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BfS-Merkblatt: „Empfehlungen zum Strahlenschutz bei der Radiosynoviorthese (RSO)“ (PDF, nicht barrierefrei)

Description: MERKBLATT Empfehlungen zum Strahlenschutz bei der Radiosynoviorthese (RSO) Grundlagen Die RSO ist ein Verfahren der Nuklearmedizin zur Behandlung chronisch entzündlicher Gelen- kerkrankungen durch Injektion von Lösungen mit Betastrahlern in die betroffenen Gelenke. Bei diesem, vor allem in Deutschland verbreite- ten Therapieverfahren werden die Nuklide Ytt- rium-90, Rhenium-186 und Erbium-169 in Form von kolloidalen Lösungen appliziert. Die Ener- gie des Betastrahlers bestimmt die Reichwei- te der Strahlung in Gewebe und damit ihre Eig- nung für die Behandlung eines Gelenkes in Abhängigkeit von dessen Größe. Tabelle 1 ent- hält einige physikalische Größen der genannten Radionuklide. Betastrahlung lässt sich durch Materialien nied- riger Massenzahl, z. B. durch Kunststoffe wie Acrylglas (PMMA), gut abschirmen. Es gilt die Faustformel: Die maximale Reichweite der Be- tateilchen, d.h. die zur völligen Abschirmung nötige Kunststoffdicke in cm, entspricht etwa der Hälfte der Maximalenergie eines Nuklids in MeV. Die Betastrahlung des Y-90 wird z. B. mit ca. 1 cm Kunststoff völlig abgeschirmt. In Luft ist die Reichweite dagegen um etwa drei Zehnerpotenzen größer, was in der Praxis häu- fig nicht beachtet wird. Als Faustformel gilt hier, dass die maximale Reichweite in Luft, angege- ben in m, rund das Vierfache der Maximalener- gie in MeV beträgt. Für Y-90 entspricht das einer Entfernung von ca. 9 m. Die Messgröße für die Personendosis durch Be- tastrahlung und niederenergetische Photonen- strahlung (<15 keV) ist die Oberflächen-Person- endosis HP(0,07) [1]. Bei Teilkörperexpositionen der Extremitäten ist HP(0,07) ein geeigneter Schätzwert für die Hautdosis. Der Grenzwert für die Organdosis der Haut für beruflich strahlenexponierte Personen der Ka- tegorie A beträgt gemäß Strahlenschutzverord- nung und Röntgenverordnung 500 mSv/a. Sachstand Bei der RSO eines Kniegelenks werden bis etwa 300 MBq Y-90 appliziert. Bei der Präparation und Applikation der Spritzen können hohe Radio- Halbwerts- Max./mittl. Max./mittl.Hautdosisleistung für 1 MBq (µSv/s) nuklid zeit Energie Punktquelle in 30 cm Abstand Reichweite in Gewebe 1) Gleichmäßige VerteilungTropfen von 0,05 ml (1 kBq/cm2)(1 kBq) (h)(MeV)Y-90642,28/0,9311/3,60,0300,560,38 Re-186911,07/0,383,7/1,20,0330,500,25 Er-1692260,34/0,101,0/0,30,0030,310,08 1) (mm) Hautdosisleistung bei Kontamination (µSv/s) gilt annähernd auch für Kunststoffe mit einer Dichte von ca. 1g/cm3³ (PMMA, PE, PP) Tabelle 1: Eigenschaften der zur RSO verwendeten Radionuklide (nach [2, 3]) lokale Hautdosen durch Berühren der aktivitäts- führenden Kanülen bzw. Spritzen oder durch ge- ringe Abstände dazu auftreten. Betroffen sind insbesondere die Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger. Abbildung 1 zeigt Messwerte der Dosisleistung an der Oberfläche einer Spritzenabschirmung aus Acrylglas (max. Wanddicke 6 mm) sowie in verschiedenen Abständen vom Kanülenansatz ei- ner mit 185 MBq Y-90 gefüllten 1 ml-Spritze. Die zum Vergleich angegebenen Werte, ohne Sprit- zen unterstreichen einerseits, dass dessen Ver- wendung unverzichtbar ist. Andererseits bele- gen sie, dass trotz ihrer Benutzung erhebliche Hautdosen auftreten können. