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37_Buntkäfer

Description: Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Buntkäfer (Coleoptera: Cleridae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von VOLKER NEUMANN unter Mitarbeit von Wolfgang CIUPA, Wolfgang GRUSCHWITZ, Herbert KÜHNEL, Andreas RÖSSLER und Sebastian SCHORNACK (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Die Buntkäfer sind über die gesamte Welt verbrei- tet, wobei der Verbreitungsschwerpunkt in den Tropen und Subtropen liegt. CORPORAAL (1950) nennt für den damaligen Zeit- punkt 3.366 Arten, die meist wärmeliebend sind. GERSTMEIER (1998) gibt weniger als 4.000 beschrie- bene Spezies an. LOHSE (1979) führt für Mitteleu- ropa 28 Arten der Buntkäfer (Cleridae) auf, wobei er Opilo germanus (CHEVR., 1843) trotz Erstbe- schreibung aus Hamburg nicht zur deutschen Fauna zählt. Ebenso dürfte es sich bei Enoplium serraticorne (OLIVIER, 1790), Tarsostenus univitta- tus (ROSSI, 1792), Thaneroclerus buqueti LEFEV- RE , 1835, Tilloidea transversalis (CHARPENTIER , 1825), Tillus pallidipennis BIELZ, 1850 und Tricho- des favarius (ILLIGER, 1802) nicht um heimische Arten handeln. Es wird auch der Auffassung ge- folgt, dass Thanasimus rufipes (BRAHM, 1797) und Thanasimus pectoralis (FUSS, 1863) synonym sind. Entsprechend den Regeln der Internationalen No- menklatur-Kommission erhielten die bisherigen zwei Arten den Namen Thanasimus femoralis ZET- TERSTEDT, 1828 (GERSTMEIER 1992, 1998). Damit re- duziert sich die Artenzahl für Deutschland auf 20. Die Buntkäfer leben zum größten Teil karnivor und stellen Prädatoren xylophager Insekten dar. Ar- ten der Gattung Necrobia repräsentieren die Grup- pe der Aasbesucher. Sie ernähren sich dort haupt- sächlich von Insektenlarven (Fliegenmaden, Pelz-, Speckkäferlarven usw.). Necrobia-Arten können aber auch als Nahrungsschädlinge auftreten. Auf Grund ihrer Lebensweise wurden keine Arten die- ser Gattung in die Rote Liste aufgenommen. Von naturschutzfachlich bedeutendem Interesse sind die xylobionten Arten. Datengrundlagen Buntkäfer-Nachweise für unser Gebiet sind bei BORCHERT (1951), CIUPA (1986, 1998), HEIDENREICH (1934, 1953), HORION (1953), KÜHNEL (1974, 1994), KÜHNEL & MAI (1985), NEUMANN (1993, 1996, 1999, 2001), NEUMANN & NEUMANN (1998), RAPP (1933), SCHWIER (1979) und WAHNSCHAFFE (1883) aufge- führt. Bemerkungen zu ausgewählten Arten In der vorliegenden Liste wird der Systematik von GERSTMEIER (1998) gefolgt, dessen Einteilung der Unterfamilien auf LAWRENCE & NEWTON Jr. (1995) basiert. In der Wahl der deutschen Namen wurde im Wesentlichen nach GERSTMEIER (1992) vorge- gangen. In unserem Faunengebiet kommen sehr seltene Arten (z.B. Dermestoides sanguinicollis, Opilo pallidus und Tilloidea unifasciata) vor, die natur- nahe, ursprüngliche Eichenbestände mit Altholz- bestandteilen bevorzugen. Dabei erwies sich das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ als ein Refu- gium (NEUMANN 1998, 2001). Im Bereich der Mitt- leren Elbe wurden 15 (75 %) der in der Bundesre- publik Deutschland nachgewiesenen Buntkäfer- arten vorgefunden (SCHWIER 1979). Auch Solitär- bäume erweisen sich für den Artenschutz als be- deutsam, so wies z.B. SCHORNACK am 14.06.2003 Opilo pallidus an einer einzeln stehenden Eiche in der Umgebung von Staßfurt nach. Kranke, bereits mit Insekten unterschiedlichster Arten be- fallene Nadelbäume (meist Kiefern) und auch Ei- chen bewohnt der Rothalsige Buntkäfer Allonyx quadrimaculatus. Bei dem Rothalsigen Blüten- walzkäfer Dermestoides sanguinicollis handelt es sich um ein Urwaldrelikt, welches besonders in den vom Heldbock (Cerambyx cerdo LINNAEUS, 1758) besiedelten alten Eichen vorkommt. Das Biosphärenreservat stellt ein Hauptvorkommen dieser Buntkäferarten in Mitteleuropa dar. Zu den „Ausgestorbenen oder verschollenen“ Ar- ten Sachsen-Anhalts zählen Clerus mutillarius und Opilo domesticus. Für den Eichen-Buntkäfer Cle- rus mutillarius kennt schon BORCHERT (1951) keine neuen Funde mehr. Mit dem Verschwinden der grö- ßeren Eichenwälder mit Altholzbestandteilen und einer Klimaveränderung (GERSTMEIER 1987) starb auch diese große Buntkäferart aus. Ebenso gibt es vom Hellbraunen Hausbuntkäfer Opilo domes- ticus in Sachsen-Anhalt nur ältere Nachweise. Für das benachbarte Bundesland Thüringen galt die Art als verschollen, inzwischen konnte sie dort wieder bestätigt werden (KOPETZ 2001). Ein Wieder- auffinden dieses verborgen lebenden Käfers er- scheint deshalb auch für Sachsen-Anhalt möglich. Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Insgesamt sind aus dem Land Sachsen-Anhalt 17 Arten belegt (NEUMANN 1999), davon erscheinen 11 (65%) in der Roten Liste. Die komplexen Ursachen des Artenrückgangs sind nicht immer eindeutig erklärbar. Eine Hauptgefähr- ' Taxa Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 2 11,8 Gefährdungskategorie R 1 2 - 4 2 - 23,5 11,8 3 3Rote Liste 11 17,664,7 dung der Buntkäferarten tritt durch Vernichtung ihrer Beutetiere ein. Als Prädatoren xylobionter Insekten sind eine Reihe seltener Buntkäferarten (Allonyx quadrimaculatus, Dermestoides sangui- nicollis, Opilo mollis, O. pallidus, Thanasimus fe- moralis, Tilloidea unifasciata, Tillus elongatus) von der Existenz derer Habitate abhängig. Eine Gefährdung der Populationsdichte bzw. der Exis- tenz der Arten selbst kann durch Biotopzerstörung bzw. -vernichtung (Altholzeinschlag, Entfernung kränkelnder Bäume) eintreten. Bei dem synanthropen Opilo domesticus könnte das vermutliche Aussterben eine veränderte Gesamt 17 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Buntkäfer Sach- sen-Anhalts. Hausbauweise mit weniger und gegen Insekten- fraß imprägniertem Holzanteil sowie eine zuneh- mende chemische Bekämpfung xylobionter Insek- ten in Wohnungen bewirkt haben, welche nicht nur die Beutetiere, sondern auch den Buntkäfer selbst mit seinen Entwicklungsstadien vernichte- te. Eine Gefährdung der Trichodes-Arten tritt durch den Rückgang von Hymenopterenarten und so- mit in der Abnahme ihrer Entwicklungsorte (Hy- menopterennester) ein. Der Artenrückgang bei den Buntkäfern ist somit generell nur durch den Schutz der Natur mit ihrem Artengefüge aufzu- halten. Art (wiss.)Art (deutsch)Kat.Bem. Allonyx quadrimaculatus (SCHALLER, 1783) Clerus mutillarius (FABRICIUS, 1775) Dermestoides sanguinicollis (FABRICIUS, 1787) Opilo domesticus (STURM, 1837) Opilo mollis (LINNAEUS, 1758) Opilo pallidus (OLIVIER, 1795) Thanasimus femoralis (ZETTERSTEDT, 1828) Tilloidea unifasciata (FABRICIUS, 1787) Tillus elongatus (LINNAEUS, 1758) Trichodes alvearius (FABRICIUS, 1792) Trichodes apiarius (LINNAEUS, 1758)Rothalsiger Buntkäfer Eichen-Buntkäfer Rothalsiger Blütenwalzkäfer Hellbrauner Hausbuntkäfer1 0 1 0 3 1 3 1 2 3 2§ BA, L.t. 02) § BA, 1951, L.t. Blasser Hausbuntkäfer Rotbeiniger Ameisenbuntkäfer Hellbindiger Holzbuntkäfer Schwarzflügeliger Holzbuntkäfer Zottiger Bienenkäfer, Bienenwolf Bienenwolf 01) 1979 03) § BA Nomenklatur nach GERSTMEIER (1998), deutsche Namen nach GERSTMEIER (1992). Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte „Bem.“)ische Vogelarten (VR) und BA Anlage 1; § - (fett) streng geschützte Art: EG-VO Anhang A, FFH Anhang IV und BA Anlage 1, Kreuz in Spalte 3 BA - Bundesartenschutzverordnung L.t. - Locus typicus 01) - Fundort der Typen (L.t.) in Halle (Saale) 02) - Fundort der Typen (L.t.) in Halle (Saale), ältere Nach- weise: BORCHERT (1951), HORION (1953). 03) - 16.06.1968, Lödderitzer Forst, leg. SCHWIER (1979) LiteraturGERSTMEIER, R. (1998): Buntkäfer. Illustrierter Schlüssel zu den Cleridae und thanerocleridae der West - Paläarktis.- Wei- kersheim: Margraf Verlag. HEIDENREICH, E. (1934): Kleine coleopterologische Mitteilun- gen. 785. Opilo pallidus OLIV.- Ent. Bl. (Krefeld), 30(2): 90. HEIDENREICH, E. (1953): Kleine coleopterologische Mitteilun- gen. Opilo pallidus OLIV.- Ent. Bl. (Krefeld), 49: 190. HORION, A. (1953): Faunistik der mitteleuropäischen Käfer, Bd. 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Language: Deutsch

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Issued: 2005-06-15

Modified: 2005-06-15

Time ranges: 2005-06-15 - 2005-06-15

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