Description: [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] umwelt journal Rheinland-Pfalz Biodiversität Von Rio bis Bonn Ethik der Biodiversität Biodiversität in Rheinland-Pfalz Wert der Vielfalt Biopiraterie Herausgegeben vom Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucher- schutz Rheinland-Pfalz Heft 50 April 2008 Wanderfische Umweltbildung Von Bali bis Kopenhagen impressum umweltjournal Rheinland-Pfalz inhalt umwelt editorial 3 Nr. 50 (April 2008) Das umweltjournal ist kostenlos. Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Tel. 06131 – 16 4433 Fax. 06131 – 164629 Redaktion: Dr. Ralph Plugge (verantwortlich) Gestaltung: media machine GmbH, Mainz Druck: Druckerei Lang, Mainz Fotos: Titel: "Kurzgeschwänzter Bläuling" Christoph Baumann, Mainz Bläulinge: Christoph Baumann, Mainz S.32,33: Stefanie Pietsch, Lioba Liebig S.27-29: Dr. Jörg Schneider S.15: „äußere und innere Landnahme“ Ines Doujak, Wien Sofern nicht besonders erwähnt, wurden die Fotos von den jeweiligen Autoren zur Verfügung gestellt. Titel-Thema Biodiversität - „Von Rio bis Bonn“ – oder : Der Weg ist das Ziel4 - Biodiversität in Rheinland-Pfalz6 - Die Ethik der Biodiversität8 - Der Vielfalt zuliebe: Mehr Frauen in die Waldwirtschaft10 - Der Preis der Vielfalt - die ökonomische Bewertung der Biodiversität12 - Biopiraterie und Biomonopoly14 - Natura 2000 – ein Sicherheitsnetz für die Biodiversität16 - Lebendiger Rhein - Fluss der tausend Inseln18 - Warum und wie Rheinland-Pfalz seine genetischen Ressourcen im Walde schützt20 - Wanderfischprogramme in Rheinland-Pfalz27 LZU-Journal Buch „Die vergessen Heiden der Eifel“23 Bundesweites „Naturerlebniswochenende“ des BANU23 Drei Fragen: Interview mit Frau Ministerin Conrad Die mit Namen der Autoren gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. „Von Bali bis Kopenhagen“24 Wanderfalkenschutz26 Umweltbildung Natura 2000 macht Schule 30 Speyrer Tag der Artenvielfalt 32 kunterBUNDmobil34 Forum Nachhaltigkeit Landeskongress „Schulen gestalten Zukunft“ 2 umweltjournal 50/2008 35 editorial Biodiversität Deutschland ist vom 19. bis zum 30. Mai 2008 Gastgeber der 9. UN-Vertragsstaa- tenkonferenz zur Biodiversitätskonvention. Als Umweltministerin von Rheinland-Pfalz freue ich mich persönlich ganz besonders auf dieses Treffen der Weltgemeinschaft unter deutschem Vorsitz, da ich als Vorsitzende der Umweltministerkonferenz der Bundesländer an seiner Vorbereitung intensiv beteiligt war und bin. Außerdem wer- de ich mich mit vielen Kolleginnen und Kollegen, auch aus anderen internationalen Zusammenkünften, zum Beispiel zum Klimaschutz, erneut austauschen. Klimaschutz und Naturschutz gehören zusammen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels sind die Anpassung daran und alle Maßnahmen des Klimaschutzes auch für die Er- haltung der Artenvielfalt in Rheinland-Pfalz von großer Bedeutung. In Rheinland-Pfalz leben mehrere zehntausend Tier- und Pflanzenarten. Samt ihren Lebensräumen und den damit verbundenen, genetischen Ressourcen ist diese biolo- gische Vielfalt auch ein kulturlandschaftsprägender Reichtum, auf den wir stolz sind. Die einzelnen Arten bringen faszinierende Schönheiten hervor. Nehmen wir nur die Bläulinge, die das vorliegende Heft illustrieren. Sie sind mit die schönsten Schmetterlinge überhaupt und kommen in einer solchen Vielfalt – Diver- sität – an Farben und Formen auch in Rheinland-Pfalz vor, dass sie ein Sinnbild sein können, für alles, was Biodiversität meint. Die