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Pestizide können Amphibien gefährden

Handlungsbedarf bei Pflanzenschutzmitteln Amphibien sind die weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltiere. Auch in Deutschland steht mehr als die Hälfte der Frösche, Kröten und Molche auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Ergebnisse eines aktuellen Forschungsvorhabens im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) deuten darauf hin, dass der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft mitverantwortlich für den Rückzug der Amphibien ist. In Versuchen eines Forschungskonsortiums führten Pflanzenschutzmittel schon in anwendungsüblichen Mengen bei Grasfröschen zu Sterblichkeitsraten von 20 bis 100 Prozent. „Amphibien nutzen landwirtschaftliche Flächen als Lebensraum und überqueren sie auf ihren Wanderungen zu den Laichgewässern, “ sagt UBA-Präsident Jochen Flasbarth. „Die Studie zeigt Handlungsbedarf auf. Das Umweltbundesamt hält es für erforderlich, den Schutz der Amphibien in der Produktzulassung, aber auch in der landwirtschaftlichen Praxis stärker zu berücksichtigen.“ ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ werden in der EU erst nach umfangreichen Untersuchungen zu ihrer Umweltverträglichkeit zugelassen. In Deutschland ist das ⁠ UBA ⁠ für die Bewertung des Umweltrisikos zuständig. Wenn dabei unvertretbare Risiken für den Naturhaushalt festgestellt werden, sind die Pflanzenschutzmittel nach europäischem Recht nicht zulassungsfähig. Eine Risikobewertung für Amphibien ist bislang nicht Bestandteil des auf europäischer Ebene festgelegten Bewertungsrahmens. Auf ihren Wanderungen von einem Lebensraum zum anderen können Amphibienarten aber landwirtschaftliche Flächen durchqueren. Einige der Arten halten sich auch außerhalb der Wanderungszeiten auf Äckern und Wiesen auf. Dort können sie während oder nach der Ausbringung mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kommen. Das UBA ließ deshalb prüfen, ob die Zulassungsbewertungen von Pflanzenschutzmitteln die Schutzbedürftigkeit von Amphibien ausreichend berücksichtigen. Die nun veröffentlichten Forschungsergebnisse weisen auf ein Gefährdungspotenzial für Amphibien durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hin. Bei Versuchen wurden zur Simulation des Pflanzenschutzmitteleinsatzes Grasfrösche ( Rana temporaria ) mit sieben verschiedenen Präparaten übersprüht. Sechs der getesteten Produkte führten zum Tod von 40-100 Prozent der Frösche. Akut toxisch wirkte bei dreien der Produkte bereits der Kontakt mit nur einem Zehntel der zugelassenen Aufwandmengen - er tötete 40 Prozent der Tiere innerhalb von sieben Tagen. Auf welche Mechanismen die beobachtete tödliche Wirkung der ⁠ Pestizide ⁠ auf Frösche zurückzuführen ist, konnte allerdings noch nicht geklärt werden. Die Stärke der Wirkung scheint auch von Lösemitteln abzuhängen, die Pestizidprodukten beigemischt werden. Diese wirken entweder selbst toxisch oder begünstigen das Eindringen der Wirkstoffe in den Körper. Die Risikobewertung bei Wildtieren hat sich durch Erkenntnisse der Forschung in der Vergangenheit bereits sehr stark weiter entwickelt und konnte besser an die tatsächlichen Gegebenheiten in der Landschaft angepasst werden. Für die Gruppe der Amphibien steht dies noch aus. Die Ergebnisse der Studie, die im Rahmen eines Forschungsprojektes zu den Auswirkungen von Pestiziden auf die biologische Vielfalt entstand, zeigen, wie wichtig es ist, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz weiter reduziert wird und in der Landschaft ausreichend Rückzugsräume zur Verfügung stehen. Jochen Flasbarth: „Aufgrund dieser Ergebnisse empfiehlt das UBA eine Überarbeitung der EU-Leitfäden zur Risikobewertung von Pestiziden. Neben einer Änderung der Zulassungspraxis ist es wichtig, Lebensräume stärker zu vernetzen und Gewässerschutzstreifen in der Agrarlandschaft anzulegen.“ Günstig würde sich auch die Ausweitung des ökologischen Landbaus auswirken, da die Biolandwirtschaft ganz auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide verzichtet. Diese Ziele verfolgt auch die vom EU-Landwirtschaftskommissar angestoßene Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik. Eine ambitionierte Umsetzung der Vorschläge aus Brüssel trägt somit auch zum Erhalt der Amphibien bei. Die Studie: „Terrestrial pesticide exposure of amphibians: An underestimated cause of global decline? “ - wurde in einen Forschungskonsortium um Dr. Carsten Brühl vom Institut für Umweltwissenschaften an der Universität Koblenz-Landau erstellt.

