Description: ||||||||||||||||||||| Berichte 4.3 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft FEUERSALAMANDER 4/2015: 95 – 106 Artbesprechungen heimischer Arten 4.3.1 Feuersalamander – Salamandra salamandra (Linnaeus, 1758) Annette Westermann 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Unverwechselbarer, großer glän- zend-schwarzer Landmolch mit auffallend gelber indi- vidueller Zeichnung (Flecken und Streifen), rundem Schwanz, großen Augen und markanten Ohrdrüsen- wülsten. Größe: ♂♂ und ♀♀ bis 200 mm. Geschlechtsunterschiede/Trachten: Feuersalaman- der haben keine Wassertracht. In Landtracht Unter- scheidung nicht einfach: ♂♂ etwas kleiner und leich- ter (bis 20 g), im Frühjahr/Sommer mit ausgeprägter Kloake. Habitate: Sommer: Schattige feuchte Laub-Buchen- wälder im Hügelland und Mittelgebirge mit kühlen klei- nen Fließgewässern oder Quellrinnsalen. Winter: Frost- sichere Verstecke, Höhlen, Keller und Felsspalten. Aktivität: Fortpflanzungszeit Juli – September; Win- terruhe witterungsabhängig von Oktober/November bis Februar/März; danach Ablage der Larven. Haupt- sächlich nachtaktiv, nach Regen auch am Tage anzu- treffen. Wanderungen/Reviere: Weniger als 200 m; Wande- rungen zur Nahrungs-, Partner- und Quartiersuche, häufig über aufgewärmte Waldwege und -straßen, besonders nach Regen. Fortpflanzung/Entwicklung: Kein Laich, die Eier ent- wickeln sich im Mutterleib, die Larven sprengen die Eihaut während der Geburt (lebend gebärend). Zwi- schen 10 und 70 lebende Larven werden in seichte Fließgewässer abgesetzt; Metamorphose Mitte Juli bis Mitte September, teilweise Überwinterung im Wasser; die Larven haben vier Beine, Außenkiemen und eine helle Fleckung an den Beinansätzen. Nahrung: Bodenlebende Gliederfüßer, vor allem Insekten und deren Larven, Regenwürmer, Weichtiere. Alter: Bis zu 20 Jahre, im Terrarium bis zu 50 Jahre. Abb. 1: Trächtiges Salamanderweibchen und Salamander aus dem Selketal (Harz) (Montage, Fotos: A. Westermann). 95 ||||||||||||| FEUERSALAMANDER 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Der Feuersalamander ist eine mittel-/südeuropäische Art, deren Areal sich im Süden bis Griechenland und Italien zieht, wobei lediglich Sardinien und Sizilien nicht besiedelt sind. Von der Iberischen Halbinsel im Westen über Mitteleuropa bis nach Rumänien verläuft seine Verbreitung und wird im Nordwesten durch die Küsten Nordfrankreichs, Belgiens, der Niederlande und Nordwestdeutschlands begrenzt. Im nordosteuro- päischen Raum fehlt die Art, ihre Nordostgrenze führt längs durch Nordostdeutschland und überschreitet die Elbe nicht (Gasc et al. 1997). 2.1.2 Verbreitung in Deutschland In Deutschland ist der Feuersalamander überwiegend in den Laubmischwäldern der Mittelgebirge verbreitet. Nördlich des Wiehengebirges, des Weser-Leine-Berg- landes und des Harzes trifft man ihn nur sehr verein- zelt an, östlich der Elbe fehlt er ganz. Eine größere Verbreitungslücke im Süden Deutschlands findet sich zwischen Donau und Isar – die sogenannte Allgäulücke (Hellmich 1964). In der Fränkischen Alb und im Stei- gerwald zeigt er ebenfalls zerstreute Vorkommen. Vom Hunsrück über das Rothaargebirge bis zum Solling, im Schwarzwald und der Schwäbischen Alb sind die am dichtesten besiedelten Gebiete Deutschlands. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Adäquat zu den Vorkommen des Feuersalamanders in Sachsen-Anhalt schließen sich die Nachweise in Niedersachsen an. Hier ist der Westharz ebenso dicht besiedelt wie in Sachsen-Anhalt, im Norden Nieder- sachsens gibt es nur vereinzelte Vorkommen. In Meck- lenburg-Vorpommern, Brandenburg und Nordsachsen fehlt die Art, da diese Bundesländer jenseits der Ver- breitungsgrenze liegen. Sachsen-Anhalts südlichste Vorkommen liegen im Zeitzer Buntsandsteinplateau und gehören zu den nördlichen Ausläufern der Vor- kommen des Feuersalamanders im Erzgebirge. Hier überschneiden sich die Areale der Unterarten Sala- mandra salamandra salamandra und Salamandra salamandra terrestris, so dass im südlichsten Sach- sen-Anhalt von beiden Unterarten ausgegangen wer- den kann (vgl. Thiesmeier 2004). 