Das webbasierte Modellinstrument "STOFFBILANZ- Viewer" stellt eine wichtige extern betriebene Komponente dieses zentralen Informationssystems WGN- SAX- Info zur fachlichen und datentechnischen Unterstützung der WRRL- Maßnahmen- und Bewirtschaftungsplanung für den Teilbereich der gewässerbezogenen Eintrags- bzw. Belastungsproblematik mit Nährstoffen dar und umfasst verschiedene webbasierte Werkzeuge zur Datenanalyse und Visualisierung.
„Die Kenntnis des Istzustandes und die Erkenntnis der Dynamik in der Vegetation ist die Grundlage für einen erfolgreichen Naturschutz. Die vorliegende Arbeit soll insbesondere für diesen angewandten Aspekt ein wissenschaftliches Fundament bilden. Entsprechend wurde der Schwerpunkt der eigenen Untersuchungen auf die Veränderungen in der Vegetation in Abhängigkeit ökologischer Parameter gelegt: schleichende und plötzliche, natürliche und anthropogene, nur Norderney betreffende oder überregional wirksame Einflüsse werden vor dem Hintergrund sich wandelnder wissenschaftlicher Methoden und Betrachtungen gegliedert und ihre Beziehungen zur Vegetation untersucht. Das auf drei Jahre (1988 – 1990) angelegte Untersuchungsprogramm war aufgrund dieser Vorgaben wie folgt gegliedert: Im ersten Jahr wurden eine Nutzungskartierung, die Erstellung der Artenliste und ein Großteil der pflanzensoziologischen Bestandserfassung nach der verfeinerten Braun-Blanquet-Methode möglichst vollständig durchgeführt. Im zweiten Jahr lag der Schwerpunkt auf hydrocehmischen und hydrophysikalischen Untersuchungen an 11 Gewässern der Insel und die Vegetationskarte wurde erstellt. Im dritten Jahr konnten durch mehrere Exkursionen an die Festlandsküste und zu anderen Inseln ein regionaler und überregionaler Vergleich angestellt werden und es wurden bodenkundliche Untersuchungen durchgeführt. Vier Winter waren vor allem der Bestimmung von Kryptogamen, der Tabellenarbeit und den Laboruntersuchungen vorbehalten. Mit Hilfe der Karte von NEUMANN (1949) wurden unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen bei der Interpretation sehr genaue Schlussfolgerungen, die das Sukzessionsgeschehen betreffen, abgeleitet, mit bereits publizierten Sukzessionsmodellen verglichen und als Struktur-Zeit-Diagramme dargestellt.“
Coaching für blaugrüne Stadtentwicklung in Kommunen Grüne Fassade aus über 30.000 Hainbuchen, die eine gut 8 Kilometer lange Hecke auf dem Dach und der Fassade des Kö-Bogen-2 Hauses und damit die größte begrünte Fassade in Europa bilden. Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Das neue Forschungsprojekt "Blue Green City Coaching (BGCC)" unterstützt kommunale Entscheider*innen, Potenziale und Grenzen von naturbasierten Lösungen (NbS) für die Klimaanpassung zu ermitteln. Im Fokus stehen dabei die Bewertung der NbS bei Klimafolgen wie Hitze und Dürre sowie der Einfluss von NbS auf die urbane Klimaresilienz kleinerer Großstädte und deren Umland. Naturbasierte Lösungen ( Nature-based Solutions , NbS) zählen laut einer Studie der Europäischen Umweltagentur zu den effizientesten Wegen, um die Folgen des Klimawandels – wie zunehmende Hitze und Trockenheit in vielen deutschen Städten und deren Umland – zu bewältigen. 1 Auch die nationale Wasserstrategie forciert die Umsetzung von naturbasierten Lösungen, insbesondere in Kombination und Synergie mit technischen Infrastrukturen. 2 Gleichzeitig gilt es, wichtige Fragen anzugehen und einige Hindernisse zu überwinden, um die vielseitigen Potentiale von NbS für die urbane Klimaanpassung in Deutschland noch besser auszuschöpfen. Hauptsächlich kommen derzeit blaugrüne Infrastrukturelemente zum Einsatz, dabei können wasserbezogene NbS vielfältige Formen und Ausgestaltungen annehmen: Auenstrukturen, Moore zum Wasserrückhalt in der Landschaft, urbane Gewässer, grüne Freiräume im urbanen Raum, de- und semizentrale Pflanzenkläranlagen sowie Dach- und Fassadenbegrünen. Folgende Punkte können für eine flächendeckende und vernetzte Umsetzung von NbS in deutschen Kommunen förderlich sein 3 : Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von NbS und der Vorteile, die sie bringen können – inklusive klarer Definitionen; umfassende und transparente Beleuchtung von Bedenken, Fragen und möglichen Interessenskonflikten; Verständnis der potenziellen Synergien und Kompromisse im Zusammenhang mit NbS; NbS-kompatiblere institutionelle Strukturen und klare Zuständigkeiten. Im BMBF -Vorhaben „Leipziger BlauGrün“ werden bis Sommer 2025 mehrere Tools entwickelt, die an