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BfS-Magazin: „Einblicke Nummer 11 | Informationen über ein Endlager“ (PDF, nicht barrierefrei)

Description: Asse E i n blicke Nr. 11 Dezember 2010 Informationen über ein endlager Seit 2009 wurden die Strahlenschutz- und ÜberwachungsmaSSnahmen ausgeweitet: Kontrollbereich vor Kammer 12 kalterprobung Der große Testlauf Seit Wochen wird in 800 Metern Tiefe die Bohrausrüstung und Mess­ technik im Rahmen der Kalterprobung getestet. Bevor die ersten bei­ den Kammern mit radioaktiven Abfällen angebohrt werden, wird so der Umgang mit dem Bohrgerät, den Sicherheitseinrichtungen und Erkundungsgeräten an ungefährlichen Stellen in der Asse überprüft. Schließlich wurde weltweit noch nie eine Kammer mit radioaktiven Abfällen in einem Salzbergwerk wieder geöffnet. Gleichzeitig laufen die bergmännischen Vorbereitungen für das Anbohren der Kammer 7 in 750 Metern Tiefe. Diese Einlagerungskammer wird die erste sein, die bei der dreijährigen Probephase untersucht wird. Das Anbohren der Kammern 7 und 12 ist der erste Schritt der drei­ stufigen Probephase, die bestehende Unsicherheiten im Hinblick auf die Rückholung aller Abfälle klären soll. Im zweiten Schritt sollen dann die beiden Kammern geöffnet, im dritten erste Fässer probeweise geborgen werden. Mit allen Phasen der Rückholung betritt das BfS Neuland. Daher ist die betriebliche Erprobung unerlässlich, um zu verhindern, dass Mitarbei­ ter und Bevölkerung gefährdet werden. Mittlerweile ist die letzte Versuchsbohrung durchgeführt worden. Dabei wurde auch ein Spezial­ gerät, der sogenannte „Preventer“ getestet (siehe Foto). Er dichtet die Bohrungen ab, damit keine Gase oder Flüssigkeiten aus dem Bohrloch austreten können. Ist die Kammer angebohrt, sollen durch das Loch Messsonden sowie eine Kamera eingeführt und die Kammerluft unter­ sucht werden. So können Erkenntnisse über die radioaktiven Belastun­ gen gewonnen werden, über den Zustand der Fässer und des Salzes. Gleichzeitig entsteht ein Katalog mit Kriterien, um die Ergebnisse zu bewerten, die bei der Untersuchung der Einlagerungskammern gewonnen werden. Die Kriterien beziehen sich auf die Bereiche Strah­ lenschutz, technische Machbarkeit und bergbauliche Sicherheit. Da nicht auszuschließen ist, dass beim Anbohren der Kammern auch radioaktive Stoffe oder sogar Plutonium oder Uran freigesetzt werden, muss der Bereich vor den Einlagerungskammern vom restlichen Gruben­gebäude abgetrennt werden. So wird verhindert, dass sich radio­ aktive Stoffe aus den angebohrten Einlagerungskammern über die Belüftung in der Grube und in der Umwelt ausbreiten. Läuft alles nach Plan und liegen die notwendigen Genehmigungen vor, wird Anfang 2011 mit dem Anbohren der Einlagerungskammer 7 begonnen. Natürlich müssen vor Beginn der Rückholung alle Unsicherheiten geklärt sein, denn das BfS ist für den Schutz und die Sicherheit der Beschäftigten und der Bevölkerung verantwortlich. Während der Pro­ bephase kann sich im schlimmsten Falle herausstellen, dass eine Rück­ holung der radioaktiven Abfälle wesentlich aufwendiger als bisher an­ genommen oder im Sinne des Strahlenschutzes unverantwortlich ist. Erst wenn die Probephase abgeschlossen ist, kann das BfS bewerten, welche Randbedingungen für die Rückholung zugrunde zu legen sind. WIssenslücken Schliessen Nachdem bekannt wurde, dass in der Samtgemeinde Asse vermehrt bestimmte Krebserkrankungen auftreten, fragen sich manche Bürger, ob es einen Zusammenhang mit dem Endlager gibt. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wird seine Fachkompetenz umfassend in die Klärung dieser Frage einbringen. Das Selbstverständnis des BfS bleibt, alles für die Sicherheit der Beschäftigten der Asse und der Bevölkerung der Region zu tun E s ist nicht leicht, in unmittelbarer Nachbarschaft der Asse zu leben. Es darf auch niemanden verwun­ dern, wenn Menschen in der Samt­ gemeinde Asse besorgt auf die Zahlen reagieren, die das niedersächsische Sozi­ alministerium Ende November veröffent­ lichte: Demnach erkrankten zwischen 2002 und 2009 in der Umgebung der Asse zweimal so viel Männer wie erwar­ tet an Leukämie und mehr als dreimal so viel Frauen an Schilddrüsenkrebs. In bei­ den Fällen handelt es sich um Krebsarten, die grundsätzlich von ionisieren­d er Strahlung ausgelöst werden können. So sind an Leukämie insgesamt 18 Men­ schen erkrankt, darunter zwölf Männer und sechs Frauen. Zu der Wahrheit ge­ hört aber auch, dass statistische Auffäl­ ligkeiten in dieser Größenordnung zufäl­ lig vorkommen können. Ob ein kausaler Zusammenhang mit dem Endlager bestehen könnte, lässt sich derzeit auch deswegen nicht sagen, weil bislang nahezu nichts über die betref­ fenden Patienten bekannt ist. Haben sie in der Asse gearbeitet? Wann sind sie in die Umgebung gezogen? Oder hatten sie womöglich Kontakt mit anderen Gift­ stoffen, die ebenfalls für Krebs verant­ wortlich sein können? Das alles sind Fra­ gen, die dringend geklärt werden müssen, bevor man Schlüsse ziehen kann. Das Landesgesundheitsamt will nun die ein­ zelnen Krankheitsfälle analysieren. Dazu müssen die anonymisierten Daten mit­ hilfe der jeweiligen Patienten entschlüs­ selt werden. Die Bürgermeisterin der Samtgemeinde, Regina Bollmeier, rief die Betroffenen auf, ihre Unterlagen frei­ zugeben. Dennoch werde es mehrere Monate dauern, bis verwertbare Ergeb­ wurden alle früheren und heutigen nisse vorlägen. Noch im Dezember soll Beschäftigten der Asse registriert, ihre ein Bericht des niedersächsischen Sozial­ berufliche Strahlenbelastung untersucht ministeriums eine erste Stellung zu den und alle gemeldeten Krankheiten auf­ Krebserkrankungen nehmen. gezeichnet. Die Ergebnisse dieses Ge­ Das Bundesamt für Strahlenschutz sundheitsmonitoring werden bis Ende kann für seine seit 2009 erhobenen Über­ 2010 vorliegen. Sie sollen Anfang 2011 wachungsmessungen über und unter zunächst den Beschäftigten bekannt ge­ Tage feststellen, dass derzeit von der geben werden und danach der Öffent­ Schachtanlage Asse weder für die Be­ lichkeit. schäftigten noch für die Bevölkerung Das BfS wird dem Landesgesundheits­ eine Gesundheitsgefährdung ausgeht. amt in der nächsten Zeit seine Unter­ Außerdem liegen umfangreiche Ergeb­ stützung dazu liefern, um die Frage zu nisse aus der Umgebungsüberwachung klären, ob ein Zusammenhang zwischen vor, die ebenfalls keine entsprechenden den Erkrankungen in der Samtgemeinde Hinweise geben. Um möglichen Risiken und dem früheren Betrieb des Endlagers für die Beschäftigten und die Umgebung Asse existieren könnte. Bereits in den vorzubeugen, hat das BfS seit der Über­ ­vergangenen Jahren hat das BfS auf nahme des Endlagers diesem Gebiet viele Er­ Asse im Januar 2009 fahrungen sammeln die Strahlenschutz- und können. So präsentierte Das BfS hat bereits Überwachungsmaßnah­ es im Dezember 2007 Erfahrung mit Studien men umfassend ausge­ über den Zusammenhang von gemeinsam mit dem weitet. Dazu gehören Deutschen Kinderkrebs­ Strahlung und Krebs Schutzmaßnahmen im register eine umfassende Bergwerk sowie die Über­ Studie zum Krebsri­s iko wachung der möglichen Austrittswege für Kinder in der Umgebung von Kern­ von Radioaktivität. Vor anderthalb Jahren kraftwerken („KiKK-Studie“). In Zusam­ hatte der Fall des ehemaligen Asse-Mitar­ menarbeit mit der Deutschen Gesetz­ beiters Eckbert Duranowitsch Aufsehen lichen Unfallversicherung (DGUV) hat erregt, der von 1987 – 1990 in der Asse ge­ das BfS zudem eine Kohorte von ca. arbeitet hat und wegen seiner Leukämie­ 59.000 ehemaligen Arbeitern des Uranab­ erkrankung den früheren Betreiber der bauunternehmens Wismut zusam- Asse verklagte (siehe Asse Einblicke 2/09). mengestellt, um den Zusammenhang Auch dies war Anlass für das seit 2009 zwischen radioaktiver Strahlung und vom BfS betriebene sogenannte „Gesund­ Krebserkrankungen zu erforschen. heitsmonitoring“, das einen möglichen Dies alles sind Erfahrungen, die das Zusammenhang zwischen der beruf­ BfS – nicht nur als neuer Betreiber lichen Strahlenbelastung und der Wahr­ der Anlage – für die Menschen rund um scheinlichkeit einer strahlenbedingten die Asse zum kompetenten Ansprech­ Krebserkrankung klären soll. Hierfür partner machen. asse einblicke nr. 11 dezember 2010 11. Die Asse und das Grundwasser Dass der Salzsattel des Asse-Höhenzugs in Kontakt mit dem Grundwasser in der Um­ gebung steht, bereitet vielen Bürgern der umliegenden Gemeinden Sorgen. Schließ­ lich besteht die Gefahr, dass das Endlager vollläuft, wenn unkontrolliert Wasser ein­ dringt. Dieser schlechteste Fall kann eintre­ ten, bevor das Endlager sicher stillgelegt wird. Außerdem gibt es die Befürchtung, dass schon jetzt radioaktiv belastetes Grundwasser aus der Grube austreten könnte und etwa das sechs Kilometer ent­ fernte Wasserwerk Kissenbrück gefährdet ist. Ständige Messungen belegen, dass das nicht der Fall ist. Ein Blick auf die geolo­ gischen Verhältnisse und die Grundwasser­ bewegungen im Deckgebirge des Asse-Hö­ henzugs zeigt, dass gegenwärtig keine Gefahr besteht. Erst wenn das Bergwerk unkontrolliert vollgelaufen sein sollte, könnte mit Radionukliden verunreinigtes Wasser aus dem Endlager austreten. Diese Zusammenhänge erklärt auch ein Film auf der Internetseite „www.endlager-asse.de.“ 1 Über dem Salzgestein im Asse-Höhenzug liegen wasserstauende und wasserdurchlässige Gesteinsschichten übereinander. Die Schichten, die Wasser durchlassen, heißen Grundwasserleiter (dunkel gekenn­ zeichnet). Diese Schichten fallen in der Schöppenstedter bzw. der Remlinger Mulde bis auf eine Tiefe von über 1000 Metern unter die Oberfläche ab. Das Gewicht der darüber liegenden Gesteinsschich­ ten (A) drückt den Grundwasserleiter stark zusammen, sodass die Durchlässigkeit für Grundwasser hier nur noch schwach ist. Die Wasserbewegung wird zusätzlich gebremst, weil das Grundwasser in dieser Tiefe salzhaltig ist und damit schwerer als Süßwasser (B). Deshalb bewegt sich das leichtere, süße Grundwasser nicht in die Tiefe, sondern nimmt den Weg des geringsten Widerstandes. Es bewegt sich parallel entlang des Asse-Höhenzugs (C). (siehe auch Grafik rechte Seite) REMLINGER MULDE ASSE II KISSENBRÜCK + 220 m OHRENBERG 0m a b C - 625 m E - 1000 m D 2 Am Ohrenberg erreicht ein Grundwasser­ leiter, der auch an der Asse vorkommt, die Oberfläche (D). In diesem Bereich liegt die Oberfläche des Grundwassers tiefer als an der Asse. Deshalb könnte hier Wasser aus diesem Grundwasserleiter austreten. Unter­ halb