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absp-sutl-1_4-pflanzen_tiere.pdf

Description: 4 Pflanzen und Tiere 4.1 Datenlage und Dokumentationsstand – M. TROST In die biologische Vielfalt gehen sämtliche Arten und Lebensgemeinschaften eines Gebietes ein. Eine intensive Kenntnis zu einem möglichst brei- ten Spektrum von Tier- und Pflanzenarten ist die Basis für fundierte Entscheidungen im Umweltbe- reich. Aus diesem Grund setzt die FFH-Richtlinie gezielt Schwerpunkte in Bezug auf bestimmte Arten (Anhänge II, IV, V) und charakteristische Arten von Lebensraumtypen, deren Vorkommen für die Ausweisung von Schutzgebieten maßgeb- lich ist und deren Erhaltungszustand in einem Moni- toring regelmäßig zu untersuchen ist. Bewertungs- ansätze von Natur und Landschaft, die versu- chen, allein auf abstrahierenden Raumeinheiten (Biotop- und Nutzungstypen, Biotopverbundsys- teme ...) aufzubauen, laufen Gefahr, wesentlich zu kurz zu greifen, wenn sie Aspekte der Arten- ausstattung nicht ausreichend berücksichtigen. Gerade auf Feld der Kenntnis des Arteninventars von Lebensräumen und Landschaften werden in Deutschland Defizite gesehen. So wurde wieder- holt auf die Bedeutung regionalisierter und natur- räumlicher Übersichten zur Fauna hingewiesen (MÜLLER-MOTZFELD 1992, NETTMANN 1992, RIECKEN 2000). Das Arten- und Biotopschutzprogramm ver- sucht gezielt, an diesem Punkt anzusetzen, in- dem das Arten- und Biotopinventar landschafts- raumbezogen beschrieben und auf Defizite und Untersuchungsbedarf hingewiesen wird. Im Rahmen der Datenrecherchen wurde der ak- tuelle Kenntnisstand für insgesamt 41 Artengrup- pen zusammengestellt. Für weitere 39 Käferfa- milien wurden die Beifänge determiniert, jedoch keine detaillierte Regionalauswertung vorgenom- men. Für mehrere Artengruppen wurde der Kennt- nisstand durch eigene Untersuchungen beträcht- lich erweitert, so dass eine sehr solide Daten- basis vorliegt. Der Durchforschungsgrad des Ge- bietes ist aus unterschiedlichen Gründen jedoch durchaus heterogen. Einigen insgesamt gut be- arbeiteten Artengruppen (z. B. Gefäßpflanzen, Weichtiere, Laufkäfer) stehen andere gegenüber, bei denen die Gesamtkenntnisse gering sind oder seit langer Zeit keine Daten mehr bekannt wur- den. Für einige Artengruppen – auch solche mit erheblicher Bedeutung in den Stoffkreisläufen der Ökosysteme (z. B. Springschwänze) – stellen die Zusammenstellungen im ABSP die ersten regionalisierten Daten überhaupt dar. Teilweise sind artgruppenbezogen Defizite durch den Mangel an qualifizierten Spezialisten zu erklären. Aber auch bei gut untersuchten Taxa gibt es Wis- senslücken in Bezug auf bestimmte Arten oder Teil- räume. Insgesamt gilt, dass der Raum zwischen Nebra, Freyburg, Naumburg und Bad Kösen hi- storisch und aktuell am besten bekannt ist, was zweifellos mit seiner aus ökologischer und areal- kundlicher Sicht besonders interessanten Arten- und Biotopausstattung und seiner reizvollen Land- schaft zu erklären ist. Es wurde versucht, für möglichst viele Artengrup- pen Datenbanken zu erstellen, die möglichst orts- und zeitgenaue Funddaten enthalten. Insgesamt wurden aus dem Projektgebiet Saale-Unstrut- Triasland 159.180 Artnachweise in Datenbanken dokumentiert (Tab. 4.1). Zum Teil konnte hierfür auf vorhandene Datenbanken zurückgegriffen werden (z. B. Datenbank Farn- und Blütenpflanzen, Daten- banken für Arten nach FFH-Richtlinie, Fischfauna Sachsen-Anhalts), für andere Gruppen wurden erstmals konkrete Daten zusammengestellt, für wenige Gruppen war der Aufbau von Datenbanken bislang nicht möglich. Im Zuge der Erarbeitung der Artgruppenmanuskripte sind alle Angaben von den Artgruppenspezialisten überprüft worden. 