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BfS-Magazin: „Einblicke Nummer 17 | Informationen über ein Endlager“ (PDF, nicht barrierefrei)

Description: Asse E i n blicke Nr. 17 mai 2012 Informationen über ein endlager „Mir und auch meinen Amtsvorgängern ist die Unwahrheit gesagt worden“ Der frühere Parlamentarische Staatssekretär und Bundesforschungsminister Volker Hauff und der Historiker Detlev Möller über die sorglosen Zeiten der Einlagerung, die Erkenntnisse aus der geschichtlichen Aufarbeitung und die Verantwortung von Wissenschaft und Politik Asse Einblicke: Als 1973 die öffentliche Diskussion über das 4. Atomprogramm der Bundesrepublik statt- fand, waren Sie nach vielen Stunden einer der letzten anwesenden Verantwortlichen. Nun sind Sie einer der wenigen Politiker, die nicht nachlassen, Näheres über die damaligen Umstände in der Asse und mögliche ei- gene Fehler zu erfahren. Warum sind Sie so hartnäckig? Vo l k e r h a u f f: Es gibt in meinem politischen Leben kein Thema, das mich über Jahrzehnte so beschäftigt hat wie die Atomtechnologie. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, warum ein ganzes Land damals fast einstimmig auf die Atomtechnologie setzte und sie als Fortschritt betrachtete, und sich 50 Jahre später alle einig sind, dass wir herausmüssen aus dieser Techno­ logie und auch das ein Fortschritt ist. Da beginnt man schon nachzudenken, was passiert ist und was Fortschritt ist. Herr Möller beschäftigt sich damit, die Entwicklung im Bereich der Endlagerung nachzuzeichnen, Spuren zu finden und Wegmarken, an denen sich Bewertungen geändert haben. Wie wichtig ist diese Art politischer Geschichtsforschung für Sie? h a u f f: Herr Möller hat mir sehr geholfen, die Frage zu beantworten, wie wir alle falschen Ver­ sprechungen von Experten erliegen konnten. Die Asse steht ja Pars pro Toto, stellvertretend für den sorglosen Geist der damaligen Zeit. Sie war ein Vorzeigeobjekt, das von der internationalen Atombehörde besucht wurde, von Gästen aus dem Ausland. Und heute erfahre ich von Herrn Möller, dass es bereits im Jahr 1964 Schriftstücke gab, in denen ein Wassereinbruch in der Asse nicht ausgeschlossen wird. Später wurde dieser sogar als sicher angesehen. Mir wurde zu Beginn der 70er-Jahre von den Zuständigen immer wie­ der versichert, dass das Eindringen von Wasser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Es ist Zeit für ein breites Forschungsprojekt, um das Ineinander von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu un­ tersuchen. Diese bisher wenig erforschten Allianzen, bei denen es viel vorauseilenden Ge­ horsam gab, indem man das sagte, was gehört werden wollte. D e t l e f M ö l l e r : Herr Hauff bezieht sich auf ein Gutachten des niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung aus dem Jahr 1964. Damals wurde schon deutlich, vor welchen Herausforde­ rungen die Wissenschaft in Zusammenhang mit der Endlagerfrage stand. Es war ja eine völlig neue Aufgabe, die Standfestigkeit von Salzberg­ werken zu untersuchen. Da konnte keine Pro­ gnose über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren gemacht werden. Herr Hauff, Sie lesen diese Dokumente Jahrzehnte später – hätten Sie darüber nicht unterrichtet sein müssen? h au f f: Mir und auch meinen Amtsvorgängern ist die Unwahrheit gesagt worden. Diejenigen, die uns beraten haben, wussten mehr. Aber „Es ist Zeit, dass sich nach der Politik DIE Techniker und Naturwissenschaftler fragen, wo sie Fehler gemacht haben.