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40_Schilfkäfer

Description: Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Schilfkäfer (Coleoptera, Chrysomelidae: Donaciinae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Wolfgang BÄSE (2. Fassung, Stand: März 2003) Einführung Die Schilfkäfer als Unterfamilie der Blattkäfer sind in Mitteleuropa mit ca. 30 Arten aus drei Gattun- gen vertreten. In Deutschland kommen aktuell 25 Arten vor (KÖHLER, KLAUSNITZER 1998), davon al- lein 19 im Land Sachsen-Anhalt. Die 4,5 bis 12 mm großen Imagines haben eine bockkäferartige Gestalt. Grünlich-metallisch glän- zende Farbtöne herrschen vor; braune und schwarze sind selten. Manche der metallisch glän- zenden Arten weisen eine auffallend große indivi- duelle Variabilität auf. Neben grünen sind hier auch blaue, rote, violette oder goldfarbene Individuen zu beobachten. Einige Schilfkäfer leben fast stän- dig unter Wasser. Die meisten sind in der Lage, zur Eiablage und als Fluchtverhalten unter die Wasseroberfläche zu gelangen. Die Larven leben ständig unter Wasser. Sie nehmen Luft aus den Gefäßen der Wirtspflanzen auf, an denen auch die Verpuppung in einem Kokon stattfindet. Die deutsche Bezeichnung Schilfkäfer weist auf die Bindung der Tiere an Uferpflanzen hin, wenn- gleich am Gemeinen Schilf (Phragmites commu- nis) nur wenige Arten leben, während die ande- ren Schilfkäfer mit enger Fraßpflanzenbindung an Rohrkolben-Arten (Typha spp.), Igelkolben-Arten (Sparganium spp.), Pfeilkraut (Sagittaria sagitti- folia), Wasserschwaden-Arten (Glyceria spp.), Schwimm-Laichkraut (Potamogeton natans), Gro- ßer Teichrose (Nymphaea alba), Seggen-Arten (Carex spp.), Teichsimsen-Arten (Eleocharis spp.) oder anderen Wasser- und Uferpflanzen zu fin- den sind. Datengrundlagen Die für die Erarbeitung der Roten Liste herange- zogenen Daten stammen aus der Literatur (RAPP (1933-1935), BORCHERT 1951, MOHR 1966, 1985 , GEITER 1989, NICK u.a. 2000, JUNG 2001) und aus folgenden Sammlungen: Coll. B AUMGARTEN (MNVD), Coll. BORMANN (MNVD), Coll. FRANKE (MNVD), Coll. HEIDENREICH (MNVD), Coll. NEBEL (MNVD), Coll. RUDOLPH (MNVD), Coll. WALLIS (MNVD), Coll. FRITSCHE (ZIH); Coll. GREBENCIKOV (ZIH), Coll. KÖLLER (ZIH), Coll. ROSENBAUM (ZIH), Coll. BORCHERT (NMM), Coll. UTHEMANN (NMM), Coll. DIETZE (Halle), Coll. FRITZLAR (Jena), Coll. GEITER (Stassfurt), Coll. HEINIG (Berlin), Coll. PELL- MANN (Magdeburg), Coll. RUDOLPH (Quedlinburg) sowie des Autors, Coll. BÄSE (Wittenberg-Dobien). Bemerkungen zu ausgewählten Arten und zur Einstufung in die einzelnen Kategorien Von den in älteren Quellen aufgeführten Arten entspricht Donacia antiqua KUNZE D. brevitarsis THOMSON (D. antiqua ist nur in Nordeuropa ver- breitet: BOROWIEC 1989, 1992). Plateumaris dis- color PANZER und Plateumaris affinis KUNZE wer- den heute als Synonyme von P. sericea LINNAEUS bzw. P. rustica KUNZE angesehen. Angaben zu fos- silen Funden sind GOECKE (1943) zu entnehmen. Durch den verbesserten Kenntnisstand ergeben sich sieben Veränderungen im Vergleich zur ers- ten Roten Liste (BÄSE & FRITZLAR 1995). Für vier Arten aus der Kat. 0 gibt es neuere Fundmeldun- gen, so dass eine Einstufung in die Kat. 1 erfolgt: - Macroplea appendiculata: Zwei Exemplare die- ser Art wurden 1989 bei Edderitz (MTB 4337/ 2) an Potamogeton natans (leg. SCHMIEDTCHEN) gefunden. Es handelt sich um den einzigen si- cheren Nachweis dieser fast ständig unter der Wasseroberfläche lebenden Art für Sachsen- Anhalt. Bei den in den überprüften Sammlun- gen vorhandenen Exemplaren sind die Fund- daten unvollständig. - Donacia impressa: Von dieser monophag an Schoenoplectus lacustris lebenden Art (KOCH 1992) sind trotz intensiver Nachsuche nur zwei Fundmeldungen bekannt. Je ein Exemplar fand der Autor im Jahre 1999 bei Melzwig (MTB 4142/3) und im Jahre 2000 bei Sackwitz (MTB 4241/4). - Plateumaris braccata: JUNG (2001) meldet ei- nen Fund aus einer Malaisefalle bei Steckby im Jahre 1998. P. braccata lebt monophag an Phragmites communis. Durch den häufig ver- borgenen Aufenthalt in den Blattachseln (KOCH 1992) könnte die Art auch in anderen Gebieten übersehen worden sein. - Plateumaris rustica: Diese oligophag an Carex- Arten und Cladium mariscus lebende Art (KOCH 1992) wurde in der Altmark im Raum Stendal (MTB 3435) durch SPRICK (schriftl. Mitt.) in den letzten Jahren mehrfach nachgewiesen. Zwei Arten, für die aus den letzten Jahren nur wenige Fundmeldungen aus Sachsen-Anhalt vor- liegen, müssen von der Kat. 3 in die Kat. 2 über- führt werden: - Donacia bicolor lebt monophag an Spargani- um erectum und Donacia simplex oligophag an Glyceria, Carex, Sparganium und Thypha (KOCH 1992). !# Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 5 20,8 Gefährdungskategorie R 1 2 - 5 3 - 20,8 12,5 3 1Rote Liste 14 4,258,3 - Donacia brevitarsis: Von dieser Art sind keine Funde (Belege) aus Sachsen-Anhalt bekannt. Sie wird deshalb aus der Roten Liste gestrichen. Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Der Bestand der weniger spezialisierten Schilfkä- fer-Arten ist vielfach noch ungefährdet, wobei aber nicht übersehen werden darf, dass vor allem se- kundäre Lebensräume wie Teiche, Gräben oder anthropogene Kleingewässer genutzt werden. Die ursprünglichen Verbreitungsschwerpunkte der meisten Arten - die Auenbereiche der Bäche und Flüsse mit der ihnen eigenen Dynamik - sind da- gegen zunehmender Zerstörung ausgesetzt und häufig als Lebensraum für Schilfkäfer entwertet. Gesamt 24 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Schilfkäfer Sach- sen-Anhalts. Der Schutz dieser interessanten Gruppe muss also vorrangig durch großflächigen Erhalt dynamischer Flussauen erfolgen. Die hochgefährdeten oder aus- gestorbenen/ verschollenen Schilfkäfer-Arten Sach- sen-Anhalts sind fast alle hoch spezialisiert und von jeher kleinflächig vorkommende Arten. So ist Do- nacia obscura beispielsweise eine verschollene Moorart. Macroplea mutica, ein Salztier, ist nach jetzigem Kenntnisstand mit dem Trockenfallen des Salzigen Sees bei Eisleben verschwunden. Dona- cia malinowskyi, eine Art mit osteuopäischem Are- al (GOECKE 1945-1948), die ihren Vorkommens- schwerpunkt innerhalb Deutschlands in der Elbaue um Dessau hatte, ist heute ebenfalls verschollen. Art (wiss.)Kat. Donacia aquatica (LINNAEUS, 1758) Donacia bicolor ZSCHACH, 1788 Donacia brevicornis AHRENS, 1810 Donacia dentata HOPPE, 1795 Donacia impressa PAYKULL, 1799 Donacia malinovskyi AHRENS, 1810 Donacia obscura GYLLENHAL, 1813 Donacia simplex FABRICIUS, 1775 Donacia sparganii AHRENS, 1810 Donacia tomentosa AHRENS, 1810 Macroplea appendiculata (PANZER, 1794) Macroplea mutica (FABRICIUS, 1792) Plateumaris braccata (SCOPOLI, 1772) Plateumaris rustica (KUNZE, 1818)2 2 0 3 1 0 0 2 1 0 1 0 1 1 Bem. 1913 1948 1928 1919 1928 Nomenklatur nach KÖHLER & KLAUSNITZER (1998). Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte „Bem.“) ST - Jahreszahl - Literatur Sachsen-Anhalt entspricht letztem Nachweis in ST BÄSE, W., & F. FRITZLAR (1995): Rote Liste der Schilfkäfer des Landes Sachsen-Anhalt.- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 18: 6-7. BORCHERT, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Rau- mes.- Magdeburger Forschungen.- Bd.II.- Magdeburg : Rat der Stadt Magdeburg: 178-179. BOROWIEC, L. (1989): Donacia brevitarsis THOMSON, 1884, in Poland (Coleoptera, Chrysomelidae, Donaciinae).- Pol. Pismo Ent. (Wroclaw), 58: 827-829. BOROWIEC, L. (1992): Donacia brevitarsis THOMSON, 1884 - lec- totype designation (Coleoptera, Chrysomelidae, Donacii- nae).- Genus (Wroclaw), 3: 63-64. GEITER, R. (1989): Bemerkenswerte Blattkäferfunde und Erst- nachweise für den Bezirk Magdeburg.- Entomol. Nachr. Ber., 33: 88-90. !$ GOECKE, H. (1945-1948): Donacia Malinowskyi AHR. und Do- nacia fennica PAYK..- Entomol. Bl., 41-44: 32-47. GOECKE, H. (1943): Monographie der Schilfkäfer II. Die fossi- len Funde und ihre Bestimmung.- Nova Acta Leopoldina, 12(86): 339-380. JUNG, M. 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(1933-1935): Die Käfer Thüringens unter besonde- rer Berücksichtigung der faunistisch-ökologischen Geogra- phie.- Bd. 1-3. - Erfurt, im Selbstverlag. Anschrift des Autors Wolfgang Bäse Belziger Str. 01 D-06896 Reinsdorf E-Mail: Wbaese@t-online.de !%

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Language: Deutsch

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Issued: 2005-06-16

Modified: 2005-06-16

Time ranges: 2005-06-16 - 2005-06-16

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