Die Übertragung des Krankheitserregers vom infizierten zum nicht infizierten Individuum ist ein Kernaspekt im Zusammenspiel von Insekten und ihren Pathogenen. Dabei kann die innige Beziehung zwischen Wirten und ihren Krankheitserregern sowohl von abiotischen als auch von biotischen Faktoren, wie z.B. weiteren Krankheitserregern, Parasitoiden oder Räubern, beeinflusst werden. Über die Interaktionen zwischen Räubern, ihren erkrankten Beuteinsekten und deren Pathogenen ist sehr wenig bekannt. Das Verhalten von Räubern könnte ein bedeutender Aspekt im Übertragungserfolg von Krankheitserregern sein, entweder weil die erkrankte Beute aus der Wirtspopulation entfernt wird oder weil lebensfähige Stadien des Pathogenes ausgebreitet werden. Wir wollen das folgende Modellsystem nutzen, um zu untersuchen, inwieweit die Übertragung von Krankheitserregern in Insektenpopulation durch das Verhalten verschiedener Räuber beeinflusst wird. Der Schwammspinner, Lymantria dispar, dient sowohl als Wirtsorganismus für zwei pathogene Mikrosporidien, Vairimorpha disparis und Nosema lymantriae, als auch als Beute für zwei Räuber, die generalistische Ameisenart, Formica fusca, und den spezialisierten Laufkäfer, Calosoma sycophanta. Frühere und derzeitige Forschungsarbeiten lieferten und liefern wertvolle Erkenntnisse über die Übertragungswege beider Mikrosporidienarten, die unterschiedliche Gewebe des Wirtes befallen. Sie zeigen aber auch die Grenzen unseres Wissens, wenn es um die Rolle und die Bedeutung von Räubern bei der Übertragung von Mikrosporidien in ihren Wirtspopulationen geht. Unsere Studie wird untersuchen, inwieweit Räuber durch Kontakt mit infizierter Beute den Krankheitserreger in der Population verbreiten, z.B. mittels kontaminiertem Kot oder Verschleppung der Sporen des Pathogens. In einem weiteren Schritt werden wir die Zahl der durch die Räuber freigesetzten Krankheitserreger und deren Infektiosität für Wirtsraupen bestimmen. Wir werden weiters testen, ob die Räuber zwischen gesunder und erkrankter Beute unterscheiden. Übertragungsexperimente unter Halbfreilandbedingungen sollen zeigen, ob die Räuber in der Lage sind, Krankheitserreger in der Umwelt des Wirtes zu verbreiten und somit neue Infektionen hervorzurufen. Diese Erkenntnisse lassen uns einschätzen, ob Räuber fähig sind, die Übertragung von Mikrosporidien in ihren Schmetterlingswirten zu fördern und daher den Erfolg von Mikrosporidien, die für die biologische Schädlingsbekämpfung geeignet sind, zu erhöhen. In diesem Zusammenhang soll auch untersucht werden, ob die Räuber als Nicht-Ziel-Organismen durch Mikrosporidien beeinflusst werden.
Frühere Untersuchungen über Mikrosporidienerkrankungen des Schwammspinners, Lymantria dispar, konzentrierten sich vor allem auf Bereiche der Wirtsspezifität, Physiologie oder Taxonomie. Wichtige popualtions-ökologische Fragen blieben bislang unbeantwortet, wie z.B: Welchen limitierenden Einfluss können Mikrosporidien auf Schwammspinner-Populationen haben? Bei welcher Dichte an erkrankten Insekten kann es zu Epidemien kommen? Wie stark wird eine Mikrosporidieninfektion pro Zeiteinheit bzw. infiziertem Insekt übertragen? Laborexperimente berücksichtigen natürliche Verhaltensweisen sowie Umweltfaktoren nicht genug, um realistische Schätzungen zur Krankheitsübertragung zuzulassen. Wir werden daher Freilandexperimente durchführen, die natürliche Bedingungen an kleinen, eingekäfigten Bäumen bieten. Schwammspinner-Raupen werden während der meisten Zeit ihrer Larvalentwicklung gemeinsam auf diesen Bäumen gehalten. Durch Variation der Dichten von erkrankten und gesunden (empfänglichen) Insekten sollte es möglich sein, die Ansteckung mithilfe einfacher mathematischer Modelle nachzuvollziehen. Die Ausbreitung und die Schwere der Erkrankungen wird darüber hinaus quantifiziert. Wir erwarten neue Erkenntnisse über jene Parameter, die eine Übertragung von Mikrosporidieninfektionen in Schwammspinner-Populationen charakterisieren. Diese sollten in Folge zu einem besseren Verständnis der Rolle der Mikrosporidien in der Populationsdynamik des Schwammspinners beitragen.
