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Eier im Blick des Landeslabors Berlin-Brandenburg

Eier sind fester Bestandteil des Osterfests. Aber wie unbeschwert können Eier genossen werden? Als häufig verzehrte Lebensmittel stehen Eier im Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) regelmäßig auf dem Prüfstand. Die Untersuchungsergebnisse geben – zumindest was die Sicherheit der Eier betrifft – grünes Licht für eifrige Eiersucher*innen. Im Jahr 2022 wurden im LLBB 288 Proben von rohen Hühnereiern sowie 17 Proben von gekochten und gefärbten Eiern untersucht. Lediglich acht Eierproben wurden beanstandet, davon sieben wegen Kennzeichnungsmängeln und eine aufgrund einer irreführenden Angabe zu Omega-3-Fettsäuren. Bei den gefärbten Eiern konnten keine nicht-zugelassenen Farbstoffe nachgewiesen werden. Die mikrobiologische Untersuchung von 183 Eierproben ergab keinen Befund. Auch wenn die Belastung von Eiern mit Salmonellen aufgrund von wirksamen Hygiene- und Bekämpfungsmaßnahmen in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist, sind nach wie vor im Umgang mit Eiern die Regeln der Küchenhygiene zu beachten. So sollten beispielsweise Speisen mit rohen Eiern nur mit frischen Eiern zubereitet, in kurzer Zeit verzehrt und bis dahin unter 7 °C gekühlt aufbewahrt werden. Da Salmonellen sich auch auf der Schale von Eiern befinden könnten, sollte beim Ausblasen von Eiern ein direkter Kontakt des Munds mit der Eierschale vermieden werden. Ein weiteres wichtiges Thema in Zusammenhang mit der Sicherheit von Eiern sind mögliche Rückstände. Eier werden sowohl im Rahmen der regulären Lebensmittelüberwachung als auch im Kontext von Programmen wie dem Nationalen Rückstandskontrollplan für Lebensmittel tierischen Ursprungs (NRKP) regelmäßig im Landeslabor auf Rückstände von verschiedenen Stoffgruppen untersucht. Die Rückstandsanalytik ist sehr aufwändig, da ein breites Stoffspektrum in kleinsten Mengen präzise bestimmt werden muss. Die Größenordnung der Höchstgehalte bewegt sich in der Regel im Bereich Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg, 1 Mikrogramm entspricht einem Millionstel Gramm) oder noch geringeren Mengen wie beispielsweise bei Dioxinen. Auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden im Rahmen der Lebensmittelüberwachung in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 94 Proben untersucht (2021: 56 Proben und 2022: 38 Proben). Dabei handelte es sich um Eier von Hühnern unterschiedlicher Haltungsformen (Boden, Freiland, ökologisch sowie aus Hühnermobilen). Eine Probe aus Hühnermobil-Haltung wies eine erhöhte Konzentration auf, die unter Berücksichtigung der laborinternen Messunsicherheit den Höchstgehalt nicht überschritt (d.h. keine Beanstandungen). Darüber hinaus wurden im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans für Lebensmittel tierischen Ursprungs (NRKP) 25 Proben unter anderem auf Dioxine und PCB untersucht, von denen keine auffällig war. 36 Proben der Lebensmittelüberwachung wurden auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände (260 verschiedene Wirkstoffe) analysiert. Hinzu kam die Untersuchung von 25 Proben aus dem NRKP auf Rückstände von chlororganische Pflanzenschutzmitteln. 22 NRKB-Proben wurden auf das Vorhandensein phosphororganischer Pflanzenschutzmittel-Rückstände geprüft. Es gab keine Auffälligkeiten. 2021 und 2022 wurden außerdem 147 Proben auf Rückstände von Tierarzneimitteln untersucht, wobei keine Rückstände bestimmt wurden. Hinzu kommt die Untersuchung von 110 Brandenburger Proben (2021: 51, 2022: 59) auf Tierarzneimittel-Rückstände im Rahmen des NRKP. Dabei waren Gehalte oberhalb der Bestimmungsgrenze nur in vier Proben messbar, wovon eine Probe auffällig war (Gehalt oberhalb des Höchstgehaltes). Rückstände in Eiern waren im Jahr 2017 ein vielbeachtetes Thema, als unzulässige Gehalte des Insektizids Fipronil in Hühnereiern festgestellt wurden, obwohl dieser Wirkstoff bei Tieren, die der Lebensmittelerzeugung dienen, nicht angewendet werden darf. Auch wenn dieses Geschehen nun schon einige Jahre zurückliegt, wurden im LLBB im Rahmen des NRKP auch in den Jahren 2021 und 2022 wieder Hühnereier auf diesen Wirkstoff untersucht (22 Proben), die alle unauffällig waren. Das Fipronil wurde verbotenerweise zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe in den Hühnerställen angewendet. Die Rote Vogelmilbe ist ein blutsaugender Ektoparasit von Vögeln. Ebenso wirksam gegen diesen Parasiten ist neben Pyrethroiden, auf die im Rahmen der Untersuchung von Pflanzenschutzmittel-Rückständen geprüft wird, der Wirkstoff Fluralaner. Er ist für Legegeflügel zugelassen und es wurde 2017 ein Rückstands-Höchstgehalt für Eier festgelegt. Fluralaner wurde in keiner der 13 untersuchten Proben nachgewiesen.

Chemikalienforschung im UBA

Chemikalienforschung im UBA In eigenen Laboratorien untersucht das UBA, wie Pflanzenschutzmittel, Biozide, Arzneimittel oder Industriechemikalien auf die Umwelt wirken: Wie belasten sie einzelne Lebewesen in Ökosystemen? Wie verteilen sie sich im Boden, Wasser und in der Luft? Wirken die Mittel gegen Glieder- und Nagetiere ausreichend? Der Fachbereich Chemikaliensicherheit untersucht in eigenen Laboratorien Chemikalien und Zubereitungen und nutzt die Ergebnisse zur Bewertung. Rund 25 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in drei Laborfachgebieten in Berlin Dahlem und Marienfelde. Sie beantworten mit ihrer Forschung zum Beispiel Fragen zum Umweltverhalten von Stoffen. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen werden außerdem für die in den Stoffgesetzen verankerte Umweltprüfung benötigt. Die Verknüpfung mit den Aufgaben des UBA im Vollzug der Stoffgesetze ( REACH , Pflanzenschutzgesetz , Arzneimittelgesetz , Biozid-Verordnung , Infektionsschutzgesetz ) ist also sehr eng. Anlass für die experimentelle Forschung ist unter anderem die Weiterentwicklung von Regelwerken, Prüfrichtlinien und Testmethoden, wenn sie nicht mehr dem aktuellen Wissenstand entsprechen. Dazu kommen auch Fragen, die bei der Umweltbewertung von einzelnen Stoffen entstehen. Die Chemikalienforschung unterstützt die Umweltpolitik und unterscheidet sich so von der universitären und außeruniversitären Forschung. Die Schwerpunkte der Chemikalienforschung können auch im Forschungsprogramm des UBA 2018 – 2022 (Seite 60 - 64) nachgelesen werden. Das Prüflabor Gesundheitsschädlinge überprüft gemäß Paragraf 18 Infektionsschutzgesetz die Wirksamkeit von Mitteln und Verfahren zur Bekämpfung von Glieder- und Nagetieren. Es untersucht auch Arzneimittel gegen Ektoparasiten, also Parasiten, die sich auf der Haut des Menschen befinden können. Dazu züchtet das UBA Tiere wie Schaben, Bettwanzen, Mücken, Fliegen, Kopf- und Kleiderläuse, Mäuse und Ratten. Das Prüflabor ist nach DIN ISO 17025 akkreditiert. Das Ökotoxikologielabor des UBA untersucht Stoffe und Stoffgemische auf ihre giftige Wirkung auf Gewässerorganismen. Dazu werden entsprechende Prüfverfahren zur Bewertung der ökotoxikologischen Wirkung von Stoffen konzipiert, standardisiert und weiterentwickelt. Diese Prüfverfahren (z.B. Fischembryotest, sedimentfreier Myriophyllum-Test) dienen dem Vollzug der Stoffgesetze und werden an die ⁠ OECD ⁠ gegeben. Das Labor arbeitet experimentell an ökotoxikologischen Fragestellungen wie zum Beispiel den Kombinationswirkungen mehrerer Stoffe. Auf dem Versuchsfeld Marienfelde betreibt das UBA eine Fließ- und Stillgewässer-Simulationsanlage. Mit dieser großen Anlage können der Abbau, die Verteilung und die Wirkung chemischer und biologischer Stoffe in Flüssen und Seen untersucht werden. So wird das „umweltnahe" Verhalten von Chemikalien erforscht. Mit der organischen Spurenanalytik ist es möglich, Stoffe zu bestimmen (z.B. ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠, Biozide, Industriechemikalien), die in sehr niedrigen Konzentrationen in der Umwelt vorkommen oder in Labor- oder Technikversuchen eingesetzt werden. Neben eigenen Experimenten vergibt der Fachbereich Chemikaliensicherheit auch Aufträge an Forschungseinrichtungen oder Hochschulen, z.B. im Rahmen des Umweltforschungsplans (UFOPLAN. Die UBA-Mitarbeitenden bewerten die Ergebnisse und nutzen sie für die Chemikalienbewertung und die Festlegung von Risikomanagementmaßnahmen.

