Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner LBV, Landesbund für Vogelschutz, haben den Star (Sturnus vulgaris) zum „Vogel des Jahres 2018“ gewählt. Auf den Waldkauz, Vogel des Jahres 2017, folgt damit ein Singvogel. Der Bestand des Stars in Deutschland schwankt jährlich zwischen 3 und 4,5 Millionen Paaren, je nach Nahrungsangebot und Bruterfolg im Vorjahr. Das sind zehn Prozent des europäischen Starenbestandes, der bei 23 bis 56 Millionen liegt. Trotzdem ist der schillernde Geselle ein typisches Beispiel für den stillen Rückgang der häufigen Vogelarten, denn sein Bestand nimmt stetig ab. In der aktuellen deutschlandweiten Roten Liste ist der Star sogar direkt von „ungefährdet“ (RL 2007) auf „gefährdet“ (RL 2015) hochgestuft worden, ohne auf der Vorwarnliste zu stehen. Gründe für seinen Rückgang sind der Verlust und die intensive Nutzung von Weiden, Wiesen und Feldern, auf denen der Star nicht mehr genug Würmer und Insekten zum Fressen findet. Werden Nutztiere nur im Stall gehalten, fehlt der Mist, der Insekten anlockt. Biozide und Agrochemikalien vernichten zudem weitere Nahrungstiere. Beerentragende Hecken zwischen den Feldern sucht man vielerorts ebenfalls vergebens. Geeignete Nistplätze fehlen dort, wo alte Bäume mit Bruthöhlen entfernt werden.
Die Europäische Organisation für Pflanzenwissenschaften (EPSO) ruft für den 18. Mai 2012 den "Fascination of Plants Day" aus, den Internationalen Tag der Pflanze. Ziel des Aktionstags ist es, rund um den Globus die Menschen für Pflanzen zu faszinieren und die Notwendigkeit der Pflanzenwissenschaften für zentrale Lebensbereiche des Menschen aufzuzeigen: für Landwirtschaft, nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln, Gartenbau, Forstwirtschaft, als Rohstoff für Produkte wie Papier, Bauholz, Chemikalien, Arzneimittel und für die Bereitstellung von Energie. Gleichzeitig sind Pflanzen zentral für den Klima- und Naturschutz.
Eine großflächige Untersuchung zeigt erstmals im großen Maßstab das ökologische Risiko durch Chemikalieneinträge für mehrere Tausend europäische Gewässer: Die chemische Belastung stellt für rund die Hälfte der europäischen Gewässer ein ökologisches Risiko dar. Bei rund 15 Prozent könnten sogar akut toxische Effekte auf Gewässerorganismen auftreten. Untersucht haben die Wissenschaftler aus Landau und Leipzig mit den französischen und schweizerischen Kollegen EU-weite Überschreitungen von Risikoschwellen in den Einzugsgebieten großer Gewässer wie Donau und Rhein. Für diese Flussgebietseinheiten wurde berechnet, in welchem Maße die Risikoschwellen für die drei Organismengruppen Fische, Wirbellose und Algen/Primärproduzenten in den vergangenen Jahren überschritten wurden. Die analysierten Daten stammen aus der behördlichen Überwachung. Der Eintrag der Chemikalien in die Gewässer erfolgt größtenteils durch die Landwirtschaft und städtische Kläranlagen. Pestizide stellen mit Abstand die stärkste Belastung für die Gewässer dar, allerdings treten auch Organozinnverbindungen, bromierte Flammschutzmittel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die aus Verbrennungsprozessen resultieren, in bedenklichen Konzentrationen auf.
Um dem ISC3 einen schnellen Einstieg in die fachliche Arbeit zu ermöglichen, haben die Auftraggeber (UBA/BMUB) die Erstellung dreier Studien beauftragt. Ziel dieser Studie war die Identifizierung prioritärer Themen, d.h. technischer Lösungen, Konzepte, Geschäftsmodelle etc. im Bereich der nachhaltigen Chemie. Eine Literaturrecherche wurde durchgeführt, die spezifische Herausforderungen und jüngste Innovationen in verschiedenen Anwendungsfeldern und Sektoren beleuchten: 1) Petro- und Basischemie, 2) Polymere, 3) Agrochemikalien (Pflanzenschutz), 4) Düngemittel, 5) Farbstoffe, Lacke, Pigmente und Klebstoffe, 6) Wasch-, Reinigungs- und Körperpflegemittel, 7) Chemiefasern, 8)Bauchemie, 9) Pharmazeutika und 10) Nanomaterialien. Weitere Kapitel beschreiben Förderprogramme und Auszeichnun-gen im Bereich der nachhaltigen Chemie in Europa und den USA, sowie Steuerinstrumente, Förder- und regulatorische Rahmenbedingungen am Beispiel Brasilien als Schwellenland. Zum Schluss wurden zwei Kapitel der Thematik der Nachhaltigkeitsbewertung gewidmet, in diesen werden Aspekte der Nachhaltigkeit anhand von zwei Beispielen diskutiert: a) Baumaterialien zur Wärmedämmung als Anwendungs-bereich und b) verschiedene Syntheserouten auf Basis fossiler und nachwachsender Rohstoffe zu Acrylsäure. Quelle: Foschungsbericht
Die Firma RaiLog Besitzgesellschaft Nottuln GmbH, Industrieweg 110 in 48155 Münster hat die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb eines zentralen Logistikzentrums auf dem Grundstück in 48301 Nottuln (Gemarkung 055017, Flur 58, Flurstück 14, 16, 18, 72, 73) beantragt. Gegenstand des Antrages ist die Errichtung und der Betrieb eines neuen Logistikzentrums mit einer Anlage zur Zwischenlagerung und zum Umschlag von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie Agrarchemikalien und Agrarhandelsprodukten.
