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lu-krie_313-336-Moorfrosch.pdf

Description: ||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.13 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft MOORFROSCH 4/2015: 313 – 336 Moorfrosch – Rana arvalis (Nilsson, 1842) Wolf-Rüdiger Grosse und Marcel Seyring 1 ||||||||||||| FFH Artsteckbrief Kennzeichen: Kleiner schlanker Braunfrosch mit flinken Bewegungen, glatter Haut; Oberseite meist bräunlich, seltener rötlich, gelblich oder grau; ein oft vorkommender heller breiter Rückenstreifen von der Kopfspitze bis zur Kloake, Drüsenleisten an der Grenze des Rückens zu den Flanken parallel, ragen deutlich hervor, sind meist hell abgesetzt, Körperflanke mit dunkelbraunen Längsbändern, auch schwarz gefleckt; zugespitzte Kopfform in Seitenansicht und Aufsicht, bräunliches Oberlippenband von der Maulspitze bis über den Ansatz der Vorderextremitäten, bräunlicher Strich über das Nasenloch zum Auge; Unterseite gewöhnlich weißlich bis gelblich, ungefleckt, oft gelb- lich getönte Partien in der Achsel- und Lendengegend (Achtung Tiere mit gefleckten Bäuchen können regio- nal auftreten), Trommelfell etwa 2/3 des Augendurch- messers, Pupille längs-oval; Fersenhöcker in Seiten- ansicht halbkreisförmig und hart. Größe: Kopf-Rumpflänge der ♂♂ 35 – 60 mm und der ♀♀ 35 – 75 (85) mm. Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂♂ obwohl kleiner deutlich kräftigere Oberarme, von Herbst bis Frühjahr mit braunschwarzen Schwielen an den Dau- men, zur Paarungszeit staut sich Lymphflüssigkeit unter der Haut, Färbung wirkt blass grau bis braun, Kehle blau, Schwimmhäute gut sichtbar; zur Paa- rungszeit ertönt ein charakteristischer glucksender und bellender Ruf, Paarungsruf, bei Sonnenschein ♂♂ intensiv blau gefärbtes Balzkleid, Einzelrufe vermutlich Revierrufe; ♀♀ wenig größer und schwerer als ♂♂. FFH Habitate: Vor allem Auengebiete, Sumpf- und Wie- senhabitate, typische Laichgewässer sind flache Tüm- pel, Kleinweiher und Altwässer sowie Randzonen von Mooren. Aktivität: Regional und witterungsbedingt ab Ende Februar Wanderung zum Laichgewässer, Fortpflan- zungszeit meist März bis Anfang April, langer Somme- raufenthalt im weiteren Gewässerumfeld, Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhängig von Ende Oktober bis Februar. Wanderungen/Reviere: Variabel, 500 – 1.200 m. Fortpflanzung/Entwicklung: ♀ legt je Saison 300 bis 2.000 Eier in einem Ballen ab, meist in großer Stück- zahl am Balzplatz zu finden, Einzelei 1,5 – 2,0 mm Durchmesser, mit Gallerthülle 4 – 6 mm, animaler Pol (oben) bräunlich, vegetativer Pol (unten) weißlich, Ablage der Laichballen unter Wasser 5 – 50 cm, in war- men Flachwasserbereichen. Embryonalentwicklung temperaturabhängig, 21 (10 °C) – 5 (20 °C) Tage, Lar- ven beim Schlupf etwa 5 – 7 mm, Länge 30 – 40 (max. 45) mm; Metamorphose nach 6 bis 16 Wochen, Jung- frösche 10 – 18 mm, seltener 22 mm, an Land ab Ende Juni bis Ende August; Jungtiere als auch Erwachsene leben gemeinsam im Sommerlebensraum, ortstreu; Geschlechtsreife nach 2 – 3 Jahren. Nahrung: Nahrungssuche tagsüber und in der Däm- merung/nachts, Regenwürmer, flugaktive und krab- belnde Insekten und deren Larven (vorwiegend Käfer, Wanzen, Blattläuse, Ameisen), Spinnen, Asseln, Hun- dertfüßer. Alter: 6 – 12 Jahre im Freiland. Abb. 1: Moorfrösche im Laichgewässer (Montage, Fotos: A. Westermann). 