65_Kriebelmücken

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Kriebelmücken (Diptera: Simuliidae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Doreen WERNER (1. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Die Erfassung und Bearbeitung der medizinisch und veterinärmedizinisch relevanten Familie der Kriebelmücken (Simuliidae, Diptera) wurde bisher im Land Sachsen-Anhalt aufgrund ihrer schwieri- gen Bestimmbarkeit und wegen Problemen der Probennahme völlig vernachlässigt. Aus diesem Grund erfolgte auch keine Einordnung innerhalb der Roten Liste. Die vorliegende Zusammenstel- lung soll erstmalig eine Diskussionsgrundlage für die Zugehörigkeit der Arten dieser Familie zur Roten Liste in Sachsen-Anhalt darstellen. Weltweit sind ungefähr 1.790 Kriebelmücken (CROSSKEY 2002) bekannt, von denen bisher 48 Arten in Deutschland nachgewiesen wurden (ZWICK & WERNER 1998 unter Berücksichtigung von WERNER 2003) und ungefähr 50-60 morphologisch unterscheidbare Arten zu erwarten sein könnten. Die Artenzahl dürfte real jedoch noch wesentlich höher liegen. Für Simuliiden ist die Ausbildung von Komplexarten charakteristisch, die unter Einbe- ziehung zytotaxonomischer und molekularbiolo- gischer Techniken trennbar sind. Es ist allgemein akzeptiert, dass diese Komplexarten Geschwis- terarten darstellen, die sich hinsichtlich ihrer Ein- nischung im Ökosystem und ihrer Wirtsspezifität unterscheiden können. Auf das Bundesland Sachsen-Anhalt entfallen hiervon nach aktuellen Erhebungen (WERNER & ADLER, i. Dr.) 24 morphologisch trennbare Arten. Diese Artenzahl erscheint auf den ersten Blick sehr gering, doch der überwiegende Teil des Bun- deslandes ist durch altpleistozäne Strukturen, d.h. durch weitflächige Bereiche des Norddeutschen Tieflandes mit geringen Reliefunterschieden ge- kennzeichnet, die die Bruthabitate der Simuliiden prägen und somit ein verarmtes Arteninventar in diesem Bereich bedingen. Diese landschaftlich relative Gleichförmigkeit wird abgelöst durch das Vorhandensein hügliger Abschnitte im Gegensatz zu der im Westen des Landes einsetzenden Mit- telgebirgsschwelle mit dem nördlichsten deut- schen Mittelgebirge, dem östlichen Harz. Die Geo- logie des Harzes mit den Hochebenen, steilen Bergrücken und seichten Tälern prägt den Land- schaftscharakter. Diese geologische Besonderheit hat extreme Auswirkungen auf die Ausbildung der Fließgewässerstrukturen und somit auf das Simu- liidenspektrum im Gebiet und rückt die für die Rote Liste interessanten Arten ins Blickfeld, da die Fau- na mit der kollinen Stufe am Harzrand bis in die hochmontanen Lagen stark wechselt. " $ Simuliiden haben eine geringe Körpergröße, die ca. 2 bis 5mm beträgt. Besonders charakteristisch ist die starke Ausbildung des Mesothorax, der die bucklige Gestalt der Mücken bedingt. Der Kopf ist rundlich und trägt die 9- bis 11-, seltener 13- gliedrigen, kurzen Antennen, die Mundwerkzeu- ge mit dem kompliziert gebautem kurzen Rüssel sowie die sexualdimorph gestalteten Facettenau- gen. Ocellen fehlen. Die hyalinen Flügel sind rund- lich bis oval und werden im Ruhezustand horizon- tal übereinander gelegt. Beine und Abdomen sind im Verhältnis zu anderen Nematoceren kurz und kräftig ausgebildet. In fließenden, sauerstoffreichen Gewässern erfolgt die Entwicklung der präimaginalen Stadien. Die morphologische Anpassung der Larven und Pup- pen wurde bereits von EICHHORN (1775 zitiert nach WILHELMI 1920) bei den Larven in Form des cau- dalen Haftapperates und bei den Puppen in der Fertigung eines Kokons gesehen. Kennzeichnend für Simuliidenlarven ist ihre wurmartige Gestalt und die kompliziert gebauten Kopffächer, die dem Nahrungserwerb dienen. Suspendierende Nah- rungsartikel wie z.B. Algen, Bakterien, Detritus werden mittels dieser Fächer gefiltert und durch Abknicken zur Mundöffnung geführt. Meist werden 7 Larvenstadien durchlaufen, bis die ausgewachsene Larve mit Hilfe eines Spinnse- krets einen arttypischen, auf unterschiedliche Weise am Substrat angehafteten Kokon webt, dessen Öffnung in Strömungsrichtung liegt. Die Atmung der Puppe erfolgt über paarig angelegte Atemfäden, die bei den meisten Arten aus dem Kokon herausragen und sub- und emers fungie- ren. Vor dem Schlupf reichern die Puppen Sauer- stoff im Kokon an, mit dessen Hilfe sie beim Schlupf an die Oberfläche steigen. Durch die spezifische Lebensweise der Präima- ginalstadien der Simuliiden, gekoppelt mit ihrer Fähigkeit, alle Fließgewässertypen vom Quellbe- reich bis hin zum Strom im Potamal zu besiedeln, sind die Arten diese Familie geradezu prädesti- niert, als Bioindikatoren bei der biologischen Ge- wässeranalyse zu fungieren. Begünstigend kommt hinzu, dass an die Aufsammlung der Arten keine speziellen methodischen Anforderungen gestellt werden. Die Bestimmung der Arten gestaltet sich jedoch schwierig. Für die Schaderreger sind die Verbreitung und die Ökologie meist gut untersucht. Für die selteneren Arten sind ihre Biologie und ihre ökologische Bedeutung kaum geklärt. Ein großes Problem stellt die Einschätzung einiger Arten hinsichtlich ihrer Bestandsentwicklung und Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 3 - - 12,5 - - 3 2Rote Liste 5 8,320,8 Ansprüche an das Ökosystem dar, weil gerade auf ihrer Grundlage die Erarbeitung der Roten Li- sten erfolgen sollte. Hinsichtlich ihrer medizinischen Bedeutung dür- fen die Simuliiden nicht unerwähnt bleiben. Ne- ben den Culicidae, Ceratopogonidae, Tabanidae, Muscidae und Calliphoridae erlangt gerade diese Familie als Blutsauger und Krankheitsüberträger eine nicht zu unterschätzende soziale und wirt- schaftliche Bedeutung. Bedingt durch die Lebens- weise der meisten Weibchen als blutsaugende Ektoparasiten spielen die Kriebelmücken eine wesentliche Rolle als Überträger von Krankheits- erregern, insbesondere von Filarien, Plasmodien und Nematoden bei Säugern und von Haemospo- ridien bei Vögeln. Überall, wo die blutsaugenden Arten der Familie zur massenhaften Entwicklung kommen, können sie u.a. am Weidevieh beträchtliche Verluste her- vorrufen. Größere Schäden werden verursacht, wenn es durch geeignete Umweltfaktoren zu Mas- senentwicklungen der Kriebelmücken kommt. Insbesondere in den Frühjahrsmonaten sind star- ke Verluste an Weidevieh hierauf zurückführbar. Der Anflug der einzelnen Kriebelmückenarten ist stark wirtsspezifisch (RÜHM 1983). Fast alle Säu- getierarten und Vögel sind potentiell geeignet für die Aufnahme einer Blutmahlzeit. Allgemeinerkrankungen bis hin zu Todesfällen (Simuliotoxikose) sind in bestimmten Schadgebie- ten des Flachlandes - auch im Bundesland Sach- sen-Anhalt - periodisch an den Wirten zu verzeich- nen (RÜHM 1982, 1983, WERNER 2003, WERNER & ADLER i. Dr.). Die Ursache hierfür liegt in den Stich- verletzungen und der Abgabe eines toxischen Speicheldrüsensekrets bei der Blutaufnahme der Weibchen. Bevorzugte Stichstellen sind meist dünnhäutige Körperpartien der Wirte. Das bei Aufnahme der Blutmahlzeit in die Wunde injizier- te Speicheldrüsensekret verhindert die Gerinnung des Blutes und übt gleichzeitig eine anästhesie- rende Wirkung aus. Außerdem stellt es ein stark hämolytisches Gift dar, welches zu Gewebs- schwellungen und Blutergüssen sowie Infiltratio- nen in den verschiedensten Organen führt (GRÄF- NER 1977). Nach einem Befall bleiben meist schwe- re physiologische Schädigungen zurück oder die Tiere sterben in kürzester Zeit. Datengrundlagen Aus dem Bundesland Sachsen-Anhalt liegen bereits Meldungen über Simuliiden von verschie- denen Autoren vor, die bis auf das Jahr 1870 zu- rückgehen. In diesen Veröffentlichungen wird je- doch ausschließlich über das Schad- und Plage- Gesamt 24 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Kriebelmücken Sachsen-Anhalts. auftreten von Simuliiden im untersuchten Gebiet berichtet (GRÄFNER & BETKE 1982). Die Erfassung der Familie der Kriebelmücken mit adulten Tieren gestaltet sich sehr schwierig und ist mit dem Ziel einer flächendeckenden Bearbei- tung nicht realisierbar. Aus diesem Grund wurden die präimaginalen Stadien, die an fließendes Was- ser gebunden sind, erstmals im gesamten Bun- desland von WERNER & ADLER (i. Dr.) erfasst. In ausgewählten Fließgewässern des Bundeslandes Sachsen-Anhaltes wurden in den Frühjahrs-, Som- mer- und Herbstmonaten von 1996 - 2003 prä- imaginale Stadien der Simuliiden an allen in Fra- ge kommenden Substraten (Steinen, Holz, pflanz- lichem Material, anorganischen Materialien - vor allem Kunststoffsubstraten) gesammelt. Die Ver- teilung der Entnahmestellen wurde bestimmt durch die Struktur der Fließgewässer und seiner ufernahen Abschnitte. In die Bearbeitung wurden ebenfalls Proben aus dem Staatlichen Amt für Umweltschutz Dessau/ Wittenberg und der Uni- versität Leipzig einbezogen. Insgesamt konnten somit präimaginale Stadien von 206 Bruthabita- ten berücksichtigt werden. Nomenklatur Die Nomenklatur der einzelnen Bestimmungs- schlüssel ist verwirrend und wird sehr unterschied- lich gehandhabt. Da dies auch die Zuordnung der Arten in Gattung und Untergattungen betrifft, soll in der vorliegenden Arbeit konsequent das Gat- tungs- und Untergattungssystem nach CROSSKEY & HOWARD (1997), worin die in den meisten mittel- europäischen Veröffentlichungen verwendeten Gattungsbezeichnungen wie Boophthora, Never- mannia, Eusimulium und Wilhelmia zum Untergat- tungsstatus erhoben werden, Anwendung finden. In der Übersicht des nachgewiesenen Arteninven- tars sind zum besseren Verständnis die Bezeich- nungen unter Berücksichtigung der Untergattun- gen angegeben. Gefährdungsursachen Als Gefährdungsursachen kommen in erster Li- nie die Verschmutzung von Fließgewässern durch Einleitung von Abwässern, vorrangig aus Haus- halten und Industrie, in Betracht. Die dadurch ent- stehende organische Belastung der Gewässer un- terdrückt das Vorkommen der Arten, die klare, belastungsfreie Gewässer als Entwicklungshabi- tat benötigen und begünstigt gleichzeitig das Auf- treten von verschmutzungstoleranten Arten, die somit ohne jegliche Konkurrenz zur Entfaltung von Massenpopulationen neigen und ein Schad- bzw. Plageauftreten hervorrufen können. Dieses Phä- nomen wird ebenfalls durch den Eintrag von Stick- " % stoff (Eutrophierung) im Einzugsbereich intensiv landwirtschaftlich genutzter Flächen in Form der Auswaschung von Dünge- und Pflanzenschutz- mittel beobachtet. Der Ausbau und die Begradigung der Fließgewäs- ser und damit die Unterdrückung der natürlichen Strukturen hat ebenfalls einen beträchtlichen Ein- fluß auf das Vorkommen der anspruchsvolleren Arten. Zum einen bedingen Meliorationsmaßnah- men die Absenkung des Grundwasserspiegels, zum anderen verändern künstliche Maßnahmen die Struktur des Gewässergrundes und die aqua- tische Flora, die der Anhaftung der präimagina- len Stadien der Simuliiden dient. Danksagung Dank sollte in erster Linie dem unnachgiebigen Drängen zur Bearbeitung der Simuliidenfauna des Gebietes Dr. P. SACHER (Nationalpark Hochharz) gelten. Für die Überlassung von Literaturdaten sowie für Informationen und Material Sachsen- Anhalts möchte ich folgenden Personen danken: Dr. J. BASS (CEH Dorset Winfrith Technology Cen- tre Dorchester, UK), Dr. P. BETKE (Freie Universi- tät Berlin), Frau P. MARTIN (Landesamt für Verbrau- cherschutz Stendal), Dr. F. PFEIFER (Landesamt für Verbraucherschutz Halle), Dr. R. SCHMÄSCHKE (Uni- versität Leipzig) und Herrn E. STACKFLETH (Landes- amt für Verbraucherschutz Stendal). Art (wiss.)Kat. Simulium (Nevermannia) crenobium (KNOZ, 1961) Simulium (Nevermannia) cryophilum (RUBZOV, 1959) complex Simulium (Obuchovia) auricoma MEIGEN, 1818 Simulium (Simulium) argyreatum MEIGEN, 1838 Simulium (Simulium) monticola FRIEDERICHS, 1920R R R 3 3 Nomenklatur nach CROSSKEY & HOWARD (1997). Literatur CROSSKEY, R.W. (2002): Second Update to the Taxonomic and Geographical Inventory of World Blackflies (Diptera: Si- muliidae).- The Natural History Museum, London: 1-10. CROSSKEY, R.W. & T.M. HOWARD (1997): A new taxonomic and geographical inventory of world Blackflies (Diptera: Simu- liidae).- The Natural History Museum, London: 1-144. GRÄFNER, G. (1977): Zur Artenfauna, Verbreitung, Taxonomie, Biologie, Schadwirkung und Bekämpfung von Kriebelmü- cken (Diptera; Simuliidae) Im Bezirk Schwerin mit beson- derer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Jungrin- deraufzucht.- Habilitationsschrift, Humboldt-Universität zu Berlin, 202 S. GRÄFNER, G. & P. BETKE (1982): Zur Bedeutung des Kriebel- mückenbefalls bei Weidetieren mit einem geschichtlichen Überblick über das Vorkommen von Kriebelmücken (Dip- tera; Simuliidae) auf dem Territorium der DDR.- Mh. Vet.- Med., 37: 448-450. RÜHM, W. (1982): Spätes Schadauftreten von Boophthora ery- throcephala De Geer (Simuliidae, Dipt.). Ein Beitrag zur Theorie der Schadentstehung bei Weidetieren. - Anzeiger Anschrift der AutorIn Dr. Doreen Werner Humboldt-Universität zu Berlin Institut für Biologie Invalidenstr. 43 D-10115 Berlin E-Mail: h0662cer@rz.hu-berlin.de " & für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz, 55(4): 49-55. RÜHM, W. (1983): Kriebelmücken (Simuliidae, Diptera) als Pla- ge- und Schaderreger.- Veterinär-Medizinische Nachrich- ten, 1: 38-50. WERNER, D. (2003): Die aktuelle taxonomische Situation der Simuliidae (Diptera) in Deutschland mit einem kurzen ge- schichtlichen Abriß des Beginns der Simuliidenforschung in Europa.- D.G.a.a.E.-Nachrichten (Bayreuth), 17(4): 142- 144. WERNER, D. & P.H. ADLER (2004): A faunistic review of the black flies (Simuliidae, Diptera) of the federal state of Sachsen- Anhalt, Germany.- Abhandlungen und Berichte für Natur- kunde, Magdeburg. (im Druck) WILHELMI, J. (1920): Die Kriebelmückenplage.- Verlag Gustav Fischer, Jena: 1-246. ZWICK, H. & D. WERNER (1998): Simuliidae. In: SCHUMANN, H. BÄHRMANN, R. & A. STARK (Hrsg.)(1998): Checkliste der Di- pteren Deutschlands.- Studia dipterologica (Halle/Saale), Suppl. 2: 1-354.

