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Erfassungseinheit Lebensraumtyp (MaP)

Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie (Anhang I) in Baden-Württemberg Natürliche Lebensraumtypen (LRT) von gemeinschaftlichem Interesse sind in Anhang I der Richtlinie aufgelistet. Für ihre Bewahrung oder Wiederherstellung in einem günstigen Erhaltungszustand müssen besondere Schutzgebiete ausgewiesen und Naturschutzmaßnahmen ergriffen werden. Baden-Württemberg ist Teil der kontinentalen biogeografischen Region und verfügt über eine reiche Naturausstattung. Von den 91 in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen, gibt es 53 (davon 14 prioritäre) in Baden-Württemberg. Sämtliche Lebensräume in Baden-Württemberg sind geprägt durch ihre Standortbedingungen sowie Jahrhunderte langes Einwirken des Menschen. Unter ihnen gibt es Lebensräume, die noch als naturnah oder weitgehend natürlich anzusehen sind wie z.B. naturnahe und natürliche Hochmoore. Sie kommen in Baden-Württemberg schwerpunktmäßig im Alpenvorland und im Schwarzwald vor. Andere LRT sind erst durch traditionelle Wirtschaftweisen des Menschen wie Mahd oder extensive Beweidung entstanden und prägen heute das Landschaftsbild vieler Regionen. Zu diesen Lebensräumen zählen beispielsweise artenreiche Borstgrasrasen, die in Baden-Württemberg vor allem im Schwarzwald, im Schwäbisch-Fränkischen Wald und im Odenwald verbreitet sind. Für einige LRT trägt Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung, wie für die Mageren Flachlandmähwiesen oder für die Wacholderheiden mit dem Verbreitungsschwerpunkt auf der Schwäbischen Alb. Diese unterschiedlichen Lebensräume beherbergen eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Eine Veränderung ihrer Standortbedingungen bewirkt eine Veränderung in der Artenzusammensetzung. Die Lebensräume spielen damit eine entscheidende Rolle für die Erhaltung und Entwicklung der biologischen und damit auch der genetischen Vielfalt unserer Natur und Kulturlandschaft.

Kurzfassungen der Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme

Das vorliegende Forschungsvorhaben "Kurzfassungen der Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme nach der ELER-Verordnung - Fortschreibung und Aktualisierung" (FKZ 807 88 030) aktualisiert die Ergebnisse zweier vorhergehender Vorhaben. Eine Aktualisierung war notwendig, weil die ELER-Verordnung der Europäischen Union, die die neue Förderperiode einleitete, einen völlig neuen Rahmen für die EU-kofinanzierten Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme vorgegeben hat. Allein dieser Umstand führte zu erheblichen Veränderungen in den Agrarumwelt- und Naturschutzprogrammen, die in Deutschland aufgrund der föderalen Struktur von den Bundesländern gestaltet werden. Gleichzeitig haben die Bundesländer bei der Überarbeitung ihrer Programme auf die Ergebnisse der Evaluierungen, auf positive wie negative Erfahrungen (Akzeptanz, Effizienz etc.) sowie auf veränderte finanzielle Spielräume reagiert. In Kapitel 2 erfolgt eine Definition bzw. Abgrenzung derjenigen Maßnahmen, die in die vorliegende Datenbank aufgenommen wurden. Kapitel 3 enthält eine aktuelle Übersicht über die Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme der Bundesländer, die in der Regel als Richtlinien vorliegen. Eine Übersicht über die konkreten Inhalte dieser Richtlinien und die einzelnen Maßnahmen enthält Teil II dieses Berichts (tabellarische Kurzfassungen). Kapitel 4 gibt einen differenzierten Überblick welche Maßnahmen die Bundesländer in den Bereichen Ökologischer Landbau, Ackerbau, Gemüsebau und Dauerkulturen, Grünland, Schutz der Genressourcen, Umwelt- und tiergerechte Haltungsverfahren, Teichwirtschaft sowie bei den Pflege- und Naturschutzprogrammen (Erhalt des natürlichen Erbes) anbieten und wie sich die Gestaltung der Maßnahmen weiterentwickelt. Kapitel 5 fasst die Entwicklung sowie ihre Ursachen und Hintergründe zusammen, bewertet die Entwicklung und versucht einen Ausblick auf künftige Entwicklungen zu geben.