“ detlev möller ich will das nicht als Schuldfrage diskutieren, sondern der Frage nachgehen, was wir daraus lernen müssen. Hat Sie die Technikbegeisterung angesteckt? h au f f: Es gab damals so etwas wie einen Wett­ streit zwischen den demokratischen Parteien, die Bedingungen so zu setzen, dass man diese Technik bald nutzen kann. Nur für diesen Zweck wurde ein eigenständiges Ministerium gegrün­ det. Es hieß: Mit der Kernenergie können wir aus einer Wüste blühende Landschaften machen. Und in den Forschungseinrichtungen bezeichne­ te man die Argumente der Atomkraftgegner als verrücktes Zeug. Da sagten Forscher: Wenn es wirklich gefährlich wäre, müssten wir es doch wissen, wir wären ja auch die ersten Betroffenen. Der ganze Strahlenschutz sei doch völlig über­ trieben. Das klang damals überzeugend. Die Erkenntnis, dass die Sorglosigkeit allzu groß ist, wuchs erst langsam. Herr Möller, waren die Energieversorgungsunternehmen da besonnener? Die musste man ja erst von der Atom- kraft überzeugen. Und letztlich haben sie erst AKW gebaut, als die Politik gesagt hat, wir sorgen für die Endlagerung. M ö l l e r : Gar nicht so sehr besonnener, aber stärker wirtschaftlich orientiert. Die EVU haben berechnet, wann die Atomenergie konkurrenz­ fähig wird und dabei waren die Kosten für die Endlagerung ein wichtiger Posten. Man hat ge­ sehen, dass schon die Zwischenlagerungskosten im internationalen Vergleich enorm hoch waren, und sich gedacht, dass die Endlagerungskosten wahrscheinlich noch viel höher sein werden. Die Endlagerung drohte als Kostenfaktor wohl zu groß zu werden, weswegen die Ministerial­ verwaltung und die Politik unter dem Druck standen, klarzumachen, dass die Endlagerung kein außergewöhnlich hoher Kostenfaktor sein würde. Es gab ja schon 1967/68 – als die Asse als End­lager festgelegt wurde – einen propagierten Durchbruch der Atomkraft, aber erst 1971 den eigentlichen kommerziellen Durchbruch, der sich dann auch an einer sogenannten Bestell­ lawine zeigte. Da haben die EVU gesagt, jetzt lohnt es sich tatsächlich – unter bestimmten Be­ dingungen. Das Ergebnis Ihrer Doktorarbeit ist doch, dass die billige Entsorgung in der Asse auch eine Art Angebot an die Industrie war, eine Ermutigung. M ö l l e r : Bei der Etablierung der Atomenergie ging es darum, ein glaubhaftes System hinzustel­ len. Die zuständigen Stellen wollten zeigen: Kern­ kraft ist möglich. Man kann Kraftwerke bauen und wir tun alles dafür, die hierzu notwendigen Prozesse zu verfeinern. Die Ministerien haben deutlich gemacht: Wir schaffen Lösungen und wir achten auf die Wirtschaftlichkeit. h a u f f: Als ich 1972 als Staatssekretär im For­ schungsministerium bei Horst Ehmke anfing, haben wir diskutiert, was man ändern muss. Und eine der wichtigsten Änderungen war, die Zuständigkeiten für die Förderung der Atom­ energie und die Genehmigung von AKW institu­ tionell zu trennen. Bis dahin lag die Zuständig­ keit für beides in einem Ministerium. Da gab es natürlich viel Widerspruch. Ich will aber nicht den Eindruck vermitteln, dass wir alles richtig gemacht haben. Wir haben uns an die Probleme herangetastet. Die Gemengelage war ja eher so, dass man auf diese Technologie setzte, und zwar mit großen Hoffnungen. Das war ein Trend, und der war weltweit. Es gab unter dem Motto „Atoms for Peace“ das Bemühen der amerikanischen Regierung, ein friedliches Gegengewicht zu Hiroshima und Nagasaki zu liefern. Die fried­ liche Nutzung der Kernenergie als Aufbauhilfe. Das wurde auch so verstanden. Hat das auf die Parteien abgefärbt? Gab es also eine Art Wettlauf, wer der atomfreundlichste Politiker ist? h au f f: Es gab zu dieser Zeit faktisch keine Partei, die in nennenswertem Umfang kritische Positi­ onen entwickelt hätte. Die SPD hatte den Plan Atom. Man hörte Reden, von denen man heute denkt: So euphorisch hätte es nicht sein müssen. War das auch Ihre eigene Haltung? h a u f f: Ich hatte am Anfang eine positive Ein­ stellung zur Kernenergie. Ich sah darin eine Möglichkeit, das Energieproblem einer globalen Lösung näherzubringen. Die ersten entschei­ denden Zweifel kamen bei der Diskussion über die Frage, ob es möglich ist, die deutsche Tech­ nologie auch militärisch zu missbrauchen. Ich bin als junger Mensch durch meine Mitarbeit in der Organisation „Kampf dem Atomtod“ politi­ siert