Description: 6 Nutzungen, Nutzungsansprüche und Konflikte - A. SCHÖNBRODT & K. REICHHOFF 6.1 Landwirtschaft Kulturlandschaft sind (LPR 1994b). Die Landwirtschaft ist mit einem Anteil von ca. 68 % (ca. 56.643 ha) der bedeutendste Flächennutzer im Bearbeitungsgebiet. Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind etwa 88 % Ackerland, 10,5 % Dauergrünland und 1 % Wein- und Erwerbsgar- tenbau. Auch heute noch besitzt das Untersuchungsge- biet eine starke ländliche Prägung. In der jünge- ren Vergangenheit war und ist die Landwirtschaft der dominierende Wirtschaftszweig, auch wenn die Bedeutung der Landwirtschaft als Arbeitgeber mit der politischen Wende enorm gesunken ist. Waren 1990 noch 10 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, so waren es 1998 nur noch 3 % mit sinkender Tendenz (LANDGESELL- SCHAFT SACHSEN-ANHALT MBH 1999). Schon in der Jungsteinzeit setzt mit der Besied- lung auch die kontinuierliche landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes ein, das sich durch gute naturräumliche Voraussetzungen, wie günstiges Klima, fruchtbare Böden und leicht bearbeitbare Flächen auszeichnete (vgl. Kap. 2.3.1). Aus- gehend von den Rändern der Täler wurden nach und nach die Plateaus und Platten erschlossen. Die Ackernutzung erfolgte entsprechend der standörtlichen Eignung zunächst auf den besser bewirtschaftbaren Flächen, vor allem in den über- schwemmungsfreien Bereichen der Unstrutaue sowie auf den fruchtbaren Standorten der Pla- teaulagen, während die steileren Standorte oder Auengebiete Grasland bzw. Triften trugen (s. Kap. 2.3). In den vergangenen Jahren veränderten sich die Strukturen, Größen und Produktionsziele der land- wirtschaftlichen Betriebe infolge der Liquidation von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossen- schaften (LPG) sowie durch die Bildung von Agrar- genossenschaften nach neuem Recht und durch die Aus- und Neugründung von Wiedereinrichter- betrieben grundlegend. Die Flächenstruktur wird i. d. R. durch große Schlageinheiten bestimmt, die durch Nachfolgeeinrichtungen der LPG be- wirtschaftet werden. Wie in Tab. 6.1 und Tab. 6.2 zu erkennen, sank die Anzahl der landwirtschaft- lichen Betriebe wie im gesamten Land Sachsen- Anhalt auch in den Landkreisen des Bearbei- tungsgebietes zwischen 1999 und 2005. Dabei sind Betriebe kleiner Größen stärker betroffen, als die Betriebe größer 100 ha, die teilweise auch Steigerungen bei der Anzahl der landwirtschaftli- chen Betriebe aufweisen. Im Mittelalter hinterließ die extensive Landnut- zung deutliche Spuren und es kam zu einer wei- teren Verschiebung der natürlichen Verteilung von Wald hin zu Offenland. Durch unterschiedliche landwirtschaftliche Bewirtschaftungsformen wie Ackerbau, extensive Grünlandnutzung, Schafhu- tung und Weinbau bildete sich eine große stan- dörtliche Vielfalt mit abwechslungsreicher Flora und Vegetation. Auch die Auflassung vieler Wein- berge sowie die folgende Einbeziehung dieser Flächen in eine sporadische extensive Schafhu- tung bzw. die Anlage von Streuobstwiesen ließ wertvolle, artenreiche Lebensgemeinschaften entstehen, die Grundlage der heutigen wertvollen Die Bedingungen für die Landwirtschaft sind auf Grund der unterschiedlichen Standortbedingun- gen insgesamt sehr heterogen und erfordern ange- passte Wirtschaftsweisen (LANDGESELLSCHAFT SACH- SEN-ANHALT MBH 1999). Tab. 6.1: Größenstruktur der landwirtschaftlichen Betriebe (unter 2 ha bis 100 ha) nach Landkreisen in den Jahren 1999 und 2005 1) In dieser Größenklasse sind Viehhaltungsbetriebe ohne/unter 2 ha LF bzw. Betriebe mit Anbau von Spezialkulturen enthalten. Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Nov. 2005 Mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von...Hektar Landkreis / Land Landwirt. Betriebe insg. unter 21) 2 - 10 10 - 50 50 - 100 Anzahl der Betriebe 19992005199920051999200519992005 19992005 Burgenlandkreis42040092k. A.1059790Mansfelder Land1921781913454129873230 31k. A.11 Merseburg-Querfurt19118521195243Sangerhausen1611491811513933331416 3836917 Weißenfels9285111027k. A.18157k. A. Sachsen-Anhalt5.1004.8874233641.1459721.0431.007476465 419 Tab. 6.2: Größenstruktur der landwirtschaftlichen Betriebe (unter 2 ha bis 100 ha) nach Landkreisen in den Jahren 1999 und 2005 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Nov. 2005 Mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von...Hektar Landkreis / Land 100 - 200 200 - 500 500 - 1.000 1.000 - 2.500 über 2.500 Anzahl der Betriebe 1999200519992005199920051999200519992005 Burgenlandkreis35413538161812123k. A. Mansfelder Land232235321218910k. A.