Gebietsbeschreibung Das LSG liegt am westlichen Rand des Ohrekreises und im nordwestlichen Bördekreis. Große Teile gehören zur Landschaftseinheit Ohre-Aller-Hügelland, der Rest zur Landschaftseinheit Börde-Hügelland. Von Everingen im Norden bis Sommersdorf im Süden erstreckt sich das LSG auf 24 km Länge in Nord-Süd-Richtung. Die Ausdehnung in Ost-West-Richtung beträgt 4-7 km. Die westliche und nördliche Begrenzung des LSG ist mit der Landesgrenze zu Niedersachsen weitgehend identisch. Im Nordosten grenzt es an das LSG „Flechtinger Höhenzug“. Durch die tektonische ”Allertalstörung” entstand der in Süd-Nord-Richtung verlaufender Grabenbruch des Allertals, der den bewaldeten Höhenzug des Lappwaldes im Westen von der sowohl ackerbaulich als auch forstlich geprägten Weferlinger Triasplatte im Osten trennt. Das stark bewegte Hügelland wurde im Bereich seiner höchsten Erhebungen bei Harbke in früheren Zeiten auch als ”Magdeburger Schweiz” bezeichnet. Das LSG wird von der Bundesautobahn A2 zwischen Morsleben und Marienborn in west-östlicher Richtung durchzogen. Südlich dieser Verkehrstrasse liegt das Teilgebiet Harbke mit den großflächigen Buchenwäldern des Harbker Forstes. Hier liegen auch mit dem Rodenberg und dem Heidberg die mit 207 m über NN beziehungsweise 211 m über NN höchsten Erhebungen des LSG. Im Süden tritt die Aller, von Osten kommend, in das Gebiet ein und verläuft in dem reizvoll gewundenen, schmalen Allertal nach Norden. Erst bei Weferlingen weitet sich das Tal zu einer gering reliefierten Ebene. Die Wälder des Lappwaldes werden als Nadel- und Laub-Nadelmischforsten genutzt. Es bestehen größere Laubwälder im Bischofswald bei Weferlingen, im Streitholz bei Schwanefeld und im Harbker Forst. Östlich der Aller sind Hagholz, Rehm und Bartenslebener Forst größere naturnahe Laubmischwälder. Größere ackerbaulich genutzte Flächen bestehen zwischen Sommersdorf und Marienborn, östlich Bartensleben und Walbeck sowie nördlich Weferlingen. Die Niederung der Aller wurde traditionell als Grünland genutzt. Nach Meliorationen entstanden auch hier größere Ackerflächen. An den Osthängen des Allertals erstrecken sich auf flachgründigen Kalksteinverwitterungsböden extensiv beweidete, magere Hutungen, die sich teilweise in Sukzession zu Trockengebüschen befinden. Das Gebiet wird von zahlreichen kleinen Fließgewässern durchzogen. Die im Bereich der Waldflächen verlaufenden Gewässer, wie Wirbkebach, Mühlenbach und Riole, sind naturnah erhalten. Im Bereich der landwirtschaftlichen Flächen sind die Aller und ihre Zuflüsse mehr oder minder stark begradigt und verbaut. Bei Weferlingen wird die Landschaft durch großflächigen Gesteinsabbau beeinträchtigt. Am Ortsrand von Morsleben stellen die Gebäude des atomaren Endlagers optische Störfaktoren dar. Südlich Morsleben ist die breite Trasse der Bundesautobahn A2 eine die Landschaft zerschneidende Linie mit optischer und akustischer Störwirkung. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Während der Jungsteinzeit lag der Schwerpunkt der Besiedlung zwischen Sommersdorf und Bartensleben, doch auch von Siestedt sind Fundstellen bekannt. Dabei wies die Hochfläche zwischen Marienborn und Harbke bevorzugt Grabanlagen, das heißt Grabhügel und Großsteingräber, auf. Während der Bronzezeit und Eisenzeit verlagerten sich die Siedlungsaktivitäten stärker auf die Gegend um Beendorf und Hödingen. Die Siedlungsnachweise der römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit beschränken sich demgegenüber auf die unmittelbare Umgebung der Ortschaften Weferlingen, Morsleben und Sommersdorf. Die Linienbandkeramikkultur als das älteste Volk von Ackerbauern ist im Allertal mit nur einer Fundstelle bei Marienborn belegt. Danach schien die Besiedlung in der frühen Jungsteinzeit abzubrechen. Sie setzte erst in der mittleren Jungsteinzeit wieder mit der Tiefstichkeramikkultur ein. Dieser folgten dann die Kugelamphoren- und die Schönfelder Kultur. Die Bevölkerung der Tiefstichkeramikkultur errichtete den Toten mächtige Grabhügel mit steinernen Grabkammern, wobei sich bei Harbke noch vier, bei Marienborn fünf Großsteingräber erhalten haben. Eine Siedlung dieser Kultur bestand in Beendorf. Der 0,8-1,0 m tief liegende jungsteinzeitlichen Siedlungshorizont bildete noch während der späten Bronzezeit die gewachsene Oberfläche, als sich an dieser Stelle Siedler niederließen, die ihre Toten in Steinkisten beisetzten. Das Gräberfeld blieb bis in die frühe Eisenzeit hinein bestehen. Auch ein Grab der Glockenbecherkultur ist von dort bekannt. Grabhügel der Bronze- und Früheisenzeit haben sich bei Harbke erhalten. Sie besitzen einen Durchmesser von 11 m und eine Höhe von 2 m und werden von Steinkränzen umschlossen. Die Grabhügelfelder bei Marienborn befinden sich über den steil abfallenden Talhängen der Aller und stellen mit mehr als 100 Grabhügeln einen der größten Bestattungsplätze dieser Art in Mitteldeutschland dar. Aus Hödingen stammt ein Hortfund der Bronzezeit, der ein Hängebecken und damit ein Meisterwerk nordischer Gießerkunst aufweist. Der Hort umfaßt neben Schmuckstücken auch Gußrückstände und ist damit als Gießerdepot zu interpretieren. Dies läßt eine Werkstatt in der Umgebung vermuten und, verbunden mit einem zweiten Bronzehortfund bei Weferlingen, auf die Bedeutung des Allertales während der Bronzezeit schließen. Während der Früheisenzeit siedelte im Allertal die Hausurnenkultur. Die Nutzungsgeschichte wird aufgrund des hohen Waldanteils im LSG seit langem von der Forstwirtschaft und anderen Nutzungen dieser Wälder geprägt. Bereits im Mittelalter entstanden auf den fruchtbareren Böden Rodungen zur Anlage von Ackerflächen. Noch im 18. Jahrhundert wurden in einer letzten Rodungsphase Wälder bei Weferlingen, bei Bartensleben und im Allertal in Äcker umgewandelt. Andere ehemalige Ackerflächen wurden wieder aufgeforstet. So bezeugen Wölbäcker im Hagholz bei Weferlingen die ehemalige Ackernutzung. Die grundwassernahen Böden des Allertals befanden sich traditionell in Grünlandnutzung. Die Melioration ermöglichte die Umwandlung von Grünland in Ackerflächen. Noch im Jahre 1990 wurden im Raum Schwanefeld und Morsleben größere Grünländer umgebrochen. Die flachgründigen Rendzinen auf Kalkstein am Osthang des Allertals konnten ackerbaulich nicht genutzt werden. Vielerorts entstanden durch extensive Schafhutung artenreiche Halbtrockenrasen, die heute von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind. In diesem Jahrhundert wurde die Landschaft vor allem durch Abbau von Hartgesteinen, Sand, Eisenerz und Kalisalz geprägt. Bei Weferlingen entstanden im Rahmen des Kalkstein- und Quarzsandabbaus große Tagebaue. Bei Walbeck wurden in der Alleraue kleine Tonvorkommen ausgebeutet. Südlich Sommerschenburg wurde bis in das Jahr 1954 Eisenerz gewonnen. Ein Restloch dieses Abbaues wurde in späteren Jahren als Badeanstalt genutzt. Westlich Harbke entstanden außerhalb des LSG riesige Braunkohlentagebaue. Bei Morsleben wurden die im Bereich der Allertalstörung nach oben getriebenen Zechsteinsalze zum Abbau von Kalisalzen genutzt. In den letzten Jahrzehnten fand die Umwandlung der alten Salzstöcke in ein Endlager für radioaktiv schwach und mittel belastete Abfälle statt. Es ist derzeit das einzige Endlager auf dem Gebiet der Bundesrepublik. Die Wälder um Harbke waren in früheren Zeiten ein beliebtes Ausflugsziel der Bürger von Magdeburg und Helmstedt. Bedingt durch die grenznahe Lage konnte das Gebiet nach dem II. Weltkrieg von beiden Seiten nicht mehr erreicht werden. Durch die Lage im ehemaligen Grenzgebiet erfolgte die forstliche Nutzung der Wälder westlich des Allertals nur in geringer Intensität. Es konnten sich ruhige und naturnahe Lebensräume entwickeln. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Die 1 bis 2 km breite tektonische Struktur der Allertalzone quert das LSG von Alleringersleben bis südwestlich von Weferlingen. Die Begrenzung der Struktur erfolgt durch herzynisch streichende Tiefenstörungszonen, die das LSG in drei unterschiedliche geologische Einheiten zerlegen. Die Allertal-Struktur wird von der sich nordöstlich anschließenden Weferlingen-Schönebecker Trias-Platte durch eine Störungszone begrenzt, die über Groß Bartensleben, Schwanefeld und Walbeck verläuft und vom steilen Ostufer der Aller markiert ist. Mittels einer anderen Störungszone im Südwesten, die entlang der Linie Morsleben-Beendorf und westlich Walbeck im Relief kaum auffällt, grenzt sich die Allertal-Struktur gegen die Lappwald-Mulde ab. Der geologische Bau des Gebietes wird von Formationen des Tafeldeckgebirges geprägt, die sich ab oberem Perm vor etwa 250 Millionen Jahren bildeten. Die ältesten Gesteine, die Zechstein-Gruppe, treten nirgends zutage. Im Untergrund der Weferlingen--Schönebecker Trias-Platte sind sie als Mergelschiefer und Anhydrite, in der Nähe der Allertal-Struktur mit Resten der Salzeinlagerungen erhalten geblieben. Auch in der Lappwald-Mulde sind die Mächtigkeiten des Zechsteins erheblich reduziert worden. Der Grund dafür ist die Abwanderung der Stein- und Kalisalze zur Allertal-Struktur, wo sie sich bis Ende der Unterkreide vor zirka 110 Millionen Jahren mit großer Mächtigkeit in einem langgestreckten, die gesamte Struktur ausfüllenden Salzstock (Spaltendiapir) angestaut haben. In der Zeit von 1897-1969 wurden die Salze unter Tage in Morsleben und Bartensleben abgebaut. Am Nordostrand der einer extremen Zerrung und Erweiterung ausgesetzten Struktur sind die Gesteine des Muschelkalks und des Keupers einbezogen worden. Heute treten sie als Schollen teilweise hart an das Ostufer der Aller heran. Das sind zum Beispiel langgestreckte, nach Westen sich steil heraushebende Wellenkalkzüge zwischen Weferlingen und Walbeck, bei Schwanefeld sowie zwischen Groß Bartensleben und Alleringersleben. Innerhalb der Allertal-Struktur gibt es sowohl Schollen aus Sandsteinen/Mergelsteinen des Keupers als auch aus Jura-Tonen. Sie sind wahrscheinlich in einem Scheitelgraben, der sich nach der Jura-Zeit durch die Zerrung und/oder Auslaugung über dem durchgebrochenen Salzstock gebildet hat, eingesunken. Als Schollen kommen die Jura-Tone auch entlang der südwestlichen Begrenzung der Allertal-Struktur vor. Auslaugung der Salze im oberen Bereich führte zur Bildung des Gipshutes, der heute von maximal 300 m mächtigen Ablagerungen der Kreide, des Tertiärs und des Quartärs bedeckt ist. Aufgrund der örtlich weiter anhaltenden Bewegungen der Deckschichten können einzelne geologische Einheiten fehlen, andere dafür sehr mächtig werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß zum Beispiel quartäre Bildungen im Bereich der jungen Subrosion stratigraphisch nahezu vollständig mit über 100 m Mächtigkeit vorhanden sind und direkt dem Caprock aufliegen. Bis an die Oberfläche reichen die tertiären Quarzsande, die bei Walbeck für die Glasproduktion abgebaut werden. Der tektonischen Struktur folgend, formte die Aller ein breites Tal aus, das mit weichselkaltzeitlichen und holozänen fluviatilen Sanden und Auenlehmen, manchmal Torfen und Anmooren, gefüllt ist. Die Lagerung der Gesteine im Bereich der Weferlingen-Schönebecker Trias-Platte ist relativ ruhig. Die flach zur Allertal-Struktur geneigten Schichten wurden nur in unmittelbarer Nähe zum Strukturrand in die Randsenkenbildung einbezogen. Teile einer Einmuldung stellen zum Beispiel Muschelkalk-Plateaus nordöstlich Walbeck, die hier zur Splittherstellung abgebaut werden, und bei Alleringersleben dar. Die Täler der kleinen Bäche folgen dem allgemeinen Südwest-Fallen der Schichten. Hier können weitere, nach Nordosten immer ältere Gesteine der Trias-Abfolge beobachtet werden. Nördlich Bartensleben stehen rote Ton- und Schluffsteine (Letten) des Oberen Buntsandsteins (Röt) an, die Einschaltungen von Gips enthalten. Die Gipse sind im Ausstrichbereich meist ausgelaugt. Die Subrosion wird im Gelände durch eine parallel dem Schichtstreichen von Nordwest nach Südost verlaufende Zone von Erdfällen und Geländeeinsenkungen nachgezeichnet. Viele der Erdfälle im Bartenslebener Forst sind mit Wasser und Schlamm ausgefüllt. Südlich des Schäferberges bilden sich in einem kleinen Bach durch austretendes Wasser rezente Kalktuffe. Die Schöllecke, die das LSG im Nordwesten begrenzt, folgt zum Teil den Störungszonen von Südost nach Nordwest und durchfließt mit relativ steilen Hängen die Schichten des unteren Buntsandsteins bei Hörsingen und des mittleren bei Eschenrode. Zwischen Hödingen und Siestedt folgt sie einer durch Auslaugung von Gips und Salz an der Basis des Röts entstandenen Senke. Die Trias-Schichten sind gelegentlich von geringmächtigen oligozänen Tonen, saalekaltzeitlichen Schmelzwassersanden und Geschiebemergeln sowie von weichselkaltzeitlichen Fließerden (insbesondere auf Röttonen) und in flachen Mulden von Löß überlagert. Der Südwesten des LSG gehört zur Lappwald-Mulde, einer primären Randsenke. Sie wird meist durch nordwestlich gerichtete, langgestreckte Höhenzüge aus Keuper (Rhät)-Sandstein/Schieferton und durch flach in die dunklen Jura-Tone eingesenkte Depressionen gegliedert. In vielen kleinen Steinbrüchen westlich Walbeck und südlich Beendorf sind die Rhät-Sandsteine für Bauzwecke abgebaut worden. Der höchste Berg bei Marienborn (Rodenberg, 207 m über NN) besteht aus eisenhaltigen Kalksandsteinen des Jura (Arietenlias), die oolithische Eisensteine enthalten und zwischen Sommerschenburg und Badeleben der Eisengewinnung dienten. Sowohl Quellwasseraustritte als auch tiefe, quer zum Streichen der Festgesteinsschichten eingeschnittene Täler sind im Lappwald meist an tektonische Störungen gebunden. Die Riole enthält zum Beispiel bei Walbeck vermoorte Quelltöpfe und durch Hangdruckwasser bedingte Quellbereiche. Solche Moore und Quellwasser werden in Bad Helmstedt für Heilzwecke genutzt. Die Keuper- und Jura-Schichten des Lappwaldes werden gelegentlich von Löß, wie beispielsweise südlich Beendorf und von Geschiebemergel, südlich Morsleben, überlagert. Das Gebiet zwischen Helmstedt, Harbke, Marienborn und Sommersdorf befindet sich bereits im Bereich des Tertiärbeckens des Oscherslebener Sattels. Hier sind Kuppen aus kohleführendem Eozän, örtlich aus marinem Oligozän, zu beobachten, die oft von Löß und Geschiebemergel umhüllt sind. Die tertiäre Kohle wurde bis vor kurzem noch im Tagebau bei Harbke abgebaut. Das LSG liegt fast vollständig in der Bodenlandschaft Nördliches Bördevorland. Im Norden wird die Etinger Geschiebelehmplatte erfaßt und im äußersten Südwesten bei Harbke reicht das LSG in das Ostbraunschweigische Löß-Hügelland hinein. Das Allertal selbst enthält durchgehend Gley-Tschernitzen und randlich Gley-Kolluvisole aus umgelagertem Löß, durchgehend tiefhumose, dunkle Auenböden mit ersten Wassermerkmalen zwischen 0,4–0,8 m unter Flur. Die bodenkundlichen Verhältnisse außerhalb des Allertals werden durch die sehr wechselhaften geologischen Verhältnisse bestimmt. Im südlichen bis mittleren Teil (etwa südlich Marienborn bis Groß Barthensleben) finden sich in weiter Verbreitung Parabraunerden aus Löß, zum Teil von Geschiebemergel unterlagert. Dort, wo karbonathaltige