Erster Europäischer Tag der Agro-Biodiversität

Der ersze Europäische Tag der Agro-Biodiversität fand im Jahr 2005 statt. Die Idee des Europäischen Tages der Agro-Biodiversität (EAD)besteht darin, am gleichen Tag europaweit medienwirksam die breite Öffentlichkeit auf die Bedeutung der Erhaltung der genetischen Vielfalt bei Nutztieren und Kulturpflanzen aufmerksam zu machen. Der EAD soll mit einer positiven Meldung Werbung für alte und bedrohte Rassen und Sorten und deren Erhaltung machen und die Dringlichkeit der Erhaltung für die Zukunft betonen. Der EAD findet alljährlich am 29. September (St.Michaels Tag) statt.

Waldfunktionen des Landes Brandenburg: Forstliche Genressourcen

Generhaltungswälder, -bestände, -gruppen und -einzelbäume dienen der Erhaltung und Nutzung der genetischen Vielfalt der in den Wäldern natürlich vorkommenden oder durch den Menschen eingebrachten Baum- und Straucharten.

Apfelsorten im Saarland

Liebe Saarländerinnen und Saarländer, wer kennt sie noch die guten alten Apfelsorten? Alkmene, Renette, Kaiser Wilhelm, Trierer Weinapfel, Namen mit langer Geschichte. Sie spiegeln die Vielfalt der Apfelsorten wider. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gab es noch rund 1.000 Apfelsorten, die vor allem auf den Streuobstwiesen rund um die Dörfer angebaut wurden. Die Bewirtschaftung von Obstwiesen hat in unserer Region eine lange Tradition. Bis ins vorige Jahrhundert hinein dienten sie der Bevölkerung als wichtiger Lieferant von Früchten aller Obstarten. Nach wie vor prägen sie das Bild der bäuerlichen Kulturlandschaft. Die ökologische Bedeutung der Obstwiesen für unsere Region und ihr kulturhistorischer Wert sind sehr groß. Allerdings sind viele der früher weit verbreiteten Apfelsorten mittlerweile leider verschollen oder drohen auszusterben. Die genetische Vielfalt der saarländischen Streuobstwiesen und Hausgärten gilt es zu erhalten, sind doch die alten Sorten resistent gegen viele Krankheiten wie Schorf, Mehltau-Befall etc., während die Neuzüchtungen nur mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln überleben können. Die Besinnung auf alte Obstsorten bringt neben der geschmacklichen Vielfalt auch die Sicherheit für das Überleben des Obstanbaus. Aus diesem Grund setzen sich Pomologen-Verband und Gartenbauvereine seit Jahren ehrenamtlich für einen größeren Sortenreichtum ein. Diese Information möchte Sie anregen, auf alte Apfelsorten zurückzugreifen, die früher im Saarland verbreitet waren. Schmecken Sie die Vielfalt der Natur!