worden, also im Engagement gegen die ato­ mare Bewaffnung der Bundesrepublik. Ich war der Meinung, dass man das voneinander trennen kann: die friedliche und die militärische Nut­ zung. Als ich dann feststellte, dass das gar nicht möglich ist, gab das den ersten Einschnitt. Und dann kamen die Katastrophen: Ein Störfall in Schweden, später Harrisburg und Tschernobyl – da sind die Zweifel immer größer geworden. Eine andere Katastrophe wurde Ende der Siebziger- jahre in Ihrem Zuständigkeitsbereich in der Asse angerichtet … h au f f: Also ich lege schon Wert darauf, dass die Zuständigkeit für die Genehmigungen in der Asse ab 1973 nicht beim Forschungsministerium lag, sondern beim Innenministerium. Auf meinem Tisch hat es kein Dokument gegeben, bei dem man hätte sagen müssen: Halt, lass uns noch mal nachdenken. So etwas gab es bei der Wiederauf­ arbeitung, beim schnellen Brüter. Aber was die Asse angeht, habe ich kein Schriftstück gesehen, bei dem es Handlungsbedarf gegeben hätte. Sie haben ja die Asse in Ihrer Amtszeit öfter besucht. Welche Erinnerungen haben Sie daran? h au f f: Die Erinnerung, dass es auch bei diesen Besuchen keinen Hinweis auf einen Wasser­ einbruch gab. Das wurde schlicht verschwiegen. Stattdessen hieß es, dass es das nicht gibt oder wenn, dass es vernachlässigbar wäre. Ich habe riesige, trockene Kavernen gesehen, in denen die Fässer ordentlich gestapelt waren. M ö l l e r : Es gibt zu einem dieser Besuche von Herrn Hauff, bei dem er 1974 die Arbeitsgruppe „Reaktorsicherheit und Strahlenschutz“ des Deutschen Bundestages begleitet hat, ein Proto­ koll. Da wurde – weil alles so gut lief – bezeich­ nenderweise darüber diskutiert, ob die Asse Versuchsendlager bleiben soll. Fo r ts e tz u n g au f s e i t e 4 > > > Info-Veranstaltung zum Asse-Zwischenlager Die Asse-2-Begleitgruppe unter der Leitung von Landrat Röhmann lädt die Öffentlichkeit am 26. Juni um 18 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in die Wolfenbütteler Lindenhalle ein. Thema ist das Asse-Zwischenlager. Damit die Abfälle aus der Asse zurückgeholt werden können, müssen ein Pufferlager, eine Konditionierungs- anlage und ein Abfalllager bereitstehen (s. Seite 2 u. 3). Stand der Arbeiten zum Anbohren der Kammer 7 Derzeit laufen die letzten Arbeiten, um die Genehmi- gungsauflagen zum Anbohren der Kammer 7 in 750 Meter Tiefe umzusetzen. Mit dem Anbohren von Einlagerungskammern sollen genauere Kenntnisse über den Zustand der Kammern und der Abfälle erlangt werden (siehe auch Asse Einblicke Nr. 15). asse einblicke nr. 17 mai 2012 17. asse einblicke nr. 17 wie Das Zwischenlager aussehen könnte Nach einem Vergleich unterschiedli­ cher Wege zur sicheren Schließung des Bergwerks haben im Januar 2010 das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ent­ schieden, die Rückholung der Abfälle zu verfolgen. Bei der Rückholung wer­ den die geborgenen radioaktiven Ab­ fälle in spezielle Behälter verpackt und über den Schacht nach über Tage in ein Puffer­lager gebracht. Von dort ge­ langen die Abfälle in eine Konditionie­ rungsanlage, wo sie für die spätere Endlagerung behandelt und neu ver­ packt werden. Anschließend werden die konditionierten Abfälle zwischen­ gelagert, bis sie in ein aufnahmebereites vorherdie einzelnen arbeitsschritte bergung/umverpackungPufferlagerung Die schwachradioaktiven Abfälle (LAW) und die Abfälle in den sogenannten Verlorenen Betonabschirmungen werden unter Tage in spezielle Umver- packungen, sogenannte „Overpacks“, gefüllt. In diesen dichten, außen kon- taminationsfreien Behältern gelangen die Abfälle über den Schacht an die Tagesober­fläche. Die Größe der Over- packs (siehe rechte Seite) richtet sich dabei nach der Größe der geborgenen Abfallbehälter. Die 200-Liter-Fässer mit den mittel­radioaktiven Abfällen (MAW) aus 511 Metern Tiefe werden vor dem Transport nach oben in spezielle Gussbehälter gepackt. Endlager transportiert