API src

06_Moosgesellschaften 08_Blütenpflanzen 09_Pflanzengesellschaften Tafelteil

Description: Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Moosgesellschaften des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Rudolf SCHUBERT unter Mitarbeit von Monika KOPERSKI und Rolf MARSTALLER (1. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung An Standorten, an denen die Standortsfaktoren ein Wachstum von Farn- und Blütenpflanzen ver- hindern oder doch wenigstens stark einschränken, können sich Moose entwickeln. Sie sind an sol- che Extremstandorte in vielfältiger Weise ange- passt. Ist die Möglichkeit des Eindringens von oft haarfeinen Rhizoiden in das Substrat gegeben und eine ausreichende Standortsfeuchtigkeit gewähr- leistet, stellen sich Moose ein, die mit einer cha- rakteristischen Artenkombination die Standorts- verhältnisse widerspiegeln. Solche Moosgemeinschaften finden sich auf an- stehenden Felsen, Steinblöcken, Sanden und Kie- sen, in Trockenrasen, auf Äckern, an offenen Erd- böschungen, Stämmen und Ästen von Bäumen, auf totem Holz, in Quellsümpfen, Mooren, klaren Bächen, aber auch in lichtarmen Schluchten und Höhlen, auf Mauern und Dächern, Brandplätzen und sogar auf Tierexkrementen. Auf Grund ihrer Fähigkeit, frisch entstandene, offene Standorte schnell zu besiedeln und sich an extreme Lebens- bedingungen anzupassen, sind sie häufig Erst- besiedler. Sie können aber auch Dauergesell- schaften von Extremstandorten sein. Sind diese Moosgemeinschaften selbstständige, charakteristische, den Standortsfaktoren entspre- chende, typische Vergesellschaftungen, so spricht man schon seit vielen Jahrzehnten von Moosgesellschaften (ALLORGE 1921, 1922, FREY 1922, GAMS 1927, OCHSNER 1928, SCHADE 1923 und WISNIEWSKI 1930). Naturgemäß gibt es auch Moosgemeinschaften, die als untrennbare Be- standteile, als Synusien von Farn- und Blüten- pflanzen-Gesellschaften anzusehen sind und dort oft in einer besonderen Schicht, der Moos- schicht, auftreten. Schließlich gibt es Pflanzen- gesellschaften, in denen zwar die Moose domi- nieren, aber auch Farn- und Blütenpflanzen stär- ker in Erscheinung treten, z.B. in den Mooren und Quellsümpfen. Sie werden meist in das Sys- tem der Farn- und Blütenpflanzen-Gesellschaf- ten eingeordnet (SCHUBERT et al. 2001). Moosge- meinschaften können also sowohl Synusien als auch eigenständige Moosgesellschaften sein (MARSTALLER 1980, WILMANNS 1970). Im Gesamthaushalt der Natur spielen Moosgesell- schaften eine große Rolle als Keimbett für Gehöl- ze (DÜLL 1990), Lebens-, Schutz- und Überwinte- rungsstätte, als Nist- und Brutplatz sowie als Nah- rung für viele Wirbellose und Kleinwirbeltiere (DREHWALD & PREISING 1991). Manche Vogelarten und Insekten benützen Moose als Baumaterial für $& ihre Nester und schließlich sind großflächige Moosgemeinschaften in Mooren und Quellsümp- fen für den Wasserhaushalt der Landschaften als Wasserspeicher von großer Bedeutung. Datengrundlagen Moosgesellschaften sind durch eine charakteris- tische Artenkombination ausgezeichnet. Durch sie unterscheiden sie sich von den nächstähnlichen Gesellschaften. Die Einordnung in das System der Moosgesellschaften erfolgt entsprechend des Vorkommens diagnostisch wichtiger Arten. Zu die- sen gehören Charakterarten, die ausschließlich oder vorwiegend in der entsprechenden Moosge- sellschaft vorkommen, hochstete und bestands- bestimmende