Description: 9. Oxidativer Stress Im Rahmen möglicher gesundheitsrelevanter Effekte elektromagnetischer Felder wird das Konzept des oxidativen Stresses häufig in die Diskussion eingebracht. Unter oxidativem Stress wird ein Ungleichgewicht in Zellen oder im Gewebe verstanden, bei der mehr reaktive Moleküle oder Atome vorliegen als durch zelluläre Prozesse abgebaut werden können, so dass es zu einer chemischen Modifikation von Biomolekülen kommt, die für die Funktion der Zelle essentiell sind. Oxidativer Stress kann durch eine Verminderung der Bildung reduzierend wirkender Verbindungen und Enzyme in der Zelle und/oder durch eine erhöhte Bildung reaktiver chemischer Spezies, zumeist reaktiver Sauerstoffspezies ( reactive oxygen species , ROS ) oder reaktive Stickstoffspezies ( reactive nitrogen species , RNS ), entstehen. Grundsätzlich ist es wichtig zwischen den Konzepten oxidativer Stress, oxidative Schädigung und oxidative Anregung ( oxidative challenge ) zu unterscheiden. Bei der oxidativen Anregung kommt es ebenfalls zu einer Erhöhung reaktiver chemischer Spezies, dies kann aber durch zelluläre Prozesse kompensiert werden, sodass es zu keinen chemischen Änderungen an wichtigen Biomolekülen kommt. Oxidative Anregungen können sogar nützlich für die Zelle sein, da diese sich dann besser an weitere und zukünftige Stressfaktoren anpassen kann. Bei oxidativem Stress werden essenzielle Biomoleküle chemisch durch reaktive Spezies modifiziert, die Zelle verfügt aber über Reparaturmechanismen, die diese Modifikationen umkehrt. Eine oxidative Schädigung liegt dann vor, wenn es zu einer irreversiblen Modifikation von Biomolekülen ( z.B. Erbgut in Form der DNA , Proteine und Kohlenhydrate) kommt, die zu einer Veränderung oder Beeinträchtigung bis zum Funktionsverlust der Zelle oder des Gewebes führen. Auch durch Oxidationsprozesse eingeleitete Mutationen (Veränderung der DNA ) gehören in diese Kategorie, sofern diese Mutationen nicht umgekehrt werden. Auch ein dauerhaft veränderter Metabolismus und eine dauerhaft erhöhte Bildung reaktiver Spezies, die durch vorhergehende oxidative Prozesse ausgelöst wurden, zählen zur oxidativen Schädigung. Das Auftreten reaktiver Sauerstoff- oder Stickstoffspezies oder anderer reaktiver chemischer Spezies per se ist nicht unphysiologisch, sondern tritt in Signalprozessen und bei Immunreaktionen auf. Erst ein unkontrolliertes, nicht regulierbares und erhöhtes Auftreten solcher Verbindungen führt zu oxidativem Stress oder oxidativer Schädigung. Es wird im Zusammenhang mit elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern in verschieden Arbeiten davon berichtet, dass diese in der Zelle zu einer vermehrten Bildung oxidierender chemischer Spezies führen. Zudem wird die Auslösung von oxidativem Stress als ein möglicher Wirkmechanismus elektromagnetischer Felder postuliert, der zur Entstehung von Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen führt oder die Bildung und das Voranschreiten dieser Erkrankungen fördert. Auch negative Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf die Fruchtbarkeit des Menschen werden mit der Auslösung von oxidativem Stress in Verbindung gebracht. Die vorhandene Studienlage ist aber, sowohl was das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der oben genannten Effekte als auch was die Qualität der Durchführung der Studien anbelangt, sehr heterogen. Mit einem systematischen Review wird die Studienlage und die Qualität der Forschung im Bereich oxidativer Stress und elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder zusammengefasst und bewertet. Sollte sich als Ergebnis des systematischen Reviews weiterer Forschungsbedarf ergeben, werden hierzu weitere Studien eingeleitet. Forschungsprojekte
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Tags: Zellphysiologie ? Elektromagnetisches Feld ? Sauerstoff ? Reaktiver Stickstoff ? Anfechtung ? Belastungsfaktor ? Enzym ? Genotoxizität ? Stress ? Fruchtbarkeit ? Immunsystem ? Literaturauswertung ? Studie ? Forschungsprojekt ? Krankheit ?
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Language: Deutsch
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