Description: Evaluation der Brustkrebsmortalität im Deutschen Mammographie‐Screening‐Programm Die Studie ging der Frage nach, welchen Einfluss das Mammographie- Screening -Programm auf die Brustkrebssterblichkeit in Deutschland hat. Sie ist sowohl hinsichtlich der Zahl einbezogener Frauen wie auch vom methodischen Umfang her international eine der größten Studien zu diesem Thema. Nach Abschluss der Studie zeigt sich: In der anspruchsberechtigten Altersgruppe kann etwa jeder vierte Brustkrebstodesfall durch die regelmäßige Teilnahme am Mammographie-Screening-Programm verhindert werden . Für die Jahre 2009 bis 2018 konnte unter den Teilnehmerinnen eine um 20-30 Prozent geringere Brustkrebssterblichkeit als bei den Nicht-Teilnehmerinnen nachgewiesen werden. Damit erweist sich erneut, dass der Nutzen des Mammographie- Screening -Programms weit größer ist als das sehr geringe zusätzliche Brustkrebsrisiko, das mit der Anwendung von Röntgenstrahlung bei der Untersuchung verbunden ist. Die Ergebnisse sind nicht auf Früherkennungsuntersuchungen außerhalb des zugelassenen Programms übertragbar. Die Studie leistet auch wissenschaftlich einen wichtigen Beitrag : Mehrere moderne Auswertungsansätze sowie methodische Neuentwicklungen wurden genutzt, um die komplexen technischen, organisatorischen und rechtlichen Hürden in Deutschland zu überwinden und systematische Verzerrungen des Ergebnisses zu vermeiden. Die in der Studie entwickelten Methoden können national wie international zur Evaluation von Früherkennungsverfahren beitragen. Der Effekt wurde konservativ geschätzt, die Wirksamkeit wird also eher unter- als überschätzt . Der enge Bereich, in dem sich die Einzelergebnisse der verschiedenen methodischen Ansätze bewegen, spricht für die Verlässlichkeit sowohl der Ergebnisse wie auch der Vorgehensweise . Das Gesamtergebnis stimmt gut mit den Schätzungen aus der wissenschaftlichen Literatur anderer Länder überein. Begleitinformation zur Abschlussveranstaltung am 9. Juli 2025 in Berlin Brustkrebssterblichkeit: Wirksamkeit des Mammographie-Screening-Programms Die Teilnahme am Mammographie-Screening-Programm zur Brustkrebsfrüherkennung senkt die Brustkrebssterblichkeit deutlich. Zwischen 2009 und 2018 gab es bei Frauen, die am organisierten Screening-Programm teilnahmen, 20 bis 30 Prozent weniger Brustkrebs-Todesfälle als bei den Nicht-Teilnehmerinnen. Der Nutzen des Mammographie-Screening-Programms übersteigt das sehr geringe zusätzliche Brustkrebsrisiko durch die Strahlung bei der Untersuchung um ein Vielfaches. Voraussetzung dafür sind strenge Qualitätsanforderungen, die sich auch in der strahlenschutzrechtlichen Zulassung des Programms widerspiegeln. Strahlenschutz ist somit Gesundheitsschutz. Neue Entwicklungen in der Gesundheitspolitik müssen deshalb den Strahlenschutz miteinbeziehen – insbesondere bei Früherkennungsmaßnahmen, um auch die Sicherheit asymptomatischer Personen zu gewährleisten. Die Ergebnisse des aktuellen Forschungsvorhabens sind zentral für die Nutzen-Risiko-Bewertung des BfS und bilden die Grundlage für weiterführende Studien zur Krebsfrüherkennung. Auch in Zukunft wird das BfS die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen aufmerksam verfolgen, um gegebenenfalls die Empfehlungen für die Rahmenbedingungen des Mammographie-Screening-Programms zugunsten eines verbesserten Strahlenschutzes und zum Wohle der Frauen anzupassen. Die vollständige Zusammenfassung finden Sie in der Begleitinformation zum Download: Begleitinformation zur Abschlussveranstaltung Poster bevölkerungsbasierter Ansatz, mit freundlicher Genehmigung der Universität Münster (nicht barrierefrei) Poster kassenbasierter Ansatz, mit freundlicher Genehmigung der Universität Münster (nicht barrierefrei) Ergebnisbericht (500 Seiten) Quelle: Raycat via Getty Images Hintergrund und Zielsetzung Ziel der Mortalitätsevaluation war es, den Einfluss der Teilnahme am Mammographie-Screening-Programm auf die Brustkrebssterblichkeit abzuschätzen. In Deutschland wird Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren ( bzw. 69 Jahren bis 2024) alle zwei Jahre eine Röntgen-Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs im Rahmen des organisierten und qualitätsgesicherten Mammographie-Screening-Programms angeboten. Durch die frühzeitige Diagnose sollen die Heilungschancen verbessert und Sterbefälle verhindert werden. Große internationale Studien wiesen auf diesen Effekt bereits hin und bildeten die