Die Verordnung zur Emissionsbegrenzung von leichtflüchtigen halogenierten organischen Verbindungen (2. BImSchV ) regelt den Betrieb von Anlagen zur Oberflächenbehandlung, zur chemischen Reinigung und Textilausrüstung sowie von Extraktionsanlagen, in denen leichtflüchtige halogenierte organische Verbindungen verwendet werden. Ziel war eine Prüfung und Bewertung der Möglichkeit einer Aufnahme neu entwickelter leichtflüchtiger halogenierter organischer Verbindungen in die Auflistung zugelassener Stoffe. Das Ergebnis zeigt: Die derzeit zugelassenen Verbindungen werden aktuell nach wie vor eingesetzt. Die Industrie strebt nicht den Einsatz alternativer halogenierter Kohlenwasserstoffe an. Sollten „neue" Verbindungen in die Liste zugelassener Verbindungen der 2. BImSchV aufgenommen werden, wäre im Vorfeld eine intensive Prüfung ihres Umweltverhaltens notwendig. Veröffentlicht in Texte | 50/2020.
Die 2. BImSchV betrifft, gemäß § 1, die Errichtung, die Beschaffenheit und den Betrieb von Anlagen zur Oberflächenbehandlung, zur chemischen Reinigung und Textilausrüstung sowie von Extraktionsanlagen, in denen leicht-flüchtige Halogenkohlenwasserstoffe oder andere leichtflüchtige halogenierte organische Verbindungen (soweit Lösemittel letztere mit einem Massegehalt von mehr als 1% enthalten) verwendet werden. Im Zuge des vorliegenden Projekts wurde überprüft, ob die Stoffe Tetrachlorethen (PER), Trichlorethen (TRI) sowie Dichlormethan (DCM) nach wie vor für die Verwendung erlaubt sein sollten und ob es neue alternative leichtflüchtige Halogenkohlenwasserstoffe gibt, die zusätzlich in die Liste der erlaubten Stoffe aufgenommen werden sollten. Es konnte gezeigt werden, dass TRI, PER und DCM nach wie vor in Oberflächenbehandlungslagen und Chemischreinigungs- / Textilanlagen (hier nur PER) eingesetzt werden. Aufgrund der hohen Anforderungen und Vorgaben für den Einsatz dieser Stoffe, werden diese jedoch nur noch eingesetzt, wenn sonst Reinigungs-, Prozess- und/oder Qualitätsanforderungen nicht erfüllt werden können. Soweit möglich wurden Substitutionen oder Prozessumstellungen bereits vorgenommen. Basierend auf einer Onlinebefragung und Expertengesprächen kann die Industrie für die derzeit notwendigen Einsatzbereiche momentan nicht auf den Einsatz verzichten und strebt keinen Einsatz alternativer, halogenierter Kohlenwasserstoffe an Für den theoretischen Fall, dass eine neue Substanz in die 2. BImSchV aufgenommen werden sollte, ist es wichtig neben der Anwendung von Bewertungskriterien bezüglich des Umweltverhaltens, das Ozonabbaupotential sowie das Treibhauspotential, das Verhalten der Abbauprodukte, Mobilität, Gefährlichkeit aufgrund physikalisch-chemischer Eigenschaften und gefährliche Eigenschaften des Stoffes für den Menschen, die Verwendungsbedingungen, die Prozessbedingungen, ökonomische Aspekte sowie möglichen Entsorgungs- und Recyclingbedingungen mit in die Bewertung einfließen zu lassen. Quelle: Forschungsbericht
Die Wasserwerke der Berliner Wasser Betriebe liegen bis auf das Wasserwerk Buch im Warschau-Berliner Urstromtal bzw. in der Havelrinne. Die Eigenwasserversorgungsanlagen sind über das ganze Stadtgebiet verstreut. Das Wasserwerk Stolpe liegt in Brandenburg. Es wird von den Berliner Wasser Betrieben unterhalten und ist für die Trinkwasserversorgung Berlins und einiger umliegender Brandenburger Gemeinden zuständig. Die Schutzgebiete der Wasserwerke Staaken , Eichwalde und Erkner , die Gemeinden im Umland mit Trinkwasser versorgen, liegen teils noch im Berliner Stadtgebiet teils schon außerhalb der Stadtgrenze. Die Schutzgebiete unterliegen der Wasserbehördlichen Anordnung zur vorläufigen Unterschutzstellung der in Berlin gelegenen Schutzgebiete bzw. einer Brandenburger Regelung. In Berlin wurden zwei Vorbehaltsgebiete zur Sicherung der zukünftigen Trinkwassergewinnung festgesetzt. Es handelt sich um die Gebiete Plänterwald und Gosener Wiesen, die in unmittelbarer Nähe zu den Schutzzonen II der bestehenden Wasserschutzgebiete liegen. Fördermengen Die Fördermengen der Berliner Wasser Betriebe steigen seit Beginn der öffentlichen Wasserversorgung tendenziell an (vgl. Tab. 2). Einen deutlichen Rückgang der Fördermenge gab es nach dem 2. Weltkrieg. Während sich in West-Berlin Mitte der 70er Jahre die Fördermengen auf einem konstanten Niveau einpendelten, war in Ost-Berlin bis 1989 ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen (vgl. Abb. 4). 1989 betrug die Grundwasserförderung der Berliner Wasser Betriebe 358,4 Mio. m 3 (einschl. Wasserwerk Stolpe). Im Jahre 1995 wurden 259,2 Mio. m 3 Rohwasser (einschl. Wasserwerk Stolpe) gefördert. Von 1989 bis 1995 sank das Fördervolumen der BWB um 23 % (vgl. Abb. 4). Die Gründe für die gesunkene Rohwasserförderung liegen in der Aufgabe vieler Industriebetriebe in Ost-Berlin, der Preisgestaltung der Wasserbetriebe (Erhöhung der Wasserpreise) sowie einer verbesserten Technik, die dem Verbraucher Einsparungen im Haushalt ermöglicht. h6. Die Angaben sind Rohwasserentnahmen und beziehen sich (einschl. Wasserwerk Stolpe) auf das Wasserwirtschaftsjahr; in der Angabe für 1973 sind 8,2 Mio. m 3 zur Auffüllung des Teufelssees im Grunewald enthalten; in der Angabe für 1990 sind 5,7 Mio. m 3 , für 1995 sind 4,1 Mio. m 3 und für 1996 sind 3,4 Mio. m 3 enthalten, die im Wasserwerk Jungfernheide überwiegend zur Grundwassersanierung gefördert werden und nicht der Trinkwasserversorgung zugute kommen. In der Angabe des WWJ 1996, Wasserwerk Friedrichshagen, ist die Fördermenge von 1,8 Mio. m 3 der Galerie-A, die zum Klärwerk Münchehofe geleitet wird sowie die Fördermenge von 158 040 m 3 eines Brunnens der Galerie-I, die in das Biotop Krumme Lake geleitet wird, enthalten. Auch diese Fördermengen werden für die Trinkwasserversorgung nicht verwendet. 