diese Anforderungen anknüpfen. Die siedlungswasserwirtschaftliche Modellierung abflussfreier Stadtquartiere mit Hilfe blaugrüner Infrastriukturen kann methodisch in jeder Stadt bei ausreichender Datenlage angewandt werden. Blaugrüne Investitionspotentialkarte, blaugrüne Bewertungssteckbriefe und blaugrüne Toolboxen sind ebenso wie die Bausteine einer blaugrünen Infrastrukturplanung grundsätzlich von Leipzig aus übertragbar auf andere deutsche Großstädte. Damit NbS ihre Rolle als zentrale Lösung in der Klimaanpassung einnehmen können, sind mehrere Faktoren von Bedeutung. So erfordert etwa das Ermitteln und Quantifizieren von Potenzialen und Grenzen von NbS für die Klimawandelanpassung einen handlungsorientierten Ansatz. Neben technischen und ökologischen Parametern sollten ebenfalls soziale und ökonomische Kriterien und Indikatoren einbezogen werden. Diese gilt es, wissensbasiert auszuwählen und praxisnah zu operationalisieren. Essentiell ist ferner die transparente Bewertung, in welchem Maße NbS zur Erreichung urbaner Klimareslilienz beitragen können. Das neue Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Blue Green City Coaching (BGCC) - Implementierung blaugrüner Infrastrukturen zur Klimaanpassung kleinerer deutscher Großstädte: Aufbau eines wissenschaftsbasierten und anwendungsorientierten Coachings für Entscheidungsträger*innen in Stadt- und Regionalplanung“ kann die blaugrüne Stadtentwicklung vorantreiben. Das Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes wird vom BMUV aus Mitteln des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) gefördert und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ in Kooperation mit Fresh Thoughts und dem Deutschem Institut für Urbanistik umgesetzt. Es wird aktiv unterstützt vom Zentrum Klimaanpassung und dem Deutschen Städtetag. Das Projekt unterstützt kleinere deutsche Großstädte mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern dabei, Risiko- und Potenzialanalysen von NbS durchzuführen und die Basis für gemeindeübergreifende Transformationsstrategien sowie integrierte Konzepte und Kooperationen zu schaffen. Ingesamt zehn Kommunen werden ab ca. Mitte 2025 bis Ende 2027 intensiv begleitet. Im Frühjahr 2025 wird es die Möglichkeit geben, sich dafür zu bewerben. Das Coaching stellt Praxisnähe her, schafft institutionalisierte Partizipation der Entscheidungsträger*innen in der Stadt und testet zugleich verschiedene Bewertungsmethoden für NbS. Konkret soll das BGCC Entscheidungsträger*innen befähigen, wissenschaftlich koordiniert anwendbare Implementierungsstrategien für blaugrüne Infrastrukturen (BGI) zu erstellen. Dabei werden Potentiale und Grenzen identifiziert und diese möglichst im interkommunalen Austausch und mit Hilfe der sozialwissenschaftlichen, juristischen und siedlungswasserwirtschaftlichen Expertise des Projektteams überwunden. Methodisch werden vorhandene Bewertungssysteme für die Effekte und Potentiale wasserbezogener NbS in einer Coaching-Toolbox gebündelt, um Stadtakteuren Argumente und praxisnahe Hilfestellungen für NbS-Potentiale an die Hand zu geben. Bei diesen in der Coaching-Toolbox enthaltenen Potentialen geht es neben finanziellen Anreizen beispielsweise um Monitoring von Biodiversität und Stadtklima mit vielfältigen Effekten auf die Stadtgesundheit; dazu zählen unter anderem die Verringerung der Anzahl von Hitzetoten, eine erhöhte Lebenserwartung und verringerte Gesundheitskosten. Ein Forschungsschwerpunkt von BGCC bezieht die Perspektive des Stadtumlandes ein. Es wird dabei analysiert, ob die Einführung von wasserbezogenen NbS für die Klimaresilienz in der Stadt zu Wasserkrisen und Nutzungskonflikten zwischen Stadt und Umland führt. Der Fokus liegt dabei auf lokalem Rückhalt des Regenwassers zur Linderung der Klimafolgen wie Hitze, Dürre und Starkregen . Abschließend analysieren sozialwissenschaftliche Expert*innen des Projektteams systematisch die Umsetzungspotenziale und -hemmnisse und bündeln die Ergebnisse. Als Kernprodukt von BGCC entsteht das “BG-Coaching-Handbook”, welches die Toolbox-Inhalte als Handlungsanleitung für die Infrastrukturplanung auch für andere Kommunen replizierbar macht. Die bis Ende 2027 dauernde Projektlaufzeit des BGCC unterteilt sich in vier Phasen. Die erste Projektphase zielt darauf ab, die Coaching-Toolbox zu Abläufen, zur Methodik und zu Vermittlungsinhalten des Coachings zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden Synergien eigener Planungstools und vorhandener