Baustart für neue Amphibienleiteinrichtungen in Röderhof

Am kommenden Montag (19.09.) beginnen in Röderhof (Landkreis Harz) entlang der Landesstraße (L) 83 die Bauarbeiten zur Erneuerung und Erwei-terung der Amphibienleiteinrichtungen. Zusätzlich zum vorhandenen Amphibientunnel unter der L 83 ist der Einbau einer Stopprinne zur Unterquerung der Straße „Am Teich“ sowie im Bereich des Zuganges zum „Krummen Teich“ geplant. Das Land Sachsen-Anhalt investiert hier knapp 600.000 Euro. Darüber hinaus wird im Zuge der Baumaßnahme entlang der L 83 auf einer Länge von rund 100 Metern, zwischen den Einmündungen der Straßen „Am Wiesenweg“ und „Am Teich“ ein Gehweg gebaut. Dadurch wird sich die Verkehrssicherheit in diesem Bereich deutlich erhöhen. Die Bauarbeiten finden unter halbseitiger Sperrung der Landesstraße statt. Der Verkehr wird per Lichtsignalanlage am jeweiligen Baustellenbereich vorbeigeführt. Ende Dezember 2022 sollen die Amphibienleiteinrichtung und der neue Geh-weg fertig sein. Zu Ihrer Information. Für die Zeit der Amphibienwanderung von März bis Mai wurden bisher tem-poräre Schutzzäune errichtet. Dadurch bestand allerdings kein Schutz für die Rückwanderung im Sommer und Herbst. Vor allem die Jungtiere waren gefährdet. Darum werden nun diese dauerhaften Amphibienschutzanlagen gebaut. Der „Krumme Teich“, ein Naherholungs- und Angelgewässer, ist künftig von Röderhof auf einem separaten Gehweg erreichbar. Bisher mussten Fußgänger die Straße nutzen. Impressum: Ministerium für Infrastruktur und Digitales Pressestelle Turmschanzenstraße 30 39114 Magdeburg Tel: (0391) 567-7504 Fax: (0391) 567-7509 E-Mail: presse-mid@sachsen.anhalt.de

lu-krie_581-596-Schutz-in-der-Praxis.pdf

||||||||||||||||||||| Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 5.2.3Schutz der Herpetofauna in der Praxis 5.2.3.1Schutz der Herpetofauna im Straßenverkehr Uwe ZuPPKe Die Lebensweise der Amphibien bestimmt, dass sie regelmäßig saisonale Wanderungen durchführen und dabei oft große Distanzen zurücklegen müssen. Im dicht besiedelten Deutschland müssen sie dabei oft- mals verkehrsreiche Straßen oder Eisenbahnlinien überqueren. Auch in Sachsen-Anhalt werden durch das vorhandene Straßen- und Schienennetz, zuneh- mendes Verkehrsaufkommen und vermehrtem Stra- ßenaus- und -neubau diese Wanderrouten mit der Folge hoher Amphibienverluste zerschnitten. Nachdem bis 1990 Schutzmaßnahmen an Straßen mit Amphibienschutzzäunen infolge des Materialmangels nur beschränkt möglich waren, z. B. in Halle oder im Harz, war nach 1990 mit der rasanten Zunahme des Motorisierungsgrades der Schutz von Kröten und Frö- schen an Straßen schlagartig zum landesweiten Pro- blem für den Naturschutz geworden. Als Methode mit sofortiger Umsetzungsmöglichkeit an bestehenden Straßen bot sich der Einsatz von mobilen Amphibien- schutzeinrichtungen mit Betreuung durch den ehren- amtlichen Naturschutz an. Damit war ein enormer Per- sonalaufwand verbunden, der sich nach anfänglicher Euphorie und dem altersbedingten Ausscheiden vieler Kräfte auf Dauer nicht aufrechterhalten ließ. Da der Amphibienschutz an Straßen jedoch einen hohen Stel- lenwert erfahren hat, gibt es inzwischen Handlungs- anweisungen zur Errichtung stationärer Schutzein- richtungen (z. B. MAmS 2000), die zumindest beim Straßenneubau verpflichtend sind. Für den Bau und die Änderung von Bundesfernstraßen sind Umweltver- träglichkeitsstudien zu erarbeiten, deren Anforderun- gen