313 MOORFROSCH FFH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Der Moorfrosch besitzt ein riesiges Verbreitungsgebiet in der Westpalaearktis (Gasc et al. 1997). Es reicht im Westen bis Nordostfrankreich und Belgien. Im Nor- den geht das Areal über Dänemark, Südnorwegen, Schweden, Finnland nach Russland, westlich des Urals sogar über den Polarkreis hinaus, weiter nach Osten in Asien bis in das Mittelsibirische Bergland, im südlichen Russland weiter östlich bis zum südlichen Bereich des Baikalsees und weiter entlang der Fluss- niederung der Lena bis Olekminsk (Kuzmin 2013). Die Südgrenze verläuft etwa in Höhe des West- und Nordu- fers des Schwarzen Meeres, durch die Ukraine, Nord- und Zentralrumänien, Kroatien als südlichster Punkt, durch die Donauniederung etwa bis Oberösterreich, Nordbayern, am Bodensee nach Baden-Württem- berg, durch die französische und deutsche Rheinaue, Ostbelgien und die Niederlande bis zum westlichsten Punkt in Frankreichs Norden. Der Moorfrosch fehlt im gesamten südlichen Europa, auf den Britischen Inseln und im größten Teil Frankreichs. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die westliche Arealgrenze der Art verläuft durch Deutschland vom Norden Nordrhein-Westfalens, (Ruhrgebiet), durch den Süden von Niedersachsen, das westliche Sachsen-Anhalt, Ostthüringen, Nor- dostbayern nach Tschechien (Laufer et al. 2007). Als Tieflandart besitzt der Moorfrosch damit seinen Verbreitungsschwerpunkt im Norddeutschen sowie im Nordostdeutschen Tiefland in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg, und beinahe flächendeckend in Mecklenburg Vorpommern, Brandenburg und Osten Sachsen-Anhalts; dagegen nur weitlückig in West- und Südwest-Sachsen-An- halt und Südost-Sachsen. In den weiteren mittleren, westlichen und südlichen Landesteilen Deutschlands ist die Art hingegen nur in sehr isolierten Vorkommen verbreitet, die vor allem entlang der großen Flusstäler liegen. Im Saarland gilt der Moorfrosch als ausgestor- ben (Günther & Nabrowsky 1996). 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Der Elbe-Havel-Winkel beherbergt etliche Vorkom- men des Moorfroschs, die sich auch weiter nach Niedersachsen (Wendland) und nach Brandenburg erstrecken. Westbrandenburg hat flächendeckend Vorkommen der Art. Im Südosten des Landes finden sich im Bereich des Elbtales und der Muldeaue direkte Verbindungen zu dem Verbreitungsschwerpunkt des Moorfroschs in Nordwestsachsen (Zöphel & Stef- fens 2002). Hauptverbreitungsgebiete sind hier die Heide- und Moorgebiete, das Leipziger Land, die Els- ter-Luppe- und die Muldeaue, südlich davon die Alten- burg-Zeitzer Lösshügellandschaft. Hier finden sich auch im äußersten östlichen Bereich die Vorkommen in Ostthüringen (Schiemenz & Günther 1994). Eine große Verbreitungslücke verläuft vom südlichen Harz- vorland (Ausnahme bei Bad Sachsa), über den Harz bis zum Nordharzvorland. Gemeinsame Vorkommens- gebiete finden sich erst wieder in Niedersachsen ober- halb des Mittellandkanals an der unteren Mittelelbe, in weiten Teilen der Lüneburger Heide, in der Stader Geest und im Weser-Aller-Flachland (relativ stetige Nachweise) (NLWKN 2011). 