NbS-Konzepte geschaffen. Gegenstand der zweiten Phase mit Beginn Frühjahr 2025 ist der Bewerbungsprozess von Großstädten mit bis zu 300.000 Einwohnern für das Schwammstadt-Coaching. Phase drei umfasst die systematische Beratung und Begleitung der ausgewählten Kommunen zur Implementierung blaugrüner Infrastrukturen auf Basis der in der ersten Phase entwickelten Toolbox. Das Coaching befähigt teilnehmende Städte, kurz-, mittel- und langfristige Handlungserfordernisse, Ressourcenbedarfe und Voraussetzungen einer klimaangepassten und wassersensiblen Stadtentwicklung zu bestimmen. Zum Abschluss des Foschungsvorhabens werden in der vierten Phase die entwickelte Coaching-Toolbox sowie die Inhalte der Implementierungsstrategien evaluiert und optimiert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Erstellung des Coaching Handbooks sowie in Fachpublikationen ein. Auf diese Weise stellt das BGCC sicher, dass die Erkenntnisse aus der systematischen Unterstützung der teilnehmenden Städte zukünftig auch anderen Kommunen zugutekommen und die Weichen für den gezielten Einsatz von NbS im Rahmen der Klimaanpassung in ganz Deutschland stellen können. Autor*innen: Nike Sommerwerk (Fresh Thoughts), Frank Hüesker (UFZ), Andreas Huck ( UBA ) Kontakt: frank [dot] hueesker [at] ufz [dot] de Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 93 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren. 1 https://www.eea.europa.eu/publications/nature-based-solutions-in-europe 2 www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/BMUV_Wasser... 3 https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/40822/nature_based_solutions_Summary.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Weichtiere (Mollusca) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Gerhard KÖRNIG unter Mitarbeit von Friedemann GOHR, Katrin HARTENAU- ER, Mathias HOHMANN, Martina JÄHRLING, Wolfgang KLEIN- STEUBER, Thomas J. LANGNER, Burkhard LEHMANN, Lutz TAP- PENBECK und Michael UNRUH (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Mollusken sind durch ihre geringe Mobilität eng an ihren Lebensraum sowohl im Wasser als auch auf dem Lande gebunden. Sie besiedeln nur sol- che ökologischen Nischen, die ihren Ansprüchen in artspezifischer Schwankungsbreite entspre- chen. Optimale Bedingungen lassen sich in der Regel durch hohe Individuendichte erkennen. Auf Änderung der ökologischen Parameter reagieren Mollusken weniger durch Ausweichen als mehr durch Verringerung ihrer Fertilität, die dann im Rückgang der Dichte bis zum Erlöschen sichtbar wird. Entsprechend ihrer Toleranzbereiche ändert sich so die Diversität der Artengemeinschaft. Des- halb eignen sich stenöke Arten, aber vor allem auch Artenkombinationen als relativ verlässliche Bioindikatoren. In diesem Indikatoreffekt spiegeln sich weniger einzelne Umweltbedingungen als mehr ein komplexes Faktorengefüge wider. So lässt sich durchaus von einer Molluskengemein- schaft auf die Qualität eines Biotopes schließen. Zur Bestimmung des Saprobienindexes von Fließ- gewässern werden u.a. einzelne Molluskenarten herangezogen. Bestimmend für Landschneckengemeinschaften sind die Bodenstruktur einschließlich des Kalkge- haltes und des pH-Wertes, der Grad der Boden- durchfeuchtung und die durchschnittliche Jahres- temperatur. Mit diesen Faktoren korrespondiert die Vegetation des Standortes, die dann wiederum den Landschnecken als Lebensraum und Nah- rungsquelle zur Verfügung steht. Für Wassermol- lusken ist vor allem der Sauerstoffgehalt des Was- sers von entscheidender Bedeutung. Das trifft besonders für kiemenatmende Tiere zu. Der Sau- erstoffgehalt hängt wiederum ab von der Wasser- bewegung, der Temperatur sowie vom Eutrophie- grad des Wasserkörpers. Letzterer wird stark be- einflusst durch Einträge gelöster Salze und ab- baubarer organischer Substanzen. Die Lungen- atmer unter den Wasserschnecken halten sich häufig an Wasserpflanzen auf, deren Algenbe- wuchs abgeweidet wird. Die Wasserqualität wirkt auch über den Mikrophytenbesatz auf Wasser- schnecken ein, der vielfach deren Nahrungs- grundlage bildet. Gleichermaßen ist die Boden- struktur des Gewässers von Einfluss auf den Ar- tenbesatz wie auch die submerse und ufernahe Vegetation. Die Großmuscheln bedürfen bestimm- ter Fischarten, in deren Kiemen sich die Muschel- larven eine Zeit lang aufhalten müssen. Der Ge- fahr des zeitweiligen Austrocknens der Gewäs- ser sind die meisten Mollusken angepasst. Die Zusammensetzung definierter