Description: <p>Merkmale<ul><li><strong><em>H</em><em>ö</em><em>he</em>:</strong>bis 25 m</li><li><strong><em>Stamm</em>:</strong>selten 1 m dick</li><li><strong><em>Blätter:</em></strong>auffällige Herbstfärbung, das unterste Lappenpaar am Blattgrund ist tief eingeschnitten, weitere Lappenpaare verlaufen dann herzförmig in die Blattspitze.</li><li><strong><em>Blüte</em>:</strong>weiße Blüten in Doldenrispen</li><li><strong><em>Frucht</em>:</strong>essbare, kleine, bräunliche Furcht, bringt selten erfolgreich Jungbäume hervor, meist Vermehrung über Wurzelbrut um einen Mutterbaum herum</li><li><strong><em>Borke</em>:</strong>aschgrau bis dunkelgrau, rissig</li><li><strong><em>Alter</em>:</strong>bis 300 Jahre</li></ul></p><p><p>Alle unsere heimischen Sorbusarten einschließlich der Mehlbeere (Sorbus aria) sind von Natur aus eher seltene Gehölzarten. Anders als beispielsweise die Buche (Fagus silvatica) oder die Kiefer (Pinus sylvestris) sind sie im Wald nicht bestandesbildend. Vielmehr sind sie durchweg eingestreut in Mischbestände, wo sie als Einzelbäume oder in kleinen Gruppen immer wieder übersehen werden. Dennoch haben sie mit ihren Früchten und ihrem Holz wertvolle ökologische und forstliche Bedeutung. Und gerade hier hat sich die Elsbeere in den zurückliegenden Jahren hervorgetan. Ihr Dornröschenschlaf über viele Jahrzehnte hinweg scheint nunmehr beendet – dank der Beförderung zum Baum des Jahres 2011 durch die Stiftung „Menschen für Bäume“ mit dem Fachbeirat „Kuratorium Baum des Jahres“.</p></p><p><p>Wenngleich sich der von Martin Luther, der Kenntnis über die Wirksamkeit der Elsbeere auf die Gesundheit besaß, verwendete Namen Elsbeere letztlich durchgesetzt hat, so sind doch weit über 100 weitere Bezeichnungen der damaligen Botaniker verwendet worden. Selbst heute sind noch andere Bezeichnungen wie Atlasbaum, Arisbeere, Arlesbeere, Elzbeere, Alzbeere, Ruhrbirne, Schweizer Birnbaum oder Wilder Sperberbaum in Gebrauch. Diese sind aber ausschließlich von regionaler Bedeutung oder als zum Teil unspezifisch verwendete Handelsnamen des Holzes im Gebrauch.</p></p><p><p>Die Elsbeere besitzt ein durchaus weites Verbreitungsgebiet mit Hauptverbreitung im westlichen und zentralen Mitteleuropa sowie in Südeuropa im adriatischen und balkanischen Bereich. Dennoch gibt es nur wenige größere Vorkommen bei uns infolge der forstwirtschaftlichen Abkehr vom Mittelwald zum Hochwald mit den damit für die Elsbeere einhergehenden ungünstigen Lebensbedingungen. Günstigere großflächige Rahmenbedingungen für die Elsbeere herrschen hingegen noch in den Laubmischwäldern Lothringens. Das hat zur Folge, dass mehr als die Hälfte der hoch bezahlten Sorbus-Furniere aus diesen Wäldern stammen und dass Elsbeeren-Stämme grundsätzlich Höchstpreise bei Submissionen erzielen.</p><p>Insbesondere als Möbelholz bietet es vornehme Exklusivität, eröffnet seine samtige Oberfläche doch ein einzigartiges Tast- und Fühlerlebnis. Der arttypische Geruch erinnert an Obsthölzer. Auch liefert das Holz der Elsbeere ein sehr gutes Material für den Bau von Holzinstrumenten, für Klaviermechaniken sowie für hölzerne Messinstrumente mit erwünschter großer Festigkeit.</p><p>Ebenso wie das Holz der Elsbeere erzielt der aus ihren Früchten hergestellte Edelbrand unter den Spirituosen Spitzenpreise. Obwohl das Gebiet westlich des Wienerwaldes, wo seit Generationen Elsbeerbäume zur Gewinnung von Früchten in der Feldflur gepflanzt werden, weltweit einmalig ist, bleibt der Ertrag von Früchten doch eher spärlich – ein Grund mehr, diese Baumart gezielt zu vermehren!