Arten und schließlich die Differenti- alarten, die eine Moosgesellschaft von den nächst- ähnlichen unterscheiden. Viele Moosgesellschaf- ten benötigen für die Ausbildung ihrer charakte- ristischen Artenkombination nur kleine Flächen von meist unter 1 m2. Ihre Bestände können aber sehr unterschiedlich große Flächen einnehmen. Das System der Moosgesellschaften ist in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt worden (DREHWALD 1991, HÜBSCHMANN 1984, 1986, MAR- STALLER 1993) so dass gegenwärtig eine gute Ein- ordnung der meisten Moosgesellschaften in über- geordnete Vegetationseinheiten vorgenommen werden kann. Die Erfassung der Moosgesellschaften ist in den einzelnen Bundesländern Deutschlands unter- schiedlich weit vorangeschritten. In Sachsen-An- halt sind bryosoziologische Erhebungen noch nicht in befriedigendem Maße vorhanden. Aus- nahmen bilden Arbeiten von GEIER 1959, 1961, KOPERSKI 1978, MARSTALLER 1984a,b, 1987, 1991, 1994, 1997, 2000, 2001a, 2001b, 2002a, MÜLLER 1992, NÖRR 1969, 1970, SCHABERG 1978, 1981. Wenn wir uns trotz der noch lückenhaften Erfas- sung der Moosgesellschaften in Sachsen-Anhalt entschlossen haben, eine Rote Liste der Moos- gesellschaften vorzulegen, so auf Grund der gu- ten sonstigen pflanzensoziologischen Erfassung der unterschiedlichen Biotope, bei der die Bryo- phyten berücksichtigt sind (SCHUBERT 2001) und der vorliegenden Roten Listen der Moose (MEI- NUNGER 1995, 1999, 2004). Eine wesentliche Hil- festellung boten auch die Roten Listen der Moos- gesellschaften der angrenzenden Bundesländer Niedersachsen (DREHWALD & PREISING 1991) und Thüringen (MARSTALLER 2002b). Tab 1: Definition der Gefährdungskategorien (Von einer Vorwarnliste wurde Abstand genommen). Kat. 0 R 1 2 3 Definition Verschwundene oder verschollene Moosgesellschaft: Es besteht der Verdacht, dass ihre Bestände erloschen sind. Äußerst seltene Moosgesellschaften: Sie sind nur kleinflächig auf Extremstandorte beschränkt und dort von Natur aus nicht gefährdet. Durch unvorhergesehene Flächenverluste infolge des Zerstörens der Standorte oder andere unvorhergesehene Eingriffe und Einwirkungen würden sie jedoch sofort verschwinden. Vom Verschwinden bedrohte, in ihren Beständen akut gefährdete Moosgesellschaften: Sie sind so stark zurückgegangen, dass sie nur noch wenige Bestände bilden. Wenn die Gefährdung anhält, werden sie in absehbarer Zeit verschwinden. Bestandeserhaltende Sicherungs- und Entwicklungsmaßnahmen sind unbedingt erforderlich. Stark gefährdete Moosgesellschaften: Sie sind schnell und stark zurückgegangen und oft qualitativ in ihrer Artenkombination verändert. Bestandessichernde Maßnahmen sind auch hier erforderlich. Gefährdete Moosgesellschaften: Sie sind zwar deutlich aber langsamer zurückgegangen und in ihrer qualitativen Artenzusammensetzung weniger stark beeinträchtigt. Bestandessichernde Maßnahmen sind empfehlenswert. Anzahl (absolut) Anteil an der Gesamtzahl (%) 0 13 9,5 Gefährdungskategorie R 1 2 24 5 7 17,5 3,6 5,1 3 33Rote Liste 82 24,159,8 Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die starke Abhängigkeit der einzelnen Moosge- sellschaften vor allem von kleinklimatischen Standortsfaktoren aber auch von der Wasser- und Nährstoffversorgung aus dem Boden und der Luft, lassen die Moosgesellschaften zu ausgezeichne- ten Bioindikatoren werden (ARNDT et al. 1987, DÜLL 1974, 1979, OTTE 2002, SCHUBERT 