Das Projekt wird an zwei Unternehmensstandorten durchgeführt: Eine neuartige Bandgießanlage zur Herstellung von Vorbändern wird in Peine errichtet. Dort sollen neue, hochfeste Stahlwerkstoffe mit hohem Mangan-, Silizium- und Aluminium-Gehalten hergestellt werden. In Salzgitter wird eine vorhandene Walzanlage zur Weiterverarbeitung der Vorbänder umgebaut. Bei der Herstellung von Leichtbaustählen sollen etwa 170 kg CO2 pro Tonne Warmband eingespart werden. Bezogen auf das Produktionsvolumen der geplanten Anlage (25.000 Tonnen) ergibt das eine CO2-Einsparung von 4.250 Tonnen pro Jahr. Darüber hinaus werden erhebliche Energieeinsparungspotenziale in der Stahl verarbeitenden Industrie erwartet. Beim Einsatz beispielsweise in Kraftfahrzeugen rechnen Experten mit einer Kraftstoffreduzierung von ca. 0,2 Liter / 100 km bzw. ca. 8 g CO2 / km. Das entspricht umgerechnet auf die produzierte Jahresmenge an Stahl etwa 8 Millionen Kraftstoff jährlich.
Die Bundesregierung hat in ihrem Energiekonzept beschlossen, bis 2020 den Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 um 20 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, ist unter anderem eine konsequente Erhöhung der Energieeffizienz in den energieintensiven Industrien, insbesondere in der Mineral- und Metallindustrie nötig. Eine Energieeffizienzerhöhg. ist nur durch eine Nutzung von Abwärme bzw. Rückgewinnung von Energie entlang der gesamten Prozessketten möglich. Dazu müssen die Potentiale, d.h. Zusammenhang zwischen Prozess-Wärmemengen und Temperatur bzw. Abwärmemengen und Temperatur, in den einzelnen Industriesekto. und -branchen bekannt sein. In der deutschen Gießereiindustrie wurden 2010 rund 12,6 TWh Gesamtenergie benötigt. Dabei wurden in den Eisen-, Stahl- u. Tempergießereien (EST) 40-45Prozent Strom, 25Prozent Koks und 20Prozent Erdgas sowie in den Nichteisen-Metallgießereien (NE) 45Prozent Strom und 50Prozent Erdgas eingesetzt. Hiervon wurden 60-70Prozent der Energie im eigentlichen Herstellungsprozess der Gussteile benötigt. Bisher ist der Zusammenhang zwischen Prozess-Wärmemengen und Temperatur bzw. Abwärmemengen und Temperatur entlang der verschiedenen Gussteil-fertigungsprozesse im EST- und NE-Sektor unbekannt. Somit sind die Potentiale (z.B. Energieeinsparung, Abwärme-nutzung, Einsatz regenerativer Brennstoffe und der Einsatz bekannter sowie zukünftiger Energierückgewinnungs-techniken) und damit die konsequente Energie-effizienzerhöhung entlang der Prozessketten nur sehr eingeschrängt möglich. Gleichzeitig sind aufgrund der fehlenden Daten Szenarien bezüglich zukünftiger Energieeinsatzmengen sowie Energieträger in der Branche nicht möglich. Zur Ermittlung der benötigten Daten und Informationen sollen entlang der wichtigsten Prozessketten im EST- und NE-Sektor folgende Informationen erhoben werden: 1. Energieträger, Energie- und Wärmemengen sowie Temperaturfenster für Prozessschritte (Form- und Kernherstellg., Schmelzprozess, Trocknen, Abkühlen usw.); 2. - 4. (Text gekürzt)
Ziel: Mittels Quantifizierung und Bewertung der Einsparungen im Produktlebenszyklus vom Erz bis zum Produktlebensende bzw. Recycling (Lifecycle Assessment) soll die Ressourceneffizienz mit dem Bandgießverfahren nachgewiesen werden. Auf der existierenden Anlage können Stähle im Labormaßstab bandgegossen werden. Um moderne Werkstoffe im industriellen Maßstab wettbewerbsfähig produzieren zu können, soll die Gießbreite von 300 mm (Labormaßstab) verbreitert werden. Diese Änderung (Upscaling) stellt erhebliche Anforderungen an die Anlagenentwicklung und somit ein besonderes technologisches Risiko dar. Die zu erzeugenden HSD-Stähle werden anschließend im Industriemaßstab weiterverarbeitet und von Automobilkunden im Hinblick auf Anwendung und Ressourcenschonung bewertet. Vorgehen: In AP 1 (Stahlerzeugung) soll eine Auswahl der Einsatzstoffe und der Prozessroute in Hinblick auf Produktqualität, Ressourceneffizienz und Wirtschaftlichkeit erfolgen. Im AP 2 (Bandgießen) werden die technischen Voraussetzungen für das Upscaling der Bandgießanlage geschaffen Schmelzenaufgabesystem, Inertisierung, ...). In AP 3(Weiterverarbeitung) werden Konzepte zur Weiterverarbeitung bis zum oberflächenveredelten Kaltband erstellt sowie Probebänder erzeugt. Das AP 4 (Anwendung) umfasst die Erstellung von Anwendbarkeitskonzepten und die Konstruktion von Beispielbauteilen und deren Erprobung. Arbeitspunktübergreifend wird die Energieeffizienz entlang der Prozesskette durchgehend bewertet. Das Projekt ermöglicht die Ressourcen schonende Herstellung von hochmanganhaltigen Stählen mit der Bandgießtechnologie im Industriemaßstab. Die Anwendung der Bandgießtechnologie eröffnet durch hohe Energieeffizienz Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Stahlherstellungsverfahren. Auf diese Art erzeugter HSD-Stahl ermöglicht insbesondere Automobilkunden neue Perspektiven in den Punkten Leichtbau und Crashsicherhei.