zunehmende Erderwärmung führt zur Verschiebung der Artenareale von Süd nach Nord und von den Ebenen in die Höhenlagen. Wärme liebende Arten wandern ein und etablierte Arten ziehen sich nach Norden zurück. Auch der Wald befindet sich seit einigen Jahren im „Klimastress“. Damit die Arten, auch die Pflanzen des Waldes, diese Anpassungen bewältigen können, brauchen sie ein Netz von Trittstei- nen, über die sie zwischen ihnen zusagenden Gebieten wandern können. Ein solches Netz von beinahe einem Fünftel der Fläche unseres Landes sind die Schutzgebiete Natura 2000. Nimmt man die weiteren Schutzgebiete, wie Landschaftsschutzge- biete und Naturparke hinzu, dann sind mehr als 50 Prozent unserer Landesfläche geschützt. Damit wurde viel erreicht. Darüber hinaus muss jedoch auch die andere Hälfte der Landesfläche lebensfreundlicher werden, durch weniger Flächenverbrauch für Baumaßnahmen, durch angepasstere Straßen, durch mehr ökologische Landwirt- schaft, durch die Schaffung und den Erhalt innerstädtischer Habitate, durch saubere, unverbaute Gewässer, damit der Anpassungsdynamik der Lebewesen keine unnöti- gen Barrieren im Wege stehen. Dafür müssen wir uns alle gemeinsam einsetzen. Aus ethischen Gründen, weil wir verpflichtet sind, die natürliche Vielfalt für die Nachwelt zu erhalten. Aus ökologi- schen Gründen. Vielfalt ist das Überlebensprinzip der Natur und wir selbst sind ein Teil der Natur und sind von ihr abhängig. Aus ökonomischen Gründen, weil wir wirt- schaftlich von der Natur profitieren und auf sie angewiesen sind. Aus ästhetischen, psychologischen und kulturellen Gründen, weil natürliche Vielfalt schön, faszinierend, anregend ist und Wohlbefinden und Kultur darauf aufbauen. Margit Conrad Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz umweltjournal 50/2008 3 Von Rio bis Bonn Der Weg ist das Ziel Vom 19.-30. Mai findet in Bonn die 9. Vertragsstaaten- konferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (engl. Convention on biological diversity, CBD) statt. Delegierte aus aller Welt werden in diesen zwei Wochen Entscheidungen zu wichtigen Themen des Naturschutzes und der Entwicklungspolitik fällen, die sowohl von internationaler, europaweiter und nationa- ler Bedeutung sind. Damit soll ein weiterer Fortschritt hin zu einem nachhaltigeren Umgang des Menschen mit der Natur erreicht werden. Das Übereinkommen über die biolo- gische Vielfalt ist neben der Klimarah- menkonvention und der Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung ein Ergebnis der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED), die 1992 in Rio de Janeiro stattfand. Dieser so ge- nannte „Weltgipfel“ war Ausdruck einer gestiegenen weltweiten Wahrnehmung der Umweltveränderungen und -proble- me: globales Artensterben, Abholzung tropischer Wälder, Wüstenbildung und Klimaveränderungen. Hinzu kam eine zunehmende Sensibilisierung für die ei- gene globale Verantwortung, insbeson- dere die der Industriestaaten, innerhalb einer zunehmend globalisierten Welt und die Forderung nach gemeinsamen Lösungsstrategien und gemeinsamem Handeln von Entwicklungs- und Indu- strieländern. Während hierbei jedoch die Industrieländer den Schutzgedanken favorisierten, um die letzten bestehenden Urwälder zu schützen und den rasanten Artenverlust zu stoppen, dominierte bei den Interessen der Entwicklungsländer der Anspruch auf wirtschaftliche Ent- wicklung durch Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen. Außerdem forderten sie souveräne Rechte über die