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Newsletter Klimafolgen und Anpassung - Nr.: 79

Lieber Leser*innen, macht sich der Klimawandel mancherorts durch Dürren und Hitze bemerkbar, sind es andernorts steigende Meerwasserpegel und Überflutungen. Lokale und regionale Strategien zur Klimaanpassung werden wichtiger. Dem voraus gehen Klimarisikoanalysen – insbesondere auf kommunaler Ebene. Wie das funktionieren kann, erläutert eine praxisnahe Handlungsempfehlung des Umweltbundesamts, auf die wir in unserem Schwerpunktartikel eingehen. Außerdem geht es in dieser Newsletter-Ausgabe etwa um digitale Gefahrenkommunikation bei Hochwasser, um Naturschutz mit Daten aus dem All und um das Potential, das in Flechten als Frühwarnsystem steckt. Eine spannende Newsletter-Lektüre wünscht Ihr KomPass-Team Klimarisikoanalysen für Kommunen: globales Problem lokal angehen Klimarisikoanalyse auf kommunaler Ebene Quelle: istockphoto.com / Simon Dux Der Klimawandel betrifft die ganze Welt. Die konkreten Folgen und deren Schwere sind jedoch verschieden. Um den Herausforderungen des Klimawandels treffend zu begegnen, sind daher lokal und regional angepasste Strategien gefragt. Eine neue Veröffentlichung des Umweltbundesamts liefert praxisnahe Handlungsempfehlungen für Klimarisikoanalysen in Kommunen. „Blauer Kompass“ wird im September verliehen Mit dem „blauen Kompass“ werden jährlich die besten Projekte zur Vorsorge und Anpassung an die Folgen des Klimawandels ausgezeichnet. In diesem Jahr wird die höchste staatliche Auszeichnung am 16. September im Bundesumweltministerium verliehen. Aus über 240 Bewerbungen wurden zunächst 20 Projekte für den Preis nominiert. Mittlerweile hat die Jury aus Expert*innen des BMUV, des ⁠UBA⁠, den Kommunalen Spitzenverbänden sowie aus der Wirtschaft, Forschung, dem Ehrenamt und der Klimakommunikation, fünf Sieger ausgewählt. Welche das sind und wer sich unter anderem über je 25.000 Euro Preisgeld freuen darf, wird bei der Preisverleihung bekannt gegeben. Die Veranstaltung wird auch live im Internet übertragen. 5,6 Millionen Euro Förderung für Acker-Bewässerungsprojekt in NRW Im nordrhein-westfälischen Bedburg-Pütz soll ein neues Bewässerungssystem die sparsame und effiziente Wasserversorgung für den Anbau von Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und Feldgemüse sichern. Das dortige Landschafts- und Umweltministerium fördert das Projekt mit 5,6 Millionen Euro. Das Vorhaben sei ein Leuchtturmprojekt zur Anpassung an den Klimawandel und werde die Wasserversorgung landwirtschaftlicher Betriebe auch in trockenen Monaten sichern, betont Ministerin Ulrike Heinen-Esser. Das Projekt umfasst den Neubau von sechs Tiefbrunnen und einem Leitungsnetz von circa 20 Kilometern Länge, mit dem künftig bis zu 2.500 Hektar mit rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich bewässert werden können. BMUV-Förderung für Klimawandelanpassung in sozialen Einrichtungen Die Klimakrise stellt auch soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen, Altenpflegeeinrichtungen und Krankhäuser vor Herausforderungen. Auch sie müssen Maßnahmen ergreifen, um sich an den Klimawandel anzupassen – etwa durch Verschattungen der überhitzen Gebäude und Gelände oder mit der Installation von Wasserspendern. Das Bundesumweltministerium hat dazu das Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ ins Leben gerufen, das bundesweit Projekte unterstützt. Zuletzt übergab Bundesumweltministerin Steffi Lemke sechs Förderschecks an soziale Einrichtungen, um bei den geplanten Maßnahmen zu helfen. Im vergangenen Jahr konnten bereits 192 Anträge erfolgreich bewilligt werden. Niedrigwasserampel in Brandenburg ist online Um Brandenburg an fehlende Niederschläge, Trockenheit und Niedrigwasser besser anzupassen, hat das Klimaschutzministerium das „Gesamtkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Politikfeld Wasser“ erarbeitet. Das Konzept beinhaltet acht Module, zu denen unter anderem die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts, ein Hochwasser- und Starkregenrisikomanagement und der Moorschutz gehören. Modulübergreifend wurde bereits im Rahmen des Landesniedrigwasserkonzepts ein pegelspezifisches Niedrigwasserinformationssystem entwickelt – diese sogenannte Niedrigwasserampel ist bereits online. Das Gesamtkonzept Wasser ist Teil der Brandenburger Anpassungsstrategien zur Minderung der Klimawandelfolgen. Hessen fördert klimaangepasste öffentliche Wasserversorgung Mit rund 430.000 Euro fördert Hessen ein Wasserkonzept, das die Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG) gemeinsam mit ihren Kommunen erstellt. Mit dem Konzept, das im Versorgungsgebiet der OVAG 20 kommunalen Wasserversorgern zugutekommen wird, sollen die Regionen besser auf die klimatischen Veränderungen vorbereitet werden. Dazu gehört etwa eine Prognose der Trinkwasserversorgung und die Ermittlung von Chancen und Risiken, die bei der langfristigen Sicherstellung berücksichtigt werden müssen. Daraus abgeleitet soll die nachhaltige Wasserversorgung langfristig gewährleistet werden – etwa durch Ressourcenschutz, Einsparungen und Verwendung von Brauchwasser statt Trinkwasser. Resümee der Vernetzungskonferenz des Zentrums KlimaAnpassung Erstmals hat das Zentrum KlimaAnpassung (ZKA) die Vernetzungskonferenz „Kommunale Klimaanpassung im Dialog“ veranstaltet. Bei dem zweitägigen Treffen im Auftrag des Bundesumweltministeriums stellt Bundesumweltministerin Steffi Lemke das neue „Sofortprogramm Klimaanpassung“ vor, für das bis 2026 60 Millionen Euro bereitgestellt werden. Neben Themenvorträgen gab es Diskussionsrunden, in denen deutlich wurde: Für die Kommunen spielen vor allem verlässliche Daten und deren Verknüpfung eine zentrale Rolle für wirksame Klimaanpassung. Ebenso wichtig sei Geld und ausreichendes Personal. Die Finanzierung sollte daher unbürokratisch gestaltet sein. Die nächste Vernetzungskonferenz ist für den Herbst geplant. Aktionsbündnis entwickelt Hitzeschutzpläne für Berlin Berlin hat als erste Großstadt gemeinsam mit Gesundheitsakteur*innen Hitzeaktionspläne aufgestellt. Dafür wurde das „Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin“ gegründet, dem neben der Ärztekammer Berlin auch die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) sowie die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung angehört. Für die Hitzeschutzpläne wurden unter anderem Checklisten für fünf Sektoren des Gesundheitswesens erarbeitet, darunter stationärer und ambulanter Bereich sowie Feuerwehr und Katastrophenschutz. Zu den Maßnahmen, die vor den Folgen des Klimawandels schützen sollen, gehören etwa maßgeschneiderte Lüftungs- und Verschattungskonzepte. Virtuelle Zukunftsstadt-Tour zu klimaangepassten Städten Wie kann die Stadt der Zukunft lebenswert, CO2-neutral und klimaangepasst, energie- und ressourceneffizient gestaltet werden? Antworten auf diese Frage haben rund 50 Forschungsteams im Rahmen der „Zukunftsstadt-Forschung“ gefunden und dabei vielfältige praxisnahe Produkte und Strategien entwickelt und teilweise bereits getestet. Die verschiedenen Projekte sind auf der Website des Vernetzungsprojekts SynVer*Z einsehbar. Zusätzlich gibt es dort eine virtuelle Zukunftsstadt-Tour. Die Reise führt von Juni 2022 bis Dezember 2022 durch mehr als 20 Kommunen und stellt ausgewählte Ergebnisse der vom BMBF geförderten Zukunftsstadt-Forschung vor. Verbesserte Gefahrenkommunikation bei Hochwasser Die Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 hat gezeigt, wie in kurzer Zeit extremer Niederschlag zu zerstörerischem Hochwasser führen kann. Um die Gefahrenkommunikation zu verbessern, wurden in das länderübergreifenden Hochwasserportal (LHP) neben den Pegelmessdaten und Hochwasserberichten auch neue regionale Hochwasserwarnkarten integriert. Damit ist nun auf einen Blick zu erkennen, in welchen Regionen oder Flussabschnitten eine akute Hochwassergefahr besteht. Für dieses Jahr ist zudem eine Ankopplung der neuen regionalen Hochwasserwarnungen an die etablierten Warn-Apps NINA, KATWARN und Warnwetter geplant. Länder wollen besser vor Hochwasser schützen Mehrere Länder haben ihren Umgang mit Hochwassergefahr verbessert. So erstattet das Umweltministerium Saarland bis zu 90 Prozent der Kosten, die die Kommunen für Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzepte aufbringen müssen. Knapp 10 Millionen Euro hat das Ministerium bereits in bauliche Maßnahmen und Vorsorgekonzepte investiert, um die Region klimaresilienter zu machen. In Sachsen-Anhalt kann das Pegelmessnetz mittlerweile im 15-Minuten-Takt Wasserstände der Flüsse melden und in Thüringen wurde die Hochwasser-App samt Internetportal überarbeitet. Dort können sich die Bürger nun für ausgesuchte Pegel und Warngebiete per Push-Nachricht aktiv benachrichtigen lassen. Aussagen zum Stadtklima mithilfe von Flechten Forschende an der Technischen Universität München wollen zeigen, dass mithilfe von Flechten Aussagen über das Stadtklima getroffen werden können. Flechten sind Lebensgemeinschaften aus Pilzen und Algen oder Cyanobakterien und