Die endoparasitische Schlupfwespe ist ein wichtiger biologischer Gegenspieler des Schwammspinners, dessen Raupen weltweit zu den bedeutendsten Schädlingen der Eichenwälder gehören. Unsere bisherigen Untersuchungen über hormonelle Wechselwirkungen zwischen der Schwammspinnerraupe (Lymantria dispar) als Wirt und den Schlupfwespenlarven (Glyptapanteles liparidis) zeigten, dass eine Parasitierung zu einer Erhöhung des für die Entwicklung der Insekten entscheidenden Juvenilhormongehalts wie auch zu einem Wechsel des dominierenden Juvenilhormon-Typs in der Wirtsraupe führt. Durch den hohen Juvenilhormontiter, der v.a. kurz vor dem Ausbohren der Parasitenlarven aus ihrem Wirt auftritt, wird die Wirtsraupe in ihrer Entwicklung arretiert, so dass bei ihr eine weitere, energetisch aufwändige Häutung verhindert bzw. ihre Verpuppung unterdrückt wird. Die Erhöhung des Juvenilhormonspiegels im Blut der Wirtsraupe kann zum Teil durch eine parasitäre Hemmung des Hormon abbauenden spezifischen Enzyms, der Juvenilhormonesterase, erklärt werden. Unklar ist, wieso es durch die Parasitierung zu einer drastischen Veränderung der Juvenilhormontypen im Wirt kommt. In dem beantragten Projekt soll die Rolle der Parasitoidenlarven und ihrer assoziierten Faktoren (Venomsekret, symbiontische Polydnaviren, Teratocyten) bei der Synthese und beim Abbau der unterschiedlichen Juvenilhormontypen in den Zielorganen des Wirtstieres geklärt werden. Anhand von Implantations- und Inkubationsversuchen mit Parasitenlarven soll der Nachweis erbracht werden, ob diese grundsätzlich in der Lage sind, eigenes Juvenilhormon in den Wirt abzugeben. Darüber hinaus soll ihr Einfluss auf die Aktivität der Juvenilhormon produzierenden Drüse (Corpora allata) des Wirtes untersucht werden. Völlig unbekannt ist, auf welchem Weg Juvenilhormon im Gewebe der Insekten abgebaut wird. Durch den Vergleich der Aktivität der verschiedenen Juvenilhormon spaltenden Hydrolasen in Integument, Fettkörper und Mitteldarm der Wirtsraupe kann einerseits ein Beitrag zur Klärung dieser Frage geleistet, andererseits der parasitäre Effekt auf den Degradationsmechanismus festgestellt werden. Mit dieser Studie könnten somit wesentliche Wissenslücken über die komplexen hormonellen Wechselwirkungen zwischen Insekt und Insektenparasitoid geschlossen und grundlegende Erkenntnisse über den Abbau des Juvenilhormons im Insektengewebe gewonnen werden.