werden. Es wer­ den also ein Pufferlager, eine Konditio­ nierungsanlage und ein Abfalllager be­ nötigt. Da damit zu rechnen ist, dass ein Großteil der Fässer zerstört und das um­ gebende Salz kontaminiert ist, fällt bei der Rückholung eine größere Menge radioaktiven Abfalls an, als ursprüng­ lich eingelagert wurde. Bisher liegen hierzu nur Schätzungen vor, belastbare Mengenangaben lassen sich erst im Laufe der weiteren Untersuchungen machen. Wie beim Vergleich der Stilllegungs­ optionen soll auch der Standort für das Asse-Zwischenlager in einem nachvoll­ ziehbaren und objektiven Verfahren ausgewählt werden. Zuerst werden Kriterien und Bewertungsgrößen fest­ gelegt, mit deren Hilfe die möglichen Standorte gegeneinander abgewogen werden. Grundsätzlich vorteilhaft ist ein Standort, der direkt an das Betriebs­ gelände der Schachtanlage angrenzt, da hierdurch zusätzliche Abfalltrans­ porte über öffentliche Wege vermieden werden können. Die Infografik zeigt, wie der Abfall nach der Rückholung konditioniert und in welchen Behältern er transportiert werden kann. Die Darstellung beruht auf einer ersten standortunabhängigen Konzeptstudie. (siehe www.asse-gmbh.de) wie der müll verpackt wirdabfallmenge Die folgende Darstellung vereinfacht den Zustand der Fässer. Bei den Fässern, die nicht mehr intakt geborgen werden können, werden die zerdrückten Abfälle mit Salzgrus in neue Behälter gepackt.Anwachsen am Beispiel eines 200-Liter-Fasses* fass mit beton­ abschirmungfass mit mittel- radioaktivem abfall400-liter-fass200-liter-fassbergezustand0,2 m3 pro fass overpack mit fass mit betonabschirmunggussbehälter für mittelradio- aktiven abfalloverpack mit 400-liter-fassoverpack mit 200-liter-fassverpackung unter tage0,7 m3 pro fass container typ ii mit einem overpackgussbehälter für mittelradio- aktiven abfallzwei Overpacks in einem container typ Ivsechs Overpacks in einem container typ vverpackung im zwischen­ lager1,8 m3 pro fass anschliessend radiologische messung Konditionierung und Verpackung Abfalllagerung Transport zum endlager Ist das Endlager annahmebereit, kann mit der Räumung des Asse-Zwischenlagers begonnen werden. Je nach Infrastruktur­ anbindung wäre ein Transport der Container per Eisenbahn oder Lkw möglich. Die mit den Abfällen gefüllten Overpacks werden über Tage vom Schacht aus in ein Pufferlager gebracht. Damit auch größere Abfallmengen zügig geborgen werden können, ist ein ausreichend großes Puffer- lager notwendig. Die Overpacks gewähr­ leisten keine Störfallsicherheit für den Transport auf öffentlichen Wegen. Sie kön- nen da­her nur auf dem Betriebs­gelände eingesetzt werden. Zusätzliche Transport- verpackungen (wie hier dar­gestellt) sind nur erforderlich, wenn das Asse- Zwischenlager nicht an der Schachtanlage errichtet werden kann. Die in den Overpacks befindlichen Abfälle müssen radiologisch untersucht werden. Hierzu werden die Overpacks in spezielle Messanlagen gestellt und der Inhalt mit- hilfe zerstörungsfreier Prüfungen be- stimmt (charakterisiert). Sofern möglich sollen die Overpacks nicht wieder geöffnet und damit die Strahlenbelastungen minimiert werden. Die radiologische Cha- rakterisierung ist wichtig für die spätere Endlagerung der Abfälle. Bevor die Overpacks in die Endlager­­- con­tainer gestellt und mit Beton vergossen werden, muss sichergestellt sein, dass die Endlagerbedingungen eingehalten werden. Die Inhalte müssen hinreichend bekannt sein. Befinden sich noch Flüssigkeiten in den Overpacks, müssen diese verfestigt werden. Bei der Verpackung werden die Overpacks in größere Container gestellt und anschließend die vorhandenen Hohl- räume zwischen den Behältern mit Beton gefüllt. So erhält man störfallfeste Ver­ packungen, die für die Lagerung und den Transport in ein Endlager zugelassen sind. Wie groß das Volumen ist, das erneut endgelagert werden muss, wird maßgeblich durch das Verpackungskonzept beeinflusst. Die Größe