Forstgenetik

Das Aufgabengebiet der Forstgenetik umfasst die Charakterisierung, Erhaltung und Nutzung von forstlichen Genressourcen. Das Ziel der forstlichen Generhaltung ist die weitgehende Erhaltung und nachhaltige Förderung der genetischen Vielfalt forstlicher Gehölze als wesentliche Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit von Arten und Populationen an sich ständig verändernde Randbedingungen. Die weitgehende Erhaltung genetischer Ressourcen und deren nachhaltige Förderung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit von Arten und Populationen an sich ständig verändernde Umweltbedingungen. Die Aufgaben umfassen unter anderen die Erfassung von Populationen und Individuen der zu bearbeitenden Baum- und Straucharten, die Auswahl, Identifikation und Dokumentation der zu erhaltenden Objekte sowie die Durchführung von art- und populationsbezogenen Erhaltungs- und Fördermaßnahmen. Die Nutzung genetischer Ressourcen nach forstlichen Wertvorstellungen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Begründung und das Wachstum stabiler und leistungsfähiger Wälder. Die Nutzung umfasst unter anderem die Auswahl und Zulassung von geeigneten Beständen für die Erzeugung von Forstsaatgut sowie die Auslese von Einzelbäumen für die Anlage von zulassungsfähigen Samenplantagen oder für die vegetative Vermehrung nach mehrjähriger Vergleichsprüfung. Zur Erhaltung, Charakterisierung und Nutzung von forstgenetischen Ressourcen unterhält das Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft eine Vielzahl von Flächen (Versuchsflächen, Samenplantagen, Generhaltungsflächen), die über ganz Sachsen verteilt sind. Versuchsflächen dienen zur Erfassung von morphologischen, phänologischen, quantitativen und qualitativen sowie ökophysiologischen Merkmalen aller ökonomisch und ökologisch wichtigen Baumarten, deren Herkünfte, Nachkommenschaften oder Klone. Samenplantagen werden zum einen mit einer bestimmten Anzahl nach bestimmten Kriterien ausgelesenen Einzelbäumen, zum anderen mit seltenen, isolierten oder an ihrem Standort gefährdeten Einzelbäumen mit dem Ziel der Saatgutproduktion und der Erhaltung der genetischen Ressourcen angelegt. Generhaltungsflächen sind ehemalige Versuchsflächen, die auf Grund der Einzigartigkeit oder Seltenheit des genetischen Materials eine große Bedeutung für die Erhaltung forstgenetischer Ressourcen haben. Die Flächen werden in einer Flächenliste geführt. Diese enthält u. a. folgende Angaben: Name der Baumart, Lage der Fläche, Anlagejahr der Fläche, Größe der Fläche, Art der Fläche, Besitzart. Im Rahmen der forstlichen Generhaltung erfasst der Staatsbetrieb Sachsenfort Bestände, Gruppen und Einzelbäume (Generhaltungsobjekte) von ca. 40 Baumarten und Baumartengruppen flächendeckend und waldbesitzartenübergreifend in Sachsen und weist dies als Wald mit besonderer Generhaltungsfunktion aus. Für Baumarten, die an ihrem natürlichen Standort gefährdet sind, werden Maßnahmen für ihre Evakuierung in weniger gefährdete Gebiet durch die Anlage von Erhaltungsbeständen, Erhaltungssamenplantagen und Klonsammlungen ergriffen. Alle erfassten Generhaltungsobjekte und Erhaltungsanlagen werden unabhängig von ihrer Ausweisung als Wald mit besonderer Generhaltungsfunktion in einer Generhaltungsdatenbank geführt.

Gärten der Welt

Der Park hat innerhalb des weiträumigen Naherholungsgebiets Wuhletal eine wichtige Funktion für den Biotopverbund und die biologische Vielfalt. Die Gärten der Welt waren zusammen mit dem Kienbergpark Austragungsort der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Berlin 2017 und wurden dafür auf 43 Hektar erweitert. In diesem Zusammenhang wurden auch Maßnahmen umgesetzt, die die biologische Vielfalt im Park weiter fördern und insbesondere Bestäubern, darunter Wildbienen und Bienen zu Gute kommen: einige Wiesen wurden mit gebietsheimischen Saatgut eingesät. Das neue Besucherzentrum erhielt ein Gründach. Mit ihrer Vielzahl an Themengärten und Gartenkabinetten sind die Gärten der Welt eine ganz besondere Attraktion unter den Berliner Parkanlagen. Der Park stellt nicht nur Gärten verschiedener Kulturen vor, die unsere heutige Gartenwelt nachhaltig geprägt haben, sondern auch zeitgenössische Gartenkunst. Den Besuchern bietet er viele Möglichkeiten des Aufenthalts wie Ruhe, Naturbeobachtung, Spiel und kulturelle Angebote. Er ist eintrittspflichtig. Gärten der Welt Bild: PhilK / fotolia.com Lebensraum Dach In dicht bebauten Gebieten entsteht wohnumfeldnahes Grün durch die naturnahe Begrünung von Hinterhöfen, Fassaden und Dächern. Eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten kann auf diese Weise gefördert werden. Gleichzeitig ist die Dachbegrünung ein wichtiger Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Lebensraum Dach Weitere Informationen Bild: nataba / fotolia.com Bienen und Wildbienen Einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Pflanzenvielfalt leisten die Bienen. Neben den Honigbienen sind es vor allem die Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören, ohne deren unermüdliche Bestäubungsarbeit ein großer Teil der Pflanzen Berlins in ihrer Existenz bedroht wäre. Bienen und Wildbienen Weitere Informationen Bild: christiane65 / fotolia.com Gebietsheimische Pflanzen Es ist die Bestrebung Berlins, die gebietseigene genetische Vielfalt zu erhalten. Denn der industriellen Pflanzen- und Saatgutproduktion fehlt häufig der Bezug zu regionalen Bedingungen. Die gebietseigene genetische Vielfalt kann dadurch verloren gehen und heimische Arten können verdrängt werden. Gebietsheimische Pflanzen Weitere Informationen Bild: Justus Meißner / Stiftung Naturschutz Berlin Wiesenmahd Einen großen Anteil des Berliner Stadtgrüns bilden die öffentlichen Grünanlagen. Um diese langfristig zu erhalten, bedarf es einer angepassten Pflege. Viele Grünanlagen müssen aufgrund ihrer Nutzung oder auch der historischen oder kulturellen Bedeutung intensiv gepflegt werden. Wiesenmahd Weitere Informationen