1991, STETZKA 1994). Sie zeigen oft bereits beginnende anthro- pogene Veränderungen der Standortsfaktoren an und sind damit geeignet, Luft- und Wasserver- schmutzung, aber auch Licht- und Luftfeuchtig- keitsveränderungen bei Strukturwandel in Öko- systemen sehr rasch erkennen zu lassen. Durch ihre Bindung an besondere Standortsver- hältnisse sind sie bei anthropogenen Eingriffen in den Naturhaushalt besonders leicht gefährdet (BARKMAN 1966, BÜRGER 1991, MUHLE 1977, PHILIP- PI 1991, TÜRK & WIRTH 1975). Durch Gewässer- verschmutzung, Gewässerausbau und -unterhal- tung gehen Moosgesellschaften klarer, sommer- kühler, nährstoffarmer Bäche stark zurück. Bei Regelung der Wasserführung durch Hochwasser- schutzmaßnahmen, durch Eindeichung und Tal- sperren verschwinden geeignete Standorte für Moosgesellschaften der Hochwasserzone von Fließgewässern. Wenn naturgegebene Felsen durch Steinbrüche abgebaut werden, sind viele Gesteinsmoosgesellschaften vernichtet, wobei allerdings auch neue Standorte geschaffen wer- den können. Änderung der land- und forstwirt- schaftlichen Bewirtschaftung ist die Ursache für den Rückgang von Erdmoos- und epiphytischen Moosgesellschaften. Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen sind für die meist kleinflächigen Moosgesellschaften häufig viel schwerer zu verwirklichen als für Blütenpflan- zengesellschaften. Sie sind am besten in größe- Gesamt 137 Tab. 2: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Moosgesell- schaften Sachsen-Anhalts. ren Naturschutzgebieten zu erhalten oder durch gezielte Sondermaßnahmen, die aber eine sehr exakte Kenntnis der speziellen ökologischen An- sprüche der jeweiligen Moosgesellschaften erfor- dern. Für die Moosgesellschaften gelten die gleichen Gefährdungskategorien wie für die Farn- und Blü- tenpflanzengesellschaften. In der vorliegenden Liste haben wir die Moosge- sellschaften nach Standortgruppen angeordnet. Naturgemäß kommt es vor, dass Gesellschaften in mehreren Standortgruppen auftreten. In diesen Fällen ist dem Verbreitungsschwerpunkt Rech- nung getragen worden. Entsprechend des Codes der pflanzensoziologi- schen Nomenklatur (BARKMAN et al. 1986, WEBER et al. 2001) sind die Namen der gültigen Erstbe- schreibung der Gesellschaft beibehalten worden, es sei denn, dass bei der namensgebenden Art eine Fehlbestimmung vorlag. Es sind damit auch alte lateinische Moosnamen angegeben, die nach den Nomenklaturregeln heute anders lauten müssten. Der korrekte Name ist leicht durch die Referenzliste der Moose Deutschlands (KOPERSKI et al. 2000) aufzufinden. Immer wieder wird bemängelt, dass die vorgeleg- ten Roten Listen bei vielen Freizeitforschern und Nichtbiologen im praktischen Naturschutz zu we- nig verwendet werden, da nur die lateinischen Na- men angegeben werden. Wir haben deshalb, wie das auch DREHWALD & PREISING 1991 bei ihrer Ro- ten Liste der Moosgesellschaften Niedersachsens getan haben, neben dem gültigen lateinischen Gesellschaftsnamen eine deutsche Bezeichnung aufgeführt. Hilfe dabei fanden wir bei dem Botani- schen Wörterbuch (SCHUBERT & WAGNER 2000) und in der Rothmalerschen Exkursionsflora von Deutschland Band 1 (SCHUBERT et al. 2000). $' Gesellschaft Wassermoosgesellschaften Cinclidotetum fontinaloidis GAMS ex V. HÜBSCHMANN 1953 Quell-Gitterzahnmoos-Gesellschaft Leptodictyo riparii-Fissidentetum crassipedis PHILIPPI 1956 Ufermoos-Spaltzahnmoos-Gesellschaft