Molluskenge- meinschaften ist das Ergebnis eines holozänen Sukzessionsprozesses, der sich aufgrund von Schalenresten auch in historischen Dimensionen rekonstruieren lässt (MANIA 1973, 1999). Entspre- chend der Landschaftsgliederung und der geolo- gischen Bedingungen ist die Molluskenfauna in Sachsen-Anhalt regional differenziert. In der Tri- aslandschaft im Süden des Landes finden sich Artengemeinschaften lichter, thermophiler Wälder neben solchen submediterraner und subkontinen- taler Trockenrasen. Im Harz konzentrieren sich Waldarten verschiedener zoogeografischer Her- kunft und finden sowohl Vorposten als auch Re- liktstandorte. In Flussauen und auf anderen Tal- böden der Ebene siedelt eine Auenwald- und Wie- senfauna neben artenreichen Molluskengesell- schaften der Fließe und Altwässer. Die Lebens- räume auf den glazialen Sandböden der Altmark sind relativ arm an Landschnecken. Ackerbau und Weidewirtschaft, Obst- und Wein- anbau, vor allem Holzentnahme zu Bergbauzwe- cken führten schon frühzeitig zu einer weitgehen- den Entwaldung der natürlichen Landschaften. Entwässerung nasser Böden (z.B. Drömling) und Flussbegradigungen veränderten irreversibel das Wasserregime des Landes. Die Molluskenfauna passte sich den Veränderungen an. Neben Arten- schwund ist auch ein Einwandern solcher Arten zu verzeichnen, die in Kultursteppen, segetalen und urbanen Lebensräumen ihre ökologischen Nischen finden. Publikationen und z.T. Sammlungen vermitteln Aussagen über den Wandel der Molluskenfauna des Landes im Laufe des letzten Jahrhunderts. Während vor allem durch GOLDFUSS (1900, 1906) und REGIUS (1930, 1950, 1964, 1966) Angaben für den südlichen Teil des Landes bis zum Harz und den Magdeburger Raum vorliegen, haben wir kei- ne Kenntnisse über die Weichtiere der Altmark, des Flämings und des nördlichen Elbtals durch die Literatur. Erstmals konnte 1999 eine Gesamt- artenliste der Mollusken in Sachsen-Anhalt mit dem Titel Bestandsentwicklung der Weichtiere (Mollusca) veröffentlicht werden (KÖRNIG 1999a). Der aktuelle Artenbestand im Jahr 2003 beträgt einschließlich der verschollenen Taxa 194 Arten. Diese Zahl ist jedoch keine feste Größe. Durch ## Neubeschreibungen bekannter Arten seitens der Fachwissenschaft kommt es zu taxonomischen Aussonderungen neuer Spezies. Neben Einwan- derungen benachbarter Arten sind häufiger Ein- schleppungen fremder Faunenelemente vor allem in urbane, segetale und ruderale Habitate sowie in Binnengewässer mit teilweise expansiver Ver- breitung zu beobachten (Monacha cartusiana). Da diese Arten sich in die Molluskengemeinschaften integrieren, kommt es zu einem permanenten Fau- nenwandel. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ver- zeichnen wir eine Zunahme von 5 Wasser- und 7 Landmolluskenarten. Verschollen sind dagegen drei Wasserschneckenarten und eine Großmu- schelart. Zieht man die Fundortangaben der Lite- ratur heran, so hat sich die Landschneckenfauna seit 1900 insgesamt nur durch Neozoen verän- dert. Einige Fundorte sind zwar erloschen, dafür wurden aber unvergleichlich mehr neue entdeckt. Im Gegensatz zur Landfauna erlebten die Was- sermollusken beginnend in den 30iger Jahren, verstärkt aber nach 1950 einen gravierenden Ein- bruch vor allem in den industrie- und landwirt- schaftsintensiven Landesteilen. Ursache war die extreme Wasserbelastung durch kommunale und Industrieabwässer sowie Nährsalz- und Pestizid- eintrag durch die Landwirtschaft. Der Zusammen- bruch vieler Molluskenzönosen führte zum Arten- schwund in fast allen Fließ- und Standgewässern und zum Erlöschen zahlreicher Standorte besonders rarer Arten. Mit der landesweiten Ver- besserung der Wasserqualität erholt sich die Was- serfauna zusehends. Es ist eine höhere Fertilität auch bei relativ stenöken Arten zu beobachten neben einer Wiederausbreitung aus erhalten ge- bliebenen Refugien. Als Beispiel kann Theodo- xus fluviatilis dienen. Als ausgestorben müssen vier Wassermolluskenarten gelten, von denen al- lein Pseudaodonta complanata durch die Wasser- qualität erloschen ist. Anisus vorticulus wurde 1900 zum letzten Mal von einem Fundort erwähnt (GOLD- FUSS). Hydrobia ventrosa ist eine Brackwasser- schnecke, die zuletzt in einem Solgraben unter spe- zifische Bedingungen lebte. Das Fehlen von Radix ampla muss möglicherweise der Veränderung der Wasserräume zugeschrieben werden. Datengrundlagen Die wichtigste Grundlage der Aussagen sind ak- tuelle Sammelergebnisse. Daneben wurden Publi- kationen verwandt, die sowohl