Zur biologischen Bekaempfung von schwer oder nicht mit Bacillus thuringiensis zu bekaempfenden Insekten bietet sich der Einsatz von insektenpathogenen Viren an. Baculoviren stellen hierfuer geeignete Agentien mit engem Wirtsspektrum dar. Sie greifen nur bestimmte (schaedliche) Zielinsekten an und schonen ausser Nutzarthropoden (Biene, Entomophagen) auch Umwelt, Vieh und Mensch. Ziel des Verfahrens: Bereitstellung von im Freiland gegen Schadinsekten einsetzbare Viruspraeparate.
Untersuchungen ueber natuerliches Vorkommen von insektenparasitaeren Nematoden der Gattungen Steinernema und Heterorhabditis im Boden sowie ueber deren Verbreitung in Deutschland. Untersuchungen ueber Moeglichkeiten einer Differenzierung und Identifizierung der Arten anhand morphologischer Merkmale der Insektenlarven.
Direkte und indirekte Wirkungen von Komposten werden untersucht, insbesondere die durch sie induzierte Resistenz bei Nutzpflanzen. (Folgeuntersuchungen zum Vorhaben 'Die Wirkung von Komposten auf Pflanzenkrankheiten' VH-Nr 22549).
Die genauen Bedingungen und Voraussetzungen für das endemische Auftreten entomopathogener Pilze und die natürliche Weitergabe dieser Pilze in Insektenpopulationen sollen untersucht werden, einschließlich der Möglichkeit der Autodissemination (Selbstverbreitung) der Pilze. Natürliche Epizootien sollen erforscht, gefördert und unterstützt werden, um eine biologische Bekämpfungsstrategie entwickeln zu können. Folgenden Ziele stehen an: Verringerung der Applikationshäufigkeit von Antagonisten, Herabsetzung von Resistenzgefahren und damit letztendlich eine dauerhafte und umweltgerechtere biologische Regulierung von Thripspopulationen. Es wird angestrebt, die Wirkungsdauer der ausgebrachten entomopathogenen Pilze zu verlängern und Mechanismen einer dauerhaften Unterdrückung unerwünschter Organismen zu erkennen und zu fördern. Dazu werden Labor- und Gewächshausversuche sowie begleitende mikrobiologische und mikroskopische Detailuntersuchungen durchgeführt.
Der Luzernerüssler Otiorhynchus ligustici ist ein Schädling, der in den deutschen Hopfenanbaugebieten regelmäßig wirtschaftliche Schäden verursacht. Neben den Fraßschäden an jungen Hopfentrieben, die zu ungleichmäßig entwickelten Beständen führen, erfolgt eine massive Schädigung des Hopfenstockes. In den befallenen Teilflächen ist dann eine Rodung (und eventuell Neupflanzung) notwendig. Betroffen sind grundsätzlich alle deutschen Hopfenbaugebiete, insbesondere jedoch die Hallertau (Bayern) und das Anbaugebiet Elbe-Saale (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt). In früheren Jahren war der Befall auf leicht erwärmbare, sandige Böden beschränkt; inzwischen schädigt der Käfer bzw. die Larven des Käfers die Bestände auch auf lehmig-tonigen Standorten. Die chemische Bekämpfung des Schädlings ist durch seine versteckte Lebensweise sehr schwierig. Aktuell ist zur Bekämpfung des Schädlings nur ein Produkt (Wirkstoff: Lambda-Cyhalothrin) genehmigt, das zudem nur einmal pro Jahr angewendet werden darf. Eine Änderung der unbefriedigenden Situation ist zur Zeit sehr unwahrscheinlich. Der Einsatz von entomopathogenen Nematoden (EPN) zur Bekämpfung der Rüsselkäferlarven im Boden könnte eine erfolgversprechende Alternative darstellen. Erste Vorversuche Ende der 1980er-Jahre mit EPN gaben noch keine eindeutigen Hinweise über eine ausreichende Bekämpfung des Schädlings. Ziel ist es, EPN im Boden dauerhaft anzusiedeln und eine nachhaltige Reduzierung des Schädlings ohne Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu erhalten. Eine Regulierung auf biologische Weise durch die Ausbringung und mögliche Etablierung von EPN würde eine umweltfreundliche, nachhaltige Alternative zur Bekämpfung mit chemischen Mitteln darstellen. In allen Projektjahren soll desweitern festgestellt werden, welche Otiorhynchus spp. in den Hopfengärten der deutschen Anbaugebiete vorkommen.