Gesteine oberflächennah anstehen, finden sich unterschiedliche Pararendzinen aus skeletthaltigem Löß und Sandlöß über Lehmfließerden beziehungsweise Pararendzinen aus skeletthaltigem Löss über schluff-tonigem Gesteinszersatz. Über Sand und Sandsteinen treten überwiegend Braunerden auf, so als Braunerden aus sandig-lehmigem Geschiebedecksand über Schmelzwassersand als Braunerden aus skelettführendem, lehmigen Sand über Keupersandstein bzw. dessen Zersatz. Im Buntsandstein-Verbreitungsgebiet können aus den Braunerden durch tonigen Untergrund und stauende Nässe Pseudogley-Braunerden werden. Im nördlichen Abschnitt auf der Etinger Geschiebelehmplatte dominieren Pseudogley-Braunerden bis Pseudogley-Fahlerden aus lehmigem Geschiebedecksand über Geschiebemergel. Das Gebiet entwässert über die Aller in nördliche Richtung. Der Aller fließen von Osten und Westen verschiedene kleinere Bäche zu, zum Beispiel die Riole, der Salzbach, bei Harbke der Wirbkebach und der Mühlenbach. Natürliche Stillgewässer sind nur in Form von Erdfällen im Gips des Bartenslebener Forstes vertreten. Künstliche Stillgewässer entstanden durch Festgesteinsabbau bei Weferlingen, durch Tonabbau bei Walbeck, durch Eisenerzabbau bei Sommersdorf/Sommerschenburg oder Stau von Bächen, zum Beispiel Schwarzkuhlenteich am Harbker Schloß. Das Grundwasser ist im Festgestein vorwiegend an Kluft- und Karstgrundwasser gebunden und liegt in Tiefen zwischen 90 m (im Kalkgestein) und 10 m vor. Nur in den Bachauen steigt es auf wenige Meter Tiefe oder kleinflächig bis an die Bodenoberfläche an. Die Niederschläge liegen im langjährigen Mittel im Lappwald bei 550 bis 600 mm. In den östlichen Teilen des LSG gehen sie leicht auf 525 bis 550 mm zurück. Die Jahresmitteltemperatur wird mit 8,5°C angegeben, wobei das Julimittel bei 18°C und das Januarmittel bei -1 °C liegt. Pflanzen- und Tierwelt Die potentiell natürliche Vegetation des LSG wird auf Buntsandstein überwiegend von bodensauren bis mäßig bodensauren Buchenwäldern vom Typ des Flattergras-Buchenwaldes gebildet. Staunasse Standorte auf Keuper tragen einen Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. Reichere Standorte auf Muschelkalk und auf dem Röt des Oberen Buntsandstein sind mit Platterbsen-Buchenwald bestanden, wie er im Naturschutzgebiet „Rehm“ und am Kleppersberg anzutreffen ist. Auf Parabraunerden im Süden des Gebietes ist ein Mullbuchenwald vom Typ des Waldmeister-Buchenwaldes entwickelt. Schmale Bachtälchen tragen einen Winkelseggen-Eschenwald und an ihrem Unterlauf auch Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald und Erlenbruchwald. Im Bereich der lößbeeinflußten Tälchen im Süden des Gebietes ist auch ein reicher Waldziest-Eichen-Hainbuchenwald zu erwarten. Die aktuelle Vegetation entspricht auf Teilflächen, so im Harbker Forst, in den Naturschutzgebieten „Rehm“, „Bartenslebener Forst“ und „Bachtäler des Lappwaldes“ sowie am Kleppersberg noch weitgehend der potentiell natürlichen. Im Rehm ist ein reicher Platterbsen-Buchenwald ausgebildet. In der Baumschicht dominiert die Rot-Buche, vereinzelt treten Trauben- und Stiel-Eiche, Hainbuche und auf trockenen Kuppen Feld-Ahorn und Elsbeere auf. In der Strauchschicht sind Pfaffenhütchen und Seidelbast typische Arten. Die Krautschicht wird von einer reichen Geophytenflora mit Leberblümchen u.a. geprägt. Daneben sind Frühlings-Platterbse, Einblütiges Perlgras, Waldgerste, Wald-Zwenke, Violette Sitter und Erdbeer-Fingerkraut typische Arten. Feuchtere, staunasse Mulden tragen Berg-Ahorn und Esche sowie Ausdauerndes Bingelkraut und Giersch. Im Bartenslebener Forst spiegeln die unterschiedlichen Waldtypen die differenzierte geologische Situation wieder. Auf den mäßig armen Standorten ist ein Flattergras-Buchenwald mit Rot-Buche und Trauben-Eiche ausgebildet. Die Krautschicht wird von Wald-Flattergras, Schattenblümchen und Maiglöckchen geprägt. Ärmere Standorte tragen einen bodensauren Buchenwald mit Draht-Schmiele, Heidelbeere, Heidekraut und Pillen-Segge. Grundwassernahe Standorte tragen einen Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald, dessen Krautschicht aus Roter Heckenkirsche, Feld-Ahorn, Hasel und Hartriegel gebildet wird während Wald-Primel, Erdbeer-Fingerkraut, Rasen-Schmiele und Sumpf-Pippau die Krautschicht kennzeichnen. In den durch Auslaugungsvorgänge des Gipses entstandenen Erdfällen sind teilweise Kleingewässer, Flach- und Zwischenmoore entwickelt. Zwischenmoorstadien weisen Igel-Segge, Fieberklee, Scheidiges Wollgras, Rundblättrigen Sonentau und Moosbeere auf. Der Kleppersberg bei Schwanefeld trägt artenreiche Kalkbuchenwälder vom Typ des Platterbsen-Buchenwaldes auf den Muschelkalkstandorten. Der Bärlauch tritt hier in großen Beständen auf. Die Baumschicht wird fast vollständig von der Rot-Buche beherrscht. Frischere Standorte tragen Hainbuche, Berg-Ahorn, Spitz-Ahorn und in der Strauchschicht Pfaffenhütchen, Roten Hartriegel und Hasel. In der Krautschicht treten Gelbes Buschwindröschen und Hohler Lerchensporn auf. Die tonigen Böden des Keupers tragen buchenreiche Eichen-Hainbuchenwälder mit Echter Sternmiere, Wald-Labkraut, Wald-Flattergras und Sauerklee in der Krautschicht. Auf nährstoffärmeren Sanden sind auch am Kleppersberg bodensaure Buchenwälder ausgebildet. Im Harbker Forst finden sich Vorkommen verschiedener Orchideenarten wie Nestwurz, Braunrote und Breitblättrige Sitter, Bleiches und Rotes Waldvöglein und Großes Zweiblatt. Im Lappwald haben sich in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Grenze weitgehend ungestörte Bachtäler erhalten, die mit naturnahen Vegetationstypen bestanden sind. Einige von ihnen sind im Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“ geschützt. Auf den Röt-Sandsteinen sind bodensaure Buchenwälder entwickelt. Wo der Sandstein unmittelbar ansteht, ist die Krautschicht von Heidelbeere, Draht-Schmiele und Schattenblümchen geprägt. Staunasse Standorte in den Bachtälern tragen Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. Unmittelbar an den Bachläufen stocken Winkelseggen-Eschenwälder und kleinflächige Erlenbruchwälder. Wo der Bachlauf der Riole in das Allertal eintritt, sind feuchte Standorte in Bachnähe mit Schlankseggen-Ried, Engelwurz-Waldsimsenwiese, Schilf-Röhricht und Grauweidengebüsch bestanden. Individuenreiche Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrautes und kleine Flachmoorgesellschaften mit Fieberklee unterstreichen die Schutzwürdigkeit dieser Bereiche. Die kleinen Bäche, wie die Riole, sind Lebensraum von Bachforelle und Elritze. In den Quellgebieten kommen Bergmolch, Feuersalamander und Springfrosch vor. Die Wälder im Bereich des Lappwaldes sind reich an Totholz und weisen zahlreiche Spechthöhlen auf. Schwarz-, Mittel- und Kleinspecht kommen vor. Die Talränder des Allertals werden von Weideflächen eingenommen, auf denen zum Teil Trockengebüsche mit Weißdorn und Schlehe stocken. Neuntöter, Sperbergrasmücke und Gartengrasmücke sind hier charakteristische Vogelarten. Entwicklungsziele Nach Ende der deutschen Teilung wurde das LSG als Erholungsgebiet wiederentdeckt. Daneben sollten aber auch die zwischenzeitlich entstandenen, ungestörten Lebensräume in Grenznähe geschützt und von Störungen freigehalten werden. Für die Waldflächen ist die Umwandlung der naturfernen Nadelholzforsten in standortgerechte Laubmischwälder anzustreben. Die im Randbereich des Hartgesteinsabbaus bei Weferlingen geschädigten Wälder sind zu sanieren. Daneben ist auch eine Vergrößerung der Waldflächen zur Herstellung größerer zusammenhängender Wälder