Description: Faktencheck zu aktuellen Atomprojekten in den USA und Frankreich Bisweilen werden Behauptungen in Bezug auf die Möglichkeiten der Wiederverwendung von hochradioaktiven Abfällen in den USA oder dem Fortschritt bei der Entwicklung neuer, kleiner Reaktoren ( SMR ) in Frankreich aufgestellt. In diesem kleinen Faktencheck wird den Behauptungen nachgegangen, auf den aktuellen Stand verwiesen und eine Einordnung vollzogen. © BASE Bisweilen werden Behauptungen in Bezug auf die Entwicklung und den Bau neuer, kleiner Reaktoren ( SMR ) oder auf Reaktoren, die angeblich radioaktive Abfälle verarbeiten könnten, aufgestellt. Letzteres wird zudem teilweise als Argument verwendet, dass es eigentlich keiner Endlager für die radioaktiven Abfälle mehr bedürfe, wenn sie in solchen Reaktoren verwendet werden könnten. Als Beispiele für Entwicklungen werden insbesondere Frankreich und die USA herangezogen als Länder mit einer besonders großen Tradition im nuklearen Bereich. In diesem Faktencheck wird den Behauptungen nachgegangen, auf den aktuellen Stand verwiesen und eine Einordnung vollzogen. Behauptung: Die USA bauen Reaktoren, die ein Endlager überflüssig machen Diese Darstellung ist falsch. Die USA verfolgen gemäß des US Departement of Energy ( DOE ) die Entsorgung radioaktiver Abfälle durch Endlagerung in geologischen Formationen. Ebenso wie Deutschland forschen die USA an drei Wirtsgesteinstypen. Das Ziel, hochradioaktive Abfälle für lange Zeiten in tiefen geologischen Formationen zu lagern, ist darüber hinaus internationaler Konsens. Die USA bauen keine Reaktoren, die ein Endlager überflüssig machen würden. Derzeit wird in den USA ein konventioneller Leichtwasserreaktor gebaut, der hochradioaktive Abfälle in gleicher Größenordnung produzieren wird wie die meisten Kernkraftwerke auf der Welt. Darüber hinaus gibt es lediglich seit Jahrzehnten andauernde Forschungs- und Entwicklungsprojekte für alternative Reaktorkonzepte, die bis heute weder zu einem Bau von Prototypen noch zu einem regulären Betrieb geführt haben. Es ist auch nicht erkennbar, dass diese Reaktorkonzepte gezielt auf die Behandlung von hochradioaktiven Abfällen der bisherigen Kernenergienutzung ausgelegt sind. Hintergrund zur sogenannten Transmutation von hochradioaktiven Abfällen Langlebige Bestandteile wie Uran und Plutonium werden abgetrennt und in kurzlebige Bestandteile umgewandelt, dabei entsteht auch Energie. © BASE Hochradioaktive Abfälle aus dem Betrieb von Kernreaktoren bestehen aus drei Gruppen von Stoffen: Spaltprodukte : Entstehen durch Kernspaltung Uran : Uran aus dem Kernreaktor, das nicht verbraucht wurde. Hauptsächlich Uran -238. Transurane: Stoffe die durch den Neutroneneinfang aus Uran entstanden sind. Aktuell verfolgte Forschungskonzepte zur Transmutation beschäftigen sich mit der Frage, inwiefern Transurane in Reaktoren gespalten werden könnten. Hierbei würden aber neue Spaltprodukte entstehen. Viele Spaltprodukte sind radioaktiv und müssen daher endgelagert werden. Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften (insbesondere der hohen Mobilität im Erdreich) sind sie von hoher Relevanz für die Sicherheitsanalyse eines Endlagers. Auch wenn ein Reaktor verfügbar wäre, der alle Transurane transmutieren könnte – was heute trotz jahrzehntelanger Forschung nicht absehbar ist – bräuchte es immer noch ein Endlager für die Spaltprodukte . Weitere Informationen können hier abgerufen werden: Transmutation hochradioaktiver Abfälle Spent Fuel and Waste Disposition (Office of Nuclear Energy, USA) Behauptung: Frankreich baut bereits kleine Reaktoren zur Energieversorgung Mit kleinen Reaktoren sind in der Regel sogenannte Small Modular Reactors ( SMR ) gemeint. Ausgearbeitete Pläne für den Bau von SMR gibt es in Frankreich derzeit nicht. In einer Rede im Februar 2022 sprach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von der Möglichkeit, bis zum Jahr 2050 insgesamt 14 zusätzliche konventionelle große Reaktoren zu errichten. Tatsächlich geplant ist davon derzeit der Bau von sechs neuen EPR-2 Reaktoren, die in der Nähe bereits bestehender Kernkraftwerke errichtet werden sollen. Das erste Reaktorpaar bei Penly soll nach Aussage der französischen Regierung 2035 ans Netz gehen. Der Bau von acht weiteren EPR-2 Reaktoren soll auf Wunsch der Regierung geprüft werden. Bei EPR-2 Reaktoren handelt es sich um eine Weiterentwicklung des European Pressurized Reaktor. Detaillierte Designs für diesen Reaktor müssen noch erarbeitet werden. Als Teil der Investment-Strategie „France 2030“ hat die französische Regierung ein Investment in Höhe von 1 Mrd. Euro in SMR -Projekte angekündigt. Ein erster Prototyp wird durch die französische Regierung jedoch nicht vor 2030 erwartet. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass in Frankreich seit 1999 kein neuer Kernreaktor zur Stromerzeugung ans Netz gegangen ist. Der einzige Neubau eines Reaktors, Flamanville-3, hat 2007 begonnen und sollte ursprünglich 2012 abgeschlossen sein. Eine Inbetriebnahme ist aktuell für 2025 vorgesehen. Die Projektkosten haben sich im Laufe der Bauzeit vervielfacht.
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