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57_Pflanzenwespen

Description: Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Pflanzenwespen (Hymenoptera: Symphyta) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Andreas TAEGER (2. Fassung, Stand: August 2003) Einführung Die Pflanzenwespen (Hymenoptera: Symphyta) umfassen die ursprünglichsten Hautflügler, die durch das Fehlen der Wespentaille charakterisiert sind. Die so zusammengefassten Gruppen bilden verwandtschaftlich keine Einheit. Aus historischen und praktischen Gründen werden sie in dieser Lis- te gemeinsam abgehandelt. Die bisher 723 in Deutschland bzw. 342 in Sach- sen-Anhalt nachgewiesenen Arten sind den fol- genden Gruppen zuzuordnen: Argidae (Bürsthorn- Blattwespen, 33/17), Blasticotomidae (1/1), Ce- phidae (Halmwespen,19/12), Cimbicidae (Keul- horn-Blattwespen, 22/12), Diprionidae (Busch- horn-Blattwespen, 16/4), Megalodontesidae (6/3), Orussidae (parasitoide Holzwespen, 3/1), Pam- philiidae (Gespinstblattwespen, 49/23), Siricidae (Holzwespen, 10/6), Tenthredinidae (Echte Blatt- wespen, 552/257), Xiphydriidae (Schwertwespen, 5/4), Xyelidae (Urblattwespen, 7/2). Das Wirtspflanzenspektrum der Pflanzenwespen umfasst neben den Blütenpflanzen auch Konife- ren, Farne, Moose und Schachtelhalme. Die meis- ten Symphyta-Arten sind mono- bzw. oligophag, d.h. auf eine Wirtspflanzenart bzw. -gattung be- schränkt. Nur selten ist es möglich, den Rückgang bzw. die Gefährdung von Pflanzenwespen unmit- telbar mit dem Rückgang der Wirtspflanzen in Zusammenhang zu bringen. Die allgemeine Er- kenntnis, dass sich der Schutz der Arten nur über den Schutz der Lebensräume verwirklichen lässt, muss für die Pflanzenwespen unterstrichen wer- den. Die meisten Pflanzenwespen finden sich in vege- tationsreichen Feuchthabitaten. Die entsprechen- den Arten sind oft weit im nördlichen Bereich der Paläarktis verbreitet. Wahrscheinlich weniger als 20% der heimischen Symphyten bevorzugen Xe- rothermstandorte. Die meisten Pflanzenwespen- arten, die aufgrund von Lebensraumverlust be- droht sind, leben auf Feuchtflächen oder Trocken- rasen. Viele Pflanzenwespen sind auch an Feld- gehölzen und Gebüschsäumen zu finden. Die Bedeutung dieser Strukturen für die Artenvielfalt scheint sehr groß zu sein, doch wurde sie noch nicht genauer untersucht. Datengrundlagen Neben den eigenen Aufsammlungen aus der Zeit zwischen 1974 und 1982 wurde Sammlungsma- terial des DEI ausgewertet. Weitere umfangrei- che Daten, die im Zusammenhang mit den Check- listen der Symphyta Deutschlands (BLANK et al. !& 1998, 2001) erfasst wurden, stammen insbe- sondere von F. KOCH (Berlin) und E. JANSEN (Leip- zig). Das Arten- und Biotopschutzprogramm für den Landschaftsraum Elbe (TAEGER & RITZAU 2001) lieferte eine weitere wichtige Datengrundlage. Außerdem flossen Daten, die bei der Zusammen- stellung der „Fauna Europaea” (TAEGER & BLANK in Vorb.) ermittelt wurden, in die aktualisierte Lis- te ein. Der Erforschungsgrad der Gruppe in Sach- sen-Anhalt ist im Vergleich mit den anderen Bun- desländern als durchschnittlich anzusehen. Aus Sachsen-Anhalt und den angrenzenden Bundes- ländern wurden bisher 620 Arten nachgewiesen. Diese Zahl dürfte dem tatsächlichen Arteninven- tar Sachsen-Anhalts nahekommen. Die Einstufung in die Rote-Liste-Kategorien lehnt sich stark an die Rote Liste Deutschlands an (TAEGER et al. 1998b). Für die Symphyta gibt es kein Werk, das die De- termination aller heimischen Arten ermöglicht. Die Identifikation der Arten ist zur