API src

info-wildpilzee808.pdf

Description: INFOBLATT Wildpilze – Bedenkenloser Genuss? Sind Wildpilze durch radioaktive Stoffe belas- tet und ist ihr Verzehr aus der Sicht des Strah- lenschutzes bedenklich? Noch heute weisen wild wachsende Pilze erhöhte Konzentrationen von Radiocäsium (Cäsium-137, Cs-137) als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) auf. Die Höhe der radioaktiven Belastung ist nicht nur von der Pilzart, sondern auch vom Standort abhängig. können mehrere 100 Bq/kg aufweisen, bei Para- solpilzen sind es meist weniger als 20 Bq/kg. Die genannten Gebiete wurden zehnmal hö- her kontaminiert als beispielsweise der Norden Deutschlands. In anderen Regionen sind die Ak- tivitäten in Pilzen wegen der geringeren Ablage- rung von Radiocäsium entsprechend niedriger. Kultivierte Pilze sind in der Regel nur gering oder gar nicht belastet. Ursachen der verschiedenen Radiocäsiumgehalte Radiocäsium wird in landwirtschaftlich genutz- ten Böden so stark an die vorhandenen Tonmi- nerale gebunden, dass die Pflanzen es kaum über die Wurzeln aufnehmen können. Wälder zeichnen sich hingegen durch Aufla- geschichten aus organischer Substanz auf den Mineralböden aus. Diese fein durchwurzelten organischen Schichten sind reich an Bodenor- ganismen und Nährstoffen. Da in ihnen die bin- denden Tonminerale fehlen, bleibt Radiocäsium leicht verfügbar. Radiocäsiumgehalte in Lebensmitteln Während in landwirtschaftlichen Erzeugnissen derzeit nur noch geringe Aktivitäten von Cs-137 als Folge des radioaktiven Niederschlages von Tschernobyl nachzuweisen sind, sind die Werte bei wild wachsenden Pilzen im Vergleich noch deutlich erhöht: Gemüse, Getreide und Kartof- feln weisen in der Regel weniger als 1 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) auf. In Trompetenpfif- ferlingen, Semmelstoppelpilzen und Mohren- kopfmilchlingen aus Südbayern und dem Bayeri- schen Wald werden hingegen noch bis zu einige 1000 Bq/kg gemessen. Steinpilze und Pfifferlinge Es wird schnell durch Bodenorganismen, Pilze sowie Pflanzen aufgenommen und in ihnen ge- speichert. Wenn über das Jahr Blätter und Na- deln absterben, wird das in ihnen enthaltene Radiocäsium wieder der organischen Auflage- schicht zugeführt. Dieser Kreislauf arbeitet sehr wirkungsvoll – das Radiocäsium kann dabei kaum in die tieferen mineralischen Schichten abwandern, wo es gebunden würde. Durch die lange Verweildauer in der vom Pilzge- flecht durchzogenen Bodenschicht nimmt der Ra- diocäsiumgehalt bei Wildpilzen nur langsam ab. Bestehen gesundheitliche Risiken?Was ist zukünftig zu erwarten? Wichtig für die Beurteilung des Radioaktivitäts- gehaltes der Wildpilze ist die Höhe der Strahlen- exposition, die sich aus dem Verzehr dieser Pil- ze für den Menschen ergibt: Als Faustregel gilt, dass 80.000 Becquerel Cs-137 bei Erwachsenen einer Strahlenexposition von etwa 1 Millisievert (mSv) entsprechen.Die Aufnahme von Radiocäsium durch Wildpil- ze ist abhängig von dem Cs-137-Gehalt ihrer un- mittelbaren nährstoffliefernden Umgebung und von der speziellen Fähigkeit der jeweiligen Pilz- art, Radiocäsium aufzunehmen. Nimmt der Ge- halt von Cs-137 in der vom Pilzgeflecht durch- zogenen Bodenschicht ab, sinken im gleichen Maße die Aktivitätswerte der