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35_Kurzflügler

Description: Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Kurzflügler (Coleoptera: Staphylinidae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Paul SCHOLZE, Marita LÜBKE-AL HUSSEIN, Manfred JUNG und Andreas SCHÖNE (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Seit dem Erscheinen der ersten Fassung der Ro- ten Liste (SCHOLZE et al. 1998) hat das Kurzflüg- lertaxon sowohl in faunistischer wie taxonomisch- nomenklatorischer Hinsicht eine Reihe bedeutsa- mer Veränderungen erfahren, die eine Überarbei- tung der damals getroffenen Auswahl der Arten sowie des Bewertungsstandes ihres Gefährdungs- grades im Bundesland Sachsen-Anhalt als drin- gend erforderlich erscheinen lassen. Detaillierte- re Informationen zur Bionomie der Kurzflügler sowie deren Bestandserfassung (Faunistik) spe- ziell im Bundesland Sachsen-Anhalt finden sich bei SCHOLZE (1997; 1999) und SCHOLZE & JUNG (1993, 1994). Datengrundlagen Vom Landesamt für Umweltschutz (LAU) wurden umfangreiche Bestandserfassungsprogramme koordiniert. Vorläufig abgeschlossen sind die um- fangreichen öko-faunistischen Untersuchungen an 48 Zwergstrauchheiden, Trocken- und Halbtro- ckenrasen (SCHNITTER et al. 2003), ebenso die im Rahmen von Arten- und Biotopschutzprogrammen (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ S ACHSEN -A NHALT 1997, 1998, 2001) durchgeführten Beprobungen weiterer xerothermer und anderer Sonderstand- orte im Saale-Unstrut-Triasland sowie an Althei- destandorten bei Altengrabow im Kreis Anhalt- Zerbst (SCHOLZE 2002). Für diese Gebiete liegen nunmehr umfangreiche Artenlisten vor. Das gilt prinzipiell auch für die untersuchten Feuchtstand- orte in den Kreisen Anhalt-Zerbst und Salzwedel sowie im Kreis Stendal, dem auch das faunistisch hochinteressante Gebiet der unteren Havel bei Havelberg angehört (SCHOLZE 1997, 2001a). Im Harz konnten unlängst öko-faunistische Unter- suchungen in ausgewählten Biotopen des Bode- tals bei Altenbrak, Treseburg, Wendefurth und Allrode vorläufig abgeschlossen werden, somit liegen über die Kurzflüglervorkommen in der Bro- ckenregion mittlerweile erweiterte Kenntnisse vor (SCHOLZE et al. 1999, SCHOLZE 2001b). Unter Be- rücksichtigung der Funde neuerer Bestandserhe- bungen, ebenfalls koordiniert vom Landesamt für Umweltschutz, erscheint demnächst eine Publi- kation von M. LÜBKE-AL HUSSEIN mit einer Liste über die bislang am Salzigen See bei Eisleben nach- gewiesenen Staphyliniden. Ein hoher Anteil an der Erschließung der Kurz- flüglerfauna Sachsen-Anhalts geht wiederum auf private Sammelinitiativen zurück. Neben seinen % Determinationsaufgaben für das LAU hat sich M. JUNG im Verlaufe seiner langjährigen Sammelak- tivitäten in der Umgebung von Athenstedt im nord- östlichen Harzvorland in besonderem Maße auch den Pselaphiden gewidmet und damit wesentlich zur Erweiterung der faunistischen Kenntnisse die- ser jetzt den Staphyliniden als Unterfamilie zuge- ordneten Käfergruppe beigetragen (s.a. JUNG 2001). SCHOLZE und H. OHLE recherchierten in ver- schiedenen NSG der Landkreise Quedlinburg, Halberstadt und Mansfelder Land neben anderen Käferfamilien auch Kurzflügler, deren Artenlisten demnächst zur Veröffentlichung gelangen. Die potenziell artenreichen Elbe- und Muldeauen in der Umgebung von Dessau werden intensiv von A. SCHÖNE, Mitarbeiter am Museum für Naturkun- de und Vorgeschichte Dessau, besammelt. Er