und Inhalte in einem Merkblatt zusammengefasst sind (MUVS 2001). Sinngemäß kann das Merkblatt auch für die Planung anderer Straßen angewendet werden. Während andere Bundesländer zentrale Übersichten über Konfliktbereiche zwischen Amphibienwechsel und Straßenverkehr erstellt haben, z. B. in Branden- burg (Schneeweiss 1994) oder Rheinland-Pfalz (Bitz & Thiele 1996), gibt es in Sachsen-Anhalt eine der- artige Zusammenstellung noch nicht. In der zentralen Amphibienzaun-Datei des NABU (www.nabu.de/tie- reundpflanzen/amphibienundreptilien/aktionkroeten­ wanderung) sind aus Sachsen-Anhalt nur 14 Amphi- Abb. 2: Überfahrene Erdkröte (Foto: W.-R. Grosse). Heft 4/2015: 581 – 586 Abb. 1: Erdkrötenpaar übersteigt eine hohe Bordsteinkante (Foto: S. Ellermann). bienzäune enthalten, mehrere davon ohne konkrete Fundmeldungen: Kuhndorftal (Burgenlandkreis), Klietz- nick (Jerichower Land), Halle-Kröllwitz (Stadt Halle), Pechau/Kreuzhorst (Stadt Magdeburg), Dankerode/ Königerode, Gernrode, Königerode/Schielo, Mägde- sprung (Quedlinburg), Fährzubringer L156 (Saale- kreis), Bölsdorf/Buch, Jerchel, Ringfurth, Tangerhütte, Wittenberge (Stendal). Schon aus der (vermutlich) unvollständigen Übersicht auf der nachfolgenden Seite wird der enorme jährli- che Aufwand durch die Aufstellung und Betreuung der mobilen Schutzeinrichtungen ersichtlich. Für einen ernsthaften, planmäßigen Amphibienschutz ist aber Abb. 3: Amphibienschutzanlage Zaschwitz im Saalekreis beim Frühjahrshochwasser 2006 (Foto: W.-R. Grosse). 581 ||||||||||||| SCHUTZ der HERPETOFAUNA im STRASSENVERKEHR Von den UNB der Landkreise wurden aktuell folgende Standorte mobiler Amphibien-Schutzanlagen (ASA) gemeldet: Landkreis Harz B 242 in Stiege (700 m) B 27 Königshütte Mandelholz (1.300 m) B 81 Hasselfelde Rotacker (400 m) B 81 Hasselfelde Stemberg (700 m) B 81 Osterholz (700 m) B 242 Sorge (seit 2004 nicht mehr) B 242 Günthersberge Bergsee (800 m) Bückemühle Gernrode (300 m) Gernrode Schwedderberg (100 m) Ilsenburg Suental (100 m) Dankerode - Königerode (1.100 m) Pansfelde Gartenhaus (400 m) Schielo (600 m) Selketal Mägdesprung (500 m) Bärenrode (500 m) Allrode – Friedrichsbrunn (400 m) Landkreis Wittenberg B 107 Schköna (350 m) L 124 Wittenberg, Belziger Chaussee (300 m) L 128 Söllichau, Gleinermühle L 129 Scholis (900 m) K 2010 in Abtsdorf (300 m) K 2010 bei Euper (150 m) K 2010 Bülzig, Straße nach Abtsdorf K 2011 Schmilkendorf, Ortseing. (250 m) K 2020 Pratau, Dabruner Straße K 2044 Jessen, Arnsdorfer Str. (350 m) K 2232 Gorsdorf, Ruhlsdorfer Graben Annaburg, Züllsdorfer Straße Göritz, Am Teich Hundeluft, Mühle Reinsdorf, Schulstraße Serno, Straße nach Stackelitz Landkreis Mansfeld-Südharz L 230 Wippra, Brauereiteich L 219 Allstedt, Str. am Flugplatz L 235 Hayn (Harz), Str.Treuer Nachbars­ teich K 2335 Möllendorf, Mansfelder Teich K 2337 Vatterode, Teich K 2341 Quenstedt, Fabrikteich Agnesdorf, Krimmling Blankenheim, Feuerlöschteich Grillenberg, Bad und Teich Hackpfüffel, See Seeburg, Süßer See Rammelburg Ortslage Stolberg (Harz), Karlshütter Teich Wickerode, Fischteich Ziegelrode (Ahlsdorf) Wettelrode, Fischteich Landkreis Stendal Bölsdorf-Buch, NSG Elsholzwiesen (1.500 m) Jerchel, zw. Buch u. Grieben (300 m) Ringfurth, in Richtung Sandfurth (250 m) Tangerhütte, Ortsumgehung (500 m) B 189 Wittenberge, vor Elbebrücke (100 m) Landkreis Anhalt-Bitterfeld K 2050, NSG Steinhorste K 2050, Schlossteiche Raguhn K 1252 Grimme, Teich K 1258 Zerbst - Leps, Pfannenbergteich B 183 An der Grube Hermine Stadtkreis Dessau-Roßlau L 135 Sollnitz Straße nach Großkühnau Teichdammweg bei Mosigkau Saalekreis B 91 Ortsrand Merseburg, Hochhalde Leuna L 156 Zaschwitz - Fähranleger Wettin (800 m) L 219 Lodersleben, aus Richtung Querfurt Auwald zwischen Zscherben und Mer- seburg Süd Ellerbach aus Richtung Bad Dürrenberg Schochwitz im Bereich „Zur Luppmühle“ Krosigk, An der Mühle Altmarkkreis Salzwedel Gardelegen, Lindenthal Lockstedt Apenburg Solpke Immekath Dönitz Mieste, 7/ FND Breiter Pool, 1 km sw M. Landkreis Jerichower Land (NABU) L54 zwischen Klietznick und Jerichow Salzlandkreis B 246a bei Alte Fähre Plötzky (300 m) B 246a neue Elbebrücke (150 m) B 246a Grünewalde, Dammüberfahrt K 2370 Frose, Richtung Hoym (200 m) K 2370 zwischen Frose und Neu-Kö- nigsaue (480 m) K 1296 Elbenau, Haberlandbrücke (780 m) K 1227 zw. Elbenau und Callenberge (500 m) K 1296 bei Ranies (400 m) Seehof, Grube Alfred (400 m) Alte Ziegeleiteiche Plötzky Bernburg, Krumbolzallee Freckleben, auf der Burg (110 m) Aderstedt (300 m) Kreisstraße nach Ranies (400 m) Frose, Kindergarten (50 m) Aschersleben, unter der Burg (320 m) Aseleben (150 m) Preußlitz (100 m) Burgenlandkreis Kuhndorftal s. Zeitz (230 m) Ebersroda (100 m) Gößnitz (500 m) Klosterhäseler (200 m) Breitenbach (300 m) Heukewalde (80 m) Kayna (250 m) Lindenberg (800 m) Osterfeld (150 m) Romsdorf (250 m) Waldau (200 m) Weickelsdorf (200 m) Wildenborn (100 m) Kleingöhren (250 m) Rahna (150 m) Weißenfels, Krug (250 m) Weißenfels, Krankenhaus (100 m) Stadtkreis Halle (Saale) Kreuzvorwerk (130 m) Talstraße (400 m) Heidesee (300 m) Heidebad (90 m) Waldstraße (80 m) Scharnhorststraße (250 m) Stadtkreis Magdeburg K 1227 OT Pechau, Pechauer Siel (100 m) Vom LK Jerichower Land wurden keine Amphibien-Schutzzäune gemeldet. eine komplexe Übersicht aller Amphibien-Wander- wege über Verkehrstrassen unbedingt erforderlich, um diesen gewaltigen Gefährdungsbereich für die Amphi- bien- und Reptilienfauna systematisch abbauen zu können. Die gegenwärtig gängige Methode der Errichtung mobiler Amphibienschutzzäune hat in der langjährigen Öffentlichkeitsarbeit eine nachhaltige umweltpäda- gogische Wirkung, die von folgender Grundannahme ausgeht: Je weniger Straßenverluste auftreten, umso mehr Alttiere können reproduzieren und umso mehr Jungtiere aufwachsen, wodurch die Stabilität der jewei- ligen Population erhalten bleibt oder sogar zunimmt. Allerdings lässt sich aus populationsökologischer Sicht diese Kausalität nicht so vereinfachen, denn aktuelle Studien zeigen, dass die Metamorphoserate in den Laichgewässern nicht unmittelbar von der Größe der 582 Laichpopulation abhängig ist, sondern viel stärker von der Emergenzrate der metamorphosierten Jungtiere und deren Mortalitätsrate bei der Abwanderung beein- flusst wird (Kordges 2003). Gerade die Letztere ist meistens sehr hoch, da die Abwanderung der Jung- tiere (oft auch die Rückwanderung der Alttiere) in den überwiegenden Fällen ungesichert bleibt, da die mobi- len Schutzzäune bereits abgebaut worden sind oder nur einseitig errichtet wurden. Auch der erhoffte Erkenntnisgewinn über die Größe und Entwicklung von lokalen Amphibienpopulationen trat nicht ein. Die oftmals jährlich wechselnde perso- nelle Zusammensetzung der Betreuung brachte stän- dig wechselnde Artenkenntnis, so dass die erfass- ten Artenspektren einer kritischen Auswertung nicht standhalten. Selbst das Beispiel