Die Fa. AGRAVIS Raiffeisen AG, Industrieweg 110, 48155 Münster hat mit Schreiben vom 8.5.2020 beim Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Hannover als zuständiger Genehmigungsbehörde die Erteilung einer Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb eines Gefahrstofflagers auf dem Grundstück in 30916 Isernhagen, Chromstraße 19 beantragt. Das Gefahrstofflager Isernhagen soll dem Umschlag und der Lagerung von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungs-mitteln sowie sonstiger Agrarchemikalien dienen. Um- oder Abfüllvorgänge sollen nicht stattfinden. Die max. Lagermenge wird 4.060 t betragen. Aufgrund der Stoffeigenschaften unterliegen 725 t der zukünftig zu lagernden Produkte der Genehmigungspflicht nach der 4. BImSchV. Für die anderen Stoffe und Stoffgemische gelten die Bestimmungen nach Baurecht.
Gewässer in Europa: Es gibt viel zu tun Die Europäische Union wird das in der Wasserrahmenrichtlinie festgelegte Ziel, ihre Gewässer bis spätestens 2027 in einen guten Zustand zu versetzen, nicht erreichen. Dies zeigt ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) mit Beteiligung des UBA. Basierend auf der umfangreichsten Datengrundlage zu Europas Gewässern unterstreicht der Bericht die dringende Notwendigkeit zum schnelleren Handeln. Bedrohung der Artenvielfalt Nur 37 Prozent der europäischen Flüsse, Seen und Küstengewässer werden derzeit als ökologisch intakt bewertet – eine Zahl, die sich seit 2015 kaum verändert hat. Deutschland liegt mit neun Prozent weit unter dem europäischen Mittel. Grund hierfür sind zu hohe Nähr- und Schadstoffeinträge aus Landwirtschaft, Kläranlagen und Industrie und massive Eingriffe durch Begradigungen, Uferverbau und -befestigungen und die Vielzahl an Querbauwerken (Wehre, Schleusen, Wasserkraftwerke) in den Gewässern. Dadurch fehlen vielen Tier- und Pflanzenarten ihre natürlichen Lebensräume. Allgegenwärtige Chemikalienverschmutzung Lediglich 29 Prozent der europäischen Oberflächengewässer und 77 Prozent des Grundwassers erreichen einen guten chemischen Zustand. Problematisch bleiben vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft, Quecksilber aus der Kohleverbrennung und andere Chemikalien aus verschiedenen Quellen. In Deutschland erreicht derzeit kein Oberflächengewässer einen guten chemischen Zustand. Hiermit stehen wir nicht alleine da: Auch in Schweden gelten alle Gewässer als chemisch belastet. Besser sieht es beim Grundwasser aus: 67 Prozent der Grundwasserkörper in Deutschland sind in einem guten chemischen Zustand. Doch auch das ist nicht ausreichend, denn so kann das Wasser nicht ohne Aufbereitung als Trinkwasser genutzt werden. Klimawandel und Extremwetter bedrohen die Wassersicherheit Trotz eines mengenmäßig guten Zustands von 91 Prozent des Grundwassers in Europa sind bereits 30 Prozent der europäischen Bevölkerung von Wasserknappheit betroffen. Extremwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen verursachen Schäden in Milliardenhöhe, wie die europaweite Trockenheit 2022 und das Hochwasser 2021 in Deutschland, Belgien und den Niederlanden zeigen. Diese Extremereignisse nehmen durch den Klimawandel weiter zu und gefährden die Wasserversorgung in Europa. Auch in Deutschland steigt der Nutzungsdruck von Wasser vor dem Hintergrund des Klimawandels. Wassermenge und Wasserqualität sind daher in den Fokus zu stellen. Hierbei unterstützt die Nationale Wasserstrategie mit zahlreichen Aktionen zum Schutz der Ressource. Landwirtschaft als Hauptverursacher der Belastung Der größte Belastungsfaktor für Europas Gewässer ist die Landwirtschaft, die nicht nur den höchsten Wasserverbrauch aufweist, sondern auch durch Nährstoffe und Pestizide zur Verschmutzung beiträgt. Weitere Belastungen kommen aus der Energieerzeugung, der Stadtentwicklung, dem Hochwasserschutz und den Kläranlagen. Die Landwirtschaft spielt auch in Deutschland eine erhebliche Rolle für die Gewässer. Bei 77 Prozent der Oberflächengewässer und 29 Prozent des Grundwassers ist sie Ursache für die Zielverfehlung eines guten Zustands. Handlungsbedarf in Europa und Deutschland Der Handlungsbedarf in Europa und Deutschland ist hoch. Maßnahmen müssen noch viel stringenter und schneller umgesetzt werden, um das Ziel eines guten Gewässerzustands zu erreichen: weniger Wasserverbrauch, reduzierte Schad- und Nährstoffeinträge sowie ein naturnaher Wasserhaushalt. Für Bäche, Flüsse und Auen ist mehr Raum erforderlich, um Hochwasser zu verteilen, Tieren und Pflanzen Lebensräume bereitzustellen und Wasser für Trockenperioden zu speichern. Diese und eine Vielzahl weiterer effektiver Maßnahmen sind notwendig, um den Zustand der Gewässer in Europa langfristig zu verbessern und ihre Resilienz gegen die Vielzahl von Belastungen zu erhöhen.