möglich. Die Bachtälchen und Quellbereiche, insbesondere die Gewässerränder, sind von einer Bewirtschaftung auszunehmen. In der Alleraue sind grundwassernahe Standorte zum Schutz des Bodens und des Grundwassers als Grünland zu bewirtschaften. Die in den letzten Jahren umgebrochenen Flächen sind wieder zu Grünland zu entwickeln. Die feuchtesten Flächen sollten nur extensiv bewirtschaftet werden. Die Fließgewässerschonstreifen sind generell nur extensiv zu bewirtschaften oder von Nutzung freizuhalten. Die Ackerlandschaft sollte durch Anlage von Feldgehölzen und Hecken stärker gegliedert sowie ökologisch und landschaftsästhetisch aufgewertet werden. Ein durchgehender Verbund aus Gehölzstrukturen zwischen dem Kleppersberg und dem Bartenslebener Forst ist zu entwickeln. Aufgelassene Bergbaufolgelandschaften sind zu rekultivieren, mit geeigneten Holzarten aufzuforsten oder der Sukzession zu überlassen. Im Lappwald bietet sich die Anlage eines Wanderweges im Bereich des ehemaligen Grenzstreifens an. Sensible Bereiche wie die Quellen der Waldbäche sind dabei jedoch zu umgehen. Die kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten des Allertals sind durch die ”Straße der Romanik” erschlossen. Exkursionsvorschläge Harbke-Marienborn Die hügelige Landschaft zwischen Marienborn und Harbke ist zu jeder Jahreszeiten ein reizvolles Ausflugsziel. Über die Bundesautobahn A2 oder auch per Eisenbahn und den Bahnhof Marienborn ist das Gebiet von östlicher oder westlicher Richtung gut zu erreichen. Die ausgedehnten Buchenwälder laden zu langen Wanderungen ein. Anschließend kann in Sommerschenburg das Schloß des Generalfeldmarschalles von Gneisenau besichtigt werden. Botanisch Interessierte werden den Landschaftspark in Harbke mit seinen zahlreichen Baumarten aufsuchen. Bartenslebener Forst Der Bartenslebener Forst bildet mit dem außerhalb des LSG gelegenen Erxlebener Forst ein zusammenhängendes Waldgebiet von mehr als 10 Quadratkilometer Fläche. Er lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Im Naturschutzgebiet „Bartenslebener Forst“ sind die naturnahen Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder von besonderer landschaftlicher Schönheit. Sehenswerte Zeugen der Erdgeschichte sind hier die großen Erdfälle, die durch Auslaugungen des unterliegenden Gips entstanden. Walbeck und Rehm Ein Besuch des LSG darf nicht ohne Besuch der Ruine der ottonischen Stiftskirche zu Walbeck beendet werden. Das Gebäude aus dem 10. Jahrhundert zählt zu den wertvollsten architektonischen Kostbarkeiten im Land. Der Burgberg bietet einen schönen Blick über das Allertal. Unweit von Walbeck liegt auf der östlich angrenzenden Hochfläche das Naturschutzgebiet „Rehm“. Hier kann auf einem Spaziergang ein Einblick in die artenreichen, naturnahen Kalkbuchenwälder gewonnen werden. Das Naturschutzgebiet kann auch mit der Bundesbahn über die Nebenlinie Haldensleben-Weferlingen angefahren werden. Ein Haltepunkt befindet sich unmittelbar am Rande des NSG. Verschiedenes Das LSG ist reich an baulichen Zeugen der Kulturgeschichte. Die sachsen-anhaltische ”Straße der Romanik” durchquert das Allertal von Morsleben bis Seggerde. In Walbeck steht auf einem steil über dem Allertal aufragenden Burgberg die Ruine der ehemaligen Stiftskirche der Benediktiner. Graf Lothar II. von Walbeck hatte in seiner Burg das Stift bereits im Jahre 964 einrichten lassen. Wesentliche Teile dieses Baus sind in der Ruine noch erhalten, die zu den wenigen Zeugnissen ottonischer Architektur in Sachsen-Anhalt zählt. Eine besondere Kostbarkeit ist auch die sarkophagförmige Grabplatte von dem Grab des im Jahre 964 gestorbenen Stifters. Sie ist in der Dorfkirche von Walbeck aufbewahrt. In Weferlingen besteht mit dem ”Grauen Hermann” noch der aus dem 13. Jahrhundert stammende Bergfried einer ansonsten zur Ruine gewordenen Burg. Prinz Friedrich von Hessen-Homburg lebte hier im 17. Jahrhundert und hatte die Anlage restaurieren lassen. Am südlichen Schiff der Dorfkapelle zu Weferlingen befindet sich die Grabkapelle des Markgrafen Friedrich Christian von Brandenburg aus dem Jahre 1766. In Seggerde am Nordrand des LSG besteht in der feuchten Allerniederung ein weitläufiger, wenig gepflegter Park. Die ehemaligen Wiesenflächen wurden zum Teil mit Pappeln aufgeforstet. Auch in Groß Bartensleben gibt es einen Landschaftspark, der aus einer barocken Anlage entstanden ist. Die historischen Raumstrukturen sind durch unterlassene Pflege beeinträchtigt. Im zeitigen Frühjahr bietet die Blüte des Winterlings hier einen optischen Reiz. Ganz im Süden des LSG steht in Sommerschenburg eine alte Burganlage, die bereits seit dem 11. Jahrhundert bekannt ist. Im Jahre 1814 wurde sie von König Friedrich Wilhelm III. dem Generalfeldmarschall von Gneisenau für seine Verdienste in den Befreiungskriegen geschenkt. Die Gneisenaus ließen die alten Befestigungen abtragen und ein Wohnschloß erbauen. Vom Turm der Burg bietet sich ein weiter Rundblick auf das im Norden anschließende Allertal, den Höhenzug des Elm zwischen Königslutter und Schöningen im Westen, die Vorberge des Harzes und den Harz im Süden. Neben der Burg wurde ein englischer Park eingerichtet, der in den letzten Jahrzehnten mangels Pflege seinen ursprünglichen Charakter weitgehend verloren hat. Im Jahre 1841 wurde von der preußischen Armee ein Mausoleum für den verstorbenen Generalfeldmarschall errichtet, wo dieser bis heute bestattet liegt. In Harbke wurde die Burg im 18. Jahrhundert von Baumeister Martin Peltier aus Braunschweig erneuert und mit herrlichen Renaissanceportalen versehen. Ebenfalls in dieser Zeit wurde ein Landschaftspark angelegt, der für seinen artenreichen Baumbestand weithin berühmt war. Sogar Goethe soll hier im Jahre 1805 botanisiert haben. Bedingt durch die nahe Grenzlage sowie die Ausbeutung und Verfeuerung der Braunkohle aus den nahen Lagerstätten sind Schloß und Park in den letzten Jahrzehnten einem starken Verfall ausgesetzt gewesen. Gleiches gilt für den Ort Harbke, der mehrere Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert wie zum Beispiel den Gasthof ”Zum Goldenen Pudel” und den ”Grauen Hof”, besitzt. Marienborn geht auf eine Quelle zurück, deren Umkreis als Heiliger Hain schon zu heidnischen Zeiten ein Ort der Verehrung war. Nach der Christianisierung wurde von dem Ort eine Marien-Erscheinung berichtet, die Ende des 12. Jahrhunderts die Errichtung einer Kapelle nach sich zog. Daneben entstand ein Hospital und im 13. Jahrhundert ein Augustinerstift. Von letzterem bestehen heute noch zwei spätgotische Flügel der Klausur. Die Stiftskirche St. Marien, ursprünglich ein gotischer Bau, wurde 1885 nach Plänen von Carl August Stüler umfangreich verändert. Original ist noch die spätromanische Priesterpforte in der Nordwand des Turms. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 24.07.2019
Bei der Haupttätigkeit der Barbara Erzbergbau GmbH , Inspire-ID: https://registry.gdi-de.org/id/de.nw.inspire.pf.bube-eureg/anl-2017-770032-800-3000017-0001) handelt es sich um Beseitigung oder Verwertung von gefährlichen Abfällen mit einer Kapazität von mehr als 10 Tonnen pro Tag unter Mischen oder Vermischen vor der Übergabe an eine der anderen in den Punkten 5.1 und 5.2 aufgeführten Tätigkeiten (NACE-Code: 07.10 - Eisenerzbergbau). Es wurden keine Freisetzungen oder Verbringungen nach PRTR berichtet zu: Freisetzung in die Luft, Freisetzung in das Wasser, Freisetzung in den Boden, Verbringung von Schadstoffen mit dem Abwasser, Verbringung gefährlicher Abfälle im Ausland, Verbringung nicht gefährlicher Abfälle.
