Description: INFOBLATT Erster Schritt des Gesundheitsmonitoring Asse abgeschlossen Anlass Anfang 2009 traten einige ehemalige Beschäf tigte der Schachtanlage Asse II, die an Krebs er krankt waren und die ihre Erkrankung auf ihre Tätigkeit in der Schachtanlage Asse II zurückfüh ren, an die Öffentlichkeit. Aus den Veröffentli chungen des bis Ende 2008 zuständigen Betreibers, dem Helmholtz Zentrum München für Gesundheit und Umwelt (HMGU, früher GSF), ergaben sich zu diesem Zeitpunkt keine belastba ren Erkenntnisse, die diese Vermutungen stütz ten. Allerdings existierten Widersprüche zwischen den dokumentierten Arbeitsabläufen auf der Asse und Berichten einzelner ehemaliger Mitarbeiter. Diese Widersprüche betrafen bei spielsweise Fragen des Tragens der persönlichen Filmdosimeter und des Umgangs mit kontami nierten Salzlösungen. Um den möglichen Wider sprüchen hinsichtlich der Strahlenbelastungen der Beschäftigten auf der Schachtanlage Asse II und den Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitar beiter der Asse Rechnung zu tragen, hat das Bun desamt für Strahlenschutz kurz nach Übernahme der Betreiberverantwortung Anfang 2009 das Ge sundheitsmonitoring Asse (GM Asse) gestartet. Ziel ist eine umfassende, aussagefähige Doku mentation der Strahlenbelastung aller im Zeit raum 1967 bis 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbei ter sowie eine individuelle Bewertung, ob die Beschäftigten einer Strahlenbelastung ausge setzt waren, die nachweislich zu Krebserkran kungen führen kann. Nachweislich auch deshalb, weil einige ehemalige Beschäftigte bei den Berufsgenossenschaften Anträge auf Aner kennung ihrer Erkrankung als Berufserkrankung gestellt haben und auch bei der Oberstaatsan waltschaft Braunschweig Anzeigen erstattet wur den. Die Ergebnisse des Gesundheitmonitorings können von den Betroffenen in den jeweiligen Verfahren verwendet werden. Ergebnis des ersten Schritts des Gesundheitsmonitorings Asse Durch den vorliegenden ersten Schritt des GM Asse liegt erstmals eine umfassende, aussagefä hige Dokumentation der Strahlenbelastung der im Zeitraum 1967 bis 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitar beiter vor. Die auf Basis der vorhandenen Mess und Beschäftigungsdaten des früheren Betreibers HMGU durch das BfS abgeschätzte Strahlenbelas tung ist zu gering, als dass nach dem Stand von Wissenschaft und Technik dadurch nachweisbar Krebserkrankungen ausgelöst werden könnten. Seit dem Beginn der Einlagerungen radioaktiver Abfälle in die Schachtanlage Asse II 1967 sind die jeweils zu erfüllenden rechtlichen Anforderungen an die Strahlenschutzüberwachung der Beschäf tigten anspruchsvoller geworden. Es kann nicht von einer vollständigen Erfassung aller strahlen schutzrelevanten Daten über den gesamten Zeit raum ausgegangen werden, insbesondere im Hinblick auf eine vollständige Dokumentation aller strahlenschutzrelevanten Arbeitssituationen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es in Ein zelfällen zu nicht dokumentierten, höheren Strah lenbelastungen gekommen ist. Dies kann nur im Zuge von Einzelfallbegutachtungen weiter aufge klärt werden, die nun im zweiten Schritt des GM Asse erfolgen können. Für die Beschäftigten ins gesamt ist die vorhandene Datenbasis aussagefä hig und wissenschaftlich belastbar. Vorgehensweise und Datengrundlage Zunächst galt es zu entscheiden, ob es sinnvoll und notwendig ist, alle derzeitigen und ehemali gen Beschäftigten (ca. 700 Personen) hinsichtlich ihrer möglichen Strahlenbelastung im Zuge ihrer Tätigkeiten auf der Asse zwischen 1967 und 2008 und zu Krebserkrankungen zu befragen. Da die Gruppe der bei der Schachtanlage Asse beschäftigten Personen sehr klein und zum Teil sehr jung ist, muss insgesamt mit bisher wenig aufgetretenen Krebsfällen und großen Zufalls schwankungen gerechnet werden. Unter diesen Umständen ist ein rechnerischer Nachweis von zusätzlich strahlenbedingt aufgetretenen Krebs erkrankungen nicht möglich. Dieser methodi