Description: Rote Liste der Breitmaulrüßler (Coleoptera: Anthribidae) des Landes Sachsen-Anhalt Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Bearbeitet von Karla SCHNEIDER unter Mitwirkung von Wolfgang GRUSCHWITZ, Manfred JUNG, Sebastian SCHORNACK und Ringo DIETZE (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Von den Anthribiden kennen wir bisher etwa 3.000 Arten. Die Mehrzahl ist in den Tropen verbreitet und zeichnet sich hier durch einen großen For- menreichtum aus. Einige ähneln durch ihren schlanken Körperbau und den langen Fühlern den Cerambyciden, andere erinnern an Chrysomeli- den oder an Curculioniden, da sie einen gut aus- gebildeten Rüssel besitzen. Ähnlichkeiten beste- hen auch zu den Scolytiden und Bruchiden. In Mitteleuropa sind die Breitmaulrüßler nur mit 25 Arten vertreten. Sie sind recht unauffällig und zei- gen nur eine geringe Formenvielfalt. Unsere einheimischen Spezies, welche in zwei Unterfamilien mit insgesamt 16 Gattungen geglie- dert werden, sind von mittlerer Größe. Die größte Art, Platyrrhinus resinosus, erreicht 15 mm. Ihr Körper ist häufig gedrungen und mehr oder weni- ger walzenförmig. Stirn und Rüssel sind abge- flacht, meist sind die Seiten des Rüssels gerade oder nach vorn erweitert. Breitmaulrüßler entwi- ckeln sich vor allem in Stümpfen und Ästen abge- storbener Bäume und Sträucher. Die Larven fres- sen unregelmäßige Gänge in das Holz und ver- puppen sich auch hier. Die meisten Imagines er- nähren sich von verpilzten Rinden. Nur die Gat- tung Brachytarsus weicht von dieser Entwicklung ab, hier fressen die Larven Schild- und Blattläuse und entwickeln sich unter loser Rinde, wo auch ihre Verpuppung stattfindet. Da die Färbung der Breitmaulrüßler oft ihrer verpilzten Umgebung entspricht, sind die Tiere meist sehr schwer zu finden. Datengrundlagen Im Vorfeld zur Erstellung dieser Liste wurde eine Checkliste erarbeitet (unveröffentl.). Für Sachsen- Anhalt konnten bisher 12 Arten registriert werden. Grundlage dafür bildeten die Faunenverzeichnis- se von RAPP (1933-1935) und BORCHERT (1951). Taxa Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 - 1 3 - 8,3 25,0 Außerdem wurden die Sammlungen der Bearbei- ter dieser Liste sowie für die 1. Fassung der Ro- ten Liste der Breitmaulrüßler von Sachsen-Anhalt (SCHNEIDER & JUNG 1998) folgende Sammlungen durchgesehen: Coleopteren-Hauptsammlung (ZIH: Coll. TASCHENBERG, v. RÖDER, MÜLLER, ROSEN- BAUM, GREBENSCIKOV) sowie diverse Spezial- bzw. Regionalsammlungen des Institutes für Zoologie der Martin-Luther-Universität (ZIH: Coll. GERMAR, SUFFRIAN, KÖLLER, FRITSCHE). Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die Zahl der Entomologen, die sich in unserer Region mit Anthribiden beschäftigen, ist äußerst gering. Meist sind es Zufallsfunde von Spezialis- ten, die sich mit anderen Gruppen beschäftigen. Es mangelt an einer intensiven, zielgerichteten und flächendeckenden Suche. So weist unser Wissen über die Verbreitung und über die Häufig- keit der Arten in der anhaltinischen Region noch große Lücken auf. Die Zuordnung zu Gefährdungskategorien ist des- halb bei einigen Arten mit Unsicherheiten verbun- den. Gefährdungen werden hauptsächlich durch veränderte Habitatstrukturen verursacht. Die Ent- fernung von möglichen Entwicklungssubstraten aus den Wäldern, wie z.B. das Aufräumen der Wälder durch Beseitigung von abgestorbenen Bäumen, Stubben und anderem Totholz verringert den Artenbestand. Waldrodungen, die Vernichtung von Streuobstwiesen sowie der Einsatz von Pes- tiziden und Insektiziden tragen ebenfalls zur Be- standsverringerung bei. Die vorliegende Rote Liste soll eine erweiterte Arbeitsgrundlage darstellen und zu weiteren fau- nistischen Untersuchungen anregen. Für entspre- chende Hinweise und Fundmeldungen wären die Autoren dankbar. 3 2Rote Liste 6 16,750,0 Gesamt 12 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Breitmaulrüßler Sachsen-Anhalts. !"! Art (wiss.)Kat. Brachytarsus fasciatus FORSTER, 1771 Choragus sheppardi KIRBY, 1818 Enedreutes sepicola (FABRICIUS, 1792) Phaeochrotes cinctus PAYKULL, 1800 Platyrrhinus resinosus (SCOPOLI, 1763) Tropideres albirostris (HERBST, 1783)2 1 2 2 3 3 Nomenklatur nach FREUDE et al. (1981) Literatur BORCHERT, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Rau- mes.- Magd. Forsch. Bd. II, Hrsg.: Rat d. Stadt Magde- burg, Mitteldt. Druck- & Verlagsanst. GmbH Halle(Saale). FREUDE , H., K.W. HARDE & G.A. LOHSE (1981): Die Käfer Mitte- leuropas.- Bd.10, Goecke & Evers, Krefeld. Anschriften der Autoren und Mitarbeiter Dr. Karla Schneider Martin-Luther-Universität Halle Institut für Zoologie Domplatz 04 D-06099 Halle (Saale) E-Mail: schneider@zoologie.uni-halle.de Wolfgang Gruschwitz Sodastr. 5 D-39418 Staßfurt E-Mail: halophila@gmx.de Manfred Jung Hauptstr. 26 a D-38822 Athenstedt E-Mail: manfred.jung.col@gmx.de Sebastian Schornack Hafenstr. 41 D-06108 Halle (Saale) E-Mail: schornack@genetik.uni-halle.de Ringo Dietze Stroischen 1 D-06115 Käbschütztal E-Mail: dapsa@gmx.net !"" RAPP, O. (1933-1935): Die Käfer Thüringens unter besonde- rer Berücksichtigung der faunistisch-ökologischen Geogra- phie.- (Erfurt: im Selbstverlag) III. SCHNEIDER, K. & M. JUNG (1998): Rote Liste der Breitmaulrüß- ler des Landes Sachsen-Anhalt.- Berichte des Landesam- tes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 30: 58-59.
Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU
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Language: Deutsch
Issued: 2005-06-16
Modified: 2005-06-16
Time ranges: 2005-06-16 - 2005-06-16
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