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BfS-Fachinformation: „Welcher Strahlenbelastung waren die Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II zwischen 1967 und 2008 ausgesetzt?“ (PDF, nicht barrierefrei)

Description: Fachinformation Welcher Strahlenbelastung waren die Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II zwischen 1967 und 2008 ausgesetzt? „Gesundheitsmonitoring Asse“ – Teil I Durch den vorliegenden ersten Schritt des Ge- sundheitsmonitorings Asse (GM Asse) liegt erst- mals eine umfassende, aussagefähige Dokumentation der Strahlenbelastung der im Zeitraum 1967 bis 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeite- rinnen vor. Die auf Basis der vorhandenen Mess- und Beschäftigungsdaten des früheren Betreibers HMGU durch das BfS abgeschätzte Strahlenbelas- tung ist zu gering, als dass nach dem Stand von Wissenschaft und Technik dadurch nachweisbar Krebserkrankungen ausgelöst werden könnten. Seit dem Beginn der Einlagerungen radioaktiver Abfälle in die Schachtanlage Asse II 1967 sind die jeweils zu erfüllenden rechtlichen Anforderun- gen an die Strahlenschutzüberwachung der Be- schäftigten anspruchsvoller geworden. Es kann nicht von einer vollständigen Erfassung aller strahlenschutzrelevanten Daten über den gesam- ten Zeitraum ausgegangen werden, insbesondere im Hinblick auf eine vollständige Dokumentation aller strahlenschutzrelevanten Arbeitssituationen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es in Ein- zelfällen zu nicht dokumentierten, höheren Strahlenbelastungen gekommen ist. Für die Be- schäftigten insgesamt ist die vorhandene Daten- basis aussagefähig und wissenschaftlich belastbar. Auf dieser Grundlage des vorliegenden ersten Schrittes des Gesundheitsmonitorings Asse kön- nen Beschäftigte im zweiten Schritt des Gesund- heitsmonitorings ihre individuelle Strahlenbelastung erfahren und bewerten las- sen. Dabei wird die persönliche Strahlenbelas- tung möglichst passgenau und auf der Grundlage zusätzlicher belastbarer persönlicher Angaben abgeschätzt, bewertet und erklärt. Warum hat das BfS das Gesundheitsmonitoring Asse durchgeführt? Zwischen April 1967, dem Beginn der Einlage- rung radioaktiver Abfälle in der Schachtanlage Asse II, und Ende 2008 waren ca. 700 Personen dort beschäftigt. Anfang 2009 traten einige ehe- malige Beschäftigte, die an Krebs erkrankt waren und die ihre Erkrankung auf ihre Tätigkeit in der Schachtanlage Asse II zurückführen, an die Öf- fentlichkeit. Aus den Veröffentlichungen des bis Ende 2008 zuständigen Betreibers, dem Helm- holtz Zentrum München für Gesundheit und Um- welt (HMGU, früher GSF) ergaben sich zu diesem Zeitpunkt keine belastbaren Erkenntnisse, die diese Vermutungen stützten. Allerdings gab es Widersprüche zwischen den dokumentierten Ar- beitsabläufen auf der Asse und Berichten einzel- ner betroffener ehemaliger Mitarbeiter. Um den Widersprüchen hinsichtlich der Strah- lenbelastungen der Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II und den Sorgen der Mitar- beiter und Mitarbeiterinnen der Asse Rechnung zu tragen, hat das BfS Anfang 2009 das Gesund- heitsmonitoring Asse (GM Asse) gestartet. Hierfür wurde die Projektgruppe GM Asse eingerichtet, die sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BfS zusammensetzte. Bei der Datenrecherche wurde die Projektgruppe von Mitarbeitern der Asse GmbH unterstützt, die im Auftrag der Pro- jektgruppe Daten und Dokumente des früheren Betreibers HMGU sichteten, zusammenstellten und elektronisch erfassten. Es war nicht Ziel des GM Asse, die Strahlenexpo- sition für die Bevölkerung abzuschätzen und das Gesundheitsgeschehen der Bevölkerung in der Umgebung der Asse zu untersuchen. Hierzu hat sich eine Arbeitsgruppe der niedersächsi- schen Ministerien für Soziales und Umwelt, des Landesgesundheitsamtes, des Epidemiologi- schen Krebsregisters Niedersachsen und des Landkreises Wolfenbüttel