sche Grund spricht gegen eine Erfassung von Krebserkrankungen. Eine Bewertung des Strah lenrisikos ist aber auch ohne die Erfassung von Erkrankungen möglich. Aus einer Vielzahl von Studien liegen hinreichende wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die es bei Kenntnis der indivi duellen Strahlenbelastung erlauben, das entspre chende individuelle Gesundheitsrisiko zu beurteilen. Wenn die Erfassung von Erkran kungsfällen aus methodischen Gründen nicht zur Beantwortung der Frage beitragen kann, ob zusätzliche Krebsfälle durch Strahlenbelastungen auf der Asse verursacht wurden, sondern diese Frage nur über die Abschätzung des Strahlenrisi kos beantwortet werden kann, so sprechen auch Datenschutzgründe gegen eine Erfassung. Nur wenn die Beschäftigten insgesamt oder einzelne Beschäftigte durch die Erfassung einen Nutzen haben, so wäre eine Erfassung zu rechtfertigen. Dies ist aber nicht der Fall. Eine erste Sichtung der bei der AsseGmbH – als Betriebsführerin hier Nachfolgerin der HMGU vorhandenen Unterlagen zu Personal und Be schäftigungsdaten sowie von Messwerten zur Strahlenbelastung ergab, dass die vorliegenden Dokumentationen umfangreich und zur Ermitt lung der Strahlenbelastungen der Beschäftigten ausreichend erschienen. Deshalb wurde vom BfS auf diese Daten zurückgegriffen. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und Informationsfreiheit und der Betriebsrat der AsseGmbH haben dem Vorgehen des GM Asse zugestimmt. Für die Zeit der Einlagerungsphase (19671978) und Umlagerungsphase (bis 1980) sowie für die Phase danach (19812008) wurden alle vorhan denen Messdaten des früheren Betreibers HMGU bzw. von anderen dem BfS zugänglichen Stellen gesichtet, auf Belastbarkeit geprüft und ausgewertet, um die berufliche Strahlenexposi tion zu ermitteln. Diese Daten umfassen: • die personenbezogenen Daten der amtlichen und betrieblichen Personendosimetrie („Film plaketten“), • die personenbezogenen Daten der Überwa chung einer möglichen Aufnahme radioakti ver Stoffe in den Körper (Inkorporationsüberwachung), • radiologische Messwerte in der Grube, • radiologische Messwerte der Grubenluft, • radiologische Messwerte der Abluft, • radiologische Messwerte von Salzlösungen und • Aufzeichnungen zu Kontaminationen, insbe sondere zu Ereignissen im Dezember 1973, im November 1974, im Dezember 1978 und im September 1980. Zusätzlich wurde eine ausgewählte Gruppe ehe maliger Beschäftigter befragt, um weitere Kenntnisse über frühere Arbeitsabläufe, Strah lenschutzmaßnahmen und deren praktische Umsetzung zu erlangen und mögliche Wider sprüche zu vorliegenden Daten des früheren Be treibers HMGU soweit wie möglich aufzuklären. Im GM Asse wurden alle zwischen April 1967 und Dezember 2008 bei der Asse beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrachtet, für die die Möglichkeit einer beruflichen Strahlen exposition bestand (433 Personen). Des Weite ren wurden vorsorglich auch Beschäftigte berücksichtigt (188 Personen), für die rückwir kend nicht geklärt werden konnte, ob sie jemals unter Tage gearbeitet haben. Zusätzlich wurden Mitarbeiter von Fremdfirmen, die während ihrer Arbeiten auf der Schachtanlage Asse II vom dortigen Strahlenschutz dosimetrisch über wacht waren, in das Monitoring aufgenommen (71 Personen). Das GM Asse umfasst damit insge samt 692 Personen. Die Strahlenbelastung für jeden Beschäftigten wurde mit Hilfe eines detaillierten Quantifizie rungskonzepts in Form der sog. effektiven Dosis in Millisievert (mSv) berechnet. Die effektive Dosis umfasst Dosisbeiträge durch äußere Belas tung (Strahlung aus der Umgebung oder durch Radionuklide auf der Haut) und innere Belas tung (Einatmen, Verschlucken). Dabei wurden maximale Annahmen getroffen (konservatives Vorgehen), die die reale Belastung bewusst über schätzen. So wurde beispielsweise für jede Per son eine Verweildauer unter Tage von 2000 Stunden pro Jahr angenommen, wohingegen ein Beschäftigungsjahr im Regelfall für Berg leute etwa 