und Anzahl der Overpacks richtet sich nach der Größe der zu bergenden Fässer oder Fassteile sowie nach der Menge des kontaminierten Salzes. Nach der Konditionierung werden die Container gelagert, bis sie in ein auf­ nahmebereites Endlager transportiert werden können. Abfälle, die Kernbrennstoff enthalten, müssen in einem besonders gesicherten Bereich des Asse-Zwischen­ lagers verwahrt werden. Dieser erfüllt die Anforderungen an die Lagerung von Kernbrennstoffen. Bei den kernbrennstoff- haltigen Abfällen handelt es sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht um hoch­ radioaktive Abfälle. Die Overpacks werden außerhalb des Bergwerks in die Endlager- container verpackt. Die stärker strahlenden MAW-Abfälle aus 511 Metern Tiefe können nicht in Overpacks, sondern müssen in Gussbehälter verpackt werden. Die störfallfesten Gussbehälter können ohne eine weitere Verpackung in das Endlager gebracht werden. ? ? asse ffe r kernbrennsto lagerbereich fü ? standort pV container ty 7 container typ II verladeb ich messbere 4 5 6 n verfülleer in ta n co lagerung n verfülleks overpac g entladunr e in ta n co 3 ereich 1 2 rangier- bereich Die Errichtung der Konditionierungsanlage und des Asse-Zwischen­ lagers auf einem an die Schachtanlage angrenzenden Betriebs­ gelände hat den Vorteil, dass kein unnötiger und mit Risiken verbun- dener Transport auf öffentlichen Straßen oder Schienen erforderlich wäre. Dies folgt auch dem Minimierungsgebot der Strahlenschutz­ verordnung. Danach sind unnötige Strahlenbelastungen, z. B. durch Transporte zu vermeiden und notwendige Strahlenbelastungen so gering wie möglich zu halten. Wäre eine schachtnahe Errichtung der Konditionierungsanlage und des Abfalllagers nicht möglich, müssten die Abfälle dennoch vor Ort verpackt werden. Nur so wäre ein Transport auf öffentlichen Wegen möglich. Dafür wären am Standort Asse auf jeden Fall ein Pufferlager sowie die erforderlichen Anlagen zu errichten, um die Abfälle für den Transport zu verpacken. Auswahlverfahren Die Entscheidung über den Standort des Asse-Zwischenlagers erfolgt im Rahmen eines kriterienbasierten Auswahlverfahrens. Im Februar 2012 hat das BfS hierzu einen Vorschlag veröffentlicht.** Er ist die Grundlage für die Dis­kussion mit der Begleitgruppe Asse II und der Öffentlichkeit. Ziel des BfS ist es, die Kriterien vor dem Beginn des Auswahlverfahrens für den Standort des Asse-Zwischen- lagers verbindlich festzuschreiben. Bei der Suche nach einem ge­ eigneten Standort spielen der Platz­bedarf, die technische Machbar- keit und der Strahlenschutz eine wichtige Rolle. Zudem müssen Genehmigungs- und Sicherheits­aspekte berücksichtigt werden. Ebenso fließen der Verbrauch von Ressourcen und Eingriffe in das Landschaftsbild in die Be­wertung ein. *WTI & GNS (2011), Konzeptstudie standortunabhängiges Zwischenlager (www.asse-gmbh.de) ** siehe unter www.endlager-asse.de mai 2012 asse einblicke nr. 17 mai 2012 „Ich habe riesige, trockene Kavernen gesehen, in denen die Fässer ordentlich gestapelt waren.“ Vo l k e r H au f f Eine Einlagerungskammer, in der die Abfallfässer mit einer sogenannten verlorenen Betonabschirmung gestapelt wurden Aber auch wenn es da wieder Versuchsendlager hieß, musste doch klar gewesen sein, dass es angesichts der Massen an Fässern nicht mehr um Versuche ging, sondern um Endlagerung. h au f f: Wenn Sie damit anfangen zu sagen: Ich bin schlauer als die Wissenschaftler und Gut­ achter, dann müssen Sie Ihren Stuhl räumen. Sie können sich nicht als Minister an die Stelle von Gutachtern setzen. Sie müssen Ihren Leuten ver­ trauen oder sie durch andere ersetzen. Was hätten Sie getan, wenn Sie manche dieser Doku- mente schon damals gesehen hätten? h au f f: Ich hätte gesagt: Das will ich mir näher anschauen. Ich habe nie behauptet, Dinge bes­ ser zu wissen, aber ich wollte es gelegentlich genau haben. Ich habe dann Gespräche organi­ siert zwischen