pfl-tiere-st_Lausfliegen.pdf

Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Lausfliegen (Diptera: Hippoboscidae) Bestandssituation Matthias Jentzsch & Joachim Müller (unter Mitarbeit von Konstantin Bäse, Wolfgang Bäse und Martin Schulze) Von den weltweit 204 Arten der Hippoboscidae (Soos & Hurka 1986) kommen in Deutschland nur 15 Spezies vor (Müller 1997, 2000, Kock 2000, Schmidt 2001, 2003, Heddergott 2004, Heddergott & Müller 2008). Sie leben als blutsaugende Ektoparasiten auf Vögeln und Säugetieren und lassen sich zeitweise von ihren Wirten transportieren (Phoresie). Viele Arten sind polyxen (mit breitem Wirtsspektrum) oder oligoxen (mit we- nigen Wirtsarten), einige aber auch an nur eine Wirts- spezies (monoxen) gebunden. Vor allem im Rahmen der wissenschaftlichen Vogelberingung von Brutvögeln und Nestjungen sind weitere Artnachweise heimischer und gerade bei Zugvögeln auch von bislang hier nicht nachgewiesenen Hippobosciden möglich. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Für Sachsen-Anhalt liegen publizierte Nachweise von zehn Arten vor (Müller 1997, Redlich et al. 2006, Jentzsch 2010, Jentzsch & Schulze 2013). Ein Groß- Hirschlausfliege (Lipoptena cervi). Dobbin-Linstow, Forst Bark- horst, Juni 2004. Foto: F. Köhler. teil der Daten geht dabei auf die Arbeiten der Staßfur- ter Fachgruppe Faunistik und Ökologie (Müller 1985, 1996, 1997, 1999, 2000, Müller & Seelig 1973, 1985) und die Zuarbeit von nicht determiniertem Sammlungs- material durch K. und W. Bäse (Wittenberg) sowie M. Schulze (Halle) zurück. Im Vergleich zum Bearbei- tungsstand anderer Bundesländer ist die Gesamt-Ar- tenzahl mit zehn (= 67 % des bundesweiten Spektrums) als relativ hoch einzuschätzen. Neu für Sachsen-Anhalt ist das nach dem deutschen Erstnachweis aus dem Jahr 1992 (Schumann & Messner 1993) erwartete Vorkom- men von Lipoptena fortisetosa (syn. L. parvula) auf einem Mäusebussard im Hakel (26.5.2000, leg./det. K. Redlich, MLUH [2001 vid. J. Müller], Redlich et al. 2006). Nachweise der Fischadlerlausfliege Olfersia fumipen- nis (Sahlberg, 1886) und der Taubenlausfliege Pseudo- lynchia canariensis (Macquart in Webb & Berthelot, 1839) sind für Deutschland einschließlich Sachsen- Anhalt wahrscheinlich (Müller 1997), insbesondere, weil deren Wirte (Fischadler Pandion haliaetus bzw. Tauben Columbidae) hier häufig vorkommen. Von der Drossellausfliege Ornithoica turdi (Latreille, 1812) liegen Nachweise für Hessen ab 1990 (Kock 2000, Heddergott & Müller 2008) und Thüringen (ab 2001; Heddergott 2004) sowie für die Reiherlausflie- ge Icosta ardeae (Macquardt, 1835) aus dem Jahr 1991 aus Thüringen vor (Schmidt 2001, 2003). Vorkommen dieser Arten im benachbarten Sachsen-Anhalt sind somit ebenfalls zu erwarten. Melophagus ovinus muss bis auf weiteres als ausgestorben oder verschollen gel- ten. Hauptwirt ist das Hausschaf (Ovis orientalis aries), aber auch das Mufflon (Ovis orientalis musimon) wird parasitiert (Eckert et al. 2008). Während die einstmals sehr häufige Lausfliegen-Art (vgl. Eichler 1939) in den Haustierbeständen wohl mittlerweile aufgrund strenger veterinärhygienischer Vorgaben ausgerottet wurde, kommen möglichweise in den Muffelwildbeständen Sachsen-Anhalts noch Schaflausfliegen vor. Zur weite- ren Erforschung der Lausfliegen-Fauna ist es dringend erforderlich, dass neben unaufbereitetem Material aus naturwissenschaftlichen Sammlungen verstärkt Vogel- beringer und auch Jäger in die Erfassungen einbezogen werden. Die Nomenklatur richtet sich nach der bundesdeut- schen Checkliste (Müller 1999). Die deutschen Namen entsprechen Büttiker (1994), revidiert von Müller (1997). Lausfliegen unterliegen keinem gesetzlichen Schutz. 1129 Sichelflügel-Schwalbenlausfliege (Stenepteryx hirundinis). 31.8.2008, Foto J. Müller. Literatur Büttiker, W. (1994): Die Lausfliegen der Schweiz (Di- ptera, Hippoboscidae). – Docum. faun. Helvetiae (Neu- châtel) 15: 1–117. Eckert, J.; Friedhoff, K. T. & Zahner, H. (2008): Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. – MVS Medizinverlage, Stuttgart, 575 S. Eichler, W. (1939): Deutsche Lausfliegen, ihre Lebens- weise und ihre hygienische Bedeutung. – Zeitschr. hygienische Zool. Schädlingsbekämpf. (Berlin) 31: 210–226. Heddergott, M. (2004): Ornithoica turdi (Latreille, 1812) – neu in der Fauna Thüringens (Insecta: Dipte- ra: Hippoboscidae). – Ornithol. Jahresber. Mus. Hei- neanum (Halberstadt) 22: 51–54. Heddergott, M. & Müller, F. (2008): Erneuter Nach- weis von Ornithoica turdi (Latreille, 1812) in Deutschland (Diptera: Hippoboscidae). – Studia di- pterol. (Halle) 15: 297–300. Jentzsch, M. (2010): Beiträge zur Lausfliegen-Fauna Sachsen-Anhalts (Dipt., Hippoboscidae). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 54: 21–24. Jentzsch, M. & Schulze, M. (2013): Erstmals Nachwei- se von Lausfliegen bei Bienenfressern in Deutschland 1130 (Diptera, Hippoboscidae). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 57: 49. Kock, D. (2000): Ornithoica turdi (Latreille, 1812) neu in der Fauna Deutschlands und ihre Phänologie in der westlichen Paläarktis (Insecta: Diptera: Hippobosci- dae). – Senckenbergiana biol. (Stuttgart) 80: 155–158. Müller, J. (1985): Erstnachweis der Hirschlausfliege Lipoptena cervi L., 1758 auf Damwild Dama dama (L., 1758) in der Altmark, DDR-Bezirk Magdeburg. – Abh. Ber. Mus. Naturk. Vorgesch. Magdeburg (Mag- deburg) 12: 55–58. Müller, J. (1996): Nachweise von Lausfliegen aus Ostdeutschland (Dipteridae, Hippoboscidae, Nyc- teribiidae). – Verh. des 14. Internationalen Sympo- siums für Entomofaunistik Mitteleuropas (SIEEC) 04.–09.09.1994 in München: 433. München. Müller, J. (1997): Lausfliegen-Funde von heimischen Vögeln, nebst Bemerkungen zur deutschen Check- liste Diptera: Hippoboscidae. – Ornithol. Jahresber. Mus. Heineanum (Halberstadt) 15: 115–132. Müller, J. (1999): Hippoboscidae. – In: Schumann, H.; Bährmann, R. & Stark, A. (Hrsg.): Entomofau- na Germanica 2. 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Anschriften der Verfasser Prof. Dr. Matthias Jentzsch Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Fakultät Landbau/Landespflege Pillnitzer Platz 2 01326 Dresden E-Mail: matthias.jentzsch.2@htw-dresden.de Dr. Joachim Müller Frankefelde 3 39116 Magdeburg E-Mail: FaunOek.JMueller@t-online.de Konstantin Bäse, Wolfgang Bäse Belziger Straße 1 06889 Lutherstadt Wittenberg E-Mail: konstantin.baese@gmx.de E-Mail: WBaese@t-online.de Martin Schulze Ackerweg 28 06130 Halle (Saale) E-Mail: martin.schulze17@freenet.de Tab. 78.1: Bestandssituation der Lausfliegen in Sachsen-Anhalt Art BS Nachweis Deutscher Name, Synonym Crataerina pallida (Latreille in Olivier, 1812) h Müller (1997), 2011 leg. M. Schulze Mauerseglerlausfliege Hippobosca equina L., 1758 mh Jentzsch (2010), 2013 leg. K. Bäse, Pferdelausfliege W. Bäse, D. Schindhelm Lipoptena cervi (L., 1758) h Müller (1997), Jentzsch (2010), Hirschlausfliege 2013 leg. K. Bäse Lipoptena fortisetosa Maa, 1965 s Redlich et al. (2006) Kleine Rehlausfliege; Lipoptena parvula Theodor, 1967 Melophagus ovinus (L., 1758) A Rapp (1942) Schaflausfliege Ornithomya avicularia (L., 1758) mh Jentzsch & Schulze (2013) Gemeine Vogellausfliege Ornithomya biloba Dufour, 1827 h Müller (1997) Schwalbenlausfliege Ornithomya fringillina Curtis, 1836 mh Müller (1997), Jentzsch (2010) Singvogellausfliege Ornithophila metallica (Schiner, 1864) s Müller (1997) Südliche Lausfliege Stenepteryx hirundinis (L., 1758) mh Müller & Seelig (1973, 1985), Mül- Sichelflügel-Schwalbenlausfliege ler (1997), Jentzsch (2010) 1131

