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Kapitel 35 Sandlaufkäfer und Laufkäfer Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Description: Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 551–570 35 Peer Schnitter, Konstantin Bäse, Astrid Thurow & Martin Trost 3. Fassung (Stand: Oktober 2019) Einführung Die Imagines unserer heimischen Sandlauf- und Lauf- käfer leben überwiegend epigäisch und besiedeln ein sehr weites Habitatspektrum. Nur wenige Spezies leben vorwiegend bis ausschließlich nichtepigäisch, wie z.B. grabend im Boden, in Tierbauten/Höhlen, arboricol auf Bäumen und Sträuchern oder auch an Pflanzen der Krautschicht. Die meisten Arten graben sich zumindest zeitweise (Überwinterung, Trockenpe- rioden etc.) in den Boden ein. Die Larven sind beson- ders an die endogäische Lebensweise angepasst. Bei ökologischen und naturschutzfachlichen Stu- dien werden Laufkäfer immer noch partiell berück- sichtigt, wenngleich das Interesse hierfür stagniert, da der Fokus mittlerweile fast ausschließlich auf den Arten der Anhänge II und IV der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie der Europäischen Union liegt. Wesentliche Gründe sprechen aber für die Einbindung dieser inte­ ressanten Artgruppe: − die Erfassung ist vergleichsweise effektiv möglich (Bodenfallen als Standardmethode, Handauf- sammlungen, Lichtfänge etc.), − die Artenzahl ist mit knapp über 400 in Sachsen- Anhalt überschaubar – die Determination er- scheint noch vergleichsweise einfach, da Standard- werke vorhanden sind, − Carabiden sind in den meisten Habitaten vertreten und sind in vielen eines der dominanten epigäi- schen Taxa, − es liegen vergleichsweise umfangreiche Kenntnisse zur Autökologie, Habitatbindung sowie zur Fau­ nistik und Gefährdung (Rote Listen) vor. Für Deutschland sind 533 (Trautner & Müller-Motzfeld 1995, Trautner et al. 1997, 1998, Köhler & Klausnitzer 1998), für den zentralen mitteleuropäischen Raum (Müller-Motzfeld 2004) 1.098 Taxa bekannt. Weltweit ist mit deutlich über 40.000 Taxa zu rechnen (Beutel & Leschen 2005), zudem werden immer noch zahl- reiche Taxa beschrieben. Zur Fauna Sachsen-Anhalts sind derzeit Angaben zu 423 Arten – aktuell und historisch – bekannt. Datengrundlagen Das Wissen zu den heimischen Sandlauf- und Lauf- käfern hat sich in den zurückliegenden Jahren stetig, insbesondere nach Erscheinen der Vorgänger dieser Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleoptera: Cicindelidae et Carabidae) Roten Liste (Schnitter et al. 1994, Schnitter & Trost 1999) weiterentwickelt. Grundlage der fortlaufenden Bearbeitung der Laufkäferfauna Sachsen-Anhalts ist weiterhin die systematische Erfassung aller erreich- baren Angaben zu Funden der einzelnen Arten. Zwar fand die Bibliographie von Graser & Schnitter (1998) bisher keine Weiterführung, insbesondere die histori- sche Literatur sollte nun aber bereits wohl lückenlos erfasst und digital umgesetzt sein. Berücksichtigt wurden bislang neben vielen Arbeiten mit Angaben zu einzelnen Arten u. a. nachstehende zusammenfas- sende Veröffentlichungen und Faunenlisten: Al-Hus- sein & Lübke-Al Hussein (2007), Arndt (1989), Bäse, K. (2009, 2010, 2017), Bäse, W. (2007, 2008, 2013, 2018), Bäse & Bäse (2013), Bäse & Jung (2019), Bäse & Thurow (2014), Borchert (1951), Dietze (1936–41, 1957), Ciupa (1992, 1998, 2008), Ciupa & Gruschwitz (1998), Dorn (1964), Eggers (1901), Feige (1918), Feige & Kühlhorn (1924), Hahn (1886/1887), Hillecke (1907), Horion (1941), Hornung (1842–1844), Klausnitzer (1983), Knobbe (2008), Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- halt (2002), Malchau & Grill (1994), Petry (1914), Rapp (1933–35), Saxesen (1834), Schaum (1860), Schnitter (2005a, 2005b, 2006, 2007, 2009, 2015, 2016, 2018), Schnitter et al. (1993, 1994, 2001a, 2001b, 2003a, 2003b, 2018), Schnitter & Bäse (2012, 2013, 2015, 2018), Schnitter & Lange (2007), Schnitter & Trost (1995, 1996, 1999, 2003), Strobl (2007), Trost (2003, 2004a, 2004b, 2004c, 2004d, 2006a, 2006b, 2007a, 2007b, 2008), Trost & Schnitter (1997), Trost et al. (1996, 1998, 2008), Wahnschaffe (1883) sowie Wolf (1970). Aktuell sind in nachstehenden Privatsammlungen Belege für Sachsen-Anhalt vorhanden, die komplett (*) bzw. partiell (**) geprüft und aufgenommen wur- den: Coll. K. & W. Bäse (Wittenberg)*, Coll. Blochwitz (Genthin)**, Coll. Blüml (Leipzig)*, Coll. Göricke (Eben- dorf)*, Coll. Görn (Halle/S.)**, Coll. Grill (Bernburg)**, Coll. Gruschwitz (Staßfurt)**, Coll. Heinze (Havelberg)**, Coll. Jung (Athenstedt)**, Coll. Lange (Wewelsfleth)*, Coll. Lübke-Al Hussein (Halle/S.)**, Coll. Malchau (Schö- nebeck)*, Coll. Müller-Motzfeld (Greifswald)**, Coll. Neumann (Lieskau)*, Coll. Pietsch (Halle/S.)*, Coll. Seidel (Halle/S.)*, Coll. Schmiedtchen (Weißandt-Gölzau)**, Coll. Schnitter (Halle/S.)*, Coll. Schöne (Dessau)**, Coll. Sprick (Langenhagen)*, Coll. Strobl (Stendal)*, Coll. Trost (Gutenberg)*, Coll. Witsack (Halle/S.)*, Coll. Wolsch (Seddiner See)*, und Coll. Wrase (Gusow-Platkow)**. Auch die Museumssammlungen sind bzgl. der für Sachsen-Anhalt relevanten Bestände zum jetzigen Zeitpunkt zu gut 80 % durchgesehen, wobei weitere Sammlungen in den Museen Aufnahme fanden, die nun der Bearbeitung harren. Die Angaben zur Coll. Köller, zur Coll. Grebensčikov sowie zur Coll. Ciupa im Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlun- 551 Sandlaufkäfer und Laufkäfer Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Sandlauf- und Laufkäfer Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Gefährdungskategorie R 1 2 55 50 30 13,0 11,8 7,1 0 33 7,8 Rote ListeGesamt 199 47,0423 Sonstige GesamtGesamt 8 1,9423 3 31 7,3 Tab. 2: Übersicht zu den sonstigen Kategorien. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) G - - Kategorien D - - gen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (ZNS; Dr. K. Schneider) liegen nun als Datenbank vor. Die Coleopterensammlung des Museums für Natur- kunde Berlin (ZMB; B. Jaeger) wurde von D. W. Wrase durchgesehen und revidiert, gleiches erfolgte für die Bestände in den Entomologischen Sammlungen des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau (MNVD; Dr. T. Karisch) durch E. Grill, M. Trost und P. Schnitter. Die Coll. Borchert im Museum für Naturkun- de Magdeburg (MNM; Dr. K. Pellmann), die wohl den generellen Sammlungsbestand an Carabidae des Mu- seums repräsentiert, konnte noch von W. Ciupa (†), K. Graser (†) und P. Schnitter gemeinsam aufgenommen werden – dies erleichterte die Arbeit ungemein, wa- ren doch die Etiketten oft handschriftlich in Sütterlin gefasst. Wichtige Belege enthielt auch die Coll. Fehse (Technische Universität Dresden, Standort Tharandt), die von I. Brunk in eine Datenbank überführt wurde. Letzterer widmete sich auch den Sammlungsbestän- den im Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (SNSD; O. Jäger). K.