siedeln an Baumrinden, Gestein oder auf dem Erdboden. Sie reagieren empfindlich und früh auf Änderungen von Temperatur und Luftfeuchte und werden daher als Klimawandelzeiger eingestuft. In drei bayerischen Städten sollen die Auswirkungen der lokalen mikroklimatischen Verhältnisse auf die Flechten erarbeitet werden. Mit den Ergebnissen können Aussagen zum Stadtklima leicht nachvollziehbar dargestellt und Handlungsempfehlungen vorgeschlagen werden. Trinkwasserversorgung bei Extremwetterereignissen sicherstellen Lange Trockenperioden und Starkregen als Folgen des Klimawandels gefährden auch die Trinkwasserversorgung. Das Forschungsprojekt TrinkXtrem hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorhersagefähigkeit von Grundwassermodellen zu verbessern und Entscheidungen besser abzusichern. Dabei sollen innovative Konzepte und Tools entwickelt werden, um die Versorgung mit Trinkwasser auch in langen Trockenperioden und bei Starkregen sicherzustellen. In dem Projekt kooperieren unter der Leitung des Instituts für Wasser- und Umweltsystemmodellierung der Universität Stuttgart Wasserversorgungsunternehmen aus ganz Deutschland mit Forschungseinrichtungen und Einrichtungen des Bundes und der Länder. Toolbox für die klimawandelangepasste Straßenraumgestaltung Der Projektverbund BlueGreenStreets hat eine Planungshilfe für eine Neugestaltung bestehender Stadtstraßen entwickelt. Die Toolbox richtet sich vor allem an Akteur*innen, die für die Konzeption, Planung und den Umbau verantwortlich sind, da die Neugestaltung der Straßenräume vor dem Hintergrund das Klimawandels immer wichtiger wird. Zu den planerischen Empfehlungen und Werkzeugen der Toolbox zählen etwa Fachmodule zur Wasserspeicherung, zu Pflanzgruben und Baumrigolen, zur Verbesserung der Verdunstungseffekte und des Mikroklimas sowie die Module zum Stoffstrom- und Straßensanierungsmanagement. Exakte Baumartenkarte mit Daten aus dem All Baumartenkarten basierten bislang auf statistischen Berechnungen; die Verteilung der Hauptbaumarten ist räumlich nicht eindeutig. Nun steht erstmals eine satellitengestützte Baumkarte online, die Anhand von Aufnahmen aus dem All zeigt, wie die häufigsten Baumarten Fichte, Kiefer, Buche, Eiche und Lärche in Deutschland verteilt sind. Dabei wurden mittels maschinellen Lernens die Datenmengen der Satelliten mit Stichprobendaten aus Forstinventuren kombiniert. Die Karte ist Teil des Online-Waldmonitors der Naturwaldakademie und der Remote Sensing Solutions GmbH. Die exakte Baumartenverteilung soll helfen, an den Klimawandel angepasste Maßnahmen für den Naturschutz und das Waldmanagement zu entwickeln. Was tun bei Hitze? Hilfreiche Tipps Das Zentrum KlimaAnpassung hat eine Linkliste erstellt, die Tipps bei Hitzewellen gibt. So rät das Zentrum etwa zum Schutz der Gesundheit tages- und ortsspezifisch die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes im Blick zu halten. Die Verlinkungen richten sich zum einen an Privatpersonen und geben neben einem Hitze-Knigge unter anderem auch Ideen beim Umgang mit den hohen Temperaturen im Allgemeinen und am Arbeitsplatz. Außerdem hat das Zentrum KlimaAnpassung auch für Kommunen Tipps zusammengestellt und bietet etwa Informationen zur kommunalen Hitzevorsorge sowie zu Veranstaltungen, beispielsweise zu Hitzebelastungen in Städten. EU sucht Gemeinden für Mission „Anpassung an den Klimawandel“ Die EU-Kommission lädt alle Regionen und Gemeinden in Europa ein, sich der Mission „Anpassung an den Klimawandel“ anzuschließen. Dazu können diese zunächst an einer Umfrage teilnehmen, um ihr Interesse zu bekunden. Nach der Analyse der Antworten können diejenigen, die sich der Mission verpflichtet fühlen, die Missions-Charter unterschreiben. Damit werden Regionen und lokale Behörden dann Teil einer Praxisgemeinschaft zur Anpassung an den Klimawandel und können sich mit anderen Regionen und lokalen Behörden in Europa vernetzen und austauschen. Die erste Vernetzungskonferenz wird am 7. Juni stattfinden. NRW wird mit Input als Praxisbeispiel zu regionaler Anpassungsplanung vertreten sein. Warum naturbasierte Lösungen nur zögerlich eingesetzt werden Naturbasierte Lösungen (NBL) wie Baumpflanzungen und Dachbegrünungen können bei der Klimaanpassung von Städten eine entscheidende Rolle spielen. Obwohl ihr Nutzen unbestritten ist, werden sie in städtischen Gebieten oft nur zögerlich eingesetzt, haben Forschende im Rahmen des Projekts „Adaptive Cities Through integrated Nature Based Solutions“ (ACT on NBS) herausgefunden. Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler*innen der Wageningen University & Research (WUR) und der University of Bologna zusammengetragen, wo die Hürden liegen und welche Tools dazu beitragen könnten, die Umsetzungsprobleme der Städte zu bewältigen. Auswirkungen der Klimakrise auf Tier- und Pflanzenarten Eine Million der schätzungsweise acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Welt sind bedroht – die allermeisten aufgrund der Klimakrise. Denn bereits bei einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von einem Grad Celsius stoßen Arten und Ökosysteme an die Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit. Das geht aus dem neuen WWF-Bericht „Feeling the Heat – Die Zukunft der Natur bei einer globalen Erhitzung von 1,5 Grad und darüber hinaus“ hervor. Der Bericht hebt 13 Tier- und Pflanzenarten hervor, die durch die Auswirkungen der Klimakrise bereits in akute Bedrängnis geraten sind. So ist in Deutschland etwa der Strandflieder durch den rasanten Anstieg des Meeresspiegels von Nord- und Ostsee bedroht, während der Streifen-Bläuling in den Alpen immer weiter in die Höhe wandern muss. Malmö wird Teil der Initiative „Making Cities Resilient 2030“ Die schwedische Stadt Malmö will die Klimaanpassung in den Mittelpunkt der Stadtentwicklung stellen, um die Auswirkungen des Klimawandels besser zu bewältigen. Dafür ist Malmö der Initiative „Making Cities Resilient 2030“ (MRC2030) beigetreten. MRC2030 wurde im Jahr 2021 vom Büro der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UNDRR) mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Städte beim Aufbau ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Klima- und Katastrophenrisiken zu unterstützten. Neben der MCR2030-Mitgliedschaft beabsichtigt Malmö auch, sich als Resilience Hub für den Ostseeraum zu etablieren – unter anderem soll ab 2030 die gesamte Stadt mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Mit nachhaltiger Biomasse Klimaschäden ausbessern Die Länder der europäischen Union könnten die Menge an nachhaltig produzierter Biomasse in den kommenden Jahrzehnten verdreifachen und dabei gleichzeitig Land wieder aufbauen, das durch den Klimawandel geschädigt wurde. Das sagt der wissenschaftliche Leiter der niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO), André Faaij, in einem Interview mit dem pan-europäischen Mediennetzwerk EURACTIV. So könne etwa die Wiederbepflanzung der Länder mit salztoleranten Arten eine Möglichkeit sein, sie zu regenerieren, sie vor weiterer Erosion zu schützen, Salzprobleme zu mindern und mehr Kohlenstoff in den Boden zu bringen. Handreichung des UBA zu Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene Klimarisikoanalysen werden immer wichtiger. Denn um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu rüsten, sind Strategien auf kommunaler Ebene gefragt. Die Klimarisikoanalsyen helfen den Kommunen dabei, Klimarisiken richtig bewerten und priorisieren zu können. Das Umweltbundesamt (UBA) hat zur Unterstützung die Handreichung „Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene – Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der ISO 14091“ entwickelt. Diese fasst den internationalen Standard zusammen und ergänzt den allgemeinen Leitfaden mit spezifischen Empfehlungen für Kommunen. Die Handreichung ist auch in Englisch verfügbar. Den Freizeitgartenbau an den Klimawandel anpassen GartenKlimA Quelle: Lena Fröhler Auch Hobby- und Freizeitgärtner*innen bekommen längst die Folgen des Klimawandels zu spüren. In dem Projekt GartenKlimA wurden daher Bildungsmodule entwickelt, mit denen Multiplikator*innen den Freizeitgartlern einfach vermitteln können, wie der eigene Garten an den Klimawandel angepasst werden kann. So sollen die geschulten Multiplikator*innen mit dem Vortragsmaterial ohne viel Aufwand eigene Vorträge halten können – etwa in ihren Gartenbauvereinen. Die Hobbygärtner*innen sollen dann wiederum ihr Wissen „über den Gartenzaun“ an die Nachbarn weitergeben. Insgesamt wurden in dem Projekt zehn Bildungsmodule erstellt, die jeweils einen ausgearbeiteten Vortrag (Folien und Text) sowie umfangreiches Zusatzmaterial (Informationstexte, Fotos, interaktive Module, Linksammlung, Merkblätter, Poster) umfassen. Die Module sind kostenfrei auf der Homepage www.garten-klima.de zu finden. Das Projekt GartenKlimA, das vom März 2020 bis März 2022 lief, wurde vom Institut für Gartenbau (IGB) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und dem Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege e.V. durchgeführt.