genetischen 4 umweltjournal 50/2008 Ressourcen ihrer Länder und eine faire Beteiligung an den Gewinnen, die ande- re, z.B. Pharmafirmen der Industrielän- der, durch die Nutzung dieser geneti- schen Ressourcen erwirtschaften. Nach zehn Jahren intensiver Verhandlungen, kam es in Rio schließlich zur Verab- schiedung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, einer UN-Kon- vention, die sowohl von ihrem Umfang (sie bezieht die biologische Vielfalt auf der Ebene der Ökosysteme, der Artebe- ne und der genetischen Ebene ein und umfasst somit alles nicht-menschliche Leben auf der Erde) als auch von ihren Zielen (Schutz der biologischen Vielfalt, nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile sowie den gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzug genetischer Ressour- cen) die unterschiedlichen Interessen vereint. Dieser „Philosophie der Kon- sensfindung“ (im Rahmen der CBD werden alle Beschlüsse einstimmig gefasst - keine Mehrheitsentscheidun- gen) ist es auch zu verdanken, dass die Konvention in einer für UN-Verhältnisse sehr kurzen Zeit von nur einem Jahr in Kraft treten konnte. Das Übereinkommen über die biologi- sche Vielfalt ist ein Rahmenabkommen, d.h., dass in Rio ein relativ generell ge- haltener Vertragstext beschlossen wurde, der nun in einem Folgeprozess durch Protokolle (eigenständige Vertragswer- ke zur Spezifizierung bestimmter The- men, z.B. das Cartagena-Protokoll zum grenzüberschreitenden Verkehr von genetisch modifizierten Organismen) und Beschlüsse, die von der alle zwei Jahre stattfindenden Vertragsstaaten- konferenz gefasst werden, konkretisiert wird. Auch bei den Vertragsstaatenkon- ferenzen gilt das Einstimmigkeitsprin- zip. Das heißt, dass alle der mittlerweile 191 Vertragsparteien zu jeder einzelnen Beschlussvorlage zustimmen müssen, damit sie verabschiedet werden kann. Die große Stärke der Konvention und Ziel jeder Verhandlung ist somit die Kompromiss- und Konsensfindung. Das Prinzip der Einstimmigkeit trägt aber auch die Gefahr des „Verwäs- serns“ in sich. Ein Problem, das nur durch immerwährende Überzeugungs- arbeit sowie engagiertes und konstruk- tives Verhandeln gelöst werden kann Aufgrund der umfassaenden Zielset- zung der Konvention ist die Bandbreite der Themen, die auf den Vertragsstaa- tenkonferenzen behandelt werden, entsprechend groß. In Bonn werden 26 thematische Tagesordnungspunkte ver- handelt! Dies beinhaltet dabei so unter- schiedliche Bereiche wie Biodiversität und Klimawandel oder invasive, ge- bietsfremde Arten, bis hin zu Umwelt- bildung und Technologietransfer – um nur einige Punkte zu nennen. Trotz des auch hier geltenden Konsensprinzips werden entscheidende Fortschritte in vielen wichtigen Verhandlungsfeldern erwartet. Eines der meistdiskutierten Themen der letzten Jahre sind Regelungen des Zugangs zu genetischen Ressourcen und des gerechten Vorteilsausgleichs bei der Nutzung dieser Ressourcen. Auf Beschluss des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung, der 2002 in Johannesburg stattfand, sollen bis zum Jahr 2010 die Verhandlungen zu diesem Thema unter der CBD abgeschlossen und Einigungen über international geltende Regelungen erzielt werden. Biodiversität Vertragsstaatenkonferenz vor dem Jahr 2010 ist, hängt es also maßgeblich von der Bereitschaft der dort verhandelnden Staaten ab, ob es auf internationaler Ebene zu entscheidenden Ergebnissen kommen wird. Die Bedeutung der Kon- ferenz geht aber über die internationale Ebene hinaus. Den