- Merseburg-Querfurt2123252113208864 Sangerhausen159k. A.238695k. A.3 Weißenfels51013114k. A.453k. A. Sachsen-Anhalt6376047528263253702512384841 Über 20 % (17.096 ha) der Gesamtfläche des Bearbeitungsgebietes sind im Raumordnungs- kataster des Landesverwaltungsamtes (LVWA) als Vorrangflächen für die Landwirtschaft ausge- wiesen. Im Westen grenzen die Vorrangflächen der Querfurter Platte unmittelbar an das Bearbei- tungsgebiet an. Dieser hohe Anteil an ausgewiesenen Vorrangflä- chen für die Landwirtschaft ist bedingt durch die ertragreichen Böden und die damit verbundenen günstigen ackerbaulichen Produktionsbedingun- gen. Im Planungsgebiet sind großflächig Löss- Schwarzerden und Löss-Parabraunerden ausge- bildet, die Bodenwertzahlen zwischen 60 und 80 aufweisen. Die Schwarzerden gehören zu den fruchtbarsten Ackerböden Deutschlands und sind für die Landwirtschaft sehr wichtige und hochwer- tige Produktionsflächen. Die Löss-Parabraunerden stellen die degradierte Form der Löss-Schwarz- erden dar, die durch erhöhte Niederschläge und Bodenbearbeitung verursacht wird. Dennoch be- sitzen die Böden hohe Bonität mit Bodenwert- zahlen um 70. Es ist daher auch das Ziel der Landwirtschaft, diese Böden zu erhalten und zu schützen. Vorwiegend sind es die Hochflächen und flach geneigte Hangbereiche, die von diesen Böden bestimmt sind (vgl. Kap. 2.2.2). Ausgedehnte Ackerflächen befinden sich südlich der Saale und südlich von Naumburg, im gesamten zentralen Bereich des Bearbeitungsgebietes auf den Bund- sandstein- und Muschelkalkplateaus (von Eck- artsberga im Süden bis zur Unstrut im Osten und Norden) sowie südwestlich von Querfurt und im nördlichen Bereich des Gebietes zwischen Sangerhausen und Allstedt. Im Bearbeitungsgebiet dominieren intensive Be- wirtschaftungsformen auf großräumigen Acker- schlägen. Die Bewirtschaftung zeichnet sich durch hohen Einsatz von Agrochemikalien, enge Frucht- folgen und intensive Bodenbearbeitung aus. We- niger ertragreiche Flächen werden oftmals vor- übergehend stillgelegt oder fallen gänzlich aus der Nutzung. Auf den Ackerflächen werden vorwiegend Getreide, Raps, Futterpflanzen, Zuckerrüben und Hülsen- früchte angebaut (vgl. Tab. 6.3). Der Anteil des Dauergrünlandes an der Gesamt- fläche des Bearbeitungsgebietes ist vergleichs- weise gering und liegt bei 7,2 % (vgl. Kap. 3.2). Grünlandnutzung erfolgt vorzugsweise entlang der Fließgewässer Saale und Unstrut sowie Wethau. Tab. 6.3: Anbau auf dem Ackerland nach Landkreisen im Jahr 2003 (ha) Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Nov. 2005 darunter Landkreis Ackerland Getreide Hack- früchte darunter Kartof- feln Zucker- rüben Futter- pflanzen Hülsen- früchte darunter Handels- Raps und gewächse Rübsen Hektar BLK59.04737.9763.0374342.5793.2552.31110.3779.800 ML39.34825.3202.148892.0541.5601.6656.4125.859 MQ49.26930.4494.1405383.5923.0961.9277.5796.767 SGH27.74318.018704386591.1587784.7434.624 WSF26.58616.4551.836921.7331.3889024.753k. A. ST1.000.773583.20564.62814.05350.32267.27943.863139.001126.521 420 Ebenfalls größere Grünlandflächen liegen im Nor- den des Bearbeitungsgebietes um Lodersleben, Winkel und Mittelhausen. Mit dem Rückgang der Tierproduktionsbetriebe und der Anzahl der Tiere (insbesondere Rinder, Schafe – s. u.) wurde auch der Bedarf an Futtergräsern geringer. Ein Um- bruch der Wiesen in Acker oder das Auflassen der Wiesen bzw. Weiden ist oft die Folge. Insbeson- dere beweidete Flächen auf Extremstandorten (Halbtrockenrasen), aber auch Streuobstwiesen sind von Auflassung betroffen. 