Wald-Domino

Ein Lernangebot für Kinder. Mit diesem Dominospiel für Waldkenner wird der nächste Waldspaziergang bestimmt nicht langweilig. Ein bisschen müsst ihr euch aber mit den verschiedenen Baumarten auskennen. Und so geht's: Jeder Teilnehmer sammelt mindestens zehn verschiedene Naturmaterialien des Waldes - also Zapfen, Blätter, Baumrinde usw. An einer geeigneten Stelle (Lichtung, Weg) versucht ihr, ein Domino zu legen. Ein Kind beginnt, indem es einen Gegenstand auf den Boden legt - zum Beispiel ein Birkenblatt. Das nächste Kind versucht, daran ein passendes Fundstück anzulegen - zum Beispiel ein Stück Birkenrinde ( Gleiche Baumart: Birke! ) oder ein Eichenblatt ( Gleicher Baumteil: Blätter! ). Der Nächste könnte an das Eichenblatt eine Eichel ( Gleiche Baumart! ) anlegen, der Übernächste an die Eichel eine Kastanie ( Gleicher Baumteil: Frucht! ). Wer nicht anlegen kann, muss aussetzen. Wer als erster seine Tasche geleert hat, hat gewonnen. Viel Spaß!

Mesochelifer ressli Mahnert, 1981 Pseudoskorpione Ungefährdet

Vermeintliche Funde von Chelifer cancroides in bzw. unter Baumrinde gehören in der Regel zu dieser Art.

Chelifer cancroides (Linnaeus, 1758) Pseudoskorpione Ungefährdet

Nach Harvey (2013) Chelifer cancroides cancroides. Aus Deutschland ist nur die nominotypische Subspezies bekannt. Hemisynanthrope Art, mit traditionell bäuerlichen Strukturen assoziiert. Vermeintliche Funde dieser Art in bzw. unter Baumrinde gehören in der Regel zu Mesochelifer ressli.

LUBW Monatsthema Klima: Ausbreitung der Flechten

Flechten sind Pilze, die in einer Lebensgemeinschaft mit kleinsten Algen oder Cyanobakterien leben. Sie siedeln beispielsweise an Felsen oder Baumrinden und reagieren vergleichsweise empfindlich auf Klimaveränderungen. 45 Flechtenarten sind als „Klimawandelindikatoren“ eingestuft, da sie ursprünglich in milden und eher atlantisch geprägten Klimagebieten beheimatet sind. Da Flechten keine Wurzeln zur aktiven Wasseraufnahme haben, können sie nur über die Oberfläche Wasser aufnehmen. Bei Trockenheit können Flechten in eine Art Trockenstarre verfallen und sind daher unempfindlich gegenüber Hitze und weiterer Austrocknung. Bei erneuter Wasseraufnahme erwachen sie wieder zum Leben. Im Gegensatz zu den meisten Gefäßpflanzen legen Flechten im Winter keine Ruhephase ein. Daher eignen sie sich, um Witterungsveränderungen in den Wintermonaten anzuzeigen. Verschiedene Flechtenarten reagieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung. Die Nähr- und Schadstoffe werden durch Regen oder die Luft nahezu ungefiltert aufgenommen. Von der verbesserten Luftqualität sowie den milder und feuchter gewordenen Wintern profitieren die Flechten und breiten sich daher immer mehr aus. Um die Entwicklung der Flechtengemeinschaft zu erfassen, untersucht die Medienübergreifende Umweltbeobachtung an der LUBW seit 1986 die Veränderungen systematisch an Baumstämmen an 17 Waldstandorten in Baden-Württemberg. Mit Ausnahme eines Standorts hat die Anzahl der Flechtenarten zugenommen, selbst in kühlen, teils über 1.000 Meter hoch gelegenen Wäldern. Die Zunahme wärmeliebender Flechtenarten ist also im ganzen Bundesland und in allen Höhenstufen beobachtbar. An Bedeutung gewinnen die Arten, die mildere und im Jahresverlauf weniger stark schwankende Temperaturen und niederschlagsreiche Winter bevorzugen. Das sind insbesondere die atlantischen Arten. Die klimatischen Veränderungen haben Auswirkungen auf unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Während wärmeliebende Arten Regionen besiedeln, die ihnen früher möglicherweise zu kühl waren, weichen an kühle Habitate angepasste Arten in höhere Lagen aus oder verschwinden zunehmend. Die Veränderungen des Flechtenartenspektrums können entsprechend Auswirkungen auf das Ökosystem Wald haben. Flechten bieten zahlreichen Kleintieren Unterschlupf und dienen als Brutstätte und Nahrungsquelle. Die Beziehungen zwischen den Arten ist äußerst komplex. Wie sehr das Ökosystem Wald durch die Veränderungen des Flechtenartenspektrums beeinflusst wird, lässt sich derzeit nicht konkret fassen. Bild zeigt: Flechte auf Rinde, Bildnachweis: Marina_Nov/stock.adobe.com Mehr zum Thema: • Mehr über den Klimawandelindikator Flechte können Sie im neu erschienenen Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Baden-Württemberg (Link: https://pd.lubw.de/10182 ) nachlesen. Auch andere Indikatoren, die den Klimawandel in Ausmaß und Dynamik beschreiben, können Sie darin finden. Diese sind zum Beispiel aus den Feldern Landwirtschaft, Boden und Wasserhaushalt, aber auch Tourismus und Gesundheit. • Mehr Informationen zur Medienübergreifenden Umweltbeobachtung der LUBW finden Sie außerdem hier .

