Description: Haselmausrundbrief Sachsen-Anhalt Januar 2020 Dr. Martin Trost, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Kontakt: Tel. 0345-5704-670, martin.trost@lau.mlu.sachsen-anhalt.de Einleitung Seit Jahren ist es eine gute Tradition in den Bundesländern Hessen und Sachsen, die Ergebnisse der Verbreitungserhebung und des Stichprobenmonitorings der Haselmaus jährlich einmal zu sammenzufassen. Dabei geht es vor allem auch darum, den – vielfach ehrenamtlichen - Mitarbei- tern im Monitoring eine Rückkopplung und einen Überblick zu ihrer Arbeit zu liefern. Ich möchte diese Tradition für Sachsen-Anhalt aufgreifen, u.a. auch mit dem Ziel, weitere ehren- amtliche Mitarbeiter zu gewinnen. Zugleich möchte ich mich an dieser Stelle bei allen ehren- amtlichen Mitarbeitern bedanken! Unser Dank gilt auch den zuständigen Revierförstern, die die Arbeiten unterstützten. Der Haselmausrundbrief Sachsen-Anhalt soll in aller Kürze den Sachstand zur Kenntnis der Ver- breitung sowie aktuelle Ergebnisse der Monitoringflächen vorstellen. Sven Büchner sei für die „Nachrichten aus der Wissenschaft“ herzlich gedankt. Sachstand der Verbreitungserhebung und des Stichprobenmonitorings Die letzte Publikation zur Verbreitung der Haselmaus in Sachsen-Anhalt stammt von Jentzsch (2004). Danach wurden lediglich Karten in unveröffentlichten Studien bzw. Arbeitskarten vom LAU erstellt. Im Jahr 2017 wurde die bestehende Datenbank des Landesamtes für Umweltschutz grundsätzlich überarbeitet. Des Weiteren vergab das LAU einen Werkvertrag für eine landesweit repräsentative Erfassung von Haselmausvorkommen auf der Basis von 10x10 km-Rasterfeldern. Damit sollte in erster Linie das Verbreitungsgebiet zur Erfüllung der FFH-Berichtspflichten abgeschätzt werden. Die Geländeerfassungen, bei denen unter Koordinierung von S. Büchner ein ganzes Team von erfahrenen Beobachtern (u.a. R. Juškaitis, Litauen) im Gelände mitwirkte, wurden im Herbst 2019 abgeschlossen (Büchner & Lang 2019). Abbildung 1: Symphoricarpus-Gebüsch 17.10.2019; Foto: M. Trost. Abbildung 2: Frei hängendes, verlassenes Schichtnest in einen Symphoricarpus-Gebüsch 17.10.2019; Foto: M. Trost. 1 Abbildung 3: Verlassenes Schichtnest 17.10.2019; Foto: M. Trost. Abbildung 4 zeigt die aktuelle Verbreitungskarte. Gegenwärtig muss davon ausgegangen werden, dass die Haselmaus im Huy sowie im Fallstein verschollen ist. Letzte Nachweise (Nussfunde) stammen dort von B. Lehmann und M. Trost aus dem Jahr 2007 (Myotis 2009). Weder gezielte Hinweissuche im Gelände noch die Erfassungen in beiden Monitoringgebieten (s.u.) erbrachten bislang neue Hinweise. Dies ist insbesondere von Bedeutung, weil damit die Haselmaus zugleich für den gesamten Anteil Sachsen-Anhalts an der Atlantischen Klimazone verschollen ist. Auch aus dem Hakel gibt es keine neueren Hinweise, sodass die Art auch hier vorerst als verschollen gelten muss. Ein weiteres aktuell nicht belegtes Rasterfeld befindet sich am Rande des Saaletals im Bur- genlandkreis. Hier ist allerdings die Rasterfeldzuordnung des relativ ungenauen älteren Fundpunk- tes fraglich. Ausgesprochen interessant sind die erstmaligen Funde im Ziegelrodaer Forst. Am nordwestlichen Harzrand ist u.U. mit Funden in weiteren Rasterfeldern zu rechnen. ? Abbildung 4: Arbeitskarte des aktuellen Kenntnisstands zur Verbreitung. Die dunkelgrünen Rasterfelder zeigen die Präsenz ab der letzten FFH-Berichtsperiode. Quelle: Landesamt für Umweltschutz. 