Wildpilze. Anders ausgedrückt: Eine Pilzmahlzeit mit 200 Gramm (g) höher kontaminierten Trompeten- pfifferlingen aus Südbayern (3000 Bq/kg) hat eine Exposition von 0,008 mSv zur Folge. In an- deren Gegenden oder mit weniger kontaminier- ten Wildpilzen wird dieser Wert erst nach meh- reren Mahlzeiten erreicht. Das entspricht beispielsweise weniger als einem Hundertstel der jährlichen natürlichen Strah- lenexposition, der jeder Mensch ausgesetzt ist. Sie beträgt in Deutschland im Mittel 2,1 mSv, je nach örtlichen Gegebenheiten liegt sie zwischen 1 und 10 mSv. Das BfS rät grundsätzlich, jede Strahlenexpositi- on so gering wie möglich zu halten. Die Strah- lenexposition durch den Verzehr von Nah- rungsmitteln lässt sich durch das individuelle Ernährungsverhalten reduzieren. Wer für sich persönlich die Strahlenbelastung so gering wie möglich halten möchte, sollte deshalb auf den Verzehr von vergleichsweise hoch kontaminier- ten Pilzen, wie etwa aus dem Bayerischen Wald, verzichten. Impressum: Bundesamt für Strahlenschutz Öffentlichkeitsarbeit Postfach 10 01 49 38201 Salzgitter Telefon: + 49 (0) 30 18333 - 0 Telefax: + 49 (0) 30 18333 - 1885 Internet: www.bfs.de E-Mail: ePost@bfs.de Stand: November 2012 Messungen der Verweilzeiten von Radiocäsium in verschiedenen Bodenschichten lassen im Er- gebnis folgende Prognose zu: In den nächsten Jahren wird die Kontamination von Speisepilzen langsam zurückgehen. Ansteigende Radiocäsi- umaktivitäten werden nur in Ausnahmefällen zu beobachten sein, wenn das Pilzgeflecht beson- ders tief im Boden liegt. Wichtig zu wissen ist, dass der Radiocäsiumge- halt einer Pilzart innerhalb eines Standortes – unter Umständen nur wenige Meter voneinan- der entfernt – in der Regel wesentlich stärker schwankt als der Radiocäsiumgehalt der Pilzart an diesem Standort von Jahr zu Jahr. Grenzwert im deutschen Lebensmittelhandel Wildpilze aus dem In- und Ausland dürfen nur gehandelt werden, wenn sie den Grenzwert von 600 Bq/kg für Radiocäsium nicht überschreiten. Alle in diesem Infoblatt genannten Aktivitäts- werte beziehen sich auf frische Wildpilze. Eine Übersicht über aktuelle Messwerte finden Sie auf den Internetseiten des BfS. PilzartBq/kg Trompetenpfifferling3400 Semmelstoppelpilz2100 Maronenröhrling710 Ockertäubling690 Fichtensteinpilz230 Pfifferling200 Fichtenreizker96 Austernseitling57 Parasol11 Maximale Aktivitätswerte von Cäsium-137 in Wildpilzen aus Südbay- ern und dem Bayerischen Wald, 2009 – 2011

Types:
Text {
    text_type: Unspecified,
}

Origin: /Bund/BGE/Website

Tags: Bayerischer Wald ? Salzgitter ? Gemüse ? Gesundheitsgefährdung ? Getreide ? Tschernobyl ? Radioaktiver Niederschlag ? Nährstoff ? Tschernobyl-Kernschmelzunfall ? Strahlenexposition ? Strahlenschutz ? Organisches Material ? Pflanzenwurzel ? Erwachsener ? Mineralboden ? Lebensmittelhandel ? Cäsium-137 ? Agrarprodukt ? Bodenorganismen ? Bodenhorizont ? Öffentlichkeitsarbeit ? Radioaktiver Stoff ? Pilz ? Pflanze ? Tonmineral ? Speisepilz ? Grenzwert ? Lebensmittel ? Radioaktivität ? Wald ? Verunreinigung ? Ernährungsverhalten ?

Region: Peine

Bounding boxes: 10.2352° .. 10.2352° x 52.31928° .. 52.31928°

License: other-closed

Language: Deutsch

Organisations

Persons

Status

Quality score

Accessed 1 times.