1989 wurden von den Eigenwasserversorgungsanlagen 41,6 Mio. m 3 (davon rd. 17,3 Mio. m 3 in der östlichen Stadthälfte Berlins) gefördert. Die 276 Eigenwasserversorgungsanlagen förderten 1995 in Berlin 17,0 Mio. m 3 Grundwasser. Dieses Wasser wurde als Trink-, Betriebs-, Kühl- und Bewässerungswasser genutzt. Die 49 Anlagen, bei denen auch eine Trinkwassernutzung vorgesehen ist, werden speziell überwacht, um eine Wasserqualität für den menschlichen Gebrauch zu gewährleisten. 1995 entnahmen die 10 größten Eigenwasserversorgungsanlagen im Ostteil Berlins 1,16 Mio. m 3 , in West-Berlin förderte der größte Entnehmer ca. 899 024 m 3 /Jahr. Die Fördervolumen der Eigenwasserversorgungsanlagen sind in der gesamten Stadt rückläufig. Die Abbildung 5 zeigt beispielhaft den Verlauf der Grundwasserentnahmen aus Eigenwasserversorgungsanlagen der westlichen Bezirke Berlins. Es besteht – hauptsächlich aus ökonomischen Gründen – die Tendenz, solche Anlagen zu schließen und das Wasser aus dem öffentlichen Netz zu beziehen. h6. Ab 1987 sind bei den Baumaßnahmen Grundwasserhaltungen durch Sanierungsmaßnahmen enthalten, die Angaben sind Rohwasserentnahmen und beziehen sich auf das Wasserhaushaltsjahr. 1989 wurden 12,7 Mio. m 3 Wasser aus Grundwasserhaltungen bei Baumaßnahmen entnommen. 1995 wurden bei Baumaßnahmen im Westteil der Stadt 7,3 Mio. m 3 Wasser entnommen, im Ostteil der Stadt betrug die entnommene Menge 9,2 Mio. m 3 . Insgesamt beträgt die Grundwasserentnahme 1995 für Berlin damit 16,5 Mio. m 3 . Der Anstieg der Grundwasserentnahme ist auf die erhöhte Bautätigkeit in Berlin seit 1990 zurückzuführen. Grundwasserhaushalt Ziel der Wasserwirtschaft ist es, den Grundwasserhaushalt ausgeglichen zu gestalten. Das bedeutet, daß nur soviel Grundwasser entnommen werden sollte, wie wieder erneuert wird. Übersteigt die Entnahme die Neubildung, entleert sich der Grundwasserspeicher allmählich, der Grundwasserspiegel sinkt. In West-Berlin ist in den Jahren 1950 – 1975 der Grundwasserspiegel durch hohe Fördermengen der Berliner Wasser Betriebe, der Eigenwasserförderungsanlagen und der Grundwasserhaltungen bei Baumaßnahmen stark abgesunken. Seit Mitte der siebziger Jahre steigt der Grundwasserspiegel wieder an (vgl. Karte 02.07). Ursache hierfür sind rückläufige Grundwasserfördermengen der Eigenwasserversorgungsanlagen und geringere Grundwasserentnahmen sowie vermehrte Wiedereinleitung bei Baumaßnahmen. Außerdem wurden von den Berliner Wasser Betrieben Grundwasseranreicherungsanlagen zur künstlichen Anreicherung des Grundwassers eingerichtet. Diese Anlagen waren notwendig, da die Niederschläge und die natürliche Uferfiltration aus den Gewässern nicht ausreichen, um die Grundwasserentnahmen auszugleichen. In der Nähe der Förderbrunnen wird in flachen Erdbecken, Teichen oder Gräben Oberflächenwasser geleitet und durch die Versickerung das Grundwasser angereichert. Zu den natürlichen Sickerbecken gehören neben der Kuhlake im Spandauer Forst die Gewässer der Grunewaldseenkette, die im Einzugsgebiet der Förderbrunnen liegen. In die Aufbereitungsanlage des Wasserwerkes Spandau wird das Oberflächenwasser der Havel geleitet und einer mechanischen und chemischen Reinigung unterzogen. Zur Versickerung wird das Wasser in die Kuhlake, den Kreuzgraben und in das angebundene Graben-Teich-System geleitet. Das Seewasser aus dem Tegeler See wird nach der Aufbereitung durch Mikrosiebanlagen auf der Insel Baumwerder und in Saatwinkel versickert. Im Wasserwerk Beelitzhof wird das Havelwasser für den Schlachtensee in einer Phosphateliminierungsanlage gereinigt und in die Grunewaldseen geleitet. Im Bereich des Wasserwerkes Stolpe wird Havelwasser auf Havelwiesen eingestaut und versickert. In den Grundwasseranreicherungsanlagen wurden 1995 ca. 57,3 Mio. m 3 aufbereitetes Oberflächenwasser künstlich zur Versickerung gebracht. Neben “natürlichem” und künstlich angereichertem Grundwasser besteht ein erheblicher Teil des von den Wasser Betrieben geförderten Wassers aus Uferfiltrat . In der Nähe der Gewässer befindliche Brunnen verursachen Absenktrichter, in die Wasser aus dem Uferbereich von Havel, Dahme und Spree einströmen. Der Anteil des Uferfiltrats an der Gesamtfördermenge der einzelnen Brunnengalerien ist in Abhängigkeit von der jeweiligen Entfernung des Brunnens vom Gewässer unterschiedlich groß. Im Mittel wurden bisher etwa 50 % der Gesamtförderung der Berliner Wasser Betriebe als Uferfiltrat angenommen. Die Herkunft des für die öffentliche Wasserversorgung verwendeten Wassers sowie die weitere Verteilung auf verschiedene Nutzungen ist in Abbildung 6 dargestellt. Der Wasserverbrauch aus der öffentlichen Wasserversorgung pro Einwohner lag 1995 in Berlin bei 188 Litern/Tag. Der Wasserverbrauch der Berliner Haushalte lag insgesamt bei 161 Mio. m 3 und pro Einwohner bei 128 Litern/Tag. Aufgrund des zunehmenden Versiegelungsgrades und der steigenden Einwohnerzahl der Stadt Berlin müssen neben vermehrter Wassereinsparung neue Möglichkeiten der Grundwasseranreicherung gefunden werden, um die Grundwasserbilanz ausgeglichen