grundsätzliche als auch spezielle Aussagen machen, so u.a. CLAUSS (1979), DREYER (1996), G LÖER & M EIER-BROOK (1998), GOLDFUSS (1900, 1906), JUNGBLUTH (2002), JUNGBLUTH & KNORRE (1995), KERNEY et al. (1983), KÖRNIG (1992, 1997, 1999a, b, 2002), KÖRNIG et al. (1998), MANIA (1973, 1999), REGIUS (1930, 1950, 1964, 1966) und UNRUH (2001). Bemerkungen zu ausgewählten Arten Clausilia cruciata (Scharfgerippte Schließmund- schnecke): C. cruciata ist eine montane Waldart, #$ die im Bodenstreu und an Baumstämmen lebt. Sie besitzt in Europa zwei Verbreitungsschwerpunkte im alpischen Raum und in Mittelskandinavien. Das ursprünglich einheitliche Areal wurde durch die holozäne Klimaentwicklung getrennt, so dass die mitteleuropäischen Standorte als reliktär angese- hen werden können. Die einzigen Fundorte in Sach- sen-Anhalt sind seit GOLDFUSS bekannt. Es sind schluchtartige Bergwaldhabitate im Harz, in denen die Art ihre nördliche Grenze des alpischen Areals erreicht. Ihr Vorkommen ist nur bei Erhalt der Wald- biotope gesichert. Eine Gefährdung wäre bei zu- nehmender Bodenversauerung zu befürchten. Perforatella bidentata (Zweizähnige Laubschne- cke): Osteuropäisch verbreitet ist die Spezies eine Charakterart eutropher Erlenbrüche und umge- bender Hochstaudenfluren. Man findet sie in nas- ser Bodenstreu zwischen Bulten und Stauden. In Sachsen-Anhalt wird der westliche Arealgrenzbe- reich erreicht. Mit der Trockenlegung der Sumpf- wälder schrumpfte das ehemals geschlossene Verbreitungsgebiet. Heute finden wir zerstreute Vorkommen in allen Landesteilen (Altmark, Flä- ming, Harz, Raum der mittleren Saale und der mittleren Weißen Elster). Die Gefährdung er- wächst vorrangig durch Austrocknung der Lebens- räume. Sphaerium rivicola (Fluss-Kugelmuschel): Ehemals war die Art im schlammigen Sand größeren Fließ- gewässern regelmäßig zu finden. Heute ist ihre Verbreitung europaweit rückläufig. In Sachsen- Anhalt ist ihr einstiges verbreitetes Vorkommen auf wenige Gewässer beschränkt (Havel; Ehle, Biese, Ohre, Elbe, Saale). Sie hat im Lande mögli- cherweise die Depression in Refugialbereichen überstanden und scheint sich zumindest in der Saale wieder auszubreiten. Diese Tatsache veran- lasst eine Herabstufung aus der Gefährdungska- tegorie 1 auf 3. Theodoxus fluviatilis (Kahnschnecke): Sie lebt auf Steinen oder Holz in Fließgewässern und in Zo- nen bewegten Wassers größerer Seen und war in allen Flüssen Mitteleuropas verbreitet. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts erlebte die Art einen star- ken Rückgang, so dass die Vorkommen auf vie- len Standorten erloschen sind. Nach GLOËR (2002) ist ihr Absterben auf Mangel an Nahrung infolge schlechter Wasserqualität zurückzuführen. Die im Süßen See lebende Population ist durch eine Schwermetallvergiftung erloschen. Im Raum Sach- sen-Anhalts hat sich ein Refugialraum im Helme- Unstrutgebiet erhalten, von dem aus eine vitale Expansion ausgeht, die sich bis zur unteren Saale erstreckt. Eine weitere Population reicht von der Havel bis in den Elbe-Havel-Kanal (DREYER, 1996). Aus der Kenntnis der Wiederausbreitung kann die Art in die Kat. 3 herabgestuft werden. Vallonia enniensis (Feingerippte Grasschnecke): Als Charakterart von Kalkflachmooren und Nass- wiesen lebt sie dort am Boden zwischen Moos und Landschnecken Wasserschnecken Muscheln Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Landschnecken Wasserschnecken Muscheln Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - 3 1 4 2,1 Gefährdungskategorie R 1 2 3 6 11 - 6 1 - 5 1 3 17 13 1,5 8,8 6,7 3 13 2 3 18Rote Liste 33 12 10 55 9,228,3 G 2 - - 2Kategorien D V 2 1 1 1 1 - 4 2Sonstige Gesamt 5 2 1 8 1,02,14,1 1,0 Pflanzenresten. V. enniensis ist südeuropäisch verbreitet und erreicht Mitteleuropa in zerstreu- ten Einzelposten. Mit den umfangreichen Entwäs- serungsmaßnahmen erloschen in Deutschland die meisten Fundorte, so dass sie vom Aussterben bedroht ist. In jüngster Zeit entdeckte Vorkommen in den Kreisen Merseburg und Weißenfels kön- nen die unmittelbare Gefahr des Aussterbens in Sachsen-Anhalt ausschließen. Die entsprechen- den Habitate sind oder werden unter Schutz ge- stellt. Deshalb ist eine Rückstufung der Kat. von 1 auf 2 gerechtfertigt. Zebrina detrita (Weiße Turmschnecke): Die Art ist in Südosteuropa verbreitet und erreicht in Sach- sen-Anhalt die absolute nördliche Arealgrenze. Sie besiedelt sonnenexponierte, skelettreiche Böden mit lockerer Pflanzendecke. Ihr Vorkommen im Lande erstreckt sich auf die wärmebegünstigten Talhänge des Saale-Unstrut-Gebietes und des Süßen Sees und reicht bis zu Felshabitaten des Saaledurchbruches bei Rothenburg. Gefährdung erwächst aus der zunehmenden Verbuschung ih- rer Lebensräume. Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Da der Bestand aller Molluskenarten allein durch den Erhalt ihrer Lebensräume gesichert werden kann, müssen sich allgemeine Schutzmaßnahmen vorrangig auf den Erhalt der Habitate richten. Für die Molluskenfauna wäre zu fordern: - Erhaltung naturnaher Waldbiotope, wobei sich ein Waldumbau in Richtung standortgemäße Vegetation orientieren muss. Gesamt 124 45 25 194 Gesamt 124 45 25 194 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Weichtiere Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstu- fung in die sonstigen Kategori- en der Roten Liste. - Unterbindung von Entwässerungsmaßnahmen im Einflussbereich von Schutzgebieten. Damit ist eine Degeneration von Nasswiesen und Er- lenbrüchen zu verhindern. Im Gegenzug sollte in sensiblen Bereichen eine Wiederbewässe- rung veranlasst werden. - Durchführung von Mahd und Schafhutung, um eine Verbuschung von Wiesen und Trockenra- sen zu vermeiden. - Vernetzung von Schutzgebieten, um den Gen- austausch zwischen isolierten Populationen zu ermöglichen (Biotopverbund). - Konsequente Fortführung der Abwasserreini- gung besonders in ländlichen Gebieten. - Vermeiden von Düngerzufuhr in Gewässernähe. - Rückbau von Kanalisationen von kleinen Fließ- gewässern, Einrichten naturnaher Uferzonen. - Arterhaltung sollte mit aktiven Wiederausbrei- tungsmaßnahmen gekoppelt werden. Spezielle Schutzmaßnahmen gelten einzelnen Arten und ihren Habitaten: - NSG Saarenbruch bei Klieken: vorsichtige, etap- penweise Entkrautung; Kat. 1 für Marstoniopsis scholtzi, Pisidium pseudosphaerium u.a., - NSG Jeggauer Moor: vorsichtige Entkrautung; Kat. 1 für Myxas glutinosa u.a., - Fließe der Kleinen Helme: Vermeiden von Dün- gereinträgen; Kat. 1 für Unio crassus u.a. Danksagung Herrn Dr. Hartmut BAADE (Altenburg) gebührt Dank für seine Fundortangaben zu Limax flavus in Sach- sen-Anhalt. Art (wiss.)Art (deutsch)Kat.Bem. Gastropoda terrestrica Aegopinella epipedostoma (FAGOT,1879) Aegopinella nitens (MICHAUD, 1831) Azeka goodalli (FERUSSAC, 1821) Balea perversa (LINNAEUS, 1758) Bulgarica cana (HELD, 1836)Landschnecken Verkannte Glanzschnecke Weitmündige Glanzschnecke Bezahnte Achatschnecke Zahnlose Schließmundschnecke Graue SchließmundschneckeD D 3 3 1A A #%
Das Projekt "Regionalisierung landschaftsökologischer Parameter im alpinen Hochgebirgsraum (Walliser Alpen, Gornergrat). Bestimmung der hydrologischen Komplexgrößen Schnee und Bodenwasser sowie Klärung ihrer Bedeutung für das ökologische Prozeßgefüge" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Bochum, Geographisches Institut, Lehrstuhl für Geographie III Physische Geographie,Geoökologie durchgeführt. Ziel des Vorhabens ist, neben der Aufnahme des systembestimmenden Wirkungsgefüges für die alpine Gebirgsstufe, vor allem ein möglichst wirklichkeitsnahes Landschaftsmodell aufzubauen, um prognostische Aussagen zu potentiellen Umweltveränderungen für die alpine Stufe der Alpen treffen zu können. Das geplante Vorhaben versucht daher, für den alpinen Raum möglichst präzise flächenrelevante Aussagen zu den Systemparametern Vegetation, Biomasse, Relief, Schneedecke, Bodenfeuchte und Bodenwärme zu treffen, um im landschaftsökologischen Sinne das signifikante Beziehungsgefüge dieser Größen herauszustellen. Im Vordergrund der Arbeiten steht vor allem der Einsatz eines neuen feldtauglichen Messprinzips zur Bestimmung des Bodenwassergehalts auf der Basis von Wärmekapazitätsmessungen. Infolge einer engen Bindung des Bodenfeuchteregimes an das Mikrorelief sowie an die hydrologisch bedeutsame Schneedecke, sollen auch diese beiden ökologisch wichtigen Kenngrößen mit Hilfe einer fortschrittlichen Erfassungsmethodik aufgenommen werden (lasergestützter Digitalkompaß, 3D-Software). Es ist insbesondere dieser neue methodische Ansatz, der das geplante Vorhaben klar von bereits durchgeführten landschaftsökologischen Arbeiten in vergleichbaren Räumen löst und daher vielversprechende ökologische Grundlagenergebnisse erwarten läßt. Die vergleichsweise exakten Punkt- und Flächenparameteraufnahmen können aber auch als Beschreibung des ökosystemaren Ist-Zustandes verstanden werden, so daß Aufnahmewiederholungen bereits stattgefundene Systemveränderungen dokumentierten können (Ökosystemmonitoring).