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Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Flöhe (Siphonaptera) Checkliste. Stand 2011, Nachtrag 2015 Joachim Müller & Wolfgang Gruschwitz Ausgehend von der ersten zusammenfassenden und zugleich grundlegenden faunistischen Bearbeitung der deutschen rezenten Flohfauna von Peus (1968, 1970, 1972) und dem neueren Verzeichnis der Flöhe Deutschland von Kutzscher & Striese (2003) wird hier versucht, für das Bundesland Sachsen-Anhalt ein Verzeichnis der bisher bekannten autochthonen Flöhe zusammenzustellen. Dabei werden neben den eigenen Funden (Coll. Gruschwitz, Coll. Müller) die Nach- weise aus der Literatur von insgesamt 43 Floharten für Sachsen-Anhalt von 72 Floharten Deutschlands auf- gelistet. Nicht berücksichtigt werden dabei Arten aus historischen (Bärenfloh Arctopsylla tuberculaticeps Bez- zi, 1890, vgl. Wagner um 1935) und prähistorischen Zeiten („Bernsteinfloh“, Urban 2004), die mit ihren Wirtstierarten für Sachsen-Anhalt als ausgestorben (A. tuberculaticeps unwiederbringlich?) gelten. In Sachsen-Anhalt sind außerdem nach Kutzscher & Striese (2003) wegen benachbarter Vorkommen noch weitere 15 Floharten zu erwarten: • Ctenophthalmus solutus Jordan & Rothschild, 1920, Ctenophthalmus uncinatus (Wagner, 1898), Palaeopsyl- la kohauti Dampf, 1911, Ischnopsyllus elongatus (Curtis, 1832), Ischnopsyllus mysticus Jordan, 1942, Ischnopsyl- lus obscurus (Wagner, 1898), Ischnopsyllus variabilis (Wagner, 1898), Ceratophyllus tribulus Jordan, 1926, Ceratophyllus vagabundus (Boheman, 1866) unter 54 Floharten in Berlin-Brandenburg, • Chaetopsylla matina (Jordan, 1925), Ctenophthalmus solutus, Palaeopsylla kohauti, Palaeopsylla similis Dampf, 1910, Palaeopsylla steini Jordan, 1932, Ischnopsyllus elongatus, Ischnopsyllus mysticus, Ischnopsyllus varia- bilis, Amalaraeus arvicolae (Ioff, 1948), Amphipsylla rossica Wagner, 1912 unter 53 Floharten in Sachsen, • Ctenophthalmus solutus, Palaeopsylla kohauti, Isch- nopsyllus variabilis, Amalaraeus arvicolae, Amphipsylla rossica, Myoxopsylla laverani (Rothschild, 1911) un- ter 43 Floharten in Thüringen und • Ctenophthalmus uncinatus, Palaeopsylla kohauti, Isch- nopsyllus elongatus, Ischnopsyllus mysticus, Amphipsylla rossica, Myoxopsylla laverani unter 48 Floharten in Nie- dersachsen. Systematik und Nomenklatur folgen dem deutschen Verzeichnis von Kutzscher & Striese (2003) unter Verwendung der dortigen Nummerierung der nach- gewiesenen Arten, wobei allerdings die Auflistung der Arten innerhalb der Familien in alphabetischer Reihen- folge erfolgt. Die deutschen Artnamen entsprechen in der Regel Wagner (um 1935). Das hier vorgelegte erste sachsen-anhaltische Ver- zeichnis der Flöhe ist nicht nur im Rahmen der Biodi- versitäts-Erfassung von Interesse, sondern insbesonde- re auch für die Human- bzw. Tiermedizin aus parasito- logischer und hygienischer Sicht von besonderer ökolo- gischer/epidemiologischer Bedeutung (Traub et al. 1983, Müller 1990, Walter 2004). Keine der Floharten ist besonders gesetzlich geschützt. Uferschwalbenflöhe (Ceratophyllus styx) im Frühjahr an der Steilwand vorjähriger Brutröhren in Erwartung der Uferschwal- ben (Riparia riparia). Atzendorf, Marbe-Kiesgrube, 7.5.2009, Foto: J. Müller. Literatur Gruschwitz, W. (1989): Flohnachweise im Kreis Staßfurt (Insecta, Siphonaptera). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 33 (3): 138. Gruschwitz, W. (1997): Säugetierfloh Typhlocerus poppei Wagner, 1903. – halophila (Staßfurt) 33: 4. Gruschwitz, W. (1998): Der Spitzmausfloh Paleopsylla soricis auch im Staßfurter Raum. – halophila (Staß- furt) 36: 7. Gruschwitz, W. (2006): Erstnachweis von Cerato- phyllus farreni Rothschild, 1905 (Siphonaptera) in Sachsen-Anhalt. – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 50 (4): 229. Hopkins, G. H. E. & Rothschild, M. (1956): An illus- trated catalogue of the Rothschild collection of fleas 1037 Fledermausfloh Nycteridopsylla pentactena: Kopf und Thorax des Männchens. Karritz/Altmark, 7.3.1987, beide Fotos: J. Müller.Fledermausfloh Nycteridopsylla pentactena: Teil des männlichen Abdomens mit Genitalapparat. Karritz/Altmark, 7.3.1987. (Siphonaptera) in the British Museum (Natural His- tory). 2. Coptopsyllidae, Vermipsyllidae, Stephano- circidae, Ischnopsyllidae, Hypsophthalmidae and Xiphiopsyllideae. – Trust. Brit. Mus., London, 445 S. Jancke, O. (1938): Die Aphanipteren Deutschlands. – In: Dahl, F. & Bischoff, H. (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile, 35. Teil. – Verl. Gustav Fischer, Jena: 1–42. Kutzscher, C. & Striese, D. (2003): Verzeichnis der Flöhe (Siphonaptera) Deutschlands. – In: Klausnit- zer, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. – Ento- mol. Nachr. Ber. (Dresden), Beih. 8: 292–298. Lindecke, O. & Scheffler, I. (2011): Zur Ektoparasi- tenfauna der Fledermäuse in Sachsen-Anhalt – Her- cynia N. F. (Halle) 44: 241–251. Müller, J. (1986): Das aktuelle Flohartenspektrum (Si- phonaptera) auf Stadthunden. – Wiss. Zeitschr. Karl- Marx-Univ. Leipzig, Math.-Nat. R. 35 (6): 653–659. Müller, J. (1989a): Zur Flohfauna (Ins., Siphonaptera) der Musteliden der DDR. – In: Populationsökologie marderartige Säugetiere 1989. – Wiss. Beitr. Univ. 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Ordnung: Flöhe, Aphani- ptera (Siphonaptera, Suctoria). – In: Brohmer, P.; Ehrmann, P. & Ulmer, G. (Hrsg.): Die Tierwelt Mit- teleuropas. Insekten · III. Teil. – Verl. Quelle & Meyer, Leipzig: 1–24. Walter, G. (2004): Überblick zum Vorkommen und zur Biologie von Ektoparasiten (Siphonaptera; Cimi- cidae; Nycteribiidae; Calliphoridae) bei Fledermäu- sen in Deutschland. – Nyctalus (N. F.) (Berlin) 9 (5): 460–476. Walter, G. & Kock, D. (1994): Verbreitung und Wirts- arten der Fledermaus-Flöhe Deutschlands (Insecta: Siphonaptera: Ischnopsyllidae). – Senckenbergiana biol. (Frankfurt/Main) 74 (1/2): 103–125. Anschriften der Verfasser Dr. Joachim Müller Frankefelde 3 39116 Magdeburg E-mail: FaunOek.JMueller@t-online.de Wolfgang Gruschwitz Sodastraße 5 39418 Staßfurt E-mail: halophila@gmx.de Tab. 60.1: Checkliste der Flöhe in Sachsen-Anhalt Zusätzliche Abkürzungen: Nachweis CGr Coll. Gruschwitz unpubliziert CMü Coll. Müller unpubliziert Art Pulicidae Archaeopsylla erinacei (Bouché, 1835) Ctenocephalides canis (Curtis, 1826) Ctenocephalides felis (Bouché, 1835) Pulex irritans L., 1758 Spilopsyllus cuniculi (Dale, 1878) Vermipsyllidae Chaetopsylla globiceps (Taschenberg, 1880) Chaetopsylla trichosa Kohaut, 1903 Hystrichopsyllidae Hystrichopsylla orientalis Smit, 1956 Hystrichopsylla talpae (Curtis, 1826) Nachweis Deutsche Namen Gruschwitz (1989), Jancke (1938), Kutzscher & Striese Igelfloh (2003), Müller 1986, (1989b), Müller & Kutschmann (1985), Müller & Seelig (1982), Taschenberg (1880); CGr, CMü Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Müller Hundefloh (1986, 1989b), Müller & Kutschmann (1985), Müller & See- lig (1982) Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Müller Katzenfloh (1986), Müller & Kutschmann (1985); CMü Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Müller Menschenfloh (1986, 1989b), Müller & Kutschmann (1985), Müller & See- lig (1982); CMü Gruschwitz (1989), Jancke (1938), Kutzscher & Striese Kaninchenfloh (2003), Müller & Seelig (1982); CMü Jancke (1938), Kutzscher & Striese (2003), Müller & See- Fuchsfloh lig (1982); CMü Kutzscher & Striese (2003), Müller (1989a), Peus (1972); CMü Peus & Smit (1957) Gruschwitz 1998, Jancke (1938), Kutzscher & Striese (2003), Großer Maulwurfs- Peus (1970), Peus & Smit (1957); CGr, CMü floh Gruschwitz (1997), Kutzscher & Striese (2003); CMü Typhloceras poppei Wagner, 1903 Ctenophthalmidae Ctenophthalmus agyrtes (Heller, 1896) Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Müller (1989a), Peus (1950, 1970); CMü Ctenophthalmus assimilis Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Müller (Taschenberg, 1880) (1989a), Peus (1970); CMü Ctenophthalmus bisoctodentatus Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Peus Kolenati, 1863 (1970); CMü Ctenophthalmus congener Gruschwitz (1989), Kutzscher & Striese (2003), Peus Rothschild, 1907 (1970); CMü Doratopsylla dasycnema (Rothschild, 1897) Kutzscher & Striese (2003), Peus (1970) Palaeopsylla minor (Dale, 1878) Gruschwitz (1989), Jancke (1938), Kutzscher & Striese (2003), Müller (1989a), Peus (1970) Maulwurfsaugen- kammfloh Kleiner Maulwurfs- floh 1039

