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Internationaler Workshop zum Einfluss elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf oxidativen Stress

Description: Internationaler Workshop zum Einfluss elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf oxidativen Stress Vom 16. bis 18. Februar 2022 fand in Cottbus ein vom BfS organisierter internationaler Workshop zu möglichen Effekten von statischen, niederfrequenten und hochfrequenten Feldern auf oxidativen Stress statt. Im ersten Teil des öffentlichen Workshops wurde das grundsätzliche Verständnis zu Redox-Prozessen, reaktiven Sauerstoffspezies ( ROS ), notwendigem Eustress versus schädlichem Disstress und zur Aussagekraft verschiedener biologischer Marker (Biomoleküle, die auf biologische Prozesse wie oxidativen Stress hinweisen) vertieft. Im zweiten Teil des Workshops wurden mit den eingeladenen Experten aus verschiedenen Disziplinen Wirkmechanismen und mögliche Wirkungen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf oxidativen Stress zusammengetragen und diskutiert. Als Fazit des Workshops konnte festgehalten werden, dass es derzeit keine belastbaren Hinweise gibt, dass elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder zu einer Erhöhung des oxidativen Stresses führen. Worum geht es? Der Ausbau des Stromnetzes im Zuge der Energiewende, die Einführung von 5G und die Integration digitaler Techniken in fast alle Bereiche des täglichen Lebens verändern die Bedingungen der Exposition (des Ausgesetztseins) der Bevölkerung und der Umwelt gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern ( EMF ) aller Frequenzbereiche. Die für den Schutz der Bevölkerung geltenden Grenzwerte werden eingehalten, dennoch gibt es Bedenken über mögliche gesundheitliche Auswirkungen. In öffentlichen, aber auch in wissenschaftlichen Debatten wird häufig oxidativer Stress als ein möglicher Mechanismus ins Spiel gebracht, durch den elektromagnetische Felder biologische Systeme wie den Menschen beeinträchtigen könnten Der Begriff oxidativer Stress beschreibt dabei ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion reaktiver chemischer Teilchen und ihrer Entgiftung. Reaktiv meint in diesem Zusammenhang die Eigenschaft, Elektronen abgeben oder entziehen zu können. Oxidativer Stress bedeutet somit das Vorhandensein von Teilchen, die Elektronen abgeben oder aufnehmen wollen. Reaktive chemische Teilchen entstehen dabei auch auf natürliche Weise bei Prozessen wie der zellulären Energiegewinnung oder der Abwehr von Krankheitserregern und werden durch antioxidative Abwehrmechanismen abgebaut. Wie ist die Ausgangssituation? Der wissenschaftliche Kenntnisstand zum Einfluss elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf oxidativen Stress ist insgesamt unzureichend. Obwohl es viele Studien zu dem Thema gibt, sind die Ergebnisse sehr inkonsistent und teilweise von mangelhafter Qualität. Vor diesem Hintergrund hat die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) im Jahr 2020 zehn systematische Reviews zu verschiedenen biologischen Wirkungen und gesundheitlichen Effekten von hochfrequenten Feldern vergeben. Darunter war auch ein Review zur Wirkung von Hochfrequenzfeldern auf Biomarker (Biomoleküle wie z.B. veränderte Proteine, deren Anwesenheit auf biologische Prozesse und damit auch auf Krankheiten hinweisen kann) des oxidativen Stresses. An diesem systematischen Review ist das BfS beteiligt. Parallel dazu hat das BfS im Rahmen des Forschungsprogramms Stromnetzbau ein systematisches Review zur Wirkung statischer und niederfrequenter Magnetfelder auf oxidativen Stress vergeben. Welche Ziele verfolgte der Workshop? Der Workshop verfolgte folgende Ziele: Die Verbesserung des Verständnisses der Ursachen und Konsequenzen von oxidativem Stress. Die Verbesserung der Einordnung und Bewertung der hohen Anzahl an qualitativ sehr unterschiedlichen Studien zu elektromagnetischen Feldern und oxidativem Stress. Das Zusammentragen und Diskutieren einiger aktueller und relevanter Studienergebnisse zu Wirkmechanismen und möglichen Wirkungen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder. An dem öffentlichen Workshop nahmen über 80 Teilnehmer aus neun Ländern (Deutschland, Österreich, Niederlande, Italien, Ungarn, Finnland, Großbritannien, USA und Japan) teil. Welche Ergebnisse lieferte der Workshop? Eine direkte Messung von oxidativem Stress ist sehr aufwendig und kompliziert. Deshalb werden in fast allen Studien die oxidativen Veränderungen, die oxidativer Stress an Proteinen, Fetten und der DNS/DNA hinterlässt, gemessen. Allerdings unterscheiden sich die biologischen Marker für oxidativen Stress in ihrer Aussagekraft sehr stark. So werden einige nicht nur bei oxidativem Stress gebildet, sondern beispielsweise auch bei Veränderungen des Stoffwechsels, der Aktivierung von Signalwegen oder der Wirkung von Enzymen. Deshalb wird empfohlen, mehrere unabhängige Marker zu bestimmen, um die Aussagekraft zu erhöhen. Zudem fehlen in vielen Studien Positiv- und Negativkontrollen und es besteht ein Mangel an Reproduktionsstudien, bei denen die gleichen biologischen Marker unter vergleichbaren Bedingungen (etwa Frequenzen, Temperatur oder Zeitpunkt der Messung) bestimmt werden. Generell könnte die Erarbeitung einer Rangliste der biologischen Marker des oxidativen Stresses als Orientierung dazu beitragen, die Qualität zukünftiger Studien zu verbessern. Als weitere Schwierigkeit bei der Bestimmung von oxidativem Stress wurde konstatiert, dass die Grenze zwischen „physiologischem“ oxidativen Stress, der für wichtige Prozesse im Körper notwendig ist (Eustress) und schädlichem oxidativen Stress (Disstress) nicht klar definiert ist. Insgesamt betrachtet gibt es aus den beim Workshop diskutierten Studien keine belastbaren Hinweise, dass elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder zu einer Erhöhung des oxidativen Stresses führen. Vertiefte Erkenntnisse zur Wirkung der Felder auf oxidativen Stress sowie der Aussagekraft biologischer Marker für oxidativen Stress erwartet man sich von den durch die WHO und das BfS in Auftrag gegebenen systematischen Reviews , die voraussichtlich Anfang 2024 veröffentlicht werden. Stand: 26.01.2024

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Origin: /Bund/BfS/Website

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Language: Deutsch

Issued: 2024-01-26

Time ranges: 2024-01-26 - 2024-01-26

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