Description: ELO GZ: SG01201/6-1/19-2021#22 - Objekt-ID: 858177 Fachstellungnahme des Geologisches Dienstes im LUNG M-V zum BGE-Zwischenbericht Teilgebiete Am 28.09.2020 legte die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) den Zwischenbe- richt Teilgebiete gemäß § 13 StandAG vor. Nach einem zweijährigen Prozess des Sammelns und Bewertens großer geowissenschaftlicher Datenmengen wurden in Deutschland 90 Ge- biete ausgewiesen, die günstige geologische Voraussetzungen für die Endlagerung hochradi- oaktiver Abfälle erwarten lassen. Sechs dieser Gebiete befinden sich ganz oder teilweise in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Gebietsausweisungen und die seitens der BGE dafür verwendeten Unterlagen wurden vom Geologischen Dienst im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Vorpommern (LUNG M-V) einer ersten Prüfung unterzogen. Im vorliegenden Bericht werden für die einzelnen Teilgebiete die Analyseergebnisse erläutert sowie Probleme benannt. Zudem gibt es Hinweise, welche Daten im weiteren Evaluierungsprozess noch berücksichtigt werden sollten, um aus fachlicher Sicht ungeeignete Gebiete frühzeitig auszuschließen und zukünftig zielgerichtete Untersuchungen in den verbleibenden Arealen durchführen zu können. 1. Steinsalz des Zechstein in stratiformer Lagerung Teilgebiet 078_08TG_197_08IG_S_f_z (Südwest-Rügen mit Hiddensee; S. 396 ff) Dieses Teilgebiet umfasst den Südwesten der Insel Rügen (westlich Bergen bis Ummanz) und den angrenzenden Ostseebereich sowie den Südteil der Insel Hiddensee. Laut BGE wird in dem 318 km2 großen Gebiet Steinsalz des Zechstein in stratiformer Lagerung mit einer maxi- malen Mächtigkeit von 340 m erwartet. Die Basisfläche befindet sich in einer Teufe von 1.060 m bis 1.500 m unter der Geländeoberkante (GOK). Nach den im LUNG M-V vorliegenden Unterlagen ist die Verbreitung des Zechstein in dem o.g. Tiefenbereich zwar durch Isolinien des seismischen Reflektors Z1 (= Basis Werra- Anhydrit; vgl. REINHARDT et al. 1968-1991) und Bohrungen belegt, aber dabei handelt es sich überwiegend um eine karbonatische und sulfatische Randfazies. Der Reflektor Z3 (= Top Basalanhydrit der Staßfurt-Formation), der auf Rügen ungefähr die nordöstliche Verbreitung von Steinsalz der Staßfurt- bis Aller-Formation aufzeigt, ist aber nur im südwestlichen Rand- bereich des von der BGE ausgewiesenen Gebietes vorhanden (Abb. 1). Auch die verfügbaren Bohrungsinformationen, insbesondere Schichtenverzeichnisse und Kernproben, belegen keine Salzmächtigkeit >100 m. In der einzigen Tiefbohrung im Gebiet, in der E Gingst 1/1973 ist kein Steinsalz vorhanden; erst Bohrungen südlich des ausgewiesenen Teilgebietes zeigen Steinsalzvorkommen an, allerdings nicht mit der erforderlichen Mächtig- keit, z.B. die E Samtens 101/1962 mit 57 m Staßfurt-Steinsalz, 9 m Unteres Leine-Steinsalz und 22 m Oberes Leine-Steinsalz. Auch nach den von der BGE verwendeten paläogeographi- schen Karten liegt das ausgewiesene Gebiet im Randbereich des ehemaligen Zechstein- meeres, d.h. auf der Karbonatplattform mit lokal geringmächtigen Salzeinlagerungen. 1 ELO GZ: SG01201/6-1/19-2021#22 - Objekt-ID: 858177 Abb. 1: Lage des BGE-Teilgebietes 078_08TG_197_08IG_S_f_z. Die Isolinien markieren die Tiefenlage des Z1-Reflektors und zeigen die Verbreitung von Zechsteinsalzen im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern an. Die Linie 1.500 m u. NN ist violett hervorgehoben. 