zu halten und damit eine Trinkwasserversorgung aus weit entfernten Gebieten zu vermeiden. Die Grundwasserneubildungsrate könnte durch die naturnahe Versickerung von Regenwasser über die belebte Bodenzone, z.B. in Mulden erhöht werden, sofern dieses nicht zu sehr belastet ist. Das Regenwasser, das sonst der Kanalisation zufließt, würde getrennt aufgefangen, um es entweder direkt auf unbebauten Flächen oder in künstlichen Teichen der Versickerung zuzuführen. In diesem Sinne würden auch Entsiegelungsmaßnahmen zu einer erhöhten Grundwasserneubildung beitragen. Als ökonomischer Anreiz zum sparsamen Umgang mit Grundwasser wurde 1990 eine Bestimmung über ein Grundwasserentnahmeentgelt in das Berliner Wassergesetz aufgenommen (§ 13a, Abs. 1). Danach kann das Land Berlin zum Zwecke des sparsameren Umgangs mit dem Grundwasser für das Entnehmen von Grundwasser von dem Benutzer ein Entgelt erheben. Die daraus resultierenden Einkünfte sollen zum Schutz der Menge und Güte des vorhandenen Grundwassers, insbesondere zur Abwehr von Gefahren für das Grundwasser oder für die Beseitigung von Schäden, verwendet werden.
Das Emissionskataster Luft (Quellgruppe Gewerbe) enthält Angaben über - bestimmte nicht-genehmigungsbedürftige Anlagen - Art der Anlagen - Art und Menge der eingesetzten Arbeitsstoffe - Austrittsort von Schadstoffen in die Atmosphäre - Art und Menge der austretenden Schadstoffe Die Daten werden von der Behörde bei Bedarf in unregelmäßigen Abständen aktualisiert.
Der AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung, Werksstraße 15, 45527 Hattingen, beabsichtigt als Maßnahmenträger die Sanierung einer LCKW-Be-lastung des Bodens und des Grundwassers ausgehend vom Betriebsgrundstück einer ehemaligen chemischen Reinigung (Neue Torstraße 37) über den nördlich verlaufen-den Abwasserkanal „Alter Wallkanal“ in der Stadt Lemgo (Sanierungsabschnitt 2 - Sanierungszonen II und III).
Boden ist ein empfindliches Gut und unterliegt schon allein durch die vielfältige Nutzung der Böden, z. B. in der Landwirtschaft, bei der Bebauung, durch Industrie und Verkehr zahlreichen Gefährdungen und Belastungen. Bodenbelastungen können in zwei Formen auftreten: als stoffliche Belastung , in dem Fremd- bzw. Schadstoffe in den Boden eingetragen werden, oder als nichtstoffliche Belastung , in dem Natur und Zustand des Bodens geändert wird z.B. durch: Erosion (Wind- und Wassererosion), Verdichtung, Versiegelung (Abdichtung des Bodens gegen die Atmosphäre), Verschlämmung, Abtrag (durch Rohstoffabbau). Im Sinne des Bundes-Bodenschutzgesetzes handelt es sich in beiden Fällen dann um “schädliche Bodenveränderungen”, wenn diese Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen. Die größte Gefahr schädlicher Bodenveränderungen in Berlin besteht durch stoffliche Belastungen für das Grundwasser: Berlin bezieht sein gesamtes Trinkwasser aus dem Grundwasser, zu dem auch das aus Uferfiltrat gewonnene Grundwasser gehört. Besonders im Urstromtal steht das Grundwasser relativ nah an der Oberfläche und ist durch eine nur geringmächtige sandgeprägte Bodenschicht oft sehr schlecht gegen möglichen Schadstoffeintrag geschützt. Durch Beeinträchtigung des Grundwassers kann es zu Problemen bei der Trinkwasseraufbereitung und -versorgung kommen. Als besonders problematisch werden derzeit die Altlasten der alten Industriestandorte angesehen. Stoffliche Belastungen sind in der Vergangenheit durch unsachgemäßen Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, Leckagen, Unfälle oder aufgrund von Kriegseinwirkungen entstanden. Auch heute noch kommt es zu stofflichen Belastungen durch unsachgemäße Handhabung von Mineralölen, aromatischen und chlorierten Kohlenwasserstoffen, PAK, PCB, Schwermetallen o.ä., aber auch z.B. durch Tausalze oder Hundekot in Baumscheiben. Quelle dieser Stoffe sind unter anderem Industrieanlagen, Tankstellen, chemische Reinigungen, Werkstätten, Lager und Umfüllanlagen, sie können jedoch auch aus dem Trümmerschutt stammen, der nach dem Krieg einplaniert wurde. Typische Stadtböden weisen deswegen in der Regel eine – stark schwankende – Grundbelastung mit diesen Stoffen auf. Schädliche Stoffeinträge gibt es aber auch auf Landwirtschaftsflächen zum Beispiel durch unsachgemäße Düngung oder auf Waldböden durch Luftschadstoffe. Die Wirkungen dieser stofflichen Belastungen sind so vielfältig wie die Stoffe selbst. Zunächst einmal können die Stoffe den Boden selbst und unmittelbar schädigen, häufig indem sie die Bodenorganismen oder die Pflanzenwurzeln beeinträchtigen. Über den Boden hinaus können die Belastungen über bestimmte “Pfade” weiter gehen: Wirkungspfad Boden – Mensch Er resultiert aus direktem Kontakt des Menschen mit dem Boden durch direkte Bodenaufnahme in den Mund (orale Aufnahme) oder durch Einatmen (Inhalation). Eine direkte Gefährdung des Menschen kann in seltenen Fällen dadurch entstehen, dass leichtflüchtige Bodenschadstoffe als schädliches Gas freigesetzt werden, das an der Bodenoberfläche austritt und durch Einatmen in den Körper gelangt. Vor allem für mit dem Boden spielende Kinder oder bei der Gartenarbeit ist der direkte Kontakt mit kontaminierten Boden relevant. Wirkungspfad Boden – Nutzpflanze Indirekte Wirkung zeigen die Bodenschadstoffe, wenn sie von (Nahrungs-) Pflanzen mit den Wurzeln aufgenommen werden; diese Schadstoffe können auch in die oberirdischen Pflanzenteile (Blätter, Früchte) transportiert werden. Der Verzehr