4.2 Bedeutsame Arten und Artengruppen – M. TROST Grundsätzlich sind alle Artengruppen und Arten Bestandteil der biologischen Vielfalt eines Gebie- tes, und die meisten sind für den Natur- und Arten- schutz von Interesse. Landschaftsökologische Dia- gnosen und Zielbestimmungen aus naturschutz- fachlicher Sicht erfordern eine umfassende Kennt- nis dieser biologischen Vielfalt. Bei Entscheidungs- findungsprozessen, z. B. im Zuge von Planungs- verfahren, wird oft direkt auf diese Kenntnisse zu- rückgegriffen. Einige (relativ abstrakte) Planungs- kategorien (z. B. Biotope, Biotopverbundstrukturen) basieren aber auch pauschal auf Artenschutzar- gumenten. Es ist jedoch immer wieder erforder- lich, auf die konkreten Kenntnisse zu den Arten und ihren Lebensräumen zurückzugreifen. Die FFH-Richtlinie stärkte die Bedeutung von Argu- menten des Artenschutzes, indem sie sich kon- sequent sowohl auf Lebensraumtypen als auch Arten bezieht. Aus diesem Grund ist es ein Grundanliegen des Arten- und Biotopschutzpro- gramms, konkrete Kenntnisse und Daten zu möglichst vielen Artengruppen und biogeographi- sche sowie biologische Hintergrundinformationen als Bewertungsgrundlage im Zusammenhang be- reitzustellen. Aus biogeographischer Sicht sowie wegen der unterschiedlichen Gefährdungssituation der Arten besteht jedoch nicht in Bezug auf alle Tier- und 123 Tab. 4.1: Dokumentationsstand der im ABSP Saale-Unstrut-Triasland behandelten Tier- und Pflanzengruppen (siehe auch Erläuterung S. 125 oben) Artengruppe ArtenzahlDatensätze Großpilze (Mycota et Myxomycetes)1.9378.526 Flechten (Lichenes)155 (10)11.272 Moose (Bryophyta)393 (93)2.100 Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta)1.683 (197)104.460 4.168126.358 Pilze, Flechten, Pflanzen gesamt Wirbellose Tiere Weichtiere (Gastropoda et Bivalvia) 139 (9)2.305 Webspinnen (Araneae)263- Weberknechte (Opiliones)15377 Asseln (Isopoda)18469 Tausendfüßer (Diplopoda)31786 Hundertfüßer (Chilopoda)16192 Springschwänze (Collembola)71863 Eintagsfliegen (Ephemeroptera)24- Köcherfliegen (Trichoptera)55- Steinfliegen (Plecoptera)16- Libellen (Odonata)45 (2)744 Ohrwürmer (Dermaptera)4 (0)96 Schaben (Blattoptera)5 (0)53 Heuschrecken (Ensifera, Caelifera)44 (3)2.840 Zikaden (Auchenorrhyncha)198 (46)195 Wildbienen (Hymenoptera: Apidae)333- Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae)296 (50)17.034 Wasserkäfer (aquatische Coleoptera, 9 Familien)280- Kurzflügler (Coleoptera: Staphylinidae)5611.025 Bockkäfer (Coleoptera: Cerambycidae)81 (3)775 Buntkäfer (Coleoptera:Cleridae)9 (2)36 Prachtkäfer (Coleoptera: Buprestidae)2586 Schröter (Coleoptera: Lucanidae)5 (0)42 720 Rosenkäferartige (Coleoptera: Cetoniidae Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionidae)299 (26)- Großschmetterlinge (Lepidoptera)874 (138)7.101 Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae)118- Langbeinfliegen (Diptera: Dolichopodidae)38- Blatthornkäfer (Coleoptera: Scarabaeidae) einschließlich Pillendreher (Sisyphus schaefferi)6sonstige Käfer (Coleoptera, 39 Familien)176Wanzen (Heteroptera)218691 Stinkfliegen (Diptera: Coenomyidae)1- Wollschweber (Diptera: Bombyliidae)15- gesamt4.28535.730 Fische und Rundmäuler (Osteichthyes et Cyclostomata)43 (9)1.253 Lurche und Kriechtiere (Amphibia et Reptilia)14 (0)966 Vögel (Aves) davon Brutvögel229 131 (7)- Säugetiere exkl. Fledermäuse (Mammalia exkl. Chiroptera)42 (4)815 Fledermäuse (Mammalia: Chiroptera)18 (0)910 Wirbeltiere gesamt3463.944 Gesamtsumme der Artengruppen8.800166.032 124 Erläuterungen zur Tabelle 4.1 Artenzahl: Datensätze: Anzahl der Projektgebiet Saale-Unstrut-Triasland nachgewiesenen Arten der jeweiligen Gruppe; in Klammern: ausgestorbene/verschollene Arten bzw. Vogelarten, die das Gebiet als Brutvögel aufgegeben haben; Anzahl der in der Datenbank ABSP Saale-Unstrut-Triasland enthaltenen ortsbezogenen Datensätze (Mehrfachnennungen sind nicht ausgeschlossen) Pflanzenarten gleicher Handlungsbedarf seitens des Naturschutzes. Allgemein weit verbreitete, häu- fige und nicht gefährdete Arten sind nicht in dem besonderen Maße schutzbedürftig und/oder schutzwürdig, wie allgemein seltene und gefähr- dete Arten sowie Arten, die in ihrem Vorkommen auf einen oder wenige Landschaftsräume