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Vortrag: Plaste und Elaste im Storchennest

Description: Plaste und Elaste im Storchennest Dipl.-Biol. Antje KAATZ, Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e.V. In den vergangenen fast 45 Jahren wurden auf dem Storchenhof in Loburg inzwischen weit mehr als 2.000 Weißstörche gepflegt. Müll war dabei fast von Beginn an ein immer wiederkehrendes Problem, wobei die Beeinträchtigung durch Müll bei den betroffenen Vögeln nicht immer die Einlieferungsursache war, sondern in vielen Fällen auch erst als Sekundärbefund zusätzlich festgestellt wurde. Müllstörche im Vergleich zur Gesamtanzahl der Pflegestörche 100 80 60 40 20 0 Müllstörche Pflegestörche Abbildung 1: Im Zusammenhang mit Kunststoffmüll auf dem Storchenhof Loburg eingelieferte Weißstörche im Vergleich zur Gesamtanzahl der eingelieferten Weißstörche seit Gründung der Auffangstation Insgesamt hält sich die Anzahl der „Müllstörche“ über die Jahrzehnte im Vergleich zur Gesamtanzahl der aufgenommenen Vögel in Grenzen (71 von 2.085). Es ist jedoch ein zunehmender Trend zu erahnen und mit steigenden Bestandszahlen erwarten wir auch zukünftig eine Verschärfung des Problems. Zuletzt war die Anzahl der Horstpaare von 652 im Jahr 2022 auf 712 im Jahr 2023 angestiegen und auch für dieses Jahr zeichnen sich bereits jetzt neue Höchstwerte ab. Ursache hierfür ist nicht nur der anhaltende Erfolg der westziehenden Störche sondern auch eine leichte Verbesserung der Überlebensraten der Ostzieher deren Ursache bisher noch unklar ist. Nicht immer sind die Folgen des Müllkontaktes offensichtlich. Während es bei Bindegarnabschnürungen zu teils schweren äußerlichen Verletzungen (Abschnürungen der Gliedmaßen) kommt, fällt die Aufnahme von Müll mit der Nahrung nicht ohne weiteres auf. Um der bisher noch hohen Dunkelziffer entgegenzutreten, werden hierzu aktuell verstärkt Untersuchungen durchgeführt. Es ist daher absehbar, dass wir in den kommenden Jahren prozentual gesehen mehr Fälle entdecken werden. Ziel sollte es sein, die Müllquellen für die Störche (und andere Tiere) möglichst zu beseitigen und generell weniger Müll zu produzieren. Störche gibt es seit mindestens 40 Millionen Jahren und erst vor etwas mehr als 100 Jahren wurde der erste synthetische Kunststoff entwickelt. Dieser Zeitraum ist für eine evolutionäre Anpassung an die neuen Gegebenheiten schlicht nicht ausreichend gewesen. Störche beurteilen ihr Nistmaterial und insbesondere ihre Nahrung weiterhin nach den gewohnten optischen und haptischen Merkmalen. Eine geschmackliche Tauglichkeitsbestimmung ist ihnen auch aufgrund ihrer Anatomie (sehr kleine Zunge ohne Geschmacksknospen) nicht möglich. Abgeneigt sind Störche diesen anthropogenen Baumaterialien keineswegs. Wird der Kunststoffanteil im Nest jedoch zu hoch, kann dies bei Regen Staunässe begünstigen, die bis zum Tod der Brut durch Vernässen und Verklammen führen kann. Ein weiteres, besonders problematisches Nistmaterial sind landwirtschaftliche Bindegarne und Netze. Diese finden sich nicht nur in Storchenhorsten sondern werden auch regelmäßig in Greifvogel- und sogar Singvogelnestern nachgewiesen. Jedes Mal mit den gleichen Problemen – Abschnürungen. Durch den Einsatz der richtigen Technik (scharfe Messer und hochwertige Garne und Netze) könnte der Eintrag in die Umwelt reduziert werden. Die bereits in den Böden vorhandenen Altlasten werden jedoch noch für Jahrzehnte immer wieder an die Erdoberfläche befördert werden und zu den immer gleichen Problemen führen. Abbildung 2: Mülleintrag in Weißstorchhorste (Fotos: Dr. Michael Kaatz) Weit weniger offensichtlich wird es, wenn der Müll mit der Nahrung aufgenommen wird. Aber wie, wo und warum kommt es hierzu? Sofern sie die Wahl haben, bevorzugen Weißstörche artenreiches, extensiv bewirtschaftetes Grünland, gern auch temporäre Überflutungsflächen, mit niedriger Vegetation. Steht dieses nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung weichen sie auf Ackerflächen (besonders während der Bodenbearbeitung und Ernte) aus oder suchen in den Straßenbanketten nach Nahrung. Abbildung 3: Nahrungshabitate des Weißstorches (Fotos: o. l. und u. Antje Kaatz, o. r. Dr. Michael Kaatz) Abbildung 4: Weißstörche und weitere Vögel in einer Kompostierungsanlage in Büttelborn (Hessen); Bild: Bernd Petri

Types:

Origin: /Land/Sachsen-Anhalt/LAU

Tags: Weißstorch ? Storch ? Baustoff ? Kunststoff ? Anatomie ? Vegetation ? Vogel ? Hessen ? Elastomer ? Altlast ? Kompostierungsanlage ? Grünland ? Kunststoffabfall ? Abfall ? Ackerfläche ? Bodenbewirtschaftung ? Überschwemmungsgebiet ? Biologische Anpassung ? Erdoberfläche ? Stoffeintrag ?

License: all-rights-reserved

Language: Deutsch

Issued: 2024-06-20

Modified: 2024-06-20

Time ranges: 2024-06-20 - 2024-06-20

Status

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