Acht Preisträger aus 84 Bewerbungen ausgezeichnet – Sonderpreis Flut verliehen „Sowohl Wohn- als auch Arbeitsräume müssen nachhaltig für Mensch und Umwelt gestaltet sein. Will man den Klimawandel begrenzen, ist eine Bauwende unerlässlich, denn der Gebäude- und Bausektor ist laut Internationaler Energieagentur für circa 40 Prozent der CO 2 -Emissionen weltweit verantwortlich. Holz stofflich zu nutzen bedeutet aktiven Klimaschutz, da so an anderer Stelle, nämlich bei der Herstellung von energieintensiven Stoffen wie Beton oder Stahl, CO 2 -Emissionen eingespart werden können. Die Preisträger des Holzbaupreises Rheinland-Pfalz zeigen, dass Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Ästhetik zusammengedacht werden können“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder anlässlich der Verleihung des Holzbaupreises Rheinland-Pfalz am heutigen Dienstag im Zentrum für Baukultur in Mainz. Der Preis wurde zum neunten Mal vom Landesbeirat Holz Rheinland-Pfalz ausgelobt und wird durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz unterstützt. „Mit insgesamt 84 Einreichungen hat der Holzbaupreis Rheinland-Pfalz einen neuen Rekord aufgestellt, Holz hat in der Baubranche seinen festen Platz gefunden“, so Dr. Gerd Loskant, Vorsitzender des Landesbeirates Holz. Preisträger in insgesamt sechs Kategorien Insgesamt wurden acht Preisträger und zwölf Anerkennungen in der durch die Hauptgeschäftsführerin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Annette Müller moderierten Festveranstaltung im Zentrum Baukultur vergeben. Die Preisträger sind mit einem ersten Platz, die Anerkennungen mit Zweitplatzierten vergleichbar. Der Holzbaupreis, den der Landesbeirat Holz gemeinsam mit der Architektenkammer ausrichtet, wurde dabei in sechs verschiedenen Kategorien vergeben: Neubauten allgemein, Bauen im Bestand, Wohnhäuser, Bildungsbauten, Innovation und Forschung und in der Sonderkategorie „Ahrflut 2021“. Die Preise sind nicht mit Geld dotiert, es handelt sich um eine Ehren-Auszeichnung. Die große Vielfalt der eingereichten Gebäudetypen belegt, dass der Holzbau sich breite technische Kompetenzen erarbeitet und aus der Nische in den Baualltag Einzug gehalten hat. Die Spanne reichte dieses Mal von der Weinbergskapelle bis zum großen Verwaltungsbau. „Allen Einreichungen gerecht zu werden ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“, so Edda Kurz, Vorsitzende der Jury und Vizepräsidentin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. „Wir durften uns insgesamt über eine hohe Qualität der Einreichungen in gestalterischer und technischer Hinsicht freuen und viele Konzepte, die wir heute als Standard betrachten, wären noch vor wenigen Jahren potenzielle Preisträger gewesen“, erläutert Kurz die Arbeit der Jury. Klimaschutzministerin Katrin Eder, die allen Preisträgern die Urkunden überreichte, betonte die Bedeutung des Holzbaupreises für die Bauwende: „Gute Beispiele wirken ansteckend, daher unterstützt mein Haus gerne den Holzbaupreis 2024 über das Klimabündnis Bauen Rheinland-Pfalz“. Darüber hinaus trage auch die Holzbauforschung, die durch die Unterstützung über das „Klimabündnis Bauen“ entscheidend die Neuentwicklung von klimaschonenden Tragwerken und reversiblen Verbindungen vorantreibt, zur Bauwende bei. Der Manager vom Holzbaucluster, Hannsjörg Pohlmeyer, betonte die gute Zusammenarbeit von Fachleuten und verarbeitenden Betrieben, die die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft zur Anwendung bringen. Bauten aus regionalem Holz und mit wieder verwendbaren Gebäudeteilen ausgezeichnet Beispiele für den innovativen Charakter der Bauten sind unter anderem das Meulenwaldhaus in Trier. Hier wurde auf zertifizierte Produkte nach „Holz von Hier®“ gesetzt. Mit diesem Umweltzeichen können Holzkundinnen und -kunden sichergehen, dass die Holzprodukte möglichst nah produziert und somit besonders kurz transportiert wurden. Oder die Forschungshalle Diemerstein: Diese entstand auf dem Holzcampus der RPTU Kaiserlautern. Auf dem Forschungscampus für innovativen und experimentellen Holzbau der TU Kaiserslautern entstand das rund 360 Quadratmeter große Bauwerk. Bei dem Gebäude wurden alle Teile des Tragwerks, der Dämmebene sowie der Dach- und Wandbekleidung sortenrein demontierbar und zur Wiederverwendung geeignet gestaltet. Mit dem Interimsgebäude für die Sanierung des Regino Gymnasiums Prüm bekam ein Provisorium eine Anerkennung, das nicht provisorisch wirkt. Während der Sanierung des denkmalgeschützten Altbaus soll für rund vier Jahre ein störungsfreier Unterrichtsbetrieb für die etwa 800 Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden. Anstelle einer sonst häufig üblichen Auslagerung in Container, wurde ein hölzerner Modulbau errichtet, der