der Remlinger Mulde jedoch wirken die verringerte Durchlässigkeit und der hohe Salzgehalt und die damit verbun­dene höhere Dichte wie eine Art Pfropfen. Dadurch wird der direkte Fließweg von der Asse zum Ohrenberg blockiert. SCHÖPPENSTEDTER MULDE 3 Grundwasser, das aus dem Bereich der Asse kommt, kann das örtliche Wasserwerk Kissenbrück nicht erreichen. Das Wasserwerk Kissenbrück fördert sein Wasser aus einem lokalen Grundwasserleiter, der vom obersten Wasserleiter des Asse-Höhenzugs durch mächtige, wasser­ undurchlässige Schichten getrennt ist (E). - 2000 m 6 Seit mindestens 1988 dringt Grundwasser über Risse, die sich in den eigentlich wasser­ undurchlässigen Gesteinsschichten gebildet haben, in das Bergwerk ein. Wichtig ist: Derzeit könnte kein radioaktiv kontaminiertes Wasser gegen die Fließrichtung des ein­ dringenden Wassers aus dem Grubengebäude austreten. Diese Sicherheit gilt aber nur so lange das Bergwerk noch offen ist. Grundwasser Salzhaltiges Grundwasser Radioaktiv belastetes Wasser 7 Gefahr für Mensch und Umwelt besteht dann, wenn die Schachtanlage unkontrolliert volllaufen sollte. Radioaktiv belastetes Wasser könnte dann über die Wege wieder aus dem Bergwerk austreten, über die das Grundwasser vorher eingedrungen ist. Das bewirkt u. a. der Gebirgsdruck, der das Gruben­ gebäude zusammendrückt und Lösung aus dem vollgelaufenen Bergwerk in das Deckgebirge über­ treten lässt. Das Ausmaß der radioaktiven Belastung in der Umwelt hängt davon ab, wie stark und in welcher Zeit Radionuklide aus den Abfällen gelöst werden, wie diese sich im Grubengebäude verteilen und welche Fließwege das kontaminierte Wasser nach Übertritt ins Deckgebirge nimmt. Diese Fließwege entscheiden, wie lange das Wasser bis zur Erd­ oberfläche braucht und wie stark es auf diesem Weg im Grundwasser verdünnt wird. asse einblicke nr. 11 dezember 2010 Auf den Asse-Höhenzug und seine Umgebung fallen jährlich 500 bis 700 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. 90 Prozent davon verduns­ ten direkt von freien Flächen oder werden von den Pflanzen wieder in die Luft transportiert. Etwa 10 Prozent gehen in das Grundwasser, also 60 Liter pro Quadratmeter und Jahr. In größerer Tiefe steht das Grundwasser in Kontakt mit dem Salzgestein unter dem Asse- Höhenzug und wird dadurch salzhaltig. 4 Der größte Teil des Grundwassers fließt nicht in die Tiefe, sondern bewegt sich oberflächennah und parallel zum Asse-Höhenzug. Die meisten und ergiebigsten Asse-Quel­ len befinden sich an den Aus­läufern der Asse bei Groß Denkte. Hier treten pro Jahr etwa 600 Millionen Liter aus, das sind 60 Prozent der Wassermengen aller Asse-Quellen. 90 % GROSS DENKTE 10 % 5 Im Bereich von Groß Denkte kommt auch salzhaltiges Wasser an die Oberfläche, ebenso bei Wittmar. Diese Salzquellen entstehen, weil Grundwasser direkt auf dem Salzsattel entlangströmt (F). F impressum ASSE I asse Einblicke Informationsschrift zum Endlager Asse II Herausgeber: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) V.i.s.d.P.: Katharina Varga, Willy-Brandt-Str. 5, 38226 Salzgitter www.endlager-asse.de Verlag: dUMMy Verlag GmbH Gestaltung: scrollan Druck: Moeker Merkur Druck GmbH & Co. KG ASSE II Die Asse Einblicke sind auf 100 % Altpapier gedruckt und klimaneutral. Die durch die Herstellung verursachten Treibhausgasemissionen wurden durch Investitionen in ein WWF Gold Standard Klimaschutzprojekt kompensiert. Ident-Nr. 107648

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