</p></p><p><p>Bereits die Römer wussten die Elsbeere insbesondere aus medizinischen Gründen zu schätzen: Die getrockneten Früchte dienten bei Bedarf gegen den „zu weichen Leib und Magen“. Die Früchte wurden wegen ihrer adstringierend wirkenden Gerbstoffe gegen Cholera, Ruhr (daher auch der Name „Ruhrbirne“) und andere Durchfallerkrankungen verwendet. Neuerdings bietet sich eine weitere Verwendung für die Elsbeerenfrüchte in der pharmazeutisch-kosmetischen Industrie an. Bestimmten in der Elsbeerenfrucht enthaltende Wirkstoffe, u. a. große Mengen an Vitamin C und Gerbstoffen (Polyphenolen), wird nachgesagt, dass sie den Alterungsprozessen der menschlichen Haut entgegenwirken - die Elsbeere als „Anti-Aging-Beere“!</p></p><p><p>Forstliche Maßnahmen zielen auf die Erhaltung des Gleichgewichts zwischen Ökologie und Ökonomie in einer sich wandelnden Kulturlandschaft ab. Auch für die Elsbeere gilt jedoch: „Kein Schutz ohne Nutz!“ Zur Erhaltung und Vermehrung der gefährdeten Vorkommen sind wirkungsvolle Maßnahmen erforderlich. Denn konservierender Naturschutz alleine reicht zur Arterhaltung letztlich nicht aus. Mehr noch sind gezielte, durch den Menschen gesteuerte Maßnahmen erforderlich, getreu der Devise „seit über 100 Jahren kommt der Elsbeere in unseren heimischen Wäldern das Los eines stiefmütterlich behandelten Mauerblümchens zu.“</p><p>Wohl nur infolge ihrer enormen Fähigkeit, Wurzelbrut ausbilden zu können, konnte sie ihr Überleben sichern. In Deutschland liefern die im Wald stehenden Bäume nur unregelmäßig Früchte, die überwiegend als Vogelnahrung dienen oder am Boden stehende Jungpflanzen werden vom Wild verbissen. Daher ist die Elsbeere grundsätzlich immer noch als gefährdete Rote Liste-Baumart einzustufen.<br>Um diesem Umstand nachhaltig entgegenzuwirken, bezieht das „Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland“ der Bund-Länder-Arbeitsgruppe (BLAG) „Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht“ die Elsbeere wie auch die anderen heimischen Sorbusarten von Beginn an in den Maßnahmenkatalog zur Erhaltung und Sicherung seltener Gehölzarten im Walde ein.<p>Auch in Rheinland-Pfalz gehört die Elsbeere derzeit zu den äußerst seltenen Baumarten. Gemeinsame Aktivitäten auf Bundesländerebene beinhalten die in situ-Erhaltung, d.h. die Sicherung von Elsbeerbäumen am Ort ihres Vorkommens, sowie die ex situ-Erhaltung mit der Anlage von Samenplantagen und Klonarchiven mit Pfropflingen oder auch Sämlingen.</p></p><p><p>Dazu gehört auch die Lagerung von Saatgut, welches in den Vorkommen geerntet wird. Wenngleich die Bestandes- und Flächenzahlen sowie die Anzahlen der Samenplantagen und Klonarchive wie auch die Mengen des eingelagerten Saatguts für Elsbeere eher gering erscheinen, so ist mit diesen Erhaltungsmaßnahmen doch ein ganz wesentlicher Schritt getan, das Überleben dieser Baumart für die Zukunft nachhaltig zu garantieren. Die Anzuchttechnik für Elsbeeren-Sämlinge wird heutzutage bestens beherrscht, so dass die Versorgung der Baumschulen mit qualitativ hochwertigem Vermehrungsgut gesichert ist. Dennoch sind die Forstleute nicht ganz sorgenfrei: Gerade die arbeitsaufwändigen Pflegemaßnahmen für die Elsbeerbäume, und hierbei insbesondere die sehnlichst erwünschte Naturverjüngung sowie der Schutz der Jungpflanzen vor der hohen Wilddichte durch Einzelschutz oder Zaunbau, können praktisch kaum noch bewältigt werden.