-H. Kielhorn prüfte im Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg (SDEI; Dr. S. Blank). Wie schon bei Schnitter & Trost (1999) bemerkt, hat sich die Einstellung zu der für Mitteldeutschland wichtigen Arbeit von Borchert (1951) deutlich gewan- delt. Ein Teil der mit Vorbehalt notierten Arten konnte inzwischen an den historischen Fundorten belegt werden, zudem wurde (s. o.) die Coll. Borchert im Mu- seum für Naturkunde Magdeburg aufgenommen und revidiert. Trotzdem verbleiben Unklarheiten, so dass weiterhin einige der zitierten Arten keine Aufnahme in die Checkliste fanden (Agonum dahli, Bembidion conforme, B. ruficorne, Harpalus attenuatus, Ophonus parallelus, Poecilus koyi, Trechus amplicollis). V 8 1,9 Neben den bislang benannten Quellen ist noch auf Schmidt (2012) zu verweisen, die sich der „Käferreste aus dem Sarg der Editha: Schädlinge aus der Grablege von 946 und Laufkäfer aus der Umsetzung von 1510“ annahm, mithin wohl den ersten Nachweisen von Laufkäfern aus historischer Zeit für Sachsen-Anhalt – nach den Funden aus dem Bernstein der Goitzsche. Die Artenliste umfasst immerhin 29 Spezies in mitunter hohen Individuenzahlen (s.a. Schnitter 2016). Die in MultibaseCS gehaltene Datenbank um- fasst derzeit über 250.000 Einträge, alle Messtisch- blätter (i. W. MTB) sind mit Nachweisen belegt, dabei schwankt die Artenzahl je MTB zwischen 13 (3230 Wittingen) und 295 Artnachweisen (4537 Halle (Saa- le)-Süd). Die Nomenklatur folgt i. d. R. Müller-Motzfeld (2004). Bemerkungen zu ausgewählten Arten Einige Arten wurden inzwischen von der Landesliste gestrichen (Schnitter 2016), dies betraf zunächst Ago- num monachum (Duftschmid, 1812) (s. a. Hannig 2000) und Carabus linnei Panzer, 1810. Zu den nachstehenden Arten liegen neue Er- kenntnisse vor (Bezug zu Schnitter 2016). Acupalpus luteatus (Duftschmid, 1812) Bislang existierten sichere Funde ausschließlich für Brandenburg (s.a. Horion 1941), hier auf sandig bis lehmhaltigem Boden mit xerothermen Einschlag (Horion 1941, Freude et al. 1976). Alle bislang aus Sach- sen-Anhalt vorgelegten mutmaßlichen A. luteatus stellten sich nach eingehender Prüfung als immature Acupalpus exiguus (Dejean, 1829) heraus. Nun konnte K. Bäse die Art gleich mehrfach im Norden Sachsen-Anhalts belegen, wobei nur die Be- Abb. 1: Der Kleine Puppenräuber (Calosoma inquisitor) kann im Mai – vorwiegend an Eichen (Quercus) hoch- und herunterlaufend – be- obachtet werden. Hier stellt er diversen Schmetterlingsraupen nach (Foto: S. Schellhorn). Abb. 2: Nur noch von wenigen, zumeist offenen Sekundärhabitaten, wie alten Tonabgrabungen („Letten“), ist der Deutsche Sandlaufkäfer (Cylindera germanica) bekannt (Foto: D. Rolke). Abb. 3: Der Raschkäfer Elaphrus aureus besiedelt ausschließlich unverbaute beschattete sandige Uferbereiche an Mulde, Saale und Unstrut (Foto: S. Schellhorn). Abb. 4: Harpalus honestus ist eine typische Art der Trockenrasen, hier insbesondere von stark besonnten und schütter bewachsenen, offenen, skelettreichen Böden (Unstrut-Trias-Land, Nordharzvorland) (Foto: S. Schellhorn). 552 Sandlaufkäfer und Laufkäfer 1 3 2 4 553

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Origins: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

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Language: Deutsch

Issued: 2020-08-31

Modified: 2020-08-31

Time ranges: 2020-08-31 - 2020-08-31

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