Das Projekt "Umsetzung von Zielen der NBS in Wäldern" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) durchgeführt. Deutschland trägt als Kerngebiet der Buchenwaldverbreitung eine besondere Verantwortung, zudem Tiefland-Buchenwälder nur noch knapp 15Prozent der landesweiten Waldfläche ausmachen. Gleichzeitig ist die Nutzung eigener Ressourcen im Hinblick auf den globalen Naturschutz unabdingbar und erfordert somit integrative Ansätze für den Erhalt dieser Waldökosysteme. Zielsetzung des Vorhabens ist es, zu klären, welchen Einfluss langjährig unterschiedliche Bewirtschaftungsmethoden und -intensitäten in Tiefland-Buchenwäldern auf deren Biodiversität haben. In dem F+E-Vorhaben 'Naturschutzstandards für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern im nordostdeutschen Tiefland' (FKZ 898 84 031) wurden in den Jahren 2000 bis 2003 bereits Grundlagendaten ermittelt und ausgewertet, anhand derer Schwellenwerte für die Menge und Verteilung von verschiedenen Parametern wie Totholz, Höhlenbäumen und anderen Sonderstrukturen sowie Standards für die Buchenwaldbewirtschaftung aus naturschutzfachlicher Sicht erarbeitet wurden. Nach rund zehn Jahren bieten eine methodisch identische Wiederholungsaufnahme sowie die Betrachtung weiterer Teilbereiche wie Säugetiere (Fledermäuse, Kleinsäuger und Schalenwild) und umfassendere mykologische Untersuchungen die Chance, vor dem Hintergrund entsprechender Zielsetzungen in der Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) zu analysieren, wie sich eine entsprechend ökologisch ausgerichtete, langjährige Bewirtschaftung im Vergleich zu einem konventionellen waldbaulichen Vorgehen auf die Biodiversität und die Naturnähe von Buchenwaldökosystemen auswirkt. Konkrete Handlungsanweisungen und -empfehlungen für Waldbewirtschafter sollen aus den Ergebnissen abgeleitet und in einen Praxisleitfaden formuliert werden. Eine solch vergleichbar belastbare Verknüpfung auf wissenschaftlicher Basis, wie Bewirtschaftungsintensitäten und -qualitäten sich auf die biologische Vielfalt der Tiefland-Buchenwälder auswirken, fehlt bisher.
Das Projekt "Oekologie des Wolfes in den Rumaenischen Karpaten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Wildbiologische Gesellschaft Muenchen e.V. durchgeführt. Ziel: Ausreichendes Wissen fuer einen Wolfsmanagementplan fuer Rumaenien. Fragestellung: 1. Beziehung Wolf-Mensch; 2. Bedrohungen fuer den Wolf; 3. Oekologische Parameter der rumaenischen Wolfspopulation. Erste Ergebnisse: 1. Menschliche Praesenz stellt kein Hindernis fuer das Vorhandensein von Woelfen dar. 2. Jagd hat schwerwiegenden Einfluss auf die Wolfsbestaende.
Das Projekt "Teilprojekt A" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Budelmann Elektronik GmbH durchgeführt. Die gezielte Begrünung urbaner Quartiere ist aus zahlreichen sozio-ökologischen Gründen als sinnvoll zu erachten. Es gibt eine wachsende Wahrnehmung und Wertschätzung in Gesellschaft und Politik für die positive Wirkung (Ökosystemleistung) der urbanen grünen Infrastruktur, des Gartenbaus sowie von grünen Dienstleistungen. Begrünte Gebiete dienen dem Menschen als Erholungsraum, kühlen durch Evapotranspiration und Schattenwurf im Sommer und helfen mikroklimatische Hitzeherde durch versiegelnden Flächen abzumildern und reinigen zusätzlich die lebenswichtige Umgebungsluft z. B von Schadstoffen wie Radikalen, radikalbildenden Stickoxiden und lungengängigem Feinstaub. Lebendes Grün macht die Städte resilienter, reduziert Gesundheitsrisiken , senkt das Stresslevel der Menschen und stärkt die Biodiversität. Tritt auch die Gestaltung solcher Lebensräume in der Stadtentwicklung weiter in den Fokus, werden vermehrt Kennzahlen der tatsächlichen Leistung solcher geschaffener Ökosysteme benötigt, um möglichen Mehraufwand bei der Umsetzung von Neubauten oder Restrukturierungsmaßnahmen gegenüber Bauträgern, Förderern und der Bevölkerung rechtfertigen zu können. Die verlässliche, übertragbare und reproduzierbare Aufnahme dieser so genannten Ökosystemleistung ist nach heutigem Stand der Technik nur mit hohem technischem und damit finanziellem Aufwand verbunden und so oftmals aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar. Das mit dem vorliegenden Projektantrag angestrebte System soll es ermöglichen, den Nutzen von Ökosystemen im Hinblick auf eine positive Veränderung der Luftqualität aber auch bezüglich klimatischer Parameter, die aufgrund des Klimawandels in den Fokus rücken, standardisiert, verlässlich und kostengünstig ermitteln zu können. Adressiert werden sowohl klassische horizontale Begrünungen als auch immer stärker nachgefragte vertikale Begrünungssysteme.
