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Mammographiescreeningb1dd.pdf

Description: Mammadiagnostik – Update Radiologe 2005 · 45:245–254 DOI 10.1007/s00117-005-1171-8 Online publiziert: 17. Februar 2005 © Springer Medizin Verlag 2005 E. A. Nekolla · J. Griebel · G. Brix Fachbereich SG „Strahlenschutz und Gesundheit“, Bundesamt für Strahlenschutz, Neuherberg Einführung eines Mammo- graphiescreeningprogramms in Deutschland Erwägungen zu Nutzen und Risiko A m 28. Juni 2002 hat der Deutsche Bun- destag dem Antrag „Brustkrebs – Mehr Qualität bei der Früherkennung, Versor- gung und Forschung – Für ein Mammo- graphiescreening nach Europäischen Leit- linien“ zugestimmt. Darin wird die Bun- desregierung aufgefordert, darauf hinzu- wirken, dass die gemeinsame Selbstver- waltung von Ärzten und Krankenkassen ab 2003 ein flächendeckendes Brustkrebs- früherkennungsprogramm mittels Rönt- genmammographie – ein sog. Mammo- graphiescreeningprogramm – nach den europäischen Leitlinien einführt. Die als Partner der Bundesmantelver- träge bezeichneten Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und die Kas- senärztliche Bundesvereinigung sind die- ser Aufforderung gefolgt und haben in einer Sitzung des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen Ende 2003 ei- ne Änderung der „Krebsfrüherkennungs- richtlinien“ [3] sowie der „Bundesmantel- verträge“ [4] beschlossen. Zielsetzung die- ser Beschlüsse ist es, stufenweise ein Mam- mographiescreening auf Basis der Europä- ischen Leitlinien [3] einzuführen. Nach einer Aufbauphase soll das Screeningpro- gramm bis 2005 in Deutschland flächende- ckend angeboten werden. Zielgruppe des Programms sind alle Frauen im Alter zwi- schen 50 und 69 Jahren, bei denen keine Anzeichen für eine bösartige Brusterkran- kung vorliegen. Ihnen wird regelmäßig im Abstand von 2 Jahren eine Röntgenunter- suchung als Früherkennungsmaßnahme angeboten. Die Teilnahme an diesem Pro- gramm ist freiwillig. In Deutschland erkranken jährlich ca. 47.500 Frauen an einem Mammakar- zinom [38]. Brustkrebs ist damit für et- wa /4 aller Krebsneuerkrankungen in der weiblichen Bevölkerung verantwort- lich. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei ca. 63 Jahren [34]. Trotz großer Fort- schritte im Bereich der Brustkrebsthera- pie in den letzten Jahren sterben jährlich insgesamt immer noch etwa 8.000 Frau- en an den Folgen dieser Erkrankung. Da- mit fordert Brustkrebs unter allen bösarti- gen Erkrankungen die meisten Todesopfer in der weiblichen Bevölkerung Deutsch- lands. Unter den insgesamt rund 9,7 Mio. 50- bis 69-jährigen Frauen, an die sich das Screeningprogramm richtet, wird pro Jahr in ca. 22.000 Fällen eine Brustkrebserkran- kung diagnostiziert, und ca. 7000 Frauen dieser Altersgruppe sterben derzeit an den Folgen eines Mammakarzinoms [38]. Eine Reihe von Faktoren begünstigt das Auftreten von Brustkrebs. Wie in . Abb. 1 verdeutlicht, zählt das Alter zu den relevantesten „Risikofaktoren“ für Brustkrebs, d. h. die Wahrscheinlichkeit, an einem Mammakarzinom zu erkranken, hängt in sehr starkem Maße vom Alter ab. Brustkrebs tritt mit weniger als 50 Fällen/ 00.000 Frauen/Jahr bis zum 40. Lebens- jahr eher selten auf. Für Frauen ab etwa dem 50. Lebensjahr ist das Brustkrebsrisi- ko hoch: Von 00.000 Frauen erkranken jährlich rund 200–300 an einem Mamma- karzinom. Andere nachgewiesenen Faktoren, die das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, er- höhen, sind insbesondere solche, die eng mit dem Hormonstatus der Frau verknüpft Abb. 1 7 Altersspezifi- sche jährliche Normalra- te für Brustkrebsinzidenz (Anzahl der Fälle/ 100 000 Frauen/Jahr), abgeschätzt für Deutsch- land, nach [15] ( ) und mittels nichtlinearer Regression ermittelte ste- tige Funktion (dickere Linie) Der Radiologe 3 · 2005 | 245 Zusammenfassung · Abstract Radiologe 2005 · 45:245–254 DOI 10.1007/s00117-005-1171-8 © Springer Medizin Verlag 2005 E. A. Nekolla · J. Griebel · G. Brix Einführung eines Mammographiescreeningprogramms in Deutschland. Erwägungen zu Nutzen und Risiko Zusammenfassung Für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren stellt die Röntgenmammographie die ge- genwärtig