Erstes Virtuelles SAICM Stakeholder Briefing Am 05.10.2020 trafen sich 61 nationale Stakeholder des Strategischen Ansatzes für ein Internationales Chemikalienmanagement (SAICM). Ziel der von Dr. Minu Hemmati moderierten Veranstaltung war es, deutsche Stakeholder über den Stand der Verhandlungen und über die Planungen im Intersessionalen Prozess (IP) bis zur fünften Konferenz zum Internationalen Chemikalienmanagement (ICCM5) zu informieren. In ihrer Begrüßung hob Dr. Jutta Klasen, Leiterin des Fachbereichs IV „Chemikaliensicherheit“ im Umweltbundesamt, hervor, dass SAICM und das internationale Chemikalien- und Abfallmanagement für das Umweltbundesamt von großer Bedeutung sind. Insbesondere der im UBA angesiedelte nationale Focal Point (vertreten durch Dr. Hans-Christian Stolzenberg, Leiter des Fachgebiets IV 1.1) hat ein besonderes Interesse am Dialog mit den deutschen Stakeholdern. In einer gemeinsamen Videobotschaft warben UNEP Exekutivdirektorin Inger Andersen und Bundesumweltministerin Svenja Schulze dafür, die durch die Corona-Pandemie bedingte Verschiebung von ICCM5 gewonnene Zeit zu nutzen, um die Verabschiedung eines ambitionierten globalen Chemikalien- und Abfallmanagements vorzubereiten. Die Corona-Pandemie beleuchtet einmal mehr, wie stark die weltweite Produktion und der globale Handel mit Chemikalien und deren Folgeprodukten angewachsen ist. Gleichzeitig gibt es erste Hinweise, dass Menschen, deren Gesundheit bereits aufgrund einer Exposition gegenüber bestimmten gefährlichen Chemikalien vorgeschädigt ist, möglicherweise anfälliger für schwere Verläufe einer Infektion sind. Sie wiesen darauf hin, dass ein Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele ohne ein sachgerechtes und sicheres Management von Chemikalien und Abfällen nicht möglich ist und luden alle Stakeholder dazu ein, sich aktiv an den virtuellen Formaten zur Vorbereitung der ICCM5 zu beteiligen. Frau Sahler erläuterte, dass im Bureau Einvernehmen darüber bestand, dass durch gemeinsames Arbeiten in virtuellen Formaten möglichst viele Fortschritte in den einzelnen Verhandlungsfeldern erreicht werden sollen, um einen erfolgreichen Abschluss der ICCM5 zu ermöglichen. Sie wies darauf hin, dass neben der Beschlussfassung über das SAICM Nachfolge-Instrument auch eine High-level Declaration verabschiedet werden soll, mit der das politische Engagement für das SAICM Nachfolge-Instrument sowie die darüberhinausgehenden Aktivitäten für ein umweltverträgliches Chemikalien- und Abfallmanagement als ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 gestärkt werden sollen. Alle Stakeholder sind dazu aufgerufen, Vorschläge zu möglichen Elementen der High-level Declaration bis zum 21 Oktober 2020 über das saicm [dot] chemicals [at] unep [dot] org (SAICM Sekretariat) oder das IGII3 [at] bmu [dot] bund [dot] de (Referat IG II 3) ( BMU ) einzureichen. Die Vorschläge werden von einer eigens eingerichteten virtuellen informellen Arbeitsgruppe aus je drei Vertreter*innen der unterschiedlichen UN -Regionen, Stakeholder und Sektoren gesammelt und strukturiert. Frau Sahler lud alle Teilnehmenden ausdrücklich dazu ein, über schriftliche Beiträge sowie über die verschiedenen virtuellen Arbeitsgruppen aktiv am Prozess teilzunehmen und sich regelmäßig über die SAICM Webseite über den Prozess und den aktuellen Stand der Diskussionen zu informieren. Frau Sahlers gesamten Beitrag sowie ihre Antworten auf Fragen der Stakeholder finden Sie im Videomitschnitt ab Minute 18:50. Frau Nalini Sharma, Principal Coordinator des SAICM Sekretariats, erläuterte den intersessionalen Prozess. Sie stellte die vier Diskussionsthemen der vier virtuellen Arbeitsgruppen vor: Objectives, targets, indicators and milestones – Co-facilitators Silvija Kalnins, Lettland und Wahira Palipane, Sri-Lanka; Governance and mechanisms to support implementation – Co-facilitators Karissa Kovner, USA und Teeraporn Wiriwutikorn, Thailand; Issues of concern – Co-facilitators Thomas Sverre Jahre, Norwegen und Sam Adu-Kumi, Ghana; Financial