Das familiengeführte Unternehmen HDO Druckguß- und Oberflächentechnik GmbH in Paderborn wurde 1956 gegründet und ist Technologieführer im Bereich Zink-, Magnesium- und Aluminiumdruckguss mit dekorativen Oberflächen. Der größte Teil der HDO-Produkte wird in die Branchen Automobil, Sanitär, Hausgeräte und Konsumgüter verkauft. Bei der Herstellung von Aluminiumdruckgussteilen werden sogenannte Trennmittel bzw. Formtrennstoffe auf die metallischen Dauerformen innerhalb der Druckgießmaschine aufgetragen. Dies erleichtert das Ablösen des Gussteils von den Formwänden und dient gleichzeitig der Schmierung der beweglichen Formteile sowie einer optimalen Formfüllung, indem der Fluss des flüssigen Metalls verbessert wird. Jährlich werden im Unternehmen etwa 3.840 Liter Trennmittel bei der Produktion von Druckgussteilen eingesetzt. Diese Trennmittel enthalten u.a. verschiedene organische Bestandteile und Silikone, die beim Gießprozess beim Kontakt mit dem geschmolzenen Aluminium verdampfen. Sie belasten gemeinsam mit weiteren verdunstenden Stoffen im Gießprozess als organische Luftschadstoffe die Hallenluft. Arbeitsplatzmessungen zeigten, dass die Werte in der Hallenluft ohne Absaugung im Grenzwertbereich lagen. Im Aluminium-Druckgussbereich fehlt bis heute eine geeignete Reinigungstechnik, um diese organischen Emissionen, die oft auch eine Geruchsbelastung darstellen, aus der Abluft zu entfernen. Somit werden diese organischen Schadstoffe heute größtenteils über die Dachentlüftung an die Außenluft abgegeben oder verbleiben in der Hallenluft, was eine Belastung der Produktionsumgebung und der Arbeitsbereiche der Mitarbeiter darstellt. Ziel dieses geförderten Pilotprojekts war die Reduzierung der Schadstoffemissionen in der Hallenluft. Des Weiteren sollte die Maschinenabwärme der Druckgießmaschinen zurückzugewonnen und für Heizzwecke genutzt werden. Dafür wurde eine aktive Inluft-Reinigungsanlage (A.I.R.-Anlage) inklusive eines Wärmerückgewinnungssystems zur Abreinigung der Hallenluft installiert. Das Gesamtsystem besteht dabei aus der Ablufterfassungseinheit am Hallendach, einer dreistufigen Abluftfiltration mit neuartigen Edelstahlfaser-Filtermaterialien, einem Rotationswärmetauscher zur Wärmerückgewinnung und Anlagenkomponenten zur Einbringung temperierter Außen-Luft in den Arbeitsbereich. Durch die neue aktive Inluft-Reinigungsanlage konnten insbesondere die diffusen Emissionen besser erfasst und reduziert werden. So wurde eine deutliche Reduktion der als Dampf-Aerosol vorhandenen Kühlschmierstoffe erreicht. Durch die A.I.R- Anlage wurde eine Reduktion um den Faktor 10 im Vergleich zur Ausgangslage erreicht. Gleichzeitig konnte die Konzentration des aerosolförmigen Anteils für Gesamtkohlenstoff in der Abluft um 30-40 Prozent reduziert werden. Durch die Rückgewinnung der Maschinenabwärme aus der Hallenluft und ihre Nutzung für Heizzwecke kann nahezu vollständig auf fossile Heizbrennstoffe verzichtet werden, wodurch sich jährliche Energieeinsparungen von ca. 1 Gigawattstunde und CO 2 -Minderungen von jährlich ca. 287 Tonnen CO 2 ergeben. Das Vorhaben zeigt exemplarisch, dass durch die neue aktive Inluft-Reinigungsanlage eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter erreicht wurde. Gleichzeitig wurde der Schadstoffeintrag an organischen Emissionen in die Umwelt verringert und ein erheblicher Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz geleistet. Es besteht eine sehr gute Übertragbarkeit dieser neuen Technik auf weitere Druckgussgießereien. Branche: Sonstiges verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren Umweltbereich: Luft Fördernehmer: HDO Druckguss- und Oberflächentechnik GmbH Bundesland: Nordrhein-Westfalen Laufzeit: 2014 - 2014 Status: Abgeschlossen
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Kiemenfüßer (Anostraca) und ausgewählter Gruppen der Blattfüßer (Phyllopoda) (Klasse: Crustacea) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Volker NEUMANN und Bernd HEINZE (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Die Kiemenfüßer und die Blattfüßer bilden nach HANNEMANN et al. (1992) Unterklassen der Krebse (Crustacea). Zu den Phyllopoda gehören die Ord- nungen der Rückenschaler (Notostraca) und Zwei- schaler (Diplostraca). Die Diplostraca werden in die Unterordnungen der Muschelschaler (Con- chostraca) und Wasserflöhe (Cladocera) unterteilt. In dieser Roten Liste wird auf die Cladocera nicht näher eingegangen. Eine etwas andere systema- tische Einteilung als die von den erwähnten Auto- ren geben VOLLMER (1952) und FLÖSSNER (1972). In der Bezeichnung der Arten wurde im Wesentli- chen nach FLÖSSNER (1972) vorgegangen. Gefährdungskategorien schwierig. So fand z.B. der seltene Kiemenfuß Triops cancriformis in den Ländern Brandenburg und Sachsen in periodisch abgelassenen und bespannten Fischteichen mit Fischbrut zusagende Lebensbedingungen. Es