Friedhöfe als Hotspots biologischer Vielfalt

222 Friedhöfe gibt es in Berlin. Zusammen sind das mehr als 1.000 Hektar Grün. Ihre Entstehung reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das macht sie zu einem kulturellen Archiv – und zu wertvollen Refugien für Tiere und Pflanzen. Die Berliner Strategie für biologische Vielfalt betont deshalb, wie wichtig es ist, Friedhöfe zu schützen. Mit einem Wechsel aus Alleen, Hecken, offenen Rasenflächen, kleinteiligen Pflanzungen, verwitterten Mausoleen und Mauergräbern gelten Friedhöfe als besonders strukturreich. Es gibt alte Bäume vieler Arten – oft mit Höhlen, die Fledermäuse und Vögel beherbergen. An der Rinde der Bäume wachsen seltene Moose und Flechten. Auf alten artenreichen Offenflächen finden sich nicht selten gefährdete Pflanzengesellschaften der Trockenrasen und Frischwiesen. Auch verwilderte Kulturpflanzen tragen zur Vielfalt bei. Zu diesen „Stinsenpflanzen“ zählen Frühjahrsblüher wie Elfen-Krokus, Frühlingskrokus oder Gelbstern. Weil sich die Bestattungskultur ändert, werden Teile der Friedhöfe nur noch extensiv gepflegt. Das bereichert das Spektrum an Lebensräumen weiter – etwa um Langgraswiesen. Der Flächenbedarf für Bestattungen ist seit den 1980er-Jahren stark gesunken, weil sich heute viele für ein Urnengrab entscheiden. Mit dem Berliner Friedhofsentwicklungsplan sollen die Flächen an den heutigen Bedarf angepasst und reduziert werden – ohne ihre ökologische und denkmalpflegerische Bedeutung zu schmälern. Von 1.037 Hektar Friedhofsfläche sollen 747 erhalten und 209 schrittweise zur Grünfläche, zum Wald oder Friedhofspark entwickelt werden. 81 Hektar sollen anders genutzt werden – unter anderem, um Wohnungen zu bauen. Die Charta für das Berliner Stadtgrün hat 2019 betont: Wo solche Überhangflächen entwickelt werden, stehen die Schaffung neuer Freiräume und der Erhalt von Biodiversität und gartenkulturellem Erbe im Fokus. Friedhofsentwicklungsplan Berlin Charta Stadtgrün An der Kreuzberger Bergmannstraße liegt ein großer Friedhofskomplex, der mitten in der Stadt Natur erlebbar macht. Der Luisenstädtische Friedhof ist eine der dortigen Anlagen. Die Friedhofsverwaltung, das Büro des Landesbeauftragten für Naturschutz und der NABU Berlin tauschen sich dazu aus, wie sich hier biologische Vielfalt erhalten und stärken lässt. Seit einigen Jahren erfasst die NABU-Bezirksgruppe die Vogelwelt vor Ort. Dadurch weiß man heute, dass hier auch die Waldohreule zuhause ist. 2018 wurden Fledermauskästen der Stiftung Naturschutz Berlin aufgehängt. Und seit 2015 informieren Tafeln über die vielfältige Stadtnatur. NABU zur Natur der Bergmannfriedhöfe Auf dem knapp sechs Hektar großen Friedhof kommen unter anderem verschiedene Wildbienen, Grünfink, Grünspecht und viele andere Vögel, aber auch Reptilien wie Zauneidechse, Blindschleiche oder Ringelnatter vor. Das zeigten Bestandsaufnahmen, die in die Entscheidung über den Umgang mit Überhangsflächen eingeflossen sind. 2020 wurden insektenfreundliche Staudenbeete angelegt, Gehölze gepflanzt, die Vögeln Schutz und Nahrung bieten, Eidechsenhabitate mit Sonnenplätzen und unterirdischem Überwinterungsquartier eingerichtet. Ein Wildbienenhotel und ein Steingarten sollen folgen. Eine Besonderheit: Spontan gewachsene Baumsämlinge blieben teils erhalten oder wurden innerhalb des Friedhofs verpflanzt – als Beitrag zur genetischen Vielfalt. Liegebänke laden zur Naturbeobachtung ein. An der Hermannstraße in Neukölln liegen mehrere Friedhöfe, die jetzt wieder zum Teil des Stadtlebens werden. Für ihre Zukunft setzt das Bezirksamt auf eine ausgewogene Mischung zwischen Erhalt als Grünfläche und künftigem Wohnungsneubau. Aus dem St.-Thomas-Friedhof ist bereits der Anita Berber Park geworden – als Grünverbindung zum Tempelhofer Feld. Ein Großteil des alten Baumbestands und selbst Totholz blieb erhalten. Auf dem St. Jacobi Friedhof geht Berlin neue, experimentelle Wege: Das Kollektiv des Prinzessinnengartens hat dort 2018 auf drei Hektar Hochbeete für den neuen Gemeinschaftsgarten Schillerraum angelegt. Ziel ist, den Friedhof langfristig als öffentliches Grün zu erhalten und ihn zum Lernort für nachhaltige Entwicklung zu machen.