In Deutschland werden radioaktive Abfälle unterteilt in wärmeentwickelnde – hochradioaktive – Abfälle und Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung. Schwach- und mittelradioaktive Abfälle gehören zu den Abfällen mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung. Der Anteil schwach- und mittelradioaktiver Abfälle am Gesamtvolumen der radioaktiven Abfälle in Deutschland beträgt rund 95 Prozent – sie enthalten jedoch nur rund 1 Prozent der gesamten Radioaktivität aller Abfälle. Quelle: BASE Aktivität und Volumen Herkunft schwach- und mittelradioaktiver Abfälle Schwach- und mittelradioaktive Abfälle stammen aus dem Betrieb und der Stilllegung von Atomkraftwerken , aus der Medizin, aus der Forschung und aus der Industrie. Dabei handelt es sich beispielsweise um Teile von Anlagen, die kontaminiert wurden, Schutzkleidung, Werkzeuge und Geräte aus Atomkraftwerken und Laboren oder Strahlenquellen aus dem medizinischen oder industriellen Bereich. Abfallbehälter Damit die Abfälle gelagert, transportiert und schließlich endgelagert werden dürfen, müssen sie fachgerecht in zugelassene Behälter verpackt werden. Derzeit wird das ehemalige Eisenerzbergwerk Konrad in Niedersachsen zum Endlager umgebaut . Nach seiner Fertigstellung 2027 sollen bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle dort eingelagert werden. Zwischenlagerung Mehr als 120.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle befinden sich derzeit in Zwischenlagern in ganz Deutschland. Weitere Informationen zu Zwischenlagern finden Sie hier . Endlager Asse, Konrad, Morsleben In der Schachtanlage ASSE II lagern 47.000 m³ schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Die Schachtanlage befindet sich aktuell im Prozess der Offenhaltung. Eine Rückholung der Abfälle ist in Planung und soll ab ca. 2033 beginnen. Nach Abschluss dieser Arbeiten erfolgt die Stilllegung . Im Endlager Morsleben befinden sich 36.752 m³ schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Die Anlage ist im Offenhaltungsbetrieb. Ziel des Betreibers ist ihre Stilllegung und Verfüllung mit Salzbeton. Das Endlager Konrad wird derzeit errichtet und soll voraussichtlich 2027 in Betrieb gehen. Der Planfeststellungsbeschluss erlaubt die Einlagerung von max. 303.000 m³ schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. FAQ Können in das Endlager für hochradioaktive Abfälle auch schwach- oder mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden? Was unterscheidet die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle von den hochradioaktiven Abfällen? Wo befinden sich die hochradioaktiven Abfälle derzeit? Können in das Endlager für hochradioaktive Abfälle auch schwach- oder mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden? Das Standortauswahlgesetz lässt die Endlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen am Standort des Endlagers für hochradioaktive Abfälle nur dann zu, wenn die bestmögliche Sicherheit der eingelagerten hochradioaktiven Abfälle zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt wird. Da das StandAG nur die Kriterien für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle definiert, kann eine Festlegung für einen Endlagerstandort für schwach- und mittelradioaktive Abfälle nicht im Rahmen des aktuellen Standortauswahlverfahrens erfolgen. Es wird nur die prinzipielle Möglichkeit einer Endlagerung am gleichen Standort anhand des prognostizierten Platzbedarfs (Fläche und Volumen) geprüft. Eine Endlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen am selben geografischen Standort wäre nur in einem separaten Endlager unter räumlicher Trennung der beiden Grubengebäude zulässig. Für sehr geringe Mengen dieser Abfälle gelten besondere Bedingungen. Was unterscheidet die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle von den hochradioaktiven Abfällen? Schwach- und mittelradioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeleistung enthalten vorwiegend kurzlebige radioaktive Stoffe mit kleinerer Halbwertszeit . Sie entstehen in Atomkraftwerken und anderen kerntechnischen Anlagen im Betrieb, bei Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie bei ihrem Rückbau . Sie entstehen außerdem durch die Anwendung von Radionukliden in der Forschung, der Medizin und der Industrie. Beispiele sind kontaminierte Abwässer, Schutzbekleidung oder Werkzeuge, aber auch ausgediente Strahlungsquellen aus Industrie und Medizin. Hochradioaktive Abfälle mit nicht vernachlässigbarer Wärmeleistung sind insbesondere die beim Betrieb eines Atomkraftwerks oder Forschungsreaktors anfallenden abgebrannten Brennelemente sowie die im Rahmen der Wiederaufarbeitung anfallenden verglasten Spaltprodukte . Aufgrund der hohen Strahlung und Wärmeleistung müssen diese Abfälle in speziellen Behältern (zum Beispiel CASTOR -Behältern) gelagert werden. Wo befinden sich die hochradioaktiven Abfälle derzeit? Derzeit lagern die hochradioaktiven Abfälle in 16 oberirdischen Zwischenlagern in der gesamten Bundesrepublik. Zusätzlich befinden sich weitere hochradioaktive Abfälle aus Deutschland in den Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield (Großbritannien). Die Bundesrepublik Deutschland ist zur Rücknahme dieser Abfälle verpflichtet. Einem zwischen Bundesumweltministerium, Energieversorgungsunternehmen und Bundesländern abgestimmten Konzept zufolge sollen die Abfälle aus der Wiederaufarbeitung auf die Standortzwischenlager Philippsburg (Baden-Württemberg), Biblis (Hessen), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Isar (Bayern) verteilt werden. Zuständigkeiten Das BASE ist die Atomaufsicht der Endlager Morsleben und Konrad sowie der Schachtanlage ASSE II. Die Zuständigkeit für den Bau, den Betrieb und Stilllegung der Anlagen liegt bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung ( BGE mbH ). Abhängig von der Art und Menge der Kernbrennstoffe, liegt die Verantwortlichkeit für Transportgenehmigungen beim BASE . Die atomrechtliche Aufsicht über Transporte liegen bei den entsprechenden Landesbehörden. Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle Kurzinfo Zwischenlager auf www.base.bund.de Weitere Informationen Radioaktive Abfälle in Deutschland: Was? Woher? Wohin? PDF, 1 MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm
Bei der Haupttätigkeit der Barbara Erzbergbau GmbH ) handelt es sich um Untertage-Bergbau und damit verbundene Tätigkeiten (NACE-Code: 07.10 - Eisenerzbergbau). Weitere Nebentätigkeiten beinhalten: Beseitigung oder Verwertung v. gefährlichen Abfällen > 10 t/d. Es wurden keine Freisetzungen oder Verbringungen nach PRTR berichtet zu: Freisetzung in die Luft, Freisetzung in das Wasser, Freisetzung in den Boden, Verbringung von Schadstoffen mit dem Abwasser, Verbringung gefährlicher Abfälle im Ausland, Verbringung nicht gefährlicher Abfälle.
Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien mit mindestens 186 Toten ist die Konzentration von Schwermetallen im Fluss Paraopeba so hoch, dass Leben von Pflanzen und Tieren nicht mehr möglich ist. 112 Hektar Urwald wurden zerstört. In seinem Wasser befinden sich auf einer Länge von gut 300 Kilometern unter anderem Schwermetalle wie Kupfer in einer Menge, die weit über dem gesetzlich erlaubten Wert liegt. Der Damm an der Mine Córrego do Feijão des Konzerns Vale war am 25. Januar geborsten, rund zwölf Millionen Kubikmeter rötlichen Schlamms ergossen sich über die Stadt Brumadinho (Bundesstaat Minas Gerais) und Teile angrenzender Siedlungen. Viele Menschen werden immer noch vermisst. Der Zivilschutz von Minas Gerais setzte am Donnerstag die Zahl der offiziell bestätigten Toten auf 186 hoch, weitere 122 Menschen gelten mehr als einen Monat nach der Tragödie noch als vermisst. Die brasilianische Justiz ermittelt. (Stand 01.03.2019)
Im Bundesstaat Minas Gerais in der Stadt Mariana nahm am 5. November 2015 eine der größten Umweltkatastrophen Brasiliens ihren Anfang. Durch Dammbrüche an einem Rückehaltebecken in einem Eisenerzbergwerk des Unternehmens Samarco, das dem brasilianischen Minenkonzern Vale und dem australisch-britischen Rohstoffkonzern BHP Biliton gehört, stürzte eine gewaltige Schlammlawine talwärts und begrubt das Dorf Bento Rodrigues unter sich und verwüstet weite Teile des Umlands. Über den Rio Doce gelangten die Schlammmassen bis zur Atlantikküste, wo sie die Küstenregion verschmutzten. In einem großen Gebiet wurden Boden, Flüsse und Wassersysteme verunreinigt. Infolge wurde über Wochen die Trinkwasserversorgung lahm gelegt. 17 Tote wurden in der Region Mariana geborgen. Den Berichten zufolge ist es umstritten, ob giftige Metalle mit der Schlammlawine talabwärts gespült wurden. Während Anwohner und eine Untersuchung der Vereinten Nationen von chemischen Verschmutzungen sprechen, kam eine von der Bundesregierung beauftragte Untersuchung zu dem Schluss, dass Giftstoffe nur in geringer Menge freigesetzt wurden. Das Flusswasser könne gereinigt und weiter für die Aufarbeitung zu Trinkwasser benutzt werden.
Eisenerz-Abbau in Schweden in Untertagemine (in Brasilien, Australien und Kanada nur Tagebau). Der Erzkörper wird durch Sprengung gelockert und anschließend mechanisch abgebaut und zur Aufbereitung transportiert. Die Aufbereitung besteht aus mehrstufiges Mahlen, Sieben, magnetische Separation, Flotation und mechanisches Trocknen. Je grobkörniger das Eisenerz die Aufbereitung verläßt, desto weniger Prozeßstufen hat es durchlaufen und damit sind auch die energetischen Aufwendungen geringer. Das aufbereitete Eisenerz verläßt die Anlage mit einem Einsengehalt von ca. 65%. Allokation: keine Genese der Daten: Abbau und Aufbereitung von Eisenerz ist für jede Lagerstätte spezifisch angepaßt. Entsprechende Daten konnten jedoch nicht in Erfahrung gebracht werden. Es soll alllerdings an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß Abbau und Aufbereitung von Reicherz im Tagebau (Brasilien) oder der Untertageabbau von „Armerzen" in Schweden deutlich unterschiedliche Aufwendungen bedürfen. Aus der Literatur sind folgende Daten verfügbar: Literatur Gas Öl Strom „Primärenergie" GJ / t GJ / t GJel / t GJ / t #3 0,393 0,11 0,11 0,95 #1 - 0,11 0,49 1,58 #2 - - - 0,34 GEMIS 0,1 0,1 0,4 Die Angaben in #2 enthalten keine Literaturangabe. Eine Unterscheidung der „Primärenergie" nach Herkunftsform unterbleibt. Die Angaben in #1 basieren auf Zahlenangaben von Tellus, die sich wiederum auf eine Untersuchung der Batelle Columbus Laboratories von 1975 beziehen. Abgebildet wird darin die besondere Situation der Eisenerzaufbereitung an den Oberen Seen (USA) mit der sehr aufwendigen Verarbeitung von Armerzen. Die Aufbereitung erfordert eine sehr feine Aufmahlung (Strombedarf) und wird daher zur Pelletproduktion eingesetzt. Die Angaben von Habersatter (#3) beziehen sich, soweit erkennbar, auf Arbeiten von Schäfer. Der hohe Gasanteil weist auf ein Aufarbeitung mit partieller Pelletproduktion hin, da in der Aufarbeitung selber kein Prozeß mit Gasverbrauch bekannt ist. In GEMIS wird der Bedarf an Öl-EL zum Einsatz in Dieselmotoren mit 0,1 GJ/t und der Strombedarf zu 0,1 GJ/t abgeschätzt. Er entspricht damit ungefähr den Angaben von #3 bzw #2. Der höhere Strombedarf in #1 läßt sich durch den höheren Durchsatz an Roheisenerz (Verhältnis Armerz zu Reicherz 5:2) sowie den geringeren Anteil an feinaufgemahlten Pelleterz in der deutschen Importstruktur erklären. Als Betriebsmittel werden in #1 rd. 1,7 kg Sprengstoff angegeben. In GEMIS wird 0,7 kg Sprengstoff pro Tonne Einsenerz entsprechend dem Armerz / Reicherz - Verhältnis angesetzt. Die Wasserinanspruchnahme wird mit 1,5 m3 Prozeßwasser nach #2 angenommen. Pro t Erz werden nach Wilps (Wilps 1992) für Brasilien 1,9 t , für Australien 1,7 und für Kanada 2,6 t angenommen. Für Schweden wird wegen des Tiefbaus eine Abraum-Menge von 0,5 t/t abgeschätzt. Auslastung: 1h/a Brenn-/Einsatzstoff: Ressourcen Flächeninanspruchnahme: 0,0111m² gesicherte Leistung: 100% Jahr: 2020 Lebensdauer: 1a Leistung: 1t/h Nutzungsgrad: 50% Produkt: Metalle - Eisen/Stahl
Aufteilung des Aufkommens an Stückerzen und Feinerzen nach Herkunftsländer, zusammengefaßt als Feinerz. Allokation: keine Genese der Daten: Eine Aufstellung über die Herkunft der Stückerze und Feinerze wurde der Statistik des Außenhandels (siehe #1) in der Rubrik „nicht agglomerierte Eisenerze" entnommen. Brasilien, Australien, Kanada sowie Schweden/Norwegen repräsentieren für das Jahr 1992 92% der Importe, wovon auf Brasilien 46,5%, Australien ca. 21%, Kanada ca 15% und Schweden / Norwegen ca 10% entfällt. Land %-Importanteil Außenhandelsstatistik %-Importanteil GEMIS Brasilien 46,5 50,6 Australien 20,7 22,5 Schweden / Norwegen 9,5 10,3 Kanada 15,3 16,6 Summe 92 100 In GEMIS wird der Anteil der vier Länder auf 100% hochgerechnet.
REEcover aims to: A) Improve European supply of the critical Rare Earth Elements Y, Nd, Tb and Dy. B) Strengthen SME positions in REE production and recovery value chain. C) Innovate and research two different routes for hydro/pyro metallurgical recovery of REEs: as Rare Earth Oxides (REO) or Rare Earth Oxy-Carbides (REOC) in electrolytic reduction. D) Demonstrate and compare viability and potential for these routes on two different types of deposited industrial wastes: 1. tailings from the iron ore industry (high volume but low concentration of REE) - 2. magnetic waste material from the WEEE recycling industry (low volume but high concentration REE). REE's in WEEE-products end up in magnetic waste and subsequently in slag or dust from steelmaking or base metal smelters. During iron ore production of magnetite concentrates tailings are removed and deposited. Both waste streams have potential of becoming valuable feedstock. In WP1, LKAB, WEEE-Recyling & Indumetal, providing input streams, will collaborate with LTU& NTNU to increase the REE concentration by physical separation, leading to low-grade REE-bearing input streams for WP2&3. In WP2, Bredox & Deka supported by TUD &TECNALIA aim to hydrometallurgically extract REEs from WP1-input as individual REOs or their mixtures. This is input for LCM in WP4, that with SINTEF &TUD will optimise an industrial fluoride based electrolytic process for production of RE metals and alloys. Metsol will, supported by TECNALIA, SINTEF &NTNU develop, demonstrate and test a pyro-metallurgical approach for up-concentration of REO and/or conversion to REOC for suitability for electrochemical reduction in WP5, where NTiT, Simtec, SINTEF and NTNU will develop RE metals production based on electrolysis from a molten salt using a consumable RE oxycarbide anode. WP6 will characterise and analyse REE containing materials - from ores to alloys. WP7 will assess and develop the integral value chain, WP8 carries out dissemination and exploitation.