kam zeitweilig zu einem Massenauftreten und Schäden in der Fischbrutaufzucht. Bei dieser Sommerform benötigen die Eier zur Entwicklung nicht unbedingt eine Austrocknungsphase. Von den zwölf Arten Deutschlands (SIMON 1998) wurden in Sachsen-Anhalt bisher sieben nachge- wiesen. Die Arten kommen sporadisch an Stellen mit meist periodischer Wasserführung vor. Die Gewässer sind oft nur wenige Quadratmeter groß. Eine extreme Anpassung an diese außergewöhn- lichen Bedingungen sichert das Überleben. Die Zeit zwischen den Überschwemmungen überste- hen die Tiere als Dauereier. Solche Trockenperi- oden können wahrscheinlich Jahrzehnte ertragen werden. Erst Bedingungen wie Trockenheit, Frost, Tierfraß usw. ermöglichen bei einigen Arten ei- nen Schlupf der Larven aus den Eiern nach ei- nem erneuten Kontakt mit Wasser. Vögel, die sol- che Krebse als Nahrung aufnehmen, sorgen ne- ben Windverdriftung und Hochwasser für eine Ausbreitung. Die Eier der gefressenen Krebse werden nach Darmpassage unbeschadet mit dem Kot ausgeschieden und können unter entspre- chenden Bedingungen wieder zur Ausbildung von Populationen führen.Datengrundlagen Im Land Sachsen-Anhalt sind alle bisher bekann- ten vorkommenden Arten trotz vermehrter Mel- dungen im letzten Jahrzehnt in ihrer Existenz ge- fährdet. Ausgestorben oder verschollen sind Streptocephalus torvicornis und Lynceus brachy- urus. OSTERWALD & SCHWAN (1919), zwei ehemali- ge Mitarbeiter des Zoologischen Institutes der Universität Halle-Wittenberg, berichteten über ein Vorkommen von S. torvicornis in der Nähe von Halle (Saale), wo sie am 28.6.1914 Tiere entdeck- ten. Die Art bewohnt Tümpel im offenen Gelände und kleine Dorfteiche mit stark schwankender Wasserführung. FLÖSSNER (1972) nennt als einzi- gen sicheren deutschen Fundort den sogenann- ten Ruchtendorfer Tümpel in Zörbig/Lkr. Bitterfeld, wo die Exemplare 1914 vereinzelt von Ende Juni bis zum Austrocknen des Tümpels Mitte Juli an- getroffen wurden. Wir konnten in Zörbig keinen Tümpel dieses Namens finden. Ruchtendorf ist eine Wüstung des 30 jährigen Krieges, die in der Nähe von Spören (bei der Landstraße Zörbig-Bit- terfeld) liegt. Dort befinden sich auch Tümpel, die inzwischen völlig von Kraut, Buschwerk und Bäu- men bewachsen und von freier Ackerfläche um- geben sind. Das Vorkommen scheint erloschen. In der Sammlung des Zoologischen Institutes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sind keine Belege vorhanden. Lynceus brachyurus lebt von April bis Oktober in periodischen Gewässern mit Lehm- oder Sanduntergrund auf Wiesen, Fel- dern und an Waldrändern (FLÖSSNER 1972). Die- ser Autor nennt Halle a.d. Saale als Fundort ohne nähere Angaben. TASCHENBERG (1909) erwähnt diese Spezies für Halle und Umgebung nicht, auch sind in der Sammlung des Zoologischen Institu- tes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg keine Belege vorhanden. Die Lebensweise der Urkrebse, ihre relative Sel- tenheit und eine immer noch lückenhafte faunisti- sche Erfassung gestalten eine Zuordnung in dieIn Sachsen-Anhalt wird seit Jahren regelmäßig wieder der Salinenkrebs Artemia spec. nachge- wiesen. Arten dieser Gattung kommen in stark Bei den Anostraca und Phyllopoda handelt es sich um ursprünglich organisierte Krebse. Sie besie- deln seit rund 500 Millionen Jahren die Erde. Die älteste Gruppe unter ihnen bildet die Conchostra- ca. Im Devon eroberten die Knochenfische die Meere und Süßwasserflächen. Die ursprünglichen Krebse waren willkommene Nahrungstiere. Öko- logische Nischen sicherten ein Überleben der Tie- re in nahezu unveränderter Form bis zur heuti- gen Zeit. Es handelt sich um lebende Fossilien (HEIDECKE & NEUMANN 1987, NEUMANN & HEIDECKE 1989, EDER & HÖDER 1995). $# Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 2 33,3 Gefährdungskategorie R 1 2 - 1 1 - 16,7 16,7 3 2Rote Liste 6 33,3100 salzhaltigen, stehenden oder langsam fließenden Binnengewässern und Küstenlagunen vor. So berichtete bereits FÖCKLER (1937) über Artemia salina (LINNAEUS, 1758)-Nachweise vom Septem- ber 1935 bis zum Februar 1936 für zwei salzhalti- ge Teiche bei Leopoldshall (jetzt Ortsteil von Staß- furt). Auch HERBST (1962) berichtet über deutsche Fundorte (u.a. bei Magdeburg). Bei den jetzigen Nachweisen aus der Umgebung von Teutschen- thal dürfte es sich um eine Population handeln, die sich durch das Aussetzen von Artemia-Eiern durch Aquarianer bildete. Die aus den Eiern schlüpfenden Nauplius-Larven werden von Aqua- rianern zur Aufzucht von Fischen genutzt. Nach GRABOW (1998) dürfte es sich bei den aus Kalifor- nien importierten Eiern um Artemia franciscana KELLOW, 1906 handeln. Eier einer anderen Arte- mia-Art wurden vom Großen Salzsee (Utah, USA) importiert. Der Artstatus der Tiere von Lachen der Salzhalde bei Teutschenthal ist noch nicht abge- klärt. Der Name Artemia salina für Salzkrebschen allgemein war