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||||||||||||||||||||| Berichte 5.2.4 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 4/2015: 597 – 602 Feinde und Krankheiten heimischer Lurche und Kriechtiere Wolf-Rüdiger Grosse und Bernd Simon Allgemeine Übersicht Krankheiten und Parasiten spielen auch in der Biologie der Lurche und Kriechtiere eine nicht zu unterschät- zende Rolle. Für Lurche typisch treten verschiedene niedere Pilze sowie Parasitoiden (Parasiten, die ihre Wirte töten), bei den Kriechtieren eher Ektoparasiten in Erscheinung. Wasserpilze der Gattung Saprolegnia befallen Amphibien in allen aquatischen Entwicklungs- stadien. Durch die Chytridiomykose, verursacht durch die Chytridpilze Batrachochytrium dendrobatidis und Batrachochytrium salamandrivorans, können enorme Verluste eintreten (zu Frosch- u. Salamanderster- ben s. u.). Zu schweren Hautschädigungen kann der Befall mit dem Pilz Mucor amphibiophorum führen. Auch Virusinfektionen (Infektion mit Ranavirus-Erre- ger aus der Gruppe der Iridoviren) können bei Amphi- bien auftreten. Das als „Bauchwassersucht“ bekannte Phänomen ist dagegen auf ein sekundär eintretendes Organversagen zurückzuführen. Zu den bekanntesten Parasitoiden gehört die Krötenfliege. An Endoparasi- ten wurden unter anderem ein Befall mit Lungenwür- mern sowie Larven weiterer Rundwürmer (Nematoda) nachgewiesen. An Lurchen parasitierend treten auch Blut- und Pferdegel auf. Der Befall mit dem Gemei- nen Holzbock ist der häufigste Fall im Auftreten von Ektoparasiten bei Kriechtieren. Daneben können auch andere Ektoparasiten wie Milben auftreten. Feinde unter den Wirbellosen treten insbesondere gegenüber der Laich- und Larvalphase aber auch gegen- über Jungtieren von Lurchen auf. Hier sind vordergrün- dig Libellenlarven, Wasserkäferlarven, Wasserskorpion, Blutegel und räuberische Wasserwanzen zu nennen. Fische treten dagegen als Räuber gegenüber allen Entwicklungsstadien der Lurche auf. Hier sind einer- seits durchaus typische Raubfische wie Wels, Hecht, Zander oder Aal zu nennen, die bis hin zu erwach- senen Seefröschen jeder amphibischen Lebensform (einschließlich Ringelnattern) gefährlich werden kön- nen. Anderseits spielen auch Karpfen und andere „Friedfische“ eine nicht zu unterschätzende Rolle als Laichräuber und verschmähen auch Larvalstadien nicht. Neben den Wildfischen sind Zierfische, wie Goldfische oder Koi-Karpfen insbesondere in Gar- tenteichen ein wesentlicher Problemfaktor für die Reproduktion von Molchen, Kröten und Fröschen. Desweiteren sind Satzfische wie Regenbogenforellen in Zucht- oder Mastgewässern ein Faktor, der oft zum Totalverlust von Laich, Larven und Jungtieren führen kann. Ergänzend zur Gruppe der aquatisch lebenden Feinde sind die Krebse, insbesondere der Amerikani- sche Flusskrebs, der Marmorkrebs und die Wollhand- krabbe zu nennen, wobei die Rolle Letzterer bei Auf- treten in großer Dichte nicht zu unterschätzen ist. Breit ist das Spektrum an Prädatoren aus der Klasse der Vögel. Auf der einen Seite spielen Wildenten, der Häufigkeit entsprechend vordergründig die Stockente, sowie andere Wasservögel wie Blessralle oder Lach- möwe eine wesentliche Rolle als Laichräuber und stehen mitunter auch auf der Liste der Feinde adulter Lurche, wobei hier eher Arten wie Zwerg- und Hauben- taucher und Kormoran zu nennen sind. Andererseits kommt auch den Schreitvögeln eine wichtige Prädato- renrolle zu. Weißstorch, Schwarzstorch und Graurei- her erbeuten Lurche im Wasser und an Land sowie auch Schlangen und Eidechsen, wobei der Weiß- storch auch vor ausgewachsenen Ringelnattern nicht zurückschreckt. Während die Wasservögel fast nur für Lurche von Bedeutung sind, spielen im Nahrungsspektrum der Schreitvögel auch die Kriechtiere eine Rolle. So auch bei den Greifvögeln, die als Prädatoren gegenüber beiden Artengruppen auftreten. Für den Schreiadler sind Lurche und Kriechtiere entscheidender Teil sei- ner Nahrung und auch Schwarzmilan und Rohrweihe finden einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Nahrung in der Herpetofauna, aber auch Arten wie Mausebus- sard, Rotmilan und Turmfalke haben diese im Nah- rungsspektrum. Unter den allesfressenden Krähenvö- geln sind sowohl Kolkrabe und Krähenarten wie Elster, Dohle und Eichelhäher zu nennen, deren Auftreten unter Umständen bei „Krötenregen“ nicht untypisch ist. Schließlich zählen für den Raubwürger Eidechsen, für den Neuntöter junge Eidechsen sowie für Amseln und Drosseln Metamorphoslinge an Land zum Nahrungs- spektrum. Eine wesentliche Rolle im Räuberumfeld der Herpeto- fauna spielen die Säugetiere, wobei manche Arten zu den Hauptwidersachern zählen und einzelne Vertreter insbesondere unter den Neozoen zu erheblichen Ver- lusten führen können. Als Allesfresser kann dabei das Wildschwein für nahezu alle Arten in allen Entwick- lungsformen wie auch im gesamten Lauf des Jahres von Reproduktion über Sommerlebensraum bis Win- terruhe als Fressfeind auftreten. Unter den Raubtieren sind Fuchs, Dachs, Fischotter, Marderhund, Wasch- bär, Mink, Iltis und andere Marder zu nennen. Dabei können Waschbär und Mink zumindest lokal popula- tionsgefährdenden Einfluss ausüben, was keinesfalls unterschätzt werden darf. Weitere Feinde unter den Säugetieren sind Igel sowie Wanderratten (zumindest Alttiere), aber auch Nutrias wie auch in Einzelfällen Wasserspitzmaus und Wasserfledermaus. Keinesfalls unbedeutend als Feinde für Lurche und Kriechtiere sind Vertreter der eigenen Artengruppe, in Einzelfällen bis hin zum Kannibalismus. So haben alle drei heimischen Schlangen Frösche, Kröten und Eidechsen im Nahrungsspektrum. Ähnliches trifft für die Sumpfschildkröte zu, die zumindest Lurche erbeu- tet. Auch exotische Schmuckschildkröten können hier eine Rolle spielen. Der Kammmolch frisst ggf. Larven der eigenen Art, aber auch kleinere Molcharten. Der Seefrosch frisst von Jungtieren der eigenen Art über kleinere Teichfrösche bis hin zu Vertretern anderer Lurche nahezu alles, wessen er habhaft werden kann, was teilweise auch für den Teichfrosch zutrifft. Im unmittelbaren Umfeld des Menschen lebende Haustiere sind gleichfalls als Räuber wirksam. Dabei haben Hauskatzen (verwildert im Außenbereich, in Gartensiedlungen u. a.) speziell auf Eidechsen örtlich nicht zu unterschätzende Auswirkungen; Hunde dage- gen weniger. Im dörflichen Umfeld beeinflusst auch die individuelle Geflügelhaltung die Vorkommen von syn- 597 ||||||||||||| FEINDE und KRANKHEITEN Krankheiten Pilzerkrankungen werden seit langem für das Amphi- biensterben verantwortlich gemacht. Die weltweit ver- breiteten Vertreter der Gattung Saprolegnia, volkstüm- lich Wasserpilze genannt, befallen Amphibien und ihre Entwicklungsstadien in der aquatischen Lebensphase.Am häufigsten fallen sie in Gelegen der Erdkröte oder des Grasfrosches auf. Trotz Verpilzung einzelner Eier schlüpfen meist genügend Larven. Schwieriger wird die Situation, wenn die Wasserqualität schlecht ist oder in Moorbereichen mit niedrigem pH-Werten gelaicht wird. Landesweit wurden solche Verpilzungen regist- riert, selten die Ursachen wirklich untersucht. Auch bei geschwächten, verletzten oder alten Individuen wurde Pilzbefall beobachtet. Ein Weibchen des Bergmolchs wurde am 17.04.2015 an der Wasseroberfläche trei- bend in einem Tümpel in Ballenstedt/Harz gefangen. Es zeigte auf der äußeren Haut den Befall mit Algenpil- zen. Die äußere Haut (Epidermis) befand sich im Kopf- und Rumpfbereich zum Teil in Ablösung (F. Mutsch- mann, pers. Mitt.). Eine Sektion ergab weitere multible Mikronekrosen und granulomatöse Entzündungsherde sowie bindegewebig ummantelte Bohrgänge von Lar- ven von Rundwürmern (Nematoda). Der Totfund eines Abb. 1: Bergmolch-Weibchen von Algenpilzen parasitiert (Foto: W.