considerations – Co-facilitators Jonah Davis Ormond, Antigua and Barbuda und Reggie Hernaus, Niederlande; und erläuterte, welche Diskussionsthemen nach ihrer Einschätzung in den einzelnen Gruppen diskutiert werden. Sie betonte den informellen Charakter der vier Arbeitsgruppen und dass diese nicht die Verhandlungen im intersessionalen Prozess ersetzen, jedoch entscheidend zur Vorbereitung beitragen werden. Die Gruppen sind offen für die Partizipation aller Stakeholder und Sektoren. Die konkrete Arbeitsweise wird von den Gruppen bzw. deren Co-Facilitators selbst festgelegt. Online-Meetings sollen mit E-Mail-Kommunikation kombiniert werden, um möglichst allen Stakeholdern eine Beteiligung zu ermöglichen. Um die Transparenz des Prozesses sicherzustellen wird der aktuelle Stand aus allen Arbeitsgruppen regelmäßig online veröffentlicht. Die Ergebnisse der virtuellen Arbeitsgruppen werden für die Verhandlungen im vierten IP Treffen in als Verhandlungsdokumente zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus verwies Nalini Sharma auf die geplanten Technical Briefings, die über den bisherigen Stand verschiedener Themen und Prozesse informieren werden. Die Briefings finden virtuell statt und sind für alle Stakeholder zugänglich. Die genauen Termine werden in Kürze auf der SAICM Webseite veröffentlicht. Weitere Informationen zu den Arbeitsgruppen und den Planungen des SAICM Sekretariats sowie Frau Sharmas Antworten auf Fragen der Stakeholder finden Sie im Videomitschnitt der Veranstaltung ab Minute 32:11. Dr. Jutta Emig, Referatsleiterin IG II 3, BMU, berichtete über die Prioritäten im SAICM Prozess aus Sicht der Bundesregierung, für die ein Erfolg der ICCM5 von großer Bedeutung bleibt. Dabei gilt u.a. dem sog. „Enabling Framework“ besondere Aufmerksamkeit, das sektorübergreifend eine verbesserte Kooperation der verschiedenen institutionellen Akteure im internationalen Chemikalien- und Abfallmanagement bewirken soll. Hierzu dient auch die High-level Declaration, die den Weg dafür ebnen soll, dass das umweltverträgliche Chemikalien- und Abfallmanagement auf höchster UN-Ebene als wiederkehrender Tagesordnungspunkt verankert wird. Bei der Diskussion über die Objectives and Targets sollte mindestens das Ambitionsniveau des jetzigen SAICM sowie der Ziele der 2030 Agenda gehalten werden. Daher setzt sich die Bundesregierung dafür ein, eine begrenzte Anzahl strategischer Oberziele zu formulieren, wie sie bereits jetzt im Dokument „Compilations of Recommendations“ enthalten sind. Diese sollen durch präzise, konkrete, aktivitätsorientierte, messbare (engl. SMART) Unterziele unterlegt und mit einem Zeithorizont von 2030 versehen werden. Auch bedarf es nach Ansicht der Bundesregierung eines Unterziels zur nachhaltigen Chemie. Kapazitätsbildung und Finanzierung sind zentrale Fragestellungen im Verhandlungsprozess. Die Bundesregierung setzt sich für die Implementierung des „Integrated Approach to Financing“ im Sinne der 2030 Agenda ein. Ein wichtiges Element hierin ist das Special Programme, das den Kapazitätsaufbau weiterhin unterstützen soll. Die Bundesregierung plädiert außerdem für die Einrichtung eines eigenständigen Panels zur Stärkung der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik (engl. Science-Policy Interface, SPI), orientiert an Modellen wie dem IPCC oder der IPBES. Diesbezüglich hofft die Bundesregierung auch auf einen progressiven Beschluss auf der UNEA-5. Den Beitrag von Dr. Jutta Emig und ihre Antworten zu Fragen der Stakeholder finden Sie im Videomitschnitt der Veranstaltung ab Minute 51:00. In ihrem Ausblick dankte Dr. Jutta Emig allen Teilnehmenden für die rege Beteiligung und kündigte an, dass die Bundesregierung weitere Online-Veranstaltungen plant. Sie nannte „Chemikalien und Gesundheit“ sowie „Chemikalien und Landwirtschaft“ als mögliche Themen. Die Stakeholder sind eingeladen, Präferenzen oder weitere Themenvorschläge bei Maro Luisa Schulte ( schulte [at] adelphi [dot] de ) einzureichen. Den Ausblick finden Sie im Videomitschnitt ab Minute 01:18:20.