wissenschaftlich nicht mehr gültig (DOST 2003), wird jetzt aber wieder anerkannt, wobei für die Charakterisierung einer Salzkrebs- chen-Art multidisziplinäre Untersuchungen sowie die Durchführung von Kreuzungsversuchen not- wendig sind (DOST 2004). Alle Arten der Kiemen- und Blattfüßer bedürfen einer Gefährdungskategorie. Seit etwa 1990 wuchs national und international das Interesse an den beschriebenen Gruppen dieser Krebse. Es half national Verbreitungslücken der Arten in den Bundesländern zu schließen, brachte Veränderun- gen in der Artenzahl und ein Wiederauffinden ver- schollener Spezies. So entdeckte z.B. STEPHAN (2002) in der Elbtalaue um Rühstädt des benach- barten Bundeslandes Brandenburg den Eichener KiemenfußkrebsTanymastix stagnalis (LINNAEUS, 1758). Ein Auffinden dieser Art für das Elbegebiet Sachsen-Anhalts erscheint somit auch möglich. Neuere Angaben (ab 1990) und Mitteilungen zur Verbreitung von Branchipus schaefferi, Eubran- chipus (Siphonophanes) grubei, Lepidurus apus und Triops cancriformis in Sachsen-Anhalt geben u.a. M.J. (1992), ZUPPKE & HENNIG (1993), NICOLAI $$ Gesamt 6 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Kiemen- und Blattfüßer Sachsen-Anhalts. (1994), JACOBS (1996), HAHN et al. (1997), NEU- MANN (1996, 1999), HEINZE (2003). Diese Litera- turangaben sowie Mitteilungen von D. SPITZENBERG (1994), W. WOBORZIL (1997), A. BERBIG (1999), T. FRIEDRICHS (1999), R. HENNIG (1999), W. TRAPP (1999) und J. PETERSON (2000), dazu die Selten- heit und der weltweite Rückgang der Arten ver- anlasste die Bearbeiter zur Einstufung in die an- gegebenen Gefährdungskategorien. Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Bauliche, landschaftsverändernde und landwirt- schaftliche Maßnahmen gefährden zur Zeit im besonderen Maße die Existenz dieser urtümlichen Krebse. Bedeutsam könnten geplante und disku- tierte wasserbauliche Maßnahmen, wie Staustu- fenbau in Saale und Elbe, die die auentypischen Wasserstandsschwankungen beeinträchtigen, werden. Sie würden Hauptvorkommen der Arten vernichten. Beständige Vorkommen von Lepidu- rus apus könnten durch eine Trassenführung des ICE durch die Saale-Elster Aue bei Halle vernich- tet werden. Es reichen Bodenveränderungen von wenigen Metern (z.B. Auffüllungen usw.), um Vor- kommen zum Erlöschen zu bringen. Im konkre- ten Falle sollten bei Arten, wie Branchipus scha- efferi, ein Artenschutzprogramm erarbeitet wer- den (BRAASCH 1993). EDER & HÖDL (1995) schreiben: Urzeitkrebse ste- hen stellvertretend für eine intakte, seit Millionen von Jahren unberührte Natur. Wenn - entwick- lungsgeschichtlich betrachtet - selbst die Dinosau- rier für sie nur kleine Fische waren, sollte sich heute der Mensch nicht anmaßen, ihren Lebens- raum zu zerstören. Danksagung Wir danken herzlich allen bereits namentlich ge- nannten Kollegen für Informationen und Überlas- sung von Funddaten sowie den Herren Dr. P.H. SCHNITTER und Dr. M. TROST vom Landesamt für Umweltschutz für die Unterstützung bei der Er- stellung des Manuskriptes. Art (wiss.)Art (deutsch)Kat.Bem. Anostraca, Branchpodidae Branchipus schaefferi FISCHER, 1834 Eubranchipus (Siphonophanes) grubei (DYBOWSKI, 1860)Sommer-Feenkrebs Handköpfchen1 3§ BA, S F 0S 3 2F S 0§ BA Anostraca, Streptocephalidae Streptocephalus torvicornis (WAGA, 1842) Notostraca, Triopsidae Lepidurus apus (LINNAEUS, 1758) Triops cancriformis (BOSC, 1801) Conchostraca, Lynceidae Lynceus brachyurus O.F. MÜLLER , 1776 Kleiner Rückenschaler Kiefenfuß Nomenklatur nach FLÖSSNER (1972). Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte Bem.)Art: EG-VO Anhang A und B, FFH Anhang IV, Europä- ische Vogelarten (VR) und BA Anlage 1; § - (fett) streng geschützte Art: EG-VO Anhang A, FFH Anhang IV und BA Anlage 1, Kreuz in Spalte 3 BA - Bundesartenschutzverordnung F- Frühjahrsform S- Sommerform LiteraturNEUMANN, V. (1995): Rote Liste der Kiemenfüßer und ausge- wählter Gruppen der Blattfüßer des Landes Sachsen-An- halt.- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sach- sen-Anhalt, 18: 45-47. NEUMANN, V. (1996): Das Biosphärenreservat Mittlere Elbe, ein Schwerpunktgebiet für den Artenschutz - Anmerkun- gen zu den Roten Listen und zur Gefährdungssituation ausgewählter Gruppen der Kiemen- und Blattfüßer sowie der Bock- und Buntkäfer.- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 21: 52-62. NEUMANN, V. (1999): Bestandssituation der Kiemenfüßer (An- ostraca) und ausgewählter Gruppen der Blattfüßer (Phyl- lopoda).- In: FRANK, D. & V. 