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Spritze während der Ap- plikation am Kanülenansatz mit den Fingern festgehalten wird, da die Abschirmung an dieser Stelle nur wenig schützt. Bedingt durch die hohe spezifische Aktivität, können zusätzlich schon winzige, unsichtbare Spritzer erhebliche Kontaminationen und ent- sprechend hohe lokale Hautdosen hervorru- fen. Kontaminationen durch Betastrahler verur- sachen im Allgemeinen eine um ein Vielfaches höhere Hautdosis als Gammastrahler gleicher Flächenaktivität! Behandlungen durchgeführt, um realistische Werte für die maximale Beta-Teilkörperdosis des Personals zu ermitteln. Aufgrund der inhomo- genen Strahlungsfelder beim Umgang mit offe- nen Betastrahlern, lässt sich die Strahlenexpositi- on nur schwer mit der erwünschten Genauigkeit bestimmen. Mit hochempfindlichen Thermolu- mineszenzdetektoren (TLD), befestigt an den In- nen- und Außenseiten der Fingerkuppen bzw. am Zeigefingergrundgelenk, wurden die lokalen Hautdosen gemessen. Im Falle von Kontaminati- onen wurden die dadurch verursachten Hautbe- lastungen rechnerisch abgeschätzt. Nuklidspezifische Messungen in einigen Einrich- tungen bestätigten die Erwartung, dass die RSO von Kniegelenken mit Y-90 den überwiegen- den Beitrag zur Strahlenexposition des Personals durch Direktstrahlung liefert. Dies ist auf die hohe Energie der Betastrahlung des Y-90, die re- lativ hohe Therapieaktivität und die verhältnis- mäßig großen Patientenzahlen zurückzuführen. In den meisten Kliniken und Praxen tragen The- rapien mit Re-186 in deutlich geringerem Maße zur Dosis bei. Beim Umgang mit Er-169 wird die Direktstrahlung aufgrund der niedrigeren Energie bereits durch die Spritze und die Hand- schuhe stark abgeschirmt, sodass nur geringe Hautdosen auftreten. Kommt es jedoch zu Kon- taminationen der Haut, tragen alle drei Nuklide in vergleichbarem Maße zur Hautbelastung bei (Tabelle 1, Spalten 6 und 7). Ausgangssituation Abbildung 1: Dosisleistung [µSv/s] an der Oberfläche der Sprit- zenabschirmung und in verschiedenen Abständen vom Kanülenan- satz einer 1 ml Spritze mit 185 MBq Y-90 (Werte in Klammern: ohne Abschirmung). Untersuchungsergebnisse an Arbeitsplätzen Vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wur- den Untersuchungen an RSO-Arbeitsplätzen in 12 medizinischen Einrichtungen bei 21 Ärz- ten und 20 Assistentinnen während ca. 360 Zu Beginn der Untersuchungen des BfS wurde festgestellt, dass die Fingerspitzen des Personals in vielen Fällen mit lokalen Hautdosen von mehr als 100 mSv pro Therapietag exponiert wurden. Die- se hohen Dosen waren immer auf unzureichen- den Strahlenschutz zurückzuführen. Bei Rechts- händern wurden im allgemeinen Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger der linken Hand am höchsten belastet, insbesondere beim Fixieren der Rollrandflasche mit der Stammlösung und beim Trennen der Kanüle von der gefüllten Spritze bzw. beim Halten des Kanülenansatzes während der Applikation. Die Hautdosen an der rechten Hand waren oft eine Größenordnung geringer. Mehrfach wurden beträchtliche Kontaminatio- nen festgestellt. Gemessen wurden bis zu 160 kBq auf der Handfläche, woraus