Zeit nur mit Hilfe umfangreicher Spezialliteratur möglich, deren Aufzählung zu weit führen würde. Dem Anspruch einer umfassenden Abhandlung kommt ZHE - LOCHOVTSEV (1988) am nächsten. Die Arbeiten von MUCHE (1968-1981) behandeln zwar die meisten deutschen Symphyta, sind allerdings nomenkla- torisch oft inkorrekt. Auch führen die darin enthal- tenen Schlüssel leider häufig nicht zum richtigen Ziel. Bestimmungstabellen für einige kleinere Gruppen enthält das Buch „Pflanzenwespen Deutschlands” (TAEGER & BLANK 1998). Für die Determination großer bzw. auffälliger Arten kann der Schlüssel von TAEGER et al. (2000) herange- zogen werden. Zu vielen deutschen Arten wur- den von TAEGER et al. (1998a) Hinweise zur Ver- breitung, Biologie und Gefährdung gegeben. Zahl- reiche Angaben auf weiterführende Literatur fin- den sich bei LISTON (1995). Zur fehlenden zusam- menfassenden Literatur kommen zahlreiche taxonomische Unsicherheiten bei der Abgrenzung der Arten. Insgesamt kann sicherlich ein Drittel der Arten (insbesondere ein großer Anteil der Ten- thredinidae-Unterfamilie Nematinae) als taxono- misch problematisch angesehen werden. Seit dem Erscheinen der ersten Roten Liste für Sachsen-Anhalt (TAEGER 1998) haben sich einige nomenklatorische Veränderungen ergeben, die hier nicht weiter erläutert werden können. Entspre- chende Angaben sollen zum Ende des Jahres 2004 auf den Internetseiten der „Fauna Europa- ea” verfügbar sein. Die unten stehende Liste folgt der dort angewendeten Nomenklatur. Im Vergleich Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 1 0,3 Gefährdungskategorie R 1 2 - 2 16 - 0,6 Kategorien G D V 43 40 - 12,6 11,7 4,7 3 23Rote Liste 42 6,712,3 Sonstige Gesamt 83 - Gesamt 342 Gesamt 342 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Pflanzenwespen Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstu- fung in die sonstigen Kategori- en der Roten Liste. 24,3 zur Liste von 1998 erhöhte sich die Zahl der für Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Symphyta um 42. Hierdurch und durch die Aufnahme zahlrei- cher Arten in die Kategorien D und G stieg die Zahl Rote-Liste-Arten von 87 auf 125. Die Erhö- hung des Anteils der Rote-Liste-Arten von 29% auf 37% ist nicht auf eine stärkere Gefährdung der Symphyta zurückzuführen, sondern haupt- sächlich Folge der veränderten Bewertungskrite- rien. In der vorigen Liste wurden die drei Arten Athalia lugens (KLUG, 1815), A. scutellariae CAME- RON , 1880 und Hoplocampa testudinea K LUG , 1816) noch als gefährdet eingestuft. Neuere Da- ten sprechen gegen diese Auffassung. Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Der Rückgang der Arten spiegelt sich in der hier vorgelegten Roten Liste wider. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in den komplexen, nachhaltigen Veränderungen der Umwelt über einen längeren Zeitraum. Es handelt sich um einen schleichen- den Prozess, klare Einschnitte sind meist nicht erkennbar. Die wesentlichsten Eingriffe sind wahr- scheinlich Bach- und Flussregulation, Meliorierung von Feuchtwiesen, Trockenlegung von Mooren, Rodung von Gebüschen und Hecken, Waldrand- begradigungen, Aufforstung von Grenzertragsbö- den (oft Magerstandorte), Düngung von Mager- wiesen, Nutzung von wertvollen Landschaftsele- menten durch Verbauung sowie die Intensivierung der Landwirtschaft. Die Summe dieser Eingriffe ist für den Rückgang der Arten verantwortlich zu machen. Die strukturelle Verarmung der Kultur- landschaft und deren Auswirkung auf die Pflan- zenwespenfauna ist, wenn