Description: 17 Jahre Regenwurmerfassung auf Boden-Dauerbeobachtungsflächen (BDF) in Sachsen-Anhalt Landesamt für Umweltschutz Uwe Langer, Karola Kuhn, Tobias Weniger, Elisabeth Neubert Anlass der Untersuchungen Nach § 21 (4) des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) vom 17.03.1998 wurde in Sachsen-Anhalt ein Fachinformationssystem Bodenschutz (FIS Bodenschutz) aufgebaut. In diesem System werden u.a. Daten von Boden-Dauerbeobachtungsflächen (BDF) erfasst. Bis 2006 wurden in Sachsen-Anhalt 70 BDF eingerichtet. Die Auswahl der Standorte für die Boden-Dauerbeobachtung erfolgte nach den Kriterien der Landschafts-, der Boden, der Nutzungs- und der Belastungsrepräsentanz sowie der langfristigen Verfügbarkeit der BDF. Auf diesen 70 Flächen werden Daten über die physikalische, chemische und biologische Beschaffenheit der Böden erfasst. Zu den biologischen Untersuchungsparametern gehört nach der bundesweit abgestimmten Konzeption „Einrichtung und Betrieb von Boden-Dauerbeobachtungsflächen“ die Erfassung der Regenwürmer (Lumbriciden). Die Regenwurm-Taxozönosen sind gut geeignet, chemische (z.B. Schad- stoffbelastungen) und physikalische Veränderungen (tiefes wendendes Pflügen, Bodenverdichtungen) anzuzeigen. Darüber hinaus können sie auch biologische Veränderungen wie eine Verminderung oder Qualitätsänderung des Nahrungsangebotes deutlich machen. Die lange Lebensdauer der Regenwürmer (bis zu 10 Jahren) bewirkt, dass Umwelteinflüsse über Jahre hinweg aufgenommen werden können. Allgemeines zu den Regenwürmern Die Familie der Lumbricidae gehört • zur Ordnung der Oligochaeta (Wenigborster) • zur Klasse der Clitellata (Gürtelwürmer) und • zum Stamm der Annelida (Ringelwürmer). Ihre Biomasse beträgt durchschnittlich 40 g und maximal 400 g (bezogen auf einen Bodenkörper von 1 m² Oberfläche und 30 cm Tiefe), wobei starke Schwankungen in Abhängigkeit von der Bodenreaktion auftreten können. In sauren Böden mit einem pH-Wert < 5,5 sind Artenvielfalt, Abundanz (Individuendichte) und Biomasse deutlich geringer. Hinsichtlich ihrer im Vergleich zu anderen Bodentieren enormen Biomasse und ihrer Funktion im Boden sind Regenwürmer in mitteleuropäischen Böden die wichtigste Bodentiergruppe. Bei der Besiedlung des Bodens lassen sich drei Lebensformtypen unterscheiden: •Streuhorizontbewohner (epigäische Lebensform) (epi (griech.) = auf - ge/gae/gaia (griech.) = Erde) keine Gänge im Boden, fressen Streuteile und/oder die daran lebende Mikroflora, dunkel pigmentiert und zum Teil kräftig gefärbt, sehr starke Muskulatur für schnelle Bewegungen, (z.B. Lumbricus rubellus, Eisenia fetida). •Mineralhorizontbewohner (endogäische Lebensform) (endon/entos (griech.) = innen - ge/gae/gaia (griech.) = Erde) leben in horizontalen Gängen, ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenwurzeln, verrotteter organischer Substanz, die sie mit dem Mineralboden zusammen aufnehmen, nicht pigmentiert, schwache Grabmuskulatur (z.B. Aporrectodea caliginosa, Octolasium cyaneum). Vertikalbohrer, Tiefgräber (anecische, anektische oder anözische Lebensform) (annectare (lat.) = anknüpfen, verbinden) • Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 2012 1 graben vertikale bis zu 3 m tiefe Gänge mit Öffnung zur Oberfläche, nehmen Blätter und andere Streureste an der Oberfläche auf, die sie in ihre Gänge ziehen, dort auffressen und verdauen, meist rot pigmentiert, starke Grabmuskulatur (z.B. Lumbricus terrestris, Aporrectodea longa). Bei der Verwendung dieser Typen ist zu beachten, dass die gleiche Art je nach Alter verschiedenen Lebensformen angehören kann. Während der Nahrungssuche nehmen die Regenwürmer immer auch mehr oder weniger große Anteile mineralischer Bodensubstanz auf, die bei der Darmpassage mit organischen Verdauungsrückständen angereichert, vermischt