Schadstoffkonzentrationen in Organismen der Ostsee In die Küstengewässer der Ostsee über Luft oder Flüsse eingetragene Schadstoffe reichern sich in Meeresorganismen an. Die Maßnahmen, um diese Schadstofffrachten zu senken, führten bislang nur in einigen Fällen zur Abnahme der Belastung von Miesmuscheln, Aalmuttern und Silbermöweneiern mit organischen und anorganischen Schadstoffen. Schadstoffe in Ostsee-Organismen Deutschland untersucht mit der Umweltprobenbank des Bundes (UPB) seit Anfang der 1990er Jahre regelmäßig Schadstoffgehalte in Meerestieren und-pflanzen aus dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (siehe Karte „Probenahmegebiet Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft“). Die Umweltprobenbank Unter der Leitung des Umweltbundesamtes sammeln Umweltexperten systematisch Proben für die Umweltprobenbank (UPB). Dazu werden seit Anfang der 1990er Jahre Eier von Silbermöwen (Larus argentatus) auf der Insel Heuwiese und Miesmuscheln (Mytilus edulis) und Aalmuttern (Zoarces viviparus) in der Ostsee vor Darßer Ort gesammelt, charakterisiert, aufgearbeitet und bei minus 150 Grad Celsius (°C) gelagert. Regelmäßig werden dabei die Konzentrationen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ( PAK ), chlorierten Kohlenwasserstoffen und teilweise auch von Methylquecksilber bestimmt. Dazu kommen die Metalle Blei, Cadmium, Kupfer und Quecksilber sowie die beiden Elemente Arsen und Selen. Zu den chlorierten Kohlenwasserstoffen zählen Dichlordiphenyltrichlorethan ( DDT ), Vertreter der Gruppe der polychlorierten Biphenyle ( PCB ) und Hexachlorcyclohexan ( HCH ). Mit Hilfe der archivierten Proben lassen sich auch rückblickend Stoffe untersuchen, die zum Zeitpunkt der Probenahme noch unbekannt waren, nicht analytisch bestimmt werden konnten oder für ungefährlich gehalten wurden. Jedoch liegen nicht immer für alle Jahre Proben und Auswertungen vor. Schaubild: Die Umweltprobenbank Quelle: www.bmub.bund.de/themen/gesundheit-chemikalien Schaubild zur vergrößerten Darstellung als PDF Schaubild: Die Silbermöwe Quelle: Fraunhofer IME / Forschungs- und Technologiezentrum Westküste / Universität Kiel / umweltprobenbank.de Schaubild als PDF Hintergrundwerte und Schadstoff-Belastungen Die Helsinki-Kommission (HELCOM), in der die Anrainerstaaten der Ostsee gemeinsam für den Schutz der Ostsee arbeiten, hat im Juni 2016 Obergrenzen für eine Reihe von Stoffen veröffentlicht, die zur Erlangung eines guten Umweltzustandes nicht überschritten werden sollten. In küstennahen Gewässern darf ein Gramm (g) Miesmuschelfleisch (Trockengewicht) bis zu 1,3 Mikrogramm (µg) Blei und bis zu 0,96 µg Cadmium enthalten (HELCOM, 2016) . Auch die Europäische Union (EU) ist aktiv. Sie hat zum Schutz der menschlichen Gesundheit etwa Höchstgehalte von Schwermetallen in Lebensmitteln in der „ Verordnung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln “ von 2006 und 2008 festgelegt. Ein Gramm frisches Muschelfleisch darf danach bis zu 0,5 µg Quecksilber, 1,5 µg Blei und 1 µg Cadmium enthalten. Die EU hat zudem im Jahr 2013 mit der Richtlinie über Umweltqualitätsnormen (UQN) auch eine verbindliche Höchstgrenze für Quecksilber in Fischen erlassen: Danach darf ein Gramm (g) Fischfleisch nicht mehr als 20 Nanogramm (ng) Quecksilber enthalten. Schwermetalle in Miesmuscheln und Aalmuttern Die Schwermetallbelastung von Fischen und Muscheln aus der Ostsee vor Darßer Ort hat im Beobachtungszeitraum abgenommen. Teilweise liegen die Konzentrationen aber noch über den Grenzwerten. Einige Beispiele: Miesmuscheln von der Ostseeküste vor Darßer Ort haben auch 2018 noch Cadmiumgehalte, die leicht über dem HELCOM Grenzwert von 0,96 Mikrogramm pro Gramm (µg/g) Trockenmasse liegen. Seit 1992 ist die Belastung aber um mehr als 60 % gesunken (siehe Abb. „Cadmium in Miesmuscheln“). Die Bleigehalte von Miesmuschel von Darßer Ort haben seit 1992 um die Hälfte abgenommen (siehe Abb. „Blei in Miesmuscheln“) und gelten heute als unbedenklich für den menschlichen Verzehr. Auch für Quecksilber scheint sich eine leichte Verbesserung abzuzeichnen. Seit Anfang der 1990er Jahre hat die Quecksilberkonzentration in Muscheln um mehr als 30 % abgenommen. Bei Fischen sind die Quecksilbergehalte dagegen nicht zurückgegangen. Im gesamten Beobachtungszeitraum 1994 bis 2019 lagen die Quecksilberkonzentrationen in der Muskulatur von Aalmuttern über der Europäische Union – Umweltqualitätsnorm (EU-UQN) von 20 Nanogramm (ng/g) (siehe Abb. „Quecksilber in Aalmuttermuskulatur“). Cadmium in Miesmuscheln (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Blei in Miesmuscheln (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Quecksilber in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Gehalt