stellte umfangreiche Artenlisten älterer und neues- ter Aufsammlungen aus dieser Region zur Verfü- gung (s.a. SCHÖNE 2002a, b). Darüber hinaus wur- den im Jahre 2001 in dieser Region unter Ein- schluss der Umgebungen von Steckby/Elbe und Wörlitz vom Umweltforschungszentrum (UFZ) Leipzig Artenbestandserhebungen vorgenommen. Im Landkreis Wittenberg, einer coleoptero-faunis- tisch bisher stark vernachlässigten Region Sach- sen-Anhalts, ist W. BÄSE, wohnhaft in Reinsdorf bei Wittenberg, sehr aktiv und erfolgreich. Sein in nur wenigen Jahren zusammengetragenes Kurz- flüglermaterial beläuft sich mittlerweile auf über 270 Arten. Die Veröffentlichung einer Artenliste ist vorgesehen. Erste Zusammenstellungen liegen bereits für die Umgebung Bitterfeld (SCHOLZE 2000) sowie das Stadtgebiet von Halle (LÜBKE-AL HUS- SEIN et al. 1998; LÜBKE-AL HUSSEIN & AL HUSSEIN 1999; LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-AN- HALT unveröffentlicht) vor. Etwa ab Mitte der neun- ziger Jahre beprobte T. PIETSCH (damals Natur- schutzstation Unstrut-Triasland) zunächst mehre- re als NSG ausgewiesene Trockenstandorte des Unstruttales, das Stachelroder/Lohtal bei Weißen- schirmbach im Landkreis Merseburg-Querfurt so- wie die NSG Borntal und Hackpfüffler See im Landkreis Sangerhausen bei bemerkenswert gu- ter Fangquote von Kurzflüglerarten und -individu- enzahlen. Im Jahre 2001 leitete er in Naumburg arbeitsintensive Untersuchungen zum Einfluss agrotechnischer Maßnahmen auf die Besiedlung von Weinbergen durch epigäisch lebende Käfer ein. Die Daten werden von Frau C. HUTH, Jena, in einer Diplomarbeit aufgearbeitet und in einer Ar- tenliste zusammengestellt. Von den Kurzflüglern Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 157 14,6 Gefährdungskategorie R 1 2 - 276 118 - 26,3 11,1 wurden die schwierig auseinanderzuhaltenden (viele Aleocharinen) oder selteneren Arten dem Erstautor zur Überprüfung zugestellt. Als ein weiterer Grund für die Überarbeitung der Roten Liste sind die in den vergangenen Jahren erforderlich gewordenen systematisch-nomenkla- torischen Veränderungen im Taxon anzuführen. Auf die neuzugeordneten Unterfamilien ist oben bereits hingewiesen worden. Andererseits wurden einige Unterfamilien aus taxonomischen Gründen gestrichen und deren Gattungen anderen Unter- familien zugeordnet. Für eine größere Anzahl von Arten war es unumgänglich, neue Gattungen auf- zustellen und Artnamen, Autorschaften sowie die Jahrgänge der Erstbeschreibungen entsprechend den Nomenklaturregeln zu ändern (s.a. ASSING & SCHÜLKE 1999, 2001). Bemerkungen zu ausgewählten Arten, Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Alle genannten Sammelaktivitäten erbrachten nicht nur eine Reihe von Erstnachweisen für Sach- sen-Anhalt, sondern auch eine größere Anzahl von Wiederfunden von Arten, die in zurückliegen- der Zeit (zum Teil noch vor 1900) für das Sam- melgebiet belegt worden waren, danach aber bislang nicht wieder. Von den Neubelegen für Sachsen-Anhalt sind, weil auch überregional be- deutsam, die Arten Leptophius flavocinctus (HOCHH.), Xantholinus dissimilis COIFF. (beide UFam. Staphylininae), Rhopalocerina clavigera (SCRIBA), Tachyusida gracilis (ER.), Aloconota ulti- ma (BENICK & LOHSE), Taxicera sericophila (BAUDI), T. deplanata (GRAV.), Plataraea dubiosa (BEN.), Atheta grisea (THOMS.), A. botildae BRUND., A. litu- rata (STEPH.), A. atomaria (KR.) und Acrotona con- vergens (S TRAND ) (alle UFam. Aleocharinae) besonders erwähnenswert. Von den faunistisch bedeutsamen Wiederfunden seien stellvertretend Dasycerus sulcatus BROIGN. (UFam. Dasycerinae) (bisher einziger Nachweis Umgebung Naumburg, leg. MAERTENS nach RAPP 1933), Gyrophaena congrua ER. (ebenso Umge- bung Dessau, leg. HEIDENREICH 1906/07) und Ama- rochara bonnairei (FAUV.) (ebenso Harz, leg. IHS- SEN nach HORION 1967) (beide UFam. Aleochari- nae) angeführt. Durch die im Rahmen der umfang- reichen Beprobungsaktivitäten gewonnenen fau- nistischen Kenntnisse konnten 52 Arten der Liste gestrichen und 152 in andere Gefährdungskate- gorien, darunter 79 von Kategorie 0 in 1 bzw. 2, überführt werden. Unter den gestrichenen befin- den sich auch die früher als selten (Kat. 1) einge- stuften Arten Eusphalerum atrum (HEER) (UFam. Omaliinae) und Megaloscapa punctipennis (KR.) 3 53Rote Liste 604 5,057,0 Gesamt 1.063 Tab. 1: Übersicht zum Ge- fährdungsgrad der Kurzflüg- ler Sachsen-Anhalts. (UFam. Aleocharinae). Diese war erst 1989 (leg. J UNG ) für Sachsen-Anhalt nachgewiesen und lediglich aus dem Harz sowie dem nordöstlichen Harzvorland in wenigen Einzelexemplaren be- kannt geworden und jene, bislang nur aus der Um- gebung Dessau (leg. FRANCKE 1934) und dem nordöstlichen Harzvorland (leg. SCHOLZE 1982) nachgewiesen, haben nach neueren Recherchen ein Hauptverbreitungsgebiet im Saale-Unstrut- Triasland, wo sie stellenweise massenhaft vor- kommen. Gleiches gilt für den hygrophilen Plane- ustomus palpalis (ER.) (UFam. Oxytelinae) (bisher ebenfalls Kat. 1), der in der Umgebung von Des- sau häufig ist und vor allem nachts am Licht ge- fangen wurde (leg. SCHÖNE). Die Aufnahme von Autalia impressa (OL.) in die Kat. 1 mag kompetenten Faunisten als deplaziert erscheinen, sie beruht jedoch aufgrund neuerer Kenntnisse zur sicheren Unterscheidung von ihrer Schwesterart A. longicornis SCHEERP. (ASSING 1997) auf einer notwendigen sachlichen Voraussetzung. Bisher waren beide Arten nach leicht zugänglichen äußeren morphologischen Merkmalen nicht zu tren- nen, und obgleich sie als häufig vorkommend ein- gestuft wurden (s.a. LOHSE 1974), ist in den Arten- listen nahezu ausnahmslos A. impressa aufgeführt. Nach ASSING (l.c.) geprüft, stellte sich heraus, dass es sich bei allen in den letzten Jahren in Sachsen- Anhalt festgestellten Funden nahezu ausnahms- los um A. longicornis handelt. Diese Art ist also hier vorherrschend (was übrigens auch für Nieder- sachsen zutrifft, ASSING briefl. Mitteilung), während A. impressa selten zu sein scheint. Alle früheren faunistischen Angaben zu beiden Arten harren so- mit einer erneuten Überprüfung. Insgesamt enthält die überarbeitete Rote Liste 92 neu zugeführte Arten, wovon 42 auf die neuen Unterfamilien (Dasycerinae 1, Scaphidiinae 3, Pselaphinae 38) entfallen. Der Tabelle 1 sind die Artenzahlen für die einzelnen Gefährdungskate- gorien zu entnehmen, wobei ein gegenwärtiger Nachweisstatus von 1.063 Arten für Sachsen- Anhalt (Checklist der Kurzflügler für Sachsen-An- halt; SCHOLZE unveröffentlicht) zugrunde gelegt wurde. Die Kategorie 0 ist, wie bereits im ersten Entwurf, bei weitem überrepräsentiert, weil alle früheren und nach 1950 nicht wieder belegten Nachweise - als derzeit unumgänglicher Kompro- miss - zunächst als ausgestorben oder verschol- len einzuordnen waren. Da viele unter ihnen in sammeltechnisch schwer zugänglichen Habitaten leben und darüber hinaus auch ungleichmäßig in den Biotopen