solcher belasteter Nahrungspflanzen kann gesundheitsgefährdend sein. Bedeutsam ist dies auf ehemaligen Rieselfeldern und in Gärten, die auf ehemaligen Gewerbestandorten oder über Altablagerungen angelegt wurden. Dies kann auch auf Kleingärten in Berlin zutreffen; die dortigen Belastungen können allerdings ebenso durch schlechte Komposte (durch Asche etc.) oder unmittelbaren Straßeneinfluss entstanden sein. Wirkungspfad Boden – Grundwasser Der Boden gibt die Schadstoffe an das durchsickernde Wasser ab, das diese Belastung in das Grundwasser einträgt. Das Ausmaß dieser Belastung hängt vor allem von der Menge des Schadstoffs, von seiner Wasserlöslichkeit und von seiner Bindungskraft an Bodenpartikel ab. In Berlin ist die Belastung des Grundwassers die bedeutendste Auswirkung der Bodenverunreinigungen. Vor allem dann, wenn das Grundwasser der Trinkwassergewinnung dient, ist dieser Pfad wesentlicher Grund für notwendige Sanierungen. Je nach Nutzung der Fläche und Herkunft der Schadstoffe kann man unterscheiden: Altstandorte : Grundstücke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist und von denen eine Gefährdung ausgeht. Altablagerungen: Stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind und von denen eine Gefährdung ausgeht. Immissionsgebiete: Gebiete, in denen Schadstoffe aus emittierenden Anlagen über die Luft in den Boden eingetragen werden. Rieselfelder : Die Böden sind durch Abwässer, die auf die Felder geleitet wurden, meist stark mit Schadstoffen angereichert. Landwirtschaftsflächen: Unsachgemäße Düngung (Tierpharmazeutika in der Gülle, Schwermetalle in Mineraldüngern, belastete Klärschlämme), Pestizide oder Luftschadstoffe können Äcker und Wiesen großflächig belasten. Waldgebiete: Im Wald machen sich vor allem versauernde und eutrophierende (= düngende) Luftschadstoffe bemerkbar, da die hohe Oberflächenrauheit die Luftschadstoffe auskämmt. Anders als in der Landwirtschaft fehlt die Bodenbearbeitung, so dass die Schadstoffe sich in der obersten Bodenschicht stark anreichern können. Da es normalerweise keine Düngung oder Kalkung gibt, wirkt sich der säurebildende Charakter von SO 2 , NO x und NH 3 im Boden besonders stark aus. Die in den letzten Jahren deutlich verringerten Schwermetalldepositionen sind auch in den Berliner Wäldern positiv zu beobachten. Für immobile Metalle wie Blei bedeutet dies jedoch eine weiterhin hohe Konzentration im Boden – wenn auch keine so hohe jährliche Steigerung mehr. Eine Gesamtbewertung der stofflichen Belastung des Berliner Stadtgebietes ist nicht möglich, da sich die bisherigen Untersuchungen dazu nicht auf die ganze Fläche beziehen, sondern die Proben nach vermuteten Belastungen genommen wurden. Wegen der hohen räumlichen Variabilität der Böden und der meist lokalen Belastungsursachen können die so ermittelten Werte nicht generell auf die Gesamtfläche übertragen werden. Versiegelung, Bodenschadverdichtung, Erosion (Wind- und Wassererosion), Abtrag, Auftrag und Durchmischung, also die nichtstofflichen Bodenbelastungen, beeinträchtigen nicht direkt und nicht primär die menschliche Gesundheit. Es lassen sich deswegen keine Belastungsgrenzen zur Gefahrenabwehr definieren und somit existieren keine diesbezüglichen Vorsorge- und Prüfwerte. In der Stadt bedeutet „nichtstoffliche Belastung“ vor allem Versiegelung des Bodens durch Nutzung als Baufläche für Siedlung und Verkehr. Wesentliches Ziel des Bodenschutzes im städtischen Bereich ist deswegen generell der Erhalt des Bodens, sein Schutz vor Überbauung und Versiegelung. Immer mehr Landwirtschafts- und Forstfläche, also Nutzungen, die den Boden relativ naturnah belassen, werden in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt Flächeninanspruchnahme oder Flächenverbrauch , wodurch es zu starken Bodenveränderungen und somit zum Verlust wichtiger Bodenfunktionen kommt. Folgen sind die schleichende Verminderung der klimaökologischen Ausgleichsfunktion, der Wasserspeicherfunktion, der biotischen Funktionen sowie der Erholungsfunktion stadtnaher Freiräume. Die Dynamik der Veränderung der Bodennutzung wird deutlich, wenn man die Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsflächen näher betrachtet. Der steigende Lebensstandard seit Ende des zweiten Weltkrieges führte zu einer stetigen Ausweitung von Siedlungs- und Verkehrsflächen. Die räumliche Ausbreitung rund um die Ballungsgebiete führt zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen auch wegen des zunehmenden Individualverkehrs. Daher entstehen neben den lokalen Immissionen durch mehr Autoverkehr auch mehr globale Belastungen (Treibhauseffekt). Aus Sicht des Bodenschutzes ist sowohl der Freiflächenverbrauch für versiegelungsintensive Nutzungen (z.B. Siedlungs- und Verkehrsflächen) als auch die Zunahme des Versiegelungsgrades insgesamt eindeutig negativ zu bewerten. Die Versiegelung von Böden hat gravierende Folgen für das Ökosystem Boden. Diese Folgen sind nicht oder nur teilweise reversibel. Vollständig versiegelte Flächen verlieren ihre Funktion als Pflanzenstandort, als Lebensraum von Organismen und als Grundwasserspender und –filter. Bodenversiegelung wirkt sich auf Grund der engen Verzahnung des Schutzgutes Boden mit den Schutzgütern Pflanzen und Tiere, Wasser und Klima auch auf diese negativ aus. Eine Trendwende bei Flächenverbrauch und Versiegelung herbeizuführen, ist zentrales Anliegen des vorsorgenden Bodenschutzes und seiner Maßnahmen.