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Kiemenfüßer (Anostraca) und ausgewählte Gruppen der Blatt- füßer (Phyllopoda) Bestandssituation Volker Neumann, Bernd Heinze & Ralf Hennig Einführung Die Kiemenfüßer (Anostraca) und die Blattfüßer (Phyllopoda) bilden nach Hannemann et al. (1992) Un- terklassen der Klasse der Krebse (Crustacea). Zu den Phyllopoda gehören die Ordnungen der Rückenschaler (Notostraca) und Zweischaler (Diplostraca). Die Dip- lostraca werden in die Unterordnungen der Muschel- schaler (Conchostraca) und Wasserflöhe (Cladocera) unterteilt. Auf die Cladocera wird nicht näher einge- gangen. Eine etwas andere systematische Einteilung als die genannten Autoren geben Vollmer (1952) und Flössner (1972). Bei den Anostraca und Phyllopoda handelt es sich um „ursprünglich organisierte“ Krebse. Sie besiedeln seit rund 500 Millionen Jahren die Erde. Die älteste Gruppe unter ihnen bilden die Conchostraca. Im Devon eroberten die Knochenfische die Meere und Süßwasser- flächen. Die ursprünglichen Krebse waren willkomme- ne Nahrungstiere. Ökologische Nischen sicherten ein Überleben der Tiere in nahezu unveränderter Form bis zur heutigen Zeit. Es handelt sich um lebende Fossili- en (Heidecke & Neumann 1987, Eder & Hödl 1995). Triops cancriformis trat bereits im Keuper vor rund 180 Millionen Jahren auf und ist nach Erben (1952) die äl- teste rezente Tierart. Deshalb bezeichnet Eder (2003) die heterogene Gruppe der Groß-Branchiopoden auch als „Urzeitkrebse“. Simon (1998) gibt für die genannten Taxa in Deutschland zwölf Arten an, von denen acht derzeit bestätigte Vorkommen aufweisen. Für Sachsen-Anhalt konnte das Vorkommen von acht Arten belegt werden. Bei vier Arten (Branchipus schaefferi, Eubranchipus grubii, Lepidurus apus und Triops cancriformis) existieren über Jahrzehnte bestän- dige Nachweise. Die meisten Vorkommen wurden für E. grubii und L. apus ermittelt. Verschollen oder aus- gestorben sind Streptocephalus torvicornis und Lynceus brachyurus. Sporadisch, wahrscheinlich durch Ausset- zen angesiedelt, tritt in Sachsen-Anhalt das Salzkrebs- chen Artemia salina auf. Neu nachgewiesen wurde Ta- nymastix stagnalis (Grosse & Engelmann (2002). Sämtliche Arten Sachsen-Anhalts kommen spora- disch an Stellen mit meist periodischer Wasserführung vor. Die Gewässer sind oft nur wenige Quadratmeter groß. Eine extreme Anpassung an diese außergewöhn- lichen Bedingungen sichert den Tieren das Überleben. Die Zeit zwischen den Überschwemmungen überste- hen die Kleinkrebse als Dauereier. Solche Trockenpe- rioden können wahrscheinlich Jahrzehnte überstanden werden. Bedingungen wie Trockenheit, Frost, Tierfraß usw. ermöglichen bei einigen Arten erst den Schlupf der Larven aus den Eiern bei erneutem Kontakt mit Wasser. Vögel, die solche Krebse als Nahrung aufnehmen, sor- gen neben Windverdriftung und Hochwasser für eine Ausbreitung. Die Eier der gefressenen Krebse werden nach Darmpassage unbeschadet mit dem Kot ausge- schieden und können unter entsprechenden Bedingun- gen wieder zur Ausbildung von Populationen führen. Die Lebensweise der Urkrebse, ihre relative Selten- heit und eine lückenhafte faunistische Erfassung gestal- ten eine Zuordnung in die Gefährdungskategorien der Roten Liste sowie eine Einschätzung der Bestandsent- wicklung schwierig. So fand z. B. der seltene Kiemen- fuß Triops cancriformis in Brandenburg und Sachsen in periodisch abgelassenen und bespannten Fischteichen mit Fischbrut zusagende Lebensbedingungen. Es kam zeitweilig zu einem Massenauftreten und Schäden in der Fischbrutaufzucht. In Sachsen-Anhalt sind alle bis- her nachgewiesenen Arten in ihrer Existenz gefährdet. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Triops cancriformis in einer wassergefüllten Fahrspur. Colbitz- Letzlinger Heide, 12.6.2014, Foto: V. Neumann. 572 Literaturangaben zur Verbreitung von Branchipus scha- efferi, Eubranchipus (Siphonophanes) grubii, Lepidurus apus und Triops cancriformis in Sachsen-Anhalt geben u. a. Taschenberg (1909), Buchholz (1962), Flössner (1972), Heidecke & Neumann (1987), Engelmann et al. (1988), Neumann & Heidecke (1989), J. M. (1992), Zu- ppke & Hennig (1993), Nicolai (1994), Berbig (1995), Täuscher (1996), Jacobs (1996), Hahn et al. (1997), Neu- mann (1996, 1998, 1999), Grosse & Engelmann (2002), Heinze (2003), Zuppke (2005, 2007), Dietze (2008), Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Pellmann (2008) und Driechciarz (2012). Den faunis- tischen Wissensstand über Vorkommen von Lepidurus apus, Triops cancriformis, Eubranchipus grubii, Tanymas- tix stagnalis und Branchipus schaefferi bis 2003 für die Länder Deutschland und Österreich mit Tabellen von Artnachweisen und Beobachtern geben Engelmann & Hahn (2004). Seit etwa 1990 wuchs national und international das Interesse an den beschriebenen Gruppen dieser Krebse. Es half, national Verbreitungslücken der Arten in den Bundesländern zu schließen, brachte Veränderungen in der Artenzahl und ein Wiederauffinden verscholle- ner Spezies. So entdeckten z. B. Stephan & Schwartz (2004) in den Rühstädter Elbtalauen (Brandenburg) den Eichener Kiemenfußkrebs Tanymastix stagnalis. Auch in Niedersachsen gelangen Funde in Druckwassertümpeln in der Elbaue. Grosse & Engelmann (2002) nennen