Der urbane Umweltschutz am Umweltbundesamt (UBA) untersucht die Entwicklung von Städten und urbanen Siedlungsräumen aus Umweltperspektive. Bereits die strategische Forschungsagenda „Urbaner Umweltschutz“ aus dem Jahr 2018 hat den Querschnittscharakter des Themas herausgestellt und für die fachübergreifende Zusammenarbeit am UBA und darüber hinaus Forschungsfragen an der Schnittstelle von Umweltschutz und Stadtentwicklung formuliert. Mit der nun vorgelegten Aktualisierung wird die Forschungsagenda weiterentwickelt, an veränderte Fragestellungen und Rahmenbedingungen angepasst und um neue Themen erweitert. Ziel ist, eine Zwischenbilanz zu den Aktivitäten und Ergebnissen zum urbanen Umweltschutz am UBA zu ziehen. Hierfür werden die gegenwärtig drängendsten Herausforderungen im umwelt- und stadtentwicklungspolitischen Diskurs identifiziert, zentrale Fragestellungen abgeleitet und herausgestellt, welchen Fokus die Forschung zur umweltorientierten Stadtentwicklung am UBA in den kommenden Jahren einnehmen sollte.
Ressourcenschonendes, klimaverträgliches und kreislaufgerechtes Bauen erfordert bessere Informationsgrundlagen. Materialinventare für Bauwerke sowie Materialkataster ganzer Regionen können diese Informationen bereitstellen, strukturieren und über den jahrzehntelangen Lebenszyklus von Bauwerken vorhalten. Beide Instrumente sollten zukünftig in größerem Umfang genutzt werden. Um zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft zu gelangen, werden gute materielle Informationsgrundlagen über Bauwerke benötigt, die bislang nur unzureichend vorliegen und vor allem, nicht fortgeschrieben werden. Ziel des Vorhabens „Kartierung des anthropogenen Lagers IV – Erarbeitung eines Gebäudepass- und Gebäudekatasterkonzepts zur regionalisierten Erfassung des Materialhaushaltes mit dem Ziel der Optimierung des Recyclings“ war es vor diesem Hintergrund, Instrumente zur Dokumentation von Materialflüssen und -beständen im Lebenszyklus von Bauwerken und zum dynamischen Materialhaushalt von Regionen praxisgerecht und harmonisiert weiterzuentwickeln. Das Projekt wurde im Auftrag des UBA durchgeführt. Mit Hilfe von Fallbeispielen und Personen aus der Praxis wurden Materialinventare und -kataster weiterentwickelt und erprobt. Im Ergebnis könnten die beiden Instrumente zukünftig verbaute Materialien, eingesetzte Stoffe mitsamt ihren Umwelteigenschaften, Einbauweisen, Herstellerinformationen sowie notwendige Aufbereitungstechniken dokumentieren. Während Materialinventare als Bestandteil einer digitalen Hausakte geführt werden könnten, in denen beispielsweise auch die Energieausweise vorliegen, sollten Materialkataster kommunal in Raumordnungs-, Abfallwirtschafts- und Ressourcenmanagementbehörden angesiedelt werden. Materialinventare und -kataster ließen sich für Einzelbauwerke bis hin zu ganzen Regionen anwenden und könnten dazu beitragen, Bedarfe an Primärrohstoffen zu verringern, Mengen an zu deponierenden Abfällen zu begrenzen und Emissionen über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken zu reduzieren. Ganz praktisch könnten mithilfe dieser Instrumente alle Beteiligten von der Bauplanung, Nutzung bis hin zum Abbruch in ihren Arbeits- und Entscheidungsprozessen unterstützt werden. Zudem zeigte sich im Projekt, dass alle Beteiligten Einfluss auf die Auswahl, Verwendung oder Aufbereitung von Materialien haben und deshalb besser kooperieren sollten. Für eine zukünftige höhere Nutzung der Materialinventare sind harmonisierte Vorgaben für dieses Instrument in der digitalen Gebäudeplanung wie dem Building Information Modeling (BIM) , die Aufnahme in die Anforderungen von Nachhaltigkeitsbewertungssystemen, Förderprogrammen sowie die besonderen Leistungen gemäß der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) notwendig. Materialkataster sind besonders aussichtsreich, wenn diese im Zuge von Förderprogrammen etabliert werden und dann in kommunaler Obhut verbleiben sowie als Nebenanforderung in Ausschreibungen von Stadtumbau- und Strukturwandelprojekten aufgenommen werden. Die wichtigsten Ansatzpunkte, um die entwickelten Instrumente erfolgreich in der Breite zu etablieren, sind in einem kurzen Empfehlungspapier zusammengefasst.