3.3.11). Die über 1.000-jährige Tradition im nörd- lichsten geschlossenen deutschen Weinanbauge- biet schuf mit ihren Weinbergen ein wichtiges Element im Landschaftsbild der Region. Die ge- samte wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Saale-Unstrut-Triaslandes ist über Jahrhun- derte hinweg eng mit der Weinbautradition ver- bunden. Heute zählt das Anbaugebiet zu den ältesten und mit ca. 650 ha auch zu den kleinsten deutschen Weinbaulandschaften. Während der Blütezeit des regionalen Weinbaus im 15. und 16. Jh. waren die Rebflächen wesentlich ausge- dehnter als gegenwärtig, für den Saale-Unstrut- Raum sind mehrere tausend Hektar historisch nachgewiesen (LPR 1998, vgl. Kap. 2). Aber Krie- ge, Missernten, Konkurrenz süddeutscher Anbau- gebiete seit dem 17. Jh. sowie der Einfall der Reblaus im 19. Jh. ließen die Rebflächen auf nur noch wenige Hektar schrumpfen. Ab den 1960er Jahren wurde der Weinbau wieder gefördert, aber die entscheidende Entwicklung brachte erst die Wende mit der Privatisierung. Heute werden 360 Hektar von der Winzervereinigung Freyburg/ Unstrut e. G. bewirtschaftet, weitere 56 Hektar vom staatlichen Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen. Weiterhin gibt es private Weingüter, die ihre Weinberge im Haupt- oder Nebenerwerb bewirtschaften. Von hohem naturschutzfachlichem Wert und nach § 37 NatSchG LSA besonders geschützt sind die Streuobstwiesen, die sich sowohl in Hang- als auch in Plateaulagen befinden, sowie die exten- siv bewirtschafteten Weinhänge (vgl. Kap. 5.2). Der Streuobstanbau (Abb. 3.23, Kap. 3.3.10) war noch im 19. Jh. und in der ersten Hälfte des 20. Jh. ein wichtiger und landschaftsprägender Teil der landwirtschaftlichen Flächennutzung und wurde etwa bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges in großem Umfang fortgesetzt. Der Anbau von Obst- gehölzen erfolgte insbesondere auf sonnenbe- günstigten Hangstandorten sowie in den Bauern- gärten im Vorfeld der Ortslagen. Viele der im Saale-Unstrut-Triasland heute noch vorhandenen Restbestände gehen auf die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zurück. Das Interesse an der Nutzung der Streuobstwiesen und der für die Selbstver- sorgung wichtigen Obstwiesen und Gärten nahm insbesondere in den letzten Jahrzehnten stark ab. Das führte dazu, dass die nicht genutzten Streu- obstbestände verwilderten und überalterten. Lang- fristig lassen sich Streuobstwiesen nur durch eine lohnende Nutzung sichern. Eng verbunden mit der Unterhaltung von Streuobstwiesen war auch die extensive Schafhaltung, die nach der politi- schen Wende 1990 im Bearbeitungsgebiet wie in den gesamten östlichen Bundesländern stark zu- rückging (vgl. Tab. 6.4). Von der Umstrukturierung der landwirtschaftlichen Betriebe war und ist auch die Tierhaltung betrof- fen. Bei der Schweinehaltung ist in einigen Land- kreisen ein deutlicher Aufwärtstrend der Bestands- größen zu verzeichnen. Die Bestandszahlen der Viehbestände, die wichtig für die Grünlandwirt- schaft und traditionelle extensive Magerrasennut- zung sind (Rinder und Schafe), sind gegenüber dem Zeitraum vor der politischen Wende stark zurückgegangen (Tab. 6.4). Wie die statistischen Angaben zur Entwicklung der Schafbestände in Tab. 7.10 (Kap. 7.3) zeigen, fand deren drastischer Rückgang zwischen 1990 und 1999 statt. Danach verlangsamte sich der Bestandsrückgang und pendelte sich auf niedri- gem Niveau ein. Für die Schafbestände in Sach- sen-Anhalt insgesamt ist derzeit kein Trend er- Flächenmäßig eher unbedeutend, aber dennoch landschaftsprägend und charakteristisch für das Bearbeitungsgebiet ist der Terrassen-Hackwein- bau an den sonnenexponierten Steil- und Terras- senlagen von Saale und Unstrut (Abb. 3.24, Kap. Tab. 6.4: Viehbestände nach Landkreisen in den Jahren 2001 und 2003 * A – Anzahl der Tiere insgesamt; * B – Anzahl der Betriebe mit Tierhaltung Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Nov. 2005 Viehbestände Land- Kreis / Land Rinder Schweine 2001 2003 2001 Schafe 2003 2001 2003 A*B*A*B*A*B*A*B*A*B*A*B* BLK17.33214116.26413134.88810137.04010513.9076313.33658 ML6.727525.8514913.1375315.324449.996208.43418 MQ14.0465213.26248124.74157118.023497.086215.75021 SGH5.298594.8405328.3917021.3636010.132359.79525 WSF10.279327.764278.457338.510312.573k.A.2.105k.A. LSA391.8382.091364.5811.962816.1191.130819.9851.068137.612488123.746443 421
Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU
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Language: Deutsch
Issued: 2009-02-02
Modified: 2009-02-02
Time ranges: 2009-02-02 - 2009-02-02
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