-R. Grosse).Abb. 2: Oberhaut einer Kreuzkröte mit Chytridien, Färbung: Haematoxilin-Eosin (Foto: F. Mutschmann). Abb. 3: Von Saprolegnia befallener Erdkrötenlaich (Foto: S. Meyer).Abb. 4: Lunge einer Kreuzkröte mit Lungenwürmern, Färbung: May-Grünwald-Giemsa (Foto: F. Mutschmann). Abb. 5: An Nierenversagen verendeter Teichfrosch (Foto: W.-R. Grosse)..Abb. 6: Ein mit dem Ranavirus befallener Teichfrosch (Foto: W.- R. Grosse). anthropen Arten; gemeint sind sowohl Hausenten und auf Dorf- oder Privatteichen gehaltenes Wassergeflü- gel, das insbesondere den Laich dezimiert wie auch Haushühner, die durchaus auch Methamorphoslinge fressen. Der Mensch spielt dagegen in der Gegenwart als „Fressfeind“ keine Rolle mehr, was aber in prähistori- scher Zeit oder auch in Zeiten mit großen Hungersnö- ten (Mittelalter, Kriegsperioden) durchaus anders war. Landespezifische Aspekte 598 FEINDE und KRANKHEITEN Teichmolchs mit schweren Hautschädigungen südlich von Halle im Jahr 2009 war auf den Befall mit dem Pilz Mucor amphibiophorum zurückzuführen (Grosse 2011b). Häufig sterben die Tiere allerdings an Organ- versagen von Leber und Niere, was bei einem Teich- molchweibchen aus der Kiesgrube Gröbers im Jahr 2010 der Fall war. Das Tier fiel durch einen ballonar- tig aufgetriebenen Leib auf. Derartige Beobachtungen einer „Bauchwassersucht“ konnten auch an Grasfrö- schen im Selketal/Harz im Jahr 2008 gemacht wer- den. Teichfrösche aus dem Norden von Halle zeigten im Jahr 2006 nach der Metamorphose ähnliche Symp- tome an Rumpf und Extremitäten. Im Zusammenhang mit dem weltweit zu verzeichnen- den Aussterben von Amphibienpopulationen wird die Chytridiomykose als Ursache genannt (Mutschmann 2010). Der Chytridpilz Batrachochytrium dendroba- tidis (kurz Bd genannt) gilt als Mitverursacher des weltweiten Froschsterbens und Batrachochytrium salamandrivorans (kurz Bs genannt) wird für das Salamandersterben verantwortlich gemacht (vgl. Kap. 5.4 Forschungsbedarf). Auch in Sachsen-Anhalt wird auf den erschreckenden Trend beim Rückgang der Populationen der Geburtshelferkröten aufmerksam gemacht (A. Westermann, pers. Mitt.). Über die Ursa- chen lässt sich im Moment nur spekulieren, möglich ist die Pilzerkrankung Chytridiomykose (vgl. Tobler 2015). Buschendorf (in diesem Buch) schreibt, dass in zunehmendem Maße Erdkrötenbestände durch die tödlich verlaufende Infektion (Chytridiomykose) mit dem Pilz Batrachochytrium dendrobatidis dezimiert werden, worüber allerdings in Sachsen-Anhalt noch keine Beobachtungen vorliegen. Im März 2015 wur- den in Halle im Bereich der Erdkrötenvorkommen Talstraße und Kasernensumpf in der Dölauer Heide gehäuft tote Erdkröten gefunden. Insgesamt fünf Tiere wurden untersucht und auf Bd-Befall getestet, was negativ ausfiel. Alle Tiere zeigten einen Befall mit Lungenwürmern (Rhabdias bufonis), was höchstens zu einer Schwächung der Tiere führte. Auffällig war bei allen Tieren eine deutlich sichtbare Degeneration der Leber, was zu einem Energiedefizit der Individuen führt. Die Ursachen können u. a. in den milden Wit- terungsverhältnissen im Winter 2014/2015 und dem Frühjahr 2015 liegen. Spekulationen der Folgen eines Klimawandels sind bei den Befunden nicht ganz von der Hand zu weisen. Dabei können Amphibien auf- grund ihrer komplexen Ansprüche an den Lebensraum wichtige Bioindikatoren sein. Auch Virusinfektionen werden bei Amphibien landes- weit beobachtet, meist aber nicht erkannt oder gar registriert. So liegen nur wenige Hinweise auf die Infektion mit Ranavirus vor. Am 23.07.2007 wurde im Bassin der Wasserpflanzenanlage im Botanischen Garten Halle ein lebloser aufgetriebener Teichfrosch gefunden. Auffälligstes Merkmal war der ausgestülpte Vorderdarm einschließlich der Zunge. Der Erreger aus der Gruppe der Iridoviren ruft den plötzlichen Tod der Tiere hervor. Nach einer kurzen Inkubationszeit erscheinen die Tiere apatisch, neigen zu Ataxien und verändern ihre Farbe (die Beobachtung zeigt, wenn sie am schönsten aussehen, sterben sie!). Ödembil- dungen, Magenvorfälle, Nierendegenerationen und flächige Hämorrhagien (Red Leg-Symptom) sind sicht- bar. Die Gefahr für Freilandpopulationen besteht in der Existenz latent infizierter Artgenossen, die ebenso wie das Wasser als Infektionsweg in Frage kommen (Mut- schmann 2010). Prädatoren und Kannibalismus Amphibien spielen mit einer Häufigkeit von 10 % an der Gesamtnahrung neben Fischen, Kleinsäugern und Vögeln eine bedeutende Rolle im Beutespektrum des Minks. Im Rahmen einer Studie des Institutes für Zoo- logie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurden 50 Minke mit Mageninhalt aus Sachsen-Anhalt untersucht. Dabei konnten in den Mägen von fünf Tie- ren Amphibienreste nachgewiesen werden (Zschille & Grosse 2003). Als Nahrungsobjekte konnten Moor- frosch (Deetzer Teich Zerbst) und Seefrosch (Zehnru- tenkolk Dabrun und Deetzer Teich Zerbst) anhand von Knochenresten (Ilium, Frontoparietale) bestimmt wer- den. Der Nachweis der Erdkröte als Beute des Mink (Alte Elbe Gallin sowie Korg’scher Busch Kleinkorga) anhand von Hautresten ist deshalb interessant, weil die Hautgifte adulter Erdkröten die meisten natürlichen Fressfeinde vom Verzehr der Kröten (zumindest der Haut und des Laichs) abhalten (Grosse 1999). Ver- schiedene Untersuchungen zu Nahrungsgewohnhei- ten des Minks im europäischen Raum weisen sogar auf Bevorzugung von Fröschen gegenüber Kröten bei semiaquatischen Marderartigen hin (Sidorovich & Pikulik 1997). In Sachsen-Anhalt spielt entlang grö- ßerer Flüsse wie der der Elbe, aber auch in größerer Entfernung dazu, der Mink zunehmend eine nicht zu unterschätzende Rolle als Prädator. Besonders betrof- fen scheinen Arten zu sein, die zu größeren Laichge- meinschaften neigen. Dokumentierte Funde von vom Mink getöteter Tiere liegen von Erdkröte, Moorfrosch und Kreuzkröte vor. Als Reste der Beutezüge des Minks sind typischerweise von innen nach außen gewendete Hautreste („Krötenhemden“) höchstens mit Resten der Unterschenkel zu finden, aus denen der Mink die Innereien herausgeschüttelt hat. Bei dieser Form der Nahungsbeschaffung kommt dem Räuber die Ana- tomie der Froschlurche entgegen, durch die sich der, insbesondere in der Paarungszeit sozusagen in einem Lymphbett schwimmende Körper, gut von der Haut löst. Der Mink beißt die Tiere auf und schüttelt diese, bis er den „Kern“ heraus hat, der Rest bleibt liegen. Typisch für den Mink ist zusätzlich die Tatsache, dass er oft eine größere Zahl (unter Umständen alle greifbaren) potenti- eller Beutetiere tötet, als er dann frist. Landesweit wird auch der Waschbär für den Rückgang der Amphibienpopulationen verantwortlich gemacht. Dafür liegen eigene Beobachtungen aus dem Harz vor. Wie aus Untersuchungen von Knochenresten im Abb. 7: Haut einer Erdkröte – Fraßreste des Mink; typischer- weise werden Haut und Laich nicht gefressen (Foto: B. Simon). 599