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen aktuell 4.588 Datensätze zwischen 1956 und 2014 vom Moorfrosch vor. Mit einer aktuellen (Daten ab 2001) Rasterfrequenz von 67 % (138 MTB) zählt er zu den weit verbreiteten Arten (entspricht 335 MTBQ und 45 % Frequenz). Historische Verbreitung Bereits Schulze (1891) nennt Vorkommen in der Alt- mark (Letzlinger Heide) und Köhnke (1893) im Bürger- holz bei Salzwedel. Bereits 1880 fing ein Herr Bach in der Gegend von Magdeburg Moorfrösche (briefl. an Düri- gen 1897). Wolterstorff (1888, 1928) erwähnt fol- gende Fundorte: Osterburg, Neuhaldensleben, Stendal, Gardelegen, Rogätz, den Biederitzer Busch, das Rothe- horn, und die Rotheseer Wiesen bei Magdeburg, sowie Ammendorf, Passendorf, die Kröllwitzer Höhen und der Salzige See bei Halle. Daneben erwähnt er die Elsteraue bei Schkeuditz und Leipzig (Botanischer Garten!). Für Mitteldeutschland typisch schreibt Dürigen: „Das ausge- dehnte norddeutsche Tiefland verlässt der Frosch aber auch, um den großen Flussthälern … zu folgen, bis in den Mittellauf … zu gelangen und hier mehr oder weniger vorgeschobene Posten zu bilden.“ Tab. 1: Datengrundlagen zum Moorfrosch in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990–2014) des Moorfroschs in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 314 MOORFROSCH FFH Abb. 2: Moorfroschweibchen mit typischer heller Rückenmitte (Foto: K. Kürbis). Gassmann (1984) nennt die Verbreitungsschwerpunkte im Norden Sachsen-Anhalts in der Elbe- und Havelnie- derung, im Drömling und Fiener Bruch. Einige zerstreute Nachweise fanden sich in der Milde-, Ohre-, Saale- und Bodeniederung. Buschendorf (1984) registrierte häu- fige Moorfroschfunde nördlich und westlich von Witten- berg, im Gebiet zwischen Aken und Roßlau, um Dessau und im Raum Bad Schmiedeberg, die sich auch östlich der Elbe und entlang der Schwarzen Elster fortsetzen (Krüger & Jorga 1990). Auch in höheren Geländestu- fen im Kyffhäuser, Hakel, im Harz bei Pansfelde und südlich Straßberg wurde er gefunden. In den Elbauen bei Wittenberg ist der Moorfrosch häufiger als der Grasfrosch (Berg et al. 1988). Die Daten wurden von Schiemenz & Günther (1994) bestätigt. Sie erwähn- ten das Fehlen der Art in großen Teilen der Altmark, der Börde, im Haldenslebener Hügelland, im Zerbster Ackerland, im Nördlichen und Östlichen Harzvorland, auf der Querfurter Platte und dem Weißenfelser Acker- land. Dicht besiedelt waren Teile des Wittenberger Elbtales, das Muldetal und weiter die angrenzenden Gebiete in Nordwestsachsen. Allgemein fehlte die Art in den Mittelgebirgen. Für Sachsen-Anhalt wurde eine MTB-Frequenz von 48,8 % (MTBQ-Frequenz 28 %) ermittelt. Verbreitung nach Landesfauna 2004 Der Verbreitungsschwerpunkt des Moorfroschs lag in Sachsen-Anhalt in den eiszeitlich geprägten Tiefland- gebieten (Braumann 2004c). Durchgängig besiedelt wurden die Flussauen der Elbe und Havel, das Ohre- tal mit dem Drömling, das Muldetal und das Saaletal. In der Altmark kam der Moorfrosch zahlreich in den Niederungen der Altmoränenlandschaften vor, wäh- rend die Sander und Endmoränen der Altmarkhei- den bis auf den elbnahen Bereich gemieden wurden. Gleiches gilt für den Fläming, wo er auf den lehmigen Grundmoränenplatten häufig und in den Sandgebieten nur spärlich verbreitet war. Die Lößböden der Ackere- benen wurden nicht vom Moorfrosch besiedelt; eine Ausnahme bildete das Köthener Ackerland. Ganz ver- einzelte Nachweise lagen aus den Hügelländern vor, wobei das Vorkommen im Helme-Unstrut-Buntsand- steinland bis auf knapp 300 m reichte. Diese Lokali- Karte 2: Vorkommen des Moorfroschs in Sachsen-Anhalt auf MTBQ-Basis. 315

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Language: Deutsch

Issued: 2016-01-16

Modified: 2016-01-16

Time ranges: 2016-01-16 - 2016-01-16

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