Dokumente zur Arbeitstagung am 12.10.2017 Tagesordnung Präsentationen Hr. PD Dr. med. Jürgen Hölzer - PFOA und PFOS - Humanbiomonitoring und umweltmedizinische Bewertung Fr. Silvia Sievering und Hr. Dr. Martin Kraft - Untersuchung zu Schadstoffen im Urin von Kita-Kindern Querschnitt 2014/2015 Fr. Dr. Yvonni Chovolou - NIS 5.2 Update - Was ist neu im Noxen-Informationssystem? Hr. Dirk Heller - Gesundheitliche Bewertung von PAK-haltigem Granulat auf Kunstrasensportplätzen Fr. Prof. Dr. med. Gisela Degen - Aktuelle Entwicklungen bei der gesundheitlichen Bewertung von endokrin aktiven Substanzen Hr. Dr. Thomas Claßen - Der Leitfaden Gesunde Stadt – Ein Instrument zur gesundheitsförderlichen Planung und Entwicklung von Kommunen in NRW Fr. Dr. Claudia Fiebig - Masterplan Umwelt und Gesundheit NRW Fr. Kristine Uebelgünn und Fr. Dr. Irene Scheler - Legionellen – 42. BImSchV: aktueller Stand und Informationsverpflichtung im IfSG Hr. Harald Stoll - Fallbeispiel: Tetrachlorethen in der Innenraumluft von Häusern auf einer Altlast Fr. Dr. Susanne Rudzok - Toxikologische Bewertung der Innenraumluftbelastung am Beispiel einer ehemaligen chemischen Reinigung
Gardelegen. Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens hat am Donnerstag bei einem Besuch in Gardelegen eine Gedenktafel zu Ehren einer jüdischen Familie enthüllt. Das Grundstück, auf dem nach 1945 eine chemische Reinigung entstand, war im Besitz der jüdischen Familie Hesse, die Bürger der Stadt Gardelegen waren. 1942 wurde die Familie Opfer des Holocaust. Der Minister sagte: ?Die Tafel möge uns Mahnung und Erinnerung sein, dass Rassismus sowie Verachtung fremder Kulturen und Völker niemals Raum in unserer zivilisierten Welt haben dürfen.? Im Jahr 1867 begründeten die Gesellschafter Julius und Robert Hesse die Firma Julius Ries OHG. Gegenstand des Unternehmens waren das Gewerbe als Hopfendarre (= Hopfentrockenhaus) und gleichzeitig der Anbau von Spargel. Das Grundstück der Hopfendarre in Gardelegen gehörte zum umfangreichen Grundbesitz der Firma. Mit Machtergreifung der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 begann der Boykott gegen das Unternehmen aufgrund der jüdischen Abstammung der Gesellschafter. Trotz aller Versuche, der drohenden Vernichtung des Unternehmens entgegenzuwirken, konnten die Gesellschafter die zwangsweise Liquidierung ab dem Jahr 1937 nicht mehr verhindern. Aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen sahen sie sich zum Verkauf ihres Betriebsvermögens, insbesondere der Grundstücke, gezwungen. 1990 stellte die chemische Reinigung ihren Betrieb ein. Im Januar dieses Jahres kaufte die Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH (MDSE) das Grundstück der alten Hopfendarre. Damit kann für dieses Gebiet die Altlastensanierung beginnen. Aeikens: ?Mit der Sanierung wird ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Region hin zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort getan. Zugleich werden ökologische Belastungen nachhaltig beseitigt.? Als erstes werden auf dem Gelände detaillierte Untersuchungen zur Schadenssituation erfolgen. Durch den etwa 45 Jahre andauernden Betrieb der Chemischen Reinigung wurden durch Lösungsmitteleinträge umfangreiche Kontaminationen des Grundwassers verursacht. Aeikens informierte sich in Gardelegen auch über den Stand der Sanierungsmaßnahmen im ehemaligen Gaswerk. Die Rückbau- und Sanierungsmaßnahmen auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks, die in einer ersten Phase 2005 begonnen wurden, sollen nun in einer zweiten Phase im Sommer dieses Jahres abgeschlossen werden. Die Kosten werden sich auf etwa 1,5 Millionen Euro belaufen. Impressum:Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energiedes Landes Sachsen-AnhaltPressestelleLeipziger Str. 5839112 MagdeburgTel: (0391) 567-1950Fax: (0391) 567-1964Mail: pr@mule.sachsen-anhalt.de
null Weltwassertag 2023: Den Wandel beschleunigen Baden-Württemberg/Karlsruhe. „Wandel beschleunigen, so lautet das Motto des diesjährigen Weltwassertages. Das heißt für mich: Wir müssen alles unternehmen, damit von uns verwendete Chemikalien nicht mehr in den Wasserkreislauf gelangen. Zu viele der von uns in letzten Jahrzehnten freigesetzten Chemikalien finden sich in den Kreisläufen der Erde wieder. Das gilt auch für unser Grundwasser“, so Werner Altkofer, stellvertretender Präsident der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. „Trotz rückläufiger Konzentrationen vieler Grundwasser-Schadstoffe werden die Schwellenwerte der Grundwasserverordnung immer noch nicht flächendeckend unterschritten. Knapp drei Viertel des Trinkwassers wird in Baden-Württemberg aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Unser Ziel muss es sein, das wertvolle Gut möglichst frei von Schadstoffen zu halten“, fasst Altkofer die Ergebnisse des nun veröffentlichten Grundwasserberichts für Baden-Württemberg zusammen. Die LUBW überwacht regelmäßig an rund 1.900 Messstellen Qualität und Quantität des Grundwassers in Baden-Württemberg. Die Berichte erscheinen im jährlichen Turnus. Nitrat Seit Beginn der systematischen Messungen im Jahr 1994 haben die mittleren Nitratkonzentrationen im Landesmessnetz