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Workshop zum Forschungs- und Entwicklungsbedarf der BGE als Vorhabensträgerin gemäß Standortauswahlgesetz - Anhang 4 - Anmerkungen vor Beginn des Workshops (PDF)

Description: Anhang 4: Anmerkungen zum Forschungsbedarf vor Beginn des Workshops Anmerkungen von Frau Dr. Eckhardt: Forschungsbedarf Standortauswahl der BGE Workshop vom 19./20. März 2019 Vorschlag zur interdisziplinären Aufweitung von Forschungsthemen von Dr. Anne Eckhardt, risicare GmbH, CH-Zollikerberg 1. Standortsuche und Raumplanung a. Forschung zum Schutzbereich des Endlagers im geologischen Untergrund, d.h. dem Be- reich, der raumplanerisch im Untergrund für das Lager ausgeschieden werden muss. Diese For- schung muss notwendigerweise zunächst auf generischer Basis erfolgen. Mit der Forschung sollen insbesondere Erkenntnisse dazu gewonnen werden, welche Wechselwirkungen mit an- deren zukünftig zu erwartenden oder möglichen Nutzungen des Untergrunds bestehen könn- ten und wie diese Wechselwirkungen bei der Festlegung eines Schutzbereichs in unterschiedli- chen Wirtsgesteinen und geologischen Situationen zu berücksichtigen sind. Zudem sollte ein Bezug zum einschlusswirksamen Gebirgsbereich bzw. zum einschlusswirksamen Bereich herge- stellt werden. Die Forschung erfordert die Entwicklung zukunftsgerichteter Szenarien für Nut- zungskonflikte wie Gewinnung von Primärrohstoffen und Konflikte mit anderen Schutzansprü- chen, beispielsweise von Geotopen. Folgerungen für die Ausscheidung des Schutzbereichs und die entsprechende Raumplanung im Untergrund sowie über Tage sollten dargelegt werden. b. Untersuchung, ob Markierung ein geeigneter Ansatz ist, um Human Intrusion zu vermeiden oder welche anderen Ansätze für die Vermeidung von Human Intrusion infrage kommen, wenn die Information über das Lager verloren gegangen sein sollte. Falls eine dauerhafte Markie- rung des Lagers in Erwägung gezogen wird, Klärung der raumplanerischen Konsequenzen und der Frage, wie dieser Aspekt im Standortauswahlverfahren berücksichtigt wird. 2. Endlagerkonzepte a. Vorkehrungen für den Fall gesellschaftlicher Krisensituationen bei der stufenweisen Kon- kretisierung des Endlagerkonzepts. Dazu könnten zunächst relevante Formen gesellschaftlicher Krisensituationen erhoben, eingeordnet und deren Auswirkungen auf die Sicherheit eines End- lagers ermittelt werden. Anschließend werden – zunächst generische – Sicherheitsmaßnahmen skizziert und evaluiert wie etwa die schnelle Verbringung der noch nicht einlagerten Behälter nach unter Tage oder ein (provisorischer) Schnellverschluss des Lagers. Ein wesentliches Ziel des Forschungsprojektes ist es, die generelle Robustheit der Endlagerkonzepte zu stärken. b. Forschung zu alternativen Behältermaterialien vor dem Hintergrund zukunftsgerichteter Entwicklungen der Materialwissenschaften. Einordnung der Forschungsergebnisse in das Si- cherheitskonzept für Endlager in unterschiedlichen Wirtsgesteinen. Berücksichtigung mögli- cher Vor- und Nachteile der Materialwahl für das Monitoring des Endlagers, zum Beispiel wenn «smarte» Endlagerbehälter vorgesehen werden sollten. Seite 1 / 3 3. Monitoring a. Gesellschaftliche Erwartungen an die Sicherheit und Kontrollierbarkeit eines Endlagers. Wel- che Anforderungen an das Monitoring-Konzept lassen sich daraus ableiten? Wie können diese Anforderungen mit einem technisch-naturwissenschaftlich begründeten Monitoring-Konzept in Einklang gebracht werden? Welche Hinweise geben die Forschungsresultate zur Durchfüh- rung des Monitorings? Die Ergebnisse dieser Forschung, die sich vertieft mit den Anforderun- gen und Bedürfnissen der Stakeholder auseinandersetzt, können eine Grundlage für die von der BGE vorgesehene Strategie- und Konzeptentwicklung für die Einbindung von Interessens- gruppen in die Entwicklung von Monitoring-Programmen für ein Endlager-Monitoring bilden («Forschungs- und Entwicklungsbedarf Standortauswahlverfahren. Sicht des Vorhabenträgers», Seite 35). b. Anforderungen an das Monitoring als Entscheidungsgrundlage aus gesellschaftlicher und technisch-naturwissenschaftlicher Perspektive: Interdisziplinäre Untersuchung zur Notwendig- keit von Entscheidungskriterien («Abbruchkriterien»), zur Ausgestaltung von Entscheidungs- prozessen, Fragen der Governance etc. Übertragbarkeit der Ergebnisse auf das geplante Moni- toring-Konzept der BGE. 4. Sicherheitskultur a. Sicherheit im Spannungsfeld