verteilt sind, ist davon auszugehen, dass sie dennoch bei beharrlichen Recherchen mit adäquaten Sammelmethoden, manchmal aber wohl auch nur zufällig, wieder nachzuweisen sein %! dürften. Da das prinzipiell auch für die Vertreter der anderen Gefährdungskategorien zutrifft, sind alle Angaben zu Gefährdungsmaßen bei den Sta- phyliniden als besonders kritisch anzusehen, wo- raus zwangsläufig folgt, dass sich ihre weitere Untergliederung in V, G und D als zunächst nicht opportun erweist. Auch eine Abgrenzung von R- Arten ist nicht konsequent durchführbar, da die früheren Sammler keine genauen Fundumstän- de in ihren Artenlisten angegeben haben und andererseits der gegenwärtige Status der Be- standsaufnahmen eine entprechende Bewertung noch nicht zulässt. Schutzmaßnahmen sind bei den Staphyliniden weniger differenziert auszuweisen als bei anderen Arthropodengruppen. Viele Arten stellen aber we- gen ihrer ökologischen Flexibilität und Häufigkeit ihres Auftretens potentielle Regulationsfaktoren dar, die durch Erhaltung und Erweiterung der Substrat- diversität und mikroklimatisch relevanten Kleinst- habitate zu sichern ist (KORGE 1991). Bei Spezia- listen mit Affinitäten zu Sondersubstraten, Stenö- ken, einschließlich den Halobionten, Ameisengäs- ten, Totholzbewohnern usw., aber auch bei den ungeflügelten, weniger agilen Arten, ist wirksamer Schutz nur durch Erhaltung der habitatspezifischen Gegebenheiten, erforderlichenfalls durch Unter- schutzstellung großflächiger Lebensräume mög- lich, um die Stabilität der ökologisch wertvollen In- frastrukturen und deren Vernetzungen zu sichern (SCHOLZE et al. 1998). Art (wiss.)Kat. Achenium depressum (GRAVENHORST, 1802) Acrolocha pliginskii BERNHAUER, 1912 Acrolocha sulcula (STEPHENS, 1834) Acrotona convergens (STRAND, 1958) Acrotona exigua (ERICHSON, 1837) Acrotona muscorum (BRISOUT DE BARNEVILLE, 1860) Acrotona parvula (MANNERHEIM, 1830) Acrotona sylvicola (KRAATZ, 1856) Acylophorus glaberrimus (HERBST, 1784) Agaricochara latissima (STEPHENS, 1832) Alaobia scapularis (SAHLBERG, 1831) Aleochara binotata KRAATZ, 1856 Aleochara cuniculorum KRAATZ, 1858 Aleochara erythroptera GRAVENHORST, 1806 Aleochara fumata GRAVENHORST, 1802 Aleochara heeri LIKOVSKY, 1982 Aleochara inconspicua AUBÉ, 1850 Aleochara kamila LIKOVSKY, 1984 Aleochara lata GRAVENHORST, 1802 Aleochara laticornis KRAATZ, 1856 Aleochara major FAIRMAIRE, 1857 Aleochara moerens GYLLENHAL, 1827 Aleochara moesta GRAVENHORST, 1802 Aleochara peusi WAGNER, 1949 Aleochara puberula KLUG, 1833 Aleochara sanguinea (LINNAEUS, 1758) Aleochara spadicea (ERICHSON, 1837) Aleochara tristis GRAVENHORST, 1806 Aleochara vagepunctata KRAATZ, 1856 Alevonota egregia (REY, 1875) Alevonota rufotestacea (KRAATZ, 1856) Alianta incana (ERICHSON, 1837) Aloconota cambrica (WOLLASTON, 1855) Aloconota currax (KRAATZ, 1856) Aloconota debilicornis (ERICHSON, 1839) Aloconota eichhoffi (SCRIBA, 1867)1 1 3 1 1 1 3 2 0 2 2 3 2 1 0 0 3 0 2 1 3 2 0 0 1 1 3 1 0 1 2 2 2 3 0 0 %" Bem. 1933 08) 05) 1906 1907 05) 1906 05) 1901 02) 1921 10) 1901 02) 11) 1933 01) 1951

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Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

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Language: Deutsch

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Issued: 2005-06-15

Modified: 2005-06-15

Time ranges: 2005-06-15 - 2005-06-15

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