Vier Wisente im Eleonorenwald ausgewildert

Sie gehören zu den größten Landsäugetieren in Europa – die Wisente. Vier stattliche Exemplare – jedes einzelne Tier bringt zwischen 400 und 900 Kilogramm auf die Waage – leben jetzt im Eleonorenwald zwischen dem emsländischen Vrees und dem cloppenburgischen Neuvrees. Am 22. Dezember 2005 wurden drei Kühe und ein Bulle ausgewildert und können sich nun in einem 1000 Hektar großen Revier tummeln; zuvor waren die Tiere im Wisentgehege Springe untergebracht. Ab 2008 ist mit Nachwuchs bei den Wisenten zu rechnen. Um die Schäden in der Forstwirtschaft in Grenzen zu halten, soll die Herde nicht größer als 25 Tiere werden. Dieses besondere Naturschutzprojekt wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen der Forstverwaltung der Arenberg-Meppen GmbH und dem NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) realisiert. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Umweltministerium finanziell gefördert und von der Universität Osnabrück wissenschaftlich begleitet. Auch die Gemeinde Vrees unterstützt das Projekt nachdrücklich. Hermann Wreesmann von der NLWKN-Betriebsstelle Brake-Oldenburg machte am Donnerstag während einer Pressekonferenz deutlich, dass alle Partner und vor allem die Wisente selbst von diesem Projekt profitieren. Der insgesamt 3000 Hektar große Eleonorenwald gehört zur Arenberg-Meppen GmbH – die Gesellschaft bekommt für ihre freiwilligen Naturschutzleistungen eine faire Entlohnung. Die Niedersächsische Naturschutzverwaltung kann neue Wege zur Pflege von wertvollen Lebensräumen erproben. Die Uni Osnabrück bekommt die Möglichkeit, in einem riesigen Freilandlabor zu erforschen, wie die Wisente ihren eigenen und den Lebensraum anderer Organismen gestalten. Die umliegenden Gemeinden erhalten weitere Möglichkeiten, den Tourismus und die Umweltbildung zu fördern. Die größten Profiteure des Projektes sind jedoch zweifellos die Wisente selbst: Können sie doch die begrenzten Verhältnisse eines Zoos oder Freigeheges mit einem riesigen, über 1000 Hektar großen Lebensraum tauschen. Wreesmann erinnerte daran, dass bis ins frühe Mittelalter neben dem Wisent viele weitere Pflanzenfresser die mitteleuropäische Landschaft bevölkerten. Wildpferd und Auerochsen wurden bereits im Mittelalter völlig ausgerottet. Wisente und Elche als die größten Pflanzenfresser wurden in Mitteleuropa so stark verfolgt, dass sie sich nur noch in den dünn besiedelten osteuropäischen Ländern in Restbeständen halten konnten. In Mitteleuropa haben sich nur der Rothirsch, der Damhirsch und das Rehe in die heutige Zeit retten können. 1788 wurde der letzte mitteleuropäische Wisent getötet. 1921 stand der Wisent mit weltweit nur noch 54 Tieren am Rande des Aussterbens. Gezielte Züchtungen in Zoos und Wildgehegen ließen den Bestand bis heute auf wieder über 3000 Tiere ansteigen. Neben den reinen Schutzbemühungen um den Wisent dient das Projekt im Eleonorenwald darüber hinaus dem Biotop- und Artenschutz: Insbesondere die Tier- und Pflanzenarten der halboffenen Lebensräume wie Magerrasen oder Heiden werden von den Wisenten profitieren. Sie sind in den vergangenen Jahrzehnten durch die weitgehende Trennung von Wald und landwirtschaftlichen Nutzflächen in ihrem Bestand gefährdet. Der Naturschutz bemüht sich daher seit Jahren besonders um den Erhalt und die Entwicklung solcher Landschaften. Im Eleonorenwald werden die Wisente zukünftig dafür sorgen, dass solche halboffenen Landschaften nicht vollständig bewalden und ihren Artenreichtum behalten. Die Wisente haben auch positive Wirkung auf die kleinen Stillgewässer innerhalb des Eleonorenwaldes. Durch ihre Aktivitäten wird ein Verlanden der Gewässer verhindert. Den verschiedenen Amphibien des Eleonorenwaldes wird dadurch der Lebensraum erhalten. Privat-Forstdirektor Winfried Frölich und sein Team von der Arenberg-Meppen GmbH haben vor der Auswilderung schon ganze Arbeit geleistet: So musste der ca. 12,5 Kilometer lange Zaun um den Eleonorenwald mit einem Elektrozaun wisentsicher verstärkt werden. In einem Fang- und Sicherungsgatter können die Tiere gefangen und untersucht werden; auch eine Zufütterung für Notzeiten soll hier eingerichtet werden. Bürgermeister Heribert Kleene aus Vrees freut sich darauf, mit dem flächenmäßig größten Wisent-Gehege dieser Art in Deutschland werben zu können. Er legte deshalb bei den Vorplanungen für die Auswilderung der Tiere großen Wert darauf, dass Einheimische und Besucher die Wisente auch beobachten können: Das Fang- und Sicherungsgatter im Süd-Westen des Geheges wurde so angelegt, dass die Tiere von außerhalb des Zaunes beobachten werden können. Wer die Wisente jedoch hautnah ohne trennenden Zaun erleben möchte, der kann zukünftig an einer Planwagenfahrt der Gemeinde oder der Arenberg-Meppen GmbH teilnehmen. Mit etwas Glück bekommt man die Wisente dann innerhalb ihres "natürlichen" Lebensraumes zwischen uralten Eichen zu Gesicht. Zunächst allerdings muss der Wald für den individuellen Besuchsverkehr gesperrt werden. "Wir wissen nicht, wie die Wisente auf Menschen reagieren, da gehen wir auf Nummer sicher", betonten Wreesmann und Frölich. Immer im Blick haben die Studenten der Uni Osnabrück die vier Wisente: Über Halsbandsender werden sie unter der Leitung von Prof. Dr. Heinz Düttmann und Prof. Dr. Rüdiger Schröpfer die Tiere kontinuierlich überwachen. Von besonderem Interesse ist dabei, wie die Wisente in der Gemeinschaft mit Rehen und Hirschen ihren neuen Lebensraum nutzen und gestalten. Kurzinfo über Wisente: Der Wisent ist der letzte Vertreter der Wildrindarten des europäischen Kontinents. Er hat eine Kopfrumpflänge von 330 cm, eine Schulterhöhe von bis zu zwei Metern und ein Gewicht von bis zu einer Tonne. Wie beim amerikanischen Vetter ist das Fell dunkelbraun; Kälber und Jungtiere haben eine mehr rötliche Farbe. Der Kopf ist auffallend kurz, trägt einen ausgeprägten Kinnbart und endet in zwei kurzen Hörnern. Er wird gesenkt getragen und liegt deutlich unter dem Widerrist. Wisente sind Pflanzenfresser und Wiederkäuer, die im Wald leben. Sie ernähren sich bevorzugt von Laub, Schösslingen, Wurzeln, kleinen Ästen und Baumrinde. Wisente leben meist in Herden zu zehn bis zwölf Tieren. Wisentkühe sind mit drei Jahren geschlechtsreif und bekommen ihre Kälber nach neun Monaten. Bei der Geburt wiegen die Kälber etwa 40 kg. Wisentbullen sind erst mit acht Jahren ausgewachsen, bleiben fünf Jahre auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte und altern dann recht schnell. Wisente können circa 25 Jahre alt werden. Kurzinfo über Freigehege für Wisente: Mit einer Größe von 1000 Hektar wird das Gehege im Eleonorenwald zukünftig das größte Gebiet dieser Art in Deutschland sein. Weitere bedeutend kleinere Freigehege für Wisente sind das Wisentgehege in Springe mit ca. 18 Hektar und der Wisentbestand im Damerower Werder an der Müritz auf einer Fläche von ca. 350 ha. Kurzinfo über die Arenberg-Meppen GmbH: Die Arenberg-Meppen GmbH ist 1928 aus dem früheren Besitz der Herzöge von Arenberg entstanden, die als Landesherren seit 1803 und später als Standesherren und Großgrundbesitzer aus einem kleinen Flächengrundstock durch Ankauf und Aufforstung große Waldgebiete im heutigen Landkreis Emsland und den Nachbarkreisen Cloppenburg und der Grafschaft Bentheim geschaffen haben. Weiterhin gehören landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Erbbaugrundstücke zum Grundbesitz. Weitere Infos im Internet (www.arenberg-meppen.de).