denjenigen, die skeptisch waren und den anderen. Ich selbst habe nur den Argu­ menten zugehört – oft stundenlang – und dabei versucht, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Argumente belastbar sind. Herr Möller, gibt es eigentlich in der Wissenschaft die Bereitschaft, die eigene Rolle damals kritisch auf- zuarbeiten? M ö l l e r : Es wäre ganz wichtig, wenn die Beteilig- ten von damals Stellung nehmen würden. Aber die technisch-wissenschaftliche Aufarbeitung steht aus. Es wurde inzwischen eine erste Bre­ sche in den politisch-administrativen Bereich geschlagen, auch mit dem Untersuchungsaus­ schuss. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse können die Basis dafür bilden, dass sich Techni­ ker und Naturwissenschaftler fragen, wo Fehler gemacht worden sind. „Man hat gedacht: Das Kind ist in den Brunnen gefallen und wenn wir noch ein bisschen drauftun, ist es auch nicht schlimm.“ d e t l e v m ö l l e r h au f f: Mich hat schon immer gestört, wie wenig Wissenschaftler – auch hier in Deutschland – be­ reit sind, über ihre Verstrickung in Fehlentwick­ lungen zu reden. Sie sagen sich einfach: Wir machen unsere Arbeit und dienen nur der Wahr­ heit. Die meisten sehen sich außerhalb der Kritik und nur Einzelne übernehmen persönliche Ver­ antwortung. Es wäre hochinteressant, die Kultur, die dahintersteckt, mal aufzuarbeiten. M ö l l e r : Das ist genau der Punkt. Was die Ver­ meidung von Fehlentwicklungen angeht, sehe ich den Korrekturbedarf weniger im administra­ tiv-politischen Bereich. Die Aufmerksamkeit der Leitung ist begrenzt. Man kann nicht alles zum Minister hochgeben. Die Aufgabe des Abteilungs­ leiters ist es auch, politische Aspekte einzubrin­ gen, dafür ist er politischer Beamter. Es sind die Wissenschaftler, die sich fragen lassen müssen, ob ihre Arbeiten im Ergebnis nicht zu opportun waren. Hinzu kommt, dass es im Fall der Asse an einer überregionalen Öffentlichkeit gefehlt hat. Man hat ja der ortsansässigen Bevölkerung klipp und klar gesagt: Das ist der Ort, wo für die nächs- ten 100 Jahre radioaktive Abfälle aus Kranken­ häusern und Forschungsinstituten gefahrlos untergebracht werden. Und die Menschen in der Region haben sich damit abgefunden. Erst 1972/73 gab es ein überregionales Interesse, das wichtig war, um den administrativ bestimmten Prozess zu korrigieren. Bestand eine der administrativen Korrekturen darin, die bis 1973 ganz offen als Endlager deklarierte Asse wieder Versuchsendlager zu nennen? M ö l l e r : Ja. Das öffentliche Interesse an Fragen der Atomenergie war größer geworden. Da konn­ te weniger hinter „verschlossenen Türen“ passie­ ren. Zum anderen gab es ab 1974 die Diskussion um das „Integrierte Entsorgungszentrum“ – die Idee also, dass man eine zentrale Anlage mit Wiederaufarbeitung, Einrichtungen zur Behand­ lung radioaktiver Abfälle und einem Endlager schafft, die letztlich am Standort Gorleben ent­ stehen sollte. Mit dieser Idee war der Wille da, es nun richtig zu machen, also kein altes Salz­ bergwerk zu nehmen, sondern ein neues auf­ zufahren. Die Asse passte nicht mehr ganz ins Konzept und in die Zeit. Man hat das Bergwerk wohl auch wieder Versuchsendlager genannt, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf die deut­ lichen Unterschiede zu lenken. Die Asse war ja das zentrale Element im Beseitigungssystem. Erklärt das auch, dass im letzten Jahr der Einlagerung noch mal massiv Fässer eingelagert wurden – nach dem Motto: Wir kübeln noch einmal alles rein? h a u f f: Man wollte eine umfassende neue Lö­ sung – einen möglichst weitgehenden Kreislauf, der beinhaltete, dass der Müll wiederaufgearbei­ tet wird und als Energiequelle dient. Der Rest sollte in ein Endlager verbracht werden. Wenn aber irgendjemand geahnt hätte, welche Situati­ on wir heute auf der Asse haben, dann hätte sich ein Großteil derjenigen anders verhalten. Mit Unterstellungen wäre ich vorsichtig. M