gegründet, die vom BfS unterstützt wird. Die beiden Schritte des Gesundheitsmonitorings Das GM Asse besteht aus zwei Teilen. Im ersten Schritt wurde rückblickend das Ausmaß der Strahlenbelastung möglichst vollständig erfasst, der die Beschäftigten bei ihren Tätigkeiten auf der Schachtanlage Asse II ausgesetzt waren. Die vorliegenden Daten wurden auf Aussagefähig- keit und wissenschaftliche Belastbarkeit geprüft und dienten als Ausgangsbasis für die Entwick- lung eines Quantifizierungskonzepts. Mit die- sem Quantifizierungskonzept wurde die Strahlendosis für jeden Beschäftigten individuell berechnet. Der erste Teil ist mit dem jetzt vorge- legten Bericht abgeschlossen. Im zweiten Schritt werden alle ehemaligen und derzeitigen Beschäftigten von der Asse GmbH, der vom BfS beauftragten Betriebsführerin des Endlagers Asse, angeschrieben und über das nun vorliegende Ergebnis des ersten Teils des GM Asse informiert. Jeder/Jedem Beschäftigten wird in diesem zweiten Schritt das Angebot ge- macht, auf Anfrage ihre/seine persönliche Strah- lendosis mitgeteilt zu bekommen. Das damit verbundene Gesundheitsrisiko wird bewertet und erläutert. Vor Beginn der Abschätzung der persönlichen Strahlendosis werden zusammen mit dem/der Beschäftigten nochmals die Anga- ben zu seiner/ihrer Beschäftigungshistorie be- sprochen, um möglichst passgenau auf die Einzelperson die persönliche Berechnung durch- führen zu können. Betrachteter Personenkreis des GM Asse In das GM Asse wurden alle zwischen April 1967 und Dezember 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeiterin- nen aufgenommen, für die die Möglichkeit einer beruflichen Strahlenexposition bestand. Dazu gehörten alle Personen, die entweder über oder unter Tage dosimetrisch (z. B. über Filmdo- simeter) überwacht oder für die Informationen zu Unter-Tage-Schichten verzeichnet waren. Ins- gesamt sind dies 433 Personen. Des Weiteren wurden vorsorglich auch 188 Beschäftigte, die keiner Strahlenschutzüberwachung unterlagen und für die rückwirkend nicht geklärt werden konnte, ob sie jemals unter Tage gearbeitet haben, berücksichtigt. Zusätzlich wurden 71 Mitarbeiter von Fremdfirmen, die während ihrer Arbeiten auf der Schachtanlage Asse II vom dor- tigen Strahlenschutz dosimetrisch überwacht waren, in das Monitoring aufgenommen. Das GM Asse umfasst damit insgesamt 692 Personen. Mitarbeiter von Fremdfirmen, die nicht vom Strahlenschutz der Schachtanlage Asse II dosi- metrisch überwacht wurden, konnten nicht in das GM Asse aufgenommen werden, da zu die- sem Personenkreis beim früheren Betreiber der Schachtanlage Asse II keine Informationen vor- lagen. Es ist aber jederzeit möglich, für diese Personen eine Abschätzung der Strahlenbelas- tung durchzuführen, sofern dies beim BfS vom Beschäftigten beantragt wird und dem BfS die jeweiligen Beschäftigungszeiten und ggf. wei- tere erforderliche Daten mitgeteilt werden. Anzahl der in das GM Asse einbezogenen Beschäftigten der Schachtanlage Asse II für die Jahre 1967 bis 2008 (nur Eigenpersonal, n = 621) Daten zur beruflichen Strahlenexposition Zunächst galt es zu entscheiden, ob es sinnvoll und notwendig ist, alle derzeitigen und ehema- ligen Beschäftigten (ca. 700 Personen) hinsicht- lich ihrer möglichen Strahlenbelastung im Zuge ihrer Tätigkeiten auf der Asse zu befragen, um eine individuelle Strahlendosisabschätzung vor- zunehmen. Eine erste Sichtung der bei der Asse GmbH – die heute den Betrieb im Auftrag des BfS führt und insofern Nachfolgerin des HMGU ist - vorhandenen Unterlagen zu Personal- und Beschäftigungsdaten sowie von Messwerten zur Strahlenbelastung ergab, dass die vorliegenden Dokumentationen umfangreich und zur Ermitt- lung der persönlichen Strahlenbelastung ausrei- chend erschienen. Das BfS hat deshalb entschieden, dass eine zusätzliche Befragung aller 700 früheren und derzeitigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu den jeweiligen