Fertigstellung 2027 - was passiert nun? „Eine unbequeme Wahrheit“ - Eine Reportage von Oliver Geyer Dass die Fertigstellung von Konrad auf 2027 verschoben wurde, gilt manchem als Menetekel, dabei sind nun erstmals viele Ungewissheiten der Vergangenheit beseitigt. Bericht aus einer Sphäre, in der die Uhren anders gehen, aber jüngst auch ein wichtiger Durchbruch gelungen ist – unter Tage wie auch über Tage. Mehr als einen Kilometer unter der Erde legt ein Jeep eine plötzliche Bremsung hin und kommt inmitten der Dunkelheit zum Stehen. Von Ferne ist ein Brummen zu hören, das zu einem Dröhnen wird und sich bald zu einem Brüllen steigert. Dann wird die Finsternis von einem Lichtschein durchschnitten. Aus einem tief abfallenden Seitentunnel nähern sich zwei leuchtende Punkte, die immer heller werden, ganz so, als krieche aus den Tiefen der Erde ein lärmendes Ungeheuer hervor. Das ist es auch: ein lärmendes Ungeheuer von einem Bagger. Da wird mit Jeeps durch ein Labyrinth von Tunneln gefahren, da öffnen und schließen sich automatische Schleusentore, da tun sich nach längeren Fahrten durchs Dunkel immer wieder neue Räume und Hallen auf. Ständig dröhnen Sirenen, rotieren gigantische Ventilatoren. Alles sehr unwirklich, doch dass das hier die Realität unter Tage ist, wird spätestens dann klar, als sich die Fahrer zweier Fahrzeuge bei einer zufälligen Begegnung ein fröhliches „Glück auf!“ zurufen. Etwa 1.000 Bergleute, Geologen und andere Experten arbeiten hier unter und über Tage. Es geht um eine Herausforderung technischer und wissenschaftlicher Art: Das ehemalige Bergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter-Bleckenstedt wird zu einem Endlager umgebaut, um in Zukunft schwach Wärme entwickelnden Atommüll aufzunehmen – und das für Jahrtausende. Einen Geschmack von Ewigkeit haben auch die Zeitspannen, in denen sich die Dinge bisher entwickelt haben – beziehungsweise oft eben auch stillstanden. Nachdem die Eisenerzförderung im Bergwerk Konrad aus wirtschaftlichen Gründen Anfang der 1970er-Jahre eingestellt worden war, fasste der Bund 1977 den Plan, bis Ende der 1980er-Jahre in dem Bergwerk ein Endlager für 90 Prozent des deutschen Atommülls zu errichten. Es sollte die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aufnehmen, die zwar viel Masse, aber vergleichsweise wenig Radioaktivität haben: keine Castoren mit Brennelementen, sondern Rückbauabfälle abgerissener Atomkraftwerke, verstrahlte Werkzeuge, Forschungsmüll. Dass es dann noch bis 1991 dauerte, bis die Pläne für den Bau öffentlich ausgelegt werden konnten, hatte nicht zuletzt mit dem aufkeimenden Widerstand der Konrad-Gegner zu tun. 290.000 Einwendungen gab es – doch im Jahr 2002 erteilte das niedersächsische Umweltministerium die Genehmigung. Diesmal wehrten sich Bürger, Kommunen, Landkreise und Kirchen vor Gericht. Doch 2007 waren die letzten Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht abgewiesen. Seither gibt es in Deutschland ein genehmigtes Endlager, und der Weg zu dessen Errichtung ist frei. In der Theorie. Wie die Energieversorger die Zuständigkeit für den Bau abgeben mussten In der Praxis waren die Verzögerungen längst nicht überwunden: 2007 hieß es, 2013 werde eröffnet. 2009 hieß es, 2014 werde eröffnet, 2010 hieß es, 2019 werde eröffnet. Und 2013 wurde abermals auf 2022 verschoben. Die Gründe waren 2009 ein aufgehobenes Vergabeverfahren, 2010 eine Neuabschätzung der Standardzeiten für Arbeitsabläufe und eine realistischere zeitliche Planung von Prüf-, Zustimmungs- und Vergabeverfahren. Und 2013 stellte sich heraus, dass der Umbau von Schacht 1 umfangreicher ausfallen würde als geplant. Die neuerliche Verschiebung der Fertigstellung lag auch an den beteiligten Behörden und Organisationen selbst. Die größten Probleme entstanden nicht unter der Erde, sondern vor allem im Verhältnis der handelnden Akteure über Tage. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte die Bauherrenfunktion, die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE), eine mittelbare Tochter der Energiekonzerne, war mit dem Bau beauftragt. Geregelt war dieses Verhältnis durch einen Kooperationsvertrag, der nahezu unkündbar war und den Beteiligten erschwerte, mit den konkreten Arbeiten voranzukommen. Auf beiden Seiten fehlten Informationen aus der jeweils anderen Institution, manche Probleme im Bauverlauf ließen sich in dieser Konstellation gar nicht mehr lösen. Dazu kamen Faktoren wie das kerntechnische Regelwerk oder andere Veränderungen in den Normen, die im laufenden Ausbau auf den jeweils aktuellsten Stand gebracht werden müssen. Ein strukturelles Defizit, das nur zu lösen war, indem die Zuständigkeiten beim Thema Atommüll-Endlagerung gesetzlich ganz neu geregelt wurden. Dies hat die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks mit dem Gesetz zur Neuordnung der Organisationsstruktur im Bereich der Endlagerung im Sommer 2016 getan. Seither liegen die operativen Endlageraufgaben in nur noch einer Hand – bei der neu gegründeten Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Nun wurde es erstmals möglich, alle existierenden Akten und Erkenntnisse über das Endlagerprojekt auf einen Tisch zu legen. Die Voraussetzung, um sich ein ganzheitliches Bild über die konkrete Terminlage zu machen und endlich zu einer verlässlichen Vorhersage zu kommen, wann es hier denn nun wirklich mal losgehen kann. Um dabei Betriebsblindheit aus zuschließen, hat man sich externe Hilfe durch den TÜV Rheinland geholt, dessen Gutachten seit Anfang März vorliegt: Demnach sollen nun im Jahr 2027 die letzten Bauarbeiten abgeschlossen sein. Eine Unzahl von Einzelpositionen hat der TÜV geprüft und geschaut, wo es an Effizienz mangelt, sich Prozesse verlängern und wo an anderen Stellen Zeit gespart werden kann. Eine realistische Einschätzung der Dauer atomrechtlicher Prüfungen und davon, wie man mit einem besseren Projektmanagement auf Probleme reagieren kann, gibt es nun. „Nach Lage der Dinge ist nicht er kennbar, dass es noch doller kommen kann“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth bei der Vorstellung des TÜV-Berichts in Berlin, und BGE-Geschäftsführer Thomas Lautsch fügte an: „Die Baustelle hat Schwung.“ Im Berg wird auf drei Großbaustellen gleichzeitig gearbeitet Tatsächlich wird unter Tage in vier Schichten gearbeitet. Von Schacht 1 aus, über den alle Personen, Gerätschaften und Verbrauchsmaterialen auf die Großbaustelle in etwa einem Kilometer Tiefe gelangen, sind es nur ein paar Minuten Fahrt mit dem Besucherjeep. In einer Ausbuchtung des Stollens erscheint im Lichtkegel eines Bauscheinwerfers mit Donnergetöse ein Großgerät, das sich mit einem brachialen Schneidekopf in den Berg hineinfräst. Ein Waschplatz für Fahrzeuge soll das einmal werden, erklärt Infostellenleiter Arthur Junkert und wiegelt ab: Das sei jetzt keins der wirklich wichtigen Projekte. „Wir haben hier unten zurzeit drei große Baustellen, auf denen es erhebliche Fortschritte gegeben hat“, fasst er die Lage unter Tage zusammen und gibt damit auch das Programm der weiteren Besichtigungstour bekannt: Erstmal geht es in die unterirdische Betonfabrik, in der später unter Tage das Material zur Verfüllung der Einlagerungskammern hergestellt werden soll. Dann weiter in die Montagehallen, in denen dereinst der Fuhrpark aus dem Einlagerungsbereich gewartet werden soll. Und schließlich in die Umladestation in der Nähe von Schacht 2, wo die Abfallgebinde auf Spezialfahrzeuge umgelagert werden sollen, um sie in die Einlagerungskammern zu transportieren. Diese sind für den Betriebsbeginn schon komplett „aufgefahren“, wie der Bergmann sagt. Zusammen ergibt all dies ein unterirdisches Industriegebiet mit weit mehr als 30 Kilometern Wegstrecke, durchzogen von Wasserleitungen, Luftkanälen, Kabeln und Entstaubungsanlagen. Wie ein Aufruf zur Arbeit lagern Unmengen Maschendraht, Spritzbetonsäcke und Betonmischer an den Wegesrändern. Doch pausenlos malochen, das schafft hier unten keiner. Zwischendurch gibt es im Stollen auch mal Stullen und Kaffee. Dafür steht ein neonbeleuchteter Pausencontainer bereit. Kurzer Zwischenstopp neben einem Bagger, auf dem ein Schlagbohrer im Format eines Kanonenrohrs installiert ist. Er hämmert wie wild auf den Berg ein, um eine Verbindung zur unteren Ebene herzustellen, damit von hier oben später mal über eine Fallleitung Eisenerz als Rohstoff ins Betonwerk gekippt werden kann. Dann: Motoren aus, das obligatorische „Glück auf!