später in vier verschiedene Teile aufgeteilt und dann als dauerhafte Erweiterung an vier verschiedene Schulen im Eifelkreis geht. Der Bau ist hochwertig und erreicht nahezu Passivhausstandard. Durch die Errichtung auf einem nahe gelegenen Sportplatz war keine Flächenversiegelung notwendig. Konstruktion und Materialität folgen dem Cradle-to-Cradle-Prinzip: Alle Baustoffe werden damit so lange wie möglich im Kreislauf gehalten. Einige historische Gebäude im Ahrtal konnten gerettet werden Der Sonderpreis „Ahrflut“ lag der Jury ganz besonders am Herzen. Die Jahrhundertflut an der Ahr hat neben dem menschlichen Leid auch enorme materielle Schäden verursacht. So waren auch zahlreiche historische Fachwerkbauten zerstört. Viele Gutachter hielten sie für unrettbar verloren und gaben sie zum Abriss frei. Dem stemmten sich einige Freiwillige entgegen, was unter anderem zur Gründung der Initiative „Historisches Ahrtal“ unter der Leitung des Architekten Fritz Vennemann führte. Mit koordinierten Freiwilligeneinsätzen, teils unterstützt durch eigens veranstaltete Fachseminare, mit der Unterstützung von Expertinnen und Experten aus dem ganzen Bundesgebiet, der Jugendbauhütte der Stiftung Denkmalschutz, den Wandergesellen und vielen weiteren Freiwilligen gelang es zahlreiche Bauten zu retten und etwas vom historischen Antlitz im Ahrtal zu bewahren. Dabei wurde auch Überraschendes zu Tage gefördert: In einem äußerlich unscheinbaren Fachwerkbau in Dernau wurde im Inneren eine wertvolle sogenannte „Kölner Stuckdecke“ entdeckt. Sie zierte einst einen jüdischen Gebetsraum. Ausstellung zeigt herausragende Holzbauten Mit dem Holzbaupreis wird das Engagement von Bauherrinnen und -herren, der Architektinnen und Architekten sowie der Ingenieurbüros für die Tragwerksplanung gewürdigt und die bereits bestehenden vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Baustoffes Holz dargestellt. Eine Ausstellung der ausgezeichneten Holzbauten ist bis zum 16. Juli 2024 im Zentrum Baukultur zu sehen (Öffnungszeiten Mi-Fr 14 bis 18 Uhr): www.zentrumbaukultur.de Eine Broschüre zum Holzbaupreis wird im kommenden Monat auf der Website des Landesbeirates Holz Rheinland-Pfalz ( www.lbh-rheinland-pfalz.de ) und des Klimabündnisses Bauen Rheinland-Pfalz ( www.klimabuendnis-bauen.rlp.de ) veröffentlicht. Holzbaupreis 2024 – Ausgezeichneten Projekte Holzbauten Allgemein Preisträger Kulturhalle Schaidt AV1 Architekten, Kaiserslautern Preisträger Meulenwaldhaus Trier/Quindt baurmann dürr Architekten, Karlsruhe Anerkennung Sporthalle Trier MGF Architekten, Stuttgart Anerkennung Förderzentrum Neuwied Wächter+Wächter Architekten, Darmstadt Anerkennung Kreisverwaltung Ingelheim Canzler Architekten, Mainz Gebäudemanagement der Kreis-Verwaltung Mainz-Bingen Bauen im Bestand Preisträger Kammermusiksaal Mainz Mamuth Architekten, Mainz Anerkennung Sanierung/Erweiterung Einfamilienhaus Kirchberg Wendling Architekten, Kastellaun Anerkennung Energie- und Technikpark Trier SWT, Herr Reinert Wohnhäuser Preisträger Haus mit Lehm/Stroh Koblenz Schäfer Architekt, Neuwied Anerkennung Haus mit "Exoskelett" Erlenbach dury et hambsch, Landau Anerkennung Haus aus BSP Ingelheim Marc Flick, Wiesbaden Anerkennung Ferienhäuser Kleine Bleibe Montabaur Fröhlich und Gassner, Wiesbaden Forschung/Innovation Preisträger Forschungshalle Diemerstein RPTU Prof. Graf et al Preisträger Produktionshalle CLTech Kaiserslautern Prof. Becker et al Anerkennung WoodStop Annweiler RPTU Prof. Robeller et al Bildungsbauten Preisträger Familienzentrum Gau-Algesheim Niederwöhrmeier Wiese, Darmstadt Anerkennung Kita Südernacher Pänz Andernach Mplus Architekten, Koblenz Anerkennung Regino Gymnasium Prüm werk:um Architekten, Damstadt Sonderpreis Flut Preisträger Sanierung Fachwerkbauten Ahrweiler Fritz Vennemann, Verein historisches Ahrtal, div. Helfergruppen Anerkennung Rettung Siedlung "Auf den Steinen" Bad Neuenahr Susanne Raulf, Aachen
Der niederländische Teppichbodenhersteller Desso BV stellt seine Teppichfliesenproduktion auf Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip um, bei dem Produktkreisläufe "Von der Wiege bis zur Wiege" gestaltet werden, um Rohstoffe kontinuierlich in technischen Kreisläufen zu behalten. Ein neuer Baustein ist dabei die Verwendung von Kalziumkarbonat, das als Abfallprodukt bei der Trinkwasseraufbereitung anfällt. Dieses wird in einem Upcycling-Prozess bei Desso zur Herstellung von Teppichfliesen mit EcoBase-Rücken verwendet, deren Inhaltsstoffe somit zu 80 Prozent positiv bewertet und recycelt sind, unter anderem 100 Prozent des Econyl-Garns. Bei mehreren Trinkwasserunternehmen in den Niederlanden werden auf diese Weise 99 Prozent der Abfälle, Kalzium und Eisen, recycelt, allein 20.000 Tonnen Kalziumkarbonat jährlich.