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Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Fledermausfliegen (Diptera: Nycteribiidae) Checkliste. Stand 2010, Nachtrag 2015 Joachim Müller Einführung Von den weltweit 270 ungeflügelten, augenlosen Fle- dermausfliegenarten (Familie Nycteribiidae Samouel- le, 1819 in der Superfamilie Hippoboscoidea der Sec- tion Calyptratae) leben 34 Arten in der paläarktischen Region (Hurka & Soos 1986), davon nur neun in Deutschland (Müller 1999, Heddergott 2008). Die Kenntnis der deutschen Vorkommen dieser blutsau- genden Ektoparasiten auf Fledermäusen ist noch un- zureichend und basiert hauptsächlich auf den Bearbei- tungen von Bau (1929), Rapp (1942), Weidner (1958), Hurka (1971) und Kock (1974) und wurde danach nur von wenigen Spezialisten ergänzt, insbesondere in Publikationen ab Mitte der 1980er Jahre hauptsächlich von D. Kock (in Fortsetzung seiner bisherigen Arbei- ten) und G. Walter (z. B. Walter 1985, 1987, 2004) in Westdeutschland (BRD) bzw. J. Müller (z. B. Müller 1990) in Ostdeutschland (DDR) sowie ibidem seit An- fang der 2000er Jahre von M. Heddergott (Hedder- gott & Kock 2003) und neuerdings von O. Lindecke (Lindecke & Scheffler 2011). Die Nycteribiiden- Nachweise in Sachsen-Anhalt stammen hauptsächlich aus dem Ektoparasiten-Programm der Fachgruppe Faunistik und Ökologie, Staßfurt, die inzwischen drei Jahrzehnte u. a. diesbezüglich ehrenamtlich forschte (Müller & Ohlendorf 1984, Müller & Leuthold 1985, Müller 1989, 1989/90, 1990, 1996a, 1996b). Die geringe Bearbeitung dieser Fliegenfamilie liegt gewiss an ihrer verborgenen Lebensweise in einer sehr spezifischen Nische (im Fell) der Fledermäuse, die wie- derum sehr versteckt in verschiedenen Höhlen leben. Dabei besiedeln sie neben den spezifischen (Haupt-) Wirtsarten auch „Nebenwirtsarten“ in Quartieren mit mehreren Fledermausarten, wenn sie ihren Wirt zur Ablage einer verpuppungsreifen Larve verlassen und danach auf ein Wirtsindividuum einer anderen Art zu- rückkehren. Die abgesetzten Larven verpuppen sich sogleich und kleben als Puparium (deshalb im System auch als Pupipara eingegliedert) an der Quartierwand oder im Kot. Sie können etwa drei Wochen nach dem Absetzen schlüpfen und erneut (auch andere) Fleder- mäuse besiedeln. Trotz der relativ wenigen Nycteribiiden-Funde lassen sich mit erkennbaren Areal- und Bestandsänderungen der Wirtsarten auch bei deren spezifischen Ektopara- siten solche Areal- und Bestandsänderungen erken- nen. Dies wird z. B. beim Wirt-Parasit-Komplex Myotis 1126 daubentoni-Nycteribia kolenatii-Penicillidia monoceros deutlich, wobei hier noch der relativ seltene Fall ei- ner Arealerweiterung in westlicher bzw. südwestlicher Richtung aus klimatisch kontinental geprägter Region festzustellen ist (Kock 2004). Dem Verfasser liegen allein für den Zeitraum zwischen 1966 und 1994 aus 14 ostdeutschen Fundorten 31 Nachweise der bisher hauptsächlich nordpaläarktisch verbreiteten Penicillidia monoceros vor, womit seinerzeit eine südwestliche Ver- breitungsgrenze im Harz belegt werden konnte (Mül- ler 1996b). Kock (2004) analysierte die noch zuneh- mende Anzahl von Nachweisen aus westlicheren Fund- orten und diskutierte die Arealerweiterung im Zusam- menhang mit der Ausbreitung des Hauptwirtes Myotis daubentoni (Wasserfledermaus) und (unterstützend) von Nebenwirten. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Neben den bisher vier für Sachsen-Anhalt sicher nach- gewiesenen Nycteribiiden-Arten (44 % der in Deutsch- land nachgewiesenen Arten) sind auch folgende, be- reits im benachbarten Thüringen nachgewiesene, zu erwarten: Phthiridium biarticulatum Hermann, 1804, spezifisch für Hufeisennasen, (Nachweise 2000, 2002 nach Heddergott 2003, Heddergott & Kock 2003); Nycteribia vexata Westwood, 1834, spezifisch für Myo- tis myotis, (Nachweis 2000 nach Heddergott & Kock 2003) und Basilia mongolensis nudior Hurka, 1972 auf der erst neu beschriebenen und für Deutschland erstmals im Jahre 2005 nachgewiesenen Nymphenfle- dermaus Myotis alcathoe Helversen & Heller, 2001 (Heddergott 2008). Penicillidia monoceros (Länge etwa 3,5–4 mm) von Myotis dau- bentonii. Rübeland-Neuwerk, 2.3.1982, Foto: J. Müller. Außerdem benennen Heddergott & Kock (2003) auch als zu erwarten auf dem Hauptwirt Myotis natte- reri (Fransenfledermaus) Nycteribia latreillei (Leach, 1817) und Basilia nattereri (Kolenati, 1857). Der von Gottschalk (1970) für Thüringen auf Myo- tis daubentoni genannte Fund einer „Listropodia schmid- ti“ (Listropodia als ungerechtfertigte Emendation anstel- le Listropoda Kolenati, 1857 und vermutlich auch noch mit Druckfehler schmidti anstelle schmidli) (jetzt syno- nym mit N. schmidlii) muss nach Heddergott & Kock (2003) als Fehldetermination geführt werden, da die- se Nycteribiide nur auf ihrem Hauptwirt Miniopterus schreibersi (Kuhl, 1817) oder (erfahrungsgemäß) nur in ihrem Areal auf Nebenwirten vorkommen. Methodische Hinweise zur wünschenswerten weiteren Erfassung gaben Walter (1985) und Müller (1990). Vorhandenes Sammlungsmaterial erscheint gegenwär- tig noch unzureichend untersucht bzw. ist noch nicht vollständig determiniert (leider auch noch eigenes in Coll. J. Müller). Mit diesem Beitrag soll im Rahmen der Biodiversitäts-Erfassung ein erster Versuch zur Er- stellung eines Nycteribiiden-Verzeichnisses (Checklis-te) für Sachsen-Anhalt vorgelegt werden (vgl. Hedder- gott 2004 für Thüringen). Dabei betrachtet der Autor die Ektoparasiten als Bestandteil der ökologischen Aus- einandersetzung des Wirtes mit seiner Umwelt, der zur Immunstärkung und somit zur Fitness der Wirte bei- trägt. Schließlich haben die Ektoparasiten die Evolution ihrer Wirte erfolgreich begleitet und gehören somit zu einem wichtigen Teil der Biodiversität. Mit ihren Wir- ten sind die Fledermausfliegen als „stark gefährdet“ bzw. „gefährdet“ einzustufen. Keine Fledermausfliegen- art ist besonders gesetzlich geschützt. Nomenklatorisch wird der deutschen Nycteribiiden- Checkliste (Müller 1999) nach Hurka & Soos (1986) gefolgt. Nycteribia kolenatii (Länge jeweils etwa 2,2 mm) von Myotis daubentonii. Rübeland-Neuwerk, Präparat in Kanadabalsam. 2.3.1982, Foto: J. Müller.Penicillidia monoceros von Nyctalus noctula. Ventrale Abdo- menansicht mit der arttypischen Dornenreihe auf dem 5. Ster- nit (etwa 0,5 mm breit) und den beiden Clasper des Genitalap- parates. Hakel, 14.8.1966, leg. M. Stubbe, Foto: J. Müller. Literaturfliegen Thüringens (Diptera: Calyptrata, Nycteribii- dae). Stand: 31.07.2004. – In: Thüringer Entomo- logenverband e. V. (Hrsg.): Check-Listen Thüringer Insekten und Spinnentiere Teil 12, Erfurt, S. 73–75. Heddergott, M. (2008): Erstnachweis der Fledermaus- fliege Basilia mongolensis nudior Hurka, 1972 in Deutschland (Diptera: Nycteribiidae). – Studia dipte- rol. (Halle) 15 (1–2): 301–304. Heddergott, M. & Kock, D. (2003): Die Fledermaus- fliegen Thüringens (Diptera: Calyptrata: Nycteribii- dae). – Entomol. Zeitschr. (Stuttgart) 113: 283–286. Hurka, K. (1971): Zur Kenntnis der Fledermausflie- gen-Fauna (Diptera: Nycteribiidae) des deutschen Bau, A. (1929): Die Pupipara der Dipteren-Sammlung Victor v. Röder. – Zool. 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Anschrift des Verfassers Dr. Joachim Müller Frankefelde 3 39116 Magdeburg E-Mail: faunoek.jmueller@t-online.de Tab. 77.1: Checkliste der Fledermausfliegen in Sachsen-Anhalt Art BS Wirtsarten: Hauptwirt (Nebenwirt) Nachweis Nycteribia kolenatii h Theodor & Moscona, 1954 Myotis daubentonii, (Myotis myotis, Kock (1974), Lindecke & Scheffler (2011), Mül- Myotis nattereri, Plecotus auritus, ler & Ohlendorf (1984), Müller, & Leuthold Barbastella barbastellus) (1985), Müller (1989/1990, 1996a), 2003 Müller Basilia nana Theodor, 1954 mh Myotis bechsteini, Myotis nattereri Müller (1989, 1996a) Penicillidia dufourii ss Myotis myotis Bau (1929), Kock (1974) (Westwood, 1835) Penicillidia monoceros mh Myotis daubentonii, Nyctalus noctula, Müller & Ohlendorf (1984), Müller & Leut- Speiser, 1900 (Myotis dasycneme, Pipistrellus nathu- hold (1985), Müller (1989, 1996a, 1996b). Kock sii, Plecotus auritus) (2004), Walter (2004), 2003 Müller 1128

