Entfernung von Fichten entlang der Bachläufe zur Förderung naturnaher laubholzgeprägter Bachauenwälder • Rückführung der Fließgewässer aus Entwässerungs- bzw. Wegeseitengräben heraus in ihr ursprüngliches Bachbett • Ersatz von Verrohrungen beispielsweise durch Furten und Brücken, um den Bach für Kleinlebewesen wie der passierbar und bewohnbar zu gestalten Die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) kommt an den kleinen, sauberen und kühlen Bächen des Soonwaldes vor. Freistellung des Lametbaches von Fichten Ersatz eines Rohrdurchlasses durch eine Brücke am Gebrother Bach Einsatz für Einsatz für 05 06 … artenreiche Kleingewässer Die im Soonwald zahlreich vorhandenen Kleingewäs- ser sind nicht natürlichen Ursprungs, stellen aber eine große Bereicherung der Naturraumausstattung dar. Der Großteil wurde aus Eigeninitiative der Revierleiter heraus – vor allem im Zusammenhang mit der Windwurfaufar- beitung nach den Stürmen Vivian und Wiebke von 1990 – angelegt. Eine Vielzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten besiedelte sehr schnell diese Gewässer. Durch den Aufwuchs beschattender Bäume am Ge- wässerrand oder auch zu starkem Bewuchs mit Was- serpflanzen hatten viele dieser Gewässer inzwischen ihre günstigen Lebensraumbedingungen verloren. Dies verursachte einen Rückgang verschiedener Amphibi- en und Libellen sowie hier vorkommender Torfmoose. Es erfolgte eine standortgenaue GPS-Erfassung aller Kleingewässer und eine Untersuchung bestimmter Ge- wässer auf Vorkommen von Amphibien und Libellen. Auf den Ergebnissen beruhte die Auswahl von über 50 Gewässern, die freigestellt bzw. entschlammt wurden. Darüber hinaus wurden 35 Stillgewässer neu angelegt. Mit Hilfe eines Pflegekonzepts werden die Maßnahmen dauerhaft fortgeführt und können einen Beitrag zur langfristigen Unterhaltung der Stillgewässer im Soon- wald leisten. Die sauren, nährstoffarmen Gewässer im Soonwald haben als Ersatzhabitate für spezialisierte, seltene Libellenarten wie die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) eine große Bedeutung. . Bis heute sind nahezu 200 Stillgewässer innerhalb des FFH-Gebietes entstanden. Bergmolche (Ichthyosaura alpestris) fühlen sich in beschatteten, kleinen Gewässern wohl. Torfmoose (Sphagnum) können sehr große Mengen Wasser speichern. 07 Anlage von Frässtreifen als Vorbereitung für die Heuimpfung mit Mahdgut Einer der vielen austreibenden Eichenpfropfling von 52 Mutterbäumen … die Soonwald-Eiche Die Soonwald-Eichen sind an die stauwassergeprägten Standorte des Soonwaldes angepasst. Bei in jünge- rer Zeit angepflanzten, gebietsfremden Eichen ist eine deutliche Devitalisierung zu beobachten. Sie wachsen gar nicht oder schlecht und langfristig ist mit ihrem vorzeitigen Ausfall zu rechnen. Auch eine Anpflanzung anderer Baumarten ist oftmals von unzureichender Standortangepasstheit geprägt und stellt auf Dauer kei- nen adäquaten Ersatz des natürlichen Eichen-(Misch-) waldes dar. An alten, noch vitalen Soonwald-Eichen wurden Pfropf- reiser geschnitten, diese auf Unterlagenpflanzen an- gezogen und mit ihnen eine Samenplantage angelegt. Aus dem Saatgut dieser gepfropften Soonwald-Eichen sollen Jungeichen herangezogen werden, welche wie- derum an geeigneten Standorten anzupflanzen sind. Dadurch soll langfristig die genetisch besonders ange- passte Soonwald-Eiche bewahrt und ein dauerhafter Erhalt bodenfeuchter Eichen-Mischwälder ermöglicht werden. Die Erprobung eines neuen Pfropfverfahrens für Eichen im LIFE-Projekt durch die FAWF verbesserte den An- wuchserfolg bei den Eichen-Pfropfungen. Einsatz für Einsatz für Einer der ältesten Bäume des Soonwalds, die Bollinger-Eiche, bereits in der Alters- und Zerfallsphase Entfernung eines Fichtenriegels im Bereich des Naturschutzgebietes „Landwiesen“. Fichten-Querriegel können den Artenaustausch zwischen den Teilstücken sowohl von Flora als auch von Fauna unterbrechen. Artenreiche Wiesen sind Lebensraum für zahlreiche Insekten. Schmetterlinge sind eng an das Vorkom- men bestimmter Pflanzenarten oder Pflanzengruppen gebunden, von denen sich ihre Raupen ernähren. Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor) Viele der „Soonwald-Wiesen“ sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nährstoff-, kalk- und basenarm sind und oft auf staunassen Böden liegen. Unter diesen Bedin- gungen bildeten sich besondere Wiesentypen mit charakteristischen Pflanzenarten. … nahrungsreiche Saumstrukturen und blühende Wiesen Insbesondere Übergangsbereiche zwischen Wald- und Offenlandflächen werden von vielen Tieren mit kom- plexen Lebensraumansprüchen als Nahrungshabitat genutzt. Zur Verbindung des Waldlückensystems feh- len jedoch in weiten Bereichen intakte Saumstrukturen. Durch die Entnahme von Einzelbäumen im Bereich be- stehender Waldinnenränder wurden stufig aufgebaute und buchtig verlaufende Waldränder gefördert. Zusätz- lich erfolgte die Pflanzung seltener Baumarten wie Eber- esche, Mehlbeere, Holzapfel und Wildbirne. Unterschiedlich große Offenlandinseln sind im gesamten Soonwald anzutreffen und wertgebend für das Gesamt- gebiet. Viele sind aus historischer Nutzung hervorge- gangen oder nach Sturmkatastrophen neu entstanden, allerdings ist auch ein Großteil als Wildäsungsflächen angelegt worden. Aufgrund der meist sehr armen Standorte wurden vor allem bei den später angeleg- ten Wiesen Fremdboden und Saatmischungen aufge- bracht, auch kam es häufig zur Düngung der Flächen. Durch die heute noch wirkenden Eingriffe der Vergan- genheit sowie durch zunehmende Nutzungsaufgabe sind viele charakteristische Pflanzengesellschaften und Arten der Offenlandlebensräume gefährdet. Zur Verbes- serung der Lebensraumqualität ausgewählter Wiesen wurden daher Fichten (-riegel) entfernt, voranschreiten- de Gebüschstrukturen zurückgedrängt, Heuimpfungen durchgeführt und die Wiesen extensiv gemäht. 08
Text { text_type: Publication, }
Origins: /Land/Rheinland-Pfalz/Stiftung Natur und Umwelt
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Language: Deutsch
Time ranges: 2014-01-01 - 2014-12-31
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