Die Wiederansiedlung des Schwimmfarns

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] WIEDERANSIEDELUNG Überwinterung Das Artenschutzprojekt Schwimmfarn fördert in Kooperation zwischen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg und dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz diese seltene Wasserpflanze seit einigen Jahren erfolgreich durch gezielte Wiederansiedlungsmaßnahmen. DIE WIEDERANSIEDLUNG DES SCHWIMMFARNS Ein erfolgreiches Artenschutzprojekt Beispiel für ein Wiederansiedlungsgewässer: Altgewässer in der Nähe des Wörther Hafens. So wurden zur weiteren Verbreitung und Stabili- sierung der Bestände erwachsene Pflanzen behut- sam einem großen Bestand entnommen und im Frühherbst in ausgewählte Gewässer der Rheinaue ausgesetzt. Auf diese Weise ist es gelungen, den Schwimmfarn in einigen Altarmen des Rheins und Aueweihern zwischen Wörth und Germersheim dauerhaft wieder anzusiedeln. Lange Zeit wusste man gar nicht, wie und wo der Schwimmfarn überwintert. Noch heute wird dies häufig aus Unkenntnis falsch dargestellt. Tatsächlich ist es so, dass die Sporen in den Wuchsgewässern des Farns praktisch überall vorkommen. Sie überdauern den Winter auf der Wasseroberfläche, eingeschlossen in Eis oder trocken an Baumrinde oder Treibholz. Impressum Herausgeber/Herstellung: Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) Bearbeitung und Fotos: Dipl.-Geogr. Arno Schwarzer Redaktion: Ludwig Simon, Jürgen Köstel (LfU) Stand: 12/2016 Artenschutz in Rheinland-Pfalz Erwachsener Schwimmfarn Der Gemeine Schwimmfarn (Salvinia natans) ist einer der wenigen Farne, die frei schwimmend auf dem Wasser treiben. Die einjährige Pflanze stirbt im Herbst ab und entwi- ckelt sich erst im späten Frühjahr aus den winzigen Sporen, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Dies ist die schwierigste Zeit für den Farn. Dann müssen die männlichen und weiblichen Sporen zu- einander finden. Misslingt es, kann es vorkommen, dass der Bestand stark dezimiert wird. Junger Schwimmfarn Schwimmfarn, wenige Tage nach der Keimung. Das Pflänzchen ist winzig. Als kleine Pflanze kaum sichtbar, wächst sie umso schneller heran, je wärmer und nährstoffreicher die Gewässer sind. Wenn sie ausgewachsen ist, kann sie sich sehr effektiv vermehren, indem die handteller- großen Pflanzen sternförmig auseinanderbrechen und aus den Teilen schnell wieder neue Einzelpflan- zen entstehen. Hier ist gut zu erkennen, wie die vegetative Fortpflanzung und somit das rasante Wachstum des Farns an geeigneten Standorten vor sich geht. Innerhalb von wenigen Wochen wächst eine Einzelpflanze zu einem sternförmigen Gebilde heran (Bild rechts, Bildmitte), welches dann wieder in Tochterpflanzen zerfällt (Bild links). Bei diesen vollzieht sich Wachstum und Vermehrung auf dieselbe Weise. Die weißen Kugeln, die unter der Wasseroberfläche liegen, beherbergen die Sporen, aus denen sich der einjährige Farn im nächsten Jahr wieder entwickelt. Die braunen Fäden sind die Wurzeln, die sich in Anpassung an das Wasserleben nachträglich aus Blättern umgebildet haben. Der Schwimmfarn ist in Rheinland-Pfalz vom Aus- sterben bedroht und bundesweit stark gefährdet. Er zählt zu den besonders geschützten Arten der Bundesartenschutzverordnung. In Rheinland-Pfalz kommt er als typischer Bewohner von Auengewäs- sern nur noch an wenigen Stellen vor. Der Rück- gang der früher verbreiteten Art liegt überwiegend an dem Verlust geeigneter Lebensräume. Als typischer Bewohner der Oberrheinaue ist der Schwimmfarn an die Auendynamik gut angepasst. Er benötigt Hochwasser und Überflutungsflächen, um sich zu verbreiten. Dabei ist eine möglichst na- türliche Auendynamik wichtig. In stark verkleiner- ten Rest-Auen und künstlich eingestauten Flächen wie Poldern kann er sich nicht vermehren. Die Entenlache im NSG Berghäuser Altrhein Seit Jahrzehnten befindet sich hier ein stabiles Vorkommen des Schwimmfarns. Seit Beginn des Artenschutzprojektes Schwimmfarn wurde dieses Gewässer aufgrund des massenhaften Vorkommens der Art regelmäßig als Entnahmegewässer für die Wieder- ansiedlungsstandorte genutzt. Gut zu erkennen: Die gesamte Wasserfläche ist mit Schwimmfarnen bedeckt. In „guten“ Jahren befinden sich in diesem Gewässer rund 5 Millionen erwachsene Pflanzen. Entnahme von erwachsenen Schwimmfarnen. Die Pflanzen werden mit großen Sieben aus dem Wasser geschöpft und dann in verschlossenen Boxen transportiert.