des Landkreises Wit- tenberg, in dem durch eine engagierte Arbeit der UNB SCHUTZ der HERPETOFAUNA im STRASSENVERKEHR Abb. 4: Über 300 m langer mobiler Amphibien-Schutzzaun an der Belziger Chaussee in Wittenberg (Foto: U. Zuppke ).Abb. 5: Mit Erdkröten gefüllte Fangeimer an der Belziger Chaus- see in Wittenberg (Foto: U. Zuppke). und der Betreuer eine jahrelange lückenlose Betreu- ung der Amphibienzäune organisiert werden konnte, zeigt, dass die stark schwankenden Zahlen der einzel- nen Arten sowie recht abenteuerliche Artangaben kein tatsächliches Arteninventar und auch keine Bestands- entwicklungen anzeigen, sondern auf die unterschied- liche Artenkenntnis der jeweiligen Betreuer zurückge- führt werden müssen. Allerdings können die jährlichen Schwankungen auch „natürliche“ Ursachen haben. Als markantes Beispiel sei hier das Ergebnis der Fangaktion vom Jahr 2001 an den Lausiger Teichen (NSG) im Lkrs. Wittenberg angeführt: Während sonst immer in der 2. Märzhälfte die Amphibien-Schutzzäune aufgestellt wurden, ver- leitete der ungewöhnlich milde Februar dazu, diesmal bereits Anfang März damit zu beginnen. Dadurch wur- den die stets sehr zeitig laufenden Teichmolche mit erfasst, von denen sonst immer nur die „Nachhut“ in die Eimer fällt. Allein am 10.03.2001 wurden am Klei- nen Lausiger Teich 7.121 Teichmolche gefangen, ins- gesamt in dieser Saison 19.356! Die Organisation des Auf- und Abbaus der mobilen Schutzzäune liegt bei den unteren Naturschutzbe- hörden, örtlich unterstützt von den Verwaltungen der Großschutzgebiete, Forstbehörden oder Gemeinde- verwaltungen. Praktisch tätig beim Zaunbau und der Betreuung werden ehrenamtliche Naturschutzhelfer, Zivildienstleistende, örtliche Gruppen der Naturschutz- verbände, Tierschützer, Studenten sowie Schul- und Berufsschulklassen. Ein großer Anteil der Zaunbauak- tivitäten wurde bisher auch von in zeitweiligen Arbeits- beschaffungsmaßnahmen oder von Helfern, die sich in Umschulungen befanden geleistet. Auch die Zaun- betreuung wurde z. T. durch ABM-Mitarbeiter abge- sichert, wobei je nach der Intensität der fachlichen Anleitung mehr oder weniger brauchbare Artangaben ermittelt werden konnten. Die Anzahl und Länge der betreuten Amphibienschutzanlagen (ASA) entspricht nicht immer dem tatsächlichen Konfliktpotenzial zwi- schen Amphibien und Straßenverkehr. Vielmehr ist die Abdeckung der Konfliktbereiche mit ASA auch vom Engagement des regionalen Naturschutzes für die Herpetofauna geprägt (Braumann 2004a). Angesichts der Zahlen der auf den Laichwanderungen geretteten Tiere bleibt gegenwärtig der Schutz durch mobile Amphibienzäune eine notwendige temporäre Konfliktminderung, die jedoch nicht über den tatsäch- lichen Handlungsbedarf – der Realisierung dauerhaf-ter Amphibienschutzanlagen – hinwegtäuschen darf! Mobile Amphibienschutzzäune sind kein Allheilmittel gegen den Verkehrstod wandernder Amphibien auf den Straßen. Durch den hohen Personalaufwand wer- den überwiegend nur die kurzen Zeiträume der Hin- wanderung zum Laichgewässer geschützt, während die Rückwanderung und besonders die Abwanderung der juvenilen Tiere ungeschützt verlaufen. Vorwiegend wird die stoßartig verlaufende Laichwanderung der Erdkröte geschützt, die über eine längere Zeitspanne verlaufenden Wanderungen anderer Arten bleiben dagegen oftmals ungeschützt. Für eine langfristige Erhaltung der betreffenden Populationen reichen mobile Amphibienschutzzäune nicht aus. Sie