Wasserstoffstrategie Sachsen-Anhalt
Bericht zur Umsetzung 2024
01.02.2025
Monitoringbericht 2024 zur
Wasserstoffstrategie Sachsen-Anhalt
1. Zusammenfassung:
Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft nimmt Fahrt auf
Im Mai 2021 verabschiedete Sachsen-Anhalt eine ambitionierte Wasserstoffstrategie zum
Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft. Diese Strategie ist eng verzahnt mit den
Wasserstoffinitiativen auf Bundes- und EU-Ebene. Seit der Einführung der deutschen und
europäischen Wasserstoffstrategien im Sommer 2020 wurden zwar erste Fortschritte erzielt
– insbesondere beim Aufbau der erforderlichen Infrastruktur. Dennoch bleibt die Entwicklung
in vielen Bereichen der Wasserstoffwirtschaft sowohl national als auch international hinter
den ursprünglichen Zielvorgaben zurück.
Nach wie vor besteht das „Henne-Ei-Problem": Fehlende Erzeugungs- und
Transportkapazitäten einerseits und eine noch unzureichende Nachfrage nach grünem
Wasserstoff andererseits führen zu Investitionsunsicherheiten. Ein wichtiger Grund für
Verzögerungen ist der regulatorische Rahmen für die Erzeugung von grünem Wasserstoff,
welcher auf EU- und Bundesebene dringend verbessert werden muss. In der Folge
verzögern sich viele der angekündigten Projekte. Diese Entwicklung macht auch vor
Sachsen-Anhalt nicht halt – der Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft verläuft deshalb in
vielen Bereichen langsamer als in der Landesstrategie ursprünglich vorgesehen.
Der Bericht zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie Sachsen-Anhalts zeigt dennoch
eindrucksvoll, dass wichtige Schlüsselprojekte auf den Weg gebracht wurden. Sachsen-
Anhalt nutzt konsequent seine Chancen als Wasserstoffstandort und hat sich z. B. durch die
Umsetzung des Projekts „Energiepark Bad Lauchstädt“ zu einem Kristallisationspunkt der
deutschen Wasserstoffwirtschaft entwickelt. Die ambitionierten Vorgaben des 2021
verabschiedeten 8-Punkteplans wurden erfolgreich umgesetzt.
Im Jahr 2024 sind einige wichtige Projekte für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft von
der Planungsphase in die Bau- bzw. Genehmigungsphase eingetreten. Besonders
hervorzuheben ist der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur: Die Anträge der
Fernleitungsnetzbetreiber zum Wasserstoff-Kernnetz wurde im Oktober 2024 von der
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Bundesnetzagentur genehmigt. Die IPCEI-Projekte zum Bau von Wasserstoffpipelines bzw.
deren Umstellung auf Wasserstoff sind Teil des Kernnetzes, an das Sachsen-Anhalt gut
angebunden ist. Die Projektumsetzung hat begonnen, im Jahr 2025 sollen die ersten
Kernnetz-Teilstücke, zu denen die Wasserstoffleitungen von der Ostsee nach Bobbau (bei
Bitterfeld-Wolfen) sowie zwischen Bad Lauchstädt und Leuna gehören, fertiggestellt sein.
Die Realisierung der weiteren Abschnitte wurde vorbereitet und soll bis 2028 abgeschlossen
sein. Die Anbindung an die überregionale Wasserstoff-Transportinfrastruktur ist eine
wesentliche Voraussetzung für die Transformation der energieintensiven Industrie in
Mitteldeutschland auf ihrem Weg zur Klimaneutralität.
Fortschritte wurden auch bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff in Sachsen-Anhalt
erreicht. Mit einer im Land installierten Elektrolysekapazität von rund 60 MW sind erste
Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff vorhanden. In Leuna betreibt die Firma Linde
einen 24-MW-PEM-Elektrolyseur mit einer Produktionskapazität von bis zu 3.650 Tonnen
grünem Wasserstoff pro Jahr. Die Firma Nobian kann am Standort Bitterfeld-Wolfen durch
Chlor-Alkali-Elektrolyse bis zu 2.700 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr herstellen. Neben
den bereits bestehenden Elektrolyseanlagen in Leuna und Bitterfeld-Wolfen steht der
Elektrolyseur des Projektes „Energiepark Bad Lauchstädt“ kurz vor der Fertigstellung. An
sechs weiteren Elektrolysestandorten sind die Planungs- und Genehmigungsprozesse weit
fortgeschritten, sodass die regionale Erzeugung von grünem Wasserstoff voranschreitet.
Der Hochlauf einer vollständig funktionierenden und sich selbst tragenden erneuerbaren
Wasserstoffwirtschaft ist ein komplexer und herausfordernder Prozess, der nicht in wenigen
Jahren umgesetzt werden kann. Mit dem Aufbau einer leistungsstarken und international
angebundenen Wasserstofftransportinfrastruktur bis 2030 wird eine erste wichtige Etappe
hierfür erreicht. Gleichzeitig wird die erneuerbare Wasserstofferzeugung hochskaliert und
immer günstiger werden. Die ersten größeren Mengen grünen Wasserstoffs aus Sachsen-
Anhalt sollen schon 2025 zwischen Bad Lauchstädt und Leuna fließen. Weitere Projekte
werden in den nächsten Jahren dazu kommen. Sofern alle Akteure weiter gemeinsam und
ambitioniert an der Umsetzung arbeiten, ist davon auszugehen, dass der Aufbau der
Wasserstoffwirtschaft bis Mitte der 2030er Jahre so weit vorangeschritten ist, dass
erneuerbarer Wasserstoff in ausreichender Menge und zu wirtschaftlichen Preisen für die
heimische Industrie zur Verfügung steht.
Aus dem im Jahr 2024 veröffentlichten Wasserstoffgutachten des Landes geht hervor, dass
bis zum Jahr 2045 ein relativ hoher Anteil des Bedarfs an erneuerbarem Wasserstoff auch
zu wettbewerbsfähigen Preisen im Land erzeugt werden kann. Somit kann grüner
Wasserstoff aus Ostdeutschland zu einem wichtigen Wertschöpfungsfaktor werden.
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