Gemeinschaftsgärten in Berlin

Berlin gilt als Hauptstadt urbanen Gemeinschaftsgärtnerns. Seit den 1980er-Jahren wächst die Zahl derer, die in der Stadt produktive und grüne Orte schaffen. Die Gärten sind vielfältig. Die Palette reicht von Nachbarschaftsgärten und interkulturellen Gärten in den Kiezen (wie dem Lichtenberger Stadtgarten oder dem Charlottenburger Gemeinschaftsgarten Die Wilde 17) bis zu Selbsterntegärten am Stadtrand (wie dem Projekt bauerngarten). Gemeinschaftsgärten haben viele Funktionen. Sie sind Orte sozialen Austauschs und der Umweltbildung. Sie helfen, Ressourcen nachhaltiger zu nutzen. Vor allem aber tragen sie dazu bei, dass vielfältige und kleine Grünräume mit unterschiedlichsten Böden und Pflanzenwelten entstehen. Das fördert die Biodiversität. Für eine große Insektenvielfalt ist es zum Beispiel wichtig, dass ein ganzjähriges Nahrungsangebot durch Blüten und Früchte vorhanden ist. Außerdem stellen viele Gärtnerinnen und Gärtner Insektenhotels oder Brutkästen für Vögel auf und bieten so zusätzliche Rückzugsorte für die Tiere. Nicht zuletzt geht es beim Gärtnern um gute Erde und Böden. Ein reichhaltiges Vorkommen an Kleinstlebewesen wie Bakterien oder Würmern verspricht nicht nur reiche Ernte. Es ist auch ein Teil von Biodiversität. Viele, die in Berlin gärtnern, haben sich der Pflege alter Kultursorten verschrieben – und erhalten so die genetische Vielfalt. Ein Beispiel ist der Gemeinschaftsgarten himmelbeet im Stadtteil Wedding. In seinen Hochbeeten wird unter anderem die Speiserübe ‚Teltower Rübchen‘ oder die Gurke ‚Berliner Aal‘ angebaut. Außerdem wachsen hier Cosmea, Borretsch und Ringelblume. Das sind typische Kultursorten alter Bauerngärten, deren Blüten auch Wildbienen, Schmetterlingen & Co. reichlich Nahrung bieten. Berlin will das Grün und das gemeinsame Gärtnern in der Stadt ausbauen und unterstützt deshalb seit 2019 insbesondere das gesellschaftliche Engagement in Gemeinschaftsgärten. Das Berliner Gemeinschaftsgarten-Programm ist in Arbeit. Es wird mit den Aktiven aus den Gemeinschaftsgärten entwickelt. Die Plattform Produktives Stadtgrün bündelt das Wissen zu Beteiligten und Orten, liefert wertvolle Informationen und vereinfacht den Austausch. Interessierte finden dort eine Karte, die zeigt, welche Gemeinschaftsgärten es gibt, und welcher in ihrer Nähe liegt. Plattform Produktives Stadtgrün