1600 Stunden hat. Zu den strahlenschutzrelevanten Kontaminati onsereignissen zählen vier Ereignisse im Dezem ber 1973, im November 1974, Dezember 1978 und September 1980. Die abgeschätzten Dosis werte liegen für Beschäftigte, die zu der Zeit unter Tage tätig waren bei jeweils 0,95, 1,3, 0,029 und 0,35 Millisievert. Salzlösungen, die überwie gend mit Cäsium137 und Tritium kontaminiert waren, wurden ebenfalls hinsichtlich ihrer Dosis beiträge bewertet. Mit wenigen Ausnahmen erga ben sich Jahresdosiswerte von weniger als 0,02 Millisievert. Die Ausnahmen (bis max. 0,041 Milli sievert) betrafen die Jahre 2006 2008. Einordnung der Ergebnisse Insgesamt liegt die abgeschätzte GesamtBerufs lebensdosis (d.h. die Strahlendosis jedes Beschäf tigten, die sie/er während seiner/ihrer gesamten beruflichen Tätigkeit insgesamt auf der Schacht anlage Asse II erhalten hat) im Durchschnitt pro Beschäftigtem bei 12 Millisievert und im indivi duell höchsten Fall bei einem Beschäftigten bei 115 Millisievert. Diese Werte liegen unter dem derzeit gültigen Grenzwert für die Berufslebens dosis von 400 Millisievert. Als höchste Gesamt jahresdosis wurde im GM Asse ein Wert von 17,4 Millisievert im Jahr 1972 bei einem Beschäftig ten beobachtet. Dieser Wert liegt unter dem da mals gültigen Grenzwert von 50 Millisievert pro Jahr und dem heute gültigen Grenzwert von 20 Millisievert pro Jahr. Die ermittelte Berufslebens dosis setzt sich durch die externe und interne Strahlenbelastung, hier Radon, langlebige Radio nuklide und Tritium zusammen: StrahlenquelleDurchschnitt über alle Beschäftigten in MillisievertHöchster ermittelter Wert eines Beschäf tigten in Millisievert Externe Strahlung Radon Tritium Langlebige AlphaRadionuklide Langlebige BetaRadionuklide6,2 4,6 0,179,3 33,7 1,0 0,73,8 0,31,8 Hier nicht einbezogen sind Beiträge aus dem Kontakt mit kontaminierten Salzlösungen sowie im Zusammenhang mit Kontaminationsereignis sen. Diese sind nicht für die Gesamtheit der Mit arbeiter, sondern nur für die Berechnung von Strahlenbelastungen einzelner Beschäftigter rele vant, die Umgang mit diesen Laugen hatten oder von den Kontaminationen betroffen waren. Betrachtet man zum Vergleich die mittlere effek tive Dosis aus natürlicher Strahlung in der Allge meinbevölkerung in Deutschland (z.B. durch das natürliche Edelgas Radon), so liegt diese zwischen 2 und 3 Millisievert pro Jahr, d.h. im Berichtszeit raum von 1967 bis 2008 zusammengefasst bei etwa 100 Millisievert. Etwa drei Viertel der im GM Asse betrachteten Beschäftigten weisen den Berechnungen zufolge eine geschätzte Berufslebensdosis von weniger als 10 Millisievert auf. Lediglich bei 7 Personen wurde eine Dosis von über 100 Millisievert mit einem Maximum von 115 Millisievert ermittelt. In der Einlagerungsphase bis 1978 und der Um lagerungsphase 1980 waren die jährlichen Ge samtdosen deutlich höher als in den Jahren danach (siehe Abbildung). Zeitlicher Verlauf der durchschnittlichen und maximalen geschätzten jährlichen effektiven Gesamtdosis in Millisievert in der Beschäftigtengruppe des GM Asse Seit dem Beginn der Einlagerungen radioaktiver Abfälle in die Schachtanlage Asse II 1967 sind die jeweils zu erfüllenden rechtlichen Anforde rungen an die Strahlenschutzüberwachung der Beschäftigten anspruchsvoller geworden. Es kann nicht von einer vollständigen Erfassung aller strahlenschutzrelevanten Daten über den gesamten Zeitraum ausgegangen werden, insbe
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Tags: Braunschweig ? München ? Betastrahlung ? Gesundheitsgefährdung ? Radon ? Endlager Asse ? Äquivalentdosis ? Radioaktiver Abfall ? Abluft ? Radionuklid ? Strahlenexposition ? Strahlendosis ? Strahlenschutz ? Tritium ? Strahlung ? Berg ? Haut ? Krebserkrankung ? Messdaten ? Studie ? Informationsfreiheit ? Stand von Wissenschaft und Technik ? Datenerhebung ? Grenzwert ? Krankheit ? Lagerung ? Verunreinigung ? Mittelwert ?
Region: Peine
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