und als fruchtbare Erde wieder ausgeschieden wird. Durch ihre grabende und wühlende Tätigkeit tragen sie maßgeblich zur Lockerung, Durchmischung und Strukturentwicklung des Bodenkörpers bei. Darüber hinaus spielen sie eine wichtige Rolle bei der Zersetzung und Humifizierung der organischen Substanz im Boden und tragen so wesentlich zur Bodenfruchtbarkeit bei. In Deutschland finden sich derzeit ca. 39 Regenwurmarten aus acht Gattungen (SIMS u. GERARD, 1999). Situation in Sachsen-Anhalt In Sachsen-Anhalt werden seit 1994 Regenwurmerhebungen auf BDF durchgeführt. Die Erfassung der Lumbriciden erfolgt entsprechend den Vorschriften der DIN ISO 11268-3 (2000) und der DIN ISO 23611-1 (2007). Die Beprobung wird auf jeweils 8 Teilflächen je BDF außerhalb der Kernfläche vorgenommen. Es werden Anzahl und Masse - jeweils getrennt nach adulten (erwachsenen, nach Eintritt der Geschlechtsreife) und juvenilen (kindlichen) Würmern – der Lumbriciden sowie die Arten der adulten Würmer bestimmt. Die Bestimmung wird anhand der einschlägigen Bestimmungsliteratur vorgenommen. Untersuchungsflächen In 17 Jahren wurden insgesamt 201 Bestandeserhebungen zu Regenwürmern auf 70 BDF bis zum Ende des Jahres 2010 in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Tabelle 1: Regenwurmerhebungen auf BDF in den Jahren von 1994 bis 2010 BDF-Nr.BDF-Name BDF 01Querstedt BDF 02Erxleben BDF 03Gohre BDF 04Krevese BDF 05Klötze BDF 06Born BDF 07Colbitz BDF 08Arendsee BDF 09Zielitz Bodenregion / aktuelle Bewirtschaftungsart Altmoränenlandschaften / Ackerland Altmoränenlandschaften / Ackerland Altmoränenlandschaften / Grünland Altmoränenlandschaften / Ackerland Altmoränenlandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Forst Flusslandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Forst Anzahl Erhebungendavon kein Fangergebnis 41 Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 2012 3 2 4 2 5 1 5 2 4 1 2 Bodenregion / aktuelle Bewirtschaftungsart BDF-Nr.BDF-Name BDF 10Reesen BDF 11Nedlitz BDF 12Senst BDF 13Ochsenkopf BDF 14Bad Schmiedeberg BDF 15Goitzsche BDF 16Golpa-Nord BDF 17 BDF 18 BDF 19 BDF 20 BDF 21.1 BDF 21.2 BDF 22 BDF 23 BDF 24 BDF 25Klossa Iden Barby Wartenburg Biberwerder 1 Biberwerder 2 Steckby Plötzkau Brücken Salegaster Aue BDF 26.2Mannhausen BDF 27Tangerhütte BDF 28Ladeburg BDF 29Mahlsdorf BDF 30Biere BDF 31Rodersdorf BDF 32Klein Wanzleben BDF 33Cattau BDF 34.2Bad Lauchstädt BDF 35Barnstädt BDF 36Leimbach BDF 37Querfurt BDF 38Lodersleben BDF 39Scheiplitz BDF 40Pirkau BDF 41Profen Anzahl Erhebungen Flusslandschaften / Grünland Altmoränenlandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Ackerland Altmoränenlandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Grünland Anthropogene Landschaften / Forst Anthropogene Landschaften / Forst Flusslandschaften / Ackerland Flusslandschaften / Grünland Flusslandschaften / Grünland Flusslandschaften / Grünland Flusslandschaften / Forst Flusslandschaften / Forst Flusslandschaften / Forst Flusslandschaften / Ackerland Flusslandschaften / Ackerland Flusslandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Grünland Flusslandschaften / Forst Altmoränenlandschaften / Ackerland Altmoränenlandschaften / Grünland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Löss- und Sandlössland- schaften / Ackerland Anthropogene Landschaften / Ackerland Anthropogene Landschaften / Ackerland Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 2012 davon kein Fangergebnis 3 2 3 4 3 41 41 2 4 4 2 4 2 3 3 3 5 2 2 2 2 4 1 2 4 1 4 2 2 3 2 2 2 3 2 3 3
Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU
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Language: Deutsch
Issued: 2012-06-18
Modified: 2012-06-18
Time ranges: 2012-06-18 - 2012-06-18
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