Gebietsheimische Pflanzen

“‘ne echte Berliner Pflanze” – so wird im Volksmund gern eine echte Berlinerin oder ein echter Berliner genannt. Es sei dahingestellt, wie das genau definiert wird, aber auf jeden Fall hat die Herkunft etwas damit zu tun. Vielleicht geht der Ausspruch ja zurück auf die Frage nach gebietseigenen oder gebietsfremden Pflanzen. Dahinter steckt biologisch gesehen die Bestrebung Berlins, die gebietseigene genetische Vielfalt zu erhalten. Denn der industriellen Pflanzen- und Saatgutproduktion fehlt häufig der Bezug zu den regionalen Bedingungen. Die gebietseigene genetische Vielfalt kann dadurch verloren gehen. In der Folge droht die Verdrängung heimischer Arten. Schon der Erhalt und die weitere Ausbreitung von regionaltypischen Arten tragen zur Stärkung der genetischen Vielfalt und zur Förderung spezifischer Lebensräume bei. Während der Streit darüber, wer nun als echte Berliner Pflanze durchgeht, zum Glück für immer ungeklärt bleiben wird, ist das bei den Pflanzen ganz klar geregelt. Deutschlands einheimische Arten sind solche, die ohne menschliche Hilfe eingewandert oder hier entstanden sind. Innerhalb dieser wird zwischen “gebietseigenen” und “gebietsfremden” Pflanzen unterschieden. “Gebietseigen” sind nun solche, die aus Populationen einheimischer Sippen eines bestimmten Naturraums stammen. Sie haben sich in diesem über einen langen Zeitraum in vielfachen Generationenfolgen vermehrt. Deshalb unterscheiden sie sich genetisch von Populationen der gleichen Art aus anderen Naturräumen in Deutschland. Und deshalb kann man auch scherzhaft sagen, dass der Nordosten Berlins, der Teil der auf der Hochfläche des Barnim liegt, zur Uckermark gehört. Denn das Land Berlin gehört in Bezug auf die krautigen Pflanzen zu den Vorkommensgebieten “Ostdeutsches Tiefland” (Nr. 4) und “Uckermark mit Odertal” (Nr. 22). Für Berlin heißt das: Nur Pflanzen aus diesen Vorkommensgebieten zählen als “gebietseigen”. Insgesamt gibt es für die krautigen Pflanzen in Deutschland 22 dieser Vorkommensgebiete bzw. Herkunftsregionen. Bei den Gehölzen gibt es insgesamt nur sechs Vorkommensgebiete in Deutschland. Hier zählt Berlin zum “Mittel- und Ostdeutschen Tief- und Hügelland” (Nr. 2). Warum ist es von Bedeutung, diese Unterscheidung zu treffen, wo doch gebietsfremde und gebietseigene Arten ganz ähnlich aussehen? Der wichtige Unterschied liegt in der evolutionären Anpassung an die besonderen Bedingungen eines Naturraums. Die Arten unterscheiden sich deshalb auch genetisch. Gebietseigene Pflanzen weisen andere Merkmale und Reaktionsmuster auf als gebietsfremde Pflanzen derselben Art. Sie sind besser an die regionalen Bedingungen angepasst. Gebietseigene Pflanzen sind deshalb eine wesentliche Grundlage für die biologische Vielfalt. Gemeinsam sind wir stark: Pflanzen und Tiere: Gebietseigene Pflanzen und die Tiere, die sie bestäuben oder als Nahrungsquelle