ei- nen Nachweis von Tanymastix stagnalis für die Wörlitzer Elbaue. In einem Wiesentümpel wurde im April 2001 durch C. Grosser (Wittenberg) die Art vergesellschaftet mit Eubranchipus grubii nachgewiesen. Anmerkungen zu ausgewählten Arten 1) Das Salzkrebschen bzw. der Salinenkrebs Artemia salina kommt in stark salzhaltigen, stehenden oder langsam fließenden Binnengewässern und Küstenla- gunen vor. Föckler (1937) nennt Nachweise von September 1935 bis Februar 1936 für zwei salzhaltige Teiche bei Leopoldshall (jetzt Ortsteil von Staßfurt). Viele Salzkrebschen fanden sich im sogenannten So- leteich mit 6,7 % Salzgehalt. Flössner (1972) erwähnt dieses Vorkommen nicht. Die Vorkommensgebiete existieren mit ihren damaligen Gegebenheiten nicht mehr. Auch Herbst (1962) berichtet über deutsche Fundorte (u. a. bei Magdeburg). Neumann & Heinze (2004) berichten über ein Vorkommen in Lachen am Fuß der Salzhalde von Teutschenthal, welches wahr- scheinlich durch Aussetzen von Eiern bzw. Tieren entstanden ist. 2) Branchipus schaefferi bevorzugt warme, lehmige Wasseransammlungen des Offenlandes. Die Art wur- de ebenso wie Triops cancriformis besonders in was- sergefüllten Fahrspuren, Gräben und Senken ehe- maliger (z. B. südlich Halberstadt – Nicolai 1994, Gegend um Stendal – Dietze 2008) und bestehen- der Truppenübungsplätze (Colbitz-Letzlinger Heide – Driechciarz 2012) gefunden. So wurden aktuell auch im Juli 2014 im Südteil des Truppenübungs- platzes der Colbitz-Letzlinger Heide von E. Walter und V. Neumann in einer Lache B. schaefferi und T. cancriformis vergesellschaftet gefunden. Am 9.8.2000 befanden sich bei Kamern (Nähe Havelberg) in der Fahrspur eines Weges ca. zehn Pfützen, wovon in sieben B. schaefferi und in einer Pfütze B. schaefferi und T. cancriformis beobachtet wurden (W. Trapp, B. Heinze). Weitere Fundorte von B. schaefferi befinden sich nördlich von Magdeburg (z. B. Wiesenpark, Bie- deritz) und auf dem Truppenübungsplatz Altengra- bow (8.7.2010, > 10 besiedelte Pfützen, R. Hennig). Über Nachweise von B. schaefferi und T. cancriformis bei Magdeburg (Krakauer Anger, Biederitzer Busch) berichten bereits Meyer (1907) und Wolterstorff (1907). Wolterstorff (1907) kannte diese Vorkom- men bereits seit 1879 bzw. 1880. Im Landkreis Wit- tenberg wurde B. schaefferi erstmalig am 25.6.2004 in einer Pfütze in der Teucheler Heide durch R. Scha- rapenko nachgewiesen (Zuppke 2005). Eine detail- lierte Zusammenstellung von Funden bis 2003 geben Engelmann & Hahn (2004). 3) Eubranchipus (Siphonophanes) grubii erscheint im zeitigen Frühjahr in temporären Auengewässern wie Schmelzwassersenken, Gräben, Überflutungsgebieten und Druckwasseransammlungen. So befinden sich zahlreiche Vorkommen in Flussauenresten der Elbe, Havelniederung, Mulde, Unteren Schwarzen Elster, Saale-Elster-Aue, oft in Tümpeln und Gräben von Nie- derungswäldern oder Grünlandsenken. Für Fund- orte im Wald ist eine Laubschicht auf dem Grund der Wasseransammlungen charakteristisch (Flössner 1972). Eine detaillierte Zusammenstellung von Fun- den geben Engelmann & Hahn (2004) und Grosse & Neumann (2014). Im Umfeld der Stadt Halle (Saale) wird E. grubii seit 2004 fast regelmäßig an verschie- denen Stellen gesehen. In den davor liegenden Jahr- zehnten wurde die Art hier nur gelegentlich nachge- wiesen und dann auf Exkursionen von Dr. J. Klap- perstück und Dr. R. Piechocki (Zoologisches Insti- tut Halle/S., Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg) mit dem regelmäßig im Gebiet vorkommenden Lepidurus apus vorgestellt (W.-R. Grosse, V. Neu- mann). Von März bis Mai 2007 ermittelte Jeschke zahlreiche Fundorte von E. grubii aus der Muldeaue nördlich und südöstlich von Jessnitz (Belegtiere in MNVD). Ebenso wie E. grubii ist Lepidurus apus eine Kaltwasser- bzw. Frühjahrsform. Sie bevorzu- gen Wassertemperaturen bis 15 ° C. Beide Arten sind mitunter vergesellschaftet, da sie den gleichen Biotop bevorzugen. Meist treten nur Weibchen auf. Dieser Notostrace schwankt in seinem Vorkommen stark. Mitunter kann er an bekannten Fundplätzen mehrere Jahre nicht beobachtet werden. Die Verbreitung von L. apus ist ähnlich der von E. grubii. Eine detaillierte Zusammenstellung von Funden geben Grosse & En- gelmann (2002), Engelmann & Hahn (2004) so- wie Grosse & Neumann (2014). Über Nachweise in der Elbaue bei Wittenberg berichtet Zuppke (2007). Auch aus dem nördlichsten Teil Sachsen-Anhalts, der Garbe-Alandniederung, gibt es aktuelle Nachweise von L. apus (26.3.2012) und E. grubii (26.3.2012, 573 22.4.2013) von P. Müller (schriftl. Mitt., Biosphä- renreservat Mittelelbe). 