be- schränkt sind. In Anbetracht knapper Ressourcen wird sich der Naturschutz auf solche besonders bedeutsamen Artengruppen und Arten konzen- trieren. Aufgrund dieser Erwägungen wurde in den Arten- und Biotopschutzprogrammen in Sachsen-Anhalt stets großer Wert auf die Benennung derartiger landschaftsraumbedeutsamer Arten gelegt. Für die Auswahl landschaftsraumbedeutsamer Arten werden die Kriterien Gefährdung, Seltenheit, bio- geographische Aspekte, Repräsentanz, Gefähr- dung und naturschutzrechtlicher Status (Bundes- artenschutzverordnung, FFH-Richtlinie) herange- zogen. Dabei kommen landschaftsräumliche, bun- desweite (Rote Listen Deutschlands, Bundes- artenschutzverordnung) bis europaweite (FFH- Richtlinie) Aspekte zum Tragen. Als landschafts- raumbedeutsam werden Arten eingeschätzt, die 1 überregional gefährdet sind, typische Lebens- räume im Landschaftsraum Saale-Unstrut- Triasland besiedeln und hier, gemessen am Gesamtbestand in Sachsen-Anhalt, bedeu- tende Vorkommen besitzen und/oder 2 innerhalb von Sachsen-Anhalt nur im Land- schaftsraum Saale-Unstrut-Triasland vor- kommen bzw. hier einen Verbreitungs- schwerpunkt besitzen. Auf Basis dieser Arten können Bewertungen von Biotopen/Gemeinschaften fundierter und zutref- fender erfolgen, als z. B. durch die häufig übliche alleinige Anwendung des Kriteriums „gesetzlicher Schutzstatus“. Zudem erfolgt eine landschafts- raumspezifische Schwerpunktsetzung, die bei dem meist landes- oder bundesweiten Zuschnitt von gesetzlichen Schutzvorgaben oder Roten Listen nicht möglich wäre und die zielgerichtete Aussagen erleichtern kann. Die einzelnen Pflanzen- und Tiergruppen werden im Kapitel 4 im Zusammenhang dargestellt. Die textliche Ausarbeitung folgt dabei einem „Roten Faden“, der selbstverständlich in Abhängigkeit vom oftmals noch lückenhaften Kenntnisstand zur Biologie bestimter Taxa nicht immer akribisch eingehalten werden kann, sondern fallweise modifiziert wird. Die innere Gliederung soll nach- folgend skizziert werden: Einleitung • • Vorstellung der Artengruppe und allgemeine Beschreibung der Verbreitung und Habitat- ansprüche (Einnischung der Gruppe in Land- schaft und Ökosysteme, Lebensraumpräfer- enzen innerhalb des Gebietes) bioindikatorische Relevanz Erfassungsstand • • Datengrundlage und Erfassungsmethodik – welche Quellen wurden ausgewertet, welche Er- hebungen/Kartierungen wurden durchgeführt? Bewertung des Erfassungsstandes, Benen- nung teilräumlicher oder artengruppenbe- zogener Kenntnisdefizite im Gebiet. Bedeutung des Saale-Unstrut-Trias- landes für die Artengruppe • • • • Wertung des Artenbestandes, u. a. im Vergleich mit dem Artenbestand in Sachsen-Anhalt und in Deutschland ökologische und biogeographische Bedeu- tung des Landschaftsraumes für die Artgruppe (Hinweise auf Arealgrenzen, Vorposten, Re- fugien etc.) landschaftsraumtypische Habitate und Vor- kommensgebiete Tabelle der landschaftsraumbedeutsamen Arten. Gefährdung • • Nennung der gruppen- und artspezifischen Gefährdungsfaktoren und Beeinträchtigungen Tabelle der ausgestorbenen und verschollenen Arten, ggf. Verweis auf ehemalige Vorkommen. Schutz und Förderung • • • Maßnahmen/Bedingungen, die das Vorkommen der Art bzw. der Artgruppe erhalten bzw. för- dern, Vorschläge zu umweltverträglichen Be- wirtschaftungsformen, Nutzungsänderungen oder Nutzungsverzicht etc. spezielle Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (Lebensraumgestaltung) wenn möglich, flächenscharfe und fundortbe- zogene Schwerpunkte des Vollzugs der vor- geschlagenen Maßnahmen. Untersuchungsbedarf • • • Angaben zu weiteren notwendigen Erfassungen Optimierung von Erfassungsmethoden Erfolgskontrolle relevanter Maßnahmen etc. 125

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

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Language: Deutsch

Issued: 2009-02-02

Modified: 2009-02-02

Time ranges: 2009-02-02 - 2009-02-02

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