pfl-tiere-st_Algen.pdf

Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Algen (Cyanobacteria et Phycophyta) Checkliste. Stand: Dezember 2013 Lothar Täuscher Einführung Der Begriff „Algen“ („Organisationstyp Phycophyta“) ist eine künstliche Sammelbezeichnung für unterschied- liche primär photoautotrophe (Chlorophyll-a besitzen- de) Organismen mit verschiedenen Entwicklungslinien, bei deren Photosynthese mit Hilfe der Sonnenlichtener- gie aus anorganischen Stoffen einfache organische Sub- stanzen und Sauerstoff produziert werden. Charakteris- tisch für diese zu den Kryptogamen gehörenden „nie- deren Pflanzen“ ist ein Thallus (Einzelzellen, Kolonien, Trichome/Fäden oder primitive Vegetationskörper) ohne echte Wurzeln, Stängel und Blätter. In die Checkliste wurden folgende Algengruppen ein- bezogen: die zu den Eubacteria (Monera) gehörenden Cyanobacteria (= Cyanophyta = Cyanoprokaryota = Cy- anophyceae = Nostocophyceae: Cyanobakterien/Blaual- gen) und die eukaryotischen Algen (Protoctista) Rhodo- phyta (Rhodophyceae = Bangiophyceae: Rotalgen), He- terokontophyta (Chrysophyta = Chromophyta = Chry- sophyceae sensu lato = Chrysophyceae sensu stricto; Dictyochophyceae et Synurophyceae: Goldalgen im wei- testen Sinne; Xanthophyceae = Tribophyceae: Gelbgrün- algen; Eustigmatophyceae; Bacillariophyceae: Kieselal- gen; Phaeophyceae = Fucophyceae: Braunalgen), Hapto- phyta (Haptophyceae = Prymnesiophyceae: Kalkalgen), Cryptophyta (Cryptophyceae: Schlundgeißler), Dino- phyta (Dinophyceae: Panzergeißler), Euglenophyta (Eu- glenophyceae: Schönaugengeißler), Chlorophyta (Chlo- rophyceae, Trebouxiophyceae, Ulvophyceae, Trentepoh- liophyceae, Prasinophyceae: Grünalgen)und Charo- phyta (Zygnemophyceae = Conjugatophyceae: Jochal- gen, Klebsormidiophyceaea, Charophyceae: Armleuch- teralgen) als wichtigste Algen-Taxa im Binnenland (vgl. Krienitz 2000, 2009, Mollenhauer & Gutowski in Bundesamt für Naturschutz 1996, Täuscher 2002, 2004a, 2011a). Die Bestandssituation der Charophyceae (Armleuchteralgen) wird in einem separaten Kapitel im unmittelbaren Anschluss an den vorliegenden Beitrag dargestellt (siehe auch Korsch 2013). Einige Arten gehören zu den Makrophyten in den Binnengewässern. Dies sind vor allem die Armleuchter- algen (Charales) und einige büschel- und/oder watten- bildende „Fadenalgen“ (Cladophora-, Draparnaldia-, Mougeotia-, Oedogonium-, Spirogyra-, Stigeoclonium-, Ulothrix-, Ulva- [= Enteromorpha-] und Zygnema-Ar- ten), die beim Austrocknen von temporären Kleingewäs- sern und an Gewässerrändern das sogenannte „Meteor- papier“ bilden. Die Schlauchalgen Vaucheria dichotoma und weitere Vaucheria-Arten aus der Klasse der Gelb- grünalgen (Xanthophyceae = Tribophyceae) bilden in nährstoffarmen und mäßig nährstoffreichen Klargewäs- sern polsterartige Grundrasen als untere Verbreitungs- grenze der Makrophyten-Besiedlung aus und können mit Armleuchteralgen (Charales), mit Wassermoosen (z. B. Fontinalis antipyretica) und/oder mit der Was- serpest (z. B. Elodea canadensis) vergesellschaftet sein. Für Fließgewässer mit starker Strömung und geringer bis mäßiger organischer Belastung sind Vergesellschaf- tungen von Vaucheria-„Schläuchen“ mit Cladophora glomerata-Büscheln typisch. Geringe Vaucheria-Vor- kommen in Fließgewässern zeigen einen naturnahen Zustand an, während Massenvorkommen als Störzeiger zu bewerten sind. Dabei ist Vaucheria sessilis (= Vauche- ria bursata) die häufigste Fließgewässer-Art (Täuscher 2012a). Der Großteil der anderen Algenklassen in den Binnengewässern sind Mikroalgen, die kleiner als 1 mm und/oder nur mit Hilfe des Lichtmikroskopes bestimmbar sind. Bei den Mikroalgen wird nach der Lebensform zwischen Mikrophytobenthos (Synonym: Aufwuchs, Bewuchs, Periphyton) und Phytoplankton unterschieden. Zwischen den Makrophyten lebende Mikroalgen werden als Metaphyton, Pleucon oder Pseudoperiphyton bezeichnet. Einige benthische Mi- kroalgen können als Tychoplankter im Freiwasser auf- treten. Nur Massenentwicklungen sind als Beläge und Häute („Frosch- oder Krötenhäute“), Watten, Krusten und Schleime bzw. Gallertkugeln auf verschiedenen Substraten und als Wasserblüten (flos aquae) oder Ve- getationsfärbungen im Freiwasser makroskopisch er- Grünalge Monactinus simplex. Foto: H. Täuscher, © Leibniz- Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin. 63 kennbar. Die Algen sind in den meisten Gewässern die Hauptprimärproduzenten und Grundlage der Nah- rungsketten bzw. -gewebe. Sowohl die einzelnen Arten als auch die Algengesellschaften können gut zur Bioin- dikation der Gewässergüte genutzt werden (Täuscher 1998a, 2007, 2011a, 2012a). Außerhalb der Gewässer sind „Luftalgen“ (aerophytische/atmophytische Taxa: Apatococcus lobatus, Trentepohlia-Arten) als grüne Beläge, rotbraune und/oder orangerote bis graugrüne Lager auf Baumrinden und Gesteinen zu finden. Da die Algen nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL 2000) als biologische Qualitätskomponenten für den ökologischen Zustand der Gewässer beim Phytoplankton und beim Phytobenthos ausschließlich und bei den Makrophyten zusammen mit den Moosen, Farnen und Blütenpflanzen eine sehr große Rolle spielen, sind Literaturbefunde der historischen Algen-Besiedlung für die Definition eines Leitbildes für einen natürlichen bzw. naturnahen Zustand der Gewässer sehr wichtig (vgl. Mischke & Behrendt 2007, Mischke & Nixdorf 2008, Täuscher 2005, 2007, 2009c, 2010). Im Lebensraumtyp 3140 „Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stillgewässer mit benthischer Armleuchteralgen-Vegetation (Characeae) (= hard oligo-mesotrophic waters with benthic vege- tation of Chara ssp.)“ nach der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (FFH-RL 1992) haben Armleuchteralgen- und Schlauchalgen-Vorkommen eine sehr große Bedeutung (s. Kabus 2004, Täuscher 2005, 2009f, 2010, 2012a). Für den Lebensraumtyp 1340 „Salzwiesen im Binnenland (= inland salt meadows)“ ist die Darmgrünalge (Ulva intestinalis = Enteromorpha intestinalis) eine charakteri- stische Makroalge (s. Täuscher 2002). Taxonomie und Nomenklatur Taxonomisch-nomenklatorische Referenzliteratur für den vorliegenden Beitrag sind die „Süßwasserflora von Mitteleuropa“ (Büdel et al. 2000–2013, Ettl et al. 1978– 1999), „Das Phytoplankton des Süßwassers“ (Huber- Pestalozzi 1938–1983) und „Die Desmidiaceen Mit- teleuropas“ (Růžička 1977, 1981). Außerdem wurde bei verschiedenen Groß-Taxa, wo eine neue Bearbeitung und/oder eine Weiterführung in den genannten Stan- dardwerken bisher noch nicht erfolgte, auf die Schriften von Hoef-Emden (2007), Hoef-Emden & Melkonian (2003), Hindák (1978, 1996a, b), Hindák et al. (1975), Komárek (1999), Krienitz & Bock (2012), Kusel- Fetzmann (2002), Lenzenweger (1996–2003), Si- mons et al. (1999), Stastny & Kouwets (2012) und Wołowski & Hindák (2005) Bezug genommen. Bei ei- nigen Arten werden außer dem Nominattaxon auch durch „et“ aufgelistete infraspezifische Taxa (subsp. = subspecies, var. = varietas, f. = forma) genannt. Die Go- niochloris-, Pseudostaurastrum- und Tetraedriella-Taxa, die früher in der Klasse Xanthophyceae = Tribophyceae 64 geführt wurden, werden neuerdings in die Klasse Eustig- matophyceae gestellt (Guiry et al. 1996–2013, Hibberd & Leedale 1971, Krienitz 2009, Täuscher 2012a). Nach Mrozińska (1985 in Ettl et al. 1978–1999) sind für eine sichere Artdiagnose in den Gattungen Bulbochaete C. A. Agardh, 1817 und Oedogonium Link, 1820 der Ord- nung Oedogoniales gut entwickelte Antheridienzellen, Oogonien und Oosporen notwendig. Wenn diese nicht ausgebildet sind, können in der Artenliste nur die spec.