Das Projekt "Teilprojekt C" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von HELIX Pflanzensysteme GmbH durchgeführt. Die gezielte Begrünung urbaner Quartiere ist aus zahlreichen sozio-ökologischen Gründen als sinnvoll zu erachten. Es gibt eine wachsende Wahrnehmung und Wertschätzung in Gesellschaft und Politik für die positive Wirkung (Ökosystemleistung) der urbanen grünen Infrastruktur, des Gartenbaus sowie von grünen Dienstleistungen. Begrünte Gebiete dienen dem Menschen als Erholungsraum, kühlen durch Evapotranspiration und Schattenwurf im Sommer und helfen mikroklimatische Hitzeherde durch versiegelnden Flächen abzumildern und reinigen zusätzlich die lebenswichtige Umgebungsluft z. B von Schadstoffen wie Radikalen, radikalbildenden Stickoxiden und lungengängigem Feinstaub. Lebendes Grün macht die Städte resilienter, reduziert Gesundheitsrisiken senkt das Stresslevel der Menschen und stärkt die Biodiversität. Tritt auch die Gestaltung solcher Lebensräume in der Stadtentwicklung weiter in den Fokus, werden vermehrt Kennzahlen der tatsächlichen Leistung solcher geschaffener Ökosysteme benötigt, um möglichen Mehraufwand bei der Umsetzung von Neubauten oder Restrukturierungsmaßnahmen gegenüber Bauträgern, Förderern und der Bevölkerung rechtfertigen zu können. Die verlässliche, übertragbare und reproduzierbare Aufnahme dieser so genannten Ökosystemleistung ist nach heutigem Stand der Technik nur mit hohem technischem und damit finanziellem Aufwand verbunden und so oftmals aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar. Das mit dem vorliegenden Projektantrag angestrebte System soll es ermöglichen, den Nutzen von Ökosystemen im Hinblick auf eine positive Veränderung der Luftqualität aber auch bezüglich klimatischer Parameter, die aufgrund des Klimawandels in den Fokus rücken, standardisiert, verlässlich und kostengünstig ermitteln zu können. Adressiert werden sowohl klassische horizontale Begrünungen als auch immer stärker nachgefragte vertikale Begrünungssysteme.
Das Projekt "Partner A" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität München, Lehrstuhl für Pflanzenernährung durchgeführt. Das Projekt ist ein Teilprojekt des Verbundprojekts 'INSUSFAR', dessen Ziel es ist, zum Verständnis der Bedeutung einer erhöhten genetischen Diversität des angebauten Pflanzenmaterials für landwirtschaftliche Anbausysteme mit reduzierter Bodenbearbeitung und erhöhter biologischer Diversität (z.B. Mischanbau oder Lebendmulchsysteme) beizutragen. Hierzu werden an den Beispielen Weizen und Gerste Ergebnisse bisher erfolgter züchterischer Innovationen im Hinblick auf ihre Wirkung in unterschiedlichen Anbausystemen untersucht. Neben der Ertragsleistung werden auch ökologische und ökonomische Parameter analysiert. Die Ergebnisse werden hinsichtlich ihrer möglichen Konsequenzen für Anbauverfahren, Zuchtziele- und -methoden, sowie der politischen und administrativen Maßnahmen zur Unterstützung nachhaltiger Anbausysteme ausgewertet. Der Antragsteller koordiniert das ganze Verbundprojekt, Schwerpunkte sind außerdem: (1) Auswertung umfangreicher Datensätze aus Landessortenversuchen, Wertprüfungen und ähnlichen Versuchen sowie Meta-Analysen von Studien zum Zuchtfortschritt, ergänzt durch morphologische Untersuchungen an einem umfangreichen Sortiment. (3) Prüfung zahlreicher Zuchtlinien, Handelssorten und Populationen unterschiedlicher Herkunft und Adaptationsgeschichte unter unterschiedlichen Bedingungen (4) Prüfung von Methoden der rekurrenten Selektion zur züchterischen Verbesserung von Populationen, (5) Beiträge zur Entwicklung von Informationssystemen.
Origin | Count |
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Bund | 228 |
Land | 3 |
Type | Count |
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Förderprogramm | 225 |
Text | 1 |
unbekannt | 3 |
License | Count |
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geschlossen | 2 |
offen | 225 |
unbekannt | 2 |
Language | Count |
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Deutsch | 229 |
Englisch | 33 |
Resource type | Count |
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Dokument | 1 |
Keine | 180 |
Webseite | 49 |
Topic | Count |
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Boden | 181 |
Lebewesen & Lebensräume | 229 |
Luft | 127 |
Mensch & Umwelt | 229 |
Wasser | 145 |
Weitere | 226 |