mit Effizienz und Akzeptanz. Eine gute Sicherheitskultur zeichnet sich wesentlich durch eine hinterfragende Grundhaltung aus. Untersuchungen zu Un- fällen in Kernkraftwerken, darunter dem sehr schweren Unfall von Fukushima Daiichi, von Un- fällen in der Luftfahrt, der Raumfahrt und in anderen sicherheitsrelevanten Bereichen zeigen auf, dass nicht-sicherheitsgerichtetes Verhalten häufig auf Ziel- und Interessenkonflikte zu- rückgeht. Diese Ziel- und Interessenkonflikte können eine grundsätzlich vorhandene hinterfra- gende Grundhaltung überlagern und im ungünstigen Fall unwirksam machen. Wesentlich ist daher eine klare Positionierung der Sicherheit innerhalb von Organisationen wie der BGE, die Verantwortung für die Sicherheit tragen. Angesichts des großen politischen Gewichts, das ge- genwärtig der Nachhaltigkeit zukommt, sollte diese Positionierung insbesondere im Kontext eines Nachhaltigkeitsansatzes erfolgen. Dies bedeutet vor allem, Konflikte im Dreieck der er- wünschten Ziele «Sicherheit», «Effizienz», «Akzeptanz» auszuloten. Die Forschungsergebnisse bilden eine Grundlage, auf der sich die BGE nach innen und außen entsprechend positionieren kann. 5. Kommunikation mit Stakeholdern a. Forschung zum vertieften Verständnis der Informations- und Kommunikationsbedürfnisse der wichtigen Stakeholder im Standortauswahlverfahren unter besonderer Berücksichtigung der sicherheitsrelevanten Fragen. Dabei können sowohl die bisherigen Erfahrungen in Deutschland als auch internationale Erfahrungen, zum Beispiel mit dem Technischen Forum Sicherheit in der Schweiz, ausgewertet werden. b. Untersuchung der Rolle, die Visualisierungen zum Endlagerkonzept bei der Standortauswahl und auf dem weiteren Entsorgungspfad zukommen soll. Visualisierungen sind wesentlich, um das Endlagerkonzept zu verdeutlichen. Sie bergen aber auch die Gefahr in sich, sich aufgrund ihrer Anschaulichkeit im gesellschaftlichen Diskurs zu «verselbständigen» und den Anschein Seite 2 / 3 verfrühter Festlegungen zu erwecken. Damit erschweren sie es potentiell, den Grundsatz der schrittweisen Konkretisierung des Endlagers («Entscheidungen zu spät wie möglich und so früh wie nötig treffen») umzusetzen. Mit einem Forschungsprojekt können Grundlagen zur Gestal- tung und Verwendung von Visualisierungen durch die BGE entwickelt werden. c. Junge Menschen erreichen. Einen Forschungsschwerpunkt kann zudem die Frage bilden, wie sich junge Menschen wirksam ansprechen lassen. Beim 10. Länderworkshop des Forums on Stakeholder Confidence der Nuclear Energy Agency zeigte sich beispielhaft, dass dabei nicht nur spezifische Medien und neue Darstellungsformen eine Rolle spielen müssen, sondern es auch darum geht, die Werthaltungen und Interessen junger Menschen zu verstehen. Mit ent- sprechender Forschung würde ein Bezug zur Forschungsagenda der BfE hergestellt, die die « Einbindung der jungen Generation in das Standortauswahlverfahren» vorsieht. 6. Mikrobiologische Einflüsse Die Geomikrobiologie entwickelt sich gegenwärtig unter anderem mit Initiativen wie dem «Deep Car- bon Observatory» und dem «Census of deep life» weiter. Biologische Prozesse im Endlager können sich beispielsweise auf die Korrosion von Endlagerbehältern und Ausbaumaterialien und die Gasent- wicklung im Endlager auswirken. Daher scheint es angebracht, den im Dokument «Forschungs- und Entwicklungsbedarf Standortauswahlverfahren. Sicht des Vorhabenträgers» angesprochenen biologi- schen Prozessen ausreichende Aufmerksamkeit zu schenken – auch wenn sich die Vielfalt biologischer Lebensformen und Prozesse nur schwer erfassen lässt und aufgrund der Anpassungsfähigkeit von Mik- roorganismen an neue Umweltbedingungen ein «moving target» darstellen kann. Für ein Interview stehe ich bei Bedarf gerne zur Verfügung. Seite 3 / 3

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Origin: /Bund/BGE/Website

Tags: Fukushima ? Schweiz ? Unterirdische Raumplanung ? Standortauswahlgesetz ? Endlager ? Endlagerung ? Interview ? Kernenergie ? Kernkraftwerk ? Raumplanung ? Szenario ? Korrosion ? Primärrohstoff ? Anpassungsfähigkeit ? Berg ? Interessenvertreter ? Standortwahl ? Untergrund ? Geotop ? Monitoringprogramm ? Forschungsprojekt ? Interessenkonflikt ? Raumfahrt ? Sicherheitsmaßnahme ? Standortbedingung ? Unfall ? Luftfahrt ? Workshop ?

Region: Peine

Bounding boxes: 10.2352° .. 10.2352° x 52.31928° .. 52.31928°

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