Madothecetum cordaeanae PHILIPPI 1956 Kahlfruchtmoos-Gesellschaft Octodiceratetum juliani V. KRUSENSTJERNA et V. HÜBSCHMANN 1953 Achtgabelzahnmoos-Gesellschaft Philonotido seriatae-Hygrohypnetum dilatati PLAMADA 1974 Quellmoos-Wasserschlafmoos-Gesellschaft Brachythecietum plumosi V. KRUSENSTJERNA et PHILIPPI 1956 Federkegelmoos-Gesellschaft Fontinalietum antipyreticae GRETER 1936 Brunnenmoos-Gesellschaft Hygrohypnetum ochracei HERTEL 1974 Gesellschaft des Rostgelben Wasserschlafmooses Scapanietum undulatae SCHWICKERATH 1944 Gesellschaft des Welligen Spatenmooses Moosgesellschaften quelliger Standorte Barbula tophacea-Gesellschaft FLINTROP 1984 Tuff-Bärtchenmoos-Gesellschaft Cratoneuretum commutati AICHINGER 1933 Gesellschaft des Gemeinen Starknervmooses Eucladietum verticillati ALLORGE 1921 Schönastmoos-Gesellschaft Schattenliebende Moosgesellschaften auf sauren Gesteinen, Mineralböden und Felsspalten Brachydontietum trichodis MARSTALLER 1992 Kurzzahnmoos-Gesellschaft Geocalyx graveolens-Gesellschaft PHILIPPI 1963 Erdkelchmoos-Gesellschaft Hookerietum lucentis LECOINTE ET PROVOST 1970 Flügelblattmoos-Gesellschaft Amphidium mougeotii-Gesellschaft GAMS 1927 Bandmoos-Gesellschaft Cephalozio bicuspidatae-Diplophylletum taxifolii MARSTALLER 1991 Gesellschaft des Zweispitzigen Kopfsproßmooses und Eiben-Spaltzahnmooses Schistostegietum osmundaceae GIACOMINI 1939 Leuchtmoos-Gesellschaft Mnio horni-Isothecietum myosuroidis BARKMAN 1958 Gesellschaft des Kleinen Mausschwanzmooses Schattenliebende Moosgesellschaften auf mineralkräftigen bis kalkhaltigen Gesteinen Pterogonietum gracilis GIACOMINI 1951 Flügelmoos-Gesellschaft Seligerietum tristichae PHILIPPI 1965 Dreizeilenzwergmoos-Gesellschaft Cirriphylletum vaucheri NEUMAYR 1971 Gesellschaft des Zarten Spitzblattmooses Gymnostometum rupestris PHILIPPI 1965 Grünspannacktmundmoos-Gesellschaft Pedinophyllum interruptum-Gesellschaft HERZOG et HÖFLER ex NEUMAYR 1971 Flachblattmoos-Gesellschaft Preissia quadrata-Gesellschaft FLINTROP 1984 Preissmoos-Gesellschaft Rhynchiostegielletum algirignae GIACOMINI 1951 Gesellschaft des Zarten Kleinschnabeldeckelmooses Seligero recurvatae-Fissidentetum pusilli DUDA ex V. HÜBSCHMANN 1967 Gesellschaft des Gekrümmten Zwergmooses Antitrichietum curtipendulae STORMER 1938 Gegenhaarmoos-Gesellschaft Pterigynandretum filiformis HILITZER 1925 Zwirnmoos-Gesellschaft Solorino-Distichetum capillacei REIMERS 1940 Zweizeilenmoos-Gesellschaft Anomodonto-Leucodontetum sciuroidis WISNIEWSKI 1930 Trugzahnmoos-Weißzahnmoos-Gesellschaft % Kat. R R R R R 2 3 3 3 1 1 1 0 0 0 R R 2 3 0 0 R R R R 1 1 2 3

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

Tags: Geier ? Elch ? Insekt ? Baustoff ? Niedersachsen ? Sachsen-Anhalt ? Thüringen ? Bach ? Baumstamm ? Gämse ? Trockenrasen ? Vogel ? Biotop ? Eindeichung ? Fließgewässer ? Moor ? Moos ? Leitart ? Blütenpflanze ? Flächenverbrauch ? Gewässerausbau ? Wirbellose ? Niedermoor ? Steinbruch ? Sand ? Ackerland ? Artenzusammensetzung ? Bioindikator ? Rote Liste gefährdeter Arten ? Ausbildung ? Naturschutzgebiet ? Landschaftswasserhaushalt ? Wasserspeicher ? Naturschutz ? Gestein ? Brutplatz ? Verunreinigung ? Naturhaushalt ? Nährstoffversorgung ?

License: all-rights-reserved

Language: Deutsch

Persons

Issued: 2005-06-15

Modified: 2005-06-15

Time ranges: 2005-06-15 - 2005-06-15

Status

Quality score

Accessed 1 times.