2 Im Konzept zum Monitoring der FFH-Tierarten wurden für die Haselmaus ursprünglich insgesamt 10 Gebiete für das Stichprobenmonitoring festgelegt. Die Erfassungsmethodik und Bewertung folgt dem in Deutschland üblichen Standard (aktuelle Fassung BfN & Blank 2017). Diese Monitoringge- biete wurden 2013 als Kastenreviere mit jeweils 60 Kästen eingerichtet (Büchner et al. 2014). Nach ersten Kontrollen in den Jahren 2013-2016 (Büchner & Lang 2017) erfolgte die Kontrolle jedoch aus Kapazitätsgründen nicht mehr durchgehend. Erst 2018 konnte damit begonnen wer- den, alle bestehenden Gebiete wieder zunehmend kontinuierlich zu kontrollieren und instand zu halten. Buchenwälder um Stolberg (Landesmonitoring) Ersteinrichtung: 2013 (S. Büchner, J. Lang) Kontrollen: 2013-2015, 2016, 2019 (S. Büchner, J. Lang, M. Trost) Aktuelle Betreuung: M. Trost In diesem Gebiet kam es von Anfang zu empfindlichen Verlusten an den Nistkästen. Auffällig war dabei, dass Kästen in bestimmten Bereichen wiederholt verschwanden, wobei selbst die Alumini- umnägel der Aufhängung entfernt wurden. Ersatz der Kästen war überwiegend erfolglos. Zu weite- ren Verlusten kam es im Zuge von Windbruch so wie Entnahme abgestorbener Fichten. Da aus diesem Grund die Vollständigkeit trotz hohen Aufwands nicht gewährleistet war, wird das Monitoringgebiet vorerst nicht mehr kontinuierlich fortgeführt. Vielmehr sollen zunächst sporadi- sche Kontrollen der verbliebenen Kästen durchgeführt und über eine Wiederaufstockung auf die volle Kastenzahl später entschieden werden. Bei der letzten Kontrolle im September 2019 waren noch 30 intakte Kästen vorhanden. Kreuztal bei Hüttenrode (Landesmonitoring) Ersteinrichtung: 2013 (S. Büchner, J. Lang) Kontrollen: 2013, 2014, 2016, 2018, 2019 (S. Büchner, J. Lang, M. Trost, M. Jede) Aktuelle Betreuung: M. Jede Im Gegensatz zu allen anderen Monitoringgebieten handelt es sich beim Kreuztal um größere Feldgehölze an ehemaligen Bergbaustandorten im Offenland. Die Haselmausdichten werden als vergleichsweise hoch eingeschätzt. Die Betreuung hat 2019 ehrenamtlich Marco Jede übernommen. Eine zweimalige Kontrolle im Jahr ist geplant. Buntsandstein- und Gipskarstlandschaft bei Questenberg im Südharz (Landesmonitoring) Ersteinrichtung: 2013 (S. Büchner, J. Lang) Kontrollen: 2013, 2014, 2016, 2019 (S. Büchner, J. Lang, M. Trost) Aktuelle Betreuung: M. Trost Das Kastenrevier ist gegenwärtig in einem guten Zustand, geringe Kastenverluste wurden wieder ausgeglichen. Jedoch gelang bisher erst zweimal der Fund eines Nestes in den Kästen; Hasel- mausindividuen wurden nicht nachgewiesen. Die Siedlungsdichte scheint langfristig nahe der Nachweisgrenze zu liegen. Da das Populationsmonitoring daher grundsätzlich problematisch ist, soll das Gebiet ab 2019 nur noch sporadisch kontrolliert werden; ggf. sollte auf eine andere Fläche ausgewichen werden. 3
Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU
Tags: Buche ? Fichte ? Flurgehölz ? Sachsen-Anhalt ? Windbruch ? Hessen ? Sachsen ? Verbreitungskarte ? Litauen ? Südharz ? Karte ? Forst ? Laubwald ? Nachweisgrenze ? Studie ? Verbreitungsgebiet ? Datenbank ? Klimazone ? Siedlungsdichte ?
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Language: Deutsch
Issued: 2020-01-31
Modified: 2020-01-31
Time ranges: 2020-01-31 - 2020-01-31
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