Beschaffenheit fast kontinuierlich um rund 22 Prozent abgenommen. Auch an Messstellen in ausgeprägt landwirtschaftlich genutzten Gebieten sinken die mittleren Nitratkonzentrationen seit vielen Jahren. Trotz dieses kontinuierlichen Rückgangs stellt Nitrat die Hauptbelastung im Grundwasser dar. An rund 8 Prozent der Messstellen im Land überschreitet der Nitratgehalt im Berichtsjahr 2021 den Schwellenwert der Grundwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Im Berichtsjahr wurde ein leichter Anstieg der Nitratmittelwerte zum Vorjahr beobachtet. Einzelne leichte Anstiege gab es in den letzten 30 Jahren immer wieder. Ursache sind hierfür meist bestimmte Witterungsbedingungen. * Zu dem langfristigen Rückgang der Nitratkonzentrationen trägt unter anderem die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) bei. Seit dem Jahr 2001 ist die Nitratkonzentration in den hoch belasteten Sanierungsgebieten um rund 16 Prozent zurückgegangen. In den weniger belasteten Problem- bzw. Normalgebieten wurden im gleichen Zeitraum Rückgänge von etwa 12 bzw. 5,3 Prozent beobachtet. ** Die Verordnung verpflichtet Landwirtinnen und Landwirte, in Wasserschutzgebieten die Flächen grundwasserschonend zu bewirtschaften. Die Landesregierung leistet entsprechende Ausgleichszahlungen für die daraus resultierenden wirtschaftlichen Nachteile. Industriechemikalien Industriechemikalien werden überwiegend in den von Siedlung und Industrie beeinflussten Messstellen festgestellt. Für die meisten Stoffe sind die Konzentrationen seit vielen Jahren rückläufig. Der für Grundwasser geltende Schwellenwert von 10 Mikrogramm für die Summe halogenierter Lösemittel wie Tri- und Tetrachlorethen wurde an 3,5 Prozent der untersuchten Messstellen im Berichtsjahr 2021 überschritten. Im Jahr 2001 waren es noch 5,9 Prozent der Messstellen. Nachweisbar sind die Stoffe an rund einem Viertel der untersuchten Messstellen. Schadensfälle im Grundwasser und Altlasten in Böden entstehen hauptsächlich durch unsachgemäßen Umgang mit diesen Stoffen bei metallverarbeitenden Betrieben (Trichlorethen) oder bei chemischen Reinigungen (Tetrachlorethen). Trihalo¬genmethane, wie beispielsweise Chloroform, werden als Desinfektionsmittel verwendet. Monoaromaten wie Benzol und Toluol wurden nur an einzelnen Messstellen gefunden. Die Benzinzusatzstoffe MTBE und ETBE waren an 2,4 bzw. 2,0 Prozent der untersuchten Messstellen messbar. Die Stoffe gelangen meist punktuell ins Grundwasser infolge von Leckagen und Unfällen mit Mineralöl¬verbindungen sowie aus Altablagerungen wie beispielswei¬se Gaswerken. Diffuse Einträge sind beziehungsweise waren vor allem Emissionen aus der Kraftstoffverbrennung, Lösemittelver¬wendung sowie Verdampfung bei Herstellung, Transport und Umfüllen von Kraftstoffen. Der Geringfügigkeitsschwellenwert für Benzol wurde an einer Messstelle überschritten, das entspricht 0,1 Prozent der Messstellen. Die Messstelle liegt direkt an einer Tankstelle und ist Teil des Messnetzes „Emittenten Industrie.“ Die Messstelle dient der Sanierung der dortigen Grundwasserbelastung. Entwicklung der Grundwassermenge Das Jahr 2021 verzeichnete erstmals seit dem Jahr 2013 wieder eine durchschnittliche Niederschlagsmenge. Die Grundwasserverhältnisse lagen daher im Mittel auf höherem Niveau als im vorangegangenen sehr trockenen Jahr 2020. Dennoch bestätigt auch dieser Bericht, dass die Anzahl der Messstellen mit langfristig rückläufiger Tendenz zunimmt. Er zeigt auch, dass im Jahr 2021 ein deutliches Süd-Nord-Gefälle vorhanden war: In der südlichen Landeshälfte und im Oberrheingraben waren leicht überdurchschnittliche, in der nördlichen Landeshälfte hingegen unterdurchschnittliche Grundwasserverhältnisse zu verzeichnen. Bericht: Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse 2021 Diese und weitere Ergebnisse zu Grundwasserinhaltsstoffen sowie zu den Grundwasservorräten sind detailliert veröffentlicht im Bericht „Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse 2021“. Er kann im Publikationsdienst der LUBW unter der Webadresse https://pudi.lubw.de/ als PDF-Datei heruntergeladen werden kann. Zur Auswahl stehen hier eine zweiseitige Kurzfassung und ein 47-seitiger Fachbericht. Hintergrundinformation * Nitrat: Jahre mit leichten Anstiegen Der große Trend beim Nitrat geht seit dem Jahr 2001 abwärts. In einzelnen Jahren werden leichte Anstiege im Vergleich zum Vorjahr beobachtet, so auch im Berichtsjahr 2021. Diese Anstiege sind meist auf die Witterungsbedingungen zurückzuführen. In trockenen Jahren mit wenig Sickerwasserbildung und niedrigen Grundwasserständen wird oft mehr Stickstoff im Boden gespeichert. Folgen dann Jahre mit normalen oder erhöhten Niederschlagsmengen, gelangt wieder mehr Sickerwasser in den Boden und das im Boden gespeicherte überschüssige Nitrat wird im Grundwasser gelöst. Auch steigende Grundwasserspiegel lösen zusätzlich Nitrat aus der in den trockenen Jahren ungesättigten Aquiferzone. ** Einstufung von Wasserschutzgebieten anhand von Nitratklassen: Nitratklasse 1: Normalgebiete mit Nitrat ≤ 25 mg/l oder Nitrat zwischen 25 und 35 mg/l ohne ansteigenden Trend Nitratklasse 2: Problemgebiete mit Nitrat ≥ 35 mg/l oder Nitrat ≥ 25 mg/l mit ansteigendem Trend Nitratklasse 3: Sanierungsgebiete mit Nitrat ≥ 50 mg/l oder Nitrat ≥ 40 mg/l mit ansteigendem Trend Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de