effektivste Methode einer früh- zeitigen Entdeckung von Brustkrebs dar. Qualitätsgesicherte, in regelmäßigen Ab- ständen durchgeführte Mammographieun- tersuchungen können die Mortalitätsrate von an Brustkrebs erkrankten Frauen deut- lich senken. Im Jahre 2002 hat der Deut- sche Bundestag dem Antrag zugestimmt, auch in Deutschland ein Mammographie- screening nach den europäischen Leitlini- en durchzuführen. Der Nutzen eines Mam- mographiescreeningprogramms wird z. T. kontrovers diskutiert. Die häufigsten Kri- tikpunkte sind eine hohe Rate falsch-posi- tiver Befunde sowie die sog. Überdiagnos- tik. Auch wird gegen die Einführung eines Mammographiescreenings häufig der Ein- wand erhoben, dass das durch die Unter- suchungen hervorgerufene Strahlenrisiko zu hoch sei. Im Folgenden wird aufgezeigt, dass für Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren das Strahlenrisiko nicht den be- stimmenden Faktor in der Screeningdiskus- sion darstellt. Im Gegensatz zum derzeit in Deutschland vorherrschenden „grauen Screening“ wird durch ein standardisiertes, qualitätsgesichertes Screening sicherge- stellt, dass die Rate falsch-positiver Befun- de so niedrig wie möglich gehalten wird und die Abklärungsdiagnostik für die Be- troffenen effektiv und minimalinvasiv ist. Schlüsselwörter Strahlenrisiko · Nutzen · Mammographiescreening · Graues Screening Introduction of a mammography screening program in Germany. Benefit-risk considerations Abstract For women between 50 and 70 years of age, X-ray mammography presently rep- resents the most effective method for ear- ly breast cancer detection. It is commonly accepted that quality assured mammogra- phy examinations conducted at regular in- tervals can reduce mortality from breast cancer. In the year 2002, the German Bun- destag agreed to the implementation of a mammography screening program for Ger- many based on the European guidelines. The effectiveness of a mammography screening program is controversially dis- cussed and two of the most commonly cit- ed hazards are the occurrence of false-posi- tive results and the so-called overdiagnosis. 246 | Der Radiologe 3 · 2005 Another issue of criticism is the radiation risk due to the mammography examina- tions. However, in women aged 50–70 ye- ars the radiation risk has no substantial im- portance. In contrast to the present situ- ation in Germany in which opportunistic screening is widespread, standardized qual- ity assured screening will guarantee that false-positive rates are kept as low as pos- sible and that further assessment diagnos- tics are effective and minimally invasive. Keywords Radiation risk · Benefit · Mammography screening · Opportunistic screening sind, wie beispielsweise eine frühe Menar- che, eine späte Menopause oder Kinderlo- sigkeit (also lange natürliche Östrogenex- position). Eine länger dauernde Hormon- ersatztherapie erhöht ebenfalls das Brust- krebsrisiko [2]. Weitere Risikofaktoren sind vorbestehende gutartige Brusterkran- kungen sowie Brustkrebs in der kontralate- ralen Brust. Bewegungsarme Lebensweise, zu fettreiche Ernährung, Übergewicht und Alkoholkonsum werden als weitere mögli- che Risikofaktoren kontrovers diskutiert. Je- doch scheint jeder dieser mit dem individu- ellen Lebensstil verknüpften Faktoren das Risiko, an einem Mammakarzinom zu er- kranken, nur moderat zu erhöhen. Dagegen erhöht eine familiäre Vor- belastung das Brustkrebsrisiko deutlich. Von mindestens 5 verschiedenen Genen weiß man, dass deren Defekte zur Ent- wicklung eines malignen Brusttumors prädisponieren können. Häufigste Fak- toren sind die Mutationen des BRCA- Gens (auf Chromosom 7; [24]) und des BRCA2-Gens (auf Chromosom 3; [46]). Für Frauen mit Mutationen in den Genen BRCA oder BRCA2 besteht eine Wahr- scheinlichkeit von mehr als 50%, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken [35]. Schätzungen zufolge sind etwa 4–5% aller neu diagnostizierten Brustkrebsfäl- le auf BRCA- bzw. BRCA2-Gen-Defek- te zurückzuführen [35]. Dies impliziert, dass der Anteil der Frauen mit einer der- artigen genetischen Prädisposition an der weiblichen Gesamtbevölkerung relativ ge- ring ist (ca. 0,5%). Allerdings tritt bei ei- nem