“, Gehörschutz kurz ablegen und ein kurzes Schwätzchen mit dem Baggerfahrer, der von den neuesten Durchbrüchen berichtet. Junkert lobt, der Bergmann reißt noch einen Witz, und weiter geht’s. Der Umgangston unter Tage ist, wie sollte es unter Kumpeln auch anders sein, kumpelhaft, und ihr traditioneller Stolz ist in Konrad sogar noch eine Nummer größer. Denn eine Nummer größer ist hier eben auch ihre Aufgabe. „Bauen in der Substanz ist schon eine erhebliche Herausforderung“, erklärt Junkert. Damit ist gemeint, dass die Versorgungseinrichtungen in Stollen gebaut werden, die nicht in einem eigens dafür angelegten Bergwerk entstehen, sondern in einem unterirdischen Grubengebäude errichtet werden, das einmal ganz anderen Zwecken diente. „Das ist so, als wenn Sie ein Einfamilienhaus kaufen, anstatt neu zu bauen. Da müssen Sie auch Zugeständnisse machen – oder eben mit erheblichem Aufwand umbauen.“ Die Einlagerungstransportstrecken und die Einlagerungskammern selbst dagegen werden ganz neu aufgefahren. Bei der Sicherheit gibt es keine Zugeständnisse. Für die Konrad-Kumpel bedeutet das Pionierarbeit: Zum Beispiel müssen sie Kammern ausheben, die um ein Vielfaches höher sind als in einem Förderbergwerk üblich. Dann müssen sie diese Hallen durch Betonverschalungen und riesig dimensionierte Gebirgsanker absichern, die statt zwei Metern 12 bis 18 Meter Länge haben. So viel Stahl muss man erst mal in den Fels schrauben können. Die Gegner sehen Parallelen zwischen Konrad und der Asse Bei den Bürgerinitiativen, die seit nunmehr drei Jahrzehnten alles daransetzen, um ein Endlager Konrad zu verhindern, weckt der Umbau eines bestehenden Bergwerks düstere Assoziationen. Wohin so eine Umnutzung eines ehemaligen Förderbergwerks führen könne, dafür haben die Konrad-Gegner ein mahnendes Beispiel zur Hand: den nahe gelegenen Salzstock Asse bei Wolfenbüttel, jenes missglückte Endlager, aus dem wegen eines drohenden Wassereinbruchs 126.000 Fässer mit Atommüll wieder geborgen werden sollen. Spricht man Junkert auf dieses Thema an, stampft er erst mal mit dem Sicherheitsstiefel auf den Boden. Eine Staubwolke steigt auf. Ein Wasserproblem gebe es hier definitiv nicht, im Gegenteil, man müsse sogar regelmäßig mit Sprenklern bewässern, um den Staub zu bekämpfen. Es ist aktenkundig: War die Asse tatsächlich zu nah am Wasser gebaut, ist das Bergwerk Konrad durch eine massive Tonschicht sicher von der Biosphäre abgeschirmt. Aber ebenso wie in der Asse ist die Zeit ein Problem im Endlager Konrad. Vier Monate dauert es, eine große Teilschnittmaschine in Einzelteilen in die Tiefe zu verfrachten und sie unten wieder zusammenzusetzen. Ist sie dort dann im Einsatz, kommt sie beim Auffahren neuer Stollen gerade mal ein paar Meter am Tag voran – einige der Einlagerungskammern, in denen später die Behälter mit dem Atommüll einbetoniert werden, sind bis zu einen Kilometer lang. Das hier sind geologische Schichten, die im Verlauf von Äonen entstanden sind. Wollen Menschen in diese Sphäre vordringen, müssen sie auch etwas mehr Zeit mitbringen. Wie am Ende bei der Einlagerung Zeit gespart werden könnte Das bürokratische Problemknäuel ist inzwischen entwirrt. Aber gelöst werden muss noch einiges: Am für die Einlagerung der radioaktiven Abfälle entscheidenden Schacht 2 hat es lange Stillstände gegeben. Einige Arbeiten in diesem Bereich müssen nun neu ausgeschrieben werden. Das wird wieder Zeit in Anspruch nehmen. Schließlich sind es keine trivialen Arbeiten, wie sich beim Umbau des benachbarten Schachts 1 gezeigt hat. Um solche Fragen geht es, wenn der TÜV in seinem Gutachten von „Problemen und Ungewissheiten“ spricht. Auch an manchen Akten hat der Zahn der Zeit genagt. Einige Teilprojekte wurden immerhin schon Ende der 1980er-Jahre an externe Firmen vergeben, ein gutes Vierteljahrhundert später gibt es da einigen Klärungsbedarf: Welcher Leistungsumfang in welcher Qualität soll bei solchen Altverträgen heute noch gelten? Das ist nicht ohne, denn praktisch für nichts, was es hier zu bauen und entwickeln gilt, existieren Standards. Alles sind Spezialfälle, sehr komplexe dazu – wobei sich derweil das Regelwerk weiterentwickelt hat, das trotzdem eingehalten werden muss. Deshalb empfiehlt der TÜV Rheinland, manche der Altverträge neu zu regeln und einige Teilprojekte auch gleich ganz neu auszuschreiben. Allein: Die Lage auf diesem Markt als angespannt zu bezeichnen wäre noch untertrieben. Leisten können so etwas meist nur hoch spezialisierte Anbieter, nicht selten Monopolisten, die sich in den Verhandlungen gern hartleibig zeigen – und am Ende manchmal auch ganz abspringen. Für den Ausbau des Schachtes 2 lag gar nicht erst ein vertretbares Angebot vor. Deswegen musste im Jahr 2009 verschoben werden. Die fünf Jahre, die das alles jetzt länger dauern soll, ließen sich zumindest teilweise dadurch kompensieren, dass später bei der Einlagerung der Abfälle auch im Zweischichtbetrieb gearbeitet werden könnte, sagten BGE-Chefin Ursula Heinen-Esser und Staatssekretär Jochen Flasbarth nach Erscheinen des TÜV-Gutachtens. Bislang ging man davon aus, dass mit einer Schicht 10.000 Kubikmeter Atommüll pro Jahr eingelagert werden können, bei zwei Schichten wird sich das Volumen zwar nicht verdoppeln, aber deutlich erhöhen. Wie viel teurer das Endlager durch die Verzögerung wird, lässt sich derzeit noch nicht genau beziffern. „Es wird bezogen auf die Gesamtkosten keine allzu große Summe sein“, erwartet Heinen-Esser, eingeplant sind 3,6 Milliarden Euro, von denen 1,4 Milliarden bereits verbaut sind. Am Ende der Reise in die Tiefe geht es mit vier Metern pro Sekunde im nur von Gittern umschlossenen Förderkorb rund 1.000 Meter nach oben, während der Luftstrom den Mitfahrenden von oben entgegenweht. Er wird durch Schacht 1 angesaugt, um das Bergwerk zu bewettern. Eine solche Dynamik hätte sich manch einer in den letzten Jahren auch bei der Klärung des Endlagerprojekts Konrad gewünscht. Immerhin hat es nun wieder Fahrt aufgenommen. Die Reportage ist Teil der Einblicke Nr. 2 Thema: Fertigstellung 2027 - was passiert nun? Hinter der Geschichte Reporter Oliver Geyer, der für verschiedene Magazine und Zeitungen wie u. a. die „Zeit“ schreibt, war schon öfter unter Tage: einmal in Gorleben, ein anderes Mal in der Asse. Auch wenn sich die Bergwerke in vielem unterscheiden, von einer Sache zeigt sich Geyer jedes Mal aufs Neue angetan: „So tief unter der Erde sind die Menschen besonders bodenständig.“ Links zum Thema Die Einblicke Nr. 2 zum Herunterladen Themenschwerpunkt: Fertigstellung des Endlagers Konrad Alle Publikationen im Überblick Alle Meldungen und Pressemitteilungen der BGE im Überblick
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