null 30 Jahre Monitoring der Grundwasserqualität „Wasser ist die Grundlage für unser Leben und unser wichtigstes Lebensmittel. Wie schnell und ungeplant Wasser verunreinigt werden kann, hat uns leider in der vergangenen Woche das Unglück an der Jagst gezeigt, als Dünger über Löschwasser in die Jagst gelangte und dessen Ammoniumgehalt das größte Fischsterben in Baden-Württemberg seit Sandoz auslöste“, so Untersteller heute bei seinem Grußwort anlässlich der LUBW-Veranstaltung „30 Jahre Grundwassermonitoring in Baden-Württemberg“. „Fischsterben, stinkende Gewässer und Schaumberge hinter Schleusen waren in den 1970er und 1980er keine seltenen Ereignisse“, erinnerte der Minister. An den Flüssen konnte man die Folgen unmittelbar sehen, beim Grundwasser nicht. Lange herrschte deswegen die Meinung vor, dass die Grundwasserspeicher durch die darüberliegenden Deckschichten und durch das Reinigungsvermögen des Untergrundes so gut geschützt seien, dass Schadstoffe nicht dorthin gelangen könnten. Dies änderte sich in den 1970er und 1980er Jahren, als etwa chlorierte Kohlenwasserstoffe aus dem sorglosen Umgang bei der chemischen Reinigung im Grundwasser gefunden wurden. Auch steigende Nitratkonzentrationen und vermehrte Funde von Pflanzenschutzmitteln gaben Anlass zur Sorge. Diese Erkenntnisse waren Anlass zum Handeln. Das damalige Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten Baden-Württemberg beauftragte die damalige Landesanstalt für Umweltschutz (LfU), ein Konzept für die flächendeckende Erfassung und Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit in Baden-Württemberg zu entwickeln. Heute überwacht die LUBW mithilfe von rund 2.000 Messstellen das Grundwasser in Baden-Württemberg. Zusätzlich überprüfen die Wasserversorgungsunternehmen die Grundwasserqualität an über 2.000 Messstellen in den Wasserschutzgebieten. Die Präsidentin der LUBW, Margareta Barth, erläutert: „Der Aufbau und die Pflege des Grundwassermessnetzes sowie die Analyse der Grundwasserproben dienen dem Schutz unserer wichtigsten Trinkwasserressource. 70 Prozent unseres Trinkwassers in Baden-Württemberg stammt aus Grund- und Quellwasser. Mit den über die Jahre gewonnenen Kenntnissen über den Zustand des Grundwassers konnten in der Vergangenheit immer wieder gezielt Initiativen zur Verbesserung der Grundwasserqualität ergriffen werden, wie beispielsweise die Maßnahmen zur Reduzierung der Nitratbelastung und Anwendungsbeschränkungen für Pflanzenschutzmittel. Der Erfolg solcher Maßnahmen kann so auch kontinuierlich überprüft und dokumentiert werden. Außerdem wurden mithilfe des Monitorings frühzeitig neue Schadstoffe, auch im Spurenbereich, entdeckt. Dies ist eine entscheidende Voraussetzung, um schon an den Eintragsquellen der Schadstoffe anzusetzen und weitere Belastungen zu vermeiden.“ Präsidentin Barth dankte in ihrer Rede den zahlreichen Kooperationspartnern, deren fachliche Unterstützung und Datenzulieferung die hohe Qualität des Grundwassermonitorings und der Analysen erst ermöglichen. Das sind vor allem die Partner aus der Wasserversorgung und das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungspräsidium Freiburg, das mit seinen Informationen wichtige Grundlagen-kenntnisse zur Geologie und Auswahl der Messstellen gibt. Die Veranstaltung „Dem Grundwasser auf der Spur - 30 Jahre Monitoring der Grundwasserqualität in Baden-Württemberg“ war am heutigen Dienstag in der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe mit rund 90 Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen baden-württembergischen Behörden und Wasserversorgern gut besucht. Hintergrundinformation Grundwasser: die wichtigste Quelle für unser Trinkwasser in Baden-Württemberg In Baden-Württemberg erhalten wir über 70 Prozent unseres Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser, das durch die LUBW in Zusammenarbeit mit den Wasserversorgern kontinuierlich überwacht wird. Die LUBW kontrolliert das Grund- und Quellwasser an rund 2.000 Messstellen. Zusätzlich überprüfen die Wasserversorgungsunternehmen die Grundwasserqualität an über 2.000 Messstellen in den Wasserschutzgebieten. Nitrat, Chlorierte Kohlenwasserstoffe und Pflanzenschutzmittel Die gute Qualität des Trinkwassers ist ein hohes Gut und nicht selbstverständlich. Mit dem schnellen Voranschreiten der Industrialisierung nach dem 2. Weltkrieg und der damit verbundenen stark vermehrten Einbringung von Schadstoffen in Boden, Wasser und Luft sowie dem kontinuierlich gestiegenen Einsatz von Kunst- und Wirtschaftsdünger verschlechterte sich die Grundwasserqualität. Viel zu lange verließ man sich auf die natürliche Filterwirkung von Boden und Untergrund. In den 1970er und 1980er Jahren wurden dann chlorierte Kohlenwasserstoffe und Pflanzenschutzmittel in erhöhter Konzentration im Grundwasser gefunden. Um die wichtigste Ressource für das Trinkwasser besser zu schützen, beauftragte das damalige Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten Baden-Württemberg die damalige Landesanstalt