2. Steinsalz des Zechstein in steiler Lagerung Teilgebiet 022_00TG_019_00IG_S_s_z (Anteil am Salzstock Werle; S. 201 f) Das Teilgebiet befindet sich im Grenzbereich zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Bran- denburg. Der aufgrund bisheriger geophysikalischer Erkundungen und Tiefbohrungen be- kannte Umriss des Salzstocks Werle entspricht in etwa diesem Teilgebiet, wobei im westlichen Teil ein Versatz im Umringpolygon auftritt, vermutlich aufgrund nicht harmonisierter Daten- sätze beiderseits der Grenze. Das ausgewiesene Areal umschließt auch den mittels Bohrun- gen nachgewiesenen Überhang der pilzförmigen Salzstruktur, wodurch sich bei einer Berück- sichtigung die Ausdehnung des Wirtsgesteins verringert. Zahlreiche Bohrungen auf der Struk- tur vermindern ebenfalls die zusammenhängenden, „unbeeinflussten“ Bereiche. Eine vertikale Salzmächtigkeit >100 m ist durch verschiedene Bohrungen belegt, jedoch sind auch Kalisalzeinschaltungen dokumentiert, die für ein Endlager ungünstige gebirgs- und gesteinsmechanische Eigenschaften aufweisen, z.B. ein erhöhtes Kriechverhalten und eine höhere Löslichkeit. 3. Tonsteine des Unteren Jura Teilgebiet 006_00TG_188_00IG_T_f_ju (Anteile in West-Mecklenburg; S. 150 ff) Das Teilgebiet umfasst großflächig unterjurassische Tonsteinvorkommen in verschiedenen norddeutschen Bundesländern; in Mecklenburg-Vorpommern ist besonders der westliche Lan- desteil betroffen (Abb. 2). 2 ELO GZ: SG01201/6-1/19-2021#22 - Objekt-ID: 858177 Abb. 2: Das BGE-Teilgebiet 006_00TG_188_00IG_T_f_ju im Westen von Mecklenburg- Vorpommern. Die Isolinien markieren die Tiefenlage der Lias-Basis, die aus dem K2/T7- Reflektor und Bohrungsdaten ermittelt wurden. Die Linien 300 m u. NN und 1.500 m u. NN sind rot bzw. violett hervorgehoben. Der Untere Jura (= Lias) hat laut BGE in diesem Teilgebiet eine maximale Mächtigkeit von 1.200 m. Die Basisfläche befindet sich in einer Teufe von 400 m bis 1.500 m unter GOK. An- hand der im LUNG M-V vorhandenen Daten zur Lias-Basis, die sich auf die Auswertung geo- physikalischer Untersuchungen und von Bohrergebnissen stützt, kann das Gebiet in der vor- liegenden Ausdehnung nicht nachvollzogen werden. Es umfasst offensichtlich Areale, die deutlich tiefer liegen, z.B. nordwestlich von Dömitz oder im Raum Ludwigslust. Die Mächtigkeit der Tonsteine >100 m ist nicht flächendeckend belegt. Der Bereich südöstlich von Lübeck ist nur durch die Tiefbohrung E Ganzow 1/1h/1978 repräsentiert, die aber keine 100 m homogene unterjurassische Tonsteine angetroffen hat bzw. das Kriterium Mindest- mächtigkeit nur inklusive von Wechselfolgen aus Tonstein, Tonmergelstein und Siltstein erfüllt. Bei der Bewertung der Mindestanforderungen und Abwägungskriterien durch die BGE wurden moderne sedimentologische Untersuchungen und Faziesanalysen im östlichen Teil des Nord- deutschen Beckens bisher nicht berücksichtigt. Beispielsweise konnten im Rahmen der F&E- Verbundvorhaben „Sandsteinfazies“ und „GeoPoNDD“ (weitere Informationen unter www.sandsteinfazies.de) u.a. die Faziesverteilung (Lithofaziestypen und -assoziationen, Ablagerungssysteme) für den Lias und Dogger kartiert werden. Feinklastische marine Ablage- rungen wechseln demnach lateral und vertikal mit gröberen, sand-betonten Deltasedimenten, die sich bevorzugt in Rinnen ablagerten. Die ehemaligen Deltasysteme bauten sich seit dem Rhätkeuper immer wieder von Nordosten nach Südwesten vor, wobei sich diese mit der Zeit seitlich verlagerten (Abb. 3). 3
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Origin: /Bund/BGE/Website
Tags: Lübeck ? Vorpommern ? Mecklenburg-Vorpommern ? Jura ? Rügen ? Hiddensee ? Salzstock ? Steinsalz ? Endlager ? Endlagerung ? Löslichkeit ? Tonstein ? Karte ? Geophysikalische Erkundung ? Berg ? Geologie ? Meeresgewässer ? Tiefbohrung ? Naturschutz ?
Region: Peine
Bounding boxes: 10.2352° .. 10.2352° x 52.31928° .. 52.31928°
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Language: Deutsch
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