auch regional unter- schiedlich stark, klar festzustellen. Die Zahl güns- tiger Lebensräume ist hierdurch gravierend ein- geschränkt worden. Es ist mit Sicherheit nicht möglich, die Artenvielfalt lediglich durch ein Netz von Landschafts- und Naturschutzgebieten zu erhalten, zumal es über die Ansprüche der Insek- ten an vernetzte Komplexe von Teillebensräumen und erforderliche Arealgrößen kaum anwendba- re Kenntnisse gibt. Art (wiss.)Kat. Abia aenea (KLUG, 1829) Abia fasciata (LINNAEUS, 1758) Abia nitens (LINNAEUS, 1758) Abia sericea (LINNAEUS, 1767) Acantholyda flaviceps (RETZIUS, 1783) Aglaostigma discolor (KLUG, 1817) Allantus coxalis (KLUG, 1818) Allantus didymus (KLUG, 1818) Allantus togatus (PANZER, 1801) Allantus viennensis (SCHRANK, 1781) Amauronematus amplus KONOW, 1895 Amauronematus lateralis KONOW, 1896 Amauronematus toeniatus (SERVILLE, 1823) Apethymus apicalis (KLUG, 1818) Aprosthema brevicorne (FALLÉN, 1808) Aprosthema intermedium (ZADDACH, 1864) Ardis pallipes (SERVILLE, 1823) Arge dimidiata (FALLÉN, 1808) Athalia ancilla SERVILLE, 1823 Blasticotoma filiceti KLUG, 1834 Brachythops flavens (KLUG, 1816) Cephus brachycercus C.G. THOMSON, 18713 3 2 2 D 3 G 3 3 3 D D D G G G G G 1 2 2 G Bem. !&! Art (wiss.)Kat. Cephus infuscatus C.G. THOMSON, 1871 Cimbex connatus (SCHRANK, 1776) Cimbex fagi ZADDACH, 1863 Cimbex femoratus (LINNAEUS, 1758) Cimbex luteus (LINNAEUS, 1758) Cladardis hartigi LISTON, 1995 Cladius grandis (SERVILLE, 1823) Cladius ulmi (LINNAEUS, 1758) Claremontia uncta (KLUG, 1816) Corynis crassicornis (ROSSI, 1790) Corynis obscura (FABRICIUS, 1775) Dineura stilata (KLUG, 1816) Dolerus bimaculatus (GEOFFROY, 1785) Dolerus blanki LISTON, 1995 Dolerus ferrugatus SERVILLE, 1823 Dolerus gibbosus auct. Dolerus harwoodi BENSON, 1947 Dolerus madidus (KLUG, 1818) Dolerus pratorum (FALLÉN, 1808) Dolerus stygius FÖRSTER, 1860 Dolerus uliginosus (KLUG, 1818) Empria candidata (FALLÉN, 1808) Empria excisa (C.G. THOMSON, 1871) Empria longicornis (C. G. THOMSON, 1871) Empria parvula (KONOW, 1892) Empria pumiloides LINDQVIST, 1968 Empria tridens (KONOW, 1896) Eopsis beaumonti BENSON, 1959 Eriocampa umbratica (KLUG, 1816) Eurhadinoceraea ventralis (PANZER, 1799) Eutomostethus gagathinus (KLUG, 1816) Eutomostethus nigrans BLANK & TAEGER, 1998 Eutomostethus punctatus (KONOW, 1887) Euura acuminata ENSLIN, 1915 Fenella nigrita WESTWOOD, 1839 Fenusa ulmi SUNDEVALL, 1844 Gilpinia abieticola (DALLA TORRE, 1894) Hinatara recta (C.G. THOMSON, 1871) Macrophya albipuncta (FALLEN, 1808) Macrophya blanda (FABRICIUS, 1775) Macrophya carinthiaca (KLUG, 1817) Macrophya diversipes (SCHRANK, 1782) Macrophya rufipes (LINNAEUS, 1758) Macrophya tenella MOCSÁRY, 1881 Macrophya teutona (PANZER, 1799) Megalodontes cephalotes (FABRICIUS, 1781) Megalodontes fabricii (LEACH, 1817) Megalodontes flavicornis (KLUG, 1824) Monophadnoides ruficruris (BRULLE, 1832) Monophadnus spinolae (KLUG, 1816) Nematinus acuminatus (C. G. THOMSON, 1871) Nematinus bilineatus (KLUG, 1819) Nematus distinguendus (ENSLIN, 1915) Nematus flavescens STEPHENS, 1835 Nematus leucotrochus HARTIG, 1837G 2 2 3 2 G 3 G G 2 2 D 3 G 3 D D 2 G D 2 G G G G G G G 3 G 3 G G D D D D D 3 3 D D 3 D 3 2 1 D D G D D D D D !&" Bem. § BA § BA § BA § BA

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

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Language: Deutsch

Persons

Issued: 2005-06-16

Modified: 2005-06-16

Time ranges: 2005-06-16 - 2005-06-16

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