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen insgesamt 62.881 Amphi- bien-Datensätze vor. Davon fallen auf den Feuersa- lamander 988 Datensätze zwischen 1879 und 2014 auf 35 MTB bzw. 78 MTBQ (10 % der MTBQ). Diese 988 Datensätze wurden der Bestimmung der aktuellen Frequenzen dieser Art auf dem Niveau der MTB und der MTBQ zugrunde gelegt. Mit einer MTB-Frequenz von 17 % zählt der Feuersalamander zu den seltenen Amphibien unseres Bundeslandes, was ausschließlich auf seine Verbreitungsgrenze zurückzuführen ist. Von den 988 Datensätzen zum Feuersalamander liegen aus der Zeit von 2001 – 2014 685 Datensätze auf 28 MTB (14 % Frequenz) bzw. 53 MTBQ (7 % Frequenz) vor. Historische Verbreitung In historischen Schriften über die Verbreitung des Feu- ersalamanders in Deutschland werden für das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts lediglich der Harz und seine Randgebiete als dicht besiedelt genannt. Schon immer als beliebter Charakterlurch des Har- zes bekannt, verweist Marshall (1899, in Hoff- mann 1899) bereits auf den leichten Rückgang der Bestände des Feuersalamanders: „Leider wird auch dieses schöne, interessante Geschöpf in den Harz- teilen, die viel von großstädtischen Sommerfrischlern heimgesucht werden, immer seltener. Ich habe selber vor 6 Jahren in Wernigerode gesehen, wie der Knabe einer Berliner Familie über 100 Stück zusammenge- schleppt hatte, um sie mitzunehmen. Dieser in seinem höchst unnützen Beginnen von seinen Eltern, gegen die ich mich über den Fall sehr deutlich aussprach, noch unterstützte Junge hat gewiss Dutzende, wenn nicht Hunderte von jüngeren und älteren Kollegen.“ Die vier ältesten dokumentierten Nachweise für Sach- sen-Anhalt stammen bereits aus den Jahren 1879, 1883, 1888 und 1893 von Wolterstorff, der die Tiere im Nordharz zwischen Thale und Ballenstedt beobachtete. Genaue, fundortbezogene historische Aufzeichnungen über die Verbreitung des Feuersa- lamanders liegen jedoch nicht vor, erste publizierte Aussagen zur herpetologischen Kartierung des Lan- des treffen Gassmann (1984) für den Altbezirk Mag- deburg und Buschendorf (1984) für den Altbezirk Halle. Sie nannten außerhalb des Harzes vier isolierte Vorkommen: im Nordwesten der Altmark (um MTB Tab. 1: Datengrundlagen zum Feuersalamander in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) des Feuersalaman- ders in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 96 FEUERSALAMANDER Abb. 2: Salamanderweibchen am Laichgewässer (Foto: A. Westermann). 4332), in der Colbitz-Letzlinger Heide (MTB 3536) und bei Haldensleben, außerdem im äußersten Süden ein Vorkommen aus dem Zeitzer Buntsandsteinplateau (MTB 4938 und 5938), was Unruh (1980) u. a. mit dem Hinweis auf zahlreiche weitere erloschene Popu- lationen der Umgebung beschrieb (Unruh 1980). Der Erfassungszeitraum von 1978 bis 1990 erbrachte für Sachsen-Anhalt einen Anteil an besetzten MTBQ von 10,3 % (Schiemenz & Günther 1994). Verbreitung nach Landesfauna 2004 Im Kartierungszeitraum von 1990 bis 2000 wurden 202 Nachweise des Feuersalamanders in 28 MTB erbracht (Frequenz 14 %). Aus den Landschaften am Südrand des Tieflandes (Südlicher Landrücken) lagen nur 6 % der Nachweise (12 Funddaten aus 4 MTB) vor. In der Altmark und im Ohre-Aller-Hügelland befanden sich ebenfalls isolierte Vorkommen, die sich an das niedersächsische Salamandervorkommen anschlossen und auch heute noch die Nordostgrenz- linie im europäischen Verbreitungsgebiet bilden. Aus dem äußersten Süden Sachsen-Anhalts, dem Zeitzer Bundsandsteinplateau, konnten von 1990 – 2000 drei Abb. 3: Der nachtaktive Feuersalamander verfügt über ausgezeich- netes Sehvermögen in der Dunkelheit (Foto: A. Westermann). Nachweise erbracht werden. Diese Vorkommen bilde- ten die Nordgrenze des nach Westen gut besiedelten Thüringens. Mit einer Frequenz von 93 % lag der Ver- breitungsschwerpunkt dieser kollinen bis submonta- nen Art naturgemäß eindeutig im Harzgebiet. Zahlrei- che Lücken ließen schon 2004 auf Kartierungsdefizite schließen. Aktuelle Verbreitung Die Datengrundlage aktueller Nachweise des Feuer- salamanders in Sachsen-Anhalt ab dem 01.01.2001 Karte 2: Vorkommen des Feuersalamanders in Sachsen-Anhalt auf MTBQ-Basis. 97
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Language: Deutsch
Issued: 2016-01-16
Modified: 2016-01-16
Time ranges: 2016-01-16 - 2016-01-16
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