4) Lynceus brachyurus kann von April bis Oktober in periodischen Gewässern mit Lehm- oder Sandunter- grund auf Wiesen, Feldern und an Waldrändern ge- funden werden. Flössner (1972) nennt Halle (Saale) als Fundort, jedoch ohne nähere Angaben. Diese Mit- teilung scheint auf einen Nachweis von Osterwald (1920) zurückzugehen. Dieser fand am 8.5.1917 im Ruchtendorfer Tümpel (s. Fundort Streptocephalus torvicornis) sowie in einer weiteren Lache in der Nähe derselben Lehmgrube L. brachyurus. Taschenberg (1909) erwähnt diese Spezies für Halle und Umge- bung nicht, auch sind in MLUH keine Belege vor- handen. 5) Streptocephalus torvicornis gilt als wärmeliebende Sommerform. Er besiedelt Tümpel und kleine Dorf- teiche mit stark schwankender Wasserführung im offenen Gelände der Niederungen (Flössner 1972). Dieser Autor nennt als einzigen sicheren deutschen Fundort der Art den sogenannten Ruchtendorfer Tümpel (bei Zörbig), wo sie am 28.6.1914 durch Os- terwald & Schwan (1919) vereinzelt angetroffen wurde. Schon Osterwald (1920) erwähnt, dass seit 1914 die Art nicht wieder bestätigt werden konnte. Das Vorkommen ist erloschen. 6) Triops cancriformis gilt wie Branchipus schaefferi als Sommerform. Beide Arten können auch gemeinsam vorkommen und vertragen niedrigere Temperatu- ren. Triops-Eier benötigen zur Entwicklung nicht unbedingt eine Austrocknungsphase. So können sich mehrere Generationen hintereinander entwickeln. Triops cancriformis kann ab Mai bis zum September/ Oktober gefunden werden. Erstmalig berichtet Pell- mann (2008) über ein gemeinsames Vorkommen von T. cancriformis mit der Frühjahrsform Lepidurus apus nach dem Frühjahrshochwasser der Elbe auf einer Überschwemmungsfläche im Mai 2006 bei Rogätz. Aktuelle Nachweise bestehen von einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Halberstadt, vom Truppen- übungsplatz Colbitz-Letzlinger Heide (Driechciarz 2012), sowie von Überflutungsflächen im Umfeld von Magdeburg und Havelberg. Eine detaillierte Zusam- menstellung von Funden geben Engelmann & Hahn (2004) und Grosse & Neumann (2014). Gefährdungsursachen, Schutzmaßnahmen Bauliche, landschaftsverändernde und landwirtschaft- liche Maßnahmen gefährden zurzeit im besonderen Maße die Existenz dieser urtümlichen Krebse. Bedeut- sam könnten geplante und immer wieder diskutierte wasserbauliche Maßnahmen werden, wie z. B. Staustu- fenbau in Saale und Elbe, die die auentypischen Wasser- standsschwankungen beeinträchtigen. Sie würden Haupt- 574 vorkommen der Arten vernichten. Es reichen Bodenver- änderungen von wenigen Metern (z. B. Auffüllungen), um Vorkommen zum Erlöschen zu bringen. In wasser- gefüllten Fahrspuren ehemaliger Truppenübungsplätze wurden in den letzten Jahren insbesondere Branchipus schaefferi und Triops cancriformis nachgewiesen. In Fol- ge der Einstellung militärischer Nutzung dieser Wege könnte Bewuchs (Gras, Sträucher) diese Standorte ge- fährden (Nicolai 1994, Neumann 1998). Biologische und chemische Schädlingsbekämpfungsaktionen füh- ren zu erhöhter Sterblichkeit bei Branchiopoden. Dies beobachtete Simon (1987) z. B. bei Einsatz von BTI (Bacillus thuringiensis var. israelensis). Die Angaben von Simon (1987) über die Toxizität von Bacillus thuringien- sis var. israelensis konnten durch experimentelle Unter- suchungen an Triops cancriformis, Branchipus schaefferi und Leptestheria dahalacensis nicht bestätigt werden (Eder & Schönbrunner 2010). Aufgrund ihrer unauffälligen, aber sehr extremen Le- bensweise ist es oft schwierig, allen Beteiligten (Kommu- nen, Landwirten, ja selbst so manchem Naturschützer) die Bedeutung dieser Vorkommen klarzumachen und zur Erhaltung dieser notwendigen „Kleinstbiotope“ – wie eben auch die Fahrspur eines Feldweges – beizutra- gen. So konnte bei Stendal der Ausbau eines Feldweges mit nachgewiesenen Vorkommen von B. schaefferi und T. cancriformis verhindert werden. Doch nun droht die Gefahr, dass durch den Bau der A 14 dieser Feldweg eine Sackgasse wird. Aufgrund der dann geringeren Nutzung des Weges würde bei einer einsetzenden Sukzession (Vergrasung) dieses geeignete Biotop und damit das Vorkommen beider Arten verschwinden (Dietze 2005). Eine umfassende Analyse der Gefährdungsursachen von Groß-Branchiopoden in Deutschland geben Reiss- mann & Engelmann (2005). In Deutschland werden nur noch 10–20 % der Auen regelmäßig überschwemmt (Krüger et al. 2013). So führen auch Reissmann & En- gelmann (2005) die „Renaturierung der gegenwärti- gen Auen zu naturnahen, dynamischen und sich selbst erhaltenden Naturraumkomplexen“ als Zielstellung zur Erhaltung der Arten auf. Eder & Hödl (1995) schreiben: „Urzeitkrebse stehen stellvertretend für eine intakte, seit Millionen von Jahren unberührte Natur. Wenn – entwicklungsgeschichtlich betrachtet – selbst die Dinosaurier für sie nur ‚kleine Fische‘ waren, sollte sich heute der Mensch nicht anma- ßen, ihren Lebensraum zu zerstören“. Danksagung Den Herren A. Berbig, Prof. Dr. M. Engelmann, P. Eschke, T. Friedrichs, PD Dr. W.-R. Grosse, Dr. T. Ka- risch, P. Müller, J. Peterson, W. Trapp, D. Spitzenberg und W. Woborzil danken wir für Fundortangaben und kritische Durchsicht des Manuskriptes.
