Erläuterungen zur Ergebnistabelle der BfS-Studie „Natürliche Radionuklide in
Mineralwässern“
In einer breit angelegten Studie hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das
Vorkommen natürlicher Radionuklide in Mineralwässern in Deutschland untersucht.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hatte das BfS
mit der Aktualisierung und Erweiterung einer früheren Untersuchung beauftragt, um
mögliche Gesundheitsfolgen durch natürliche Radionuklide in Mineralwässern besser
bewerten zu können. Dazu wurden die Aktivitätskonzentrationen der Radionuklide
Radium-226, Radium-228, Uran-234, Uran-235, Uran-238, Polonium-210, Blei-210
und Aktinium-227 von 407 in Deutschland erhältlichen Wässern gemessen und die
daraus resultierende Strahlenexposition beim Konsum dieser Wässer berechnet. Von
den 401 untersuchten Mineralwässern wurden 366 in Deutschland produziert – die
restlichen 35 Sorten waren Importwässer aus 10 europäischen Staaten. Damit
wurde ein großer, regional repräsentativer Teil der ca. 650 in Deutschland amtlich
anerkannten Mineralwässer erfasst. Die Proben wurden in Getränkemärkten und
Supermärkten durch BfS-Mitarbeiter im Zeitraum von September 2000 bis November
2001 ohne Kenntnis der Hersteller gekauft.
Grundlage für die gesundheitliche Bewertung der Untersuchungsergebnisse ist der in
den Trinkwasserrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der
Europäischen Union festgelegte Dosisrichtwert von 0,1 Millisievert pro Jahr
(0,1 mSv/Jahr) entsprechend 100 Mikrosievert pro Jahr (100 µSv/Jahr). Dieser
Richtwert für Trinkwasser ist auf Mineral- sowie Tafelwasser und solche Personen
übertragbar, die ihren Trinkwasserbedarf überwiegend oder ausschließlich durch
Mineralwasser decken.
Die Betrachtung der Dosis für Säuglinge ist von besonderen Interesse, da einige
Mineralwässer gemäss §9 Abs. 3 Mineralwasserverordnung den Zusatz „Geeignet
für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ tragen. Bis zum Jahr 2003 wurde dieser
Zusatz unabhängig von dem Gehalt natürlicher Radionuklide im Mineralwasser
verwendet. Auf der Basis des WHO-Dosisrichtwertes und der Ergebnisse der BfS-
Untersuchungen ist gemäß „2. Verordnung zur Änderung der Mineral- und
Tafelwasserverordnung vom 03.03.2003“ die Angabe “Geeignet für die Zubereitung
von Säuglingsnahrung” auf dem Flaschenetikett nur noch dann zulässig, wenn
folgende Bedingungen erfüllt sind:
„Bei Abgabe an den Verbraucher darf in natürlichem Mineralwasser die
Aktivitätskonzentration von Radium-226 den Wert 125 mBq/l und von Radium-228
den Wert 20 mBq/l nicht überschreiten. Sind beide Radionuklide enthalten, darf die
Summe der Aktivitätskonzentrationen, ausgedrückt in Vonhundertteilen der
zulässigen Höchstkonzentration, 100 nicht überschreiten.“
Durch die Einhaltung dieser Bedingung wird sichergestellt, dass bei einer
Trinkwassermenge von 170 Liter pro Jahr eine Folgeingestionsdosis für Säuglinge
von 0,1 mSv pro Jahr durch die Radionuklide Radium-226 und Radium-228 nicht
überschritten wird.
Die in der Tabelle für Mineralwässer angegebenen Dosiswerte wurden überwiegend
aus Messergebnissen der BfS-Laboratorien berechnet. Dosisbestimmend sind die in
den Wässern enthaltenen Nuklide Radium-228 und Radium-226.
Bei den mit einem *) gekennzeichneten Wässern wurden für die Dosisberechnungen
auch Radioaktivitätswerte verwendet, die unabhängig vom BfS zu einem späteren
Zeitpunkt im Auftrag der Hersteller bestimmt wurden. Die ist immer dann der Fall,
wenn der betreffende Hersteller nach eigenen Angaben in der Zwischenzeit
technische Maßnahmen ergriffen hat, um den Radiumgehalt des betreffenden
Mineralwassers zu reduzieren, und den Erfolg dieser Maßnahmen durch Messungen
akkreditierter Labore belegen konnte.