müs- sen durch dauerhafte Schutzmaßnahmen ersetzt und durch Maßnahmen im Landlebensraum und am Laich- gewässer begleitet werden. Im Erfassungszeitraum bis 2000 waren nur etwa 30 stationäre Amphibienschutzeinrichtungen an Ver- kehrswegen in Sachsen-Anhalt vorhanden. Wenn auch inzwischen die Zahl auf über 50 angestiegen ist, kann dieser Zustand angesichts der in Sachsen-Anhalt vorhandenen mindestens 250 Straßenabschnitte, die von lokal bedeutsamen Amphibienpopulationen auf ihren Wanderungen gequert werden, nicht befriedigen. Auch für diese Schutzbereiche gibt es keine zentrale Übersicht über vorhandene stationäre ASA im Land. Auf der folgenden Seite findet sich eine Auflistung der im Verantwortungsbereich der Straßenbaubehörde des Landes bekannten stationären Amphibienschutz- anlagen. Darüber hinaus sind jedoch noch weitere Anlagen vor- handen, so im Altmarkkreis Salzwedel. im Landkreis Börde, Landkreis Harz, Saalekreis, Landkreis Witten- berg, Burgenlandkreis, Salzlandkreis und Stadtkreis Dessau-Roßlau. Dauerhafte Amphibienschutzanlagen reduzieren den Betreuungsaufwand erheblich. Beim Straßenneubau ist, beruhend auf einer Konfliktanalyse, der Bau der- artiger Anlagen integriert. Bei bestehenden Straßen erfolgt der nachträgliche Einbau oft erst auf Druck der Naturschutzbehörden oder -verbände. Eine gezielte Bedarfsermittlung als fachlich begründete Entschei- dungshilfe ist in den überwiegenden Fällen leider nicht vorhanden. An den bestehenden stationären Schutz- anlagen wurden bisher nur in Einzelfällen Erfolgskon- trollen durchgeführt, so dass über ihre Funktionalität und Effektivität nur wenig bekannt ist. Eine einmalige 583

Der Springfrosch ( Rana dalmatina ) - Weite Sprünge, weite Wanderungen

Zeige mir deine Beine und ich sage, wer du bist – so läuft die biologische Bestimmung beim Springfrosch. Da er seinem Namen gerecht werden und mithin (bis zu zwei Meter!) weit springen will, braucht er lange Beine: Das Fersengelenk reicht denn auch deutlich über die Kopfspitze hinaus, wenn man das Bein vorsichtig entlang des Körpers nach vorne führt und den Fuß anwinkelt. Der ähnlich braun gefärbte Grasfrosch kann da nicht mithalten – sein Fußgelenk kommt nicht bis zur Schnauzenspitze. Die langen Beine machen den Springfrosch auch zu einem ausgesprochen wanderfreudigen Gesellen. Außerhalb der recht kurzen Fortpflanzungszeit im zeitigen Frühjahr durchstreift er sein bevorzugtes Sommerdomizil: lichte und warme Laub- oder Laubmischwälder, wo er sich auch gerne an Waldrändern und in Lichtungen aufhält. Wie können wir dieser Art helfen? Solche Lebensräume finden sich bevorzugt als Auwäldern in Flussniederungen. Doch deren Zahl und Fläche hat in den vergangenen Jahrzehnten rapide abgenommen. So sind die Vorkommen des Springfrosches zunehmend isoliert und zersplittert, wobei hinzu kommt, dass es Rana dalmatina, wie der zoologische Name schon sagt, gerne warm hat. In Baden-Württemberg beschränken sich die Vorkommen im Wesentlichen auf die Oberrheinebene, das mittlere Neckartal, den westlichen Bodenseeraum und das Kraichgau. Weil diese Art vor allem im Wald zu Hause ist, sind eine standortgemäße Waldbewirtschaftung sowie der Erhalt von Tümpeln und anderen Gewässern im Wald und in Waldnähe die wichtigsten Hilfsmaßnahmen. Dabei gilt, dass fischfreie Gewässer die besseren Laichgewässer sind. Wenn die Ränder entlang der Wälder und Waldwege reich an krautigen Abschnitten sind, dann stellen diese Strukturen