- Angaben Bulbochaete spec. und Oedogonium spec. angegeben werden. Die in Algen-Artenlisten zum Teil genannten „Farblosen Flagellaten unsicherer Stellung“ (Protomonadales) und weitere „Mikroalgen“ ohne Chlo- rophyll-a wurden nicht in die Checkliste aufgenommen. Die farblose Chilomonas paramaecium-Gruppe umfasst die Arten C. paramaecium Ehrenberg, 1838 (= Cryp- tomonas paramaecium [Ehrenberg] Hoef-Emden & Melkonian, 2003, s. Hoef-Emden & Melkonian 2003), C. insignis (Skuja) Javornicky, 1967 und C. oblonga Pa- scher, 1913 (von Heynig 1970, 1976 für Sachsen-An- halt angegeben). Hyaloraphidium contortum Pascher & Korschikoff ex Korschikoff, 1931 und H. rectum Korschikoff, 1953 sind farblose Grünalgen (Chloro- phyta, Chlorophyceae, Sphaeropleales) und kommen nach Heynig (1970, 1972a, 1979a, b, 1984, 1999) und Krienitz (1984a, b, c, d) in eutrophen und mäßig or- ganisch belasteten Gewässern in Sachsen-Anhalt vor. Eine weitere Hyaloraphidium-Art (H. curvatum Kor- schikoff, 1931) ist ein Pilz (Ustinova et al. 2000). Zu den Bicosoeca-Taxa (z. B. Bicosoeca planctonica Kisselev, 1931 var. multiannulata [Skuja] Bourrelly, 1951: s. Heynig 2000), Pachysoeca ruttneri (Bourrelly) Fott (s. Heynig 1961a) und Salpingoeca-Taxa (Salpingoeca frequentissima [Zacharias] Lemmermann, 1913, Sal- pingoeca obliqua [Fott] Heynig, 1992, s. Heynig 1961, 1969, 1987) sollen noch folgende wichtige Anmerkun- gen gemacht werden. Diese farblosen Flagellaten (s. Cy- rus & Hindák in Hindák 1978, Huber-Pestalozzi 1941/1976, Täuscher 2012a) gehören nach Kristian- sen & Preisig (2001) zu den Bicosoecidea bzw. Craspe- domonadophycidae = Choanoflagellata (Zooflagellaten) und damit zu den Protozoen. Distigma proteus Ehren- berg emend. E. G. Pringsheim, 1942 ist eine farblose Euglenophycee (Eugleninae noncoloratae, s. Huber-Pe- stalozzi 1955/1969). Außerdem ist die „Cyanobakterie/ Blaualge“ Marssoniella elegans Lemmermann, 1900, die in Krienitz & Täuscher (2001) genannt wird, zu streichen, da es sich um Protozoen-Sporen von Gurleyi marssoniella Doflein, 1898 handelt (unter Excludenda in Komárek & Hauer 2004–2013). Auch die Roten Listen der Algen von Deutschland (Bundesamt für Naturschutz 1996), die Algen-Lis- ten von Berlin und Hamburg (Geissler & Kies 2003) und die Cyanobacteria- und Algen-Listen in der „Taxa- liste der Gewässerorganismen Deutschlands zur Kodie- Algen (Cyanobacteria et Phycophyta) rung biologischer Befunde“ (Mauch et al. 2003) sind darüber hinaus wichtige Referenzen. Aktuelle Angaben zur Nomenklatur und Synonymik sind in Guiry et al. (1996–2013), Jahn & Kusber (2006) und Kusber & Jahn (2003) zu finden. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Sachsen-Anhalt gehört zum Altmoränengebiet und besitzt deshalb keine glazial entstandenen Seen (s. Nix- dorf et al. 2001, 2004, Zinke 2000). Während der Salzi- ge See (historischer Fundort der sehr seltenen „See-Ball- Grünalge“ Aegagropila linnaei = Cladophora aegagropi- la: s. Hoek 1963), der ehemals größte natürliche See Mitteldeutschlands, seit über 100 Jahren nicht mehr exis- tiert (s. Heynig 2000, Klapper 2001, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 2000, Schubert et al. 2005), ist der Süße See (Heynig 2000, Hoehn & Ewig 1998) weiterhin von großer Bedeutung für das Mansfelder Land. Auch der Arendsee in der Altmark ist ein tiefer Subrosionssee (Rönicke 1986, Zacharias 1899a, b). Altwasserflachseen (z. B. Kamernscher-Schönfelder See im Elbe-Havel-Winkel, Kühnauer See bei Dessau) sind alte Elbläufe, die durch den Deichbau von der Dynamik der Wasserstände der Elbe weitgehend isoliert sind (Lüderitz et al. 1997, Täuscher 1991, 2011b). Weitere stehende Gewässer sind Talsperren bzw. Speicherbecken (Heynig 1962b, 2003, 2004), Braunkohlerestgewässer, Ton-, Kies-, Lehmgruben und Teiche. Im Harz und in der Altmark spielen Moore, Moorgewässer und Quellen als besondere Algenbiotope eine große Rolle (Reinecke 1999 2004, 2006, Walter 1997). Über die Taxa-Zusam- mensetzung von Kieselgur-Vorkommen bei Klieken im Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ geben Krüger (1975) und Schulz & Gampp (1978) wichtige Informationen zur historischen Diatomeen-Besiedlung. Die Fließgewässer sind in Sachsen-Anhalt in verschiedenster Größe, Geo- morphologie, Hydrologie und hinsichtlich ihrer Genese sowohl als natürliche Gewässer (Bäche, Flüsse, Ströme incl. Auengewässer) als auch in Form künstlicher Was- serläufe (Gräben, Kanäle) anzutreffen. Für ihre Untersuchungen über Algen und zur Algen- Besiedlung im 19., 20. und 21. Jahrhundert sind nach- folgende Personen und Meilensteine der Phykologie in Sachsen-Anhalt bekannt (s. Korsch 2013, Täuscher 2009b, c). Dabei sollen zuerst die Leistungen und Werke verstorbener Algenforscher chronologisch gewürdigt werden: ■ Kurt Sprengel (1766–1833) gab Chara-Arten in der „Flora Halensis“ an (Sprengel 1832, Korsch 2013). ■ Christian Ludwig Nitzsch (1782–1837) wirkte als Professor für Naturgeschichte an der Universität Halle/Saale und ist der Autor der Zieralgen-Gattung Closterium 1817 (Mollenhauer 2002 und zit. Lit., Piechocki 1979). Nach ihm wurde von Arthur Hill Hassall (1817–1894) die Kieselalgen-Gattung Nitz- schia 1845 benannt. ■ Von Samuel Heinrich Schwabe (1789–1875) stam- men Befunde über Armleuchteralgen (Charales) und über weitere makroskopisch auffallende Algen aus der „Flora von Anhalt“ (Schwabe 1839, 1865). 1834 be- schrieb Schwabe die neue „Algen“-Gattung Anhaltia S. H. Schwabe, 1834 mit der Art Anhaltia fridericae Schwabe, 1834, die aber nach Komárek & Hauer (2004–2012) keine Algen-Gattung ist und zu den Excludenda gehört (Anhaltia = Bacteria [?]). ■ Friedrich Wilhelm Wallroth (1792–1857) verzeich- nete einige Chara-Arten für das Gebiet von Sachsen- Anhalt (s. Korsch 2013). ■ Durch die Neubeschreibung der Armleuchteralge Chara intermedia A. Braun, 1859 von Alexander Carl Heinrich Braun (1805–1877) wurde das Ge- biet des Salzigen Sees als locus classicus für diese Art bekannt (s. Korsch 2013, Schubert et al. 2005, Täuscher 2009b, c). ■ In der Kryptogamenflora von Gottlob Ludwig Ra- benhorst (1806–1881) sind Angaben über Algen- Funde für das Gebiet von Sachsen-Anhalt zu finden (Rabenhorst 1863, Korsch 2013). ■ Friedrich Traugott Kützing (1807–1893) entdeckte 1833 den Kieselsäuregehalt der Diatomeen (Kalbe 1973, 1980, 2005), prägte den Namen Chlorophyceae und ist außerdem der Namensgeber der Algenfarb- stoffe Phycoerythrin und Phycocyan (Mollenhauer 2002). Als Pionier der enzyklopädischen Bearbeitung der Algen sind seine Schriften von sehr großer Be- deutung (Kützing 1834, 1843, 1844, 1845, 1845– 1871, 1849, 1865, vgl. Mollenhauer 2002). ■ Christian Friedrich August Garcke (1819–1904) berücksichtigte in der „Flora von Halle“ viele Algen. Besonders gut sind die Armleuchteralgen (Charales) bearbeitet (Garcke 1856, Korsch 2013). ■ Über die Phytoplanktonbesiedlung des Arendsees gibt es durch Otto Zacharias (1846–1916) aus dem Jahr 1899 erste Mitteilungen (Zacharias 1899a, b). Er war als erster Direktor der Biologischen Station zu Plön von 1892 bis 1916 und als Verfasser des Buches „Das Plank- ton als Gegenstand der naturkundlichen Unterweisung in der Schule“ (Zacharias 1907) ein Mitbegründer der Limnologie in Deutschland (vgl. Thienemann 1917, Wetzel 2004). ■ George Karsten (1863–1937) ist der Autor ver- schiedener Arbeiten über Diatomeen (Floristik und sexuelle Fortpflanzung) (s. Kalbe 1973, 1980, 2005, Mollenhauer 2002) und der Verfasser von Schrif- ten zu Bacillariophyta (Karsten 1928, 1931). ■ Walter Emil Friedrich August Migula (1863–1938) fasste das Wissen über Armleuchteralgen in seinem Buch „Die Characeen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz“ zusammen (Migula 1897, Korsch 2013). 65