Von der erdgeschichtlich sehr alten Tiergruppe der Blattfußkrebse sind in Deutschland die Vorkommen von 12 Arten belegt, von denen 4 Spezies als ausgestorben bzw. verschollen gelten. In Rheinland-Pfalz leben 6 Arten, von denen 2 als bundesweit vom Aussterben bedroht gelten. Es handelt sich hierbei um Rückenschaler und Linsenkrebse, die systematisch zu den Kiemenfüßern bzw. Blattfüßern gehören. Die Tiere leben fast ausnahmslos in Pfützen, Gräben, Überschwemmungs-, Druck- und Regenwassertümpeln der Rheinniederung zwischen Mainz und Neuburg, wo sie sich heute durch Drift über Gräben, Rinnen und Senken oder durch Vogelfraß (den Darm von Enten, Möwen und Watvögel passieren ihre Eier unbeschadet) verbreiten. Austrocknungen ihres Lebensraumes können sie in Form von Dauereiern viele Jahre überstehen. Es handelt sich um die rezenten Vorkommen aus den folgenden Arten, deren Verbreitungskarte Sie durch Anklicken erreichen: Branchipus schaefferi Chirocephalus diaphanus Lepidurus apus Limnadia lenticularis Siphonophanes grubii Triops cancriformis Gefährdung In der Roten Liste Deutschlands werden Chirocephalus diaphanus und Branchipus schaefferi als vom Aussterben bedroht eingestuft und in Rheinland-Pfalz ebenfalls. [Der Stand der Roten Listen ist den Quellenangaben in ARTeFAKT zu entnehmen.] Bestandsverluste sind vor allem auf Biotopzerstörungen zurückzuführen. Dazu zählen insbesondere die Verschlechterung der hydrologischen Situationen infolge Verfüllung von Druckwassersenken und Tümpeln oder deren Zerstörung durch diverse Baumaßnahmen. Auch Polderbau sowie Rheindeicherhöhung und -verplombung tragen zur Zerstörung der natürlichen Flussdynamik bei, an welche die Tiere ursprünglich angepasst sind. Schutz Chirocephalus diaphanus und Branchipus schaefferi gehören zu den streng geschützten Arten nach § 7 des Bundesnaturschutzgesetzes. Das Artenschutzprojekt soll die Entscheidungsträger aller Baumaßnahmen, die zur weiteren Verschlechterung der Biotopverhältnisse führen, in die Lage versetzen, potentielle Schäden abzuwenden. An Hilfsmaßnahmen werden im Artenschutzprojekt u. a. die Entsiegelung verfüllter Flächen, die Sicherung mit Hilfe des Vertragsnaturschutzes, Flächenerwerb, Schulung des Forstpersonals, Monitoring und Öffentlichkeitsarbeit vorgeschlagen. Darüber hinaus sollen Anregungen gegeben werden, wie die jeweilige Situation durch konkrete Maßnahmen verbessert werden kann. Weitere Informationen zum Artenschutzprojekt „Blattfußkrebse“ können Sie dem Bericht und dem Poster zum Artenschutzprojekt entnehmen.
Dauereier als Überlebensstrategie Blattfußkrebse kommen in Regenwassertümpeln und Flutmulden von Flussauen vor. Da solche Lebensräume oftmals sehr schnell austrocknen können und dann oft jahrelang kein Wasser führen, bedarf es einer besonderen Strategie, das Überleben der eigenen Art zu sichern. Während ihres kurzen Lebens legen Blattfußkrebse widerstandsfähige Dauereier, die jahrelange Trockenheit und andere extreme Bedingungen wie Frost überstehen können. Kehrt das Wasser zurück und sind die Bedingungen günstig, schlüpfen die Larven innerhalb weniger Tage und entwickeln sich rasch zu fortpflanzungsfähigen Krebsen. Die robusten Dauereier werden von Fressfeinden nicht verdaut, sondern unbeschadet wieder ausgeschieden. Dies trägt zur Ausbreitung von Blattfußkrebsen in neue Gebiete bei. Wie geht es den Blattfußkrebsen? Die Gefährdungssituation der Blattfußkrebse ist besonders besorgniserregend: 2 der 12 Blattfußkrebsarten gelten bereits als ausgestorben oder verschollen. Vom Aussterben bedroht sind 5 Arten und die übrigen 5 sind stark gefährdet. Somit sind sämtliche in Deutschland vorkommenden Arten bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben. Die Hauptgefährdungsursache für die Blattfußkrebse ist der Lebensraumverlust. Dazu zählen beispielsweise die Trockenlegung von Feuchtgrünland und Kleingewässern, die Regulierung von Flüssen sowie die Rückhaltung von Hochwasser und somit der Verlust von Auenlandschaften als Lebensraum. Aktuelle Rote Liste (Stand Dezember 2011) Simon, L. (2016): Rote Liste und Gesamtartenliste der Blattfußkrebse (Branchiopoda: Anostraca, Conchostraca, Notostraca) Deutschlands. – In: Gruttke, H.; Balzer, S.; Binot-Hafke, M.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Ries, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 4: Wirbellose Tiere (Teil 2). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (4): 367–378. Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar. Artportrait Frühjahrs-Feenkrebs ( Eubranchipus grubii )
Das Projekt "Mittel zur Verbesserung der Hygiene im Haushalt" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Collo durchgeführt. Reduzierung uebler Gerueche bei der Zersetzung von Bioabfaellen. Ziel: Verhinderung von Schimmelpilzen in Biotonne u Muelleimer. Eindaemmung von Maden und Fliegen. Problemstellung: Durch veraenderte Muellentsorgungspraxis (getrennte Muellentsorgung) entstehen vermehrt ueble Gerueche und hygienische Probleme im Haushalt, insbesondere Auftreten von gesundheitsschaedlichen Schimmelsporen. Aufgaben: Verminderung des Geruch- u Hygieneproblems. Ergebnisse: Entwicklung einer Rezeptur, die als Pumpspray angewendet, Gerueche und die Bildung von Schimmelpilzen verhindert und Insekten abwehrt.