für Umweltschutz (zu diesem Zeitpunkt LfU, ab 2006 LUBW), ein Konzept für die flächendeckende Erfassung und Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit in Baden-Württemberg zu entwickeln. Aufbau des Messnetzes für Grundwasser in Baden-Württemberg Der Messnetzaufbau erfolgte schrittweise. Die LfU startete 1985 mit einem Basismessnetz mit 113 Messstellen. Bis 1989 wurde es um 440 Messstellen erweitert, ein grobes Überwachungsraster für das Grundwasser in ganz Baden-Württemberg war entstanden. Nach und nach wurde es systematisch ausgebaut und erreichte 1994 seine maximale Größe mit 2.195 Messstellen. Parallel entwickelte sich in dieser Zeit auch die Qualität der Probenahmen, der Analytik und der Datenverarbeitung stetig weiter. Schadstoffe belasten das Grundwasser Zu Beginn des Messnetzbetriebs in den 1980er Jahren standen Nitrat und Pflanzenschutzmittel, die vorwiegend aus der Landwirtschaft stammen, sowie die leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoffe (LHKW) im Mittelpunkt des Interesses. Der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser war 1986 auf 50 mg/l verschärft worden. Bei zahlreichen Wasserversorgern führte dies zu ernsthaften Problemen. Viele mussten ihr nitratbelastetes Wasser mit unbelastetem Fremdwasser mischen, um die Vorgaben einhalten zu können, manche mussten Brunnen oder Quellen stilllegen. Gegenmaßnahmen: SchALVO, MEKA und FAKT Damit vor allem in Wasserschutzgebieten weniger gedüngt und weniger Pflanzenschutzmittel verwendet werden, wurden in Baden-Württemberg einschränkende Bewirtschaftungsregelungen verbunden mit Ausgleichsleistungen eingeführt: die SchALVO (Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung) im Jahr 1988 und das MEKA (Marktentlastungs- und Kulturausgleichsprogramm) im Jahr 1992. In der Folge sank die Nitrat-konzentration im baden-württembergischen Grundwasser in den Jahren von 1994 bis 2014 um rund 20 Prozent. Damit gehört Baden-Württemberg zu den wenigen Ländern, bei denen die Nitratbelastung des Grundwassers rückläufig ist. Seit Anfang dieses Jahres wurde MEKA durch das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) abgelöst. Die in den 1990er Jahren begonnene Förderung von Agrarumweltmaßnahmen wird fortgesetzt und auf aktuelle Problembereiche neu ausgerichtet. Im Hinblick auf den Grundwasserschutz unterscheidet sich FAKT von MEKA insbesondere durch eine bessere Förderung der Grünlandstandorte, einer stärkeren Förderung des ökologischen Landbaus und durch spezifische Maßnahmen zum Gewässer- und Erosionsschutz. Aktuelle Herausforderungen Generell ist die Nitratbelastung in Baden-Württemberg zurückgegangen. Nach wie vor sind die höchsten Nitratkonzentrationen in der nördlichen und südlichen Oberrheinebene, Teilen des Kraichgaus, im Neckarraum zwischen Stuttgart und Heilbronn sowie in der Region Oberschwaben zu finden. Der Grund hierfür ist insbesondere der hohe Ackeranteil in diesen Regionen. Die neuen Herausforderungen für unser Grundwasser sind organische Spurenstoffe wie Arznei- und Röntgenkontrastmittel, Süßstoffe, Benzotriazole und per- und polyfluorierte Chemikalien. Erst durch die Verbesserung der Analysetechnik in den letzten 15 bis 20 Jahren konnten diese Stoffe auch in kleinen Konzentrationen bestimmt werden. Für den Eintrag in das Grundwasser spielt vor allem der Abwasserpfad eine Rolle. So können Chemikalien über undichte Abwasserleitungen ins Grundwasser gelangen. Stoffe, die in Kläranlagen nicht oder nur unvollständig abgebaut werden, können durch Infiltration aus Oberflächengewässern das Grundwasser belasten. Wie Untersuchungen von Abwasser beeinflussten Messstellen zeigen, sind diese Spurenstoffe inzwischen weit verbreitet und an bis zu 50 % dieser Verdachtsmessstellen zu finden. Allerdings sind die Werte in der Regel sehr niedrig. Grenz- oder Orientierungswerte werden nur in wenigen Fällen überschritten, die meist eindeutigen Ursachen zugeordnet werden können. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse, die auf eine zunehmende Problematik bei den Spurenstoffen hinweist, hält es die LUBW für erforderlich, die Untersuchungen auf weitere Messstellen auszudehnen und die Entwicklung genau zu beobachten. Fazit Die zahlreichen Anstrengungen der vergangenen drei Jahrzehnte haben zu einer deutlichen Verbesserung der Grundwasserqualität beigetragen. So ist der mittlere Nitratgehalt in den letzten zwanzig Jahren um rund 20 % zurückgegangen. Auch die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln hat sich deutlich reduziert. Die Weiterentwicklung der analytischen Messverfahren ermöglicht es, eine wesentlich höhere Anzahl von Verbindungen auch in kleinsten Konzentrationen zu bestimmen. Erst dadurch wurde es möglich, die immer mehr in den Focus rückenden sog. organischen Spurenstoffe nachzuweisen und ihre Gehalte im Grundwasser zu bestimmen. Weiterführende Informationen: • Dem Grundwasser auf der Spur - 30 Jahre Monitoring der Grundwasserqualität (69 Seiten) • Grundwasserüberwachungsprogramm. Ergebnisse der Beprobung 2014 (78 Seiten) • Grundwasserüberwachungsprogramm. Ergebnisse der Beprobung 2014 – Kurzbericht (8 Seiten)
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