großen Teil der betroffenen Frau- en die Brustkrebserkrankung bereits vor dem 50. Lebensjahr auf. Mammographie- screeningprogramme sind für Frauen mit einer familiären Vorbelastung nicht geeignet. Jede dieser Frauen bedarf viel- mehr der individuellen Beratung und Be- treuung durch erfahrene Ärzte. Von ver- schiedenen radiologischen Kliniken, die an einem von der Deutschen Krebshilfe unterstützten Programm zur Betreuung von Patientinnen mit familiärem Mamma- karzinom beteiligt sind, wurde hierzu ein integriertes Früherkennungskonzept erar- beitet [5]. Ein weiterer Risikofaktor für die Entste- hung von Brustkrebs ist ionisierende Strah- lung. Tatsächlich ist die weibliche Brust ei- nes der strahlenempfindlichsten Organe überhaupt. Zahlreiche Studien haben ge- zeigt, dass Frauen, die aus diagnostischen oder therapeutischen Gründen strahlenex- poniert wurden, sowie insbesondere auch die japanischen Atombombenüberleben- den von Hiroshima und Nagasaki einem erheblich erhöhten Brustkrebsrisiko aus- gesetzt sind. Im Zusammenhang mit dem Mammographiescreening stellt sich die Frage, ob tatsächlich das Strahlenrisiko der bestimmende Faktor bei der Diskussi- on um das Für und Wider ist. Ziel der vor- liegenden Arbeit ist es, die Erkenntnisse aus der Strahlenepidemiologie zu präsen- tieren und das Strahlenrisiko anderen Ri- siken gegenüberzustellen. Es soll insbeson- dere verdeutlicht werden, dass das Strah- lenrisiko zwar sorgfältig in Betracht zu zie- hen, aber dennoch im Sinne einer Risiko- abwägung nüchtern und realistisch einzu- stufen ist. Die hier für die Mammographie ausgeführten Überlegungen sind ein typi- sches Beispiel für die Problematik der Risi- kobewertung im Strahlenschutz. Die Ursachen für die Entstehung des Brust- krebses sind letztendlich noch unklar, so- dass die Möglichkeiten der Vorsorge sehr eingeschränkt sind. Der Früherkennung des Mammakarzinoms kommt somit ein hoher Stellenwert zu. Dies gilt zwar für je- den bösartigen Tumor, hat aber gerade beim Brustkrebs sowohl für den weite- ren Krankheitsverlauf als auch für die Le- bensqualität der Patientin eine große Be- deutung. Patientinnen mit kleinen Tumo- ren ohne Befall der benachbarten Lymph- knoten haben z. B. eine Fünfjahresüberle- bensrate von etwa 90% [4] und können üblicherweise brusterhaltend therapiert werden. Bei weiter fortgeschrittenen Tu- morstadien fällt die Überlebensrate dage- gen deutlich ab. Liegt z. B. bereits ein Be- fall benachbarter Lymphknoten vor oder hat der Tumor bereits die Haut bzw. die Brustwand infiltriert, sinkt die Fünfjahres- überlebensrate auf etwa 50% [4]. Hat der Tumor darüber hinaus bereits Tochterge- schwülste in anderen Organen oder Gewe- ben gebildet (Fernmetastasen), liegt die Fünfjahresüberlebensrate nur noch bei etwa 20% [4]. In diesen Fällen ist neben einer kombinierten Strahlen- und Chemo- sodass die betroffenen Frauen von die- ser lebensbedrohenden Erkrankung ge- heilt werden können oder das Fortschrei- ten der Erkrankung zumindest deutlich verlangsamt werden kann. Der Nutzen des Screeningprogramms besteht für die betroffenen Frauen somit in der Verbes- serung ihrer Lebenserwartung und -qua- lität. Langfristiges Ziel der Screeningpro- gramme ist es, die Brustkrebssterblichkeit in der Gruppe der Frauen, die an einem zeige t eine An Hier steh ment advertise This is an Brustkrebsfrüherkennung therapie meist auch eine Mastektomie er- forderlich. Bereits vor mehreren Jahren wurden in einer Reihe von Ländern – insbeson- dere in Nordamerika und Europa – Pro- gramme zur Brustkrebsfrüherkennung auf der Basis von Röntgenmammogra- phieuntersuchungen eingeführt [9]. Die- se sog. Mammographiescreeningprogram- me haben zum Ziel, Brustkrebs in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen,

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    text_type: Unspecified,
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Tags: Huhn ? Mutation ? Röntgenstrahlung ? Gewährleistung ? Konsumverhalten ? Strahlenschutz ? Krankenhaus ? Krebserkrankung ? Krebsrisiko ? Mortalität ? Strahlenrisiko ? Studie ? Vertrag ? Zielgruppe ? Krankheit ? Risikofaktor ?

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