Be- schäftigungshistorien weder notwendig noch sinnvoll ist. Es wurde daher eine ausgewählte Gruppe von Beschäftigten zu früheren Arbeits- abläufen und Strahlenschutzregelungen befragt, um mit Hilfe von deren Aussagen die vom frü- heren Betreiber HGMU dokumentierten Daten - soweit rückwirkend möglich - auf Vollständig- keit und Richtigkeit zu prüfen. Hiermit konnten einige Widersprüche zwischen der Dokumenta- tion des früheren Betreibers HMGU sowie Be- richten einzelner ehemaliger Mitarbeiter geklärt werden. Andere Widersprüche konnten nicht geklärt werden, da die Erinnerungen un- tereinander verglichen ebenfalls widersprüch- lich waren und sich somit kein belastbares Bild erstellen ließ. Die verbleibenden Unsicherheiten wurden bei den Auswertungen des BfS durch konservative Annahmen berücksichtigt. Zur Ermittlung der beruflichen Strahlenexposi- tion auf der Schachtanlage Asse II während der Einlagerungsphase (1967-1978) und Umlage- rungsphase (bis 1980) sowie für die Phase da- nach (1981-2008) wurden alle vorhandenen Messdaten des früheren Betreibers HMGU bzw. von anderen dem BfS zugänglichen Stellen ge- sichtet, auf Belastbarkeit geprüft und ausgewer- tet. Diese Ermittlung umfasste: • die personenbezogenen Daten der amtlichen und betrieblichen Personendosimetrie („Film- plaketten“), • die personenbezogenen Daten der Überwa- chung einer möglichen Aufnahme radioaktiver Stoffe in den Körper (Inkorporationsüberwa- chung), • radiologische Messwerte in der Grube (Ortsdosis bzw. Ortsdosisleistung), • radiologische Messwerte der Grubenluft (Radon, kurz- und langlebige Radionuklide im Luftstaub, Tritium), • radiologische Messwerte der Abluft, • radiologische Messwerte von Salzlösungen und • Aufzeichnungen zu Kontaminationsereignissen. 383 Personen des GM Asse unterlagen zwischen 1967 und 2008 der amtlichen Strahlenschutz- überwachung mit persönlichen Filmdosimetern. 99 % der vorliegenden monatlichen Messwerte der Personendosimeter lagen unterhalb der Nachweisgrenze der eingesetzten Dosimeter. In keinem Fall wurde der jeweils gültige Grenzwert überschritten. Für den Zeitraum nach 1978 kann allerdings nicht mit Sicherheit davon aus- gegangen werden, dass alle Personen unter Tage Filmdosimeter getragen haben. Diese Tat- sache wurde im Quantifizierungskonzept be- rücksichtigt, entsprechend wurden konservative Annahmen verwendet und Ersatzwerte für die Dosis festgelegt. 292 Personen des GM Asse unterlagen zwischen 1972 und 2008 einer zunächst zweijährigen, später jährlichen Inkorporationsüberwachung im Ganzkörperzähler (d. h. einer Messung durch ein Gerät, das in den Körper aufgenommene Strahlung erfassen kann). Bis auf wenige Aus- nahmen liegen fast alle der Messwerte unter der Nachweisgrenze. Bei drei Mitarbeitern wurden im März 1974 erhöhte Werte der Radionuklide Caesium-134 bzw. -137 beobachtet. Es ist unklar, ob diese möglicherweise durch ein Kontaminati- onsereignis verursacht wurden, das sich im De- zember 1973 ereignet hatte. Das BfS veranlasste deshalb im Rahmen des GM Asse bei zwei dieser Mitarbeiter, die der Nachuntersuchung zu- stimmten, Ausscheidungsanalysen, um die mög- liche Inkorporation anderer Radionuklide mit langen Verweilzeiten im Körper zu überprüfen. Diese Analysen ergaben im Rahmen der Mess-

Types:
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Origin: /Bund/BGE/Website

Tags: München ? Niedersachsen ? Gesundheitsgefährdung ? Radon ? Endlager Asse ? Ortsdosis ? Dosimetrie ? Radioaktiver Abfall ? Staub ? Ortsdosisleistung ? Abluft ? Radionuklid ? Strahlenexposition ? Strahlendosis ? Strahlenschutz ? Tritium ? Grenzwertüberschreitung ? Krebserkrankung ? Messdaten ? Nachweisgrenze ? Radioaktiver Stoff ? Stand von Wissenschaft und Technik ? Befragung ? Datenerhebung ? Krankheit ? Lagerung ?

Region: Peine

Bounding boxes: 10.2352° .. 10.2352° x 52.31928° .. 52.31928°

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