</p><p>Da die Elsbeere nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) unterliegt, das rechtsverbindlich die Einbringung von Baumarten und den zugrunde liegenden Herkünften in unsere Waldlandschaft regelt, hat die oben genannte Bund-Länder-Arbeitsgrupe in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) für den Bereich außerhalb des Waldes die Broschüre „Verwendung einheimischer Gehölze regionaler Herkunft für die freie Landschaft“ erstellt. In dieser werden Empfehlungen für die Verwendung von solchen Pflanzenmaterialien aus vorläufig festgelegten Herkunftsgebieten gegeben, in denen sich letztlich ökologische wie auch ökonomische Konsequenzen widerspiegeln (siehe hierzu<a href="http://www.genres.de">www.genres.de</a></p><p>Immerhin werden seit einiger Zeit in den Betriebszielen der Forstverwaltungen und in den Vorschlagslisten der Straßenbauämter zu Wiederbegrünungs- und Pflanzmaßnahmen auch die Elsbeere und die anderen heimischen Sorbusarten genannt.).</p></p><p><p>Für die Forstleute stellen sich derzeit hingegen folgende großen Fragen:</p><ul><li>Wie kann der heutige Wald angesichts des Klimawandels auch in Zukunft seine vielfältigen Aufgaben von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion wahrnehmen?</li><li>Wie gefährdet bzw. wie vorteilhaft sind die Gehölzarten, die derzeit den Wald als unser naturnächstes Ökosystem in unseren ausgeprägten Kulturlandschaften ausmachen?</li><li>Muss bereits jetzt ein Baumartenwechsel durchgeführt werden?</li><li>Welche Gehölzarten sind dann zu verwenden?</li></ul><p>Grundsätzlich eignen sich natürlich Provenienzversuche mit unterschiedlichen Herkünften aus dem Verbreitungsgebiet einer Baumart hierzu. Einen solchen gibt es zwar beim Speierling, jedoch nicht für die Elsbeere. Die schnellstmögliche Anlage eins solchen Provenienzversuchs wäre sicherlich mehr als sinnvoll und zweckdienlich!</p><p>Auf diese existenziellen Fragen versuchen Forstwissenschaftler Antworten zu finden, was allerdings wegen der Komplexität und der enormen Schnelligkeit des ablaufenden Klimawandels nicht ganz einfach ist. Hinsichtlich der Elsbeere konnte jedoch soweit Entwarnung gegeben werden, denn mit ihren physiologischen und ökologischen Eigenschaften sieht sie trotz aller Unwägbarkeiten einer doch eher ungefährdeten Zukunft entgegen. Mit der Intensivierung und Umsetzung von gezielten Vermehrungsstrategien wird sie gewiss ihre besondere Stellung unter den anderen angepassten Edellaubgehölzen einnehmen. Keinesfalls sollte dies aber dahingehend ausgelegt werden, dass die nicht bestandesbildende Elsbeere die heutigen Wirtschaftslaubbaumarten wie Buche und Eiche ersetzen kann.</p><p>Wie nun gerade zu erfahren war, wird die Elsbeere zudem in Österreich im übernächsten Jahr 2012 ebenfalls Baum des Jahres – was für eine Ehre für dieses fast vergessene Wildfruchtgehölz!<br>Details können hierzu u. a. der Homepage „www.foerderkreis-speierling.de“, www.sdw-rlp.de, sowie „www.baum-des-jahres.de“ entnommen werden.</p>
Text( Editorial, )
Origins: /Land/Rheinland-Pfalz/Landesforsten
Tags: Buche ? Eiche ? Wienerwald ? Elsbeere ? Wildverbiss ? Waldkiefer ? Baumschule ? Messgerät ? Lothringen ? Rheinland-Pfalz ? Forstgenetische Ressourcen ? Wildbestand ? Ökologie ? Saatgut ? Vitamin ? Baum ? Österreich ? Ruhr ? Cholera ? Waldökosystem ? Baum des Jahres ? Blüte ? Mitteleuropa ? Gehölz ? Südeuropa ? Waldfläche ? Mischwald ? Frucht ? Verbreitungsgebiet ? Hochwald ? Waldverjüngung ? Waldpflege ? Mittelwald ? Geruch ? Haut ? Kulturlandschaft ? Verbraucherschutz ? Wald ? Naturschutz ? Klimawandel ? Landwirtschaft ?
Region: Rheinland-Pfalz
Bounding boxes: 6.112354825753291° .. 8.508357430804727° x 48.96657144570952° .. 50.94233509201494°
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