Das Projekt "Erforschung und Entwicklung einer neuen Kupfergusslegierung für den Einsatz in dünnwandigen Strukturen im Druck- und Kokillenguss" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Breuckmann GmbH & Co. KG durchgeführt. Breuckmann zählt global zu einem der innovativsten Unternehmen in der Herstellung und Verarbeitung von Gussteilen in metallischen Dauerformen bei Gießtemperaturen größer als 1000°C. Die Kernkompetenz liegt hierbei im Vergießen von reinem Kupfer und von Kupferlegierungen im Druck- und Kokillengussverfahren. Ziel von Breuckmann ist es, eine neue kupferbasierte Gusslegierung mit hohen Festigkeiten bei akzeptablen Dehnungseigenschaften (größer als 1.000 MPa bei 5 % Dehnung) zu entwickeln. Durch den Verguss dieser hochfesten Legierung in Kombination mit den Verfahrensvorteilen im Druck- sowie Kokillenguss kann das vollständige Werkstoffpotential gehoben werden, wodurch Material- und Energieressourcen in der Herstellung sowie der gesamten Produktlebensdauer geschont werden können. Die Entwicklung einer neuen hochfesten Legierung basiert auf den Erkenntnissen des ersten Projektabschnitts. Im ersten Teil des Projektes werden bisherige Kokillengusslegierungen für den Druckguss ertüchtigt. Dadurch kann Wissen über den Einfluss von Legierungs- und Spurenelementen gewonnen werden und für die spätere Legierungsentwicklung eingesetzt werden. Hierfür erfolgt eine Weiterentwicklung und Anpassung der bisher eingesetzten Aluminiumbronze und Messinglegierung spezifisch für den Druckguss. Auf Basis dieser Erkenntnisse erfolgt dann die beschriebene Entwicklung einer neuen hochfesten Legierung für den Druck- und Kokillenguss. Hierfür erfolgt einerseits eine metallurgische und andererseits eine prozesstechnische Entwicklung.
Das Projekt "Anwendung von Mikrowellen zur Entseuchung von Fluessigmist" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hohenheim, Institut für Tiermedizin und Tierhygiene durchgeführt. Erreger vieler seuchenartig verlaufender Infektions- und Faktorenkrankheiten gelangen mit den Ausscheidungen der Tiere auch in die Guelle. Da bei der Lagerung von Fluessigmist keine Selbsterhitzung wie beim Festmiststapel eintritt, werden evtl vorhandene KH-Erreger bei einer durchschnittlichen Lagerdauer von 2,5 - 3 Monaten nicht in ausreichendem Masse abgetoetet. In diesem Vorhaben wird der Einsatz von Mikrowellen zur Entseuchung von Fluessigmist untersucht. Daher kommt eine 12 kW Durchflussanlage zum Einsatz und es wird die Abtoetungskinetik von Viren, Bakterien und parasitaeren Dauerformen erfasst. Die Anwendung dieses Verfahrens waere interessant, da mit relativ geringem Aufwand schon nach kurzer Behandlungsdauer eine Entseuchung von Fluessigmist zu erreichen waer. Zudem bietet diese Technik die Moeglichkeit, transportable Durchflusserhitzer herzustellen, die auch ueberregional bei Bedarf (Seuchenfall) einzusetzen waeren.
Das Projekt "Teilvorhaben: Entwicklung einer hochfesten Kupferbasislegierung für Leichtbau und Dauerschwingfestigkeitsanwendungen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Breuckmann GmbH & Co. KG durchgeführt. Breuckmann zählt global zu einem der innovativsten Unternehmen in der Herstellung und Verarbeitung von Gussteilen in metallischen Dauerformen bei Gießtemperaturen größer als 1000°C. Die Kernkompetenz liegt hierbei im Vergießen von reinem Kupfer und von Kupferlegierungen im Druck- und Kokillengussverfahren. Ziel von Breuckmann ist es, eine neue kupferbasierte Gusslegierung mit hohen Festigkeiten bei akzeptablen Dehnungseigenschaften (größer als 1.000 MPa bei 5 % Dehnung) zu entwickeln. Durch den Verguss dieser hochfesten Legierung in Kombination mit den Verfahrensvorteilen im Druck- sowie Kokillenguss kann das vollständige Werkstoffpotential gehoben werden, wodurch Material- und Energieressourcen in der Herstellung sowie der gesamten Produktlebensdauer geschont werden können. Die Entwicklung einer neuen hochfesten Legierung basiert auf den Erkenntnissen des ersten Projektabschnitts. Im ersten Teil des Projektes werden bisherige Kokillengusslegierungen für den Druckguss ertüchtigt. Dadurch kann Wissen über den Einfluss von Legierungs- und Spurenelementen gewonnen werden und für die spätere Legierungsentwicklung eingesetzt werden. Hierfür erfolgt eine Weiterentwicklung und Anpassung der bisher eingesetzten Aluminiumbronze und Messinglegierung spezifisch für den Druckguss. Auf Basis dieser Erkenntnisse erfolgt dann die beschriebene Entwicklung einer neuen hochfesten Legierung für den Druck- und Kokillenguss. Hierfür erfolgt einerseits eine metallurgische und andererseits eine prozesstechnische Entwicklung.
Das Projekt "Entwicklung eines schadstoffarmen, flexiblen Fertigungsverfahrens zur automatischen Formherstellung unter Verwendung chemisch gebundener Formstoffe - Hauptphase Teil I" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Alb. Klein GmbH & Co. KG durchgeführt. In den Giessereien geht man immer mehr dazu ueber, Guss in chemisch gebundenem Formsand herzustellen. Durch die Substitution von tongebundenen Formsanden werden die Mengen der belastenden chemischen Stoffe durch Bindemittel und Gase groesser. Durch die Entwicklung eines schadstoffarmen, flexiblen Verfahrens zur automatischen Formherstellung unter Verwendung chemisch gebundener Formstoffe sollen die Belastungen der Umwelt vermieden werden. Formstoffe sollen nur im geringst moeglichen Mass eingesetzt und entstehende Schadstoffe an der Entstehung erfasst werden. Mit dem Bau der Formherstellungsstation und der Formbehandlungsstation sollen die thermischen Einfluesse auf den Formruecken und die auftretenden Schadstoffe waehrend eines Dauerbetriebes ermittelt werden. Ebenso sollen die Versuche mit wasserglasgebundenen Sanden mit dieser Anlage fortgesetzt werden, um den Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Dauerformen weitgehend auszuschliessen und ........
Origin | Count |
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Bund | 19 |
Land | 3 |
Type | Count |
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Förderprogramm | 18 |
Text | 2 |
unbekannt | 2 |
License | Count |
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Resource type | Count |
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Topic | Count |
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