Lagen dem BfS in diesen Fällen keine Messwerte der Hersteller für die Radionuklide
Polonium-210, Bei-210, Uran-238,, Uran-235, Uran-234 und Aktinium-227 vor, so
wurden für die Dosisberechnung BfS-Werte verwendet.
Wurde dem BfS nur ein Radium-226-Messwert mitgeteilt, so erfolgte die Berechnung
des Dosisanteils durch Radium-228 durch den BfS-Messwert unter der Annahme,
dass die für Radium-226 nachgewiesene Reduktion in gleichem Maße die
Konzentration des chemisch identischen Radium-228 verringert hat.
Die Hauptergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden:
•Bei keinem der deutschen – lediglich bei zwei ausländischen Wässern – von
insgesamt 401 untersuchten Mineralwässern wird für Erwachsene der
Dosisrichtwert
überschritten,
sofern
sie - wie
entsprechend
der
Strahlenschutzverordnung angenommen – jährlich 350 Liter trinken.
•Bei etwa 20 % der untersuchen Mineralwässer wurden Aktivitätskonzentrationen
gemessen, aus denen bei Kleinkindern mit einem Alter unter einem Jahr eine
Folgedosis von mehr als 100 µSv resultiert, wenn (wie angenommen) jährlich
170 Liter ausschließlich dieses Mineralwassers konsumiert werden. Nahezu
90 % dieser Wässer deutscher Herkunft stammen aus den Bundesländern
Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Der höchste Dosiswert (6500 µSv/Jahr) für Kleinkinder mit einem Alter unter
einem Jahr wurde für ein Wasser aus Portugal berechnet. Sofern Säuglinge nicht
gestillt werden und Säuglingsnahrung mit Mineralwasser zubereitet wird, sollten
nicht ausschließlich solche Wässer mit höheren Gehalten natürlicher
Radionuklide verwendet werden.
Festzustellen ist, dass aus strahlenhygienischer Sicht von keinem der beprobten
Mineralwässer eine Gesundheitsgefahr ausgeht. Aus Vorsorgegründen sollte aber
der Wert von 100 µSv/Jahr (0,1 mSv/Jahr) nicht dauerhaft überschritten werden.
In der Tabelle wurden folgende Abkürzungen wurden verwendet:
Prob. Nr.
Interne BfS-Probennummer
Handelsbezeichnung Bezeichnung des untersuchten Mineral- oder Tafelwassers
BL/Land
Herkunft des Mineralwassers
BB
BE
BW
BY
HB
HE
NI
NW
MV
RP
SH
HH
SN
ST
TH
AU
B
CH
F
G
I
P
SLO
TR
UK
Gesamtfolgedosis
in μSv/a
Brandenburg
Berlin
Baden-Württemberg
Bayern
Bremen
Hessen
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Mecklenburg-Vorpommern
Rheinland-Pfalz
Schleswig-Holstein
Hamburg
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Österreich
Belgien
Schweiz
Frankreich
Griechenland
Italien
Portugal
Slowakei
Türkei
Großbritannien
Strahlungsdosis Di in Mikrosievert einer Person der
Altersgruppe 0-1, 1-2, 2-7, 7-12, 12-17 Jahre (a) bzw.
Erwachsene, die in einem Jahr 170, 100, 100, 150, 200 bzw.
350 l Mineralwasser trinkt. Die Gesamtfolgedosis ist die
Summe
der
Dosisbeiträge
aller
acht
natürlichen
Radionuklide. Der Dosisbeitrag eines Radionuklides ergibt
sich, indem die jährliche Trinkwassermenge mit der
Aktivitätskonzentration und dem Ingestionsdosiskoeffizienten
multipliziert wird. Die Werte der Dosiskoeffizienten wurden
der Beilage 160 a und b zum Bundesanzeiger vom 28.
August 2001 entnommen.