Nachhaltigkeit / Indikatoren/Indikatorensysteme/Bioindikation Flechten: Bioindikation Flechten Hessen

Für Hessen stehen Auswertungen zu Flechten als Bioindikatoren der Luftgüte und des Klimawandels zur Verfügung. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit gegenüber Luftverunreinigungen lassen sich Flechten - vor allem auf Baumrinde lebende Flechten - als aussagekräftige Bioindikatoren nutzen. Daher kann man die Immissionsbelastung der Luft neben der physikalisch-chemischen Messung von Luftschadstoffen auch über die Methode der Flechtenkartierung darstellen. Im Auftrag des HLNUG wurde bereits im Zeitraum 1990 bis 1993  eine hessenweite Flechtenkartierung unter der Leitung von Herrn Prof. Kirschbaum (ehemals: Fachhochschule Gießen-Friedberg) durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung  und der regelmäßigen Flechtenkartierungen in Hessen sind in einem ausführlichen Bericht [Kirschbaum, U., Hanewald, K.: Flechten als Anzeiger der Luftgüte und des Klimawandels. Wiesbaden, (2009)] nachzulesen. An den hessischen Dauerbeobachtungsflächen (DBF) werden in regelmäßigem Turnus alle 5 Jahre Flechtenkartierungen durchgeführt. Dabei werden zum einen Flechten zur Beurteilung der lufthygienischen Situation erfasst, aber auch solche, die positiv von der Temperatur abhängig sind und somit für die Bioindikation von Klimaveränderungen herangezogen werden können. Ergebnisse vergangener Erhebungen finden sich im Bericht „Dauerbeobachtung von Flechten in Hessen 2012“ und im Bericht „Dauerbeobachtung von Flechten in Hessen 2017“. Die neuesten Ergebnisse der Kartierung 2022 stehen im Bericht “Dauerbeobachtung von Flechten 2022 in Hessen sowie 2020 in den Städten Wetzlar und Gießen”. Bereits seit dem Jahr 1970 werden in den Städten Gießen und Wetzlar immissionsbezogene Flechtenkartierungen durchgeführt. Bisher liegen Ergebnisse aus sechs Jahren zwischen 1970 und 2015 vor. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die lufthygienische Situation in diesem Zeitraum kontinuierlich in beiden Städten verbessert hat. Die Artenzahl der zurückkehrenden Flechten stieg an, darunter auch gegen Immissionsbelastungen empfindliche Spezies. Gleichzeitig jedoch zeigt sich ein deutlicher Anstieg von Arten, die durch eutrophierende Luftschadstoffe begünstigt werden. Neben den immissionsbezogenen Flechtenkartierungen werden mittlerweile auch Flechten als Anzeiger des Klimawandels erfasst. In der aktuellen Untersuchung wurden auch verstärkt Arten nachgewiesen, die als Wärmezeiger gelten. Aufgrund der hervorragenden Dokumentation der Originaldaten aus früheren Erhebungen sind auch Auswertungen für zurückliegende Zeiträume möglich, die durch historische Recherchen und Flechtensammlungen aus sehr früher Zeit - von vor 300 Jahren - ergänzt werden [ Bericht Kirschbaum, U.: Umweltbewertung mit Hilfe von Flechtenkartierung in Wetzlar und Gießen. 2016]. Die jüngsten Ergebnisse der Kartierung 2020 finden sich im Bericht “Dauerbeobachtung von Flechten 2022 in Hessen sowie 2020 in den Städten Wetzlar und Gießen”. Eine weitere Veröffentlichung beschäftigt sich mit der „Wirkungsermittlung von Stadtklimaeffekten auf Biota anhand von Flechten“. Ziel der Arbeit ist es, eine Methode zu entwickeln, um die Wirkungen des Stadtklimas auf Biota besser zu verstehen und nachvollziehen zu können. Das Stadtklima wird dabei verstanden als ein sich vom Umland unterscheidendes lokales Klima, das durch eine städtische Wärmeinsel gekennzeichnet wird, einhergehend mit einer erhöhten Luftschadstoffkonzentration. Darüber hinaus steht zum Thema Flechten als Bioindikatoren eine Veröffentlichung mit dem Titel "Flechten erkennen - Umwelt bewerten" zur Verfügung und kann über den Vertrieb des HLNUG bezogen werden. Dieses Buch vermittelt den derzeitigen Diskussionsstand  zu Flechten als Bioindikatoren zur Beurteilung der lufthygienischen Situation bzw. der Klimaveränderungen und stellt darüber hinaus umfangreiches Material zur Bestimmung von Flechten (mit Bildern und Artbeschreibungen) zur Verfügung.

Spieletipp: Wald-Domino

Ein Lernangebot für Kinder. Mit diesem Dominospiel für Waldkenner wird der nächste Waldspaziergang bestimmt nicht langweilig. Ein bisschen müsst ihr euch aber mit den verschiedenen Baumarten auskennen. Und so geht's: Jeder Teilnehmer sammelt mindestens zehn verschiedene Naturmaterialien des Waldes - also Zapfen, Blätter, Baumrinde usw. An einer geeigneten Stelle (Lichtung, Weg) versucht ihr, ein Domino zu legen. Ein Kind beginnt, indem es einen Gegenstand auf den Boden legt - zum Beispiel ein Birkenblatt. Das nächste Kind versucht, daran ein passendes Fundstück anzulegen - zum Beispiel ein Stück Birkenrinde ( Gleiche Baumart: Birke! ) oder ein Eichenblatt ( Gleicher Baumteil: Blätter! ). Der Nächste könnte an das Eichenblatt eine Eichel ( Gleiche Baumart! ) anlegen, der Übernächste an die Eichel eine Kastanie ( Gleicher Baumteil: Frucht! ). Wer nicht anlegen kann, muss aussetzen. Wer als erster seine Tasche geleert hat, hat gewonnen. Viel Spaß! Zurück zu den Aktionstipps

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