Grundlage für die strahlenschutzrechtliche Zulassung des Programms. Ein belastbarer Nachweis für Deutschland, insbesondere mit Blick auf die spezifischen strahlenschutzrechtlichen Voraussetzungen für die weitere Umsetzung des deutschen Screening-Programms, stand zu Beginn der Forschungsvorhaben aber noch aus. Herausforderungen beim Studiendesign Bei der Durchführung der deutschen Studie stand die Forschungsgruppe vor einigen Herausforderungen. Seit Anfang der 1990er Jahre nimmt die Zahl der Brustkrebstodesfälle durch Verbesserungen in der Therapie stetig ab und überlagert den Effekt des Mammographie-Screening-Programms. Ein bloßer historischer Vergleich mit der Zeit vor der Einführung des Mammographie-Screening-Programms war deshalb nicht ausreichend. Durch die bundesweit zeitgleiche Programmeinführung gab es auch regional keine Kontrollgruppe , mit der die eingeladenen Frauen hätten verglichen werden können. Diese Besonderheit, kombiniert mit dem Umstand, dass aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Einladungsdaten gespeichert wurden, erschwerte die Durchführung einer Studie. Denn die typischerweise verwendeten Studiendesigns, wie cluster-randomisierte Kontrollstudien (RCT) und quasi-experimentelle Studien, waren dadurch nicht umsetzbar. Stattdessen musste auf Beobachtungsstudien zurückgegriffen werden, die jedoch verschiedene methodische Herausforderungen mit sich bringen. So fehlten umfassende Datenquellen, und es gab erhebliche Zugangsbeschränkungen durch technische, organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen. Darüber hinaus sind Beobachtungsstudien anfällig für systematische Fehler, sogenannte Verzerrungen oder Biases. In zwei groß angelegten Machbarkeitsstudien wurden daher zunächst Möglichkeiten eruiert, diese Herausforderungen zu meistern. Am Ende entstand ein Auswertungskonzept, das national wie international einen wesentlichen Beitrag zur Evaluation von Früherkennungsuntersuchungen leistet. Das Forschungsvorhaben ist sowohl hinsichtlich der Zahl eingeschlossener Frauen wie auch vom methodischen Umfang her international eine der größten Studien zu diesem Thema. Methodik und Durchführung Übersicht über die drei Auswertungsmodelle (mit Datenquellen nach beteiligten Projektpartnern) Das Auswertungskonzept kombinierte mehrere Auswertungsmodelle, um die Ergebnisse abzusichern und ihre Aussagekraft zu stärken. Strategie der konvergierenden Evidenzen Verschiedene Datenquellen mit unterschiedlichen Stärken und Limitationen wurden in mehreren Beobachtungsstudien mit sich ergänzenden methodischen Herangehensweisen so kombiniert, dass eine möglichst hohe Validität und Plausibilität der Vorhabenergebnisse sichergestellt werden sollte. Dabei wurden sowohl klassische Analysen angewandt als auch Ansätze verfolgt, die den aktuellen Entwicklungen in der epidemiologischen Forschung entsprechen und von der Forschungsgruppe wesentlich weiterentwickelt werden konnten. Mögliche systematische Verzerrungen der Ergebnisse wurden mithilfe neuester statistischer Methoden vermieden bzw. korrigiert und transparent dargestellt. Aus den beiden eigenständigen Auswertungsmodellen "kassenbasierter" bzw. "bevölkerungsbasierter Ansatz" ergab sich ein Ergebnisbereich, der durch umfangreiche Sensitivitäts- und Verzerrungsanalysen sowie durch die Ergebnisse des dritten Ansatzes "erweiterter Kohortenabgleich" in seiner Robustheit und Plausibilität untermauert wurde. Für die Studie wurden Daten aus den Jahren 2009 bis 2018 zu Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bei Teilnahme ausgewertet. Details zu den methodischen Herangehensweisen sind den Berichten der Ressortforschungsvorhaben zu entnehmen ( Ergebnisbericht , Hauptstudie I , Machbarkeitsstudien ). Ergebnisse Insgesamt stimmen die Ergebnisse des kassenbasierten und des bevölkerungsbasierten Ansatzes darin überein, dass selbst bei konservativer (also vorsichtiger) Schätzung das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, durch die Teilnahme am Mammographie-Screening-Programm innerhalb von 10 Jahren um 20-30 Prozent gesenkt wird. Der Effekt ist statistisch signifikant sowie klinisch relevant und fügt sich gut in die aus der Literatur bekannten Schätzungen ein. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Robustheit gegenüber der Nutzung unterschiedlicher Datenquellen und Analysemethoden, sodass von einer Konvergenz der Evidenz ausgegangen wird. Sie beziehen sich ausschließlich auf das zugelassene Mammographie-Screening-Programm; Aussagen zur Wirksamkeit außerhalb dieses Programms lassen sich auf Basis der vorliegenden Analyse nicht treffen. In den Einzelergebnissen zeigen sich zwar Abweichungen zwischen den verschiedenen methodischen Ansätzen. Diese waren aber wegen der Unterschiede in den zugrunde liegenden Daten und in den jeweiligen Vorgehensweisen erwartbar. Für die Bestimmung des Gesamteffekts wurden die Einzelergebnisse entsprechend der Stärke und Plausibilität der zugrunde liegenden Annahmen gewichtet und weiter eingegrenzt. Historie Basierend auf den Vorarbeiten der Strahlenschutzkommission und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung wurde 2012 das erste von vier aufeinanderfolgenden Forschungsvorhaben zur Evaluation der Brustkrebsmortalität im deutschen Mammographie-Screening-Programm vergeben. Die Ergebnisse sollten das Geschehen in Deutschland realistisch abbilden und repräsentativ für alle Regionen und Bevölkerungsschichten sein. Die im Vorhaben genutzten Daten sollten ursprünglich auch externen Forschenden zur Auswertung zur Verfügung stehen, um eine größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu erreichen. Organisation Übersicht über die organisatorische Ausgestaltung Finanziert wurden die Vorhaben zu gleichen Teilen durch das Bundesumweltministerium, das Bundesgesundheitsministerium sowie die Kooperationsgemeinschaft Mammographie. Die fachliche und administrative Abwicklung oblag dem Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ). Federführende Forschungsnehmerin war die Universität Münster . Sie koordinierte die drei Unterauftragnehmer: das Landeskrebsregister NRW , das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS und das SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen. Über die grundsätzlichen Inhalte entschied ein Steuerungsgremium, das von einem Wissenschaftlichen Beirat beraten wurde. Das Steuerungsgremium setzte sich zusammen aus den Finanziers, dem Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats, der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) und einer Patientenvertretung. Der Artikel basiert auf den Informationen aus dem Ergebnisbericht, dem Programmreport und der Bewertung des Wissenschaftlichen Beirats. Projektdaten Federführung: Universität Münster Unterauftragnehmer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen ( NRW ) Fachliche Begleitung : Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) Laufzeit : Mitte 2012 bis Ende 2024 (vier aufeinanderfolgende Forschungsvorhaben) Finanzierung : insgesamt rund 10 Mio. EUR durch Bundesumweltministerium, Bundesgesundheitsministerium sowie die Kooperationsgemeinschaft Mammographie Wissenschaftlicher Beirat (Stand: 2025) Herr Dr. Markus Borowski, Medizinphysik, Klinikum Braunschweig Herr Prof . Dr. Gunnar Brix, ehemals Abteilungsleiter Bundesamt für Strahlenschutz Herr Jacques Fracheboud, Arzt, Epidemiologie, ehemals University Medical Center Rotterdam Frau Prof . Dr. S. H. Heywang-Köbrunner, Radiologie, Referenzzentrum Mammographie München Herr Dr. Hans Junkermann, Mammaradiologie, ehemals Universitätsklinikum Heidelberg Frau Dr. Elke Nekolla, Strahlenschutz, Bundesamt für Strahlenschutz Herr Peter Rabe, Medizininformatik, Kooperationsgemeinschaft Mammographie Frau PD Dr. Claudia Spix, Epidemiologie, ehemals IMBEI Mainz Herr Prof . Dr. Mathias Warm, Gynäkologie, Brustzentrum Köln-Holweide Stand: 09.07.2025
Origins: /Bund/BfS/Website
Tags: Röntgenstrahlung ? Berlin ? Wiese ? Machbarkeitsstudie ? Strahlenschutz ? Strahlung ? Analyseverfahren ? Gesundheitsschutz ? Gütekriterien ? Krebserkrankung ? Rechtsgrundlage ? Statistische Analyse ? Studie ? Forschungsprojekt ? Gesundheitspolitik ?
License: all-rights-reserved
Language: Deutsch
Issued: 2025-07-09
Time ranges: 2025-07-09 - 2025-07-09
Der Bericht befindet sich in der Online-Bibliothek DORIS, dem Digitalen Online-Repositorium und Informationssystem des BfS.
https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2017050314273 (Webseite)Der Bericht befindet sich in der Online-Bibliothek DORIS, dem Digitalen Online-Repositorium und Informationssystem des BfS. (Öffnet neues Fenster)
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https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2025062052653 (Webseite)Universität Münster: Projekt Evaluation Mammographie-Screening-Programm (Öffnet neues Fenster)
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