diplomatischen Verhandlungsprozessen muss die na- tionale Umsetzung folgen. Von den Verhandlungen in Bonn wird es mit ab- hängen, ob sich der politische Wille zur Implementierung dieser Beschlüsse in den einzelnen Vertragsstaaten generie- ren kann. Auch in Deutschland erhofft man sich deutliche Impulse für die Naturschutzarbeit, insbesondere für die Umsetzung der jüngst verabschiedeten nationalen Biodiversitätsstrategie. Hauhechel Bläuling Viele Entwicklungsländer und entwick- lungspolitisch tätige Nichtregierungs- organisationen haben diesbezüglich hohe Erwartungen an die Konferenz in Bonn. Aber auch in anderer Beziehung werden große Hoffnungen gehegt: Immer wieder wurde hervorgehoben, dass Finanzierungslücken weltweit ein großes Problem bei der Umsetzung der Konvention darstellen. In Bonn soll nun eine Strategie verabschiedet werden, die einerseits bestehende Geldquellen wie z.B. staatliche Unterstützungen oder Mittel von Nichtregierungsorgani- sationen effektiver nutzen soll. Hierzu gehört auch ein verstärkter Ausbau der sog. „public-private-partnerships“. Andererseits soll aber auch über neue, innovative Finanzierungsmechanismen wie z.B. die Einführung von Zahlungen für ökosystemare Dienstleistungen diskutiert werden. Eine verbesserte Finanzierungssituation wird von vielen als Voraussetzung dafür angesehen, auch im Bereich der Ausweisung und des Managements von Schutzgebieten weitere Fortschritte zu erzielen. Die Umsetzung des bereits bestehenden Arbeitsprogramms zu Schutzgebieten wird daher ein weiterer Schwerpunkt der Verhandlungen in Bonn sein. Auch bei der Umsetzung des bestehenden Arbeitsprogramms zu Wäldern sollen weitere Ziele erreicht werden. Aus deutscher Sicht besonders bedeutsam sind dabei Spezifizierungen zum bereits beschlossenen, weltweiten Netz von Waldschutzgebieten. Ebenso erhofft man sich im Bereich des Meeresschut- zes Einigung über Kriterien zur Auswahl von schutzwürdigen Meeresgebieten, insbesondere in Bereichen außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer, der sog. „Hohen See“. Die Konferenz in Bonn ist somit ein wei- terer, wichtiger Schritt zur Erreichung des sog. „2010-Zieles“ der Vertrags- staaten, das besagt, dass bis zum Jahr 2010 eine signifikante Reduzierung der derzeitigen Verlustrate an biologischer Vielfalt auf internationaler, regionaler und lokaler Ebene erreicht werden soll. Da die Konferenz in Bonn die letzte Es kann also nicht erwartet werden, in Bonn endgültige Lösungen zu finden, die wird und kann es nicht geben. Die Bedeutung der Konferenz liegt darin, einen internationalen Konsens bei strit- tigen Themen zu erreichen, Fortschritte zu erzielen und Prozesse anzustoßen. Der Weg ist das Ziel! Die Autorin: Dipl.–Biol. Jutta Stadler Bundesamt für Naturschutz (BfN) Außenstelle Insel Vilm/Rügen 18581 Putbus Jutta.stadler@bfn-vilm.de Geboren 1968. Studium der Biologie in Tübingen und Hamburg (Schwerpunkt Naturschutz), dazwischen Auslandsjahr in Ohio/USA. Seit 1997 am Bundes- amt für Naturschutz im Fachgebiet I 3.1 „Biologische Vielfalt“ beschäftigt. Mitglied der deutschen Delegation bei den internationalen Verhandlungen zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD). umweltjournal 50/2008 5
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Origins: /Land/Rheinland-Pfalz/Landeszentrale für Umweltaufklärung
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Language: Deutsch
Time ranges: 2008-01-01 - 2008-12-31
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