Unser Wissen vom Einfluss von Mikrosporidieninfektionen auf die Populationsdynamik forstschädlicher Insekten ist nach wie vor sehr lückenhaft. Ein Schlüsselprozess in den Wechselwirkungen zwischen Krankheitserreger und Wirtsinsekt ist die Übertragung der Krankheit. Darüber hinaus ist ein detailliertes Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen der Übertragung von entscheidender Bedeutung, wenn solche insektenpathogene Organismen für die biologische Schädlingskontrolle in Betracht gezogen werden. Die Pathologie einer Mikrosporidiose, charakterisiert durch Entwicklungszyklus, Organspezifizität und Virulenz des Erregers, kann nicht ohne Berücksichtigung der Krankheitsübertragung interpretiert werden. Unterschiedliche Charakteristika der Erkrankung sollten in unterschiedlichen Mechanismen der Übertragung ihren Niederschlag finden. Im vorliegenden Projekt untersuchen wir einen bedeutenden Schädling in unseren Eichenwäldern, den Schwammspinner, Lymantria dispar, und drei ihn befallende Mikrosporidienarten, namentlich Vairimorpha sp., Nosema lymantriae und Endoreticulatus schubergi als Modellsystem für die Krankheitsübertragung. Diese drei Mikrosporidien zeichnen sich durch den Befall unterschiedlicher Organe des Wirtes aus, und man nimmt an, dass sie unterschiedliche Hauptwege der Übertragung nutzen. Unsere Studie wird experimentelle Daten zur Rolle von Exkrementen, Seide und Kadavern infizierter Wirte bei der Krankheitsübertragung ermitteln. Alle potentiellen Mechanismen der Freisetzung infektiöser Dauerstadien des Pathogenes werden für die drei Arten quantifiziert. Wir werden die Möglichkeit der Krankheitsübertragung auf die nächste Generation untersuchen, ebenso die Dauerhaftigkeit infektiösen Materials unter Winterbedingungen. So soll gezeigt werden, wie eine Krankheit über mehrere, durch den Winter getrennte Generationen in der Wirtspopulation überdauern kann. Die neuen, quantitativen Daten werden verwendet, um ein mathematisches Modell zur Beschreibung der Krankheitsübertragung, das für eine nahe verwandte Nosema aus dem Schwammspinner entwickelt worden ist, zu verbessern und zu vervollständigen. Dieses Modell wird darüber hinaus adaptiert, um die vermutlich höchst unterschiedlichen Übertragungswege von Vairimorpha und Endoreticulatus zu beschreiben. Diese experimentell-vergleichende Studie könnte die erste detaillierte und modellhafte Darstellung der Übertragung von Mikrosporidien in einem forstschädlichen Insekt im Kontext unterschiedlicher Krankheitsverläufe liefern.
A) Zur Unterdrueckung schaedlicher Insekten sind besonders der Einsatz von Pilzen im Gewaechshaus und Freiland gegen Blattlaeuse (Verticillum lecanii) und die Anwendung gegen im Boden lebende Schadinsekten (Metarhizium anisopliae u.a.) vorgesehen. B) Im Gewaechshaus soll der Einsatz von Pilzen gegen Schadinsekten erprobt werden, um den in Gewaechshauskulturen besonders unerwuenschten Gebrauch von Pestiziden einzuschraenken. Auf Grund der guenstigen Infektionsbedingungen bietet sich ferner eine Anwendung von Pilzen gegen verschiedene im Boden vorkommende Schaedlinge an, die mit herkoemmlichen Insektiziden meist schwer bekaempfbar sind; z.B. Otirohynchus sulcatus.
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