besonders gute Wanderwege und Nahrungsgründe für den Springfrosch dar. Möchten Sie aktiv werden für den Springfrosch? Da Springfrösche wie andere Amphibien auch im Frühjahr Wanderungen durchführen, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen, stellen Straßen für sie ein lebensgefährliches Hindernis dar. Wenn Sie bei Aktionen zum Schutz der Amphibien-Laichwanderungen mitmachen, dann helfen Sie damit auch dem Springfrosch. Und wenn Sie Förster sind, lassen Sie die Vegetation entlang der Waldwege einfach stehen. - zurück zur Übersicht der Amphibien-Artensteckbriefe -

Untersuchungen zum Raum-Zeit-Verhalten von Amphibien in Agrarlandschaften

Das Projekt "Untersuchungen zum Raum-Zeit-Verhalten von Amphibien in Agrarlandschaften" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung, Institut für Landnutzungssysteme und Landschaftsökologie durchgeführt. '- Ermittlung der Schluesselfaktoren fuer die Habitatnutzung von Amphibien (Knoblauchkroete, Wechselkroete, Rotbauchunke, Kammolch, Teichmolch) in intensiv genutzten Anbaugebieten. - Bedeutung der Gewaesserstruktur und Gewaesserqualitaet von Ackersoellen fuer den Vermehrungserfolg der Amphibien - Nutzung von Ackerflaechen und Kleinstrukturen fuer den Nahrungserwerb im Sommerhalbjahr - Wanderwege von Alt- und Jungtieren zwischen Laichgewaessern und Winter- und Sommerquartier in Ackerbaugebieten

Populationsstruktur und Wanderungsaktivitaet von Amhpibien unter besonderer Beruecksichtigung der Knoblauchkroete (Pelobates fuscus) und des Kammolches (Triturus cristatus)

Das Projekt "Populationsstruktur und Wanderungsaktivitaet von Amhpibien unter besonderer Beruecksichtigung der Knoblauchkroete (Pelobates fuscus) und des Kammolches (Triturus cristatus)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Wien, Formal- und Naturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Zoologie durchgeführt. Ein Plastikfolienfangzaun wurde rund um ein Gewaesser auf der Wiener Donauinsel aufgestellt, um die Wanderung saemtlicher Amphibien zu und von diesem Weiher erfassen zu koennen. Dabei sollten Wanderrichtung, Geschlechterverhaeltnis, Gewichts- und Groessenunterschiede sowie Daten ueber Verpaarung und Anzahl der Nachkommenschaft, besonders bei Knoblauchkroete und Kammolch, untersucht werden. Durch Polaroidfotos werden die individuell stark variierenden Ruecken- bzw. Bauchflecken von Kroeten bzw. Molchen abgebildet und dienen damit dem Erkennen der Wiederfaenge. Aus den bisherigen Ergebnissen konnte bei der Knoblauchkroete auf ein Geschlechterverhaeltnis (Weibchen zu Maennchen) von 1:2,3 geschlossen werden. Die Anzahl der zwischen Februar 1986 und Juni 1987 individuell erfassten Tiere der Knoblauchkroetenpopulation betraegt 1123 (Stand vom 26.6.1987). Beim Kammolch wurde ein Geschlechtsverhaeltnis von 1:1,1 bei einer Populationsgroesse von 201 Individuen (Untersuchungszeitraum Februar 1987 bis Juni 1987) ermittelt. Daten der Biologie, Oekologie und Populationsstrukturen der Amphibien sind fuer den praktischen Arten- und Feuchtraum-Biotopschutz unerlaesslich. Langfristige Beobachtungen an gut erfassten Populationen ermoeglichen exakte Prognosen fuer zukuenftige Ansiedlungsprojekte und liefern die notwendigen Grundlagen fuer naturschutzrelevante Fachgutachten. Eine Fortfuehrung des 1986 mit einer Dissertation (S.E. Endel) begonnenen Projektes ist ueber mehrere Jahre geplant.

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