ö l l e r : Das geht mir tendenziell ähnlich. In den letzten Jahren der Einlagerung dachte man anscheinend schon: Das Kind ist in den Brunnen gefallen und wenn wir noch ein bisschen mehr drauftun, macht es das auch nicht wesentlich schlimmer. Man muss aber anerkennen, dass in den Jahren 1977 bis 1980 angemessen reagiert wurde, indem man das „langfristige Konzept“ für die Asse formulierte. Das bedeutet, die zu­ ständigen Stellen haben sich die Forderung des niedersächsischen Bergamtes nach Verfüllung der Südflanke zu eigen gemacht. Angesichts ver­ stärkt diskutierter Verformungsbewegungen im Bergwerk war das auch notwendig, damit das in der 4. Atomgesetznovelle von 1976 vorgeschrie­ bene Planfeststellungsverfahren funktionieren konnte. Man wollte die Südflanke verfüllen, neue Kammern auffahren und war bereit, dafür die finanziellen Mittel bereitzustellen. Die wesent­ liche Frage ist, warum das nur schleppend oder nur zum Teil passierte. Man hat Anfang der Achtzigerjahre angefangen, Teile zu verfüllen, aber eben nicht die vollständige Südflanke. Wenn man sich heute die Frage stellt, wo die Zeit geblieben ist, die uns jetzt fehlt, dann findet man da eine Antwort. Herr Hauff, wann ist Ihnen eigentlich das ganze Ausmaß des Dilemmas in der Asse klargeworden? h au f f: Den genauen Zeitpunkt kann ich Ihnen nicht sagen, das muss aber so Ende 2007 gewe­ sen sein. Ich habe es schlichtweg aus der Presse erfahren und dann war die Neugier geweckt. Der nächste Punkt war natürlich die Einladung in den Untersuchungsausschuss. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet? h au f f: Ich habe aus den Ministerien, in denen ich gearbeitet habe, immer nur meine persön­ lichen Akten mitgenommen, mancher hat das anders gehalten. Daher musste ich beim Kanzler­ amt um Akteneinsicht bitten. Dort habe ich mich durch einige Ordner gewühlt. Später, nach meinen Aussagen im Untersuchungsausschuss in Hannover, hat mich Herr Möller dankens­ werterweise auf einige Dokumente aufmerksam gemacht, die mir die Frage beantworten halfen, ob jemand etwas gewusst hat, das man mir nicht zugeleitet hat, obwohl es die Pflicht eines loyalen Beamten gewesen wäre. „Herr Möller hat mir geholfen, die Frage zu beantworten, wie wir alle falschen Versprechungen erliegen konnten.“ vo l k e r h au f f Sie haben vor dem Untersuchungsausschuss gesagt, dass die Asse kein Endlager gewesen sei. Das über- rascht, schließlich wurde die Asse ganz offiziell im Umweltprogramm der Regierung 1973 als Endlager bezeichnet. h a u f f: In meiner Erinnerung an die Zeit im Bundesforschungsministerium wurde mir die Asse immer wieder und mit großem Nachdruck als eine Forschungs- und Versuchsanlage präsen­ tiert. Das ist bei mir hängen geblieben. Würden Sie heute eine andere Aussage vor dem Unter- suchungsausschuss machen? h a u f f: Ich würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass die Dokumente, die mir Herr Möller gezeigt hat, öffentlich diskutiert werden. Weil sie bei der Beantwortung der Frage helfen können, was wir aus dieser Geschichte lernen müssen. Herr Möller, ist Herr Hauff ein Glücksfall für einen Historiker? M ö l l e r : Absolut. Die meisten Zeugen, die vor den Untersuchungsausschuss treten, machen ihr Statement und das wars. Herr Hauff ist für die Forschung vor allem deswegen so wichtig, weil er uns z. B. auch etwas über die öffentliche Dis­ kussion des 4. Atomprogramms im Februar 1973 erzählen kann. Das war ja das erste Mal, dass außerhalb von Fachkreisen diskutiert wurde. Und Herr Hauff war von Anfang bis Ende dabei, während etwa Forschungsminister Horst Ehmke schon vorher gegangen war. Herr Hauff hat das Gegeneinander der Atom-Befürworter und -Gegner direkt mitbekommen. Herr Hauff, welche Lehren haben Sie daraus gezogen? h au f f: Ich hatte 1976 ein längeres Gespräch mit Willy Brandt und danach haben wir als Bundes­ regierung den „Bürgerdialog Kernenergie“ ge­ startet. Wir