Management- und Maßnahmenblatt Sonnenbarsch

Sonnenbarsch – Management- und Maßnahmenblatt zu VO (EU) Nr. 1143/2014 Seite 1 Sonnenbarsch Management- und Maßnahmenblatt 1. Metainformationen 1.1. Dokument Management- und Maßnahmenblatt zu Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 1.2. Rechtlicher Bezug •Verordnung (EU) Nr. 1143/2014, hier „VO“ genannt •Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141, aktualisiert durch die Durchführungsverordnung (EU) 2022/1203, hier „Unionsliste“ genannt 1.3. Version Nach Öffentlichkeitsbeteiligung, Stand: Februar 2021 1.4. Ziele dieses Dokumentes Das vorliegende Dokument beschreibt die Managementmaßnahmen nach Art. 19 der VO. 2. Artinformationen 2.1. Betroffene Art/Artengruppe Sonnenbarsch 2.2. Wissenschaftlicher Name Lepomis gibbosus (Linnaeus, 1758) Synonyme: Keine 2.3. Status, Verbreitung und Datenlage Status in Deutschland: Etabliert Sonnenbarsch – Management- und Maßnahmenblatt zu VO (EU) Nr. 1143/2014 Seite 2 In den meisten Bundesländern in Deutschland gilt der Sonnenbarsch als etabliert. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art liegt in Nordamerika. Die Ersteinbringung nach Deutschland erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts. Die Art wurde vorrangig für die Aquarienhaltung eingeführt. Anfang des 20. Jh. lagen bereits diverse Nachweise im Freiland vor. Die derzeitige Verbreitung der Sonnenbarsche hat einen Schwerpunkt im Südwesten Deutschlands, jedoch ist die Art in den Einzugsbereichen der meisten Flüsse und deren Nebengewässern vorhanden. Die Besiedlung ist dabei häufig noch inselartig. Neben der Besiedlung von Fließgewässern kommen Sonnenbarsche insbesondere in stehenden oder träge fließenden Gewässern vor, wobei die Art sommerwarme Gewässer mit krautigem Bewuchs bevorzugt. Eine voranschreitende Ausbreitung im Norddeutschen Tiefland wird mit den zurückliegenden trockenen Sommern in Verbindung gebracht (Wiesner et al. 2010). Potentielle weitere Ausbreitung durch Erwärmung von Gewässern im Zuge des Klimawandels (Wiesner et al. 2010). Verbreitung im Bundesland: siehe länderspezifische Anlage Datenlage: Gesichert 2.4. Wesentliche Einführungs-, Ausbringungs- und Ausbreitungspfade Den wesentlichen Einbringungspfad stellt der Import als Zierfisch für den Aquarienhandel dar (europäische Ersteinbringung Frankreich 1877). Die Ausbringung in die Natur erfolgte durch das Aussetzen von Aquarienfischen oder durch aktiven Besatz. Der Besatz hat unter anderem auch durch eine Bewerbung des Sonnenbarsches als „Biotopfisch“ oder „Teichfisch“ in Kleingewässern stattgefunden. Eine Ausbreitung des Sonnenbarsches findet sowohl durch die eigenständige Ausbreitung entlang von Fließgewässern und Kanälen sowie durch die sekundäre Weiterverbreitung durch Privatpersonen statt (Kleef et al. 2008, Scheibner et al. 2015). 3.Nachteilige Auswirkungen •Bei hohen Bestandsdichten starke Nahrungskonkurrenz zu einheimischen Fischarten und Prädation auf (Laich und Jungfische sowie Amphibienlarven, Insektenlarven u. a.) (Nehring et al. 2015) • Reduzierung des Zooplanktons einhergehend mit vermuteter Verstärkung von Eutrophierungseffekten (Przybylski 2011) Sonnenbarsch – Management- und Maßnahmenblatt zu VO (EU) Nr. 1143/2014 • Seite 3 Verringerung der Makrozoobenthos-Biomasse bei hohen Bestandsdichten (Kleef et al. 2008) •Aggressive Interaktionen mit heimischen Arten (Almeida et al. 2014) •Wirt für gebietsfremde Ektoparasiten (Hakensaugwürmer) (Sterud & Jørgensen 2006) und Endoparasiten (Überträger des Hechtbandwurms Triaenophorus nodulosus, (Brinker & Hamers 2000) 4. Maßnahmen 4.1. Ziele des Managements Primäres Ziel ist die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung (Eindämmung). Ziel bei flächenhafter Verbreitung ist die Populationskontrolle nach Art. 19 der VO sowie die Beseitigung lokaler Populationen in kleineren Gewässern und in sehr frühen Invasionsstadien unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit, der Auswirkungen auf die Umwelt und der Kosten. Vor Beginn von Maßnahmen ist jeweils die damit angestrebte konkrete Naturschutzzielstellung verbindlich festzulegen. Weiterhin sind Festlegungen zum Monitoring und Nachweis des Maßnahmenerfolgs zu treffen und zu dokumentieren. Kriterien zum Abbruch der Managementmaßnahme (z. B. nachgewiesene Erfolglosigkeit innerhalb eines konkret festgesetzten Zeitrahmens) sollten festgeschrieben werden. 4.2. Managementmaßnahmen M 1: Öffentlichkeitsarbeit Beschreibung: Information der Öffentlichkeit über die Invasivität der Art und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Biodiversität in von Sonnenbarschen besiedelten Gewässern. Aufklärung über geltende rechtliche Restriktionen, wie Besitz-, Handels- und Transportverbote. Aufklärung insbesondere der Fischzüchter, Händler und Halter zur Verhinderung der unerwünschten Ausbringung durch illegales Freilassen. Entwicklung von Kooperationen mit den Fischereirechtsinhabern bzw. Fischereiausübungsberechtigten zur aktiven Mitarbeit an den Maßnahmen. Aufwand und Wirksamkeit: Geringer Aufwand, geringe Kosten; die Wirkung wird als gut angesehen (Multiplikatoren-Wirkung).

Wachstum, Ernaehrung und Oekophysiologie von Jungpflanzen von baumfoermigen Leguminosen mit Ectomykorrhiza aus dem tropischen Afrika (SW Kamerun)

Das Projekt "Wachstum, Ernaehrung und Oekophysiologie von Jungpflanzen von baumfoermigen Leguminosen mit Ectomykorrhiza aus dem tropischen Afrika (SW Kamerun)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hamburg, Fachbereich Biologie, Ordinariat für Weltforstwirtschaft und Institut für Weltforstwirtschaft und Ökologie der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft durchgeführt. Auf extrem naehrstoffarmen und trockenen Sandboeden im tropischen Kamerun bilden baumfoermige Leguminosen mit Ektomykorrhiza aus der Familie der Caesalpiniaceae die oberste Baumschicht. Auf naehrstoffreicheren frischen Boeden werden sie von Baumarten mit Endomykorrhiza abgeloest, die auf den sandigen Boeden nur selten zu finden sind. Die baumfoermigen Leguminosen erscheinen aufgrund des Schwerpunktes ihrer Verbreitung auf armen Boeden geeignet fuer die Aufforstung stark devastierter ehemaliger Waldflaechen. Allerdings ist bisher zu wenig ueber die Autoekologie dieser Baumarten bekannt, um sie in diesem Zusammenhang in Waldbauprogramme einzubeziehen. In einem von der EU finanzierten Verbundprojekt der Universitaeten Stirling und Aberdeen (Schottland), des forstlichen Forschungsinstitutes in Kumba (Kamerun) und des Institutes fuer Weltforstwirtschaft der Bundesforschungsanstalt fuer Forst- und Holzwirtschaft werden vergleichende Untersuchungen an Vertretern dieser baumfoermigen Leguminosen mit Ekto (EM)-Mykorrhiza (Microberlinia bisulcata, Tetraberlinia moreliana) und an Baumarten mit Endo (VA)-Mykorrhiza (Vitex ferruginea, Irvingia gabonensis, Oubanguia alata) durchgefuehrt. In einem Gewaechshausversuch in Hamburg wurden Jungpflanzen bei unterschiedlichem Lichtgenuss, unterschiedlicher Duengung sowie mit und ohne Mykorrhiza kultiviert und die Reaktion der Pflanzen auf die verschiedenen Behandlungen anhand von Biomasse- und Photosyntheseparametern untersucht. Ergebnis: Die Untersuchung mehrerer Wachstumsparameter zeigt klare Unterschiede zwischen den Baumarten mit VA- bzw. EM-Mykorrhiza, aber auch grosse Unterschiede innerhalb dieser Gruppen. Aufgrund der Ergebnisse wird die standoertliche Verbreitung der untersuchten Baumarten durch artspezifische Anpassungen an die Lichtbedingungen sowie durch die Ansprueche an die Naehrstoff- und Wasserversorgung erklaert, wobei die Art der Symbiose diese Anpassungen noch ueberlagern bzw. verstaerken kann.

Die Fische im Konstanzer See parasitierende Wuermer: Ihre saisonale und ortsabhaengige Fortpflanzung und ihre Auswirkungen auf die Fischereiindustrie

Das Projekt "Die Fische im Konstanzer See parasitierende Wuermer: Ihre saisonale und ortsabhaengige Fortpflanzung und ihre Auswirkungen auf die Fischereiindustrie" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Tübingen, Zoologisches Institut, Lehrstuhl Tierphysiologie, Abteilung Physiologische Ökologie der Tiere durchgeführt. Objective: The ultimate goal is to produce a method which details the incidence of parasitic infestation according to location, frequency and time of the year. General Information: In order to determine whether parasitism changes the decrease in water pollution and how it affects the quality and quantity of the fish harvest, measurements will be taken from individuals of edible species in Lake Constance. The fish caught will be subjected to a quantitative and qualitative examination for ectoparasites and a histological study (especially concentrated on cestodes and cestodaria) for endoparasites. Other subjects to be studied are how parasitism can affect growth and how feeding can be responsible for infestation. Also, the possible seasonal variation in parasitic infestation will be reported. Achievements: Fish, including edible ones from 7 various locations around the upper lake of Lake Constance and the Alpenrhein, were investigated regularly for parasites. The statistical distribution of most of the commonest parasite species fitted closely to the negative binomial. Seasonal and location dependent differences relating to parasitic infestation were found with the digenean trematodes Bunodera lucipercae, Ichthyocotylurus variegatus and the cestodes Proteocephalus percae and Proteocephalus exiguus occurring seasonally. Perth and roach caught in front of Langenargen were less infested with Diplostomum spathaceum and Tylodelphys clavata than those taken from Bottighofen. Perth and roach populations from these locations do not interchange. The condition of white fish (infested with P exiguus) and of perch (invaded by D spathaceum, I variegatus, adult P percae, cysts of Trainophorus nodulosus and T clavata) was not influenced by parasites because of the great food resources. The condition of white fish caught in the Alpenrhein was worse than of those caught in the middle of the lake because the river is colder and the food is limited. Female white fish and perch were more invaded by Proteocephalus (intermediate hosts: copepods) than males during the spawning season because the food consumption of the females was higher. Cyprinids (bream, dace and roach) were less infested with Digenea (D spathaceum, T clavata) in comparison with results gained in the seventies. The decreasing eutrophication has caused a decrease of the intermediate hosts (snails). All the parasite species found are not infectious to man.

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