an Quec Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Gehalt an Quec Schwermetalle in Eiern von Silbermöwen Die Quecksilbergehalte in Silbermöweneiern von der Ostseeinsel Heuwiese im Kubitzer Bodden sind deutlich höher als die von Aalmuttern und Miesmuscheln. Das liegt daran, dass sich Quecksilber in der Nahrungskette anreichert. Raubfische oder fischfressende Vögel sind daher stärker mit Quecksilber belastet. Die Quecksilbergehalte in Eiern von Silbermöwen aus dem Kubitzer Bodden zeigen im Untersuchungszeitraum starke Schwankungen. Zwischen 2001-2013 sind die Konzentrationen um mehr als 60 % gestiegen, während sich seitdem eine Abnahme verzeichnet (siehe Abb. „Quecksilber in Silbermöweneiern“). Auch die Arsenbelastung der Möweneier ist im Zeitraum zwischen 2001-2013 gestiegen (+39 %) und zeigt seitdem ähnlich zu Quecksilber eine Abnahme im Untersuchungsgebiet (siehe Abb. „Arsen in Silbermöweneiern“). Im Gegensatz dazu zeigen Arsengehalte in Miesmuscheln seit der Jahrtausendwende eine kontinuierliche Zunahme um mehr als 70 % und in Aalmuttern um mehr als 30 %. Quecksilber in Silbermöweneiern (Heuwiese) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Arsen in Silbermöweneiern (Heuwiese) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Organische Schadstoffe in Aalmuttern Im deutschen Ostseegebiet prägen vor allem diffuse Einträge aus der Landwirtschaft und punktförmige Einträge aus Altlastenquellen die Belastung durch organische Schadstoffe. Einige Beispiele: Aalmuttern aus dem Probenahmegebiet bei Darßer Ort waren lange hoch mit dem Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan ( DDT ) und dessen Abbauprodukten kontaminiert. Auffällig war, dass neben den Abbauprodukten DDD und DDE auch vergleichsweise hohe Anteile der Ausgangsverbindung DDT nachgewiesen werden konnten (siehe Abb. „DDT und Metabolite in Aalmuttermuskulatur“). Das lässt vermuten, dass dieses Insektizid trotz Stoffverbot im Einzugsgebiet der Ostsee noch verwendet wurde. Die Belastungen sind seit Anfang der 1990er Jahre um mehr als 90 % zurückgegangen. Auch die Konzentrationen des Insektizids Lindan (γ- HCH ) und seiner Nebenprodukte α- und β-HCH in Aalmuttern sind seit Anfang der 1990er Jahre stark gesunken. Die hohen Anteile an α- und β-HCH deuten auf Reste einer produktionsbedingten Kontamination oder auf Altlasten hin, zum Beispiel aus der Region Bitterfeld, wo früher ein bedeutender Produktionsstandort von Lindan war. Lindan wird in der BRD seit 1984 und in der ehemaligen DDR seit 1989 nicht mehr hergestellt. Die landwirtschaftliche Anwendung ist seit 2002 europaweit verboten. Entsprechend ist die Umweltbelastung zurückgegangen: Die Gehalte an α und γ-HCH sanken in den Aalmutter-Proben der Ostsee zwischen 1994 und 2017 um mehr als 100 %, die β-HCH-Gehalte um mehr als 90 % (siehe Abb. „Hexachlorcyclohexan (HCH) in Aalmuttermuskulatur“). Diese Ergebnisse zeigen anschaulich die frühere Bedeutung der Agrarchemikalien DDT und Lindan im Bereich der ehemaligen DDR und Polens. DDT und Metabolite in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Hexachlorcyclohexan (HCH) in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Organische Zinnverbindungen in Miesmuscheln Seit Anfang der 1980er Jahre ist bekannt, dass organische Zinnverbindungen die Fortpflanzungsfähigkeit von Schnecken und Austern beeinträchtigen. Seit 1989 ist Tributylzinn (TBT) daher in Deutschland in Antifoulinganstrichen von Schiffen unter einer Länge von 25 m verboten. 1990 folgte das entsprechende europaweite Verbot , das 2003 auf Organozinnverbindungen in Antifouling-Anstrichen für alle Schiffstypen ausgedehnt wurde. In den 1990er Jahre war allerdings noch keine ausreichend empfindliche analytische Methode verfügbar, um TBT in Organismen zu bestimmen. Mit Hilfe von archivierten Miesmuschelproben aus der Umweltprobenbank konnte gezeigt werden, dass die TBT -Konzentrationen in Miesmuscheln von Darßer Ort bis zur Jahrtausendwende weit oberhalb des Grenzwertes von zwölf Nanogramm pro Gramm Trockengewicht lagen, den die HELCOM für TBT empfiehlt. Da in Meeresregionen hauptsächlich große Schiffe verkehren, zeigten die seit 1989/1990 geltenden Verbote von TBT für kleinere Schiffe offenbar keine Wirkung. Erst nachdem 2003 das generelle Verbot von Organozinnverbindungen in Kraft trat, nahmen die TBT-Gehalte in Miesmuscheln deutlich ab und liegen seit 2011 unterhalb des Grenzwertes (siehe Abb. „Tributylzinn in Miesmuscheln“). Prioritäre gefährliche Stoffe in Aalmuttern Prioritäre gefährliche Stoffe stellen ein erhebliches Risiko für die aquatische Umwelt darstellen. Für neun dieser Stoffe, die sich stark in Organismen anreichern, hat die Europäische Union Umweltqualitätsnormen (UQN) für Fische abgeleitet (EU Richtlinie 2013/39/EU), die nicht überschritten werden sollen um fischfressende Räuber und den Menschen nicht zu gefährden. Dazu gehören Dioxine und dioxinähnliche Stoffe, Quecksilber, die bromierten Flammschutzmittel PBDE und HBCDD , die Pflanzenschutzmittel Dicofol, HCB , HCBD und Heptachlor und Heptachlorepoxid und das perfluorierte Tensid PFOS , das unter anderem im Gewebeschutz eingesetzt wird. Aalmuttern von der Ostsee vor Darßer Ort sind meist nur gering mit den prioritären gefährlichen Stoffen belastet. Im Jahr 2017 lagen die Muskelkonzentrationen der meisten Stoffe unterhalb der jeweiligen UQN (siehe Abb. „Dioxine und dioxinähnliche Stoffe in Aalmuttermuskulatur, Abb. „Perfluoroctansulfonat ( PFOS ) in Aalmuttermuskulatur“ und Abb. „Hexabromcyclododecane (HBCDD) in Aalmuttermuskulatur“). Bei Heptachlor und seinem Abbauprodukt Heptachlorepoxid reicht allerdings die Genauigkeit der chemischen Analytik noch nicht aus, um eine Überschreitung der UQN nachzuweisen. Nur für Quecksilber und PBDE sieht es anders aus. PBDE wurden bis in die 1990er Jahre in Flammschutzmitteln eingesetzt. Seit 2004 sind sie europaweit verboten. Obwohl die Belastung seitdem stark abgenommen hat, waren die Konzentrationen von Quecksilber in Aalmuttern aus der Ostsee auch im Jahr 2019 noch etwa 1,5 Mal höher als die UQN, während die Konzentrationen von PBDE 2017 noch etwa 3,5 Mal höher als die UQN lagen (siehe Abb. „Polybromierte Diphenylether (PBDE) in Aalmuttermuskulatur“). Dioxine und dioxinähnliche Stoffe in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Perfluoroctansulfonat (PFOS) in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Hexabromcyclododecane (HBCDD) in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Polybromierte Diphenylether (PBDE) in Aalmuttermuskulatur (Darßer Ort) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Prioritäre gefährliche Stoffe in Silbermöweneiern Silbermöweneier von der Ostsee-Insel Heuwiese weisen hohe Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen Stoffen auf und überschritten den für Hühnereier geltenden Lebensmittelhöchstwert von sechs Piktogramm pro Gramm Fett um das 14 - 73-fache. Seit Anfang der 1990er Jahre ist die Belastung aber um mehr als 40 % gesunken. Ein Grund könnten Betriebsschließungen in der ehemaligen DDR nach 1989 sein (siehe Abb. „Dioxine und dioxinähnliche Stoffe in Silbermöweneiern“). Auch die Konzentrationen von polybromierten Diphenylethern ( PBDE ) in Silbermöweneiern sind stark gesunken: seit 1994 um etwa 85 %. Das zeigt die Wirksamkeit von Regulierungsmaßnahmen: Seit den 1990er Jahren werden diese Flammschutzmittel in Deutschland nicht mehr produziert, seit 2003 gilt ein europaweites Verbot (siehe Abb. „Polybromierte Diphenylether (PBDE) in Silbermöweneiern“). Dagegen sind die Konzentrationen von Perfluoroctansulfonat ( PFOS ) in Silbermöweneiern von Heuwiese bis Anfang des Jahrtausends zunächst gestiegen. Erst nachdem 2008 die europaweite Anwendungsbeschränkung für PFOS in Kraft getreten ist, hat die Ei-Belastung nachhaltig abgenommen (siehe Abb. „Perfluoroctansulfonat (PFOS) in Silbermöweneiern“). Dioxine und dioxinähnliche Stoffe in Silbermöweneiern (Heuwiese) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Polybromierte Diphenylether (PBDE) in Silbermöweneiern (Heuwiese) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten Perfluoroctansulfonat (PFOS) in Silbermöweneiern (Heuwiese) Quelle: Umweltbundesamt / Umweltprobenbank des Bundes Diagramm als PDF Diagramm als Excel mit Daten
Der Anteil Deutschlands am Gesamtareal der Art liegt deutlich unter 10 % (Glandt 2006). Die Vorkommen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg sind jedoch hochgradig isolierte Vorposten (Laufer 2004, 2006). Ein genetischer Austausch mit anderen Populationen ist extrem unwahrscheinlich. Eine Verschleppung von Froschlaich oder Kaulquappen durch Wasservögel, zu der es nur Spekulationen, aber laut Schmidt (2013) und Fonte et al. (2019) keine Beobachtungen gibt, wird von den Autoren ausgeschlossen. Für die Erhaltung der isolierten Vorposten ist Deutschland in besonderem Maße verantwortlich. Der Moorfrosch besiedelt ein sehr großes Areal von Nordostfrankreich bis zum Baikalsee (Glandt 2006). Als Charakterart der Tiefebenen und Auen fehlt er natürlicherweise in den Gebirgen und Mittelgebirgen. In Norddeutschland tritt er fast flächendeckend auf. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ist die Verbreitung weit lückiger. In diesen Bundesländern ist der Moorfrosch außerdem durch erhebliche Bestandsverluste gekennzeichnet. Auch in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zeigt der Moorfrosch deutliche Rückgänge und ist hier in allen regionalen Roten Listen als „Vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Im Saarland gilt der Moorfrosch als „Ausgestorben oder verschollen“. Die Art wird im Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt. Ihre Verbreitung in Deutschland ist gut bekannt. Die TK25-Q Rasterfrequenz (Zeitraum 2000 – 2018) beträgt 22,8 % und kann trotz der deutlichen Rückgänge im Bundesgebiet noch der Kriterienklasse „mäßig häufig“ zugeordnet werden. Der langfristige Bestandstrend wird als starker Rückgang eingestuft und lässt sich zum einen direkt mit der Zerstörung von Hoch- und Niedermooren (Günther & Nabrowsky 1996), zum anderen mit der Intensivierung der Landnutzung (Glandt 2006) in Verbindung bringen. Aufgrund fortschreitender Verluste im Süden und Westen Deutschlands und der allgemeinen Ausdünnung der Populationen muss beim kurzfristigen Bestandstrend von einer mäßigen Abnahme ausgegangen werden. Daraus folgt insgesamt die Rote-Liste-Kategorie „Gefährdet“. Die Bewertung des kurzfristigen Bestandstrends (mäßige Abnahme) in der vorliegenden Liste fußt auf einem verbesserten Kenntnisstand insbesondere aus dem FFH-Monitoring. Kühnel et al. (2009) schätzten den kurzfristigen Bestandstrend noch als starke Abnahme ein. Die Gefährdungseinstufung ändert sich dadurch jedoch nicht. Der anhaltende Rückgang der Art hat drei Hauptursachen: Verlust bzw. Verschlechterung typischer Lebensräume, insbesondere von Mooren, Auenlandschaften und Kleingewässern durch Entwässerung, Eutrophierung und intensive Landnutzung; die Art reagiert besonders empfindlich auf hydrologische Veränderungen im Laich- und Sommerhabitat – diese werden sich durch Klimaänderungen nach derzeit gültigen Prognosen gerade im Frühjahr noch verstärken (z. B. Mattern et al. 2019); zunehmende Fragmentierung der Lebensräum und Verinselung der Vorkommen durch intensive Landnutzung, Zersiedlung und Straßenverkehr. Die zu frühe oder zu häufige Mahd sowie der Einsatz von Kreisel- und Trommelmähwerken gelten noch immer als bedeutende Gefährdungsfaktoren. Auch in den letzten 10 bis 20 Jahren sind dadurch noch einzelne Populationen erloschen. Das Aufgeben großer Truppenübungsplätze wird als weitere Ursache für den Rückgang in Nordrhein-Westfalen angegeben. Grundsätzlich ist von einer hohen Sensibilität der Art gegenüber Agrochemikalien auszugehen. Dies betrifft sowohl mineralische Dünger (Schneeweiß & Schneeweiß 1997) als auch Pestizide (Brühl et al. 2013). In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entwickelt sich der neozoische Kalikokrebs (Faxonius immunis) zu einem der Hauptgefährdungsfaktoren für die dort bereits sehr kleinen Populationen. Der invasive Krebs frisst die Entwicklungsstadien von Amphibien vom Laich bis zu den Larven und kann so für Reproduktionsausfälle sorgen (Martens 2016). Die Art ist auf intakte Lebensräume angewiesen. Hierbei kommt den Söllen in den Jungmoränenlandschaften, den periodischen Flachgewässern im extensiv genutzten Grünland und vitalen Mooren eine besondere Bedeutung zu. Die aquatischen Lebensräume sind sowohl im Wald als auch im Offenland zu erhalten und bei Bedarf zu pflegen (Zurückdrängen der Sukzession, vor allem im Agrarland). Die Wasserhaltung in der Landschaft stellt gerade unter den Bedingungen des Klimawandels eine zentrale Herausforderung dar. Grundsätzlich kann der Art mit angepasster Landwirtschaft geholfen werden, beispielsweise sollte in den Randbereichen der Kleingewässer auf Düngung und Pestizideinsatz verzichtet werden. Bei der Mahd sollten Balkenmähwerke eingesetzt werden. Außerdem sind eine geringe Mahdfrequenz, eine möglichst späte Mosaik- oder Streifenmahd bei mäßiger Schnitttiefe (mindestens 10 cm über dem Boden belassen) sowie die Erhaltung von Saumstrukturen entscheidend für den Schutz von Moorfrosch-Vorkommen. Der großflächige Schutz und die Vernetzung der Vorkommen sind überregional von Bedeutung. Gepflegte und funktionstüchtige Amphibienschutzanlagen an Straßen reduzieren Tierverluste und Isolationseffekte. In verschiedenen Landschaften Deutschlands sind Renaturierungsprojekte erfolgreich umgesetzt worden (z. B. in Schleswig-Holstein). Mit ihrer Umsetzung lässt sich der Zustand der Habitate erheblich verbessern, sofern z. B. flache und temporär überflutete Feuchtwiesen geschaffen und ehemalige Bruchwälder und Moore revitalisiert werden. Entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG der Europäischen Union) soll außerdem der naturnahe Zustand der Fließgewässer wiederhergestellt werden.
Origin | Count |
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Bund | 153 |
Land | 70 |
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Text | 4 |
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