wollten Diskussionen und Work­ shops fördern, immer unter der Voraussetzung, dass Menschen ganz unterschiedlicher Meinung anwesend sind. Es ging um Offenheit und nicht darum, dass einer sagt: Ich weiß alles. Es war auch der Versuch, diejenigen, die sich von den etablierten Parteien entfernt hatten, wieder ein­ zubeziehen in den demokratischen Diskurs. M ö l l e r : Das war ja neu für die Personen, die Bedenken hatten. Lange Zeit wurde ihnen ja un­ terstellt, sie hätten eine Atompsychose. h a u f f: Und es ist bis heute wichtig, daran zu erinnern. Gerade wenn es um große Infrastruk­ turprojekte geht. Ich beschäftige mich damit, an welchen Stellen wir es schaffen, Offenheit her­ zustellen und durch partizipative Formen der Demokratie zur Stärkung der repräsentativen Demokratie beitragen können. Das ist die Quint­ essenz meiner energiepolitischen Erfahrungen. Wie beurteilen Sie den Prozess, mit dem bei der Asse die beste Stilllegungsoption gefunden wurde? h a u f f: Ich habe Respekt davor, mit welcher Standhaftigkeit alle Fragen bei voller Transparenz geklärt wurden, um die knappste Ressource in unserer Demokratie wiederzuerlangen: das Ver­ trauen. Wir werden es nie schaffen, dass am Ende alle einer Meinung sind, aber entscheidend ist, dass alle eine faire Chance haben, ihre Meinung in den Entscheidungsprozess mit einzubringen. Sie waren neulich nach Jahrzehnten wieder einmal in der Asse. Haben Sie diesmal Wasser gesehen? h au f f: In ausreichender Menge. Mir ist schleier­ haft, wie die Leute, die damals Verantwortung für die Asse hatten, so vieles verschweigen konnten. Ich habe nach dem Besuch lange mit meiner Frau diskutiert, was man machen muss. Gerade nach der Entscheidung für eine Energiewende ist es wichtig, dass die Erkenntnisse über die Gründe für diese Katastrophe nicht in wissenschaftlichen Werken bleiben, sondern an die Öffentlichkeit gelangen. Das alles zwingt zum Nachdenken. Das Gespräch führte oliver gehrs Volker hauff (SPD) war seit 1972 Parlamentarischer Staats­ sekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie unter Bundeskanzler Willy Brandt. Im Frühjahr 1978 wurde er in der von Helmut Schmidt geführten Regierung zum Forschungs­ minister ernannt. Hauff wurde im März 2011 in die „Ethikkommis- sion für eine sichere Energieversorgung“ der Bundesregierung berufen. Im Februar 2010 sagte er vor dem Untersuchungs­ ausschuss zur Asse aus. DetleV möller studierte Geschichtswissenschaft und Päda­ gogik an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. Es folgten mehrere Fach- und Führungspositionen als Offizier in der Luftwaffe. 2009 veröffentlichte er seine Doktor- arbeit über die „Endlagerung radioaktiver Abfälle in der Bundes- republik Deutschland – Administrativ-politische Entscheidungs- prozesse zwischen Wirtschaftlichkeit und Sicherheit, zwischen nationaler und internationaler Lösung“. Seit 2010 ist Möller Mitarbeiter des Bundesamts für Strahlenschutz. impressum asse Einblicke Informationsschrift zum Endlager Asse II Herausgeber: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) V.i.s.d.P.: Katharina Varga, Willy-Brandt-Str. 5, 38226 Salzgitter www.endlager-asse.de Verlag: dUMMy Verlag GmbH Gestaltung: scrollan Fotos: Felix Brüggemann für Asse Einblicke; BfS Bildmaterial Infografik: Macina Digitalfilm Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn Die Asse-Einblicke sind auf einem FSC-zertifizierten Papier unter Ver­ wendung von Altpapier und wiederaufforstbaren Rohstoffen gedruckt und klimaneutral. Die durch die Herstellung ver­ursachten Treibhaus­ gasemissionen wurden durch Investition in das Klimaschutzprojekt „Wasserkraft, Pueblo Nuevo Viñas, Guatemala“ kompensiert. Die CO2-Emissionen dieses Produkts wurden durch CO2-Emissionszertifikate ausgeglichen. klimaneutral gedruckt Zertifikatsnummer: 727-53323-0811-1491 www.climatepartner.com

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