sich unter praxis- typischen Annahmen Handbelastungen in der Größenordnung von 100 mSv, also etwa 20 % des Jahresgrenzwertes von 500 mSv, ergeben. Außerdem wurde festgestellt, dass die verwende- ten Latexhandschuhe gegenüber den Radionu- klidlösungen keinen zuverlässigen Kontaminati- onsschutz der Haut gewährleisten. In einigen Einrichtungen wurden amtliche Fin- gerringdosimeter getragen. Diese Dosimeter sind jedoch nur für die Messung der Teilkörper-Per- sonendosis durch Photonen geeignet und zuge- lassen. Die Dosimeter wurden zudem meist am Grundgelenk des Ringfingers der rechten Hand mit dem TLD an der Außenhand getragen. Infol- gedessen lagen die festgestellten amtlichen Jah- resdosen für die Haut in der gleichen Größenord- nung wie die vom BfS an einem Tag gemessenen Werte oder waren sogar deutlich kleiner. Die durch eine falsche Trageweise der Dosimeter be- dingte systematische Unterbewertung der tat- sächlichen Hautdosis begünstigt die Verharmlo- sung der Strahlenbelastung durch Betastrahler. Pinzette am Flaschenhals gefasst werden. Bereits beim Aufziehen der Spritzen mit Y-90- oder Re- 186-Lösungen sind Spritzenabschirmungen zu verwenden. Gegebenenfalls vorhandene Befesti- gungsschrauben sind nur soweit anzuziehen, dass die Bewegung des Kolbens nicht behindert wird. Die Abschirmungen sind erst nach der Applika- tion von der Spritze zu entfernen und daher in ausreichender Zahl vorzuhalten. Beim Abziehen der gefüllten Spritze ist in jedem Fall das Anfassen des Kanülenschafts zu vermei- den. Dies ist durch die Nutzung eines Einweg- Makrolonringes (Abbildung 2) zu erreichen. Stattdessen können auch langschenklige Zangen oder Pinzetten eingesetzt werden. Maßnahmen zur Verringerung der Strahlenexposition Eine ausreichende Abschirmung der Betastrah- lung ist für die verwendeten Nuklide mit Acryl- glas von mindestens 5 mm Dicke möglich. Die mit aktiven Lösungen gefüllten Vorratsfläschchen sind ständig, vor allem auch während des Aufzie- hens der Spritzen, in den dafür vorgesehenen Ab- schirmbehältern zu belassen (Abbildung 2). Ist das Fläschchen zum vollständigen Entleeren aus der Abschirmung zu entnehmen, muss dieses mit einer geeigneten Zange (z. B. Abbildung 3) oder Abbildung 3: Vialzangen Abbildung 2: Plexiglasabschirmung mit Aktivitätsfläschchen und Kanüle mit Einweg-Makrolonring (Vertrieb: Schering / IBA Molecular) Werden die gefüllten Spritzen mit einem Stop- fen verschlossen, ist dieser ebenfalls mit Pinzet- te zu fassen (Abbildung 4). Die Spritzen sind bis zur Applikation in geeigneten Abschirmbehältern wie z. B. Acrylglasboxen (Abbildung 5) oder in Ab- schirmbehältern aufzubewahren, die in der Nuk- learmedizin für aktive Spritzen gebräuchlich sind.

Types:
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Origin: /Bund/BGE/Website

Tags: Glas ? Kunststoff ? Betastrahlung ? Huhn ? Dosimetrie ? Dosisleistung ? Kolloid ? Niedermoor ? Nuklearmedizin ? Radionuklid ? Strahlenexposition ? Strahlenschutz ? Strahlung ? Krankenhaus ? Arbeitsplatz ? Energie ? Haut ? Röntgenverordnung ? Punktquelle ? Gesundheitseinrichtung ? Jahresgrenzwert ? Grenzwert ? Verunreinigung ?

Region: Peine

Bounding boxes: 10.2352° .. 10.2352° x 52.31928° .. 52.31928°

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