nutzen, haben sich nach der letzten Eiszeit über tausende von Jahren gemeinsam entwickelt. Bei dieser Koevolution sind gegenseitige Abhängigkeiten und Anpassungen entstanden, auf die beide Seiten zum Teil angewiesen sind. Diese sehr lange gemeinsame Entwicklung von Pflanzen und Tieren ist deshalb der Schlüssel für die biologische Vielfalt in den jeweiligen Vorkommensgebieten bzw. Naturräumen. Besseres Anwachsen Aufgrund ihrer Anpassung an die regionalen Umweltbedingungen wachsen gebietseigene Pflanzen meist besser an. Außerdem sind sie oft kräftiger. Selbst wenn der Anschaffungspreis bisweilen höher ist: Es rechnet sich. Größere Anpassungsfähigkeit Gebietseigene Pflanzen verfügen oft über eine hohe genetische Variabilität. Die Pflanzen können flexibel auf natürliche oder vom Menschen verursachte Umweltveränderungen – wie z. B. den Klimawandel – reagieren. Die genetische Vielfalt erhöht die Überlebenschancen der Arten. Bessere Umweltbilanz Durch die Vor-Ort-Gewinnung von Pflanzmaterial und die Anzucht in regionalen Betrieben werden Transportwege verringert und damit die Umweltbilanz verbessert. Im Frühjahr 2015 wurde für die IGA Berlin 2017 mit der Anlage von großen Wiesenflächen unter Verwendung von gebietseigenem Saatgut begonnen. Es handelt sich um das “Wiesenmeer” im südlichen Teil der Gärten der Welt. Die Auswahl der Saatgutmischungen wurde eng mit dem “Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten” abgestimmt. Auch die Struktur der Böden musste für die jeweilige Wiesenart entsprechend vorbereitet und angepasst werden. Um die Vielfalt der Möglichkeiten zu zeigen, wurden drei verschiedene Gras- und Kräutermischungen für das “Wiesenmeer” verwendet: Frischwiese (u. a. mit Wiesen-Glockenblume und Fettwiesen-Margerite) Trockenrasen (u. a. mit Silber-Fingerkraut und Heide-Nelke) Kalk-Trockenwiese (u. a. mit Skabiosen-Flockenblume und Wiesen-Salbei) Die Pflege des “Wiesenmeers” erfolgt auch an den jeweiligen Wiesentyp angepasst. So werden die Frischwiese zweimal, der Trockenrasen und die Kalk-Trockenwiese zunächst sogar nur einmal im Jahr gemäht. Breiten sich hier Hochstaudenfluren zu stark aus, muss aber auch hier ein zweiter Mahdgang durchgeführt werden damit die Trockenrasenarten nicht verdrängt werden. Zur Förderung der biologischen Vielfalt ist zudem vorgesehen, Teilflächen wechselnd ungemäht zu belassen. Säen und seien Sie doch auch eine Berliner Pflanze! Wer im eigenen Garten “‘ne echte Berliner Pflanze” ansiedeln möchte, sollte nicht zur Standard-Rasen- oder gängigen Wiesenmischung greifen. In Deutschland sind Produzenten regionalen Saatguts an zwei Zertifikaten erkennbar: “VWW-Regiosaaten” und “Regiozert”. Wenn auch Sie die “Berliner Pflanzen” in Ihrem eigenen Garten fördern wollen, finden Sie ausführliche Informationen zu diesem Thema in der Broschüre “Pflanzen für Berlin”

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